Jetzt mache ich mich auf den Heimweg mit der Bahn. Am Bahnhof von Osnabrück nehme ich noch ein Frühstück zu mir und besorge mir etwas Reiseproviant. Die Umsteigzeiten sind knapp bemessen, sodass ich mir unterwegs sicher nichts besorgen kann. Auf das Bordservice möchte ich mich nicht verlassen.
Der Zug fährt pünktlich ab und ist nahezu leer. Mein Gegenüber im Zug ist eine Argentinierin, die seit drei Monaten durch Europa tingelt.
Leider bekommt der Zug durch eine Signalstörung in paar Minuten Verspätung, die bis Hannover nicht mehr aufzuholen sind. Der Anschlusszug nach Wien ist weg, aber freundliche Servicemitarbeiterinnen suchen mir rasch Ersatz. Damit sind auch meine fehlenden Reservierungen kein Thema mehr. Ich schaue mich einfach am Bahnhofvorplatz um, wo dem Landesvater von seinem treuen Volk gehuldigt wird.
Jetzt habe ich einen ICE nach Nürnberg – mit Sitzplatz! – und hoffe auf den Anschluss weiter nach Wien.
Die Landschaft bei 250 km/h
So, das hab ich jetzt verbockt. „Umsteigen in der Zug auf dem Gleis gegenüber“. Ich nichts wie raus aus dem Zug, in den anderen hinein. Zum Glück höre ich, dass der Zug nach München fährt, ich komme noch rechtzeitig aus dem Waggon. Mein Zug steht unmittelbar davor und fährt ab, als ich ihn sehe. Fazit: Eine Stunde Wartezeit auf dem Bahnhof in Nürnberg. Nix Blöderes soll passieren.
„In Kürze erreichen wir Passau!“, tönt es aus dem Lautsprecher. Die Verspätung beträgt jetzt 24 Minuten.
Wir behalten bis Wien die Verspätung bei, ich steige in Wien-Meidling aus und habe ein paar Minuten zum Bahnsteigwechsel. Dann kommt der Railjet nach Graz. Es ist überraschend viel Platz.
Jetzt geht’s noch über den Semmering und meine Reise ist zu Ende.
Der für gestern angekündigte Starkregen ist zum Glück ausgeblieben, andere Gegenden hatten da weniger Glück. Es ist aber deutlich kühler und ein frischer Wind fährt übers Land. Die Wolken behalten ihr Wasser für sich.
Im Wald hat der Sturm vom Freitag ein paar Bäume umgeworfen, einige sind schon länger am Boden. Der Pfad führt wie ein Schleichweg durch den Wald.
Hier soll eine neue Autobahnverbindung zwischen A1 und A33 durchgehen.
Vor Rulle werde ich mit Blumen empfangen. Das Kloster Rulle, eine Zisterzienserinnenabtei, bestand von 1246 bis 1803. Am 4. November 1347 ereignete sich das Blutwunder von Rulle, das eine bis in die Gegenwart bestehende Wallfahrtstradition begründete.
Welchen Weg nehme ich nun? Jetzt hat sich auch der Europäische Fernwanderweg E11 von Scheveningen (NL) nach Tallin (EST) dazugesellt.
Die „Nackte Mühle“ am Stadtrand von Osnabrück erzeugt über ein unterschachtiges Wasserrad elektrische Energie. Das Ensemble steht unter Denkmalschutz.
Um 11 Uhr marschiere ich in Osnabrück ein. Hier herrscht schon richtige Volksfeststimmung. Es findet gerade die Osnabrücker Maiwoche statt. Die Osnabrücker Maiwoche ist eine Kombination aus kostenlosem Musikfestival und Volksfest. Sie zählt zu den besucherstärksten Volksfesten Norddeutschlands.
Ich gebe meinen Rucksack im Hotel ab und gehe auf Stadterkundung.
Der Dom St.Peter ist die Kathedrale des Bistums und stammt aus der Spätromanik. Im 12. und 13. Jhdt. wurden die wesentlichen Teile der Basilika errichtet, aber immer wieder verändert.
Das bürgerliche Pendant zum herrschaftlichen Dom ist die Marienkirche der evang. – lutherischen Kirche. Auch sie entstand aus Vorgängerbauten im 13. Jhdt
Neben der Kirche steht das Rathaus der Stadt. Hier wurde am Ende des 30-jährigen Krieges der Westfälische Friede 1648 unterzeichnet.
