Um halb acht gibt es Frühstück. Draußen ist es etwas frisch, sodass wir mit langer Jacke losgehen, aber nur etwa 500 Meter. Dann wird uns von der ersten Steigung warm. Wenn der Sepp Forcher (österr. TV-Moderator) schon da war, gehört das gefeiert. Durch die Blätter zu waten ist so richtig lustig (solange sich darunter kein Stein oder keine Wurzel versteckt).
Bald kommen wir in das Gebiet der Wittgenstein’schen Forstverwaltung.
Hoch oben auf dem Grat zwischen zwei Gräben schlängelt sich ein wunderschöner Weg dahin. Da lässt sich’s leben. Der Landsitz der Wittgenstein in Hochreit wurde von Josef Hoffmann 1906 eingerichtet. Rasch führt ein steiler Weg hinunter ins nächste Hochtal.
St. Aegyd ist eine kleine Gemeinde, die einst durch Kleinmetallindustrie zu Wohlstand kam. Heute leben hier 1860 Menschen. Der Ort zieht sich lange durch das schmale Tal. Der Bahnhof ist zu einem Cafe/Restaurant umfunktioniert worden. Allein das Mehlspeisbuffett würde einen längeren Aufenthalt rechtfertigen. Nach einer kurzen Stärkung besuche ich die schlichte Pfarrkirche St. Aegyd, wo ich auch auf Jakobus und Petrus treffe. Hier geht alles seinen eigenen Gang. Gendarmerie gibt es in Österreich schon seit 2005 nicht mehr. Dafür feiert die Gemeinde ihre neuen Erdenbürger am Kirchplatz. Durch das Tal der Unrechttraisen führt der Weg schließlich auf das Gscheid, wo zahlreiche Tafeln an die Pilgerfahrten erinnern.
Noch einmal gehen wir einer Almwiese entlang bis in den „Ort“ Gscheid.
Im Alpengasthof Gscheid bei der Familie Gruber beziehen wir unser Quartier.
Tagesstrecke: 25,7 km
Bergauf: 737 m
Bergab: 521 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com
Archiv des Autors: Gerhard Pierer
3. Tag Donnerstag, 24. Oktober 2019 Enzianhütte /Kieneck nach Kalte Kuchl
Der Wind, der die Hütte in der Nacht zum Singen gebracht hat, ist abgeflaut. Vor dem Frühstück mache ich bereits die ersten Dämmerungsfotos. Hier, auf 1100m, gibt es jetzt keinen Nebel.
Wir brechen wieder um 7 Uhr 45 auf. Es ist angenehm warm. Heute geht es Gupf um Gupf durch die Landschaft. Jeder einzelne Mugel will bis zum Gipfel erklommen werden. Die Aussicht ist in jede Richtung nicht enden wollend.
Beim Untersberg – Schutzhaus kehren wir zum ersten Mal ein. Die Wirtin hören wir aus der Küche jodeln. Dort gibt es auch monatlich Jodelkurse.
Hier ist mit etwa 1200 m der höchste Punkt unserer gesamten Strecke erreicht.
Nun trennen wir uns vom Weitwanderweg 04 und steigen stetig in gerader Strecke ins Tal hinab. Zwischendurch kommen die Felsen sehr nahe an einander.
Im Tal angekommen gehen wir vorerst auf einer verkehrslosen Straße in Richtung Hauptstraße, auf der wir auch keinem einzigen Fahrzeug begegnen. In Rohr im Gebirge machen wir im Hotel/Restaurant Kaiser Franz Josef Mittagsrast. Wie das Haus zu seinem noblen Namen kommt, erschließt sich nicht einmal aus deren Website.
Der Weiterweg ist gut markiert und führt im wahrsten Sinn durch Wald und Flur.
Unserer guten Kondition ist es geschuldet, dass wir schon um 14 Uhr 30 am Ziel in der „Kalten Kuchl“ ankommen.
Hier beherrschen die Biker das Feld.
