Wir gaben so ausgiebig geruht wie schon lange nicht mehr. Einerseits waren wir vom Marsch über den Bisamberg und die nachfolgenden Hügel müde, andererseits gab es auch nichts, was wir im Ort unternehmen hätten können.
So sind wir in der Früh recht munter und kommen zeitig zum Frühstück. Danach starten wir unsere neue Tagestour.
Auf dem Weg durch den Ort fallen uns einige renovierte und nicht renovierte Bauten mit Jugendstilmerkmalen auf.
Die Obstgärten und Felder zeigen bereits reife Früchte, die auf die Ernte warten.
Die Luisenmühle am Rußbach zeigt sich sehr herrschaftlich. Das Gebäude wurde Mitte des 17.Jahrhunderts erbaut, besonders markant ist der „Zwiebelturm“. Es ist in Privatbesitz.
Eine Rehgeiß schaut interssiert zu uns Wanderern, ehe sie sich in den Wald zurückzieht.
Leider haben wir nun einige Kilometer auf Asphalt zurückzulegen. Wir werden aber durch das „Schönste Blumendorf Europas“ belohnt. Es gibt im Zentrum zwar keinen Internetempfang, ja nicht einmal einen Mobiltelefonempfang, aber nett ist es.
Wir setzen unsere Wanderung weiter auf der Straße fort und dürfen nach einem Kilometer in den Wald abbiegen. Vorher haben wir noch eine schöne Aussicht in die Hügellandschaft.
Als wir in Großrußbach ankommen, beginnt es zu nieseln. Wir besuchen die gotische Pfarrkirche, die aus dem 14. Und 15. Jhdt. stammt, ihre Inneneinrichtung ist der Neugotik von 1908 zuzuordnen.
Das Schloss Großrußbach entstand durch Erweiterung des Pfarrhofes aus dem 15. und 16. Jhdt um Seitenflügel im Jahr 1739. Heute befindet sich hier ein Bildungshaus der Erzdiözese Wien.
Hier treffen wir auf mehrere Pilgerwege: auf den Weinviertler Jakobsweg, auf den Internationalen Pilgerweg 126 „Via Slavorum“ von Krakau nach Rom und den „Klemens Maria Hofbauer-Pilgerweg“.
Leider fängt es leicht zu regnen an, wir brauchen die Regenbekleidung aber nur kurz.
Auf den nächsten Kilometern werden richtige Pilgererinnerungen wach, erinnert die Landschaft im Kleinen an den Camino durch die Meseta im Frühjahr.
Die Kürbisse haben sich auch schon in Reih und Glied aufgereiht, um geerntet zu werden!
Am südlichen Ortsausgang von Hipples steht ein spätgotischer, achtseitiger Tabernakellichtpfeiler des späten 15. Jhdt.
Auch dieses schön renovierte Wohnhaus fällt uns auf.
Über einen Hügel müssen wir noch, dann liegt unser heutiges Etappenziel Ernstbrunn vor uns.
Vor dem Bahnhof steht eine alte Dampflok, die an die Eröffnung der Bahnlinie Korneuburg – Ernstbrunn 1904 erinnert. Damit wurde der Verkehr mit der Postkutsche eingestellt.
Wir kommen auf den langzogenen Hauptplatz von Ernstbrunn, der erst vor kurzem neu gestaltet wurde.
Die barocke Pfarrkirche St. Martin wurde um 1760 errichtet. Der älteste Teil aber, die Felixiankapelle, hat romanische und gotische Bauelemente.
Wir nächtigen heute im Privatzimmer der Pizzeria Speranza, in der Hoffnung auf gute Nachtruhe. Das Mittagessen war schon einmal Spitze.
Tagesstrecke: 18,4 km; ↑ 284 m; ↓ 211 m
Heidrun scheint der Regen ja sichtlich Spaß zu machen! Ihr seid bis Retz auf Wegen unterwegs, die von der Sektion Weitwanderer betreut werden 😉
Und: In dem Pizzeria-Bett habe ich auch schon mal geschlafen 😉
Guten Weiterweg!
Gert
Wunderschöne Farben!