Auf dem Grazer Umlandweg II (Etappen 4 – 6)

Etappe 4: Samstag, 16. Mai 2020 Werndorf – Lannach

Mit der Schnellbahn S5 fahren wir in der Früh von Graz nach Werndorf und suchen unseren Weg durch die Unterführung nach Westen.

Bahnhof Werndorf

Nach ein paar Minuten überqueren wir die Pyhrn-Autobahne A9, auf der durch Corona doch weniger Verkehr ist.

A2 bei Werndorf

Schon bald können wir die Straße verlassen und biegen in eine Foststraße ein. Die nächste Abzweigung in den Wald verbirgt sich wie der Bahnsteig 9 3/4 bei Harry Potter.

Nach Werndorf

Nein das ist er nicht!
Hier geht es hinein!
Und dahinter verbirgt sich Natur pur.

Wo geht’s da rein?
Waldweg

Eine Hecke am Waldrand bietet den Vögeln das richtige Biotop.

Hecke bei Ponigl

In den Gärten blühen die Rhododendren.

Garten in Ponigl

Wir kommen in den Kaiserwald mit dem Wundschuher Badeteich. Viele Fischer versuchen hier ihr morgendliches Angelglück.

Wir wenden uns gegen Westen und kommen immer tiefer in den Wald hinein. Dort treffen wir auf eine Tierfährte, die die Experten vom Universalmuseum Johanneum, dem Steirischen Jagdtamt und die Steirische Forstbehörde rätseln lassen: ist es ein junger Luchs aus Slowenien auf dem Weg in ein neues Revier (Joanneum) oder ist es eine Wildkatze (Forstamt)? Sicher ist es kein Dachs (Jagdamt), der hat nämlich fünf Zehen!

Wildspuren im Kaiserwald

In Dietersdorf queren wir bei der Dorfkapelle die Predinger Landstraße L303.

Auf dem Weg zur Kainach kommen wir an einer großen Mufflonherde in einem Gehege vorbei. Der Bock zeigt sich in aller Pracht.

Die Kainach ist heute in einem gesicherten Bett. Früher waren ihre Hochwässer oft verheerend.

Trotz diesigen Wetters ist das Grazer Bergland gut zu sehen. Die Kirche von Dobl und der 146 m hohe Sendemast (1941) sind gut zu erkennen.

Nach einigen Kilometern über Felder und Wiesen kommen wir wieder in einen Mischwald mit frischem Grün.

Nach einem kurzen Anstieg auf den Muttendorgberg kommen wir am Hochbehälter Dobl vorbei, wo man sich einige Informationen über das Trinkwasser holen kann.

Vom Muttendorfberg haben wir eine gute Aussicht auf das Erdöllager, in dem 525 Millionen Liter Rohöl und verschiedene Erdölprodukte gelagert werden können.

Am Bahnhof von Lannach haben wir genügend Zeit, um uns auf die Heimfahrt vorzubereiten.

Link auf Alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke: 15,9 km; ↑ 139 m; ↓ 101 m;
50 % Asphalt oder Straße, 26 % Weg, 6 % Pfad, 18 % Schotterweg
Wenig Verkehr.

Etappe 5: Samstag, 16. Mai 2020 Lannach – St. Bartolomä

Heute starten wir wieder in Lannach. Wir sind mit der Schnellbahn S6 ab Graz gefahren und in Lieboch in die S61 nach Lannach umgestiegen. Gleich nach Lannach geht es am Friedhof vorbei auf den Hügelkamm, dem wir einige Zeit lang folgen.

Am Ortsende von Hötschdorf gehen wir wieder in Richtung Tal und haben die Grazer Hausberge vor uns.

Jetzt folgt ein 900 m langer Streckenabschnitt auf der Mooskirchner Straße L340, der aber nicht sehr stark befahren ist. Der anschließende Gemeindeweg wird viel stärker als „Schleichweg“ benutzt.

Jetzt geht es durch frischgrüne Wiesen und Felder zur Kainach.

Wir queren die Kainach, es gibt hier aber auch am rechten Ufer einen Weg.

Der Wiesenweg ist erfreulicherweise ausgemäht, sodass wir keine Probleme mit hohem Gras haben. Um die Südautobahn A2 zu unterqueren, muss man auf der linken Flussseite sein

Nach Söding finden wir den ersten Hinweis, dass wir nach Österreich kommen. Bald gelangen wir zur Ortstafel und dann liegt der Weiler vor uns. Aus Österreich kommt auch eine alte Weinsorte, die am Hofe Kaiser Franz Josefs begehrt war, aber durch die Reblaus fast gänzlich ausgerottet wurde. Heute wird dieser Wein wieder im Burgenland von einem Winzer gepflegt.

Bei Neureiteregg (460 m) haben wir den perfekten Rundumblick.

Der WunderWanderWeg von Reiteregg ist ein etwa 3,6 Kilometer langer Rundweg, welcher an fünf von in Sankt Bartolomä oder der näheren Umgebung heimischen Künstlern gestalteten Werken vorbeiführt.

Die Osterkreuzkapelle von Reiteregg wurde 2005 errichtet.

Auf dem Kreuzeckkogel steht das Schloss Sonneck, das heute Sitz der Peyer Group ist, die für Philips die Rasierapparate entwickelte und baute.

Unser Tagesziel St. Bartolomä ist erreicht. Wir stärken uns erstmals seit der Coronakrise in einem Gasthaus und fahren dann mit dem Bus nach Graz zurück.

Link auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke: 20,2 km; ↑ 254 m; ↓ 116 m;
73 % Asphalt oder Straße, 11 % Weg, 16 % Pfad
Wenig Verkehr.

Etappe 6: Samstag, 16. Mai 2020 St. Bartolomä – Judendorf/Straßengel

Mit dem Bus erreichen wir recht schnell St. Bartolomä, wo wir bei der neuen Kirche starten. Die alte Kirche wurde um 1200 errichtet und immer wieder erweitert. Im 19. Jhdt. verlor sie ihre Funktion und wurde ab 1975 auf Initiative von Dr. Stepan Koren renoviert. Heute hat sie ihre Funktion als Aufbahrungshalle und Konzert- und Museumsraum.

Wir gehen hinunter in die Talsenke des Liebochbaches.

Pilgerschatten – Schattenpilger

Vom Gegenhang haben wir nochmals einen schönen Blick auf St. Bartolomä.