Mich zieht ein Mercedes 300 SL in seinen Bann.
Tagesstrecke: 20,1 km
Bergauf: 553 m
Bergab: 988 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com
2. Tag Mittwoch, 23. Oktober 2019 Hafnerberg nach Kieneck/Enzianhütte
Beim Aufstehen herrscht draußen noch tiefe Finsternis. Erst um sieben Uhr, beim Frühstück, setzt sich die Dämmerung langsam gegen den Nebel durch. Bis wir aus dem Haus kommen, ist es zwar grau, aber durchaus trocken und warm.
Durch einen kleinen Seitengraben gewinnen wir rasch an Höhe und können über die Hügel schauen.
Unser erstes Ziel ist die Basilika von Klein Mariazell. Diese Filiale von St. Lambrecht und Mariazell wurde um 1120 von den Benediktinern gegründet und von Josef II. aufgelassen. Heute leben hier die „Brüder-Samariter der Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens“, die das Kloster mit neuem Leben erfüllen.
Die Basilika Minor ist mit prachtvollen Barockmalereien versehen, ohne die sonst übliche Goldüberladenheit.
Im Zentrum steht die Verehrung Marias.
Im Zugang zur Krypta stehen uralte Grabstelen, noch ohne Beschriftung.
Dieses schöne romanische Portal ist auf der Seitenfront zu finden.
Langsam setzt sich die Sonne gegen den Nebel durch und das Laub beginnt immer stärker zu leuchten.
Unsere nächste Station ist Kaumberg, ein kleiner Ort mit viel Geschichte.
Die Rinderzucht prägt hier die Landschaft.
Die Araburg mit ihren hohen Wehrmauern steht hoch über dem Tal und beherrscht die Landschaft.
Nach längeren Anstiegen führt der Weg immer wieder auf dem Hügelrücken dahin, bis er uns wieder in die nächste Senke bringt.
Ein paar herzhafte Anstiege und wir kommen zu unserem Tagesziel, der Enzianhütte auf dem Kieneck auf 1100 m.
Dort feiern gerade fleißige Mithelfer die Vollendung ihrer Kapelle und wir werden zu einem Umtrunk eingeladen.
Am Abend können wir den Sonnenuntergang hinter einer prachtvollen Bergkulisse genießen.
Tagesstrecke: 26,6 km
Bergauf: 1278 m
Bergab: 654 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com
1. Tag Dienstag, 22. Oktober 2019 Perchtoldsdorf nach Hafnerberg
Zu nachtschlafener Zeit gehe ich zum Bahnhof um über Graz Hbf., Bruck und Wiener Neustadt nach Perchtoldsdorf zu kommen.
In Perchtoldsdorf habe ich hier am Marktplatz mit dem Wehrturm, der Pfarrkirche und der Burg im Frühjahr meine Wanderung beendet und starte hier wiederum.
Am Weitwanderstein, der auf die Europäischen Weitwanderwege und auf die österreichischen Wege 01, 04, und 06 aufmerksam macht, beginnen wir unseren Weg. Buchstäblich über Nacht hat sich Gert Kienast bereit erklärt, mit mir zu wandern. Es macht natürlich Spaß, mit einem so erfahrenen Wanderer unterwegs zu sein.
Der Weg durch den Park gibt uns einen Vorgeschmack auf die Farbenpracht, die uns erwartet.
Auch Humor soll nicht zu kurz kommen.
Die zwölf Meter hohe Josefswarte im Naturpark Föhrenberge bietet uns nicht viel Ausblick.
Im Herbst sind auch bei schönem Wetter die Blumen rar.
Der Abstecher zur Teufelsteinhütte ist eher ungewollt.
Die Wege sind recht angenehm begehbar und lassen ein gutes Tempo zu.
Die Burg Wildegg steht in einem Seitengraben und fällt erst im letzten Moment auf.
Über Sittendorf, das durch seine Motocross-Meisterschaften bekannt ist, kommen wir zur Allander Autobahn.
