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3. Tag Montag, 06. Jänner 2020 Lebring-St. Margarethen nach Leibnitz

Eigentlich wäre für heute die zweite Etappe des Weges vorgesehen gewesen. Wegen des Feiertags verkehrt kein Bus, aber auf die Bahn ist Verlass. Kurzentschlossen kommt Etappe 3 vor Etappe 2, aber nicht in der Blogreihenfolge. Da bleibt es beim Geographischen.

Strahlendes Wetter empfängt uns in Lebring, wo wir uns vom Bahnhof gleich auf den Weg zur Anschlusstelle an den Jakobsweg machen. Die Kirche und der Buchkogel sind recht nahe.

Pfarrkirche St. Maragrethen vor dem Buchkogel

Es gibt zwar keinen Gehsteig, aber fast keinen Verkehr. Nach kurzer Zeit kommen wir nach Kleinstangersdorf und zur Brücke über die Phyrnautobahn A9.

Die Verwaltung des Kulturparks Hengist hat sich auch um die Markierung des Jakobswegs bemüht. Als „Hengist“ bezeichnen mittelalterliche Urkunden den Höhenzug von Buchkogel, Wildoner Schlossberg und Bockberg sowie dessen westliche Ausläufer rund um Wildon. Im 10./11. Jahrhundert befand sich in diesem Bereich die Hengistburg. Der Verein erforscht auf interdisziplinäre Weise Paläontologie, Natur- und Kulturgeschichte, Archäologie, Geschichte und Volkskunde der Region „Hengist“. https://www.hengist.at/

Beim Zieglerwirt und im Landgasthaus Edler wird man mit regionaler Küche verwöhnt, wenn man nicht zu früh am Tag vorbeikommt.

Nach Stangersdorf kommen wir an die Laßnitz, die für uns längere Zeit Begleiterin sein wird. Dieses Gebiet wird seit der Urgeschichte besiedelt und bewirtschaftet. Auch den Römern hat es in dieser Region gut gefallen, wie es zahlreiche Funde dokumentieren.

Kurz vor Lang zweigen wir von der Straße ab und gehen auf dem Güterweg entlang der Laßnitz.

Die Pfarrkirche von Lang schaut herüber. Auch im Winter ist es hier angenehm zu wandern. Wir treffen nur ein paar Jogger und Reiter.

Hier im Europaschutzgebiet hat man dem Fluss wieder mehr Raum gegeben. Das haben auch gleich die Biber ausgenutzt, die es sich hier gemütlich gemacht haben.

Mit der Gemeindegrenze von Lang endet auch die offizielle Markierung des Jakobsweges. Wir sind deshalb aber nicht orientierungslos. Einfach dem Fluss folgen ist die Devise.

Bald tauchen die ersten Häuser von Tillmitsch auf, wo wir kurzfristig wieder auf Asphalt weitergehen müssen.

Dort überqueren wir die Laßnitz und gehen auf der Westseite des Flusses weiter.

Das Naturparkzentrum Grottenhof in der Gemeinde Kainbach bietet ein modernes Ausstellungs- und Eventzentrum in einem alten, historischen Gut.

Alte bäuerliche Handwerkskultur ziert einen Schuppen.

Die Eisenbrücke ist ein letztes Bauwerk der alten Sulmtalbahn und wurde 1906 errichtet. Die Bahn war bis 1967 in Betrieb. Heute verläuft darüber ein schöner Radweg.

Am Seggauberg thront das Schloss Seggau, das heute zum Bistum Graz-Seckau gehört und auf eine reiche Geschichte zurückblicken kann. Heute ist hier ein Veranstaltungs- und Kongresszentrum mit einem Hotel des Bistums untergebracht. Auf dem benachbarten Frauenberg befand sich ein Tempel der Göttin Isis Noreia. Die Funde sind teilweise im Tempelmuseum ausgestellt.

Hier mündet die Laßnitz, der wir heute so lange gefolgt sind, in die Sulm, die wiederum in ein paar Kilometern in die Mur mündet.

