31. Tag 06. Mai 2023 Lennep – Altenberg

Der gestrige Abend war ziemlich verregnet, kurz war auch Donner zu hören. Ich hatte Zeit, mich im Zimmer zu erholen.

In der Früh marschiere ich gleich los, da es erst um 8.30 Uhr Frühstück im Hotel gibt. Ich suche mir eines in einer Bäckerei.

Lennep – Wetterauerstraße

Beim Jakobusplatz treffe ich auf einen Pilgergefährten.

Lennep – Jakobusplatz

Bald kann ich die Asphaltstraßen hinter mir lassen. Ich übersehe eine Abzweigung und stoße dadurch auf ein Bodenkultur – Denkmal, auf die Reste der alten Fernhandelsstraße Köln – Lübeck. Das ist eigentlich mein Weg!

Bodendenkmal Fernhandelsstraße Köln – Lübeck
Kirschbaum
Ins Land schaun

Das alte Steinkreuz ist einem Mann gewidmet, der von Räubern überfallen und zu Tode gekommen ist.

Josef Weitzl, +17.10.1554

Die Eschbachtalsperre wurde schon 1891 zur Trinkwasserversorgung für Remscheid errichtet und ist heute noch Trinkwassernotreserve für die Stadt.

Eschbachtalsperre

In Wermelskirchen hole ich mir in der evang. Stadtkirche den Pilgerstempel. Vor der Kirche steht die Kennzeichnung für den Jakobsweg.

Wermelskirchen – evang. Stadtkirche

Der Weg führt von der Stadt hinunter in das Tal des Eifgenbachs, der hier noch ein schmales Bächlein ist. Ihm werde ich heute die ganze Wanderung folgen.

Eifgenbach

Der Weg führt links oder rechts nahe am Bach entlang, manchmal etwas höher über dem Bach, manchmal knapp am Wasser. Der Abschnitt ist einer der schönsten auf dem Weg.

Am Eifgenbach
Am Eifgenbach

Der Weg ist ausgezeichnet markiert. Der E1 hat allerdings nichts mit dem Europäischen Fernwanderweg zu tun, sondern es handelt sich um eine lokale Wegvariante.

Eifgenweg – Jakobsweg
Am Eifgenbach

Am Bach lagen einst zahlreiche Mühlen, die heute teilweise als Ausflugslokale benutzt werden.

Ehemalige Rausmühle (seit dem 15. Jhdt.), Ausflugsgasthof seit 1920

Der Borkenkäfer, auch Buchdrucker, hat hier die Fichtenbestände radikal dezimiert.

Forstschäden durch den Borkenkäfer
Forstschäden durch den Borkenkäfer

Bevor der Eifgenbach kurz vor Altenberg in die Dhünn mündet, ist er schon sehr gewachsen.

Eifgenbach

Nun komme ich am Tagesziel beim ehemaligen Zisterzienserkloster Altenberg an. Die Klostergründung geht auf das Jahr 1167 zurück. Der Altenberger Dom wurde als Klosterkirche ab dem Jahr 1255 auf der Stelle eines romanischen, um 1160 geweihten Vorgängerbaus errichtet. Die Zisterzienser waren bereits im Jahr 1133 nach Altenberg gekommen und hatten mit dem Bau einer Abtei begonnen.

Altenberger Dom

Nach 1802 wurde das Kloster säkularisiert, brannte nieder und wurde vom Preußischen Staat bis 1848 wieder aufgebaut. Seither ist der Dom eine Simultankirche, d. h., er wird von Katholiken wie Protestanten gleich genutzt.

Eingang zum Domvorplatz
Hauptportal mit Fenster aus dem 14. Jhdt.
Hauptschiff
Chorraum
Strahlenkranzmadonna (um 1500) über dem Volksaltar

Ich werde in Altenberg von meiner Frau Heidrun und von Schwager und Schwägerin abgeholt und nächtige in der Nähe von Köln.

Tagesstrecke: 27,5 km; ↑ 119 m; ↓ 332 m

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30. Tag 05. Mai 2023 Schwelm – Lennep

Ich habe auch diese Nacht im Hotel Garni „HeimatHerz“ übernachtet und in der Bäckerei gegenüber gefrühstückt. Dann mache ich mich auf den Weg zum Bus und ruckzuck bin ich am Bahnhof in Hagen angekommen.

Hauptbahnhof Hagen

In meine Richtung fahren sogar mehr Züge als die DB-App anzeigt. Da sollte noch jemand seine Aufgaben machen. Nach wenigen Stationen mit dem Regionalzug bin ich auch schon wieder in Schwelm.

Die kleinen Gässchen wirken fast märchenbuchmäßig. Zwischen den Häusern befinden sich oft Durchgänge zu den Hinterhäusern, die keinen direkten Zugang zu den Straßen haben.

Schwelm
Schwelm

Die erste Steigung lässt nicht lange auf sich warten. Zuerst auf Asphalt durch den Ort und dann auf Naturboden im Wald.

Aufstieg in Schwelm
Im Wald

Oben angekommen gibt es manchmal einen recht guten Ausblick auf die Hochflächen des Bergischen Landes.

Ausblick ins Bergische Land
Entlang der Fastenbecke

Bald geht es aber wieder hinunter in das Tal der Wupper. Die Wupper fließt hier als ruhiges Flüsschen. 2021 gab es ein verheerendes Hochwasser, das riesige Schäden anrichtete.

Wupper
Wupper

Im „Land unter Haus“ wird noch heute an der Behebung der Schäden gearbeitet.

