Nach ruhiger Nacht stärken wir uns bei einem guten Frühstücksbuffet und machen uns auf den Weg zum Bahnhof. Rasch kommt ein Zug, der uns wieder nach Langenzersdorf zurück bringt, wo wir die heutige Etappe starten.
Auf dem Hauptplatz versuchen wir vergeblich, einen Stempel für unseren Wanderpass zu bekommen. Das Gemeindeamt ist noch geschlossen, in der Bäckerei ist man äußerst unfreundlich. Macht nix, machen wir selber.
LangenzersdorfLangenzersdorf
Rasch finden wir die Markierung für unseren Weg und die erste Herausforderung, der Bisamberg, liegt vor uns.
Markierung Weitwanderweg 07Aufstieg zum Bisamberg
Besonders am Anfang geht es recht steil zur Sache. Der Weg ist auch durch die letzten Niederschläge etwas ausgewaschen.
Aufstieg zum BisambergAufstieg zum Bisamberg
Wir werden mit guten Blicken auf Klosterneuburg und das Donautal belohnt.
KlosterneuburgDonautalSkyline von Wien
Erst einmal auf dem Berg, geht es meist leicht wellig dahin. Die Vegetation ist sehr gemischt.
Weite Wiesen Mehlbeere (Sorbus aria (L.) CRANZ)
Auf einer nobel gepflasterten Straße durch den Weinberg steigen wir nach Hagenbrunn ab. Einige der Traubensorten sind schon reif und werden maschinell oder per Handarbeit geerntet.
Abstieg nach HagenbrunnSüße TraubenHandlese
Wir sind am richtigen Weg!
Markierungen für den O7, den Niederöstereichischen Landesrundweg und den E8
Durch das Abernten des Maisfeldes stehen die Rehe verstört auf der Wiese.
Rehe
In Manhartsbrunn wollen wir einkehren. Ein Gasthaus ist am Dienstag geschlossen, das nächste wegen Urlaub gesperrt und das dritte öffnet erst um 16 Uhr. Das Mittagessen wird durch eine Banane, durch Nüsse und Trockenmarillen ersetzt.
Manhartsbrunn
Nach Mannhartsbrunn müssen wir ein Stück auf der Landesstraße gehen. Es ist aber wenig Verkehr. Dafür werden wir danach wieder mit einem bequemen Waldweg belohnt.
Landesstraße L3102Waldweg
Bisweilen gibt es auch Spuren von Wildschweinen, die am Wegrand aktiv waren.
Wildschweinfährten
Wir verlassen den Wanderweg 07 und zweigen ins Kreuttal nach Unterolberndorf ab.
Hier nächtigen wir im Gasthaus Magister, das früher „Gasthaus zum grünen Jäger“ hieß.
Gasthaus Magister, früher „Zum grünen Jäger“
„Es war im Juni 1984. Sieben Männer aus Schwarzafrika sprachen im Gasthaus „Zum grünen Jäger“ vor. Sie wollten für einige Tage bleiben. Einer der Männer war Yoweri-Kagute Museveni, damaliger Präsident der Republik Uganda. Was danach folgte, klingt unglaublich. Der Präsident und seine Begleitschaft arbeiteten in diesen Tagen das „Unterolberndorfer Programm“ aus, welches in Uganda heute noch als solches bezeichnet wird. Ein einmaliges Erlebnis, über das wir heute noch sehr gerne erzählen.“ Aus der Website der Fam. Magister
Info – Tafel1 Quadratmeter Uganda
Leider hat das Gasthaus nach 15 Uhr wegen Personalmangels gesperrt und wir versäumen die bekannt gute Küche des Hauses. In einer Buschenschank bekommen wir einen ausgezeichneten Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel. Da werden wir sicher gut schlafen.
Lange Zeit war es ungewiss, aber jetzt sitzen wir im Railjet nach Wien, um unsere Wanderung am 07er fortzusetzen. Mit der S-Bahn geht’s von zu Hause zum Hauptbahnhof in Graz, dessen Halle noch die bunte Dekoration aus der Zeit trägt, als Graz Kulturhauptstadt Europas war.
Hauptbahnhof in GrazRailjet nach Wien
Nach angenehmer Fahrt im Railjet und kurzer Fahrt mit der U-Bahn kommen wir am Stephansplatz, direkt vor dem Dom, an.
Auf dem StephansplatzStephansdomStephansdom
Nach einer kleinen Stärkung geht es für uns auf den Weg über den Donaukanal zum Praterstern mit dem Tegetthoff – Denkmal. Der Vizeadmiral Tegetthoff war ein kleiner Lord Nelson der k.u.k. Kriegsmarine.