Das Kapuzinerkloster in Leibnitz ist das älteste in der Steiermark. Die Klosterkirche wurde 1639 begründet. Der Bau liegt am westlichen Ende des Hauptplatzes.

In der Mitte des Hauptplatzes in Leibnitz steht das Rathaus mit dem markanten Turm von 1914.

Am östlichen Ende finden wir die Pfarrkirche Leibnitz, die um 1140 errichtet wurde und dem Hl. Jakobus geweiht ist. Am Kirchplatz sind die Pilgerzeichen Hut, Stock, und Trinkflasche als Zeichen für den Jakobsweg eingelassen.

Unser Ziel ist der Bahnhof in Leibnitz, von wo wir wieder nach Hause nach Graz fahren.

Streckenlänge: 14,9 km
Bergauf: 25 m
Bergab: 44 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

2. Tag Dienstag, 09. Jänner 2020 Murberg nach Lebring

Weil an Sonn- und Feiertagen der Bus nicht verkehrt, stimmt die datumsmäßige Reihenfolge nicht. Mir ist hier die geographische Reihenfolge wichtiger.

Wir steigen am Murpark gegenüber von der Skodawerkstadt (nicht am Hauptterminal!) in den Bus der Linie 521 ein und fahren in kurzer Zeit bist zur Station Murberg, wo wir den Ausgangspunkt der 2. Etappe erreichen.

Wir folgen der Dillacherstraße und kommen an Kindergarten und Volksschule vorbei. An der Kreuzung mit der Talstraße bleiben wir weiter auf der Dillacherstraße mit ihrem wunderschönen Panoramablick. Der „originale“ Lindenthalweg verläuft unten im Graben.

Gleich zu Beginn des Weges steht ein kleiner Bildstock, der der Hl. Maria mit dem Kind gewidmet ist, auf einer Außenwand ist der Hl. Jakobus abgebildet.

Die Höhenstraße ist verkehrsarm und verläuft an der Geländekante zum Murtal.

Von dort eröffnen sich schöne Aussichten auf das Grazer Becken oder auf die Koralpe.

Die Weissenegger Kapelle in Dillach, erbaut 1889 in neugotischem Stil, ist Johannes
dem Täufer geweiht. Im Unterbau befindet sich eine Gruft, die für die Schlossherren
von Weissenegg bestimmt war, heute aber leer ist.

Das Schloss Weissenegg liegt in einer Parkanlage verborgen und ist in seinem Umfang schwer zu erfassen. Es befindet sich in Privatbesitz.

Umso impossanter sind die Kraftwerksanlagen in Mellach. Heute stehen hier ein Wasserkraftwerk, ein Kohlekraftwerk, das bald geschlossen wird und ein Gaskraftwerk.

Wir überqueren die Mur und verfolgen nun auf dem Radweg den Grazer Umlandweg bis Wildon. Jetzt befinden wir uns in der verkehrsfreien Zone. Im Sommer muss man allerdings mit Radfahrern auf dem Murradweg rechnen.

Die Pfarrkirche St. Magdalena der Marktgemeinde Wildon und der ältere Teil des Marktes liegen auf einer geschützten Anhöhe über der Kainach.

In den Markt gelangt man über eine lange Treppe oder über einen privaten Steig. Noch in den 1970er Jahren bewegte sich der gesamte Verkehr in den Balkan und in die Türkei durch den Ort.

Im Schloss Wildon sind heute die Gemeindeverwaltung, ein Festsaal und ein Museum untergebracht.

Im Unteren Markt treffen wir wieder auf den „alten“ Jakobsweg.

Es gibt auch durchaus schöne Naturmarkierungen.

Der Weg bis zum Fuß des Buchkogels und weiter nach Süden ist kaum zu verfehlen.

Ein kleines Martel und die davor stehende Luxusausführung einer Bank laden zum Verweilen und Genießen der schönen Aussicht ein.

Die Pfarrkirche Lebring-St. Margareten ist der Hl. Margarete geweiht. Am Altar sind die „heiligen Madln“, Hl. Katharina, Hl. Margarete und Hl. Barbara dargestellt.