Dort finde ich die wunderschönen Galläpfel der Hundsrose und eine Distel.
Wir nähern uns Heiligenkreuz und bestaunen das Grabmal von Mary Vetsera, die am Friedhof von Heiligenkreuz bestattet wurde.
Über eine lange Allee kommen wir zum Kreuzweg des Stiftes Heiligenkreuz.
Das Stift Heiligenkreuz wurde von den Zisterziensern seit der Gründung durch Leopold den Heiligen 1133 ununterbrochen geführt.
Das romanische Langhaus strahlt im Inneren kühle Schlichtheit aus.
In der modernen Kreuzkapelle wird die Reliquie des Hl. Kreuzes, Namensgeber für den Ort, einfach, aber formvollendet präsentiert.
Wer weit pilgert, darf sich auch laben. Die Cremeschnitte aus dem Stiftskeller hat es in und auf sich.
An der modernen Sonnenuhr vorbei, die die Zeit nicht als Schatten, sondern als Lichtstrahl anzeigt, verlassen wir den weitläufigen Gebäudekomplex, der auch eine theologische Hochschule beherbergt.
Wieder wandern wir durch farbige Wälder, bis wir am ehemaligen kaiserlichen Jagdschloss von Mayerling vorbeikommen.
Durch die Hügel kommen wir schließlich an unser Tagesziel am Hafnerberg. Im Gasthof zum Grünen Baum in Nöstach beziehen wir unser Quartier.
Tagesstrecke: 27,2 km
Bergauf: 906 m
Bergab: 700 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com
Jakobsweg-Extension 2.2 Perchtoldsdorf – Mariazell
Jetzt nütze ich das traumhafte Herbstwetter, um die „Verlängerung“ bis zum Ziel in Mariazell fortzusetzen. Ich nehme dafür den Wiener Mariazellerweg, der teilweise auf den Österreichischen Weitwanderwegen führt und teilweise ident mit der Via Sacra ist. Begleitet mich die nächsten fünf Etappen!
Link zu Jakobsweg-Extension 2.1 Nickelsdorf – Perchtoldsdorf Start
Link zu Jakobsweg-Extension 2.1 Nickelsdorf – Perchtoldsdorf Ende
GO WEST – An das Ende der Welt von Feldkirch an den (fast) westlichsten Punkt Österreichs; 11. Oktober 2019
Extreme sind immer reizvoll. Nach dem östlichsten Punkt Österreichs wollte ich diesmal den westlichsten Punkt Österreichs erkunden. Feldkirch habe ich mir 2015 zu Fuß von zu Hause schon erwandert, da nütze ich die Möglichkeit, auch die letzten paar Kilometer anzuschließen. Diesmal habe ich Heidrun als Begleiterin mit.
Wir starten gleich hinter dem Ardezenbergtunnel an der Ill-Brücke, weil sich dort ein Parkplatz ohne Zeitlimit befindet. Die ersten zwei Kilometer geht es am Dammweg der Ill dahin, die mehr einem Schwemmkanal als einem Fluss gleicht.
Auch der Jakobsweg weiter nach Einsiedeln verläuft hier noch.
Nach Nofels weichen wir nach Westen in das Europaschutzgebiet Bangs-Matschels aus und gehen durchs Unterried nach Bangs.Dann öffnet sich uns ein tolles Panorama, besonders nach Süden und Westen.
Wir verlasse nunmehr beim „Grenzhaus“ am Frickgraben die EU und kommen nach Liechtenstein.
Wem Republik Österreich zu wenig ist, wir können auch anders.
Was ist da schon ein Fürstentum….
Über schöne Wiesen und den Auwald kommen wir schließlich an den Rhein, der im Moment nicht sehr viel Wasser führt.
Noch einmal queren wir die Staatsgrenzen.
Hier ungefähr ist der westlichste Punkt Österreichs. Da mir nicht nach Baden ist, bleibt es bei einer Annäherung.
