16. Tag 17. Mai 2022 Barrien (Syke) – Wildeshausen

Aus dem angesagten Gewitter ist zum Leidwesen der Einheimischen nichts geworden. Die paar Tropfen Regen machen nicht einmal den Gehsteig feucht.

Nach einem herzhaften Frühstück in der benachbarten Bäckerei mache ich mich auf den Weg. Mir kommen Scharen von Schülerinnen und Schülern mit dem Rad entgegen. Der Bus zum Schulzentrum Syke scheint fast leer zu sein.

Die Kirche von Barrien wurde aus Feldstein, Kalkstein und Ziegeln errichtet. Die ältesten Bauteile gehen auf das 12. Jhdt. zurück. Leider ist sie verschlossen. Vor der Kirche gibt es eine nette Information zu Jakobsweg in verschiedenen Sprachen.

St. Bartholomäus – Kirche
Jakobsweg – Info

Im Ort steht auch eine Mühle mit riesigen Mühlrad aus Metall. Die Mühle wird schon 1345 erwähnt und war bis 1971 in Betrieb.

Mühle

Im Nachbarort Gessel steht dieses Gebäude.

Wohnhaus

Dann komme ich zu einem „richtigen“ Berg. Der „Hohe Berg“ hatte immer schon eine strategische Bedeutung. Im Kalten Krieg betrieben Amerikaner und Deutsche hier Bunker und Raketenabwehreinrichtungen. Heute können Besucher vom Turm bis 35 km in die Ferne sehen. Mit Turm ist der Berg 75 m hoch

Am Hohen Berg
Aussichtswarte
Blick nach Norden (Bremen)
Blick nach Süden

Wieder geht es in die weite Landschaft. Sie erscheint mir aber schon mehr gegliedert.

Weg bei Sörhausen
Buchen auf einem Bauernhof

Bei Gräflinghausen wird in einer riesigen Grube Sand abgebaut.

Sandgrube

Die Azaleen stehen gerade in Hochblüte. Manche Gärten versinken in der Blütenpracht.

Azaleen
Azaleen
Azaleen

Die beste Zeit dieses Hotels bei Dünsen ist auch schon vorbei.

Hotel

In Harpstedt steht auch eine alte Mühle, die heute ein Gastronomiebetrieb ist. Auf der anderen Straßenseite befindet sich, vom ehemaligen Burggraben umgeben, der Amtshof (um 1740).

Wassermühle
Amtshof

Die evang. luth. Christuskirche stammt aus dem Barock.

Altar
Innenansicht

Hier stehen noch Reste einer Windmühle.

Windmühle

Am Nachmittag strebe ich Wildeshausen zu. Ein paar „Nebenstrecken“ werden mit GPS leicht ausgeglichen.

Richtung Wildeshausen
Wildeshausen

Hier treffe ich nach vielen Jahren meinen ehemaligen Sportkollegen Rainer, der zufällig in der Gegend ist. Wir verabreden uns nach etwa 35 Jahren, oder sind es schon 40, zu einem Bier. Der Abend wird lang, gibt es doch so viele Erfahrungen auszutauschen.

Ich übernachte im Hotel Fillerberger Hof.

Fillerberger Hof
Fillerberger Hof

Tagesstrecke: 34,4 km; ↑ 105 m; ↓ 109 m

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15. Tag 16. Mai 2022 Bremen – Barrien (Syke)

Gestern Abend war ich schon einigermaßen müde. Nach den 33 km sind noch 3,5 km bei einem Stadtrundgang dazugekommen. Mein Quartier hat nichts zu wünschen übriggelassen, außer einer festeren Matratze.

Ich möchte noch ein paar Highlights vom gestrigen Stadtspaziergang präsentieren. Dafür, dass Werder Bremen wieder in die oberste Bundesliga aufsteigt, ist im Zentrum wenig los. Aber die Fans haben schon im Stadion abgefeiert.

Gleich zu Beginn der Fußgängerzone begegne ich dem Schweinehirten mit seinen Anvertrauten. Er steht für die Sögestraße (im Mittelalter Soghestrate), die Schweinestraße.

Das Rathaus, ursprünglich um 1400 errichtet, wurde in der Spätrenaissance umgebaut.

Altes Rathaus
Altes Rathaus

An der Westseite des Alten Rathauses stehen die berühmten „Bremer Stadtmusikanten“ nach den Gebrüdern Grimm. Ich wollte mich noch drauf stellen, aber sie meinten, ein alter Esel reiche.

Bremer Stadtmusikanten

Bremer Stadtmusikanten

Der „Bremer Roland“ steht seit 1404 hier auf dem Marktplatz. Die Figur ist fast 5,5 m hoch und ist das Stadtsymbol für Bremen.