Auf dem nächsten Hügel liegt St. Oswald bei Plankenwarth mit einer netten Kirche.

Das Schloss Plankenwarth, eine umgebaute Burg aus dem 12. Jhdt., ist heute in Privatbesitz, ist prachtvoll renoviert und wird auch für Ausstellungen und Konzerte genutzt.

Dieser Wegabschnitt ist ident mit dem Weststeirischen Jakobsweg, den ich vor sechs Jahren schon einmal gegangen bin. Dieser Weg führt von Graz nach Lavamünd.

Die Akelei (Aquilegia vulgaris L.) blühen an vielen Stellen.

Über angenehme Waldwege nähern wir uns wieder dem Murtal.

Die Wallfahrtskirche Maria Straßengel überragt das Murtal und ist von allen Seiten ein Blickfang. Die Heutige Kirche wurde von 1346 bis 1355 errichtet und geht auf Vorgängerbauten aus dem 12. Jhdt. zurück. Sie zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der österreichischen Hochgotik. Die Kirche wäre 1788 nach Streitigkeiten fast abgerissen worden.

Das Bild der Maria mit dem Ährenkleid am Hochaltar wurde 1976 gestohlen und ist nie mehr aufgetaucht. Heut ist dort eine moderne Kopie.

Die Annenkapelle ziert eine überragende „Anna selbdritt“ aus dem 18. Jhdt.

Das „Prälatenhaus“ in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche wurde vom 15. bis zum 17. Jhdt. immer wieder umgebaut und verdankt seinen heutigen, restaurierten Zustand einer Privatinitiative.

Von der Kirche führt ein steiler Weg hinunter in das Murtal. Der Bahnhof ist etwa einen Kilometer entfernt. Von dort fahren wir mit der S-Bahn S1 nach Graz und wundern uns, dass wir fahrpreismäßig schon in der Kernzone von Graz sind.

Link auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke: 14,9 km; ↑ 486 m; ↓ 599 m;
53 % Asphalt oder Straße, 16 % Weg, 27 % Pfad, 4 % Schotterweg
Wenig Verkehr.

Auf dem Grazer Umlandweg I (Etappen 1 – 3)

Plan A: Eigentlich war ja geplant, dass ich Heidrun, meine Frau, Ende April 2020 auf ihrem ersten Camino von Porto nach Santiago begleite. Wir hatten uns schon eifrig auf dieses Unternehmen vorbereitet und sind testweise ein Stück des Südösterreichischen Jakobsweg gegangen (siehe Berichte). Wir haben übersichtsartig den Weg vorsichtig geplant, damit das neue Knie von Heidrun nicht überstrapaziert wird. Wir waren knapp daran, die Flüge zu buchen.
Doch dann kam CORONA!

Plan B: Nachdem ich recht bald erkennen konnte, dass aus Plan A nichts wird, habe ich mit Plan B zu liebäugeln begonnen, der Fortsetzung meines Köln-Wegs durch Bayern. Bald waren auch da alle Türen zu. Nachdem das Alphabet glücklicherweise noch mehr Buchstaben anbieten kann, kam Plan C ins Spiel:
Wir wandern zu Hause und lernen unsere Umgebung besser kennen.

Der Grazer Umlandweg ist ein System aus Wanderwegen rund um Graz. Teilweise ist der Weg als GUW markiert, teilweise folgt er anderen markierten Wanderwegen. Wir haben den ganzen Weg mit etwa 190 km Länge in kleine Tagesetappen so aufgeteilt, dass die Start- und Endpunkte immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können.

Die erste Etappe konnten wir noch vor dem Lock-Down in Angriff nehmen. Dann war für mehrere Wochen Pause, da die öffentlichen Verkehrsmittel nur für den Notverkehr zugelassen waren. Erst mit der teilweisen Aufhebung im Mai konnten wir unseren Weg fortsetzen.

Am Ende jedes Etappenberichtes gibt es einen Link zur Karte auf Alpenvereinaktiv.com

Nun zu unserem Abenteuer:

Etappe 1: Donnerstag, 12. März 2020 Laßnitzhöhe – St. Radegund

Mit der S-Bahn S3 fahren wir ein paar Stationen in Richtung Osten und verlassen beim Bahnhof Laßnitzhöhe den Zug. Nach ein paar Orientierungsgedanken marschieren wir los.

Die S-Bahn S3 von Graz nach Fehring

Nach einer kurzen Strecke entlang der Bahnlinie auf der Straße zweigt der Weg in die Hügel ab. Es ist früh im Jahr und die Wiesen sind noch braun.

Auf den Hügel hinauf nach Höf-Präbach

Vom Hahnkogel aus haben wir eine gute Sicht auf die schneebedeckten Gipfel der Gleinalm. Vor uns zeigt sich erstmals der Schöckl, der Grazer Hausberg. Naturwege und Straße wechseln sich immer wieder ab.

Steirisches Randgebirge (Gleinalm)
Vom Hahnkogel zum Schöckl

Die Frühblüher zeigen sich schon in voller Pracht.

Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris HUDS.)
Kleines Schneeglöckchen (Galanthus nivalis L.)
Buschwindröschen (Anemone nemorosa L.)
Weiße Pestwurz (Petasites albus L.)
Krokus (Crocus L.)
Huflattich (Tussilago farfara L.)
Wald-Gelbstern (Gagea lutea L.)

Wir durchqueren das Lembachtal und kommen auf das Stuhlingeregg.

Im Lembachtal

Der Planetenweg, dessen Ausgangspunkt im Zentrum von Eggersdorf liegt, führt über 6 km durch die Umgebung von Eggersdorf.

„Jupiter“

Eggersdorf ist der erste Ort auf unserem Weg.

Schulzentrum und Kirche von Eggersdorf

Die Kirche aus dem 19. Jhdt. wurde im Stil des Historismus errichtet und weist verschiedene Gestaltungsrichtungen auf. Während die Außenfassade neoromanisch ist ist der Innenraum neobarock.

Pfarrkirche Eggersdorf
Innenraum der Pfarrkirche

An der Außenmauer findet man zwei Römersteine aus dem zweiten Jahrhundert, die daran erinnern, dass eine wichtige Römerstraße vom Raab- in das Murtal durch Eggersdorf verlief.

