Archiv für den Monat: Oktober 2020

Resumé über „VIA COLONIENSIS von Graz – Köln 3. Teil“ von Speyer nach Köln 380 km

Mit der Zusammenfassung des 3. Abschnitts meines Wegs von Graz nach Köln, der mich von Speyer über Worms und Koblenz nach Köln führte, möchte ich Pilgern, die einen „Ausweg aus der Coronakrise“ suchen, weitere schöne Alternativen aufzeigen. Im Wesentliche war ich auf dem Rheinhessischer Jakobsweg (Aachenwallfahrtsweg) von Speyer nach Bingen und dem Linksrheinischen Jakobsweg (Bingen nach Köln) unterwegs.

Anreise und Rückfahrt:
Die Anreise war für mich vollkommen unproblematisch: Mit der Bahn von Graz nach München, von dort nach Mannheim und mit der Regionalbahn nach Speyer. Fast wäre ich pünktlich angekommen, hätte der ICE nicht einer S-Bahn Vorfahrt gegeben.
Aber wenn man über 10:30 Stunden unterwegs ist, spielt eine halbe Stunde Verspätung auch keine Rolle.

Der Weg:
Abschnitte mit den großen Höhendifferenzen im Vergleich mit der Alpenüberquerung waren nicht zu erwarten, dennoch sammelten sich an manchen Tagen ordentlich Höhenmeter an. Der Rhein ist eben unten und die Wanderwege oben. Der Weg bis Worms war ein asphaltreicher, habe ich doch recht viele Radwege benutzt. Später gab es viele Schotterwege und Wiesenpfade, manchmal richtige Steige. Auf verkehrsreichen Straßen war ich praktisch nie unterwegs.

Für meine Wegplanung habe ich die großen Routen, den Rheinhessischen Jakobsweg und den Linksrheinischen Jakobsweg benutzt, aber mir immer individuelle Abänderungen vorbehalten. Auch noch unterwegs habe ich Korrekturen an der Planung vorgenommen.

Meine geplanten Routen habe ich lokal am Smartphone gespeichert und kann sie mir auf der ebenfalls lokal gespeicherte Karten von Osmand anzeigen lassen. Damit habe ich mehr Sicherheit und Freiheit zur Umplanung unterwegs.

Die Markierungen auf dem Weg waren zeitweise ausgezeichnet und eindeutig, zweitweise war ich froh über lokal gespeicherte GPS – Daten zu verfügen, denn nicht selten ist die mobile Datenverbindung für solche Zwecke unbrauchbar. Manche Wege waren reichlich mit Muschelzeichen gekennzeichnet. Oft war es besser, auch die überregionalen Wegmarkierungen im Auge zu behalten.

Unterkunft und Verpflegung:
Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste. Pilgerherbergen im üblichen Sinne habe ich keine gefunden, Jugendherbergen kommen diesen etwas näher. Ich übernachtete vor allem in Gasthöfen, Pensionen und selten in Privatquartieren. Stellenweise ist es nicht einfach, ein geeignetes Quartier in entsprechender Entfernung zu finden. Zwischenzeitlich waren die Jugendherbergen ausgebucht und auch Privatquartiere rar. So bin ich zwei Mal mit der Bahn zurück- bzw vorgefahren, um ein Quartier zu bekommen, und bin am nächsten Tag wieder zurück an den Endpunkt des Vortages gereist. Das ist entlang des Rheins relativ einfach zu handhaben. In Andernach und in Koblenz konnte ich in günstigen Pilgerzimmern übernachten.

Viele Quartiere bieten kein Frühstück an (auch Corona bedingt). Dann bin ich in die nächste Bäckerei ausgewichen, was schon länger dauern kann. Die Möglichkeit zum Abendessen war fast immer gegeben.


Da der Weg erstaunlich oft weit von Ortschaften entfernt vorbeiführt, sollte man sich rechtzeitig um notwendige Einkäufe kümmern. Unterwegs kann es auch längere Strecken ohne Infrastruktur geben.

Natur und Kultur:
Diese Route führt natürlich durch viel Kulturland. Die Weingärten und die Felder waren größtenteils abgeerntet. Viele Wildbeobachtungen, vor allem lautes Vogelgezitscher durch Rotkehlchen, begleiteten mich. Auch Hasen und Rehe wurde ich ansichtig. Von Wildschweinen sah ich nur viele Spuren.

Die vielen kulturellen Highlights auf der Route kann man gar nicht alle wahrnehmen, sonst wäre man Jahre unterwegs. Speyer, Worms, Koblenz und Köln sprechen für sich.

Aber auch viele kleine Orte konnten mit Großartigem aufwarten. Durch die Coronakrise waren natürlich weniger Touristen unterwegs, was vor allem in den Orten am Rhein für mich ein Vorteil war.

Statistik:
An den 15 Gehtagen habe ich mehr als 380 km zurückgelegt, für die Statistik bleiben nach Abzug der Stadtbesichtigungen und diverser „Ehrenrunden“ 368 km übrig. Dabei fielen etwa 6300 Bergauf- und 6300 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 19 und 32 km.

Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.