Bremer Roland

Leider sind am Sonntag Nachmittag die beiden großen Kirchen geschlossen. Der St. Petri – Dom wurde im 11. Jhdt. im romanischen Stil errichtet und im 13. Jhdt. im gotischen Stil umgebaut.

St. Petri – Dom

Vom Marktplatz zweigt eine kleine Gasse zu Weser hin ab. Die Böttcherstraße und ihre Gebäude sind ein seltenes Beispiel für die Architektur des Expressionismus. Heute sind dort noble Geschäfte, Galerien und Restaurants. Hier war ursprünglich die Zentrale von Kaffee HAG.

Böttcherstraße
Böttcherstraße

Am Kai der Weser liegen zwei Segelschiffe, wohl als Symbol für die einstige Bedeutung der Stadt für den Seehandel.

Alexander von Humboldt

Der Schnoor, auch Schnoorviertel, hat seinen Namen vom niederländischen Wort für Schnur, Seil. In diesem ältesten Viertel waren die Seiler zu Hause.

Schnoor
Schnoor
Schnoor

Nach dem kurzen Rückblick möcht ich noch die heutige Tagestour vorstellen.

Zuerst überquere ich die Weser über die Wilhelm Kaisen – Brücke, benannt nach einem erfolgreichen Bürgermeister der Stadt (1945 – 1965).

Blick nach Westen
Blick nach  Osten mit Wasserturm

Lange gehe ich entlang des Werdersees, eines Nebengewässers der Weser. Der See wurde künstlich angelegt.

Werdersee
Werdersee
Werdersee

Am Jachthafen des Wassersportvereins „Hanse-Kogge“ wird man auf der Suche nach Oligarchen-jachten nicht fündig.

Jachthafen mit Kran

Dann geht es wieder in das weite, flache Land.

Äcker
Durch eine Eichenallee

Auch die Jungkühe machen Mittagspause.

Rinder

In Kirchwehye gibt es gleich zwei einfach zugängliche Stempelstellen.

Stempelstelle

Ich bin heute bis Barrien gegangen, wo ich eine preiswerte Unterkunft in der Pension der Familie Mönch gefunden habe. Frühstück gibt es keines im Haus, aber die Bäckerei ist direkt auf der anderen Straßenseite.

Gästezimmer Mönch
Gästezimmer Mönch

Tagesstrecke: 25,9 km; ↑ 53 m; ↓ 44 m

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14. Tag 15. Mai 2022 Ottersted – Bremen

Die Nacht ist ruhig. Ich kann auf dem Notbett einigermaßen schlafen. Schon vor 8 Uhr sperrt der Gemeinschaftsladen um die Ecke auf. Dort gibt es ofenfrisches Gebäck und alle Lebensmittel aus der Region. Er wurde durch die Gemeinde und ihre Bewohner initiiert und bietet so auch Arbeitsplätze vor Ort.

Gemeinschaftsladen

Es ist strahlend blau, windstill und die Sonne hat schon Kraft. Im Gegensatz zu den letzten Tagen gehe ich nur mit T-Shirt los.

Hartriegel

Heute wird wieder ein Tag der langen Geraden. Einige der Wege sind nur geschottert, die meisten aber asphaltiert.

Ich komme an die Wümme, die der Landschaft ihren Namen gibt, und sich mehrfach verzweigt. Etwa 200 m vor diesem Punkt hat sich vom Nordarm der Mittelarm abgetrennt. Alle Teile enden in einem großen Feuchtgebiet, der Wümme-Niederung, aus der dann eine Wümme wieder herausfließt. Der Höhenunterschied beträgt gerade 5 m.

Am Rande der Siedlungen stehen oft hohe Eichen. Die wenigen Dörfer ziehen sich über mehrere Kilometer.

Eiche
Fuschhude

In Fischhude setze ich mich in einen Gasthof auf einen Espresso. Hier wird ja meist Kaffee getrunken, mit Betonung auf dem „A“.

Gasthof und Hotel in Fischhude

In Fischhude haben sich viele Kunstschaffende angesiedelt. Für mich eine Mischung aus Kuhdunggeruch und Galerie. Auch die Bildhauerin und Malerin Clara Rilke-Westhoff, die mit dem Dichter Rainer Maria Rilke Rilke verheiratet war, lebte hier bis zu ihrem Tod 1954. Heute ist ihr Haus ein Museum mit Cafe.

Rilke-Haus

Seit durch COVID größere Veranstaltungen wie ein Flohmarkt nicht möglich sind, gibt es hier einmal im Jahr einen Hausflohmarkt, wo jeder seine Schätze zum Kauf anbieten kann. So stehen im ganzen Dorf Verkaufstische.