DonaukanalTegetthoff-Denkmal am Praterstern
Jetzt kommen wir an die Donau, die wir wieder über die Reichsbrücke überqueren
Heidrun auf der ReichsbrückeDonau nach OstenKreuzfahrtsschiff vor der Pfarrkirche zum heiligen Franz von Assisi oder Kaiserjubiläumskirche, auch Mexikokirche genannt
Jetzt kommen wir auf die Donauinsel und setzen unsere Wanderung auf dem Ostösterreichischen Grenzlandweg 07 fort.
Auf der Donauinsel UNO – City, Konferenzzentrum und Donauturm Schiffsschule – Gymnasium „Die Passanten“ von Herbert Traub
Auf der Donauinsel gehen wir gemütlich, aber fast durchgehend auf Asphalt in Richtung Nordwesten.
RadwegBadesteg an der Neuen Donau
Kurz vor Klosterneuburg beginnt aus Flussrichtung gesehen die Donauinsel, die als Hochwasserschutzbau errichtet wurde. Die Neue Donau wurde durch ein großes Einlaufbauwerk abgetrennt, das bei Hochwasser geöffnet werden kann und Entlastung bietet.
Vor dem EinlaufbauwerkEinlaufbauwerk Korneuburg
Eine große Übersicht zeigt die Brücken und Bauten an der Donau im Raum Wien.
Straßenbild
Wir kommen nach Langenzersdorf, einem ruhigen Ort. Fast zu ruhig, denn es gibt hier kein freies Quartier. Deshalb haben wir uns in Korneuburg einquartiert.
Langenzersdorf – Straßenansicht
Korneuburg ist nur zwei Bahnstationen oder fünf Fahrminuten von Langenzersdorf entfernt.
Korneuburg war immer eng mit Klosterneuburg verbunden. Das neogotische Rathaus mit dem spätgotischen Stadtturm steht am Hauptplatz.
Stadtturm (um 1445)Rathaus von Korneuburg (1895)
Am Hauptplatz steht auch die barocke Pest- oder Dreifaltigkeitssäule (um 1750)
Pestsäule
Wir nächtigen im Hotel zur Sonne im Zentrum von Korneuburg.
Tagesstrecke: 15,3 km; ↑ 25 m; ↓ 36 m
Unser heutiger Weg verläuft ident mit dem Europäischen Fernwanderweg E8, der von Irland bis zur polnisch-ukrainischen Grenze verläuft.
Das ist eine Zusammenfassung des 1. Abschnittes meines Weges von Flensburg nach Köln, der mich auf der Via Jutlandica von Krusau/Kruse in Dänemark über Flensburg, Oeversee, Schleswig, Rendsburg und Glückstadt nach Harsefeld bringt, wo ich auf die Via Baltica stoße. Von dort geht es über Zeven nach Bremen, Visbek und Vechta nach Osnabrück
Anreise und Rückfahrt: Für die Anreise habe ich mich für die Bahn entschieden: Graz – Wien mit dem Railjet, Wien – Hamburg mit dem Liegewagen im Nightjet und Hamburg – Flensburg mit dem Regionalexpress. Vom Bahnhof bis nach Krusau bringt mich der Bus der Linie 1. So bin ich um 12.30 an der dänischen Grenze startbereit. Mit dem Flugzeug gäbe es eine kürzere Reisezeit, wäre aber umständlicher. Die Rückreise von Osnabrück nach Graz untertags hätte auch ähnlich verlaufen können, wenn nicht ein technisches Problem eine Verspätung ergeben hätte.
NightjetICE
Der Weg: Auf diesem Weg sind Höhendifferenzen eine willkommene Abwechslung. Es sind maximal ein paar Hügel zu überwinden. Weite Felder und viele Wälder wechseln sich ab. Zum Leidwesen der Wanderer gibt es viele asphaltierte Radwege. Ich war trotzdem überrascht, wieviele Schotterwege und Wiesenpfade noch zu finden waren. Stark befahrene Straßen sind eher selten und werden fast immer von abgetrennten Fuß-/Radwegen begleitet. Auf den anderen Straßen sind Fahrzeuge oft eine Abwechslung.
Ochsenweg
Für meine Wegplanung habe ich die großen Routen, die Via Jutlandica, fast identisch mit dem Ochsenweg, die Europäischen Fernwanderwege E1 und E6 und die Via Baltica zum Vorbild genommen und nach meinen Ideen adaptiert. Auch noch unterwegs habe ich noch Korrekturen an der Planung vorgenommen.
E! , E6JakobswegOchsenwegPickerweg
Meine geplanten Routen habe ich lokal am Smartphone gespeichert und kann sie mir auf der ebenfalls lokal gespeicherte Karten von Osmand anzeigen lassen. Damit habe ich mehr Sicherheit und Freiheit zur Umplanung unterwegs.