Staustufe an der Wupper

Der Ort Beyenburg wird von drei Seiten von der Wupper umflossen. An markanter Stelle steht die im 15. Jhdt. erbaute Beyenburger Klosterkirche St. Maria Magdalena, auch „Beyenburger Dom“ genannt.

Beyenburger Klosterkirche St. Maria Magdalena
Beyenburger Klosterkirche St. Maria Magdalena
Beyenburger Klosterkirche St. Maria Magdalena
Beyenburger Klosterkirche St. Maria Magdalena

Bereits vor 1296 bekam der Kreuzherrenorden Beyenburg als Schenkung zuerkannt. Der Orden blieb bis zur Säkularisierung 1807 und kehrte 1964 wieder. Heute lebt nur mehr ein Kreuzherr im Kloster Steinhaus. Von Bruder Dirk bekomme ich einen schönen Stempel für meinen Pilgerpass.

Wappen der Kreuzherren

Heute geht alles ein bisschen zäh. Ich muss mich motivieren, dass ich ein wenig Tempo aufnehme. Der Weg führt nun entlang des Beyenburger Stausees, der bereits um 1900 erstmals errichtet wurde.

Hier kann man auch Draisinenfahren.
Zentrum für Kanuten und Ruderer

Dann kommt eine richtige Herausforderung: durch einen Windbruch vor zwei Jahren ist der ohnehin steile Weg durch Baumstämme verlegt. Wer da nicht gut bei Fuß ist, sollte sich eine Umleitung suchen. Die Stelle ist gut 200 m lang und herausfordernd.

Windwurf
Windwurf
Waldweg

Wieder ist der Ausblick nach dem Aufstieg sehr schön.

Ausblick
Weg entlang des Hügels

Hier sind wieder Rinder unterwegs.

Rinder warten aufs Melken
Ich bin noch sehr jung

Endlich komme ich nach Lennep, ein nettes Städtchen. Hier stehen noch sehr viele Häuser mit der typischen Schieferverkleidung. Die macht zwar alles etwas schwarz, aber bei genauerer Betrachtung sind die Schieferschindeln oft sehr kunstvoll gestaltet.

Lennep
Lennep

Lennep ist auch die Geburtsstadt des Nobelpreisträgers und Entdeckers der Röntgenstahlen. Ihm ist nicht nur ein Museum gewidmet, sondern auch eine Apotheke und ein stillgelegtes Beisl tragen seinen Namen.

X für X-Rays vor dem Röntgenmuseum
Das kennen wir aus unserer Kindheit: Passen die Schuhe?
Auch das kennen wir aus unserer Kindheit: Zahnarztstuhl

Heute nächtige ich im Hotel Berlinerhof, das für Pilger echt faire Preise hat.

Hotel Berliner Hof
Hotel Berliner Hof

Tagesstrecke: 19,3 km; ↑ 429 m; ↓ 392 m

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29. Tag 04. Mai 2023 Herdecke – Schwelm

Obwohl ich ein Bett im Vierbettzimmer gebucht habe, habe ich das Zimmer für mich allein gehabt. Die Unterkunft ist neu renoviert und hat auch einen neuen Namen: HeimatHerz. Pilger und Radfahrer sind hier herzlich willkommen. Das Frühstück gibt es in einer Bäckerei direkt auf der anderen Straßenseite (Fußgängerzone). Heute ist allerdings Wochenmarkt.

Die Bäckerei öffnet um 6 Uhr, was mir nur recht ist. Die präsenile Bettflucht (oder schon senile?) lässt mich schon bald nach sechs genüsslich beim Frühstück sitzen und um 6.45 Uhr starte ich bereits. Es ist schon sehr frisch (ca. 6°C). Das ändert sich in der Sonne rasch.

Gleich drei Wahrzeichen von Herdecke in einem Bild: die Ruhr (Harkortsee), das alte Viadukt (1875 – 1878, 313 m lang) und der „Cuno“, ein 240 m hoher Schornstein des Cuno-Kraftwerks (heute Gaskraftwerk).

An der Ruhr

Gleich nach der Brücke geht es den ersten Hügel, den Kaisberg (185 m), hinauf.

Im Naturschutzgebiet
Anstieg in geologisch interessantem Gebiet
Kurz vor dem Gipfel

Oben angekommen erwartet mich eine Aussichtswarte, die dem Reichsfreiherrn (1757 – 1831) von und zu Stein gewidmet ist. Er war Staatsmann und Reformator und hat Verdienste für die Entwicklung des Bergbaus im Ruhrgebiets erworben. Ihm wurden hier zahlreiche Denkmäler gewidmet.

Warte auf dem Kaisberg

Der Abstieg geht schnell vonstatten und zwischendurch gibt es eine schöne Aussicht auf das Ennepetal.

Haspe im Ennepetal

Zwischendurch wird es auch ganz steil!

Wieder einmal ein Weg durch die Wiesen. Die heutige Strecke hat sehr viele Naturwege zu bieten.

Naturweg vor Haspe

Der Rangierbahnhof von Hagen-Vorhalle verfügt über elf Einfahrgleise, zwei Berggleise und 40 Richtungsgleise von bis zu 920 Metern Nutzlänge und hat überregionaler Bedeutung.

Rangierbahnhof von Hagen-Vorhalle
Rangierbahnhof von Hagen-Vorhalle

Mir fallen in allen Orten die vielen, schön renovierten Jugendstilfassaden auf. Ob sie noch original sind, oder nach dem Krieg wieder errichtet wurden, weiß ich nicht. In Haspe treffe ich auf den nächsten Wochenmarkt.