Für die einzelnen Tagesetappen gibt es teilweise bereits korrespondierende Links auf Alpenvereinaktiv.com wo eine Streckenbeschreibung bzw Karten zur freien Verfügung stehen (derzeit Via Coloniensis I) .

Meine Quartierliste Speyer nach Köln: in PDF

Meine Tagesstrecken Graz – Köln: in PDF

Zum Start Via Coloniensis III Speyer – Köln

Zum Start Via Coloniensis II Schlögen – Speyer

Zum Start Via Coloniensis I Graz – Schlögen

15. Tag Dienstag, 13. Oktober 2020 Walberberg – Köln

Heute ist die letzte Etappe und ich habe zu meiner Freude die Begleitung von Heidrun, meiner Frau und Gernot, meinem Schwager.

Heute kommen wir an vielen Kirchen vorbei, die allerdings meist geschlossen sind. Auch die Pfarrämter sind zu, sind doch hier Herbstferien.

In Brühl bekomme ich sportliche Konkurrenz!

In der Fußgängerzone ist noch nicht viel los.

Die Kirche St. Maria von den Engeln in Brühl überrascht uns mit ihrer reichen Ausstattung. Sie wurde 1493 geweiht und 1735 im Barockstil umgestaltet.

In unmittelbarer Umgebung steht das Schloss Augustusburg, das zu den UNESCO – Welterbestätten zählt. Der Kölner Erzbischof Clemens August I. von Bayern aus der Dynastie der Wittelsbacher ließ das Schloss Augustusburg zwischen 1725 und 1746 erbauen.

Die dreischiffige spätgotische Basilika wurde in der Mitte des 14. Jhdts. errichtet. Der hölzene Ursulaschrein (um 1500) ist besonders sehenswert.

Zum ersten Mal sehen wir heute in der Ferne den Kölner Dom.

Über lange Alleen und überraschend viel Grünraum nähern wir uns der City.

In der City ist glücklicherweise nicht zu viel los, trotzdem gehen wir mit Maske weiter.

Schließlich stehen wir vor dem Kölner Dom.

Ich stehe am Römischen Nordtor vor dem Dom, für viele der Ausgangspunkt des Jakobsweges, für mich das Ziel meiner Wanderung.

Wir haben es gemeinsam geschafft!

Nun folgt eine kurze Besichtigung des Domes, den wir bereits von mehreren Besuchen gut kennen. Trotzdem bin ich ein wenig traurig, dass wir nicht bis zum Dreikönigsschrein im Chor gehen dürfen. Die Corona-Sicherheitsbestimmungen lassen es nicht zu.

Von Ferne sehen wir den Dreikönigsschrein, den ich auch als mein Pilgerzeichen für diesen Weg gewählt habe.

Die Dimensionen der Kirche und die Ausstattung sind eindrucksvoll.

Ein kurzer Blick noch auf das Hauptportal, dann gehen wir weiter.

Ich habe noch vor, St. Ursula in ihrer Basilika minor meine Aufwartung zu machen. Wie die meisten Gebäude der Umgebung, wurde auch diese Kirche im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und danach renoviert.

Das klare Innere zeigt viele Kostbarkeiten. Am Hochaltar stehen zwei Reliquienschreine der Ursula und des Aetherius.

Nach diesem eindrucksvollen Besuch fahren wir nach Walberberg zurück, wo mir meine Schwägerin Michaela eine große Überraschung bereitet. Sie hat das Haus in eine „Pilgerherberge“ verwandelt.

Es gibt auch ein Pilgermenü: Decke Bunne met Speck, Bratkartoffel und Kölsch.

Tagesstrecke:   25,7 km; ↑ 89 m; ↓ 105 m

Damit habe ich meinen dritten großen Pilgerweg beendet. Nach Santiago und Rom konnte ich nun Köln von Graz aus zu Fuß erreichen. In wenigen Tagen werde ich, wie immer, eine genauere Zusammenfassung machen. Ich habe von Speyer bis Köln in 15 Tagen ca. 383 km zurückgelegt, von Graz nach Köln brauchte ich für 1335 km 54 Tage!

Route auf alpenvereinaktiv.com

An guatn Weg – ¡Buen Camino! – ULTREIA!

14. Tag Montag, 12. Oktober 2020 Bonn nach Walberberg

Heute früh stehe ich schwer auf. Nach einem raschen Frühstück gehe ich zur Haltestelle, um mit der Straßenbahn 18 nach Bonn zu fahren. Entgegen den Befürchtungen ist die relativ schwach besetzt, sodass das Abstandhalten kein Problem ist. Am Hauptbahnhof Bonn angekommen orientiere ich mich rasch und marschiere los.

Das Rheinische Landesmuseum würde ich auch gerne einmal besuchen. Die Glasfassade mit den dahinterliegenden Exponaten schaut gut aus.

Das ehemalige Gebäude der Landwirtschaftskammer Rheinland beheimatet das Mathematische Institut sowie das Institut für Angewandte Mathematik in Bonn und gilt als Cluster of Excellence.

Die A565 führt halb unterirdisch durch die Stadt.

Im Stadtteil Endenich gehe ich durch kleine Gassen. Bald finde ich die ersten Markierungen für den Jakobsweg in Richtung Trier.

