2. Tag 03. Mai 2022 Flensburg – Idstedt

In der Früh wird es früher hell als bei uns. Der Himmel ist wieder wolkenlos und es verspricht ein schöner Tag zum Wandern zu werden. Die Frühtemperatur liegt bei stolzen 7 Grad.

Beim ältesten Zentralen Omnibusbahnhof, kurz ZOB, nehme ich ein kleines Frühstück ein. Ich weiß noch nicht, dass es bis zum Abend nur meine Bananen geben wird.

ZOB Flensburg (seit 1931)

Im Viertel um St. Johannis stehen kleine, gemütliche Häuser. Die ev. luth. Kirche St. Johannis wurde im 11. Jhdt. errichtet und immer wieder erweitert.

Johannisviertel
Kirche St. Johannis

Gleich hinter dem Bahnhof geht es erstmals weg vom Asphalt, wenn auch nur für kurze Zeit.

Hinter dem Bahnhof

Die Freie Waldorfschule lockt mit ihrer Architektur und ihrer Lage im Grünen.

Freie Waldorfschule

Wegmarkierungen gibt es genug! Später sollen auch die für den Jakobsweg hinzukommen.

Wegmarkierungen

Und wer noch unentschlossen ist, kann sich hier ein Wanderziel aussuchen.

Es ist nicht so eben, wie man landläufig glauben mag. Ständig geht es sanfte Hügel hinauf und hinunter. Für Wanderer kaum merkbar, dürften Radfahrer schon eher ins Schwitzen kommen.

Renaturierungsgebiet bei Jarplund
Hügel um Hügel beim Martinsstift

Im Arnkiel – Park, benannt nach dem Pastor Trogillius Arnkiel, sind Reste alter Langmegalithbauten aus der Trichterbecherkultur 3500 – 2800 v. Chr. und ein rekonstruiertes Langgrab aus der Zeit zu bestaunen. Arnkiel hat diese Bauten 1650 in seiner Beschreibung des Ochsenweges erwähnt. Viele diese Bauten wurden zerstört und ihre Bausteine vor allem im 19. Jhdt. für Neubauten verwendet.

Rekonstruktion eines Langgrabes um 3500 v. Chr.
Rekonstruktion eines Langgrabes um 3500 v. Chr.

An den Ufern des Sankelmarker Sees zwischen den Dörfern Sankelmark und Oeversee tobte am des 6. Februar 1864 eine schreckliche Schlacht zwischen den Dänen und den preußischen Truppen. Im Zuge des deutsch-dänischen Krieges war auch Österreich als Bündnispartner Preußens mit einem Regiment involviert, das steirische Infanterie-Regiment Nr. 27 „König der Belgier“ aus Graz. Während des nur wenige Stunden dauernden Kampfes verloren die Österreicher 28 Offiziere und 403 einfache Soldaten, die Dänen, die auf der Flucht in schweres Artilleriefeuer gerieten, 18 Offiziere und 944 Soldaten.

Nach dieser Schlacht wurde in Graz der Oeverseeplatz und danach das Oeverseegymnasium benannt.

Sankelmarker See

Der Gefallenen wird an mehreren Gedenkstätten gedacht.

Denkmal für gefallene Österreicher
Denkmal für gefallene Österreicher
Gedenkstätte für gefallene Dänen

In Oeversee steht der „historische Krug“, eine Gaststätte mit Geschichte. Das Bauwerk hat keinen Bezug zur Geschichte, aber der Platz. Hier war das erste Feldlazarett nach den Vorgaben des neu gegründeten Roten Kreuzes nach der Schlacht bei Oeversee untergebracht.

Als Dank für seine humanitären Taten verlieh der österreichische Kaiser Franz Joseph I. dem Gastwirt Hans Peter Clausen ein Jahr später das goldene Verdienstkreuz.

Hier gibt es auch einen Grazer Platz, in Erinnerung an die Herkunft der „Sieger“.

Historischer „Krug“ seit 1519
Grazer Platz

So jetzt habe ich mich genug historisch ausgelassen. Mich würde interessieren, wie lange das Regiment gebraucht hat, um nach Norddeutschland zu kommen.

In Oeversee gibt es auch eine alte Wehrkirche, die St. Georgskirche, aus dem 12. Jhdt.

St. Georg
St. Georg
St. Georg

Die Schlehenhecken und Rapsfelder stehen voll in Blüte.