Gasse in Haspe
Wochenmarkt in Haspe

Dieses Portal stand einst vor der Gussstahlwerke Wittman AG, die hier 1871 – 1973 bis zu 2000 Menschen beschäftigte. Heute ist hier Wohngebiet.

Portal der Gussstahlwerke Wittman AG

Nun geht der Weg immer auf halber Höhe der südlichen Hügelkette dahin. Dabei ist man abseits vom Verkehr und auf guten Waldwegen unterwegs.

Auf dem Weg von Haspe nach Gevelsberg
Auf dem Weg von Haspe nach Gevelsberg

Die Stadt Gevelsberg hat 30000 Einwohner*innen und zieht sich lange durch das Ennepe-Tal. Erst kurz vor dem alten Stadtteil komme ich wieder vom „Berg“ hinunter in bewohntes Gebiet.

Fußgängerzone Gevelsberg
Denkmalgeschützte Putz-Villa
Wohnhaus in der Brüderstraße

Die kath. Kirche von St. Engelbert in Gevelsberg überrascht mit ihrem Inneren.

St. Engelbert
St. Engelbert – die Geschichte des Hl. Georg
St. Engelbert

Über die alte Heeresstraße ziehe ich weiter nach Südosten und komme nach Schwelm.

Blick zurück auf Gevelsberg
Fußgängerzone Schwelm
Fußgängerzone Schwelm

Die Architekten der neue kath. Pfarrkirche St. Marien haben die Handymasten schon vorweggenommen. Nachdem der Vorgängerbau im Krieg schwer geschädigt wurde und 1968 gesprengt wurde, konnte die neue Kirche mit dem runden Campanile (eine Anlehnung an die runden, türkischen Minarette?) 1970 geweiht werden. Der Innenraum gefällt mir sehr gut!

kath. Pfarrkirche St. Marien
kath. Pfarrkirche St. Marien

Nach einem Innenstadtbummel fahre ich mit der Bahn bis Hagen und mit dem Bus weiter nach Herdecke. Hier habe ich nochmals das gleiche Quartier: das „HeimatHerz“.

HeimatHerz
Badbereich

Tagesstrecke: 29,6 km; ↑ 643 m; ↓ 540 m

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28. Tag 03. Mai 2023 Dortmund – Herdecke

Heute wird’s zum ersten Mal ein bisschen hügelig. Doch dazu später.

Ich bin bereits um 7 Uhr beim Frühstück und starte schon um 8.45 Uhr. Es ist zwar noch etwas frisch, aber kein Vergleich mit letzter Woche.

Die erste Herausforderung ist einmal, aus der Stadt herauszufinden. Wobei Dortmund so groß ist, dass ich noch zu Mittag auf irgendwelche Ortsteile der Stadt stoße. Markierungen für den Jakobsweg habe ich erst spät gefunden. Dafür gibt’s GPS.

Morgenstille in der Altstadt
Am Markt werden die ersten Stände aufgebaut
Opernhaus
Wer ein Borusse ist, zeigt es: BVB über alles

Im Kongresszentrum findet eine Bildungsinformationsmesse statt. Von allen Seiten strömen junge Menschen heran. Bei Fußballspielen im Signal Iduna Park sind es sicher mehr.

Messe- und Kongresszentrum
Stadion Signal Iduna Park

Im botanischen Garten kehrt wieder Ruhe ein und ich finde die Jakobswegmarkierungen wieder.

Im botanischen Garten
Im botanischen Garten

Der Jakobsweg macht einen ziemlichen Umweg zur Alten Kirche von Wellinghofen. Auf den Fundamenten einer Kirche aus dem 9. Jhdt. wurde im 12. Jhdt. eine romanische Kreuzsaalkirche errichtet. Leider ist die Kirche teilweise eingerüstet und wird es bis mindestens 2024 bleiben. Eine Besichtigung ist nicht möglich. Man könnte sich etwa 3 km Umweg ersparen.

Die Kirche steht schon auf einem Hügel, aber gleich danach gibt es endlich Abwechslung zu den langen, flachen Etappen.

In den Hügeln befinden sich Überreste von aufgelassenen Kohlenminen. Vor Einbrüchen beim Verlassen der Wege wird gewarnt.

Hier komme ich beim Mahnmal Bittermark vorbei, das an Opfer des NS-Regimes in den letzten Tages des 2. Weltkrieges erinnert. Zu den Opfern gehörten politisch und rassistisch Verfolgte, sowie französische Gefangene aus Internierungslagern in der Umgebung.

Ein paar Hügel weiter, direkt über dem Ruhr-Fluss, steht die alte Kirche St. Peter zu Syburg. Die Kirche ist der älteste Sakralbau auf Dortmunder Stadtgebiet. Der Vorgängerbau (vor 776) wurde vermutlich im Jahre 799 von Papst Leo III besucht. Auch Karl d. Große hatte einst sein Lager hier aufgeschlagen. Der heutige Bau wurde im 12. Jhdt. errichtet.

St. Peter zu Syburg

Eine Besonderheit sind die bis zu 500 Jahre alten Grabsteine aus Ruhrsandstein, wie mir eine Restauratorin vor Ort erklärt.

Friedhof um die Kirche
Grabstein

Geschichtlich geht es hier weiter. Die Ruine Hohensyburg wurde bereits wird schon im 12. Jhdt. erwähnt.

Ruine Hohensyburg

Ein paar Meter weiter wurde dem Kaiser Wilhelm 1902 ein Denkmal gewidmet, das aber 1935 in Anlehnung an die nationalsozialistische Architektur vollständig umgebaut wurde.