Dann komme ich ins Freiland, wo leider leichter Nieselregen einsetzt.

Der Sonnenschein zaubert einen Regenbogen auf den Himmel.

Einsam und verlassen steht ein E-Scooter auf freiem Feld.

Die Kirche St. Laurentius in Lessenich ist leider geschlossen. In einem Briefkasten gibt es einen Pilgerstempel.

Geballte 380 kV – Energie durchströmt das Land.

Mein erster Anstieg führt mich hinauf nach Gielsdorf zur Kirche St. Jakobus und Margarethe. Die Vorhalle der Kirche ist offen und ich kann einen Blick ins Innere mit den alten Fresken von 1492 werfen.

Einige Fachwerkhäuser sind schön restauriert wie dieses, das die Inschrift 1669 trägt.

Jetzt führt der Weg auf der Hochebene entlang, meist durch Wald und Felder.

Wieder einmal begleitet mich ein wackerer Schattenpilger.

Ein Männlein steht im Walde…. Alle Pilze sind essbar, manche nur einmal!

Nun bin ich entlang des Römerkanals unterwegs. Die Römer haben vor 2000 Jahren einen Wasserkanal von der Eifel bis nach Köln verlegt, dessen Spuren immer wieder dokumentiert sind. Die Eifelwasserleitung war mit 130 km Gesamtlänge eines der längsten Aquädukte des römischen Imperiums und gilt als längstes Aquädukt nördlich der Alpen.

Der Weg, gerade wie die Wasserleitung.

Diese Rekonstruktion zeigt den Querschnitt und die Ausführung der Leitung. Im Inneren war sie mit speziellem Verputz abgedichtet, der aus zerriebenem Ziegelstaub bestand.

In der Friedhofsmauer bei der Burg Hemmerich findet man solche Bausteine aus der Wasserleitung verbaut.

Die Burg Hemmerich aus dem 12. Jhdt. wurde nach mehreren verheerenden Bränden dem Verfall preisgegeben.

Das Schloss Rossberg in der Nähe wurde um 1730 im Barockstil errichtet, ist aber 1941 durch Phosphorbomben der britischen RAF völlig ausgebrannt. Danach wurde es wieder aufgebaut und gehörte der Familie Seyn-Wittgenstein.

Schließlich komme ich in Walberberg an. Die Pfarrkirche St. Walburga aus dem 12. Jhdt. steht am Jakobsweg von Köln nach Trier.

Für die Kirche hatte der Eigentümer Reliqien der Notburga aus Köln angeschafft.

Morgen gehe ich die letzte Tagesetappe auf meinem Weg von Graz nach Köln an. Ich werde wieder entlang eines Jakobsweges unterwegs sein.

Tagesstrecke:   24,6 km; ↑ 110 m; ↓ 96 m

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13. Tag Sonntag, 11. Oktober 2020 Oberbachem nach Bonn

Heute bin ich wieder früher unterwegs. Es ist draußen deutlich kälter. Das Hausthermometer zeigt gerade 8 Grad an. Von der Anhöhe blicke ich nochmals zurück auf Oberbachem und die Vulkaneifel.

Schneller als erwartet komme ich an den Stadtrand von Bad Godesberg, das in der Weltgeschichte immer wieder im Zentrum der Bedeutung stand.

Der ehemalige Rittergutshof Marienforst ging aus einem Kloster der Prämonstratenserinnen aus dem 13. Jhdt. hervor. Mehrere verschiedene Orden waren hier im Laufe der Jahrhunderte ansässig. Heute wird es als landwirtschaftlicher Betrieb geführt und steht mit der benachbarten Villa Engels unter Denkmalschutz.

Ich gehe durch ein enges Tal, an dessen Ende die moderne, russisch-orthodoxe Kirche St. Helena steht.

Der kurfürstliche Draischbrunnen bildet die Grundlage des Kurortes Bad Godesberg. Der Brunnens sei schon in römischer Zeit genutzt worden. Heute wird gleich daneben in einem kleinen Pavillon Wasser des Brunnens ausgeschenkt.

Die Redoute in Bad Godesberg ist ein Ballhaus aus kurfürstlicher Zeit, das für Veranstaltungen genutzt wird.

Beethoven hat sich einige Zeit in Bad Godesberg aufgehalten. Dem aus Bonn stammenden Komponisten und Musiker ist zu seinem 250. Geburtstag eine Ausstellung quer durch Bonn und Bad Godesberg gewidmet.

Auf dem Godesberg steht die Michaelkapelle und die Godesburg aus dem 13. Jhdt.

Das heutige Zentrum von Bad Godesburg ist rein kommerziell gestaltet.

Diese Theaterproduktion des Theaters Bonn würde mich interessieren.

Die nächsten Kilometer bin ich fast nur in der Natur unterwegs. Auf dem Venusberg über Bonn liegt ein Klinikum von Stadtteilgröße.

Der Ausblick auf das Siebengebirge mit der Burgruine Drachenfels ist wirklich gut.

Kurz vor dem Abstieg vom Venusberg treffe ich auf das Denkmal für Kaiser Wilhelm, das aus Basaltsäulen zusammengesetzt ist.

In der Stadt sind einige der wichtigsten Gebäude eingerüstet.