Schlehen (Prunus spinosa L.)
Raps (Brassica napus L.)

In Süderschmerdeby sehe ich das erste Reetdach-Haus

Der prachtvolle Bau in Siverstedt fällt mir gleich auf. Leider ist die Kirche aus dem 11. Jhdt. geschlossen.

Siverstedt
St. Petrikirche Siverstedt

Leider gibt es auf diesem Streckenabschnitt keine Unterkunftsmöglichkeiten, sodass ich bis Idstedt durchgehen muss. Die Landschaft ist schön, leider sind die Radwege, auf denen auch die Wanderwege verlaufen, oft asphaltiert.

Mitten im Wald stoße ich auf eine Stele aus der Zeit Christians VII., König von Dänemark, die als Jagddenkmal bezeichnet ist.

Jagddenkmal
Ich und das Jagddenkmal

In Idstedt komme ich bei Familie Buchweitz unter und werde gleich mit Kaffee und Apfelkuchen empfangen.

Die Mobilfunkverbindung ist „worst case“. Im Haus kann ich nicht einmal telefonieren. Ein Stück weit weg geht es einigermaßen.

Tagesstrecke:  33,1km; ↑ 108 m; ↓ 108 m

Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag 02. Mai 2022 Krusau – Flensburg

Jetzt geht es los! Die Wanderstöcke werden startklar gemacht, der Rucksack umgeschnallt und bei den dänischen Grenzpolizisten bekomme ich einen Stempel. Es ist zwar nicht der, den ich wollte, aber er ist dänisch.

Kruså (dk.) – Krusau (deutsch)

Gleich zu Beginn darf ich improvisieren und verlege die Route gleich auf den Radweg entlang der Autostraße. Der ist ungefährlicher als das Überqueren der Schnellstraße.

An der B200
Wieder in Deutschland

Mein Weg führt einen Hügel hinunter nach Wassersleben, einen kleinen Ort an der Grenze und am westlichsten Punkt der Ostsee. Die Flensburger Förde ist ein überflutetes, eiszeitliches Trogtal, das 70 km von der Ostsee bis hierher reicht.

Bei Wassersleben
Badestrand

Ein angenehmer Gehweg führt in Richtung Flensburg. Das Wasser ist schon überraschend warm.

Weg an der Förde
Flensburger Förde

Ich treffe zum ersten Mal auf die Beschilderung der Europäischen Fernwanderwege E1 (Nordkap bis Sizilien) und E6 (von Kilpisjärvi bis zu den Dardanellen). In den nächsten Tagen werde ich sie wohl öfters zu sehen bekommen.

Auf der anderen Seite der Förde erhebt sich das „Rote Schloss“ bzw. die Marineschule Mürwik, die am Ende des 2. WK Sitz der Dönitzregierung war.

Durch das Nordertor komme ich in die Innenstadt von Flensburg. Auf der Norderstraße hängen Hunderte von Schuhen auf den Leitungen. Ich habe niemanden gefunden, der weiß warum.

Nordertor
Norderstraße

Ich biege zum Museumshafen mit dem Werftmuseum ab und bestaune die alten Schiffe, die voll verkehrstüchtig sind.

Am Museumshafen
Am Museumshafen – Alexandra

Dann wechsle ich in die Große Straße, die eine lange Fußgängerzone ist. Flensburg wurde im letzten Krieg kaum beschädigt, obwohl in unmittelbarer Umgebung der wichtige Marinestützpunkt war. Die Zerstörung der historischen Bausubstanz brachten die Menschen hier in den 1960 und 1970er Jahren ohne Feindeinwirkung zustande.

Große Straße
Große Straße

Die Marienkirche ist eine der Hauptkirchen der Stadt und gehört zum Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis. Sie wurde im 13. Jhdt. als gotischer Backsteinbau errichtet und ist die älteste in der Stadt.

Große Straße mit der Marienkirche

In der Reformationszeit wurden die alten Altäre entfernt und der neue wird als Hauptwerk der norddeutschen Spätrenaissance angesehen. Auch die riesigen Epitaphe, Stiftungen reicher Familien, sind sehenswert.

Flensburg St. Marien – Hochaltar
Flensburg, St. Marien

An der Kanzel ist eine viertelige Sanduhr angebracht, die den Prediger darauf hinweist, nicht länger als eine Stunde zu predigen.