Die Markierungen auf dem Weg sind ausgezeichnet und eindeutig. Im ersten Abschnitt fehlt öfters die Jakobsmuschel als Markierung, weil viele andere Wege parallel markiert sind. Den Wegverantwortlichen für die gesamte Strecke kann ich nur meine höchste Anerkennung und meinen Dank aussprechen.
Unterkunft und Verpflegung: Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste. Pilgerherbergen nach spanischem oder französischem Vorbild habe ich keine gefunden. Es gibt Möglichkeiten, in kirchlichen Einrichtungen unter einfachen Bedingungen zu übernachten. Ich übernachtete vor allem in Gasthöfen, Pensionen und selten in Privatquartieren. Stellenweise ist es nicht einfach, ein geeignetes Quartier in entsprechender Entfernung zu finden. So habe ich auch manche überlange Etappe hinnehmen müssen, weil es keine Unterkunft gab.
kirchliche Unterkunft in Engterkirchliche Unterkunft in EngterJugendherberge in DammeJugendherberge in DammeHotel Bremer Tor in VechtaHotel Bremer Tor in Vechta
Ruhetage in den Quartieren lassen es ratsam erscheinen, sich vorher telefonisch zu erkundigen. Ich habe im Notfall auch bei den Gemeindeämtern nachgefragt, ob es eine Unterkunftsmöglichkeit gibt und bin immer bestens beraten worden. Auch an Wochenenden kann es an neuralgischen Punkten (Radwege) zu Quartierproblemen kommen. Die Relation von Preis und Qualität stimmt nicht immer – das betrifft sowohl das Essen als auch die Quartiere.
Viele Quartiere bieten kein Frühstück an (auch Corona bedingt). Dann bin ich in die nächste Bäckerei ausgewichen, was auch einmal 15 km gedauert hat. Die Möglichkeit zum Abendessen war fast immer gegeben. Ich bin auch in Privatquartieren am Abend bestens versorgt worden, weil es im Ort keine Gastronomie gibt. Da der Weg erstaunlich oft weit von Ortschaften entfernt vorbeiführt, sollte man sich rechtzeitig um notwendige Einkäufe kümmern. Unterwegs kann es auch längere Strecken ohne Infrastruktur geben.
Natur und Kultur: Ich war überrascht wieviel ruhige Natur mir auf dieser Route geboten wurde. Viele Wildbeobachtungen und lautes Vogelgezwitscher begleiteten mich abseits der großen Verkehrswege. Auch die großen Wälder hätte ich nicht erwartet.
Die vielen kulturellen Highlights auf der Route kann man gar nicht alle wahrnehmen, sonst wäre man Jahre unterwegs. Flensburg, Schleswig, Bremen und Oldenburg sind die großen kulturellen Zentren. Dazwischen gibt es viele kleinere Orte, die mit Großartigem aufwarten können.
Unterwegs gabe ich nur zwei Jakobswegpilger getroffen, die zu Fuß unterwegs waren. Es waren mehr Leute zu sehen, die längere Touren mit dem Rad machten.
Statistik: An den 20 Gehtagen habe ich mehr als 530 km zurückgelegt, für die Statistik bleiben nach Abzug der Stadtbesichtigungen und diverser „Ehrenrunden“ 510 km übrig. Dabei fielen etwa 1050 Bergauf- und 1000 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 7 und 35 km, im Median 25,7 km.
Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.
Jetzt mache ich mich auf den Heimweg mit der Bahn. Am Bahnhof von Osnabrück nehme ich noch ein Frühstück zu mir und besorge mir etwas Reiseproviant. Die Umsteigzeiten sind knapp bemessen, sodass ich mir unterwegs sicher nichts besorgen kann. Auf das Bordservice möchte ich mich nicht verlassen.
Bahnhofsvorplatz Osnabrück Bahnhof Osnabrück
Der Zug fährt pünktlich ab und ist nahezu leer. Mein Gegenüber im Zug ist eine Argentinierin, die seit drei Monaten durch Europa tingelt.
Leider bekommt der Zug durch eine Signalstörung in paar Minuten Verspätung, die bis Hannover nicht mehr aufzuholen sind. Der Anschlusszug nach Wien ist weg, aber freundliche Servicemitarbeiterinnen suchen mir rasch Ersatz. Damit sind auch meine fehlenden Reservierungen kein Thema mehr. Ich schaue mich einfach am Bahnhofvorplatz um, wo dem Landesvater von seinem treuen Volk gehuldigt wird.