Entlang des Rheins geht es ein paar hundert Meter weiter bis zur Rheinbrücke zur Schweiz und von dort auf dem Radweg wieder Richtung Nofels.In Ermangelung einer gekennzeichneten Bushaltestelle gehen wir an der Rheinstraße L53 fast bis Nofels, bis sich ein netter Busfahrer unser erbarmt und uns außerhalb der Haltestelle einsteigen lässt. Dankeschön!
Nach mehr als zehn Kilometer Wandern und ein paar Busminuten sind wir wieder an der Ill-Brücke und am Ausgangspunkt unserer „Expedition ans Ende der Welt“!
Resumé über „VIA COLONIENSIS von Graz – Köln 1. Teil“ 336 km
Nach längerer Verschnaufpause komme ich dazu, über meinen ersten Abschnitt des Projektes „VIA COLONIENSIS von Graz – Köln“ zu reflektieren und meinen Weg zusammenzufassen.
Anreise und Rückfahrt:
Anreise habe ich ja keine gehabt. Die ersten drei Tagesetappen bin ich mit dem öffentlichen Verkehrsmittel angereist. Von der Teichalm gibt nur an Sonn- und Feiertagen einen Busdienst! Unterwegs gibt es immer wieder Ein- und Aussteigepunkte. Mariazell ist über Kapfenberg gut angebunden. In Oberösterreich ist man ab Steyr wieder nahe dem öffentlichen Verkehr. Nach Linz wird es etwas schwieriger, daher wählte ich auch die Schlögerner Schlinge als Ausstiegspunkt, weil sich dort der Bus nach Linz anbietet.
Der Weg:
Bei der Wegplanung sollte man sich in Erinnerung halten, dass auf diesem Anschnitt der Hauptkamm der Ostalpen überquert wird und man sich teilweise in alpinem Gebiet mit fast 2000 m und rasch wechselnden Wetterbedingungen befindet. Daher ist es ratsam, sich über Wetter- und Wegbedingungen rechtzeitig Informationen zu beschaffen. Auch im Frühling können hier erhebliche Schneemengen liegen.
Asphaltstraßen-, Wanderwege und Steige, auf diesem Abschnitt ist alles ziemlich gleichmäßig vertreten. Hat man den Ötscher einmal überquert, wird es immer gemütlicher und flacher.
Von Graz – Mariazell bin ich im Wesentlichen dem „Steirischen Mariazellerweg“ 06 gefolgt. Von Mitterdorf bis zur Brunnalm hat unsere Gruppe den Bustransfer in Anspruch genommen. Ich bin schon alternativ von Mitterdorf über die Hundskopfhütte, den Pretal-Sattel und die Fadenebene auf die Veitsch gweandert. Die andere Möglichkeit ist auf der Landesstraße L102 nach Dorf Veitsch und weiter auf die Brunnalm auf Asphalt und viel Verkehr zu hatschen.
Ab Mariazell folgte ich recht konsequent dem Oberösterreichischen Mariazellerweg (auch 06) bis Linz-Pöstlingberg, allerdings in Gegenrichtung.
Im Wesentlichen waren die Wege gut markiert. Ich sichere mich aber trotzdem gerne mit Offline GPS – Karten ab.
Ab Linz -Pöstlingberg bin ich eine Kombination von lokalen Wanderwegen, dem Martinsweg oder dem Donausteig gegangen, je nachdem, was meinen Zielvorstellungen am ehesten entgegengekommen ist.
Unterkunft und Verpflegung:
Im Anhang steht auch eine Unterkunftsliste. An den Mariazellerwegen kann man noch Pilgerherbergen finden, die zu günstigen Preisen Quartier bieten. Da diese Wege zeitweise sehr stark frequentiert sind, ist es ratsam, sich voranzumelden. Für Einzelwanderer findet sich immer ein Platz, bei Gruppen kann es schwieriger werden.
An den Zielorten wird man auch Möglichkeiten zum Essen finden. Unterwegs kann es auch längere Strecken ohne Infrastruktur geben.