Der Ledenhof war im Mittelalter der Stadtsitz des Patrizier- und Adelsgeschlechts von Leden und wurde im 14. Jhdt. errichtet.
Gegenüber steht die Universität Osnabrück im ehemaligen Schloss Osnabrück.
Tagesstrecke: 19,5 km; ↑ 181 m; ↓ 189 m Stadtpaziergang ca. 6 km
Nach dem kurzen Sturm am Abend verläuft die Nacht ganz ruhig. Am Morgen hat es angenehm abgekühlt. Leider gibt es erst um 7.30 Uhr Frühstück. Ohne Frühstück weggehen will ich auch nicht.
Gestern habe ich schon einen kleinen Eindruck von Damme erhalten. Heute fällt mir auf, dass an jeder Ecke Skulpturen von KünstlerInnen stehen. Es gibt hier einen Skulpturenpfad, der bereits 45 Werke umfasst.
Im Bexaddetal hat einst eine Nymphe gelebt.
Im Wald hat es einigen Windbruch und Windwurf gegeben. Mit einer großen Maschine wird auch der Weg eingeebnet.
Am Schwanenteich herrscht idyllische Ruhe.
Bei einem alten Hofgebäude habe ich Gelegenheit, einmal ins Innere zu schauen. Auf der Weide vor dem Hof lassen es sich Galloway-Rinder gutgehen.
In Vörden stehen die beiden Kirchen nahe beisammen. Leider gibt es kein offenes Cafe oder einen Gasthof. Wie gut, dass ich gefrühstückt habe.
Jetzt komme ich in das Campemoor, ein 45 Quadratkilometer großes Hochmoor. Die Torfschicht ist bis 5 m dick. Es gäbe einen interessanten Moorlehrpfad, aber die Stechmücken haben schon Saison. Nur nicht stehenbleiben.
Früher stand dieses Wasserschloss als Wasserburg mitten im Moor. Heute ist von der Wasserburg Alt Barenaue bei Kalkriese nur ein Teil erhalten geblieben. Es ist von 1204 bis heute im Besitz derer von Bar. In der Nähe gibt es auch einen Familiensitz aus dem 19. Jhdt.
Der Mittellandkanal verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit Weser, Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal. Im weiteren Sinne ist er Teil einer Verbindung zwischen Rhein und Oder. Leider konnte er mit der Entwicklung der Schiffgrößen nicht mithalten.
Das Moor hat auch eine andere historische Bedeutung. In der Varusschlacht, auch Schlacht im Teutoburger Wald oder Hermannsschlacht, erlitten in der zweiten Hälfte des Jahres 9 n. Chr. drei römische Legionen samt Hilfstruppen und Tross unter Publius Quinctilius Varus in Germanien eine vernichtende Niederlage gegen ein germanisches Heer unter Führung des Arminius („Hermann“), eines Fürsten der Cherusker. Heute befindet sich hier ein interessantes Museum und ein Informationszentrum mit einem hohen Turm eingerichtet. Vom Turm hat man einen Überblick über das Schlachtfeld. Ich habe mir das Museum schon vor einigen Jahren angesehen, darum erspare ich es mir jetzt.
Im Teutoburgerwald wird es plötzlich alpin? Schmittenhöhe? Immerhin prominente 157 m NN. Aber mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch.
Nach ein paar Kilometern mehr komme ich nach Engter. Die Johannis-Kirche stammt aus dem 13. Jhdt.
Ich schlafe heute im Gemeindehaus der evang. Pfarrgemeinde.
Gleich nach meiner Ankunft belohne ich mich mit einem Erdbeerbecher.
Heute verspricht es vorerst wieder heiß zu werden. In der Früh hat es schon 23 Grad. Da das Frühstücksbuffet schon um 6.30 Uhr geöffnet wird, bin ich trotz ausgiebigen Schlemmens schon um 7.15 Uhr auf dem Weg.
Im ehemaligen Franziskanerkloster ist jetzt das Marienhospital untergebracht. Gegenüber steht die Strafvollzugsanstalt für Frauen und Jugendliche.
Hier geht es sportlicher zu. Am Golfplatz Welpe fliegen die Bälle.
Der Platz ist von Wäldern umgeben.