Kaiser Willhelm – Denkmal Hohensyburg

Nun beginnt der Abstieg zur Ruhr, die hier 1929 – 1937 in vier hintereinander folgenden Seen gestaut wurde. Später kamen noch zwei Staustufen dazu.

Abstieg zur Ruhr

Die Ruhr wurde nicht nur zur Stromerzeugung gestaut, man erhoffte sich durch Senkung der Fließgeschwindigkeit eine natürliche Sedimentierung der hohen Verunreinigung, brauchte man doch das Wasser auch als Trinkwasser.

Blick auf die Stadt Hagen
Hengsteysee
Hengsteysee – Talsperre bei Schiffwinkel

Mein Tagesziel ist heute Herdeke, das an dieser Seenkette liegt. Kurz vor Ortsbeginn spricht mich eine sehr erfahrene Weitwanderin und Jakobswegpilgerin an, mit der ich mich lange unterhalte.

In Herdeke sind noch einige alte Fachwerkhäuser zu finden. Die Evangelische Kirche Herdecke soll auf eine Stiftsgründung im Jahr 810 oder 819 einer Frederuna oder Vrederuna, einer angeblichen Verwandten Karls des Großen, zurückführen.

Hauptstraße 1
Stiftskirche Herdecke
Jakobsweg – Stele
Eine nette Zufallsbekanntschaft

Tagesstrecke: 26,3 km; ↑ 306 m; ↓ 314 m

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27. Tag 02. Mai 2023 Lünen – Dortmund

Nachdem ich diese Nacht bereits in Dortmund verbracht habe, muss ich heute mit der Bahn  nach Lünen zurückfahren. Nach einem ausgiebigen Frühstück vom Buffet mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Der erste fahrplanmäßige Zug fällt aus. Zum Glück kommt der nächste in etwa 30 Minuten.

Hauptbahnhof Dortmund
Zug nach Lünen entfällt

Unterwegs stehen noch ein paar Relikte aus der „Kohlezeit“. Die Zeche Gneisenau war das größte Steinkohle-Bergwerk im Dortmunder Stadtteil Derne und war bis 1986 in Betrieb.

Förderturm Zeche Gneisenau

Von hier sind es nur mehr 2036 km bis Santiago!

Pilgerstein in Lünen

In der Herz Jesu- Kirche in Lünen hole ich mir noch einen Stempel und schaue mich ein wenig um. Sie ist eine typische neugotische Hallenkirche von 1904.

Lünen – Herz Jesu- Kirche
Lünen – Herz Jesu- Kirche

Auch das Amtsgerichtsgebäude wurde um 1910 im Neorenaissancestil errichtet.

Lünen – Amtsgerichtsgebäude
Lünen – Amtsgerichtsgebäude

Kaum bin ich aus der Stadt, beginnt es zu nieseln. Die Wetterapp zeigt nichts Gutes. So einige ich mich mit einem Kompromiss: ich nehme statt der Pelerine die leichte Wind-Regenjacke und habe damit das Richtige erwischt.

Südlich von Lünen
Raps bringt Gelb ins Leben

Ein leichter Anstieg bringt mich auf die Brücke über den Datteln-Hamm-Kanal. Er zweigt in Datteln vom Dortmund-Ems-Kanal ab und führt über 47 Km nach Hamm.

Datteln-Hamm-Kanal
Datteln-Hamm-Kanal

Im kleinen Dorf Brechten steht die romanische Kirche St. Johann Baptist. Leider ist das um 1260 errichtet Kleinod nur von außen zu besichtigen.

Brechten – St. Johann Baptist
Brechten – St. Johann Baptist
Brechten – St. Johann Baptist
Brechten – St. Johann Baptist

Auch so kann man seinen Garten gestalten!

Garten in Dortmund-Eving

In Dortmund-Eving steht auch die Dortmund Eving Selimiye Camii, eine der ersten Moscheen in Deutschland. Bei der Berechnung der Richtung nach Mekka soll man sich verkalkuliert habe, weil die alten Kartenprojektionen (Mercator) für einen so nördlich gelegenen Punkt andere Berechnungsmethoden benötigt hätten. Allah wird es verzeihen.

Selimiye Camii
Selimiye Camii

Auf meinem Weg in die Innenstadt entdecke ich einen Straßenmarkt. Türkisch ist die Hauptsprache und es geht auch zu wie im Basar.

Straßenmarkt am Nordmarkt
Straßenmarkt am Nordmarkt
Straßenmarkt am Nordmarkt
Straßenmarkt am Nordmarkt
Straßenmarkt am Nordmarkt

Dann mache ich noch einen Abstecher in den Hafen. Hier endet ja der Darmstadt-Ems-Kanal, den ich auf meinem Weg einige Male entlang gegangen bin.

Stadthafen Dortmund
Stadthafen Dortmund

Schließlich besuche ich noch die beiden großen Kirchen der Stadt, die nebeneinander am gleichen Platz stehen. Beide haben im 2. Weltkrieg das gleiche Schicksal erlitten wie der Großteil der Stadt – sie wurden nahezu zerstört. Nach dem Krieg gab es das Ansinnen, die Stadt an anderer Stelle neu zu gründen und die Reste als Mahnmal stehen zu lassen.