Flohmarkt

Die Wümmewiesen werden hier noch landwirtschaftlich genutzt.

Wümme-Wiesen

Lange, gerade Wege führen durch die Landschaft. Es gibt kaum motorisierten Verkehr, wenn man von den vielen E-Bikes absieht. Vielen Radfahrern merkt man an, dass sie nur am Sonntag mit dem Rad unterwegs sind. So wackeln sie daher.

Wümme – Niederung
Auf Feldwegen ist nur der Radweg asphaltiert

In der Wümmeniederung ist ein großes Naturschutzgebiet ausgewiesen. Für viele Bereiche gilt sogar ein Betretungsverbot zum Schutz der Vögel.

Graureiher (Ardea cinerea L.)
Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus L.)

Bei Kuhsiel hat gibt es durch die Gezeiten gerade Niedrigwasser. In den umliegenden Gewässern wird der Wasserstand durch Sperrwerke reguliert.

Niedrigwasser in der Wümme
Kuhgraben

Der Weg wird durch eine Großbaustelle unterbrochen. Ich komme durch die Umleitung durch den Campus der UNI Bremen.

Baustelle am Kuhgraben
UNI Bremen

Dort steht auch der Fallturm Bremen, ein 146 m hohes Bauwerk, in dessen Inneren sich eine 120 m hohe evakuierte Kammer befindet. Dort können Experimente zur Schwerelosigkeit durchgeführt werden.

Fallturm

Am Rande des Uni-Campus steht das UNIVERSUM, ein naturwissenschaftliches Experimentalmuseum.

UNIVERSUM
UNIVERSUM

Durch eine riesige Parkanlage, dem Bürgerpark, komme ich zum 5* – Parkhotel Bremen, das zu den weltbesten Hotels zählt. Mein Neffe N. hat hier sein Praktikum absolviert.

Parkhotel Bremen
Parkhotel Bremen
So werden hier die Wege gepflegt

Ich marschiere geradewegs durch den Hauptbahnhof Bremen.

Hauptbahnhof Bremen
Hauptbahnhof Bremen

Jetzt ist es nicht mehr weit zu meinem Quartier, dem Achat Hotel.

Achat-Hotel
Achat-Hotel

Hier möchte ich mit meinem heutigen Bericht enden und einen kleinen Bremen-Rundgang morgen beschreiben.

Tagesstrecke: 33, km; ↑ 30 m; ↓ 43 m und 3,5 km Stadtrundgang

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13. Tag 14. Mai 2022 Zeven – Ottersted

Ich habe auf der Matratze herrlich geschlafen, nur beim Hochkommen in der Früh tut sich der Altpilger schon etwas schwerer.

Das Frühstück nehme ich in einer Bäckerei ein, die gleich um die Ecke ist, und dann starte ich wie gewohnt los.

Störche habe ich auf dem „Gasthof Adebar“ in Oldendorf keine gesehen, aber vielleicht kommen die später in Einsatz; es gibt dort auch Hochzeitstafeln.

Gasthof Adebar
Gasthof Adebar

Dann geht es wieder in den grünen Tunnel. Links und rechts sind immer wieder Naturschutzgebiete, die die Feuchtflächen schützen sollen. Der Rest wird landwirtschaftlich genutzt.

Ruhige Waldwege
Landschaft mit Reh

Mitten im Wald stoße ich auf die Gleise einer Feldbahn. Da die Gegend sehr sumpfig ist, tippe ich auf Torfabbau. Ich folge so begeistert den Gleisen neben dem Weg, dass ich die nächste Abzweigung verpasse. Macht nichts! Ich komme so zum Ausgangspunkt der Bahn, wo auch eine Verarbeitung und Abfüllstation für Torf steht.

Feldbahn für den Torftransport
Feldbahn
Torfaufbereitung

Durch meinen Umweg komme ich auch bei Steinfeld an einem raren Großsteingrab aus der späten Trichterbecherkultur (um etwa 2500- 2000 v. Chr.) vorbei.

Großsteingrab
Großsteingrab

An der Landschaft ändert sich nicht viel: flach, Felder, Wiesen, Wälder.

Die Dörfer sind recht klein. Die Häuser haben einen relativ großen Abstand zueinander. Einige fallen durch ihr Alter besonders auf.

Dieses Niederdeutsche Hallenwohnhaus von 1834 wurde in den 1990ern wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Es sei einer der seltenen Fälle, wo so etwas geschieht.

Niederdeutsches Hallenwohnhaus in Steinfeld
Hallenwohnhaus in Winkeldorf
Hallenwohnhaus in Otterstedt

Ein Glockenstuhl gibt der Gasse den Namen; Glockenstuhl – Straße.