Manchmal sehen die Wege auch so aus. Die Radfahrer haben da eine besondere Freude.
Ein Pilgerfreund wohnt hier.
Immer wieder komme ich an alten, hervorragend restaurierten Häusern vorbei. Ihre Funktion als Bauernhaus haben sie längst verloren.
Am Rande von Kröge steht ein Kloster der Franziskanerinnen, die dort ein Altenheim für ihre Ordensangehörigen, aber auch für andere Personen führen.
Dieser attraktive Wandschmuck trägt das Logo des Hauses. Der Hintergrund ist passend zur Region aus lebendem Moos gefertigt. Die Raumfeuchtigkeit reicht, um das Grün zu erhalten. Das Logo ist hintergrundbeleuchtet.
In der Region wird nicht nur Torf abgebaut, wie zahlreiche Betriebe und die Torfbahn belegen. Es gibt auch Erdöl.
Von einer Plattform habe ich eine bessere Aussicht auf die ehemaligen Torffelder, die heute unter Wasser stehen.
Braucht wer ein Pferd? Einfach in Haltung und Pflege.
Die Kirche Johann Baptist in Steinfeld aus dem Ende des 19. Jhdt. dominiert das Ortsbild.
Steinfeld ist zwar flächenmäßig recht groß, aber es ist nicht viel los hier. Mit Mühe finde ich einen Dönerladen, der offen hat.
Nach Steinfeld wird die Landschaft plötzlich differenzierter. Die Gletscher der Eiszeit haben hier einen Wall aus Lehm, Sand und Schotter zu den Dammer Bergen aufgeschoben. Der Mordkuhlenberg bringt es immerhin auf 141,6 m. Die Aussichtsplattform legt noch einmal 20 m dazu. Der nahe Signalberg legt als höchste Erhebung des Oldenburger Münsterland noch einmal 4 m drauf.
Jetzt ist es nicht mehr weit nach Damme. Für 17 Uhr ist eine Sturmfront mit Starkregen angesagt. Ich übernachte gleich am Ortsrand in einer großen Jugendherberge und bin im sicheren Trockenen.
Das Unwetter fegt pünktlich über uns hinweg und ist nach längsten einer Stunde vorbei. Die Landesstraße und der Fuß-Radweg müssen von der Feuerwehr freigemacht werden.
Nach dem Regen gehe ich noch in den Ort, um mich etwas umzusehen und etwas zu essen: Ersteres war enttäuschend, zweites eine Überraschung.
Dann kehre ich bei einem Italiener ein und bestelle einen kleinen Antipastiteller. Auf den Hauptgang habe ich dann verzichtet.
Tagesstrecke: 32,4 km; ↑ 156 m; ↓ 108 m und der Stadtrundgang mit ca. 4 km
Erstens kommt es anders, … Eigentlich sollte am Ende des Titels nicht Vechta, sondern Visbek stehen. Leider ist es nicht möglich, in Visbek ein Quartier zu finden, und ich lege zwei kurze Etappen zusammen. Allerdings habe ich auf kleine Extras verzichtet, um die Strecke zu optimieren.
In Wildeshausen geht es vorerst direkt in das Zentrum. Gestern habe ich das nicht mehr geschafft. Die Hunte wird vor einem Kleinkraftwerk aufgestaut.
Diese Bronzegruppe hat mit der Alexanderkirche direkt zu tun. Sie stellt die Überbringung der Reliquien des Hl. Alexander, 165 n. Chr. den Foltertod gestorben, nach Wildeshausen.
Die Alexanderkirche gilt als ältestes sakrales Gebäude und einzige erhaltene romanische Basilika im Oldenburger Land. Diese Kreuzbasilika aus Backstein wurde um 1270 fertiggestellt.
Auf dem Weg aus der Stadt komme ich an der denkmalgeschützten Villa Knagge vorbei, die für den norddeutschen Klassizismus steht. Der Erbauer, Johannes Knagge, war mit Überseehandel reich geworden. Jetzt sollen Rechtsanwälte einziehen, die sich die Renovierung und Adaptierung um 3 Mill. Euro kosten lassen.
Die Aumühle liegt bereits im idyllischen Grün.
Auf unterschiedlichen Wegen, meist abseits vom Verkehr, geht es weiter durch eine uralte Kulturlandschaft.