Von der Kirche geht es nun weiter zum Bahnhof, von wo wir mit der S-Bahn wieder nach Hause fahren. Der Jakobsweg zweigt ein paar hundert Meter unter der Kirche nach Westen ab. Auf ihn treffen wir auf unserer nächsten Etappe.

Tagesstrecke: 13,1 km
Bergauf: 127 m
Bergab: 218 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag Dienstag, 17. Dezember 2019 Graz-Liebenau nach Murberg

Wir starten heute beim Murpark in Graz-Liebenau. Hier ist ein kleiner Verkehrsknotenpunkt entstanden, an dem die Schnellbahn S3 und S31, der Flixbus aus Wien, die Straßenbahn-Linie 4, mehrere Grazer Buslinien und zahlreiche Busse aus der Südoststeiermark zusammenlaufen. Am Stadtrand gelegen bietet sich das Einkaufszentrum als Startpunkt an.

Vorerst ist je nach Tageszeit viel Verkehr und es geht an der „HIB Liebenau“, der ehemaligen K.u.K Kadettenschule vorbei. Das Denkmal für die Opfer aus dem 1. und 2. Weltkrieg, auch der zivilen, hat einen würdigen Platz bekommen.

Über die Puntigamerstraße erreichen wir die Puntigamer Brücke und den Murradweg, dem wir heute einige Zeit folgen. Hier treffen wir auch auf die Wege aus dem Stadtzentrum. Die Errichtung des neuen Kraftwerkes und des Speicherkanals für die Grazer Abwässer hat eine tiefe Narbe an der Mur hinterlassen.

Auf dem rechten Murufer in Fließrichtung entkommt man dem Verkehr am besten. Am Murradweg kommen nur ein paar Radpendler, die in die Stadt zur Arbeit fahren, entgegen. Autoverkehr ist praktisch ausgeschlossen.

Wir unterqueren die Autobahn A2 und nützen den Damm des Kraftwerkes Gössendorf für unseren Weg in den Süden.

Das Kraftwerk Gössendorf ist eines in einer längeren Kette von Kraftwerken.

Danach geht es weiter auf dem Damm bis zur Kalsdorfer/Fernitzer Brücke. An der Brücke wechseln wir das Murufer und folgen der Mur auf der anderen Seite. Dann führt der Weg kurz durch den Auwald und über Feldwege weiter.

Das Jakobi-Kirchlein von Enzelsdorf schaut über die Felder und ist unser erstes Ziel auf dem Jakobsweg.

Das Hochaltarbild zeigt den Hl. Jakobus in Pilgertracht unter dem Wetterstrahlenkranz, links und rechts begleitet vom Hl. Sebastian und dem Hl. Florian

Nach Enzelsdorf müssen wir auf der Landesstraße etwa 1 km nach Süden gehen, bis der Weg in den Wald führt. Dort verläuft der Weg relativ steil durch den Laubwald auf den Hügel.

Nun geht es die Höhenstraße auf Asphalt leicht bergab bis Mellach, wo beim Kreisverkehr unsere Etappe endet. Hier ist auch die Haltestelle des Busses, der uns nach Graz an unseren Startpunkt zurückbringt.

Tagesstrecke: 16,8 km
Bergauf: 99 m
Bergab: 61 m

Route: Route auf Alpenvereinaktiv.com

Südösterreichischer Jakobsweg Graz – Marburg

Peter Lindenthal, ein Urgestein der Jakobswegpilger in Österreich, hat 2002 erstmals einen Führer für einen Jakobsweg durch Südösterreich aufgelegt, der 2007 letztmals überarbeitet wurde. Seitdem ist viel Wasser die Mur nach Süden geflossen und vieles hat sich an den örtlichen Gegebenheiten geändert.

Ich habe mich mit meiner Frau Heidrun im Winter 2019/20 auf den Weg gemacht und versucht, die Strecke von Graz nach Marburg zu gehen und dabei den Spuren Lindenthals zu folgen. Das war größtenteils möglich, manchmal habe ich eine, meiner Meinung nach bessere Strecke gefunden, die 2002 noch nicht möglich gewesen sein wird.