Natur und Kultur:
Die Route führt im Wesentlichen abseits von großen Verkehrswegen und bietet viele Wege durch ruhige Naturgebiete. Besonders eindrucksvoll sind das Gebiet um die Hohe Veitsch und die Ötschergräben.
Aber auch viele kleine und große kulturelle Kostbarkeiten bieten sich an: Mariazell, Steyr, St. Florian oder Linz sind Highlights auf dem Weg.
Statistik:
An den 15 Gehtagen habe ich 336 km zurückgelegt. Dabei fielen etwa 9620 Bergauf- und 10180 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 11,8 und 34,7 km.
Tagesstrecken Graz – Schlögen (PDF)
Quartierliste: Graz – Schlögen (PDF)
Link zur Fortsetzung VIA COLONIENSIS von Graz nach Köln II Schlögen – Speyer
Link zur Fortsetzung VIA COLONIENSIS von Graz nach Köln III Speyer – Köln
15. Tag Montag, 09. September 2019 Untermühl an der Donau nach Schlögen
Ein Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Der Regen schaut dauerhaft aus, und so mache ich mich um 8:45 Uhr in voller Regenbekleidung auf den Weg.Ich wähle wegen des Regens vorerst die Landesstraße und bin froh über diese Wahl. Der Verkehr ist minimal.Der Donausteig ist durch Schlägerungsarbeiten teilweise sehr schwer passierbar, teilweise überhaupt gesperrt.So komme ich schneller als erwartet in Kirchberg ob der Donau an und hole mir im Gemeindeamt einen Stempel. Auch der Kirche statte ich einen Besuch ab. Dort riecht es nach frischem Kerzenwachs. Die Messe zu Schulbeginn ist gerade vorüber. Die Frau Lehrerin hat ihre Gitarre auch vergessen.
Der Donau Blick ist ein sehr kurzer.Auf dem Berg steht ein „Wikingerschiff“, das auf den Wikingersteig aufmerksam machen soll. Zwei nette Wanderinnen verewigen dieses Treffen.Der Regen hat zwar nachgelassen, aber der Wind weht heftig über den Bergrücken. Gleich führt der Donausteig wieder talwärts. Mir kommt ein Amerikaner aus Idaho entgegen, der sich freut, mit mir deutsch sprechen zu können.Ich sehe wieder die Donau.In Obermühl kehre ich kurz ein, die Wirtin ist nicht sehr fein, sondern eher grantig zu ihren Gästen. Aus Obermühl stammt auch der ehemalige Bundespräsident Dr. Kirchschläger.Von hier gibt es wieder eine Zeit lang einen Radweg, der mir das Weiterkommen erleichtert. Ein größeres Schiff kommt auch entgegen. Ich befinde mich genau am Stromkilometer 2180.Die nächsten drei Kilometer gehe ich auf dem Naturlehrweg Donauschlinge, der sich oft knapp am Ufer, dann wieder steil oben dahinschlängelt. An kritischen Stellen ist er gut gesichert. Noch nie habe ich so viele Feuersalamander gesehen wie hier auf dieser kurzen Strecke. Ich muss aufpassen, wohin ich steige, damit ich auf keinen trete. Hätte ich jedes der schönen Tiere fotografiert, wäre ich nie angekommen.Immer wieder habe ich schöne Ausblicke auf das Wasser.Die mächtigen Granitblöcke müssen umgangen, überklettert oder auch mit einer Treppe überwunden werden.Schließlich komme ich bei Au an eine Fähranlegestelle und ein düsterer Fährmann, Gott sei Dank nicht Charon, führt mich an der Schlögener Schlinge über den Strom.Im Restaurant des Hotels Donauschlinge lasse ich es mir gut gehen und genieße auch die Aussicht auf die Schiffe aus Passau.Mit dem Linienbus fahre ich zurück nach Linz und lerne einige Dörfer abseits der Hauptstrecke kennen.Von Linz geht es mit der Bahn zurück nach Graz.Damit ist der erste Abschnitt meines Weges abgeschlossen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