Flensburg St. Marien

Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Im „Börsekeller“ gibt es ein typisches Gericht für diese Gegend: Labskaus. Dieses Gericht aus Kartoffeln, geräuchertem Rindfleisch, Rohnen (rote Bete) und Fisch kennt verschiedene Zubereitungsarten. Die hier war hervorragend.

Gut gestärkt erweitere ich meinen Stadtspaziergang und besuche noch die Nikolaikirche, die neben ihrem imposanten Gebäude auch mit einer einzigartigen Orgel hervorsticht.

Nikolaikirche
Nikolaikirche

Auf vielen Straßen und Plätzen ist was los. Die Hinterhöfe verbergen ruhige, beschauliche Ecken.

Statue der Windsbraut von Hermann Menzel
Holm-Nixe von Ulrich Beier
Im Hinterhof

Ich habe mich im „Gästehaus Lavendel“ einquartiert, das im Hinterhof zur Großen Straße liegt. Auch mein Zimmer heißt „Lavendel“.

Gästehaus Lavendel
Lavendel

Tagesstrecke:  7,5 km; ↑ 51 m; ↓ 55m

Route auf alpenvereinaktiv.com

Sonntag, 01. Mai 2022 Anreise Graz – Wien – Hamburg – Flensburg

Die Anreise nach Flensburg habe ich mit der Bahn geplant. Dazu nutze ich auch den Nightjet von Wien nach Hamburg. Die Verbindung Graz – Wien ist ohnehin optimal und auch von Hamburg an die dänische Grenze gibt es gute Verbindungen. Damit spare ich auch 305,6 kg CO2 ein. Ich weiß nur nicht wovon. Mit dem Flugzeug hätte ich auch nicht viel an Zeit erspart, eine Übernachtung hätte ich mehr.

In Graz fahren wir pünktlich ab, der Zug ist recht voll. Gut, dass ich reserviert habe.

Railjet 754

Jetzt habe ich den Liegewagen nach Hamburg erwischt und kann durchschnaufen. Zwischendurch hatten wir Verspätung, die aber in gnadenloser Tempojagd mit 160 km/h aufgeholt wurde. Die Wagen nach Hamburg waren die letzten im Zugverband (Brüssel, Amsterdam, Hamburg).

Nightjet nach Hamburg

Auch wenn wir uns das Abteil zu viert teilen müssen, haben wir doch genug Platz.

Nightjet Abteil

Bei der Einfahrt nach Hamburg lassen sich ein paar Einblicke auf die Innenstadt erhaschen.

Hamburg – Binnenalster

Ich verlasse den Zug an der Station Dammtor und habe ein paar Minuten Zeit, mich vor dem Bahnhof umzusehen.

Hamburg – Dammtor
Hamburg – Dammtor
Hamburg – Dammtor
Hamburg – Dammtor, Denkmal „Kinderverschickung“

Mit dem Regionalexpress fahre ich jetzt weiter nach Norden.

RE 7 Hamburg – Flensburg
RE 7 Hamburg – Flensburg

Das Bahnhofsgebäude von Flensburg hat etwas von Jugendstil und wurde 1927 eröffnet.

Bahnhof Flensburg
Bahnhof Flensburg

Das letzte Stück bis zur dänischen Grenze lege ich mit dem Stadtbus zurück.

An der dänischen Grenze

Jetzt kann das Abenteuer losgehen!

Auf dem Jakobsweg von Flensburg nach Köln – 1. Teil

Gut, dass ich seit der COVID-Krise mehrere Weitwanderwege fertig geplant im PC gespeichert habe. So kann ich bei Bedarf rasch darauf zugreifen.

Diesmal trifft es den Jakobsweg von Krusau an der dänischen Grenze in Richtung Köln. Vorerst möchte ich auf meinem ersten Abschnitt die Via Jutlandica von Krusau über Glückstadt nach Harsefeld, die Via Baltica bis Bremen und ein Stück des Jakobsweges Bremen Köln in Angriff nehmen.

Irgendwann kann ich vielleicht auch die Lücke bis Köln schließen.

Ich lade euch ein, mich wieder auf dem Weg zu begleiten.

Landkarte Krusau – Hohenwestadt
Landkarte Hohenwestedt – Harsefeld
Landkarte Harsefeld – Bremen
Landkarte Bremen – Damme
Landkarte Damme – Osnabrück

Resumé über „CAMINHO PORTUGUÊS von Porto über Santiago nach Fisterra

Nach Abschluss unseres Weges von Porto bis ans Ende der Welt möchte ich eine unsere Eindrücke zusammenfassen.