Ernst August, König von Hannover
Jetzt habe ich einen ICE nach Nürnberg – mit Sitzplatz! – und hoffe auf den Anschluss weiter nach Wien.
ICE 585/535
Die Landschaft bei 250 km/h
Zwischen Hannover und Göttingen Zwischen Hannover und Göttingen
So, das hab ich jetzt verbockt. „Umsteigen in der Zug auf dem Gleis gegenüber“. Ich nichts wie raus aus dem Zug, in den anderen hinein. Zum Glück höre ich, dass der Zug nach München fährt, ich komme noch rechtzeitig aus dem Waggon. Mein Zug steht unmittelbar davor und fährt ab, als ich ihn sehe. Fazit: Eine Stunde Wartezeit auf dem Bahnhof in Nürnberg. Nix Blöderes soll passieren.
Bahnhof Nürnberg
„In Kürze erreichen wir Passau!“, tönt es aus dem Lautsprecher. Die Verspätung beträgt jetzt 24 Minuten.
Isar bei Plattling/StraubingDonau bei Passau
Wir behalten bis Wien die Verspätung bei, ich steige in Wien-Meidling aus und habe ein paar Minuten zum Bahnsteigwechsel. Dann kommt der Railjet nach Graz. Es ist überraschend viel Platz.
Jetzt geht’s noch über den Semmering und meine Reise ist zu Ende.
Der für gestern angekündigte Starkregen ist zum Glück ausgeblieben, andere Gegenden hatten da weniger Glück. Es ist aber deutlich kühler und ein frischer Wind fährt übers Land. Die Wolken behalten ihr Wasser für sich.
Bei Engter
Im Wald hat der Sturm vom Freitag ein paar Bäume umgeworfen, einige sind schon länger am Boden. Der Pfad führt wie ein Schleichweg durch den Wald.
Hier soll eine neue Autobahnverbindung zwischen A1 und A33 durchgehen.
Vor Rulle werde ich mit Blumen empfangen. Das Kloster Rulle, eine Zisterzienserinnenabtei, bestand von 1246 bis 1803. Am 4. November 1347 ereignete sich das Blutwunder von Rulle, das eine bis in die Gegenwart bestehende Wallfahrtstradition begründete.
Am Straßenrand Ehemalige Klosterkirche von RulleEhemalige Klosterkirche von Rulle
Welchen Weg nehme ich nun? Jetzt hat sich auch der Europäische Fernwanderweg E11 von Scheveningen (NL) nach Tallin (EST) dazugesellt.
WegweiserDurch die Felder
Die „Nackte Mühle“ am Stadtrand von Osnabrück erzeugt über ein unterschachtiges Wasserrad elektrische Energie. Das Ensemble steht unter Denkmalschutz.
Nackte Mühle
Um 11 Uhr marschiere ich in Osnabrück ein. Hier herrscht schon richtige Volksfeststimmung. Es findet gerade die Osnabrücker Maiwoche statt. Die Osnabrücker Maiwoche ist eine Kombination aus kostenlosem Musikfestival und Volksfest. Sie zählt zu den besucherstärksten Volksfesten Norddeutschlands.
Dom St. PeterOsnabrücker MaiwocheOsnabrücker MaiwocheOsnabrücker MaiwocheOsnabrücker MaiwocheOsnabrücker Maiwoche
Ich gebe meinen Rucksack im Hotel ab und gehe auf Stadterkundung.
Der Dom St.Peter ist die Kathedrale des Bistums und stammt aus der Spätromanik. Im 12. und 13. Jhdt. wurden die wesentlichen Teile der Basilika errichtet, aber immer wieder verändert.
Dom St.PeterDom St.PeterDom St.Peter KreuzgangDom St. Peter
Das bürgerliche Pendant zum herrschaftlichen Dom ist die Marienkirche der evang. – lutherischen Kirche. Auch sie entstand aus Vorgängerbauten im 13. Jhdt
St. MarienJahrmarkt wie im Mittelalter St. MarienSt. Marien Triumphkreuz (spätes 13. Jhdt.)St. Marien Flügelalter um 1620 aus AntwerpenSt. Marien
Neben der Kirche steht das Rathaus der Stadt. Hier wurde am Ende des 30-jährigen Krieges der Westfälische Friede 1648 unterzeichnet.
RathausSaaleingangFriedenssaal
Der Ledenhof war im Mittelalter der Stadtsitz des Patrizier- und Adelsgeschlechts von Leden und wurde im 14. Jhdt. errichtet.
Ledenhof
Gegenüber steht die Universität Osnabrück im ehemaligen Schloss Osnabrück.