Römerstein in Eggersdorf

Dieser schöne Bildstock in Kotzersdorf stellt neben Mariä Himmelfahrt auch für die Bevölkerung wichtige Heilige dar.

Bildstock in Kotzersdorf

Auf dem Weg sehen wir immer wieder Reste von alter Architektur

Altes Bauernhaus in Holz und Mauerwerk in Höf – Hahnkoglweg
Haustür in Laßnitzhöhe – Bahnhofstraße
Ziegelgitter in Kumberg

Am Kumberger Badesee tummelt sich bereits der erste Gast.

Well Welt Kumberg

Kumberg liegt auf einer Hügelkuppe und ist eine typische stadtnahe Zuzugsgemeinde.

Pfarrkirche zum Hl. Stephanus

Nach Kumberg geht es noch einmal tief in den Rabnitzgraben.

Bei der Hofmühle
Verlasserer Hof im Rabnitzgraben
An der Rabnitz

Schließlich erreichen wir St. Radegund, einen Kurort, der bereits in der Monarchie weithin bekannt war.

Pfarrkirche St. Radegund

Von St. Radegund nehmen wir den Bus, der uns in das Zentrum von Graz bringt.

Link auf Alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke: 20,0 km; ↑ 637 m; ↓ 403 m;
Über 50 % Asphalt oder Straße, 19 % Weg, 19 % Pfad, 7 % Schotterweg
Die Strecke ist meist verkehrsarm oder verkehrsfrei.

Etappe 2: Donnerstag, 06. Mai 2020 Laßnitzhöhe – Hühnerberg

Nach der langen Sperre der Öffis für den Freizeitverkehr können wir nun wieder mit Mund-Nasen-Masken die Eisenbahn benutzen. Wir fahren wieder nach Laßnitzhöhe um diesmal den GUW in die Gegenrichtung in Angriff zu nehmen.

Bahnstation Lasnitzhöhe

Nahe der Bahnstation steht das erste Hinweisschild für den Weg. Wir nehmen diesmal den Süsostabschnitt in Angriff. Leider sind nicht überall so informative Hinweise zu finden.

Hinweisschild beim Bahnhof

Der Weg führt gleich steil durch einen Wald hinauf in den Luftkurort Laßnitzhöhe, den wir rasch durchqueren und wieder im Grünen landen.

Östlich von Laßnitzhöhe

In einem kleinen Bildstock am Greimelweg steht eine schöne Madonna mit Kind.

Madonna mit Kind

In der blühenden Umgebung finden die Bienen ausreichend Futter. Dieser Imker kann einen reichen Ertrag erwarten.

Über die kleine und verkehrsarme Straße wandern wir in Richtung Nestelbach. Der Vogelgesang wird durch Verkehrslärm vorerst nicht gestört.

Heldenkreuzstraße nach Nestelbach

Kurz vor Nestelbach müssen wir die Autobahn A2 unterqueren. Hier ist es ungewont laut, obwohl durch die Beschränkungen der Pandemie weniger Fahrzeuge unterwegs sind.

A2 vor Nestelbach

Die Pfarrkirche von Nestelbach bei Graz ist weithin sichtbar und sehenswert. Die Jakob dem Älteren geweihte Kirche wurde 1779 – 1783 im Stil des Spätbarocks errichtet, ihre Vorgängerbauten gehen aber bis in das ) 15. Jhdt. zurück.

Die Pfrarrkirche im Ortszentrun
Jakobus d. Ältere über Maruia auf dem Hochaltar
Glaube, Liebe und Hoffnung auf der Kanzel, die vom bekannten Bildhauer Veit Königer gefertigt wurde.
Glasfenster

Rund um Nestelbach ist kleinstrukturierte Landwirtschaft zu finden. Obstbau und Viehwirtschaft sind die Hauptzweige.

Obstbau auf den Hügeln bei Nestelbach
Der Schöckl läßt grüßen

Manche Bauernhöfe sind noch bewirtschaftet. Die Ziegeldekors auf den Giebelseiten sind immer noch ein schöner Schmuck.

Bauernhof auf der Schemmerlhöhe

Zwischendurch gibt es noch traumhafte Waldwege

Der Blick nach Süden in Richtung Südsteiermark und Slowenien ist leider etwas eingetrübt. Hier wechseln Gräben und Hügelzüge ständig ab, manchmal ist das Navi wirklich wichtig, um die Position genau zu bestimmen.

Der Hof mit den Hügelland-Alpakas ist wegen der Corona-Krise nicht zu besichtigen.

Auf den letzten Metern zu unserem Tagesziel, dem Hühnerberg.

Unsere zweite Etappe endet an der Haltestelle „Hausmannstätten – Hühnerberg“ an der Kirchbacher Bundesstraße B73. Von hier verkehren fast stündlich Busse nach Graz.

Link auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke: 20,4 km; ↑ 404 m; ↓ 453 m;
Über 65 % Asphalt oder Straße, 6 % Weg, 19 % Pfad, 7 % Schotterweg
Die Strecke ist meist verkehrsarm oder verkehrsfrei.

Bei KM 8,1 zweigt der Weg von der Straße in den Wald ab. Dort verliert sich der Weg und man muß sich einen Pfad zum Bach suchen.

Bei KM 11,0 endet der vorgesehene Weg in einem Weidezaun, der so errichtet wurde, dass zwischen Zaun und Buschwerk kein Platz bleibt. Wir haben den Zaun überwunden und sind über die Weide am Gehöft vorbeigegangen.

Etappe 3: Montag, 11. Mai 2020 Hühnerberg – Werndorf

Mit dem Bus erreichen wir die Aussteigstelle Hühnerberg und beginnen gleich mit dem Aufstieg auf den Gipfel des „Berges“. Über Waldwege erreichen wir den Gipfel, den auch ein Gipfelkreuz mit einem Gipfelbuch, wie es sich für einen richtigen Berg ziemt, auszeichnet.

Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist sogar an Sonntagen gegeben
Ein Berg braucht auch ein Gipfelkreuz
Gipfelsieg am Hühnerberg (484 m)

Eine Zeit lang wandern wir auf Waldwegen in Richtung Fernitzberg. Wir ersparen uns den Umweg in Richtung Fernitz, sondern nehmen die Variante direkt nach Gnaning. Auf diesem Abschnitt hat man bei Schönwetter einen guten Ausblick auf das Murtal und das Bacherngebirge in Slowenien, dem südöstlichsten Ausläufer der Zentralalpen.