Ich habe die Gesamtstrecke auf kleine 5 -6 Tagestouren aufgeteilt, die jeweils Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz haben. So ist es möglich, jede der Touren von Graz aus mit Bus oder Bahn zu sinnvollen Zeiten zu erreichen.

In letzter Zeit sind teilweise Markierungen in Gelb (Punkte, Striche mit Richtungspunkt, Muscheln und in Slowenien Punkte und Pfeile) angebracht worden. Sie sind teilweise sehr gut sichtbar, manchmal spärlich und dann wieder überhaupt nicht vorhanden. Es ist sicherlich einfacher, mit einer guten GPS-Vorlage zu gehen.

Stempel für einen Jakobsweg-Ausweis bekommt man unterwegs eher nicht. Man kann sicher in Gemeindeämtern und Pfarrhöfen danach fragen, aber das muss dann auch die Dienstzeit passen.

Ich wünsche euch:
AN GUATN WEG!

Resumé: Jakobsweg – Extension 2.2 Perchtoldsdorf nach Mariazell 118 km

Eigentlich habe ich die heurige Weitwandersaison schon innerlich abgeschlossen, da bietet sich eine Schönwetterperiode an, eine „Baustelle“ in meiner Planung fertigzustellen. Ich gehe die Strecke von Perchtoldsdorf, wo ich im Frühjahr meine Jakobsweg – Extension 2.1 beendet habe, bis nach Mariazell.

Anreise und Verkehr:
Von Graz aus reise ich mit der Bahn bis Wr. Neustadt, weiter mit der Regionalbahn bis Wien-Liesing und mit dem Bus zurück nach Perchtoldsdorf. Der Verkehr auf den Wegen war sehr gering, wenn überhaupt vorhanden.

Unterkunft und Verpflegung:
Ich habe alle Unterkünfte im Voraus reserviert, nicht weil ich Angst hatte, dass sie überfüllt sind, sondern dass sie gar nicht geöffnet haben. Auch in der Pilgerhochsaison ist es ratsam, vorher anzufragen. Sehr viele Varianten hat an Quartieren hat man auf der Strecke nicht. Wir sind zumeist in Einbettzimmern untergekommen. Einmal (Enzianhütte) hatten wir ein Lager pro Person allein. Verpflegung ist unterwegs immer wieder in Geschäften, Gasthäusern und Cafes zu bekommen. In unseren Unterkünften wurde für uns gekocht.

Wege:
Die Wege sind durchwegs gut und eindeutig markiert. Sie sind zumeist gut begehbar. Immer wieder sind längere Asphaltstrecken zu bewältigen, aber ohne größeres Verkehrsaufkommen. Weite Strecken verlaufen auch auf Feld- und Wiesenwegen. Wanderwege sind meist gut und ohne Hindernisse begehbar, können aber durch ihre Steilheit auch sehr herausfordernd sein. Ausreichende Trittsicherheit ist an wenigen Stellen unbedingt notwendig.

Kultur und Natur:
Das Wetter hat es gut mit uns gemeint. Die Laubbäume strahlten in all ihrer Farbpracht in der Sonne. Weite Strecken geht man im Wald oder durch Felder.
Auch die Kultur kommt nicht zu kurz. Auch wenn wir das Chorgebet der Heiligenkreuzer Zisterzienzermönche versäumt haben, ist doch der Klosterkomplex beeindruckend.
Auch die versteckte Abtei von Klein Mariazell hat ihre Reize. Die Basilika von Mariazell ist natürlich ein Highlight am Ende des Weges.
Schlösser und Burgen wären einen eigenen Besuch wert.

Wegstatistik:
118 km (ohne Besichtigungen oder Irrwege), 3785 m bergauf und 3179 m bergab, 5 Tage zwischen 17,8 und 27,2 km, Mittelwert: 23,6 km, Median: 26,4 km

Quartierliste: Quartierliste Perchtholdsdorf – Mariazell

Streckenplan: Streckenplan Perchtholdsdorf – Mariazell

Damit hat sich der Jakobsweg auf 3668 km bis Santiago verlängert, bis Porto auf 3868 km.