Route auf alpenvereinaktiv.com
Tagesstrecke: 18,0 km + 380 m Schifffahrt
Bergauf: 473 m
Bergab: 476 m
14. Tag Sonntag, 08. September 2019 Gramastetten nach Untermühl an der Donau
Die Wolken haben sich über Nacht verzogen und auch der Wind ist eingeschlafen. Heute sehe ich erst, wie groß der Ort ist und wie viele Neubauten es gibt. Mein Weg führt entlang der Großen Rodl, einem rauschenden Bergbächlein. Es riecht stark nach dem Drüsigen Springkraut, das alle Vegetation niederwuchert. Der Graben ist über eine lange Strecke mit kleinen Wochenendhäusern verbaut. Als sich das Tal weitet, zweige ich nach Westen auf die nächste Hügelkette ab und verlasse die Große Rodl. Der Weg, der auf meiner Karte verzeichnet war, verschwindet plötzlich im hohen Kraut. Offensichtlich ist er nach den Windbrüchen durch Kyrill nicht mehr begehbar. Ich schlage mich an der Rohrbacher Bahn zur Rohrbacher Bundesstraße durch, der ich eine längere Strecke entlang gehe. Gut, dass es heute am Sonntag keinen LKW – Verkehr gibt. Die PKWs reichen. Zwischendurch fährt auch die Bahn mit einem Extraanhänger für die Fahrräder. In Lacken, auf einem Hügel gelegen, werde ich von einem richtigen Ortszentrum überrascht. Volksschule, Feuerwehr, Bank, Miniladen und Kirche liegen beisammen. In der eher modern gestalteten Kirche hat man die alten Bänke mit ihren Sitzbeschriftungen verwendet. Der Raps für die Silage steht in Blüte und sein Duft zieht so viele Bienen an, dass es surrt. Ich komme zu einem Stall und kann vorerst den etwas fremden Geruch nicht zuordnen. Der ganze Hügel trägt den Namen „Gaisberg“. In St. Martin im Mühlkreis werde ich mit Musik empfangen. Zum Pfarrflohmarkt spielen ein paar Musikanten hervorragende Volksmusik. Die Kirche hat durch einen Umbau etwas die „Richtung“ verloren. Es gibt keinen Hochaltar, der Volksaltar steht im Zentrum. BlumenwieseDas Schloss Neuhaus aus dem 12. Jhdt. ist von vielen Kunstprojekten umgeben. Es wurde erst kürzlich renoviert und befindet sich in Privatbesitz.
Über den „Steinigen Weg“ gehe ich rasch hinunter zur Donau. Der leichte Nieselregen kommt noch nicht durch das Blätterdach durch. Dann stehe ich wieder an der Donau, die hier im Staubereich des Kraftwerks Aschach fast steht. Ich residiere in Untermühl in der Pension Ernst, die wie ein Schloss an der Donau steht. Ein Balkon mit „Meerblick“ ist auch nicht zu verachten. Nicht lange nach meinem Eintreffen beginnt es zu regnen.
Tour auf alpenvereinaktiv.com
Tagesstrecke: 27 km
Bergauf: 619 m
Bergab: 847 m
13. Tag Samstag, 07. September 2019 St. Florian nach Gramastetten
Immer, wenn ich unterwegs gehe, fallen mir tolle Sprüche, Headlines und Gedanken ein, die ich am Abend in meinem Blog unterbringen möchte. Am Abend sind sie leider, wahrscheinlich in der Flut der Eindrücke, verschwunden. Trotzdem möchte ich nicht unterwegs stehenbleiben und mir sie notieren.
Dann eben ohne „Tageslosung“.