Fernitzberg
Die lebenden Rasenmäher lassen sich durch Wanderer nicht stören

Gnaning begrüßt uns mit einem massiven Ortsschild. Heute gehört der Ort zur Gemeinde Fernitz-Mellach.

Gnaning

Über einen schmalen Wiesenweg wandern wir in das Dorf Gnaning.

Gnaninger Kapelle – Beim historischen Troadkasten gibt es sogar einen Wanderstempel

Unweit davon finden wir auch ein Hinweistafel auf den Mariazellerweg und eine Variante des Jakobsweges über Mureck nach Maribor/SLO. Mir ist die über Leibnitz und Spielfeld lieber, auch weil sie kürzer ist.

Auf dem Marienweg

Der Anstieg auf der anderen Grabenseite ist recht anstrengend, wird aber mit Lächeln genommen.

Vor St. Ulrich am Waasen

Ein altes Marterl beim Ulrichsbrunnen mit einer eindrucksvollen Darstellung der Madonna mit Kind.

Spätgotischer Bildstock beim Ulrichsbrunnen in St. Ulrich am Waasen

Die ehemalige Pfarrkirche, heute Filialkirche St. Ulrich wird gerade außen renoviert und trockengelegt. Die um 1442 erbaute gotische Kirche ist dem Hl. Ulrich geweiht, dem Heiligen der Reisenden, Wanderer, Fischer, Weber, Winzer und Sterbenden.

Pfarrirche St Ulrich am Waasen
Pfarrirche St Ulrich am Waasen mit einem Epitaph der Elisabeth von Herberstein von 1653
Hl. Ulrich mit Buch und Fisch

Auch außerhalb der Kirche trifft man auf den Hl. Ulrich.

Hl. Ulrich mit Buch und Fisch auf dem Hausgiebel eines Bürgerhauses
Hl. Ulrich mit Buch und Fisch in einem Bildstock auf der Straße nach Turning

Die Ortsnamen in dieser Gegend können zum Schmunzeln anregen.

Die Wolkenstimmung ist zeitweise besorgniserregend.

In der Nähe von Allerheiligen verstarb der Landeshauptmann der Steiermark, Josef Krainer sen., 1971 auf der Jagd. Zur Erinnerung wurde diese Kapelle nach Plänen des Künstlers Kurt Weber-Mzell errichtet. Die Glasfenster sind Werke von Alfred Wickenburg.

Wir kommen nach Allerheiligen bei Wildon, einen alten Siedlungsraum. Schon in der Steinzeit siedelten hier Menschen. Aus der Römerzeit ist eine alte Villa rustica nachgewiesen. Die Kirche und Schloss Herbersdorf sind Zentren des Ortes.

Das Schloss Allerheiligen
Die Kirche verdankt ihre prächtige Ausführung dem Umstand, dass die Jesuiten währen der Pestzeit 1680 ihre Universität hierher verlegten.

Nun geht es bis Wildon gemütlich bergab.

Von Gollneck nach Sukdull

Bei Wildon überqueren wir die Mur. An der Mündung der Kainach steht sogar ein Leuchtturm.

Die Kainach mündet von links in die Mur.

Wildon mit dem Ortsteil Oberer Markt und der Pfarrkirche St. Magdalena liegt über der Kainach.

An der Kainach

Am Murradweg R2 gehen wir nun in Richtung Norden nach Werndorf. Abseits vom Autoverkehr wandern wir durch die Auwänder der Mur.

Der Murradweg R2 führt vom Murursprung im Lungau bis nach Bad Radkersburg

Nach dem Kraftwerkszentrum Mellach – Werndorf kommen wir rasch an die Bundesstraße B67, wo wir fast wie auf Bestellung mit dem Bus die Heimreise nach Graz antreten können.

Zwillingsschornsteine des Gaskraftwerks Mellach.

Link auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke: 20,8 km; ↑ 414 m; ↓ 544 m;
Über 69 % Asphalt oder Straße, 12 % Weg, 17 % Pfad, 2 % Schotterweg

5. Tag Donnerstag, 30. Jänner 2020 Spielfeld nach Maribor/SLO

Nach einer angenehmen Anreise mit der ÖBB starten wir bei herrlichem Wetter unsere vorerst letzte Etappe auf dem Südösterreichischen Jakobsweg. Die heutige Etappe ist etwas länger, könnte aber auch nach ca 15 km bei Spotnja Kungota abgebrochen werden. Vorn dort kann man mit dem Bus nach Maribor fahren.

Wir marschieren vom Bahnhof in Richtung Bundesstraße B67.

Der erste Teil unserer Wanderung verläuft entlang der alten Bundesstraße, die früher die Hauptverbindung auf den Balkan und in die Türkei war. Heute verläuft der Verkehr 300m östlich auf der Autobahn. Hier ist Ruhe angesagt.

An der Grenzübergangasstelle ist kein Personal anzutreffen. Bezeichnend für unser Land ist, dass es nach so vielen Jahren Mitgliedschaft zur EU noch keine entsprechende Kennzeichnung gibt. Das ist mir bisher an keiner der vielen innereuropäischen Grenzen untergekommen.

Im Bereich des Grenzübergangs steht das riesige Aufnahmezentrum, das nach der Flüchtlingskrise 2015 errichtet wurde. Gut, dass es jetzt nicht gebraucht wird.

Bei der Kirche von Šentilj (Sankt Egidi) verlassen wir nach über 3 km die Hauptstraße und wandern an ein paar Häusern vorbei den Hügel hinauf.

Die Straße schlängelt sich durch die Felder und Weinberge und ist zum Glück wenig befahren.

Mehrere Wanderwege kreuzen unsere Route: der Šentiljska Pot und der Pot po Svečinskih goricah (43 km)

Die Fernsicht auf die steirische Koralpe ist phänomenal.

Eine Gedenktafel auf einem Haus macht auf die Partisanenkämpfe während des 2. Weltkrieges in dieser Gegend aufmerksam.

Von der kleinen Antonius-Kapelle hat man einen herrlichen Überblick.

Nun geht es etwas ins Gelände.

Ob da Jakobsweg – Markierer unterwegs waren?