Glockenstuhl
Kleine Kunst am Straßenrand

Lange Zeit wurde die Knicks (Hecken) entfernt, um größere Betriebsflächen zu schaffen. Jetzt stehen sie in manchen Bundesländern unter Schutz. Hier finde ich Beispiele, wo sie neu angelegt werden, weil sie doch den Wind stark abhalten können.

Neue Knickanlage
Knickanlage – ein paar Jahre älter

Es ist Mai: die Maikäfer sind da! Einer wollte sich unbedingt von mit fotografieren lassen.

Feldmaikäfer (Melolontha melolontha FABRICIUS)

Diese Straße sorgt für gelassen Fahrgeschwindigkeit

Bruchsteinpflasterung

Am Pastorensee oder Otterstedter See speise ich zu Mittag. Die edle Bestuhlung passt zum Essen. Zum Essen: für Spargel werden hier überall Wucherpreise verlangt. Eine 250g – Portion kostet 21Euro. Dazu kommt noch ein Zuschlag von 2,50 Euro für die Sauce Hollandaise oder andere Ergänzungen.

Pastorensee
Stuhl
Steak mit Bratkartoffel und gemischtem Salat und isotonischem Aufbaugetränk

In Otterstedt kann ich wieder eine Kirche besichtigen. Wahrscheinlich ist sie nur deshalb offen, weil sich vor dem Eingang eine Labestation des Bremer Radmarathons befindet.

Evang. luth. Kirche Otterstedt
Evang. luth. Kirche Otterstedt
Evang. luth. Kirche Otterstedt

Auch heute finde ich wieder in einem kirchlichem Gemeindezentrum Asyl. Es gibt im näheren Umkreis keine Unterkünfte. Diesmal bin ich Gast der evangelischen Kirchengemeinde von Otterstedt. Ich werde von einer sehr netten Dame empfangen, die mit viel Freude die Pilger betreut.

Gemeindehaus
Unterkunft

Tagesstrecke: 26,0 km; ↑ 72 m; ↓ 86 m

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12. Tag 13. Mai 2022 Harsefeld – Zeven

Heute komme ich schon recht zeitig auf den Weg. Werner, mein Herbergsgeber, bereitet ein umfassendes Frühstück, das für zwei gereicht hätte. Besonders gut sind seine selbst gebackenen Weckerln.

Am Ortsrand von Harsefeld

Ich gehe durch einen Wald, als von hinten Werner mit dem Fahrrad angezischt kommt und mir noch ein paar Quartierinformationen nachbringt. Ein großes Dankeschön!

Ich bin seit heute auf der Via Baltica unterwegs, die von Swenemünde bis Bremen verläuft. Eine andere Art der Pilgerwegmarkierung gibt es in der Region.

Pilgerwegmarkierung
Stein für Kokerbiki

Der Stein in Kakerbeck trägt den alten Namen des Ortes, der schon 970 erwähnt wird.

Neben dem Gelb der Rapsfelder sticht jetzt auch das Gelb des Ginsters aus der Landschaft hervor.

Ginster

Ich befinde mich hier auf einen „Steinestraße“. Für jeder Anlass und jeden Zeck wird hier ein Stein benannt.

Dieser Wegabschnitt wurde schon in vorchristlicher Zeit als Handels- und Reiseweg benutzt. Im Mittelalter zogen die Pilger aus Skandinavien hier durch auf dem Weg nach Rom, Santiago und Jerusalem. Im Dreißigjährigen Krieg war diese Heerstraße ein wichtiger Transportweg. Auch Napoleon nutzte den breiten und flachen Weg, der keine Steigungen aufweist, zum Transport der Truppen und der Waffen. Nach dem Napoleonfeldzug verfiel die Bedeutung des Weges zusehends.

Jakobsweg in Sütterlin oder Kurrent?
Stein für die Reformation
Gedenken an notgelandete Flieger
Auch Napoleon ist auf diesem Weg da vorbeigekommen.

Ein Storch am Wasser lässt sich durch mich nicht stören.

In Heeslingen hat ein Geschäftsmann seine Sammlerstücke in Glaskontainern toll zur Schau gestellt.

Hanomag- Traktore

Kurz vor Zeven finde ich dieses Hinweisschild. Klingt doch ermutigend.

Nach Santiago 2009 km

Ein parkähnlicher Wald, der von der Aue-Mehde durchstömt wird, führt mich ins Ortszentrum. Vorerst geht es am Naturbad vorbei.

Aue-Mehde
Naturbad Zeven

Plötzlich steht die St. Viti – Kirche von Zeven vor mir. 1231 wurden Reliquien des Heiligen Vitus vom Kloster Corvey nach Zeven überführt. Dadurch wurde Zeven zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.