Schloss Osnabrück
Tagesstrecke: 19,5 km; ↑ 181 m; ↓ 189 m Stadtpaziergang ca. 6 km
Nach dem kurzen Sturm am Abend verläuft die Nacht ganz ruhig. Am Morgen hat es angenehm abgekühlt. Leider gibt es erst um 7.30 Uhr Frühstück. Ohne Frühstück weggehen will ich auch nicht.
Gestern habe ich schon einen kleinen Eindruck von Damme erhalten. Heute fällt mir auf, dass an jeder Ecke Skulpturen von KünstlerInnen stehen. Es gibt hier einen Skulpturenpfad, der bereits 45 Werke umfasst.
WellenMoorbäume
Im Bexaddetal hat einst eine Nymphe gelebt.
Im Wald hat es einigen Windbruch und Windwurf gegeben. Mit einer großen Maschine wird auch der Weg eingeebnet.
WegpflegeWindbruchGemütlicher Waldweg
Am Schwanenteich herrscht idyllische Ruhe.
Schwanenteich
Bei einem alten Hofgebäude habe ich Gelegenheit, einmal ins Innere zu schauen. Auf der Weide vor dem Hof lassen es sich Galloway-Rinder gutgehen.
Gebäude von 1766Im Inneren Galloway-Rinder
In Vördern stehen die beiden Kirchen nahe beisammen. Leider gibt es kein offenes Cafe oder einen Gasthof. Wie gut, dass ich gefrühstückt habe.
Kath. St. Pauls -KircheDie evang. luth. Christophorus – Kirche
Jetzt komme ich in das Campemoor, ein 45 Quadratkilometer großes Hochmoor. Die Torfschicht ist bis 5 m dick. Es gäbe einen interessanten Moorlehrpfad, aber die Stechmücken haben schon Saison. Nur nicht stehenbleiben.
Nutzflächen im MoorSpuren des händischen MoorabbausMoorlandschaftWiedervernässte Fläche Ein mühsamer Weg
Früher stand dieses Wasserschloss als Wasserburg mitten im Moor. Heute ist von der Wasserburg Alt Barenaue bei Kalkriese nur ein Teil erhalten geblieben. Es ist von 1204 bis heute im Besitz derer von Bar. In der Nähe gibt es auch einen Familiensitz aus dem 19. Jhdt.
Alt Barenaue
Der Mittellandkanal verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit Weser, Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal. Im weiteren Sinne ist er Teil einer Verbindung zwischen Rhein und Oder. Leider konnte er mit der Entwicklung der Schiffgrößen nicht mithalten.
Mittellandkanal bei Kalkriese
Das Moor hat auch eine andere historische Bedeutung. In der Varusschlacht, auch Schlacht im Teutoburger Wald oder Hermannsschlacht, erlitten in der zweiten Hälfte des Jahres 9 n. Chr. drei römische Legionen samt Hilfstruppen und Tross unter Publius Quinctilius Varus in Germanien eine vernichtende Niederlage gegen ein germanisches Heer unter Führung des Arminius („Hermann“), eines Fürsten der Cherusker. Heute befindet sich hier ein interessantes Museum und ein Informationszentrum mit einem hohen Turm eingerichtet. Vom Turm hat man einen Überblick über das Schlachtfeld. Ich habe mir das Museum schon vor einigen Jahren angesehen, darum erspare ich es mir jetzt.
MuseumAussichtsturm
Im Teutoburgerwald wird es plötzlich alpin? Schmittenhöhe? Immerhin prominente 157 m NN. Aber mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch.
Wegweiser Vor der Schmittenhöhe – eher SchmittchenhügerlGipfelkreuz mit Gipfelbuch
Nach ein paar Kilometern mehr komme ich nach Engter. Die Johannis-Kirche stammt aus dem 13. Jhdt.
Johannis -KircheJohannis -KircheWerbung für Vereine mit Varusmaske
Ich schlafe heute im Gemeindehaus der evang. Pfarrgemeinde.
GemeindehausGute und breite Betten
Gleich nach meiner Ankunft belohne ich mich mit einem Erdbeerbecher.
Heute verspricht es vorerst wieder heiß zu werden. In der Früh hat es schon 23 Grad. Da das Frühstücksbuffet schon um 6.30 Uhr geöffnet wird, bin ich trotz ausgiebigen Schlemmens schon um 7.15 Uhr auf dem Weg.
Im ehemaligen Franziskanerkloster ist jetzt das Marienhospital untergebracht. Gegenüber steht die Strafvollzugsanstalt für Frauen und Jugendliche.
MarienhospitalStrafvollzugsanstalt
Hier geht es sportlicher zu. Am Golfplatz Welpe fliegen die Bälle.