Die Wallfahrtskirche von Kungota ist endlich erreicht. Leider ist sie verschlossen.

Wir gehen hinunter in das Tal der Penica und kehren im Gasthaus Filoft ein. Im recht „rustikalen“ Lokal bietet uns die Wirtin Klachlsuppe (auskochte Schweinsfüße) oder Flecksuppe (gekochter Rindermagen, Pansen) an. Wir entscheiden uns für die Flecksuppe, die wir noch nie zuvor gegessen hatten. Sie ist zwar schmackhaft und ausgiebig, aber nicht unbedingt unsere kulinarische Richtung.

Nach einem Stück auf der stark befahrenen Landesstraße geht es wieder ruhiger auf den nächsten Hügel hinauf. Der renovierte Ziehbrunnen war früher in Betrieb.

Das Tal der Penica.

Auf dem Weg zur „Piramida“ verlassen wir wieder die Straße und wandern durch den Wald. Auch hier finden sich „Spuren“ des Jakobsweges.

Im Ortsteil Ribniško Selo wandern wir nach Maribor hinein.

Durch den großzügig angelegten Mestni Park kommen wir direkt in die Altstadt von Maribor oder Marburg, wie es auf Deutsch heißt.

Die Stadt, die wir schon ein bisschen kennen, lädt zum Verweilen ein. In vielen Lokalen herrscht reges Treiben. Wir entscheiden uns in einem Cafe für eine Prekmurska gibanica (Vierlingsstrudel), Strudelteig mit Mohn-, Nuss-, Topfen- und Apfelfüllung. Eine wahrlich köstliche Regionalspezialität!

Gut gestärkt gehen wir die 700 m zum Bahnhof in der Partzanska cesta, von wo wir die Heimreise antreten.

Tagesstrecke: 22,3 km
Bergauf: 471 m
Bergab: 458 m
Route: Route auf Alpenvereinaktiv.com

Der erste Abschnitt des „alten“ Südösterreichischen Jakobswegs liegt hinter uns. Uns war schon in der Planung wichtig, dass wir die Teiletappen immer mit öffentlichen Verkehrsmittel erreichen können. Quartiere sind hier rar und nicht immer günstig.
Viele Jakobswegpilger gehen heute nicht mehr die Route über Marburg, sondern nehmen den Weststeirischen Jakobsweg, der landschaftlich wunderschön, aber hochalpin ist.

Ich wünsche euch auf Steirisch
An guat’n Weg – Ultreia!

4. Tag Dienstag, 14. Jänner 2020 Leibnitz nach Spielfeld

Heute ist das Wetter eher düster und grau. Ein wenig Raureif ziert manche Gräser. Wir verlassen Leibnitz in Richtung Südwesten nach Altenmarkt und überqueren wieder die Sulm.

Ein schöner Bildstock zeigt die Hl. Familie.

Über eine ehemalige Meeresklippe führt die Straße in das höher gelegene Tal von Aflenz. Vor ca. 15 Millionen Jahren, im Miozän, war das Leibnitzer Feld von einem Meer überflutet. Den Korallenriffen aus der Zeit verdanken der Römersteinbruch und der Retzneier Steinbruch am Rosenberg ihre Existenz.
Der Römersteinbruch wird seit der Römerzeit fast ununterbrochen zur Gewinnung von Sandstein genutzt. Das Amphitheater von Flavia Solva, aber auch der Stephansdom in Wien, die Grazer Burg und das Grazer Landhaus wurden, zumindest teilweise, mit Aflenzer Sandstein gebaut. Der Steinbruch ist in mehreren Etagen angelegt und diente ab 1943 als Produktionsstätte für Flugzeugmotoren der Steyr-Daimler-Puch. Es wurde das Konzentrationslager Aflenz als Außenlager des KZ Mauthausen eingerichtet, dessen Insassen zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Viele Menschen verloren hier im KZ ihr Leben.

Ein Erinnerungsraum in den Mauern des Wächterhauses erinnert an diese Zeit.

Heute sind Reste des Lagers sonst nur noch im unterirdischen Steinbruch zu finden. Die Landwirtschaft ist wieder vorrangig.

Neben dem Hauptportal in das Innere des Berges gibt es auch noch andere Zugänge zum Höhlensystem. Hier erinnert eine Gedenktafel an die NS-Herrschaft.

Ein kleiner, fast zu übersehender Weg führt auf den Rand der Klippe.

Der gut markierte Weg führt durch den nicht sehr winterlichen Buchenwald.

Der Weg passiert den Retzneier Steinbruch, wo kalkstein zur Zementerzeugung gewonnen wird. Fossiliensammler können zu bestimmten Zeiten in den Steinbruch und tolle Stücke finden.

Im Zementwerk Lafarge-Perlmoser wird seit 1909 Zement hergestellt.

Retznei ist ein kleiner, aktiver Ort, der heute Teil der Gemeinde Ehrenhausen ist.

Auf dem 1er- Weg kann man eine schöne Rundwanderung über die Hügel von Ehrenhausen unternehmen. Auch der neu propagierte Weg „Vom Gletscher zum Wein“ verläuft hier.

Wir erreichen Ehrenhausen, das sich im Nebel versteckt. Das Schloss, das Mausoleum der Eggenberger und die Pfarrkirche am Hauptplatz dominieren. Die Pfarrkirche zeigt sich in schönstem Barock.

Wir bewegen uns jetzt zeitweise auf dem 03er – Südalpenweg, hier zugleich Steirischer Landesrundwanderweg.

Durch den Nebel können wir das Schloss und die Kirche von Spielfeld erahnen.

Raumlichkeiten im Schloss, das bereits im 12. Jhdt. erwähnt wird, können für Hochzeiten und andere Events gemietet werden. Die kleine Kirche ist dem Hl. Michael geweiht.

Ein hoher Steg ermöglicht die Überquerung des Bahnhofes Spielfeld, der auch Grenzbahnhof zu Slowenien ist. Seit dem Schengen-Abkommen und dem Beitritt Sloweniens zur EU hat er seine politische Bedeutung verloren.

Vor dem Bahnhof tun sich weitere Wandermöglichkeiten auf:

Vom Bahnhof in Spielfeld fahren wir wieder zurück nach Graz.

Die Vermesser haben es ganz genau genommen. Ich weiß allerdings nicht, an welcher Kante ich mein Navi milimetergenau kalibrieren soll.