5. Tag Samstag, 26. Oktober 2019 Gscheid nach Mariazell

Heute in der Früh liegt zum ersten Mal Reif auf dem Boden. Für die Jahreszeit normal, für uns Verwöhnte ein Novum. Wir sind hier aber auch auf 1000 m Seehöhe.

Da heißt es vorerst mit der Jacke wandern, auch die Handschuhe sind nicht zu warm. Wir waren die einzigen Gäste im Haus und bekommen das Frühstück erst um 8 Uhr. Da wir heute nur eine kurze Strecke übrig haben, macht uns das nichts aus. Heute ist außerdem Nationalfeiertag.

Am Weg liegt die kleine Kirche Maria am Gscheid.

Zwei „lange“ Wanderer im Morgenlicht.

Flotten Schrittes gehen wir entlang der B21 Richtung Südwesten.

Bald sind wir am Krummbachsattel und genießen die Ruhe auf dem Forstweg.

Beim Josef und Maria-Bildstock treffen der Wiener und der niederösterreichische Mariazellerweg aufeinander.

Hier ist auch die Grenze zur Steiermark nicht weit. Ein Besuch bei der Wuchtelwirtin ist Pflicht.

Wir gehen entlang des Hubertussees, ein Stausee, der anlässlich der Silberhochzeit des damaligen Jagdherren Arthur Krupp im Jahr 1906 angelegt wurde und das Geschenk von Margret Krupp an ihren jagdbegeisterten Mann war.

Am Seeufer steht auch die Bruder Klaus-Kapelle, die Nikolaus von Flühe gewidmet wurde. Die Glasfenster und das Eingangstor sind besonders eindrucksvoll.

Noch einmal müssen wir einen Bergrücken bezwingen, den Habertheuersattel.

Jetzt geht es wirklich nur mehr bergab. Die Gemeindealpe habe ich beim letzten Mal nur in Wolken erahnen können.

Vor dem ehemaligen Gemeindehaus von St. Sebastian feiere ich einen besonderen Moment. Ich treffe hier auf den Punkt, wo sich meine Wege von Westen und Osten treffen.

Ich habe hier den Weg vom östlichsten Punkt mit dem westlichsten Punkt Österreichs vereint, wenngleich ein bisschen durch die alte Monarchie, durch Südtirol. Gleichzeitig habe ich auch meinen Jakobsweg über 240 km verlängert.

Der Einmarsch in Mariazell ist wunderschön.

Ich danke Gert, meinem treuen Wanderbegleiter, für die fünf schönen und unterhaltsamen Tage. Das Wetter war phänomenal.

Tagesstrecke: 17,8 km
Bergauf: 311 m
Bergab: 405m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

4. Tag Freitag, 25. Oktober 2019 Kalte Kuchl nach Gscheid

Um halb acht gibt es Frühstück. Draußen ist es etwas frisch, sodass wir mit langer Jacke losgehen, aber nur etwa 500 Meter. Dann wird uns von der ersten Steigung warm. Wenn der Sepp Forcher (österr. TV-Moderator) schon da war, gehört das gefeiert. Durch die Blätter zu waten ist so richtig lustig (solange sich darunter kein Stein oder keine Wurzel versteckt).
Bald kommen wir in das Gebiet der Wittgenstein’schen Forstverwaltung.
Hoch oben auf dem Grat zwischen zwei Gräben schlängelt sich ein wunderschöner Weg dahin. Da lässt sich’s leben. Der Landsitz der Wittgenstein in Hochreit wurde von Josef Hoffmann 1906 eingerichtet. Rasch führt ein steiler Weg hinunter ins nächste Hochtal.