Golfclub Welpe
Der Platz ist von Wäldern umgeben.
Im Wald
Manchmal sehen die Wege auch so aus. Die Radfahrer haben da eine besondere Freude.
Sand
Ein Pilgerfreund wohnt hier.
Pilgerfreund
Immer wieder komme ich an alten, hervorragend restaurierten Häusern vorbei. Ihre Funktion als Bauernhaus haben sie längst verloren.
Altes Haus 1782 in Kröge
Am Rande von Kröge steht ein Kloster der Franziskanerinnen, die dort ein Altenheim für ihre Ordensangehörigen, aber auch für andere Personen führen.
Kloster St. AnnaKloster St. AnnaKloster St. Anna
Dieser attraktive Wandschmuck trägt das Logo des Hauses. Der Hintergrund ist passend zur Region aus lebendem Moos gefertigt. Die Raumfeuchtigkeit reicht, um das Grün zu erhalten. Das Logo ist hintergrundbeleuchtet.
Kloster St. Anna
In der Region wird nicht nur Torf abgebaut, wie zahlreiche Betriebe und die Torfbahn belegen. Es gibt auch Erdöl.
Loks für die Torfbahnen„Pferdekopf“-Pumpe zur Erdölförderung Welpe 4
Von einer Plattform habe ich eine bessere Aussicht auf die ehemaligen Torffelder, die heute unter Wasser stehen.
Lohner Moor
Braucht wer ein Pferd? Einfach in Haltung und Pflege.
Pferd
Die Kirche Johann Baptist in Steinfeld aus dem Ende des 19. Jhdt. dominiert das Ortsbild.
Johannes Baptist -KircheJohannes Baptist -KircheJohannes Baptist -KircheJohannes Baptist -Kirche
Steinfeld ist zwar flächenmäßig recht groß, aber es ist nicht viel los hier. Mit Mühe finde ich einen Dönerladen, der offen hat.
Steinfeld
Nach Steinfeld wird die Landschaft plötzlich differenzierter. Die Gletscher der Eiszeit haben hier einen Wall aus Lehm, Sand und Schotter zu den Dammer Bergen aufgeschoben. Der Mordkuhlenberg bringt es immerhin auf 141,6 m. Die Aussichtsplattform legt noch einmal 20 m dazu. Der nahe Signalberg legt als höchste Erhebung des Oldenburger Münsterland noch einmal 4 m drauf.
Anstieg zum MordkuhlenbergAussichtswarte auf dem Mordkuhlenberg Aussicht nach Süden Abstieg
Jetzt ist es nicht mehr weit nach Damme. Für 17 Uhr ist eine Sturmfront mit Starkregen angesagt. Ich übernachte gleich am Ortsrand in einer großen Jugendherberge und bin im sicheren Trockenen.
Jugendherberge DammeJugendherberge Damme
Das Unwetter fegt pünktlich über uns hinweg und ist nach längsten einer Stunde vorbei. Die Landesstraße und der Fuß-Radweg müssen von der Feuerwehr freigemacht werden.
Leichte Sturmschäden Feuerwehreinsatz
Nach dem Regen gehe ich noch in den Ort, um mich etwas umzusehen und etwas zu essen: Ersteres war enttäuschend, zweites eine Überraschung.
In der „City“Dammer NarrKirche St. Viktor
Dann kehre ich bei einem Italiener ein und bestelle einen kleinen Antipastiteller. Auf den Hauptgang habe ich dann verzichtet.
Antipastiteller
Tagesstrecke: 32,4 km; ↑ 156 m; ↓ 108 m und der Stadtrundgang mit ca. 4 km
Erstens kommt es anders, … Eigentlich sollte am Ende des Titels nicht Vechta, sondern Visbek stehen. Leider ist es nicht möglich, in Visbek ein Quartier zu finden, und ich lege zwei kurze Etappen zusammen. Allerdings habe ich auf kleine Extras verzichtet, um die Strecke zu optimieren.
In Wildeshausen geht es vorerst direkt in das Zentrum. Gestern habe ich das nicht mehr geschafft. Die Hunte wird vor einem Kleinkraftwerk aufgestaut.
HunteZur Fußgängerzone
Diese Bronzegruppe hat mit der Alexanderkirche direkt zu tun. Sie stellt die Überbringung der Reliquien des Hl. Alexander, 165 n. Chr. den Foltertod gestorben, nach Wildeshausen.
Überbringen der Alexanderreliquien
Die Alexanderkirche gilt als ältestes sakrales Gebäude und einzige erhaltene romanische Basilika im Oldenburger Land. Diese Kreuzbasilika aus Backstein wurde um 1270 fertiggestellt.