Streckenlänge: 15,8 km
Bergauf: 265 m
Bergab: 278 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

3. Tag Montag, 06. Jänner 2020 Lebring-St. Margarethen nach Leibnitz

Eigentlich wäre für heute die zweite Etappe des Weges vorgesehen gewesen. Wegen des Feiertags verkehrt kein Bus, aber auf die Bahn ist Verlass. Kurzentschlossen kommt Etappe 3 vor Etappe 2, aber nicht in der Blogreihenfolge. Da bleibt es beim Geographischen.

Strahlendes Wetter empfängt uns in Lebring, wo wir uns vom Bahnhof gleich auf den Weg zur Anschlusstelle an den Jakobsweg machen. Die Kirche und der Buchkogel sind recht nahe.

Pfarrkirche St. Maragrethen vor dem Buchkogel

Es gibt zwar keinen Gehsteig, aber fast keinen Verkehr. Nach kurzer Zeit kommen wir nach Kleinstangersdorf und zur Brücke über die Phyrnautobahn A9.

Die Verwaltung des Kulturparks Hengist hat sich auch um die Markierung des Jakobswegs bemüht. Als „Hengist“ bezeichnen mittelalterliche Urkunden den Höhenzug von Buchkogel, Wildoner Schlossberg und Bockberg sowie dessen westliche Ausläufer rund um Wildon. Im 10./11. Jahrhundert befand sich in diesem Bereich die Hengistburg. Der Verein erforscht auf interdisziplinäre Weise Paläontologie, Natur- und Kulturgeschichte, Archäologie, Geschichte und Volkskunde der Region „Hengist“. https://www.hengist.at/

Beim Zieglerwirt und im Landgasthaus Edler wird man mit regionaler Küche verwöhnt, wenn man nicht zu früh am Tag vorbeikommt.

Nach Stangersdorf kommen wir an die Laßnitz, die für uns längere Zeit Begleiterin sein wird. Dieses Gebiet wird seit der Urgeschichte besiedelt und bewirtschaftet. Auch den Römern hat es in dieser Region gut gefallen, wie es zahlreiche Funde dokumentieren.

Kurz vor Lang zweigen wir von der Straße ab und gehen auf dem Güterweg entlang der Laßnitz.

Die Pfarrkirche von Lang schaut herüber. Auch im Winter ist es hier angenehm zu wandern. Wir treffen nur ein paar Jogger und Reiter.

Hier im Europaschutzgebiet hat man dem Fluss wieder mehr Raum gegeben. Das haben auch gleich die Biber ausgenutzt, die es sich hier gemütlich gemacht haben.

Mit der Gemeindegrenze von Lang endet auch die offizielle Markierung des Jakobsweges. Wir sind deshalb aber nicht orientierungslos. Einfach dem Fluss folgen ist die Devise.

Bald tauchen die ersten Häuser von Tillmitsch auf, wo wir kurzfristig wieder auf Asphalt weitergehen müssen.

Dort überqueren wir die Laßnitz und gehen auf der Westseite des Flusses weiter.

Das Naturparkzentrum Grottenhof in der Gemeinde Kainbach bietet ein modernes Ausstellungs- und Eventzentrum in einem alten, historischen Gut.

Alte bäuerliche Handwerkskultur ziert einen Schuppen.

Die Eisenbrücke ist ein letztes Bauwerk der alten Sulmtalbahn und wurde 1906 errichtet. Die Bahn war bis 1967 in Betrieb. Heute verläuft darüber ein schöner Radweg.

Am Seggauberg thront das Schloss Seggau, das heute zum Bistum Graz-Seckau gehört und auf eine reiche Geschichte zurückblicken kann. Heute ist hier ein Veranstaltungs- und Kongresszentrum mit einem Hotel des Bistums untergebracht. Auf dem benachbarten Frauenberg befand sich ein Tempel der Göttin Isis Noreia. Die Funde sind teilweise im Tempelmuseum ausgestellt.

Hier mündet die Laßnitz, der wir heute so lange gefolgt sind, in die Sulm, die wiederum in ein paar Kilometern in die Mur mündet.

Das Kapuzinerkloster in Leibnitz ist das älteste in der Steiermark. Die Klosterkirche wurde 1639 begründet. Der Bau liegt am westlichen Ende des Hauptplatzes.

In der Mitte des Hauptplatzes in Leibnitz steht das Rathaus mit dem markanten Turm von 1914.

Am östlichen Ende finden wir die Pfarrkirche Leibnitz, die um 1140 errichtet wurde und dem Hl. Jakobus geweiht ist. Am Kirchplatz sind die Pilgerzeichen Hut, Stock, und Trinkflasche als Zeichen für den Jakobsweg eingelassen.

Unser Ziel ist der Bahnhof in Leibnitz, von wo wir wieder nach Hause nach Graz fahren.

Streckenlänge: 14,9 km
Bergauf: 25 m
Bergab: 44 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

2. Tag Dienstag, 09. Jänner 2020 Murberg nach Lebring

Weil an Sonn- und Feiertagen der Bus nicht verkehrt, stimmt die datumsmäßige Reihenfolge nicht. Mir ist hier die geographische Reihenfolge wichtiger.

Wir steigen am Murpark gegenüber von der Skodawerkstadt (nicht am Hauptterminal!) in den Bus der Linie 521 ein und fahren in kurzer Zeit bist zur Station Murberg, wo wir den Ausgangspunkt der 2. Etappe erreichen.

Wir folgen der Dillacherstraße und kommen an Kindergarten und Volksschule vorbei. An der Kreuzung mit der Talstraße bleiben wir weiter auf der Dillacherstraße mit ihrem wunderschönen Panoramablick. Der „originale“ Lindenthalweg verläuft unten im Graben.

Gleich zu Beginn des Weges steht ein kleiner Bildstock, der der Hl. Maria mit dem Kind gewidmet ist, auf einer Außenwand ist der Hl. Jakobus abgebildet.

Die Höhenstraße ist verkehrsarm und verläuft an der Geländekante zum Murtal.

Von dort eröffnen sich schöne Aussichten auf das Grazer Becken oder auf die Koralpe.

Die Weissenegger Kapelle in Dillach, erbaut 1889 in neugotischem Stil, ist Johannes
dem Täufer geweiht. Im Unterbau befindet sich eine Gruft, die für die Schlossherren
von Weissenegg bestimmt war, heute aber leer ist.