Evang. St. Reinoldi – Kirche
Evang. St. Reinoldi – Kirche
Evang. St. Reinoldi – Kirche
Evang. St. Reinoldi – Kirche – Konzertprobe
Evang. St. Reinoldi – Kirche – Seitenorgel
Evang. Stadtkirche St. Marien
Evang. Stadtkirche St. Marien
Evang. Stadtkirche St. Marien
Evang. Stadtkirche St. Marien

Ein paar Bilder aus der Stadt:

Das U-Haus
Das U-Haus
Rathaus
Museum des Fußballs (links)

Ich habe in den beiden Nächte im a&o Dortmund Hauptbahnhof geschlafen, einem sehr sauberen Backpacker.

Tagesstrecke: 20,3 km; ↑ 93 m; ↓ 64 m

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26. Tag 01. Mai 2023 Werne – Lünen

Um es vorweg zu nehmen: Gestern gab’s sehr viel Asphalt, heut‘ war es auch nicht viel weniger. Aber abgewandelt von Karl Valentins Spruch: Ich freu mich auf den Asphalt, weil wenn ich mich nicht freuen tät‘, wäre er auch da! Besonders freue mich, dass ich merke, wie ich in den Wander-Flow komme.

Heute beim Frühstück habe ich ein Wanderpärchen getroffen, das von Süd nach Nord unterwegs ist, aber eine andere Route einschlägt. Unterwegs begrüßen mich viele als Pilger. Das ist mir sonst kaum passiert.

Die Hinterfront meiner Unterkunft ist viel schöner und interessanter als die Marktplatzfront.

Hotel Baumhove

Werne war lange Zeit eine Bergbaustadt. Hier wurde im 19. Jhdt. Kohle abgebaut. Ein altes Förderschachtrad und eine Barbarastatue erinnern daran. Auf der Suche nach Kohle stieß man auch auf das Sole-Vorkommen, das bis heute für das Solebad Verwendung findet.

Förderschachtrad
Hl. Barbara

Hier beginnt schon fast das Ruhrgebiet. Die Kohle aus den Bergwerken wurde im 20. Jhdt. bis heute in Wärmekraftwerken verheizt. Das Kraftwerk Bergkamen südlich von Werne wird am 31.3.2024 stillgelegt. Der Schornstein ist 284 m hoch.

Kraftwerk Bergkamen

Am Stadtrand von Werne steht die regionale Logistikzentrum von Amazon, wo in Spitzenzeiten bis 4000 Mitarbeiter*innen beschäftigt sind.

Amazon-Logistikzentrum Werne

Am Wegrand grünt und blüht es.

Rapsfeld
Gefleckter Aronstab (Arum maculatum L.)

Endlich wieder Waldweg, wenngleich auch wieder schlammig! Nichts kann man haben, wie’s sein soll!

Waldweg

So sieht die Reihenhaussiedlung für Schwalben aus!

Nisthaus für Schwalben

Das Schloss Cappenberg liegt auf einer Anhöhe auf über 110m. Es wird schon 1092 urkundlich erwähnt und im 13. Jhdt. in ein Prämonstratenserstift umgewandelt. Aus dieser Zeit stammt die romanisch-gotische Stiftskirche. Nach der Säkularisierung 1807 wurde es in ein Schloss umgewandelt. Heute ist das Schloss in Privatbesitz.

Schloss Cappenberg – Eingangsbereich
Schloss Cappenberg – Schlosspark
Schloss Cappenberg – alte Abteikirche
Schloss Cappenberg – alte Abteikirche
Schloss Cappenberg
Schloss Cappenberg – Wasserturm (1899)

Nun geht es rasch auf die Stadt Lünen zu. Heute weiß ich, warum die Jugendherberge am Cappenberger See geschlossen hat. Es findet ganz in der Nähe der „Frühlingsbesäufnistag“ (Name von mir kreiert – Urheberrecht beachten!) statt. Zum 1. Mai marschieren Jüngere (und Ältere) mit Bollerwagen voll Bier, Schnaps und lauter Musik durch die Landen. Jeder hat zumindest eine Bierflasche in der Hand und um 11 Uhr sind schon viele „blunzenfett“. Die Einsatzorganisationen (Feuerwehr, Rettung, Polizei, Technischer Hilfsdienst etc.) haben Einsatzzentren eingerichtet und die Ordnungswache sperrt Straßen, um die Alkis nicht zu gefährden.

Jugendherberge Cappenberg
Cappenberger See
„Maiaufmarsch“

In der Stadt komme ich an der „Persiluhr“ vorbei. Da werden Erinnerungen an meine Werksstudenten-Zeit bei Henkel in Düsseldorf 1973 und 1974 wach. Damals produzierten wir dort pro Tag bis zu 1200 t Waschmittel. Es war eine Zeit mit vielen Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.

Persiluhr

Direkt gegenüber laufen Ochsen über die Straße als Symbol für die Tausenden von Rindern, die bis Köln getrieben wurden, um die Bevölkerung mit Fleisch zu versorgen. In Flensburg habe ich schon darüber berichtet.

Ochsentrift

Die Kirche St. Marien ist zwar als neugotischer Bau (1884 – 86) neueren Datums, beherbergt aber einige Kostbarkeiten.

St. Marien
St. Marien – Triumphkreuz (14. Jhdt.)
St. Marien – Taufstein (um 1260)

Die Figur der Gnadenmutter schaut für mich verschmitzt drein, als wolle sie uns sagen: Nehmt nicht alles so ernst! Sie hat nichts von den sonst so erhaben dargestellten Marias an sich.

St. Marien – Gnadenfigur (1260/70)
St. Marien – Gnadenfigur (1260/70)
Auch diese Maria lächelt einem entgegen
Maria mit dem Kind im Eingangsbereich schaut besorgt

Ich besichtige noch den Innenstadtbereich von Lünen. Da hebt sich das neue Rathaus von allen Gebäuden ab.