Alexanderkirche Gotisches Triumphkreuz um 1400AlexanderkircheAlexanderkircheAlexanderkirche
Auf dem Weg aus der Stadt komme ich an der denkmalgeschützten Villa Knagge vorbei, die für den norddeutschen Klassizismus steht. Der Erbauer, Johannes Knagge, war mit Überseehandel reich geworden. Jetzt sollen Rechtsanwälte einziehen, die sich die Renovierung und Adaptierung um 3 Mill. Euro kosten lassen.
Villa Knagge
Die Aumühle liegt bereits im idyllischen Grün.
Aumühle seit 1418Mühlteich
Auf unterschiedlichen Wegen, meist abseits vom Verkehr, geht es weiter durch eine uralte Kulturlandschaft.
WaldwegZwischen Feld und Wald
Ich mache einen Umweg zu einem der ältesten Megalithbauten aus der Trichterbecherkultur, der Visbeker Braut. Im 18. Jhdt. musste eine Legende zur Erklärung dieses Großgrabes herhalten.
Visbeker BrautVisbeker BrautVisbeker Braut
Der Weg durch die wilde Geest verbindet Braut und Bräutigam, auch ein Steingrab.
‚Brautweg‘‚Brautweg‘
Kurz vor Visbek komme ich an einem gigantischen Fleischwerk vorbei, wo Hühnerteile für den Großhandel aufbereitet werden. Jetzt heißt die Firma Plukon Visbek GmbH.
Plukon Visbek
Ich komme in die kleine Ortschaft Visbek. Hier gab es seit 855 eine Abtei, aber auch eine Urkundenfälschung im Jahre 815, wo angebliche Rechte vergeben wurden.
Röm.-kath. Pfarrkirche St. Vitus 19. Jhd.Röm.-kath. Pfarrkirche St. Vitus 19. Jhd.
Nach Visbek: Soweit man blickt – Erdbeerfelder
Erdbeerfelder
Der Jakobsweg verläuft meist parallel mit dem Pickerweg. Der Pickerweg war im Mittelalter ein Handelsweg und Pilgerweg. Er wurde erstmals 850 urkundlich erwähnt. Heute ist er ein beliebter Radweg.
PickerwegPickerweg
Ich komme in Vechta an und bin vom Verkehr im Zentrum überrascht.
VechtaVechta
In der Propsteikirche St. Georg in Vechta werden unter anderem auch zwei Handreliquien des Hl. Alexander von Wildeshausen aufbewahrt. Die Kirche wurde bereits 1452 erbaut.
St. GeorgskircheSt. Georgskirche
In der Großen Straße steht die Bronzenachbildung eines Pferdes des Olympiasiegers Alvin Schockemöhle.
Pferd von Schockemöhle
Mein Quartier ist heute das Hotel Bremer Tor nahe dem Zentrum.
Aus dem angesagten Gewitter ist zum Leidwesen der Einheimischen nichts geworden. Die paar Tropfen Regen machen nicht einmal den Gehsteig feucht.
Nach einem herzhaften Frühstück in der benachbarten Bäckerei mache ich mich auf den Weg. Mir kommen Scharen von Schülerinnen und Schülern mit dem Rad entgegen. Der Bus zum Schulzentrum Syke scheint fast leer zu sein.
Die Kirche von Barrien wurde aus Feldstein, Kalkstein und Ziegeln errichtet. Die ältesten Bauteile gehen auf das 12. Jhdt. zurück. Leider ist sie verschlossen. Vor der Kirche gibt es eine nette Information zu Jakobsweg in verschiedenen Sprachen.
St. Bartholomäus – KircheJakobsweg – Info
Im Ort steht auch eine Mühle mit riesigen Mühlrad aus Metall. Die Mühle wird schon 1345 erwähnt und war bis 1971 in Betrieb.
Mühle
Im Nachbarort Gessel steht dieses Gebäude.
Wohnhaus
Dann komme ich zu einem „richtigen“ Berg. Der „Hohe Berg“ hatte immer schon eine strategische Bedeutung. Im Kalten Krieg betrieben Amerikaner und Deutsche hier Bunker und Raketenabwehreinrichtungen. Heute können Besucher vom Turm bis 35 km in die Ferne sehen. Mit Turm ist der Berg 75 m hoch
Am Hohen BergAussichtswarteBlick nach Norden (Bremen)Blick nach Süden
Wieder geht es in die weite Landschaft. Sie erscheint mir aber schon mehr gegliedert.
Weg bei SörhausenBuchen auf einem Bauernhof
Bei Gräflinghausen wird in einer riesigen Grube Sand abgebaut.
Sandgrube
Die Azaleen stehen gerade in Hochblüte. Manche Gärten versinken in der Blütenpracht.