Ich mache einen Umweg zu einem der ältesten Megalithbauten aus der Trichterbecherkultur, der Visbeker Braut. Im 18. Jhdt. musste eine Legende zur Erklärung dieses Großgrabes herhalten.
Der Weg durch die wilde Geest verbindet Braut und Bräutigam, auch ein Steingrab.
Kurz vor Visbek komme ich an einem gigantischen Fleischwerk vorbei, wo Hühnerteile für den Großhandel aufbereitet werden. Jetzt heißt die Firma Plukon Visbek GmbH.
Ich komme in die kleine Ortschaft Visbek. Hier gab es seit 855 eine Abtei, aber auch eine Urkundenfälschung im Jahre 815, wo angebliche Rechte vergeben wurden.
Nach Visbek: Soweit man blickt – Erdbeerfelder
Der Jakobsweg verläuft meist parallel mit dem Pickerweg. Der Pickerweg war im Mittelalter ein Handelsweg und Pilgerweg. Er wurde erstmals 850 urkundlich erwähnt. Heute ist er ein beliebter Radweg.
Ich komme in Vechta an und bin vom Verkehr im Zentrum überrascht.
In der Propsteikirche St. Georg in Vechta werden unter anderem auch zwei Handreliquien des Hl. Alexander von Wildeshausen aufbewahrt. Die Kirche wurde bereits 1452 erbaut.
In der Großen Straße steht die Bronzenachbildung eines Pferdes des Olympiasiegers Alvin Schockemöhle.
Mein Quartier ist heute das Hotel Bremer Tor nahe dem Zentrum.
Aus dem angesagten Gewitter ist zum Leidwesen der Einheimischen nichts geworden. Die paar Tropfen Regen machen nicht einmal den Gehsteig feucht.
Nach einem herzhaften Frühstück in der benachbarten Bäckerei mache ich mich auf den Weg. Mir kommen Scharen von Schülerinnen und Schülern mit dem Rad entgegen. Der Bus zum Schulzentrum Syke scheint fast leer zu sein.
Die Kirche von Barrien wurde aus Feldstein, Kalkstein und Ziegeln errichtet. Die ältesten Bauteile gehen auf das 12. Jhdt. zurück. Leider ist sie verschlossen. Vor der Kirche gibt es eine nette Information zu Jakobsweg in verschiedenen Sprachen.
Im Ort steht auch eine Mühle mit riesigen Mühlrad aus Metall. Die Mühle wird schon 1345 erwähnt und war bis 1971 in Betrieb.
Im Nachbarort Gessel steht dieses Gebäude.
Dann komme ich zu einem „richtigen“ Berg. Der „Hohe Berg“ hatte immer schon eine strategische Bedeutung. Im Kalten Krieg betrieben Amerikaner und Deutsche hier Bunker und Raketenabwehreinrichtungen. Heute können Besucher vom Turm bis 35 km in die Ferne sehen. Mit Turm ist der Berg 75 m hoch
Wieder geht es in die weite Landschaft. Sie erscheint mir aber schon mehr gegliedert.
Bei Gräflinghausen wird in einer riesigen Grube Sand abgebaut.
Die Azaleen stehen gerade in Hochblüte. Manche Gärten versinken in der Blütenpracht.
Die beste Zeit dieses Hotels bei Dünsen ist auch schon vorbei.
In Harpstedt steht auch eine alte Mühle, die heute ein Gastronomiebetrieb ist. Auf der anderen Straßenseite befindet sich, vom ehemaligen Burggraben umgeben, der Amtshof (um 1740).
Die evang. luth. Christuskirche stammt aus dem Barock.
Hier stehen noch Reste einer Windmühle.
Am Nachmittag strebe ich Wildeshausen zu. Ein paar „Nebenstrecken“ werden mit GPS leicht ausgeglichen.
Hier treffe ich nach vielen Jahren meinen ehemaligen Sportkollegen Rainer, der zufällig in der Gegend ist. Wir verabreden uns nach etwa 35 Jahren, oder sind es schon 40, zu einem Bier. Der Abend wird lang, gibt es doch so viele Erfahrungen auszutauschen.
Gestern Abend war ich schon einigermaßen müde. Nach den 33 km sind noch 3,5 km bei einem Stadtrundgang dazugekommen. Mein Quartier hat nichts zu wünschen übriggelassen, außer einer festeren Matratze.