Blick über die Lippe auf das neue Rathaus und die Cineworld Lünen
Willy Brandt-Platz mit dem Rathaus

Ist das Kunst? War da ein Aktionskünstler oder waren Rowdies am Werk. Leider zweiteres. Ersteres wäre mir lieber gewesen.

Reste einer Sitzgarnitur

Leider gibt es in Lünen kein preislich adäquates Quartier. So habe ich beschlossen, dass ich mit der Bahn in die nächste Stadt, nach Dortmund fahre und dort zwei Mal übernachte. Von dort berichte ich aber erst morgen.

Tagesstrecke: 17,9 km; ↑ 79 m; ↓ 76 m und 4,1 km Stadtbesichtigung Dortmund

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25. Tag 30. April 2023 Rinkerode – Werne

Die ersten Sonnenstrahlen verheißen gutes Wetter.

Morgen in Rinkerode

Beim Frühstück geht es so erfreulich weiter. Die Juniorchefin serviert eine Viertelstunde vor der offiziellen Zeit.

Frühstück im Hotel Lohmann (noch ohne Obst)

Ein kleiner Blick in die Dorfstraße und dann geht es auf das offene Land. Die Gegend ist intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die Felder sind für unsere Verhältnisse sehr groß. Zwischendurch gibt es ein paar Wäldchen, die in frischem Grün leuchten.

Rinkerode
Felder, Felder, Felder…
Laubwald

Da weiß es einer auf den Meter genau. 2169,890 km bis Santiago de Compostela. Auch mit einer kleinen Statue wird des Weges gedacht.

2169,890 km bis Santiago
Pilgerskulptur

Auch in Herbern ist der Jakobsweg stärker präsent als sonst. Der Grund dafür ist, dass der westfälische Jakobsweg im nahegelegenen Schloss Westerwinkel offiziell gegründet wurde.

Herbern – Ortsschild
Herbern – das Jakobswegsymbol im Kreisverkehr
Herbern – Jakobus im Gefängnis?

Die kath. Kirche St. Benedikt (1663) hat im Laufe der Zeit zahlreiche Umformungen mitmachen müssen.

Herbern – St. Benedikt
Herbern – St. Benedikt
Herbern – St. Benedikt

Das nahegelegene Wasserschloss Westerwinkel ist als Burg bereits 1225 urkundlich belegt. Das heutige Erscheinungsbild ist seit 1770 gleich geblieben.

Schloss Westerwinkel
Schloss Westerwinkel
Schloss Westerwinkel
Schloss Westerwinkel

Vor dem Schloss habe ich mich kurz zum japanischen Kirschblütenfest gebeamt.

Kirschblüten

Wenn keine Sitzgelegenheiten von der Kommune bereitgestellt werden, ist Eigeninitiative gefragt

Haltestelle vor Werne

Nun geht es geradewegs auf mein Tagesziel Werne zu.

Am Stadtrand fällt mir eine Skulptur des deutschen Designers Othmar Alt auf. Er vertritt den Leitgedanken, Kunst, die man erklären muss, ist langweilig. Das gemeinsame Erkennungsmerkmal seiner Arbeiten ist die Experimentierfreudigkeit.

Othmar Alt, Turmkater

Werne blieb in den Wirren des 2. Weltkrieges im Wesentlichen unbeschädigt. Dafür wüteten in den 1960ern die Ortserneuerer gnadenlos. Das Alte Rathaus (1512 – 1560) sollte einem Parkhaus weichen, bis der Bürgermeister ein Machtwort gesprochen hat.

Das alte Rathaus (Hinterseite)
Das alte Rathaus
Der Ausrufer

Daneben steht die St. Christophorus -Kirche, sie wurde im 15. Jhdt. umgestaltet.

St. Christophorus -Kirche
St. Christophorus -Kirche
St. Christophorus -Kirche
Sakristei St. Christophorus (1992–2001) von Gottfried Böhm u. Stephan Böhm entworfen

In Werne gibt es auch ein Solebad und ein großes Gradierwerk, wo Menschen durch das Einatmen salzhaltiger Luft Besserung finden können.

Gradierwerk

Ich residiere heute im Hotel Baumhove am Alten Markt.

Hotel Baumhove
Hotel Baumhove

Tagesstrecke: 28,9 km; ↑ 53 m; ↓ 61 m

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24. Tag 29. April 2023 Münster – Rinkerode

Schon gestern ist mir in der Kirche die beleuchtete Leiter aufgefallen. Am Abend habe ich die „Verlängerung“ auf der Turmaußenseite gesehen. Diese Installation war 2021 auch auf dem Stephansdom in Wien zu bewundern.

Münster – Himmelsleiter in der Lampertikirche
Münster – Himmelsleiter auf der Lampertikirche (www.sanktlamberti.de)

Heute hat der Tag gleich mit einem Pilgertreffen begonnen. Ich habe mich mit Sigrid aus Stade und ihrer Freundin vor dem St. Pauls-Dom getroffen. Sie hat mir letztes Jahr Stade gezeigt. Die Freude war so groß, dass ich wieder auf ein Foto vergessen habe.

Vorher war ich noch auf dem reichhaltigen Wochenmarkt vor dem Dom am Goutieren. So viel frisches Gemüse, vorwiegend Spargel, wird da angeboten.

Münster – Wochenmarkt
Münster – Wochenmarkt
Münster – Wochenmarkt
Münster – Wochenmarkt
Münster – Wochenmarkt

So beginnt meine Wanderung erst um 10.50 Uhr. Das ist für mich reichlich spät. Ich habe mir aber für den Tag so nicht viel vorgenommen.