Poppelsdorfer Schloss

Dafür finde ich mich plötzlich im hohen Norden im Arktischen Ozean wieder.

In der evangelischen Kreuzkirche bekomme ich meinen Pilgerstempel.

Das Gebäude des alten Rathauses glänzt frisch renoviert. Es entstand 1737 – 1738 im Rokokostil.

Beethoven muss ich auf seinem Platz natürlich auch meine Aufwartung machen.

Schließlich endet mein Rundgang am Bahnhof, wo ich von meiner Frau, von Schwager und Schwägerin, abgeholt werde.

Ich habe das Vergnügen bei meinen Verwandten in Walberberg unterzukommen und kann meinen Weg morgen nach kurzer Straßenbahnfahrt fortsetzen.

Ich habe aber auch heute wieder ein kulinarisches Bild. Meine Schwägerin Michaela hat einen tollen Rehbraten mit köstlichen Beilagen zubereitet. Dazu gibt es einen Rotwein aus heimischen Gefilden.

Route auf alpenverein.com

Tagesstrecke:   22,8 km; ↑ 264 m; ↓ 293 m

12. Tag Samstag, 10. Oktober 2020 Sinzig nach Oberbachem

Wie gestern berichtet, übernachte ich nicht am Endpunkt der gestrigen Etappe. Ich fand ein paar Kilometer rheinaufwärts eine Unterkunft in Bad Breisig.   So führt heute mein erster Weg einmal auf den Bahnhof von Bad Breisig, um in vier Minuten Bahnfahrt in Sinzig mit der heutigen Tagesetappe zu starten.

Auf einem Hügel liegt das alte Zentrum des Ortes mit der St. Peter-Kirche. Der heutige Bau stammt von etwa 1225 bis 1241.

St. Peter-Kirche und Rathaus

In seiner Blütezeit vom 12. bis 14. Jahrhundert war Sinzig Sitz einer Kaiserpfalz mit zahlreichen Aufenthalten deutscher Könige und Kaiser. Friedrich I. Barbarossa weilte 1152, 1158 und 1174 in der Pfalz, weswegen sich die Stadt auch Barbarossastadt nennt. In der Stadt stehen einige „Barbarossas“ in verschiedenen Ausführungen.

Dem Radrennfahrer Rudi Altig wurde in der Stadt ein Denkmal gesetzt.

Ich durchquere das Tal der Ahr.

In der Kriegsgräberehrenstätte Bad Bodendorf liegen viele Opfer der umliegenden Kriegsgefangenenlager wie das „Lager Goldene Meile“ der Amerikaner in Remagen.

Bad Bodendorf hat ein kleines, altes Zentrum.

Ich steige hinab nach Remagen. Eigentlich wollte ich nur am Stadtrand vorbeigehen, bin aber dann doch ins Zentrum gegangen.

In einer Unterführung wird auf die wichtige Rolle der Römer für die Stadt hingewiesen.

Die Kirche St. Peter und St. Paul wurde auf einem römischen Kastell errichtet. Das alte Tor führt in den Kirchgarten. Die Kirche ist eine Sammlung von Baustilen, die aber gut integriert sind.

Auf dem Weiterweg komme ich an der neugotischen Kirche St. Apollinaris vorbei, dessen Kopfreliquie hier verehrt wird. Das Innere der Kirche ist durch Nazarener der Kunstakademie Düsseldorf in ihrem typischen Stil gestaltet worden.

Die Familie Fürstenberg-Stammheim, einst die größten Grundbesitzer in Rheinland und Westfalen, haben ihre Familiengruft hier.

Zum ersten Mal sehe ich dank des klaren Wetters mein Ziel Köln in der Ferne.

Von Ferne ist die Radarkuppel des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik auf dem Wachtberg zu sehen.

Nette Immobilie

Ich komme in Oberbachem an und finde bei der Familie Blaeser Unterkunft, die sich besonders der Pilger annimmt. Sehr viel Herzlichkeit und Unterstützung erwartet mich hier.

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Tagesstrecke:   25,3 km; ↑ 632 m; ↓ 551 m

11. Tag Freitag, 09. Oktober 2020 Andernach nach Sinzig

Um 7 Uhr ist es noch sehr finster. Daran sind auch die Regenwolken schuld, die über dem Land hängen. Ich hoffe zwar, dass sie sich bis nach dem Frühstück verziehen, sie haben sich anders entschieden. Ich gönne mir ein Genießer-Frühstück in einer Bäckerei.

Dann kommt mir noch eine Entdeckung von gestern in den Sinn. Das älteste Beerdigungsinstitut der Stadt bietet für Menschen mit besonderer Affinität zur Stadt spezielle Särge mit Andernach-Bezug:

Ich starte meinen Weg rheinabwärts direkt am Strom.

Hier verlaufen die vierspurige B9, der Radweg, die linke Eisenbahnstecke, die Kölnerstraße, der Rhein, die Uferstraße am rechten Ufer, die rechte Eisenbahnstrecke und die B42 parallel durch einen schmalen Talabschnitt.

Da gibt es sogar einen überdachten Fuß-Radweg.