St. Viti – Kirche
St. Viti – Kirche
St. Viti – Kirche

Carl-Friedrich Gauß, der deutsche Gelehrte, hat von diesem Kirchturm aus seine Triangulationsversuche (zur Vermessung der Welt) gemacht. Ihm sind mehrere Skulpturen in der Stadt gewidmet.

Die Fluchtstäbe in einem Granitblock
Gauß-Brunnen

Das Königin Christinen-Haus ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Der Name des Hauses bezieht sich auf die schwedische Königin Christine (1626–1689), die damalige Landesherrin. Sie soll hier genächtigt haben.

Königin Christinen-Haus
Königin Christine

Mein Quartier beziehe ich heute im Gemeindesaal der Kath. Pfarre Christkönig. Die anderen Unterkünfte in der Stadt waren nicht verfügbar. Das Quartier liegt etwas außerhalb des Zentrums in einem Wohnviertel.

Kirche Christkönig
Pilgerlager

Tagesstrecke: 27,4 km; ↑ 4 m; ↓ 35 m und Stadtbesichtigung 4,5 km.

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11. Tag 12. Mai 2022 Stade – Harsefeld

Die Nacht in der Jugendherberge war ganz ruhig. Die Kids in den Nebenzimmern sind gleich weggebrochen und außerdem: es sind ja nicht meine. Auch beim Frühstück haben sie sich ruhig in einer Reihe angestellt. Da können sich viele Erwachsene ein Beispiel an diesen 12-Jährigen nehmen.

Mein Weg führt mich an der Schwinge entlang, wo eine alte Windmühle aufgebaut ist.

Windmühle

Die Häuser sind teilweise älter, als sie auf den ersten Blick aussehen.

1773 das erste Mal und 1924 das zweite Mal nach einem Brand errichtet
Anno 1878

In den Folientunnels werden Himbeeren gezogen.

Himbeerzucht
Himbeerzucht

Mühlenbesitzer zu sein, dürfte ein gutes Geschäft gewesen sein.

Hagenermühle

Ja, früher ist man mit der halben Wegbreite ausgekommen. Die war dafür ordentlich gepflastert, was mir als Wanderer aber nicht sehr entgegen kommt.

Auf diesem Abschnitt habe ich meinen 9000. Weitwander- oder Pilgerkilometer zurückgelegt. (Wahrscheinlich war es ohnehin viel früher, weil ich sicher nicht alle erfasst habe.)

Eine ewig lange Gerade, fast 5 km

Hoffentlich ist Nomen nicht Omen

Ortstafel von Hagel

Diese Markierungssteine kann nicht so leicht jemand entfernen.

Am Jakobsweg
Am Jakobsweg

Die riesigen Azaleensträucher scheinen von einer ehemaligen Zucht übriggeblieben zu sein

Azaleen

Die Spargelernte aus der Folienkultur ist voll im Gange. Die Normalkulturen müssen noch warten.

Die Maschine hebt die Folie, damit die Ernter an die Spargelstangen kommen und legt sie dahinter wieder auf die Erde zurück.

Immer wieder durchschneidet der Weg größere Moorflächen wie das Frankenmoor.

Durch das Frankenmoor
Naturschutzgebiet bei der Walkmühle

Die Rapsfelder stehen in voller Blüte

Rapsfelder

In dieser Region wird in großer Tiefe (1200 – 1800 m) Salz durch Auslaugung gewonnen. Daher sind viele Tiefenbohrungen und Pumpanlagen eingerichtet. Die Sole wird in Stade weiter verarbeitet.

Ein altes Gasthaus an der Hauptstraße bei Ohrensen.

Krögers Gasthof

Ich komme nach Harsefeld und nähere mich durch den Klosterpark dem Zentrum.

Klosterpark in Harsefeld
Graureiher

Leider ist die Kirche ist am Nachmittag nicht geöffnet. Die Reste des alten Klosters kann man noch sehen. Die Grafen von Harsefeld haben Stade gegründet.

Klosterruinen

Ich gehe über den Hauptplatz weiter. Hier ist die Eisdiele „Dante“, von der mir bislang alle vorgeschwärmt haben. Dort gibt es nicht nur Eis!

Am Hauptplatz, links wäre die Eisdiele
Die Versprechen haben gehalten!

Ich suche mein Quartier auf, das etwas außerhalb des Zentrums liegt und werde herzlich aufgenommen: Bed&Breakfast bei Werner Klintworth.

Bed&Breakfast bei Werner Klintworth
Bed&Breakfast bei Werner Klintworth

Tagesstrecke: 26,3 km; ↑ 72 m; ↓ 59 m

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10. Tag 11. Mai 2022 Drochtersen – Stade

Gestern haben wir getratscht und getratscht und dann war es spät. Heute in der Früh habe ich dann den Blog aus technischen Gründen nicht absetzen können. In der Früh habe ich mit Fam. Preil gefrühstückt und bin etwas später auf den Weg gegangen, wissend, dass es bis Stade nicht so weit ist.