Ich möchte noch ein paar Highlights vom gestrigen Stadtspaziergang präsentieren. Dafür, dass Werder Bremen wieder in die oberste Bundesliga aufsteigt, ist im Zentrum wenig los. Aber die Fans haben schon im Stadion abgefeiert.
Gleich zu Beginn der Fußgängerzone begegne ich dem Schweinehirten mit seinen Anvertrauten. Er steht für die Sögestraße (im Mittelalter Soghestrate), die Schweinestraße.
Das Rathaus, ursprünglich um 1400 errichtet, wurde in der Spätrenaissance umgebaut.
An der Westseite des Alten Rathauses stehen die berühmten „Bremer Stadtmusikanten“ nach den Gebrüdern Grimm. Ich wollte mich noch drauf stellen, aber sie meinten, ein alter Esel reiche.
Der „Bremer Roland“ steht seit 1404 hier auf dem Marktplatz. Die Figur ist fast 5,5 m hoch und ist das Stadtsymbol für Bremen.
Leider sind am Sonntag Nachmittag die beiden großen Kirchen geschlossen. Der St. Petri – Dom wurde im 11. Jhdt. im romanischen Stil errichtet und im 13. Jhdt. im gotischen Stil umgebaut.
Vom Marktplatz zweigt eine kleine Gasse zu Weser hin ab. Die Böttcherstraße und ihre Gebäude sind ein seltenes Beispiel für die Architektur des Expressionismus. Heute sind dort noble Geschäfte, Galerien und Restaurants. Hier war ursprünglich die Zentrale von Kaffee HAG.
Am Kai der Weser liegen zwei Segelschiffe, wohl als Symbol für die einstige Bedeutung der Stadt für den Seehandel.
Der Schnoor, auch Schnoorviertel, hat seinen Namen vom niederländischen Wort für Schnur, Seil. In diesem ältesten Viertel waren die Seiler zu Hause.
Nach dem kurzen Rückblick möcht ich noch die heutige Tagestour vorstellen.
Zuerst überquere ich die Weser über die Wilhelm Kaisen – Brücke, benannt nach einem erfolgreichen Bürgermeister der Stadt (1945 – 1965).
Lange gehe ich entlang des Werdersees, eines Nebengewässers der Weser. Der See wurde künstlich angelegt.
Am Jachthafen des Wassersportvereins „Hanse-Kogge“ wird man auf der Suche nach Oligarchen-jachten nicht fündig.
Dann geht es wieder in das weite, flache Land.
Auch die Jungkühe machen Mittagspause.
In Kirchwehye gibt es gleich zwei einfach zugängliche Stempelstellen.
Ich bin heute bis Barrien gegangen, wo ich eine preiswerte Unterkunft in der Pension der Familie Mönch gefunden habe. Frühstück gibt es keines im Haus, aber die Bäckerei ist direkt auf der anderen Straßenseite.
Die Nacht ist ruhig. Ich kann auf dem Notbett einigermaßen schlafen. Schon vor 8 Uhr sperrt der Gemeinschaftsladen um die Ecke auf. Dort gibt es ofenfrisches Gebäck und alle Lebensmittel aus der Region. Er wurde durch die Gemeinde und ihre Bewohner initiiert und bietet so auch Arbeitsplätze vor Ort.
Es ist strahlend blau, windstill und die Sonne hat schon Kraft. Im Gegensatz zu den letzten Tagen gehe ich nur mit T-Shirt los.
Heute wird wieder ein Tag der langen Geraden. Einige der Wege sind nur geschottert, die meisten aber asphaltiert.
Ich komme an die Wümme, die der Landschaft ihren Namen gibt, und sich mehrfach verzweigt. Etwa 200 m vor diesem Punkt hat sich vom Nordarm der Mittelarm abgetrennt. Alle Teile enden in einem großen Feuchtgebiet, der Wümme-Niederung, aus der dann eine Wümme wieder herausfließt. Der Höhenunterschied beträgt gerade 5 m.
Am Rande der Siedlungen stehen oft hohe Eichen. Die wenigen Dörfer ziehen sich über mehrere Kilometer.
In Fischhude setze ich mich in einen Gasthof auf einen Espresso. Hier wird ja meist Kaffee getrunken, mit Betonung auf dem „A“.