Hinter der Burg Namedy, einer Wasserburg, liegt die Pfarrkirche St.-Bartholomäus, wo einst das Zisterzienserinnenkloster (um 1255) stand. Die Integration von Alt und Neu finde ich sehr gelungen.

Danach geht’s auf den Berg. Es sind etwa 245 Höhenmeter auf den nächsten 3,5 km zu überwinden. Leider finde ich mich in den Wolken wieder.

Beim Abstieg stoße ich auf einen ausgezeichnet gestalteten Lehrpfad zum Thema Geologie der Vulkaneifel und die Nutzung der Ressourcen durch den Menschen.

Alter Basaltsteinbruch
Abbau von Basalt.
Abfallstücke

Herrlicher Ausblick in das Rheintal!

Beim Abstieg wird der Weg wieder schmal.

Ich komme nach Brohl-Lützig und bleibe auf einer Nebenstraße im Tal. Der Regen wird nun stärker und der Weg über den Berg ist eher gefährlich. Viel los ist hier auch nicht.

An Bad Breisig mit seiner Therme gehe ich vorerst vorbei. In Oberbreisig, dem historischen Ursprung, steht eine spätromanische Kirche aus dem 13. Jhdt. mit Fresken aus dem 13. bis 16. Jhdt.

Nach Oberbreisig geht es für heute zum letzten Mal auf die Hochebene hinauf und sanft durch den Wald wieder hinunter nach Sinzig.

In Sinzig strebe ich nur rasch dem Bahnhof zu, weil ich nach Bad Breisig zurückfahre. Es ist im Moment sehr schwierig, eine geeignete Unterkunft zu finden.

In Bad Breisig sehe ich mich ein wenig um und finde in der barocken Kirche St. Marien eine Kreuzreliquie, die durch die Templer ins Land gekommen ist.

Wieder fängt es zu regnen an, aber nach einem Stück Bienenstich ist sogar die Sonne da.

Ich nächtige heute im Quellenhof in Bad Breisig unweit der Römertherme. Das Essen im Chinarestaurant ist nicht besonders zu kommentieren.

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Tagesstrecke:   23,8 km; ↑ 571 m; ↓ 581 m

10. Tag Donnerstag, 08. Oktober 2020 Koblenz nach Andernach

Ich hatte eine sehr ruhige Nacht im Kloster und hoffte auf gutes Wetter in der Früh.

Leider ist es noch sehr feucht, als ich das Haus verlasse. In einer Bäckerei esse ich ein Rosinenweckerl für vier. Damit werde ich einmal weit kommen. Bei der Balduinbrücke komme ich an die Mosel, der ich nun ein paar Kilometer bis Güls folge.

Balduinbrücke
Moselufer

Die Eisenbahnbrücke bei Güls hat noch einen kombinierten Rad-Fußweg angebaut. Leider kam gerade kein Zug daher. Nun führt der Weg natürlich auf den Berg im Hintergrund.

Auf dem Napoleonsteig ritt einst der Kaiser der Franzosen auf seiner Inspektionstour durch die Pfalz. Der Ausblick auf das letzte Stück des Moseltales soll ihn sehr beeindruckt haben.

Güls

Ich treffe auf ein Schild zum Europäischen Fernwanderweg E8, der von Irland – England – Niederlande – Deutschland – Slowakei bis in die Rhodopen verläuft. In Zukunft soll der E8 bis nach Istanbul in der Türkei reichen, auf der gesamten Strecke durchgehend begehbar und einheitlich gekennzeichnet sein. Ich habe ihn schon mehrfach gekreuzt.

Die „Rüwenacher Möck“ in Rübenach droht von einem Sockel herab.

Ich komme ins Vulkanland. Immer öfters wird Tuffgestein als Baumaterial verwendet.

Rübenach
Rübenach

Das Gebiet ist voll mit Obstplantagen: Kirschen, Zwetschken, Äpfel, aber auch Aroniabeeren.

Kirschbaum mit massiver Veredelungsstelle

Ich komme nach Andernach, eine der ältesten Städte in Deutschland.

Burg Andernach

Julius Cäsar hat hier in der Nähe 55 v. Chr. in zehn Tagen eine Brücke über den Rhein schlagen lassen. (Commentarii de bello Gallico)

Eine Kirche will ich euch nicht vorenthalten. Die Marienkirche war stets Stadtkirche und Bischofsdom zugleich und darf sich daher mit Recht „Mariendom“ nennen. Hier war gerade so etwas wie Tag der offenen Kirchtür und ich konnte sogar auf die Empore steigen. Man erzählt mir, dass der Erzbischof von Köln der weltliche (!) Herrscher über die Stadt war, der Erzbischof von Trier aber der geistliche. Nachdem der Kölner die Stadt von Friedrich I. geschenkt bekommen hatte und die Burg Rheineck wiederaufbauen ließ, zog der Trierer mit der Marienkirche nach.

Marienkirche und Dom 1196 -1220
Marienkirche
Empore

Der Geysir Andernach, auch Namedyer Sprudel genannt, auf dem Namedyer Werth (Krummenwerth), der mit etwa 55–60 Metern der höchste Kaltwassergeysir der Welt ist, ist wohl die beeindruckendste Attraktion der Stadt. Der Sprudel sprang bereits erstmals 1903 nach einer Bohrung und wurde kommerziell als Mineralquelle genutzt. Mit dem Schiff fährt man zwei Kilometer stromabwärts zur Halbinsel.