Anreise und Rückfahrt:
Die Anreise mit dem Flugzeug in Coronazeiten erfolgte ohne Probleme. Wir hatten im Vorfeld die entsprechenden Impfnachweise und das PLC für Portugal ausgefüllt und teilweise hochgeladen. Mit den entsprechenden Papierdokumenten hatten die Airlineangestellten mehr Freude als mit dem Nachweis auf dem Mobiltelefon.

Flughafen Porto

Der Weg:
Wir hatten bei der Planung einen Tag auf dem Küstenweg vorgesehen und bogen dann bei Vila do Conde zum Zentralweg ab. Große Höhendifferenzen sind auf dem Weg nicht gegeben. Nur selten ist man direkt dem Autoverkehr ausgesetzt.
Die Markierungen sind nahezu überall hochwertig. Es gibt kaum Stellen, an denen man sich nicht sofort orientieren kann.

Markierungsstein

Zum einen gibt es meistens Markierungssteine, aber auch die bekannten gelben Pfeile.

Aufstieg zum Alto Labruja

In Portugal sind Asphaltstrecken und Kopfsteinpflasterwege häufiger anzutreffen, halten sich aber in Maßen. Auch bei Regen waren fast alle Wege gut bis sehr gut begehbar.

Via Romana XIX
Poldera
Kopfsteinpflaster

Unterkunft und Verpflegung:
Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste. Eine Pilgerherberge im üblichen Sinne benutzten wir nur in Mos. Sonst gönnten wir uns ein Zweibettzimmer, auch in Herbergen oder Hostels. Die Unterkünfte buchten wir ein bis zwei Tage im Voraus (Anruf oder Booking.com). Sie waren alle sehr sauber, manchmal aber sehr kühl und nicht immer heizbar. Da machte sich der frühe Termin schon bemerkbar. Viele Unterkünfte öffnen erst ab 1. April.

Casa Pepa in Santa Mariña das Maroñas
Herberge in Mos

Wer in Portugal und Spanien auf dem Camino nichts zu essen bekommt, hat ausgesprochenes Pech. Man muss nur berücksichtigen, dass es zwischen 14 und 19 Uhr selten warme Küche gibt. Wir halten uns nach Möglichkeit an die lokalen Speisen, die wirklich köstlich sind.

Sepie
Croquetas und Pimientos de Padron

Calda Verde

Natur und Kultur:
Unsere Route führt uns durch viel Natur, aber auch Kulturelles kam nicht zu kurz. Auf dem Küstenweg mag es mehr unberührte Natur geben, unser Weg bietet aber eine tolle Mischung an Natur und Kultur. Am ersten Tag begleitete uns das Tosen des Atlantiks und ab dem zweiten das laute Gezwitscher der unzähligen Vögel. Besonders Rotkehlchen und Zaunkönige, die Kleinsten, waren oft die lautesten.

An der Mündung des Douro
Naturschutzgebiet vor Vila do Conde

Fast jeder der Orte am Zentralweg hat kulturelle Besonderheiten zu bieten. Seien es alte Brücken, Kirchen aus dem Frühmittelalter oder besondere Stadtensembles. Für Museen bleibt ja auf dem Weg eher wenig Zeit.

Horreo in Galizien
Brücke von Aguapesada
São Pedro de Rates
Porto – Praça da Ribeira
Museum in Pontevedra

Statistik:
An den 18 Gehtagen legten wir 358 km zurück. Die Stadtbesichtigungen und Extrarunden usw. sind da nicht berücksichtigt. Dabei fielen etwa 4170 Bergauf- und 4100 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 12,5 und 25,9 km.

Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.

Für die einzelnen Tagesetappen gibt es teilweise bereits korrespondierende Links auf Alpenvereinaktiv.com, wo Karten zur freien Verfügung stehen.

Der Caminho Portugués ist vor allem Anfängern und Menschen mit weniger sportlichen Ambitionen sehr zu empfehlen. Es gibt wenig Höhenunterschiede und überschaubare Distanzen.

Weiterhin an guatn Weg!

Zum Start des Caminho Portugués

Zu den Routen aller Etappen des Caminho Portugués auf alpenvereinaktiv.com
Diese sind auch am Ende der einzelnen Blogbeiträge abzurufen

Tagesstrecken Caminho Portugues und Fisterra

Quartierliste Camino Portugues und Fisterra

Distanzbestätigung
Compostela
Petronia
Finisterrana

23. Tag Montag, 04. April 2022 Porto – Frankfurt – Graz

Wieder ist das Wetter strahlend schön, es weht aber ein starker Wind aus Ost, der stark abkühlt.