In Fischhude haben sich viele Kunstschaffende angesiedelt. Für mich eine Mischung aus Kuhdunggeruch und Galerie. Auch die Bildhauerin und Malerin Clara Rilke-Westhoff, die mit dem Dichter Rainer Maria Rilke Rilke verheiratet war, lebte hier bis zu ihrem Tod 1954. Heute ist ihr Haus ein Museum mit Cafe.
Seit durch COVID größere Veranstaltungen wie ein Flohmarkt nicht möglich sind, gibt es hier einmal im Jahr einen Hausflohmarkt, wo jeder seine Schätze zum Kauf anbieten kann. So stehen im ganzen Dorf Verkaufstische.
Die Wümmewiesen werden hier noch landwirtschaftlich genutzt.
Lange, gerade Wege führen durch die Landschaft. Es gibt kaum motorisierten Verkehr, wenn man von den vielen E-Bikes absieht. Vielen Radfahrern merkt man an, dass sie nur am Sonntag mit dem Rad unterwegs sind. So wackeln sie daher.
In der Wümmeniederung ist ein großes Naturschutzgebiet ausgewiesen. Für viele Bereiche gilt sogar ein Betretungsverbot zum Schutz der Vögel.
Bei Kuhsiel hat gibt es durch die Gezeiten gerade Niedrigwasser. In den umliegenden Gewässern wird der Wasserstand durch Sperrwerke reguliert.
Der Weg wird durch eine Großbaustelle unterbrochen. Ich komme durch die Umleitung durch den Campus der UNI Bremen.
Dort steht auch der Fallturm Bremen, ein 146 m hohes Bauwerk, in dessen Inneren sich eine 120 m hohe evakuierte Kammer befindet. Dort können Experimente zur Schwerelosigkeit durchgeführt werden.
Am Rande des Uni-Campus steht das UNIVERSUM, ein naturwissenschaftliches Experimentalmuseum.
Durch eine riesige Parkanlage, dem Bürgerpark, komme ich zum 5* – Parkhotel Bremen, das zu den weltbesten Hotels zählt. Mein Neffe N. hat hier sein Praktikum absolviert.
Ich marschiere geradewegs durch den Hauptbahnhof Bremen.
Jetzt ist es nicht mehr weit zu meinem Quartier, dem Achat Hotel.
Hier möchte ich mit meinem heutigen Bericht enden und einen kleinen Bremen-Rundgang morgen beschreiben.
Tagesstrecke: 33, km; ↑ 30 m; ↓ 43 m und 3,5 km Stadtrundgang
Ich habe auf der Matratze herrlich geschlafen, nur beim Hochkommen in der Früh tut sich der Altpilger schon etwas schwerer.
Das Frühstück nehme ich in einer Bäckerei ein, die gleich um die Ecke ist, und dann starte ich wie gewohnt los.
Störche habe ich auf dem „Gasthof Adebar“ in Oldendorf keine gesehen, aber vielleicht kommen die später in Einsatz; es gibt dort auch Hochzeitstafeln.
Dann geht es wieder in den grünen Tunnel. Links und rechts sind immer wieder Naturschutzgebiete, die die Feuchtflächen schützen sollen. Der Rest wird landwirtschaftlich genutzt.
Mitten im Wald stoße ich auf die Gleise einer Feldbahn. Da die Gegend sehr sumpfig ist, tippe ich auf Torfabbau. Ich folge so begeistert den Gleisen neben dem Weg, dass ich die nächste Abzweigung verpasse. Macht nichts! Ich komme so zum Ausgangspunkt der Bahn, wo auch eine Verarbeitung und Abfüllstation für Torf steht.
Durch meinen Umweg komme ich auch bei Steinfeld an einem raren Großsteingrab aus der späten Trichterbecherkultur (um etwa 2500- 2000 v. Chr.) vorbei.
An der Landschaft ändert sich nicht viel: flach, Felder, Wiesen, Wälder.
Die Dörfer sind recht klein. Die Häuser haben einen relativ großen Abstand zueinander. Einige fallen durch ihr Alter besonders auf.
Dieses Niederdeutsche Hallenwohnhaus von 1834 wurde in den 1990ern wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Es sei einer der seltenen Fälle, wo so etwas geschieht.
Ein Glockenstuhl gibt der Gasse den Namen; Glockenstuhl – Straße.