Vom Altdeich hat man immer wieder einen guten Überblick auf die Marschlandschaft zwischen altem und neuem Deich. Der neue Deich ist näher an der Elbe und wesentlich höher.

Marschlandschaft
Am Altdeich dahin…

Das Leben hinter den Deichen ist auch bisweilen gefährlich. Hier bei Assel hat die Elbe die Dämme mehrfach durchbrochen und schwere Überflutungen verursacht.

Hinter dem Deich
Pegelstandsanzeiger:  6,45 m am 3. Jänner 1976; 5,78 m am 17. Februar 1962; Deichhöhe: 5,50 m
Museum in Assel

An einem umgefallenen Baumstamm finde ich diesen gelben Pilz, vermutlich ein Schwefelporling.

Gemeiner Schwefelporling (Laetiporus sulphureus
(Bull.: Fr.) Murrill)

Ein sehr hoher Turm in dieser flachen Landschaft fällt natürlich auf. Ein Nachbarin klärt mich auf, dass es sich um einen Bleischrotturm handelt. Man lässt flüssiges Blei in kleinen Tropfen im Inneren herunterfallen, damit sie ideale Kugeln werden. Unten fallen sie in ein Wasserbad, das sie endgültig abkühlt.

Schrotturm bei Barnkrug
Bökerschapp – Tuusch mi

Die Festung Grauerort ist ein Fort bei Abbenfleth in der Nähe von Stade. Es wurde in den Jahren 1868 bis 1873 mit Unterbrechungen von Preußen an der Elbe zum Schutz vor feindlichen Schiffen auf der Elbe angelegt. Hier waren je fünf moderne Hinterlader-Rücklaufgeschütze des Kalibers 28 cm aufgestellt. Sie kamen nie zum Einsatz.

Festung Grauerort
Festung Grauerort

Nun heißt es Abschied nehmen von der Elbe, die mich ein kurzes Stück des Weges begleitet hat.

Elbe

Ich komme nach Stade, wo ich mich gleich meines Rucksackes und meiner Stöcke in der Jugendherberge entledige. Ohne unnötige Last gehe ich in die Altstadt, wo ich mich mit Sigrid Strüber treffe. Wir tauschen seit längerem Informationen via Internet über Pilgerwege aus und treffen uns heute zum ersten Mal. Sie kennt ihre Wahlheimat bestens und ist eine exzellente Führerin.

Die Hansestadt Stade im Relief

Auf unserem Rundgang kommen wir zum Johanniskloster, wo eine Statue an den Chronisten und Abt Albert von Stade (1187 – 1264) erinnert. Er hat auch eine detaillierte Beschreibung seines Weges nach Rom verfasst.

Sigrid, der Abt und ich

Überall in der Stadt sind schöne, gepflegte Häuser zu finden, deren Geschichte interessant ist.

Am Fischmarkt
Knechthausen, seit Ende des 15. Jahrhunderts Gildehaus der Brauereiknechte, jetzt historische Gaststätte
   Bürgermeister-Hintze-Haus, am Wasser West
Haus in der Bäckerstraße

Die Kirche Ss. Cosmae et Damiani ist eine der Hauptkirchen der Stadt und wird meist nur Cosmaekirche oder St. Cosmae genannt.

St. Cosmae
St. Cosmae – Hauptaltar
St. Gertrud – Altar im Seitenschiff
  Die große Orgel, gebaut in den Jahren 1668 bis 1673, ist ein Werk von Berendt Hus und seinem Neffen Arp Schnitger.

Zu schnell geht dieser informative und nette Nachmittag zu Ende. Ich lerne viele Ecken kennen, die ich ohne Sigrid nie gefunden hätte.

Am Abend stärke ich mich mit lokalen Spezialitäten.

Brathering, Matjes, Krabben und Bratkartoffeln

Tagesstrecke: 26,4 km; ↑ 65 m; ↓ 64 m inkl. 6,4 km Stadtrundgang

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9. Tag 10. Mai 2022 Glückstadt – Drochtersen

Das Wetter ist wieder gut zum Wandern. Durch die Königsstraße gehe ich wieder zum Elbedeich, wo ich mir den Weg durch die dösenden Schafe bahnen muss.

Auf dem Elbedamm

Von der Ferne sehe ich die Fährstation, wo die vier Fährschiffe ununterbrochen hin- und herfahren. Die Schlange der wartenden Fahrzeuge ist nicht so groß wie gestern.