Wir versuchen, ob wir eine Chance auf einen Besuch der bekannten Buchhandlung Lello (Harry Potter u.a.) haben. Zwei Stunden Wartezeit in der Kälte wollen wir uns aber nicht zumuten.

So tritt Plan B in Kraft. Wir fahren mit der Museumsstraßenbahn 18 von Carmel hinunter zum Ufer des Douro, dann ein Stück dem Ufer entlang und wieder zurück in die Stadt.

Straßenbahn 18
Straßenbahn 18
Straßenbahn 18
Am Douro

Wieder zurück besuchen wir einen stylischen Sardinenladen.

Sardinienladen
Sardinin, Sardinin, Sardinen

Bevor es mit der U-Bahn zum Flughafen geht, machen wir noch einen Besuch in einem Café.

Café

Bei der Ankunft haben wir keine Zeit gehabt, das moderne Flughafengebäude genauer anzusehen. Jetzt haben wir genug Zeit dafür. Unsere Maschine steht schon am Vorplatz

Flughafen Porto
Flughafen Porto
Good bye, Camino Portugués

Es war mir ein Vergnügen, euch mit auf unseren Weg zu nehmen. Ich habe mich sehr über eure vielen positiven Reaktionen gefreut. Es gibt mir Ansporn, auch weiter Wege ähnlich zu kommentieren.

Bom caminho! ¡Buen camino! An guatn Weg!

22. Tag Sonntag, 03. April 2022 Porto

Wir erleben einen strahlenden Morgen mit Blick auf Porto. Es ist nicht mehr so windig und kühl wie gestern und so brechen wir gleich nach dem Frühstück auf, um die Stadt unsicher zu machen.

Porto im Sonnenaufgang

Wir waren zwar bereits bei unserer Ankunft vor drei Wochen in der Kathedrale, aber bei diesem Wetter ist es einfach ein anderes Erlebnis.

Kathedrale
Pelourinho Se Catedral Porto (Pranger)

Der Sonnenschein dringt auch in die alten Gewölbe der Kirche ein

Hauptschiff
Hochaltar
Silberaltar
Rosette über dem Portal

Beim letzten Mal ging gerade ein Regenguss nieder, der das Besichtigen des Turmes unmöglich machte. Heute ist das ein Erlebnis.

Kreuzgang
Vom Turm auf die Stadt
Ponte Luiz l.

Wir gehen hinunter zur Ponte Luiz I., die sich Fußgänger und U-Bahnlinie teilen. Die Brücke wurde von 1881 – 1886 von einer belgischen Firma (nicht G. Eiffel) errichtet. Sie wurde aus Gusseisenelementen zusammengenietet.

Zur Ponte Luiz l.
Ponte Luiz l.
Blick auf den Douro
Ponte Luiz l.
Flusskreuzfahrtsschiff auf dem Duro

Mit einer Gondelbahn (Doppelmayr) gleiten wir hinunter zum Flussufer, wo gerade ein Motorradtreffen stattfindet.

Mit der Gondelbahn ans Douroufer
Motorradtreffen
Bischofspalast

Viele Menschen, nicht nur Touristen, genießen den warmen Tag am Ufer.

„Sofortbildkamera“

Wir stärken uns mit einem Gläschen Portwein.

Portwein

Im Casa Portuguesa do Pastel de Bacalhau kann man Stockfischprodukte hochpreisig verkosten. Es hat jedenfalls Stil.

Casa Portuguesa do Pastel de Bacalhau
Am Douro

Wir gehen über die ehemalige Autoebene der Ponte Luiz I zurück zur Altstadt und haben einen tollen „Unterblick“.

Ponte Luiz I

Auch am anderen Flussufer drängen sich die Menschen und die Restaurants haben schon viele Besucher.

Am Douro
Praça da Ribeira
Rúa das Flores

Jetzt steht noch die Igreja Monumento de São Francisco auf dem Programm. Diese um 1400 im gotischen Stil errichtete und im  portugiesischen Hochbarock umgestaltete Kirche ist in ihrer Pracht schon fast gewöhnungsbedürftig. Die Hauptfarbe in dieser Kirche ist Gold. Die Gebäude sind heute ein Museum.