Lange Zeit wurde die Knicks (Hecken) entfernt, um größere Betriebsflächen zu schaffen. Jetzt stehen sie in manchen Bundesländern unter Schutz. Hier finde ich Beispiele, wo sie neu angelegt werden, weil sie doch den Wind stark abhalten können.
Es ist Mai: die Maikäfer sind da! Einer wollte sich unbedingt von mit fotografieren lassen.
Diese Straße sorgt für gelassen Fahrgeschwindigkeit
Am Pastorensee oder Otterstedter See speise ich zu Mittag. Die edle Bestuhlung passt zum Essen. Zum Essen: für Spargel werden hier überall Wucherpreise verlangt. Eine 250g – Portion kostet 21Euro. Dazu kommt noch ein Zuschlag von 2,50 Euro für die Sauce Hollandaise oder andere Ergänzungen.
In Otterstedt kann ich wieder eine Kirche besichtigen. Wahrscheinlich ist sie nur deshalb offen, weil sich vor dem Eingang eine Labestation des Bremer Radmarathons befindet.
Auch heute finde ich wieder in einem kirchlichem Gemeindezentrum Asyl. Es gibt im näheren Umkreis keine Unterkünfte. Diesmal bin ich Gast der evangelischen Kirchengemeinde von Otterstedt. Ich werde von einer sehr netten Dame empfangen, die mit viel Freude die Pilger betreut.
Heute komme ich schon recht zeitig auf den Weg. Werner, mein Herbergsgeber, bereitet ein umfassendes Frühstück, das für zwei gereicht hätte. Besonders gut sind seine selbst gebackenen Weckerln.
Ich gehe durch einen Wald, als von hinten Werner mit dem Fahrrad angezischt kommt und mir noch ein paar Quartierinformationen nachbringt. Ein großes Dankeschön!
Ich bin seit heute auf der Via Baltica unterwegs, die von Swenemünde bis Bremen verläuft. Eine andere Art der Pilgerwegmarkierung gibt es in der Region.
Der Stein in Kakerbeck trägt den alten Namen des Ortes, der schon 970 erwähnt wird.
Neben dem Gelb der Rapsfelder sticht jetzt auch das Gelb des Ginsters aus der Landschaft hervor.
Ich befinde mich hier auf einen „Steinestraße“. Für jeder Anlass und jeden Zeck wird hier ein Stein benannt.
Dieser Wegabschnitt wurde schon in vorchristlicher Zeit als Handels- und Reiseweg benutzt. Im Mittelalter zogen die Pilger aus Skandinavien hier durch auf dem Weg nach Rom, Santiago und Jerusalem. Im Dreißigjährigen Krieg war diese Heerstraße ein wichtiger Transportweg. Auch Napoleon nutzte den breiten und flachen Weg, der keine Steigungen aufweist, zum Transport der Truppen und der Waffen. Nach dem Napoleonfeldzug verfiel die Bedeutung des Weges zusehends.
Ein Storch am Wasser lässt sich durch mich nicht stören.
In Heeslingen hat ein Geschäftsmann seine Sammlerstücke in Glaskontainern toll zur Schau gestellt.
Kurz vor Zeven finde ich dieses Hinweisschild. Klingt doch ermutigend.
Ein parkähnlicher Wald, der von der Aue-Mehde durchstömt wird, führt mich ins Ortszentrum. Vorerst geht es am Naturbad vorbei.
Plötzlich steht die St. Viti – Kirche von Zeven vor mir. 1231 wurden Reliquien des Heiligen Vitus vom Kloster Corvey nach Zeven überführt. Dadurch wurde Zeven zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.
Carl-Friedrich Gauß, der deutsche Gelehrte, hat von diesem Kirchturm aus seine Triangulationsversuche (zur Vermessung der Welt) gemacht. Ihm sind mehrere Skulpturen in der Stadt gewidmet.
Das Königin Christinen-Haus ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Der Name des Hauses bezieht sich auf die schwedische Königin Christine (1626–1689), die damalige Landesherrin. Sie soll hier genächtigt haben.
Mein Quartier beziehe ich heute im Gemeindesaal der Kath. Pfarre Christkönig. Die anderen Unterkünfte in der Stadt waren nicht verfügbar. Das Quartier liegt etwas außerhalb des Zentrums in einem Wohnviertel.
Tagesstrecke: 27,4 km; ↑ 4 m; ↓ 35 m und Stadtbesichtigung 4,5 km.