Nach heftigem Regen in der Nacht ist es zwar sehr nebelverhangen, aber nicht kalt. Der Marktplatz ist wie ausgestorben, aber das Frühstück war ausgiebig. Das garantiert schon einmal einen guten Start in den Pilgertag. Noch einmal gehe ich in die Basilika, wo ein Klavierstimmer zwei Flügel für das Nachmittagskonzert stimmt. Die Frontfassade ist so groß, dass sie kaum aufgenommen werden kann. Im Inneren schaue ich mir nochmals die Brucknerorgel an und komme auch näher an das Chorgestühl. Jetzt kreuze ich auch noch den österreichischen Jakobsweg, der von Wien nach Salzburg und Innsbruck führt. Mich zieht es Richtung Nordwesten. Die Wolken hängen tief. Mich beeindrucken die Bauernhöfe aufs Neue, die bei uns in der Steiermark als Schlösser oder Gutshöfe durchgehen würden. Wie lange dieses Land schon besiedelt ist, zeigt der Fund der „Venus von Ölkam“, die mit ihren 6500 Jahren zu den ältesten Figurdarstellungen gehört. Im Vergleich zur 30. 000 Jahre alten Venus von Willendorf ist sie allerdings ein junges Mädchen. Es ist vorerst völlig ruhig und friedlich, bis ich die Anhöhe überschreite. Plötzlich dröhnt der Verkehrslärm der noch fernen A1 und sorgt für Unruhe. In Ebelsberg Überqueren ich die Stadtgrenze von Linz. Ins Zentrum sind es sicherlich noch 8 km. Da stellt die Straßenbahn schon eine Versuchung dar, der es zu widerstehen gilt. Die verschiedenen Spurweiten auf einer Trasse sind ideal gelöst.
Neben der Pfarrkirche Linz-Ebelsberg steht ein modernes Pfarrzentrum und ein altes Schulgebäude mit einer Inschrift, die den Zeitgeist widerspiegelt. Mit der Überquerung der Traun beginnt es immer mehr zu nieseln. Für die Regenbekleidung zu wenig, fürs Nasswerden genug.Von den Anlagen der VOEST ist im Nieselregen kaum etwas zu erkennen.
Vorbei am modernen Bahnhof und am Linzer Musiktheater komme ich in die Linzer Landstraße, heiß umkämpft von allen DKT – Freunden in vordigitaler Zeit. Der Dom mit dem zweithöchsten Kirchturm Österreichs steht teilweise im Gerüst.
Das Landhaus mit seinem Renaissancehof ist ein Schmuckstück. Ich komme auf den Hauptplatz, um dort auf die nächste verkehrstechnische Versuchung zu stoßen, die Pöstlingbergbahn.Ich überquere die Nibelungenbrücke mit den benachbarten Schiffsanlegestellen und gehe am Ars Electronica Center (AEC) vorbei. Der Weg hinauf zur Basilika auf dem Pöstlingberg ist steil.Dafür ist dann das Erfolgserlebnis umso größer. Hier habe ich den oberösterreichischen Mariazellerweg, wenn auch in umgekehrter Richtung, vollendet.
Ab jetzt folge ich meinen Planungen durch das Mühlviertel, aber immer offen für spontane Änderungen, wie ich es gleich erlebe.
Der Donausteig Nord ist für kurze Zeit meine Orientierung. Asphaltstraßen, Forstwege und Wiesenpfade wechseln einander ab. Der Weg führt fast bis in die Wolkengrenze, während unten im Donautal die Sonne scheint. Die weißen Flecken sind hunderte Gänse, die bis zum Martinifest ein schönes Leben führen. Auf der alten „Linzerstraße“, einem Saumpfad, der als „Scherfweg“ schon im 12. u. 13. Jhdt. bekannt war, wurde Handel mit Böhmen betrieben. In Gramastetten, einer 5100 Einwohner – Gemeinde, ist für heute Schluss. Die Frühstückspension ist die einzige Unterkunftsmöglichkeit in der Gegend.
Das Zimmer ist klein, aber ausreichend für meine Bedürfnisse.
Route auf alpenverein.com
Tagesstrecke: 32,0 km
Bergauf: 800 m
Bergab: 545 m