St. Aegyd ist eine kleine Gemeinde, die einst durch Kleinmetallindustrie zu Wohlstand kam. Heute leben hier 1860 Menschen. Der Ort zieht sich lange durch das schmale Tal. Der Bahnhof ist zu einem Cafe/Restaurant umfunktioniert worden. Allein das Mehlspeisbuffett würde einen längeren Aufenthalt rechtfertigen. Nach einer kurzen Stärkung besuche ich die schlichte Pfarrkirche St. Aegyd, wo ich auch auf Jakobus und Petrus treffe. Hier geht alles seinen eigenen Gang. Gendarmerie gibt es in Österreich schon seit 2005 nicht mehr. Dafür feiert die Gemeinde ihre neuen Erdenbürger am Kirchplatz. Durch das Tal der Unrechttraisen führt der Weg schließlich auf das Gscheid, wo zahlreiche Tafeln an die Pilgerfahrten erinnern.
Noch einmal gehen wir einer Almwiese entlang bis in den „Ort“ Gscheid.
Im Alpengasthof Gscheid bei der Familie Gruber beziehen wir unser Quartier.
Tagesstrecke: 25,7 km
Bergauf: 737 m
Bergab: 521 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

3. Tag Donnerstag, 24. Oktober 2019 Enzianhütte /Kieneck nach Kalte Kuchl

Der Wind, der die Hütte in der Nacht zum Singen gebracht hat, ist abgeflaut. Vor dem Frühstück mache ich bereits die ersten Dämmerungsfotos. Hier, auf 1100m, gibt es jetzt keinen Nebel.

Wir brechen wieder um 7 Uhr 45 auf. Es ist angenehm warm. Heute geht es Gupf um Gupf durch die Landschaft. Jeder einzelne Mugel will bis zum Gipfel erklommen werden. Die Aussicht ist in jede Richtung nicht enden wollend.

Beim Untersberg – Schutzhaus kehren wir zum ersten Mal ein. Die Wirtin hören wir aus der Küche jodeln. Dort gibt es auch monatlich Jodelkurse.
Hier ist mit etwa 1200 m der höchste Punkt unserer gesamten Strecke erreicht.
Nun trennen wir uns vom Weitwanderweg 04 und steigen stetig in gerader Strecke ins Tal hinab. Zwischendurch kommen die Felsen sehr nahe an einander.

Im Tal angekommen gehen wir vorerst auf einer verkehrslosen Straße in Richtung Hauptstraße, auf der wir auch keinem einzigen Fahrzeug begegnen. In Rohr im Gebirge machen wir im Hotel/Restaurant Kaiser Franz Josef Mittagsrast. Wie das Haus zu seinem noblen Namen kommt, erschließt sich nicht einmal aus deren Website.
Der Weiterweg ist gut markiert und führt im wahrsten Sinn durch Wald und Flur.
Unserer guten Kondition ist es geschuldet, dass wir schon um 14 Uhr 30 am Ziel in der „Kalten Kuchl“ ankommen.
Hier beherrschen die Biker das Feld.


Mich zieht ein Mercedes 300 SL in seinen Bann.

Tagesstrecke: 20,1 km
Bergauf: 553 m
Bergab: 988 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

2. Tag Mittwoch, 23. Oktober 2019 Hafnerberg nach Kieneck/Enzianhütte

Beim Aufstehen herrscht draußen noch tiefe Finsternis. Erst um sieben Uhr, beim Frühstück, setzt sich die Dämmerung langsam gegen den Nebel durch. Bis wir aus dem Haus kommen, ist es zwar grau, aber durchaus trocken und warm.

Durch einen kleinen Seitengraben gewinnen wir rasch an Höhe und können über die Hügel schauen.

Unser erstes Ziel ist die Basilika von Klein Mariazell. Diese Filiale von St. Lambrecht und Mariazell wurde um 1120 von den Benediktinern gegründet und von Josef II. aufgelassen. Heute leben hier die „Brüder-Samariter der Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens“, die das Kloster mit neuem Leben erfüllen.

Die Basilika Minor ist mit prachtvollen Barockmalereien versehen, ohne die sonst übliche Goldüberladenheit.

Im Zentrum steht die Verehrung Marias.

Im Zugang zur Krypta stehen uralte Grabstelen, noch ohne Beschriftung.

Dieses schöne romanische Portal ist auf der Seitenfront zu finden.

Langsam setzt sich die Sonne gegen den Nebel durch und das Laub beginnt immer stärker zu leuchten.