Aufgang zur Igreja Monumento de São Francisco
Hauptportal
Hochaltar
Darstellung des Stammbaums Jeseias
Begräbnisstätten in den Katakomben (19. Jhdt)

Nach einer ausgiebigen Sesta (Siesta) machen wir noch eine Runde durch das Stadtviertel. Die Capela das Almas de Santa Catarina gab dem Stadtviertel den Namen.
Bis 1929 waren die Außenflächen der Kapelle weiß verputzt.  Die Verkleidung der Kapelle besteht heute aus 15.947 Kacheln, die etwa 360 Quadratmeter Wandfläche bedecken. Die Kacheln, die die Kapelle bedecken, wurden von Eduardo Leite entworfen und von der Fábrica de Cerâmica Viúva Lamego in Lissabon hergestellt.[1]  Sie stammen aus dem Jahr 1929 und stellen die Stationen im Leben des Heiligen Franz von Assisi und der Heiligen Katharina dar, die in der Kapelle verehrt werden.

Capela das Almas de Santa Catarina
Capela das Almas de Santa Catarina

Unterwegs fällt uns auch eine andere Fassade mit einer Vertikalbegrünung auf:

Vertikalbegrünung in der Rūa do Bonjardim

Das Abendessen widmen wir ganz dem Meer. Es gibt gegrillte Brasse und Garnelen- Tintenfisch- Spieß. Zum Abschluss noch ein Gläschen Portwein auf die gelungene Reise.

Brasse
Meeresfrüchte – Spieß

Heute abend sorgt der Himmel wieder für einen stimmigen Abschluss.

21. Tag Samstag, 02. April 2022 Braga – Porto (Bahnfahrt)

Unser Quartier ist ein Haus, das bereits 500 Jahre auf den Mauern hat. Die Stiegen sind eng und die Böden schief. Aber es hat Charakter und ist heimelig. Wir frühstücken gleich auf der anderen Straßenseite und machen uns für die Stadterkundung fertig.

Gleich in der nächsten Straße kommen wir zum Hauptportal der Kathedrale. Diese wurde 1089 eingeweiht und natürlich immer wieder umgebaut und erweitert.

Kathedrale Braga
Kathedrale Braga

Braga ist der älteste Bischofssitz der iberischen Halbinsel und war das bis zur Machtübernahme durch die Mauren 716. Ab 1070 residierte hier wieder ein Bischof, der dann den Bau der Kirche betrieb.

Bischofsgruft
Liste der ersten iberische Bischöfe
Grab des Infanten D. Alfonso 1390 – 1400
Hauptschiff der Kathedrale
Orgel
Hauptkuppel unter der Vierung
Baptisterium

Chor

Dann gehen wir in die sehr neue Markthalle des Mercado Municipal. Die Innenfläche ist sicher gleich groß wie der Kaiser Josef-Platz in Graz. Und zu kaufen gibt es an Lebensmitteln auch alles, was das Herz begehrt.

Mercado Municipal
Mercado Municipal
Mercado Municipal – Marktbrunnen
Obst und Gemüse
Backwaren
Fisch

Die Igreja do Pópulo ist wegen ihre blauen Fliesenbilder (Azulejos) bekannt.

Igreja do Pópulo
Igreja dilo Pópulo

Bei dieser Darstellung der Madonna mit Kind hat mich die Mimik des Jesuskindes besonders fasziniert.

Igreja di Pópulo

In den Straßen tauchen überall Studentengruppen in schwarzen Talaren auf, wie man sie auch aus Harry Potter kennt.

Studenten

In Braga gibt es so viel zu entdecken und zu bestaunen, hinter jeder Straßenecke tut sich ein neuer Platz mit schönen Gebäuden auf. Wir gehen zum Bahnhof und nehmen den Zug direkt nach Porto – São Bento.

Bahnhof Braga

Nach etwa eineinhalb Stunden fährt unser Lokalzug in Porto – São Pento ein.

Estação de São Bento
Estação de São Bento
Estação de São Bento
Estação de São Bento

Dort oben steht unser Hotel Mercure (weiß) für die nächsten zwei Tage. Da müssen wir mit den Rucksäcken und ohne Stöcke rauf. Wir haben das Hotel auch gewählt, weil es so nah am Bahnhof liegt

Hotel Mercure Santa Catarina
Hotel Mercure Santa Catarina

Von unserer Nachmittasgstour möchte ich nur vom Highlight berichten: der Besteigung des Turmes Torre dos Clérigos. Der Turm ist 76 Meter hoch und besitzt sechs Stockwerke und insgesamt 225 Stufen und wurde in den 1750ern errichtet. Die Aussicht von oben ist nicht nur bei strahlendem Wetter eine gewaltige.