Zuerst kommt schäumendes CO2 -hältiges Wasser.
Dann treibt der Druck die Fontäne bis 60 m hoch
Je nach Wind wird die Umgebung nass

Bei der Rückfahrt passieren wir den alten Krahnen, ein gemauerter Hebekran von 1561. Der Alte Krahnen war damals die größte Verladevorrichtung an Deutschlands Binnengewässern und diente 350 Jahre lang der Verladung von Weinfässern und der aus dem Eifelraum angelieferten Mühl- und Tuffsteine bis ins Jahr 1911.

Alter Krahnen

Nach so vielen Kilometern und interessanten Eindrücken brauche ich etwas zu essen. Heute ist es ein Rumpsteak von deutschem Rind im Angebot, wie die Speisekarte hervorhebt und nicht von südamerikanischem, wie sonst überall offeriert. Gut war es!

Zu guter Letzt bin ich heute im Spital gelandet. Nein, ich bin nicht krank oder verletzt. Das St. Nikolaus-Stiftshospital Andernach stellt ein Zimmer im Personaltrakt für Pilger zur Verfügung und kommt so seiner alten Verpflichtung nach.

Eingangsbereich des Stiftshospitals

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Tagesstrecke:   26,9 km; ↑ 322m; ↓ 323 m

9. Tag Mittwoch, 07. Oktober 2020 Boppard nach Koblenz

Heute bin ich früher unterwegs, obwohl das Frühstücksbuffet sehr umfangreich ist und ich nicht gerade wenig esse. Wer weiß, wo die nächste Möglichkeit zum Essen kommt.

Dann geht es hinaus in die frische Natur. Es ist überraschend warm, schaut aber feucht aus.

Auf der Rheinpromenade

In Boppard gibt es seit 1954 einen Sessellift zum Vier-Seen-Blick. Er überwindet 230 m Höhendifferenz in 20 Minuten. Ich bin froh, dass ich vor Betriebsbeginn oben ankomme. Sehr viel länger habe ich über den „Klettersteig“ auch nicht gebraucht.

Sessellift aus den 50er Jahren
„Klettersteig“
Die ersten Sonnenstrahlen kommen durch

Von oben kann man die Bopparder Schleife so richtig genießen. Der Fluss mäandriert mehr als 180 Grad.

Bopparder Schleife

Vom Vier-Seen-Blick sieht man nicht wirklich vier Seen, sondern vier Stellen des Rheins.

Vier-Seen-Blick

Nach der Überwindung der ersten Geländekante geht es zwar nicht immer bergauf, aber wesentlich gemütlicher dahin.

Mit solchen Schlitten und Seilwinden werden die steilen Hänge befahren. Dieser Weingarten gehört einem Verein von Weingartenfreunden, die diese Riede bewirtschaften. Mir kommt eine lustige Kindergartengruppe entgegen, die ihre Rebzeile besuchen will.

Auch auf der rechtsrheinischen Seite stehen viele Burgen, wie die Marksburg aus dem 12. Jhdt. Im Hintergrund sieht man die drei Kamine der Blei- und Silberhütte Braubach. Der Bergbau wurde 1963 geschlossen.

Rhens ist eine kleine Stadt, deren Kern von einer hohen Mauer mit mehreren Toren umgeben ist. Dort sind noch zahlreiche Fachwerkhäuser zu finden.

In die Annalen der Geschichte hat sich Rhens durch den Königsstuhl von Rhens eingeschrieben. Ein zweigeschoßiger Bau erinnert an die Verhandlungen der Kurfürsten zur Wahl der römisch-deutschen Könige sowie einige Königswahlen, die hier stattfanden. Der jetzige Bau ist eine Replik aus dem 19. Jhdt.

Königsstuhl

Hoch über dem Ort liegt mitten im Wald der jüdische Friedhof von Rhens, der auf die 1850er zurück geht.

Jüdischer Friedhof

Von oben habe ich bei Sonnenschein einen schönen Ausblick auf das Hunsrückgebiet.

Hunsrück

Ich passiere die Stelle, wo sich Linksrheinischer Jakobsweg und der Mosel-Camino trennen. Ob ich jetzt auf mehr Pilger treffe?

Ich erspare es mir, zum Schloss Stolzenfels hinunter zu steigen, da ich es ohnehin nicht besichtigen will. So sehe ich es von Augustaweg aus.

Der Abstieg wird dann etwas sportlich. Eine Downhillstrecke für Mountainbiker bietet sich da an. Es ist für mich einfacher als über einen Gehweg hinter zu kommen, weil ich meine Schrittlänge nicht den Stufen anpassen muss.

Die überhöhten Kurven kommen meinem Tempo entgegen!

An dieser Stelle stand einst ein Hotel, in dem 1948 die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und das Grundgesetz beschlossen wurden.

Jetzt komme ich in Koblenz an. Entlang des Rheins komme ich bis zum Deutschen Eck, wo das Wilhelmsdenkmal am Zusammenfluss von Rhein und Mosel steht.