Fährhafen
Fährschiff

Kaum angekommen kann ich schon an Bord gehen. Für Fußgänger gibt es keine Wartezeit.

Entladung der Fähre
Beladung

Das Wasser und der Wind sind ganz ruhig, und so schaukeln wir quer über die Elbe zum Fährhafen von Wischhafen, der auch ein Stück außerhalb des Ortes liegt. Die Fahrtdauer beträgt etwa 35 Minuten für rund 6 km und ist abhängig vom Hauptschiffsverkehr auf der Elbe.

Auf der Elbe
Ankunft in Wischhafen
Fährmann in Wischhafen

Ein Stück muss ich jetzt entlang der Straße wandern, aber es gibt einen breiten Fuß/Radweg.

Wischhafen

Ein alter Getreidespeicher ist zu einem Museum für Binnenschifffahrt konvertiert. Leider, wie erwartet, geschlossen.

Schifffahrtsmuseum

Der weitere Weg führt über die Deiche im Hinterland. Sie sind nicht immer leicht begehbar, weil ihre Krone meist sehr uneben und durch die Trockenheit betonhart ist.

Auf dem Deich
Auf dem Deich

Hier sehe ich die ersten Apfelkulturen, die gerade in Vollblüte stehen. Die Region gehört zu den Hauptproduzenten von Äpfeln in Deutschland.

Apfelkultur
Apfelkultur

Bei Dornbusch quert eine gepflasterte Straße meinen Weg. Hier treffen viele Radwege der Elbe-Weser- Region aufeinander. Hier verlasse ich wieder den Europäischen Weitwanderweg E9, dem ich seit Glückstadt gefolgt bin. Er verbindet die Küstenlinie von Estland bis Südportugal.

Im alten Binnenhafen von Dornbusch liegt dieser Kahn im Schlick. Er wird sich wohl nicht mehr von hier fortbewegen können.

Käpt’n Klünder

Ich mache einen kurzen Abstecher zu einer Zugbrücke über einen Fleet.

Zugbrücke
Fleet
Marschland

Der Weißstorch hat von seinem Nest einen guten Überblick. Er steht kurz auf, als ich komme, widmet sich aber rasch wieder seinem Brutgeschäft.

Weißstorch

Viel früher als gerechnet komme ich heute an meinem Ziel in Drochtersen an. Heute bin ich bei Familie Preil zu Gast, die jetzt Pilger privat aufnimmt. Ich durfte der Erste sein, der diese Gastfreundschaft genießen konnte. Der Zufall will es, dass der Hausherr Geburtstag hat, und so komme ich in den Genuss eines besonderen Mittagessens.

Unterkunft
Mittagessen

Tagesstrecke: 14,5 km; ↑ 14 m; ↓ 14 m und 6 km auf der Fähre

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8. Tag 09. Mai 2022 Itzehoe – Glückstadt

Diese Nacht hatte ich himmlische Ruhe. Kein Laut störte meinen Schlaf. Nach einem guten Frühstück in einer Bäckerei mache ich mich auf den Weg.

Inmitten vieler Bauten der 1980er Jahre mit phantasieloser Gestaltung sind auch ein paar historische Häuser zu finden.

Jugendstil norddeutscher Art
Das alte Rathaus
Häuserzeile zur Stör hin

Itzehoe liegt an der Stör und der Stör hat früher auch im Fluss gelebt. Es gibt Bestrebungen, den Fisch hier wieder einheimisch zu machen. Bei den Wassereinläufen auf den Straßen ist das schon gelungen.

Störe auf der Straße

Die Stör ist bis Itzehoe beschiffbar, wird aber kaum kommerziell genutzt. Die Gezeiten sind bis hierher zu beobachten.

Stör bei Itzehoe

Diese Fläche mit Industrieruinen hat den klingenden Namen „Planet Alsen“. Hier stand einst die Portlandzement Alsen, einer der wichtigsten Industriebetriebe der Gegend. Heute werden die Reste der Gebäude durch ein Kunstprojekt belebt.

Planet Alsen

In Neuenkirchen komme ich zu einer schlichten Kirche mit einem eigenständigen Holzturm. Leider, wie meistens, geschlossen.

St. Nicolai – Kirche

Ich beobachte Reetdachdecker beim Ausbessern eines Daches.

Reetdachdecker

Nun führt der Weg auf dem Deich dahin. Es ist nicht leicht, auf dem Grasweg zu gehen, da der Untergrund sehr uneben ist.

Da tun sich die die Jungrinder schon leichter. Ein Bauer bringt sie zum ersten Mal auf die Deichweide und sie springen und toben umher.

Auch Schafherden werden für die Pflege der Deiche eingesetzt.