AzaleenAzaleenAzaleen
Die beste Zeit dieses Hotels bei Dünsen ist auch schon vorbei.
Hotel
In Harpstedt steht auch eine alte Mühle, die heute ein Gastronomiebetrieb ist. Auf der anderen Straßenseite befindet sich, vom ehemaligen Burggraben umgeben, der Amtshof (um 1740).
WassermühleAmtshof
Die evang. luth. Christuskirche stammt aus dem Barock.
AltarInnenansicht
Hier stehen noch Reste einer Windmühle.
Windmühle
Am Nachmittag strebe ich Wildeshausen zu. Ein paar „Nebenstrecken“ werden mit GPS leicht ausgeglichen.
Richtung WildeshausenWildeshausen
Hier treffe ich nach vielen Jahren meinen ehemaligen Sportkollegen Rainer, der zufällig in der Gegend ist. Wir verabreden uns nach etwa 35 Jahren, oder sind es schon 40, zu einem Bier. Der Abend wird lang, gibt es doch so viele Erfahrungen auszutauschen.
Gestern Abend war ich schon einigermaßen müde. Nach den 33 km sind noch 3,5 km bei einem Stadtrundgang dazugekommen. Mein Quartier hat nichts zu wünschen übriggelassen, außer einer festeren Matratze.
Ich möchte noch ein paar Highlights vom gestrigen Stadtspaziergang präsentieren. Dafür, dass Werder Bremen wieder in die oberste Bundesliga aufsteigt, ist im Zentrum wenig los. Aber die Fans haben schon im Stadion abgefeiert.
Gleich zu Beginn der Fußgängerzone begegne ich dem Schweinehirten mit seinen Anvertrauten. Er steht für die Sögestraße (im Mittelalter Soghestrate), die Schweinestraße.
Das Rathaus, ursprünglich um 1400 errichtet, wurde in der Spätrenaissance umgebaut.
Altes RathausAltes Rathaus
An der Westseite des Alten Rathauses stehen die berühmten „Bremer Stadtmusikanten“ nach den Gebrüdern Grimm. Ich wollte mich noch drauf stellen, aber sie meinten, ein alter Esel reiche.
Bremer StadtmusikantenBremer Stadtmusikanten
Der „Bremer Roland“ steht seit 1404 hier auf dem Marktplatz. Die Figur ist fast 5,5 m hoch und ist das Stadtsymbol für Bremen.
Bremer Roland
Leider sind am Sonntag Nachmittag die beiden großen Kirchen geschlossen. Der St. Petri – Dom wurde im 11. Jhdt. im romanischen Stil errichtet und im 13. Jhdt. im gotischen Stil umgebaut.
St. Petri – Dom
Vom Marktplatz zweigt eine kleine Gasse zu Weser hin ab. Die Böttcherstraße und ihre Gebäude sind ein seltenes Beispiel für die Architektur des Expressionismus. Heute sind dort noble Geschäfte, Galerien und Restaurants. Hier war ursprünglich die Zentrale von Kaffee HAG.
BöttcherstraßeBöttcherstraße
Am Kai der Weser liegen zwei Segelschiffe, wohl als Symbol für die einstige Bedeutung der Stadt für den Seehandel.
Alexander von Humboldt
Der Schnoor, auch Schnoorviertel, hat seinen Namen vom niederländischen Wort für Schnur, Seil. In diesem ältesten Viertel waren die Seiler zu Hause.
SchnoorSchnoorSchnoor
Nach dem kurzen Rückblick möcht ich noch die heutige Tagestour vorstellen.
Zuerst überquere ich die Weser über die Wilhelm Kaisen – Brücke, benannt nach einem erfolgreichen Bürgermeister der Stadt (1945 – 1965).
Blick nach WestenBlick nach Osten mit Wasserturm
Lange gehe ich entlang des Werdersees, eines Nebengewässers der Weser. Der See wurde künstlich angelegt.
WerderseeWerderseeWerdersee
Am Jachthafen des Wassersportvereins „Hanse-Kogge“ wird man auf der Suche nach Oligarchen-jachten nicht fündig.
Jachthafen mit Kran
Dann geht es wieder in das weite, flache Land.
ÄckerDurch eine Eichenallee
Auch die Jungkühe machen Mittagspause.
Rinder
In Kirchwehye gibt es gleich zwei einfach zugängliche Stempelstellen.
Stempelstelle
Ich bin heute bis Barrien gegangen, wo ich eine preiswerte Unterkunft in der Pension der Familie Mönch gefunden habe. Frühstück gibt es keines im Haus, aber die Bäckerei ist direkt auf der anderen Straßenseite.