Wilhelmsdenkmal am Deutschen Eck

Auf meinem Spaziergang durch die Stadt komme ich noch an schönen Gebäuden vorbei. Die meisten sind im 2. Weltkrieg zerstört und dann wiederaufgebaut worden, so die Liebfrauenkirche, die auf das 5. Jhdt. zurückgeht.

Liebfrauenkirche
Liebfrauenkirche
Liebfrauenkirche

Oder die  Basilika St. Kastor, deren erster Bau im 9. Jhdt. vollendet wurde.

Basilika St. Kastor
Basilika St. Kastor
Basilika St. Kastor

Auch moderne Architektur gibt es in der Stadt wie das Forum Confluentes, ein Kulturgebäude mit Museen, Büchereien und Tourist-Info.

Ich nächtigen heute im Gästehaus der
Barmherzigen Brüdern von Maria-Hilf in der Florinspfaffengasse. Das neu renovierte Haus hat allen notwendigen Komfort.

Beim Essen bleibe ich international. Die „deutschen“ Gasthäuser sind entweder schickimicki oder überfüllt. So fällt meine Wahl auf ein spanisches Restaurant mit herrlichen Tapas zu vernünftigen Preisen und hohen Hygienestandards.

Man schreibt zur Bestellung die Nummern seiner Wahl einfach auf die Tafel.

Route auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke:   26,6 km; ↑ 817 m; ↓ 827 m

8. Tag Dienstag, 06. Oktober 2020 St. Goar nach Boppard

Heute komme ich sehr spät aus dem Haus, weil das Frühstück erst ab 8 Uhr möglich ist. In der Nacht war es zwischenzeitlich sternklar. In der Früh wird es zunehmend bewölkt, ohne zu regnen.

Ich gehe gleich den ersten Anstieg an. Die Burg Rheinfels liegt rund 70 m über dem Rhein und der Weg hinauf ist etwas steil.

Landgericht und Schifffahrtsgericht

Die Burg war zwischenzeitlich die größte Festung Deutschlands. Sie war im Mittelalter der Sitz der Grafen von Katzenelnbogen.

Danach geht es sofort wieder runter und auf der anderen Seite wieder hoch.

Ich gehe einen kleinen Weg auf halber Höhe der Rheinböschung.

Hier wurde in der Vergangenheit Schiefer abgebaut. Hin und wieder trifft man auf Spuren des Bergbaus.

Schieferabbau

Jeder Ausblick ist eine neue Überraschung.

Die tiefen Seitentäler sorgen für ein häufiges Auf und Ab.

Manchmal geht der Weg auch über Trockenmauern oder über schmale Pfade.

Bin ich da doch nicht allein? Ich glaube, er steht immer noch da.

Hier wurde die Kultivierung von niederen Eichenbäumen gefördert, weil aus der Rinde Eichenlohe zum Gerben gewonnen wurde.

Wenn es nicht gerade zu nieseln anfangen würde, wäre eine Pause schön.

Die Kirche St. Peter in Weiler, hoch über dem Rhein, wurde im 13. Jhdt. erbaut. Die Statue des St. Petrus wurde um 1340 geschaffen.

Am Eingang von Boppard komme ich beim Kloster Marienberg vorbei, das bereits um 1120 gegründet wurde. Nach einem Brand erbaute man das gesamte Kloster von Grund auf neu (1738). Heute ist es in sehr schlechtem Zustand.

Eine große Stadtmauer trennt die Altstadt von Boppard von den neueren Teilen.

Gleich dahinter liegen auch die Reste des römischen Kastells.

Auf dem Marktplatz steht die Basilika St. Severus. Die Kirche ist innen und außen eine Augenweide.

Die Oberstraße ist die wichtigste Straße in der Altstadt.

Heute nächtige ich im Ebertor Hotel & Hostel.

Tagesstrecke:   25,0 km; ↑ 838 m; ↓ 844 m

7. Tag Montag, 05. Oktober 2020 Bacharach nach St. Goar

Das Wetter meint es heute wieder gut mir. In der Früh ziehen dicke, dunkle Wolken übers Land, es bleibt aber nahezu trocken. Ich starte meinen Weg mit dem Abstieg in die Stadt.

Treppe zur Stadt

Zuerst komme ich zur Ruine der Werner-Kapelle, die zum Gedenken an einen angeblichen jüdischen Ritualmord errichtet wurde. Der Tod des 16- jährigen Werner 1287 hatte Judenprogome zur Folge. 1963 wurde der Hl. Werner aus dem Heiligenregister gestrichen.

Rheinromantische Wernerkapelle zu Bacharach ab 1289

Die Kirche St. Peter ist eine ehemalige Stiftskirche und heute evangelische Kirche der Stadt.

Die Kirche St. Peter
Die Kirche St. Peter
Orgelprospekt aus 1792–1793

In der Marktstraße stehen einige alte Fachwerkhäuser.

Marktgasse
Errichtet 1673

Jetzt geht es steil im Weinberg bergauf. Die Alternative wäre ein kilometerlanger Umweg gewesen.

Dafür werde ich mit einer tollen Aussicht belohnt.