Am Störsdeich
Holsteiner Rinder
Schafe
Pferdehof
Giebelkreuz

Die Stör zieht weite Schleifen bis zu ihrer Mündung in die Elbe. Vor der Mündung steht ein Sperrwerk, das das Eindringen von Hochwasser aus der Elbe verhindert.

Stör

An der Mündung der Stör in die Elbe steht das stillgelegte Atomkraftwerk Brokdorf. Es war von 1986 bis 2021 in Betrieb.

Störmündung
Kernkraftwerk Brokdorf

Auf dem Weg entlang der Elbe beobachte ich das US – Containerschiff „Hudson Express“ auf dem Weg von Hamburg nach Großbritannien. Es ist 305 m lang und 40 m breit. Da müssen alle anderen Schiffe wie Fähren warten, bis der Koloss vorbei ist.

Hudson Express
Elbe

Hinter dem Deich beginnt Glückstadt. Die Häuser machen keinen armen Eindruck.

Glückstadt hat einen kleinen Binnenhafen, der von Sportbooten verwendet wird.

Glückstadt ist eine „Reißbrettstadt“ und wurde 1617 von Christian IV. (Dänemark und Norwegen) gegründet, um dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol zu bieten. Ihr Zentrum ist sechseckig um den Hauptplatz angelegt.

Auf dem Hauptplatz sind gerade viele Fahrgeschäfte aufgebaut und verhindern einen Überblick über den Platz.

Ringelspiel
Autodrom
Rathaus
Fleet

Die Stadtkirche ist das älteste Gebäude der Stadt, wurde aber immer wieder von Katastrophen heimgesucht.

Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche

Ich nächtige heute in der Pension „Der kleine Muck“.

„Der kleine Muck“
„Der kleine Muck“

Tagesstrecke: 27,1 km; ↑ 9m; ↓ 39 m

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7. Tag 08. Mai 2022 Hohenwestedt – Itzehoe

Eine ruhige Nacht ist sicher anders definiert: Im Restaurant des Hotels und im angrenzenden Garten findet eine Hochzeitsfeier statt. So weit, so schön. Um Mitternacht detoniert die erste Feuerwerksrakete unweit meines Fenster und hebt mich vorerst aus dem Bett. Ich beschließe, mich mit den Gästen darüber zu freuen. Anschließend gibt es eine Lasershow mit Musik im Garten. Dann ziehen sich die Gäste teilweise in den Saal zurück, wo ein Diskjockey bis 6.15 Uhr einen Techno -Titel nach dem anderen auflegt. Die Bässe schaffen es immer wieder, in meinem Zimmer Gegenstände zur Resonanz anzuregen. Zwischendurch will ein Hochzeitsgast durch meine Zimmertür. So hat es sich für mich jedenfalls angehört. Dass ich zwischendurch doch geschlafen habe, führe ich auf die gestrige Tagesetappe zurück.

Das Frühstück ist auf jeden Fall ausgezeichnet.

Der Tag beginnt bei klarem Himmel mit ein paar Wölkchen. Auch heute gibt es keine größeren Orte auf meiner Strecke. Viel Natur und ein paar Dörfer bilden das Programm.

Felder, Knicks und Wälder
Leider oft Asphalt

Dörfer wie Jahrsdorf können auf eine lange Geschichte zurückblicken.

Gedenkstein Jahrsdorf 1149 – 1999

Steine sind geduldig: Man huldige seinem Fürsten….

Deutsch-französischer Krieg

Er lässt sich nicht in seiner wichtigsten Tätigkeit stören: beim Fressen

Schottisches Hochlandrind
Gedenkstein zur Grundzusammenlegung

Die Landschaft wird etwas strukturierter. Es gibt mehr Hügel, hier oft als Berg bezeichnet.

Asphalt statt Schotter
Baumgruppe
Endlich ein schöner Waldweg

Rotkäppchen, Vorsicht! Woher der Name für das Dorf und den angrenzenden Kleinflugplatz kommt, ist nicht gesichert überliefert.

Ich gehe entlang der B77 in Richtung Itzehoe und habe eine lange Steigung auf den höchsten Punkt des Tages: der liegt am Sandberg mit 58 m.

Am Sandberg

Dann geht es hinunter in das Stadtzentrum von Itzehoe. Dort ist „verkaufsoffener Sonntag“ und Landtagswahlen in Schleswig-Holstein. Muttertag ist Nebensache

Reliefkarte, auch für Sehende interessant
Stadtzentrum
Stadtzentrum – Kirche St. Laurtentii
Stadtzentrum – Klosterhof
„theater itzehoe“

Ich habe im „Dithmarscher Hof“ Quartier bezogen.

Dithmarscher Hof
Dithmarscher Hof

Tagesstrecke: 26,4 km; ↑ 77m; ↓ 125 m

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