Torre dos Clérigos
Blick auf die Kathedrale
Blick auf die Kathedrale
São Bento
Nach Westen
Auf die Igreja dos Clérigos
Wir zwei!
Panorama nach Süden

Pilger sind hungrig, sie essen, was sie kriegen!

Pilger sind hungrig

Ein Ausblick von unserem Hotelzimmer auf die abendliche Stadt (nach Westen)

São Bento und Torre dos Clérigos

Gute Nacht!

20. Tag Freitag, 01. April 2022 Busfahrt Santiago – Braga (Portugal)

Der Abschied von Santiago fällt uns schwer. Wir haben bis Mittag Zeit und gehen nochmals in der Früh in die Kathedrale, wo es den Pilgersegen gibt.

Kathedrale Santiago
Kathedrale Santiago

Danach suchen wir das Cafe Casino mit seiner tollen Einrichtung und genießen einen Kakao und eine Tarte Santiago.

Cafe Casino
Cafe Casino

Dann gehen wir mit unseren Rucksäcken zur Estación Intermodal, dem neuen Busbahnhof beim Bahnhof.

Bahnhof – Busbahnhof

Wir haben noch einen schönen Blick auf das Cidade da Cultura de Galicia. Der Bau war so teuer, dass ab 2013 mehrere fehlende Teile des Zentrums nicht mehr gebaut werden.

Die Busfahrt nach Braga dauert drei Stunden, ist aber sehr kurzweilig, weil wir auf der Karte unseren Camino in umgekehrter Reihenfolge mitverfolgen können. In Braga landen wir fast im Zentrum.

Igreja e Convento do Pópulo

Die Straßen in der Fußgängerzone sind schon für die Semana Santa dekoriert.

Rua Dom Diogo de Sousa

Unser Quartier liegt direkt gegenüber: das stylische Casa da Praça Velha Guesthouse.

Casa da Praça Velha Guesthouse
Casa da Praça Velha Guesthouse
Casa da Praça Velha Guesthouse

Wir fahren gleich mit dem Bus zum Wallfahrtsort Bom Jesus do Monte (der gute Jesus vom Berg), der am Stadtrand von Braga liegt.

1722 wurde begonnen, eine ältere Anlage auszubauen. Auf 581 Stufen überwinden wir 116 Höhenmeter. Dazwischen liegen 17 Stationen des Kreuzweges und ähnlicher Darstellungen aus dem Leben Jesu.

Bom Jesus do Monte – Eingangsportal
Bom Jesus do Monte – Wasserspiel
Bom Jesus do Monte – Stiegenanlage
Bom Jesus do Monte – Kapelle „Letztes Abendmahl“
Bom Jesus do Monte – Stiegenanlage
Bom Jesus do Monte – Stiegenanlage

Ganz oben befindet sich eine klassizistische Kirche von 1784 nach einem Entwurf von Carlos Amarante im italienischen Stil errichtet.

Bom Jesus do Monte
Bom Jesus do Monte
Bom Jesus do Monte

Auch eine „Tropfsteinhöhle“ wurde hier oben angelegt.

Bom Jesus do Monte – Tropfsteinhöhle

Der Ausblick auf die Stadt ist einzigartig.

Braga
Braga
Braga

Talwärts fahren wir mit der ältesten Standseilbahn der iberischen Halbinsel, die bereits 1882 in Betrieb genommen wurde und die weltweit die älteste noch verkehrende Wasserballastbahn ist. In der Bergstation werden 3500 Liter Wasser in den Wagen gefüllt. Das Gewicht des talwärts fahrenden Wagens zieht über ein Umlaufseil den bergwärts fahrenden Wagen hoch. Im Tal wird das Wasser ausgelassen.

Standseilbahn Elevador do Bom Jesus
Standseilbahn Elevador do Bom Jesus
Standseilbahn Elevador do Bom Jesus

Wir fahren wieder mit dem Bus in die Stadt zurück und verschaffen uns einen kleinen Überblick über die Innenstadt, die wir morgen genauer inspizieren wollen

Rua Dom João Cândido de Novais e Sousa
Südeuropäischer Judasbaum (Cercis siliquastrum L.)