Bacharach
Rheinschleife bei Bacharach

Über dem Rhein liegen große Flächen mit Feldern und Wiesen, die immer wieder von tiefen Gräben mit kleinen Bächen unterbrochen werden. Das sorgt für viele Höhenmeter und große Umwege.

Der nächste Ausblick zeigt die Burg Pfalzgrafenstein, eine Zollstation auf einer Insel nahe Kaub.

Pfalzgrafenstein

Der nächste Ort, durch den ich komme, ist Oberwesel. Langgezogen liegt der Ort zwischen Rhein und Weinberg. Da ist noch Platz für eine Befestigungsanlage mit Wehrtürmen. Die Burg Schönburg wird als Jugendherberge benutzt.

Schönburg

Die Liebfrauenkirche aus dem 14. Jhdt. überrascht mit alten Fresken und grandiosen Kunstwerken.

Liebfrauenkirche
St. Martin
Lettner

Der Goldaltar ist einer der ältesten hochgotischen Schreinaltäre in Deutschland.

Vor dem Rathaus wirbt ein auffälliges Weinglas für die Winzer.

Gleich hinter der Stadt führt der Ölbergsteig auf die nächste Hochfläche hinauf. Eine Tafel weist auf die alpine Struktur des Weges hin.

Zuerst geht es gemütlich durch die Weingärten dahin.

Man sollte schon schwindelfrei sein.

Dann kommen Eisenklammern als Steighilfen zum Einsatz.

Schließlich benötigt man eine Leiter, um zur nächsten Terrasse hochsteigen zu können.

Der Rest des Weges ist wegen eines Felssturzes gesperrt, über eine leichte Umleitung komme ich auf eine große Wiese.

Der landschaftliche Höhepunkt des Weges ist die Loreley, jene Felsen am Rhein, die in der Romantik die Dichter anregten.

Loreley

Ein Gedicht von Heinrich Heine aus dem Jahre 1824, das die von Clemens Brentano erfundene Kunstsage Loreley zum Thema hat, wurde von vielen Komponisten und Komponistinnen bearbeitet. Ich möchte euch den Text nicht vorenthalten.

Gedenktafel an Heine, Brentano und Silcher, den Komponisten der bekanntesten Melodie

Lied von der Loreley (Heinrich Heine)

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
dass ich so traurig bin;
ein Märchen aus alten Zeiten,
das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
und ruhig fließt der Rhein;
der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar;
ihr goldnes Geschmeide blitzet,
sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
und singt ein Lied dabei;
das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh;
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn;
und das hat mit ihrem Singen
die Lore-Ley getan.

Loreley

Es gibt aber auch einen jüngeren Schriftsteller, der sich der Loreley angenommen hat: Erich Kästner mit seinem Gedicht.

Der Handstand auf der Loreley
(Nach einer wahren Begebenheit)

Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen,
ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen,
wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen,
von blonden Haaren schwärmend, untergingen.

Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen.
Der Rhein ist reguliert und eingedämmt.
Die Zeit vergeht. Man stirbt nicht mehr beim Schiffen,
bloß weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt.

Nichtsdestotrotz geschieht auch heutzutage
noch manches, was der Steinzeit ähnlich sieht.
So alt ist keine deutsche Heldensage,
daß sie nicht doch noch Helden nach sich zieht.

Erst neulich machte auf der Loreley
hoch überm Rhein ein Turner einen Handstand!
Von allen Dampfern tönte Angstgeschrei,
als er kopfüber oben auf der Wand stand.

Er stand, als ob er auf dem Barren stünde.
Mit hohlem Kreuz. Und lustbetonten Zügen.
Man fragte nicht: Was hatte er für Gründe?
Er war ein Held. Das dürfte wohl genügen.

Er stand, verkehrt, im Abendsonnenscheine.
Da trübte Wehmut seinen Turnerblick.
Er dachte an die Loreley von Heine.
Und stürzte ab. Und brach sich das Genick.

Er starb als Held. Man muß ihn nicht beweinen.
Sein Handstand war vom Schicksal überstrahlt.
Ein Augenblick mit zwei gehobnen Beinen
ist nicht zu teuer mit dem Tod bezahlt!

P.S. Eins wäre allerdings noch nachzutragen:
Der Turner hinterließ uns Frau und Kind.
Hinwiederum, man soll sie nicht beklagen.
Weil im Bezirk der Helden und der Sagen
die Überlebenden nicht wichtig sind.

Casa Peregrina

Schließlich habe ich nicht mehr weit zum Etappenziel in St. Goar. Der heutige Name der Stadt geht zurück auf den Heiligen Goar, der sich während der Regierungszeit des Frankenkönigs Childebert I. (511–538) an der Stelle der späteren Stadt niederließ.

St. Goar

Die Evangelische Stiftskirche aus dem 16. Jhdt. steht auf einer Krypta aus dem 11. Jhdt.

Krypta
Fresken in der Krypta
St. Goar

Man muss ja auch etwas essen. Zu Mittag gibt es herrliche, hausgemachte Bandnudeln mit einer Tomaten-Kapern-Soße und am Abend wähle ich Matjes mit Salzkartoffeln.

Route auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke:   21,4 km; ↑ 695 m; ↓ 755 m