Vor der Lampertikirche verabschiede ich mich von meinen Pilgerkolleginnen an der Stelle, wo sich die beiden westfälischen Pilgerwege symbolisch kreuzen.

Vor der Lampertikirche

Durch die Gassen der Altstadt führt mich der Weg am Wasserturm vorbei. Der 60 m hohe Turm wurde 1903 in Betrieb genommen und war bis 1990 oben offen. Mit einem Boot holte man Verunreinigungen aus dem Wasser!

Münster – Wasserturm

Die Kirche „Heiliger Geist“ wurde um 1928 im Bauhausstil errichtet. Der Bau folgt den „Prinzipien der ‚edlen Einfachheit‘, wie sie vom Dessauer „Bauhaus“ zum Leitbild gemacht worden (Thomas Sternberg). In den 1970er Jahren wurde der Innenraum an die Erfordernisse des 2. Vaticanums angepasst.

Heilig-Geist-Kirche
Heilig-Geist-Kirche
Heilig-Geist-Kirche

Jeder Berg fängt einfach klein an… Berg Fidel ist ein Stadtteil von Münster, der in den 1960/70er als Planstadt errichtet wurde.

Hiltrup ist heute ein Stadtteil von Münster. Die Kirche St. Clemens wurde nach 1900 errichtet und folgte der alten St. Clemenskirche nach, die aus dem 13. Jhdt. stammt.

Hiltrup – St. Clemens -Kirche
Hiltrup – St. Clemens -Kirche
Hiltrup – St. Clemens -Kirche

Durch den Dortmund-Ems-Kanal wurde die Stadt wirtschaftlich gestärkt.

Altarm des Dortmund-Ems-Kanals
Schubschiff auf dem neuen Dortmund-Ems-Kanal

Durch den hohen Sand- und Schotterverbrauch für Eisenbahndämme entstanden kleine offene Gewässer wie der Hiltruper See.

Hiltruper See

Ich gehe entlang der ICE-Strecke Münster – Dortmund bis nach Rinkerode.

ICE – Linie
Bahnbegleitweg
ICE (InterCity Express)

In Rinkerode bin ich im Hotel Restaurant Lohmann einquartiert, das auch für seine gute Küche in der Umgebung bekannt ist.

Hotel Restaurant Lohmann
Hotel Restaurant Lohmann

Tagesstrecke: 18,7 km; ↑ 22 m; ↓ 32 m. Dazu kommen noch 3,5 km Stadtspaziergang.

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23. Tag 28. April 2023 Schmedehausen – Münster

Ja, das war mein Frühstück im Gästehaus am Dom. Auch das war … etwas anders. Von den vielen Schmankerln läuft mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammen. Das Haus zahlt sich definitiv aus.

Heute habe ich, auch nach Rücksprache mit dem Hausherrn, die offizielle Jakobsweg – Route für mich mehrfach modifiziert, um meinen Interessen besser gerecht zu werden.

Ich starte gleich einmal in die „falsche“ Richtung und gehe den herrlichen Weg entlang des Dammes. Kein Asphalt, beste Wege und ein paar Gänse.

Brücke bei Schmedehausen
Kanal südlich von Schmedehausen

Endlich sind die ersten Kähne auf dem Kanal zu sehen.

Induco
Seelöwe

Dann zweige ich nach Osten ab, wandere durch kleine Wäldchen und werde wieder von Rehen und Hasen beäugt. Die wissen, dass Schonzeit ist, und lassen sich beim Äsen nicht stören.

Waldweg
Rehgeiß

Bei der Fuestruper Brücke steht daneben noch eine alte Hebebrücke und daneben ein Flak-Turm.

Fuestruper Brücke

Ein Stück nach Süden gibt es eine große Baustelle. Der Kanal wurde hier mit Hilfe einer Brücke über die Ems geführt. Diese Brücke aus dem Jahre 1897 entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen und wurde durch eine neue ersetzt.

Alte Kanalüberquerung über die Ems.
Neue Kanalüberquerung
Altes Kanaltor
Alter Brückentrog

Die Erdbeerfelder sind bestellt und die ersten Blüten lassen sich schon blicken.

Erdbeerfeld
Erdbeerpflanzen

Beim Spargel kann ich mich nicht zurückhalten und verkoste ihn frisch vom Feld.

Kurz vor dem Ziel, bereits in Münster, erwische ich die falsche Markierung und komme vom geplanten Weg gehörig ab. Dank GPS und App habe ich gleich eine Alternative gefunden, die sogar näher zum Quartier ist. Auch diese Route ist als Jakobsweg markiert, nur dass der vom Osten in die Stadt führt. Ich gebe mein Gepäck im Quartier ab und ziehe los in die Stadt.

Da wir erst im letzten Sommer hier waren, suche ich mir einige Highlights aus, die ich unbedingt sehen will.

Münster – Lampertikirche
Münster – Lampertikirche
Münster – Lampertikirche

Im alten Rathaus wurden 1748 Teile des Westfälischen Friedens unterzeichnet. Die Ratsstube ist aus der Zeit erhalten geblieben.

Historisches Rathaus Münster
Historisches Rathaus Münster
Historisches Rathaus Münster

Obwohl Münster im 2. Weltkrieg schwer zerstört war, wurden viele alte Fassaden rekonstruiert.

Münster – Altstadt
Münster – Altstadt

Man sollte nicht versuchen, alle Kirchen von Münster in kurzer Zeit zu besuchen. Da hält es die Stadt wie Braga in Portugal: Sie hat einfach zu viele.