Das Schloss Weissenegg liegt in einer Parkanlage verborgen und ist in seinem Umfang schwer zu erfassen. Es befindet sich in Privatbesitz.

Umso impossanter sind die Kraftwerksanlagen in Mellach. Heute stehen hier ein Wasserkraftwerk, ein Kohlekraftwerk, das bald geschlossen wird und ein Gaskraftwerk.

Wir überqueren die Mur und verfolgen nun auf dem Radweg den Grazer Umlandweg bis Wildon. Jetzt befinden wir uns in der verkehrsfreien Zone. Im Sommer muss man allerdings mit Radfahrern auf dem Murradweg rechnen.

Die Pfarrkirche St. Magdalena der Marktgemeinde Wildon und der ältere Teil des Marktes liegen auf einer geschützten Anhöhe über der Kainach.

In den Markt gelangt man über eine lange Treppe oder über einen privaten Steig. Noch in den 1970er Jahren bewegte sich der gesamte Verkehr in den Balkan und in die Türkei durch den Ort.

Im Schloss Wildon sind heute die Gemeindeverwaltung, ein Festsaal und ein Museum untergebracht.

Im Unteren Markt treffen wir wieder auf den „alten“ Jakobsweg.

Es gibt auch durchaus schöne Naturmarkierungen.

Der Weg bis zum Fuß des Buchkogels und weiter nach Süden ist kaum zu verfehlen.

Ein kleines Martel und die davor stehende Luxusausführung einer Bank laden zum Verweilen und Genießen der schönen Aussicht ein.

Die Pfarrkirche Lebring-St. Margareten ist der Hl. Margarete geweiht. Am Altar sind die „heiligen Madln“, Hl. Katharina, Hl. Margarete und Hl. Barbara dargestellt.

Von der Kirche geht es nun weiter zum Bahnhof, von wo wir mit der S-Bahn wieder nach Hause fahren. Der Jakobsweg zweigt ein paar hundert Meter unter der Kirche nach Westen ab. Auf ihn treffen wir auf unserer nächsten Etappe.

Tagesstrecke: 13,1 km
Bergauf: 127 m
Bergab: 218 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag Dienstag, 17. Dezember 2019 Graz-Liebenau nach Murberg

Wir starten heute beim Murpark in Graz-Liebenau. Hier ist ein kleiner Verkehrsknotenpunkt entstanden, an dem die Schnellbahn S3 und S31, der Flixbus aus Wien, die Straßenbahn-Linie 4, mehrere Grazer Buslinien und zahlreiche Busse aus der Südoststeiermark zusammenlaufen. Am Stadtrand gelegen bietet sich das Einkaufszentrum als Startpunkt an.

Vorerst ist je nach Tageszeit viel Verkehr und es geht an der „HIB Liebenau“, der ehemaligen K.u.K Kadettenschule vorbei. Das Denkmal für die Opfer aus dem 1. und 2. Weltkrieg, auch der zivilen, hat einen würdigen Platz bekommen.

Über die Puntigamerstraße erreichen wir die Puntigamer Brücke und den Murradweg, dem wir heute einige Zeit folgen. Hier treffen wir auch auf die Wege aus dem Stadtzentrum. Die Errichtung des neuen Kraftwerkes und des Speicherkanals für die Grazer Abwässer hat eine tiefe Narbe an der Mur hinterlassen.

Auf dem rechten Murufer in Fließrichtung entkommt man dem Verkehr am besten. Am Murradweg kommen nur ein paar Radpendler, die in die Stadt zur Arbeit fahren, entgegen. Autoverkehr ist praktisch ausgeschlossen.

Wir unterqueren die Autobahn A2 und nützen den Damm des Kraftwerkes Gössendorf für unseren Weg in den Süden.

Das Kraftwerk Gössendorf ist eines in einer längeren Kette von Kraftwerken.

Danach geht es weiter auf dem Damm bis zur Kalsdorfer/Fernitzer Brücke. An der Brücke wechseln wir das Murufer und folgen der Mur auf der anderen Seite. Dann führt der Weg kurz durch den Auwald und über Feldwege weiter.

Das Jakobi-Kirchlein von Enzelsdorf schaut über die Felder und ist unser erstes Ziel auf dem Jakobsweg.

Das Hochaltarbild zeigt den Hl. Jakobus in Pilgertracht unter dem Wetterstrahlenkranz, links und rechts begleitet vom Hl. Sebastian und dem Hl. Florian

Nach Enzelsdorf müssen wir auf der Landesstraße etwa 1 km nach Süden gehen, bis der Weg in den Wald führt. Dort verläuft der Weg relativ steil durch den Laubwald auf den Hügel.

Nun geht es die Höhenstraße auf Asphalt leicht bergab bis Mellach, wo beim Kreisverkehr unsere Etappe endet. Hier ist auch die Haltestelle des Busses, der uns nach Graz an unseren Startpunkt zurückbringt.

Tagesstrecke: 16,8 km
Bergauf: 99 m
Bergab: 61 m

Route: Route auf Alpenvereinaktiv.com

Südösterreichischer Jakobsweg Graz – Marburg

Peter Lindenthal, ein Urgestein der Jakobswegpilger in Österreich, hat 2002 erstmals einen Führer für einen Jakobsweg durch Südösterreich aufgelegt, der 2007 letztmals überarbeitet wurde. Seitdem ist viel Wasser die Mur nach Süden geflossen und vieles hat sich an den örtlichen Gegebenheiten geändert.

Ich habe mich mit meiner Frau Heidrun im Winter 2019/20 auf den Weg gemacht und versucht, die Strecke von Graz nach Marburg zu gehen und dabei den Spuren Lindenthals zu folgen. Das war größtenteils möglich, manchmal habe ich eine, meiner Meinung nach bessere Strecke gefunden, die 2002 noch nicht möglich gewesen sein wird.

Ich habe die Gesamtstrecke auf kleine 5 -6 Tagestouren aufgeteilt, die jeweils Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz haben. So ist es möglich, jede der Touren von Graz aus mit Bus oder Bahn zu sinnvollen Zeiten zu erreichen.