Den wunderbaren Tag beenden wir mit einem Abendessen mit portugiesischen Gerichten.

Boa noite!

19. Tag Donnerstag, 31. März 2022 Sardiñeiro – Fisterra

In der Nacht braust ein Regenguss über uns wie ein Schnellzug. Es prasselt und rauscht für einige Minuten als ob alles Wasser auf einmal über uns kommen würde. Nach etwa fünf Minuten ist es wieder ruhig. Auch gegen Morgen setzt eine Zeit lang leichter Regen ein.  Da das Frühstück im Haus erst etwa um neun Uhr angeboten wird, beschließen wir, ohne Frühstück nach Fisterra durchzugehen. Nur – um 7.45 Uhr ist es doch recht finster.

Sardiñeiro um 7.45 Uhr

Wir warten zu und starten dann um 8 Uhr.

Sardiñeiro um 8.10 Uhr

Im Ort begegnen uns zwei Frauen, die offensichtlich zur Arbeit gehen. Sonst ist alles ruhig.

Auf den guten Wegen ist das Wandern auch bei schwachem Licht kein Problem. In den Eukalyptuswäldern ist es besonders finster.

  Wieder kommen wir direkt ans Meer und die Wolkenstimmungen und Lichtspiele auf dem Wasser lassen uns immer wieder anhalten.

Vor uns liegenx der Ort Fisterra und das Cabo Fisterra mit dem Leuchtturm.

Wir umgehen die Bucht und kommen in den Ort Fisterra. Viele Häuser sind recht schön hergerichtet, einige werden gerade renoviert.

Ría de Corcubión
Rathaus in Fisterra
Gasse in Fisterra
Gasse in Fisterra

Wir holen in einem Café das Frühstück nach und wandern in Richtung Cabo Fisterra. Die Igrexa de Santa María das Areas aus dem 12. Jhdt. ist leider nicht geöffnet.

Neben der Straße gibt es meist einen schmalen Streifen für Fußgänger. In der Hauptsaison dürfte es hier ziemlich dicht sein.

Der Blick auf das Meer nimmt uns immer wieder gefangen und der Leuchttum am Cabo rückt immer näher.

Ría de Corcubión
Leuchtturm und Hotel am Cabo Fisterra

Unterwegs will uns noch ein eilender Pilger überholen.

Pilger und Pilgerin

Dann haben wir es geschafft: Wir legen unsere Rucksäcke beim Kilometstein 0,000 ab und freuen uns über das gute Gelingen unseres Vorhabens. Von Porto nach Santiago und nach Fisterra sind es gut 350 km. Für mich ist nun auch der letzte weiße Fleck auf der Pilgerkarte zwischen Graz und Fisterra gelöscht.

Beim KM 0,000
Leuchtturmhaus

Der Leuchtturm ist in der Nacht immer noch in Betrieb, obwohl es heute so viele elektronische Hilfsmittel in der Navigation gibt. Auch zwei große Nebelhörner werden bei Bedarf eingesetzt.

Wir haben wunderschönen Sonnenschein, obwohl immer wieder auf dem Meer Regengüsse niedergehen.

Klippen nach Osten
Regenguss

Früher haben Pilger hier ihre Kleidung zum Zeichen der Erneuerung verbrannt. Das ist auch aus Naturschutzgründen verboten. Der Schuh steht dafür als Symbol am Cabo.

Schuh
Klippen nach Westen

Uns zieht es wieder zurück in den Ort, wo wir unseren Jakobsweg nicht nur mit Jakobsmuscheln feiern!

Jakobsmuscheln

Im Hafen liegen sehr viel Fischerboote.

Hafen von Fisterra
Hafen von Fisterra

Mit dem Bus fahren wir in dreistündiger Fahrt zurück nach Santiago. Dabei lässt diese Route keine Bucht zwischen Fisterra und Noia aus. In Santiago kehren wir wieder in die Pension Ruá Nova ein.

Santiago

Damit endet heute unsere Pilgerreise von Porto bis Fisterra mit vielen positiven Erlebnissen und großer Freude über das Gelingen. der Hl. Jakobus hat gut auf uns geschaut.

Jetzt gibt es ein bisschen Entspannung in Braga und Porto.

Tagesstrecke:  13,5 km; ↑ 203 m; ↓ 215 m
Route auf alpenverein.com