Dom St. Paulus
Uhr im Dom St. Paulus

Heute bin ich in der SLEEP STATION, einem netten Backpacker Hostel, einquartiert.

Tagesstrecke: 25,2 km; ↑ 38 m; ↓ 29 m + 3,8 km Stadtbesichtigung

Route auf alpenvereinaktiv.com

22. Tag 27. April 2023 Lengerich – Schmedehausen

Nach dem für mich doch anstrengenden Marsch habe ich ausgezeichnet geschlafen. Auch heute ist es wieder sehr kühl. Der Wetterdienst meldet 1°C, die Autos in der Straße haben Reif auf den Dächern.

Leeden

Ich fahre wieder mit dem Bus retour nach Lengerich und genieße ein ausgezeichnetes Frühstück in einer Bäckerei am Rathausplatz.

Dann geht es hinaus aus der Stadt. Meine GPX- Daten entsprechen nicht der Markierung. Aber ich finde trotzdem aus der Stadt. Ich muss ja nicht sklavisch dem empfohlenen Weg folgen. Manchmal lässt sich die Streckenführung ohnehin nicht erklären.

Aber ich finde die Markierungen rechtzeitig, um beim „Haus Vortlage“ wieder am Weg zu sein. Das Haus Vortlage ist in der Anlage ein Wasserschloss, das seit dem 13. Jhdt. von 13 Geschlechterfolgen bewohnt war. Dann erwarb es Frau Line Kossolapow alias Leonila Tichonowna, eine Pädagogikprofessorin, Autorin und Künstlerin, die hier ein Kunstzentrum errichtete. Am Samstag ist das Haus zum Kunstcafe offen.

Lengerich – Haus Vortlage
Lengerich – Haus Vortlage
Lengerich – Haus Vortlage
Lengerich – Haus Vortlage

Dann geht es auf die langen Geraden, leider nahezu immer mit Asphalt. Die Abschnitte mit Schotter oder gar Waldwegen sind äußerst rar.

Eine der vielen lange Geraden

Die Eichen treiben ihre Blätter aus und die Eichenprozessionsspinner werden aktiv. Weh dem, der da allergisch reagiert.

Warnschild vor dem Eichenprozessionsspinner

Dieses Meer ist ein Spargelfeld. Spargel hat gerade Saison.

Spargelfeld

Die Rehe grasen auf den Feldern wie die Ziegen. Auf einem Fleck sind gleich acht Stück zu sehen. Sie lassen sich vorerst nicht stören und entfernen sich dann doch auf etwa 100 m.

Rehe auf der „Weide“

Nicht alle Skulpturen haben mit dem Jakobsweg zu tun, manche erinnern an den 30-jährigen Krieg und den Westfälischen Frieden.

Erinnerung an den 30-jährigen Krieg

Vor Ladbergen sind auffällig viele Bombentrichter zu sehen. Ladbergen wurde im 2. Weltkrieges wegen des nahen Dortmund-Ems-Kanals schwerst bombardiert.

Eine pilgerfreundliche Nachbarin hat eine Gartengarnitur aufgestellt und lädt die Vorbeikommenden zur Pause ein. Das wird herzlich angenommen.

1936 errichteten der in Ladbergen geborene Lönsverehrer Kaufmann August Lagemann aus Münster und sein Bruder Otto Lagemann einen Gedenkstein für den Heidedichter Hermann Löns. Löns war nie in Ladbergen, durch den Stein wurde die Landschaft dort aber Lönsheide genannt.

Lönsheide

In Ladbergen sind einige alte Gebäude zu finden, die nicht der Abrisswut der Sechzigerjahre zum Opfer gefallen sind.

Gasthof zur Post (1826)
Afrouper – Ausrufer
Alte Mühle (1748) mit unterschlächtigem Wasserrad

In Ladbergen nehme ich im einzigen offenen Lokal eine kleine Stärkung zu mir. Sonst komme ich zu früh in Schmedehausen an.

Kurz nach Ladbergen kommt mir ein Pilger mit Muschel am Rucksack entgegen. Es ist der erste Pilger / Weitwanderer, den ich hier treffe. Es ist Eric aus Frankreich und in Naumur gestartet. Er möchte nach Hamburg und dann weiter auf’s Nordkap. Er erzählt mir, dass er immer in „freier Wildbahn“ übernachtet. Das wäre mir bei den Temperaturen sicher zu kalt. An guatn Weg, Eric.

Gerhard und Eric

Nach wenigen Kilometern komme ich an den Dortmund-Ems-Kanal, einer wichtigen Verbindung im deutschen Kanalnetz. Er ist etwa 220 km lang und führt von Dortmund bis nach Papenburg.

Dortmund-Ems-Kanal

Von der Schmedehausener Brücke hat man einen guten Überblick auf den Kanal und die Umgebung.

Schmedenhausen

Ich quartiere mich im Gästehaus „Am Dom“ ein, wobei die Kirche gegenüber wahrlich kein Dom ist. Das Gästehaus hingegen ist hochinteressant, mit vielen Kunstwerken ausgestaltet und vor allem mit viel Witz eingerichtet – eben Gästezimmer … etwas anders.

Gästehaus Am Dom
Gästehaus Am Dom
Gästehaus Am Dom

Am Abend kommt noch Franz aus Hasbergen nach Schmedenhausen und wir ratschen, bis wir die letzten Gäste im Gasthaus sind. Danke für das schöne Treffen!

Tagesstrecke: 21,8 km; ↑ 36 m; ↓ 47 m

Route auf alpenvereinaktiv.com