Unsere nächste Station ist Kaumberg, ein kleiner Ort mit viel Geschichte.

Die Rinderzucht prägt hier die Landschaft.

Die Araburg mit ihren hohen Wehrmauern steht hoch über dem Tal und beherrscht die Landschaft.

Nach längeren Anstiegen führt der Weg immer wieder auf dem Hügelrücken dahin, bis er uns wieder in die nächste Senke bringt.

Ein paar herzhafte Anstiege und wir kommen zu unserem Tagesziel, der Enzianhütte auf dem Kieneck auf 1100 m.

Dort feiern gerade fleißige Mithelfer die Vollendung ihrer Kapelle und wir werden zu einem Umtrunk eingeladen.

Am Abend können wir den Sonnenuntergang hinter einer prachtvollen Bergkulisse genießen.

Tagesstrecke: 26,6 km
Bergauf:  1278 m
Bergab:  654 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag Dienstag, 22. Oktober 2019 Perchtoldsdorf nach Hafnerberg

Zu nachtschlafener Zeit gehe ich zum Bahnhof um über Graz Hbf., Bruck und Wiener Neustadt nach Perchtoldsdorf zu kommen.

In Perchtoldsdorf habe ich hier am Marktplatz mit dem Wehrturm, der Pfarrkirche und der Burg im Frühjahr meine Wanderung beendet und starte hier wiederum.

Am Weitwanderstein, der auf die Europäischen Weitwanderwege und auf die österreichischen Wege 01, 04, und 06 aufmerksam macht, beginnen wir unseren Weg. Buchstäblich über Nacht hat sich Gert Kienast bereit erklärt, mit mir zu wandern. Es macht natürlich Spaß, mit einem so erfahrenen Wanderer unterwegs zu sein.

Der Weg durch den Park gibt uns einen Vorgeschmack auf die Farbenpracht, die uns erwartet.

Auch Humor soll nicht zu kurz kommen.

Die zwölf Meter hohe Josefswarte im Naturpark Föhrenberge bietet uns nicht viel Ausblick.

Im Herbst sind auch bei schönem Wetter die Blumen rar.

Der Abstecher zur Teufelsteinhütte ist eher ungewollt.

Die Wege sind recht angenehm begehbar und lassen ein gutes Tempo zu.

Die Burg Wildegg steht in einem Seitengraben und fällt erst im letzten Moment auf.

Über Sittendorf, das durch seine Motocross-Meisterschaften bekannt ist, kommen wir zur Allander Autobahn.

Dort finde ich die wunderschönen Galläpfel der Hundsrose und eine Distel.

Wir nähern uns Heiligenkreuz und bestaunen das Grabmal von Mary Vetsera, die am Friedhof von Heiligenkreuz bestattet wurde.

Über eine lange Allee kommen wir zum Kreuzweg des Stiftes Heiligenkreuz.

Das Stift Heiligenkreuz wurde von den Zisterziensern seit der Gründung durch Leopold den Heiligen 1133 ununterbrochen geführt.

Das romanische Langhaus strahlt im Inneren kühle Schlichtheit aus.

In der modernen Kreuzkapelle wird die Reliquie des Hl. Kreuzes, Namensgeber für den Ort, einfach, aber formvollendet präsentiert.

Wer weit pilgert, darf sich auch laben. Die Cremeschnitte aus dem Stiftskeller hat es in und auf sich.

An der modernen Sonnenuhr vorbei, die die Zeit nicht als Schatten, sondern als Lichtstrahl anzeigt, verlassen wir den weitläufigen Gebäudekomplex, der auch eine theologische Hochschule beherbergt.

Wieder wandern wir durch farbige Wälder, bis wir am ehemaligen kaiserlichen Jagdschloss von Mayerling vorbeikommen.

Durch die Hügel kommen wir schließlich an unser Tagesziel am Hafnerberg. Im Gasthof zum Grünen Baum in Nöstach beziehen wir unser Quartier.

Tagesstrecke: 27,2 km
Bergauf: 906 m
Bergab: 700 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com