In letzter Zeit sind teilweise Markierungen in Gelb (Punkte, Striche mit Richtungspunkt, Muscheln und in Slowenien Punkte und Pfeile) angebracht worden. Sie sind teilweise sehr gut sichtbar, manchmal spärlich und dann wieder überhaupt nicht vorhanden. Es ist sicherlich einfacher, mit einer guten GPS-Vorlage zu gehen.

Stempel für einen Jakobsweg-Ausweis bekommt man unterwegs eher nicht. Man kann sicher in Gemeindeämtern und Pfarrhöfen danach fragen, aber das muss dann auch die Dienstzeit passen.

Ich wünsche euch:
AN GUATN WEG!

Resumé: Jakobsweg – Extension 2.2 Perchtoldsdorf nach Mariazell 118 km

Eigentlich habe ich die heurige Weitwandersaison schon innerlich abgeschlossen, da bietet sich eine Schönwetterperiode an, eine „Baustelle“ in meiner Planung fertigzustellen. Ich gehe die Strecke von Perchtoldsdorf, wo ich im Frühjahr meine Jakobsweg – Extension 2.1 beendet habe, bis nach Mariazell.

Anreise und Verkehr:
Von Graz aus reise ich mit der Bahn bis Wr. Neustadt, weiter mit der Regionalbahn bis Wien-Liesing und mit dem Bus zurück nach Perchtoldsdorf. Der Verkehr auf den Wegen war sehr gering, wenn überhaupt vorhanden.

Unterkunft und Verpflegung:
Ich habe alle Unterkünfte im Voraus reserviert, nicht weil ich Angst hatte, dass sie überfüllt sind, sondern dass sie gar nicht geöffnet haben. Auch in der Pilgerhochsaison ist es ratsam, vorher anzufragen. Sehr viele Varianten hat an Quartieren hat man auf der Strecke nicht. Wir sind zumeist in Einbettzimmern untergekommen. Einmal (Enzianhütte) hatten wir ein Lager pro Person allein. Verpflegung ist unterwegs immer wieder in Geschäften, Gasthäusern und Cafes zu bekommen. In unseren Unterkünften wurde für uns gekocht.

Wege:
Die Wege sind durchwegs gut und eindeutig markiert. Sie sind zumeist gut begehbar. Immer wieder sind längere Asphaltstrecken zu bewältigen, aber ohne größeres Verkehrsaufkommen. Weite Strecken verlaufen auch auf Feld- und Wiesenwegen. Wanderwege sind meist gut und ohne Hindernisse begehbar, können aber durch ihre Steilheit auch sehr herausfordernd sein. Ausreichende Trittsicherheit ist an wenigen Stellen unbedingt notwendig.

Kultur und Natur:
Das Wetter hat es gut mit uns gemeint. Die Laubbäume strahlten in all ihrer Farbpracht in der Sonne. Weite Strecken geht man im Wald oder durch Felder.
Auch die Kultur kommt nicht zu kurz. Auch wenn wir das Chorgebet der Heiligenkreuzer Zisterzienzermönche versäumt haben, ist doch der Klosterkomplex beeindruckend.
Auch die versteckte Abtei von Klein Mariazell hat ihre Reize. Die Basilika von Mariazell ist natürlich ein Highlight am Ende des Weges.
Schlösser und Burgen wären einen eigenen Besuch wert.

Wegstatistik:
118 km (ohne Besichtigungen oder Irrwege), 3785 m bergauf und 3179 m bergab, 5 Tage zwischen 17,8 und 27,2 km, Mittelwert: 23,6 km, Median: 26,4 km

Quartierliste: Quartierliste Perchtholdsdorf – Mariazell

Streckenplan: Streckenplan Perchtholdsdorf – Mariazell

Damit hat sich der Jakobsweg auf 3668 km bis Santiago verlängert, bis Porto auf 3868 km.

5. Tag Samstag, 26. Oktober 2019 Gscheid nach Mariazell

Heute in der Früh liegt zum ersten Mal Reif auf dem Boden. Für die Jahreszeit normal, für uns Verwöhnte ein Novum. Wir sind hier aber auch auf 1000 m Seehöhe.

Da heißt es vorerst mit der Jacke wandern, auch die Handschuhe sind nicht zu warm. Wir waren die einzigen Gäste im Haus und bekommen das Frühstück erst um 8 Uhr. Da wir heute nur eine kurze Strecke übrig haben, macht uns das nichts aus. Heute ist außerdem Nationalfeiertag.

Am Weg liegt die kleine Kirche Maria am Gscheid.

Zwei „lange“ Wanderer im Morgenlicht.

Flotten Schrittes gehen wir entlang der B21 Richtung Südwesten.

Bald sind wir am Krummbachsattel und genießen die Ruhe auf dem Forstweg.

Beim Josef und Maria-Bildstock treffen der Wiener und der niederösterreichische Mariazellerweg aufeinander.

Hier ist auch die Grenze zur Steiermark nicht weit. Ein Besuch bei der Wuchtelwirtin ist Pflicht.

Wir gehen entlang des Hubertussees, ein Stausee, der anlässlich der Silberhochzeit des damaligen Jagdherren Arthur Krupp im Jahr 1906 angelegt wurde und das Geschenk von Margret Krupp an ihren jagdbegeisterten Mann war.

Am Seeufer steht auch die Bruder Klaus-Kapelle, die Nikolaus von Flühe gewidmet wurde. Die Glasfenster und das Eingangstor sind besonders eindrucksvoll.

Noch einmal müssen wir einen Bergrücken bezwingen, den Habertheuersattel.

Jetzt geht es wirklich nur mehr bergab. Die Gemeindealpe habe ich beim letzten Mal nur in Wolken erahnen können.

Vor dem ehemaligen Gemeindehaus von St. Sebastian feiere ich einen besonderen Moment. Ich treffe hier auf den Punkt, wo sich meine Wege von Westen und Osten treffen.

Ich habe hier den Weg vom östlichsten Punkt mit dem westlichsten Punkt Österreichs vereint, wenngleich ein bisschen durch die alte Monarchie, durch Südtirol. Gleichzeitig habe ich auch meinen Jakobsweg über 240 km verlängert.

Der Einmarsch in Mariazell ist wunderschön.

Ich danke Gert, meinem treuen Wanderbegleiter, für die fünf schönen und unterhaltsamen Tage. Das Wetter war phänomenal.

Tagesstrecke: 17,8 km
Bergauf: 311 m
Bergab: 405m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com