Archiv für den Monat: Juli 2020

16. Tag Donnerstag, 02. Juli 2020 Weihenzell – Binzwangen

Ich habe eine herrliche Nacht verbracht. Irgendwann hat es ganz ruhig geregnet. In der Früh wird mir das ausgiebige Frühstück am Zimmer serviert.

Die Wolken hängen tief und noch lässt sich nicht abschätzen, wohin sich das Wetter entwickelt. Leider kommt dann von Südwesten eine Regenfront, die mich schnell in die Regenkluft steigen lässt.

Wegen der paar Regentropfen hat es sich nicht ausgezahlt, aber das lässt sich vorher nicht abschätzen. So stehe ich schon wieder im Sonnenschein vor der Johanneskirche in Wernsbach bei Ansbach.

Johanneskirche
Wappen des Ansbacher Markgrafen Karl Alexander

In einer Senke versteckt sich ein Weiler

Die Markierung durch den Wald ist ausgezeichnet.

Ich nähere mich Lehrberg und dem „Lehrberger Kappl“, einer Ruine eines Kapellenturms.

Ich steige über einen Treppenweg in den Ort hinunter. Die Kirche ist leider geschlossen und so mache ich mich auf den Weiterweg und habe einen schönen Ausblick auf das Tal der Fränkischen Rezat, bis …..

…. ja bis mir der Irrtum auffällt. Ich bin auf einem anderen Weg wieder retour gegangen. Das gibt halt Strafverlängerung. Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben. Also noch einmal zurück in den Ort und in die andere Richtung weiter.

Jetzt geht es über die Fränkische Rezat und vorbei an einem Freund mit Vorlieben für Vogel- und Fledermaushäuser.

Wieder geht es einen Hügel hinauf und hinab in den kleinen Weiler Häslabronn, dessen Name sich von Haselnussstauden ableitet. Die Wallfahrtskirche, ursprünglich wohl Teil einer Kirchenburganlage, lag an dem Pilgerweg Krakau – Nürnberg – Rothenburg ob der Tauber und weiter nach Santiago de Compostela. Mit der Reformation war den Wallfahrten ein jähes Ende gesetzt. Die Höfe sind vorbildlich instand gesetzt.

Noch ein Hügel stellt sich mir entgegen. Wieder sind die Wälder der Bayrischen Landesforsten zu durchqueren.

Dann steige ich in das Tal der Altmühl hinab mit einem guten Blick auf die Burg Colmberg. Die Burg, auf einem Felssporn gelegen, geht auf eine karolingische Palisadenburg zurück. Ab 1318 war die Anlage 500 Jahre im Besitz der Hohenzollern. Im 2. Weltkrieg wurde vom damaligen Besitzer Beutekunst aus Russland eingelagert. Heute befindet sich dort ein Hotel- und Restaurantbetrieb.

Im Ort Colmberg gibt es auch ein Informationszentrum über den Europäischen Wasserscheideweg, der von Ansbach nach Colmberg führt.

Von der Ferne sehe ich schon den Kirchturm von Binzwangen herüberleuchten. Aber leider sind noch ein paar Kilometer zwischen mir und dem Ziel. Ich labe mich vorerst am Pilgerbrunnen in Oberhegenau.

In Binzwangen suche ich gleich mein Quartier auf, den Ferienhof der Familie Eidner, wo ich ein schönes Zimmer bekomme.

Später besuche ich noch die nahe Pfarrkirche, die um 1750 gebaut wurde, aber wohl auf das 10. Jhdt. zurück geht.

Taufstein von 1750

Ein gutes Abendessen mit einem isotonischen Ausgleichsgetränk habe ich mir auch verdient.

Route auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke:  30,2 km; ↑ 564m; ↓ 582 m

15. Tag Mittwoch, 01. Juli 2020 Großweismannsdorf – Weihenzell

Gestern habe ich die Route des Jakobswegs ein bisschen verlassen, um ein günstiges Quartier zu finden. Heute gehe ich über kleine Landstraßen wieder zurück auf die Strecke und komme nach Roßtal, einen kleinen Markt mit entzückendem Zentrum. Der Ort wird schon von Widukind erwähnt und war schon früh ein befestigter Platz.

Kulturhaus
Alte Brunnenanlage zur Wasserversorgung des Ortes bis 1920
Pfarrhaus

Die Kirche St. Laurentius, wie auch der Ort, hat die Wirren des 2. Weltkrieges gut überstanden, weil die Einwohner gegen den Willen der NS – Dorfheiligen die weiße Flagge der Kapitulation aus dem Kirchturm gehängt haben. Das berichtet mir die Pfarrerin in einem interessanten Gespräch auf dem Kirchhof.

St. Laurentius
Innenansicht mit zwei Emporen
Kreuzigungsgruppe aus dem 17. Jhdt.
St. Laurentius mit dem Rost, 15. Jhdt.

Die teilweise noch romanische Kirche hat eine Krypta von 1025–1042.

Auch am Marktplatz stehen historische Gebäude.

Der Jakobsweg führt fernab vom Verkehr über sanfte Hügel mit Wiesen, Feldern und Wäldern.

Ein Kraftplatz?

In Bürglein stehen einige schöne Fachwerkhäuser. Auch die Kirche hat einen Turm in dieser Bauweise. Der Ort ist der älteste in der Umgebung.

Kirche St. Johannes aus dem 13. Jhdt. im Markgrafenstil
Wunderschönes Wappen
Friedenseiche seit 1886

Der kleine Ort Bonnhof hat eine große Geschichte hinter sich. In Bonnhof gab es über Jahrhunderte ein Schloss, das Sitz einer Propstei des Heilsbronner Klosters war. Diese Propstei war mit 76 Dörfern die reichste in Umland. So gehörten auch ca. 25 ha Weingärten dazu. 1806 kam die Liegenschaft zum Königreich Bayern.

Noch ein Hügel ist zu überwinden, und ich bin in Heilsbronn. Schon beim Weg ins Zentrum fällt der (einstige) Reichtum des Ortes auf.

Ehemaliger Kreuzgang

Im 8. Jahrhundert gründete wohl der fränkische Grundherr Hahold den Ort „Haholdesbrunn“. Der Legende nach hatte er einen Jagdunfall erlitten und irrte verletzt durch den Wald, bis er an der Stelle des von ihm anschließend gegründeten Ortes eine Quelle fand, davon trank und genas.

Die Klosterkirche wurde 1132 bis 1139 als romanische Basilika von den Zisterziensern errichtet, wurde aber bald gotisch umgestaltet und erweitert. Viele der romanischen Teile sind noch erhalten,weil man die barocken Zubauten nach dem 2. Weltkrieg wieder entfernte. In der Gruft haben von 1297 bis 1625 41 Hohenzollern ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Portal
Gotischer Chor
Grablege der Hohenzollern
Grablege der Hohenzollern
Orgel über dem Seitenschiff

Die gotischen Altäre sind alle ein Pracht und erzählen jeder für sich Geschichten.

In der Krypta findet man die wundersame Quelle.

Der Prinzregent Luitpold vor dem Katharinenturm darf nicht fehlen.

Eigentlich war von mir geplant, hier in Heilsbronn zu nächtigen, aber… Es ist erst Mittag und ich fühle mich gut und beschließe weiter zu gehen. Ich fixiere mein neues Quartier und gehe nach einer Stärkung mit einer herrlichen Tomatensuppe los.

Die flachen Hügel setzen sich fort.

Ich gehe über einen ewig langen, kerzengeraden Waldweg der Bayrischen Staatsforsten. Mitten im Wald steht dann dieses niedrige Kreuz, das als Reviergrenze aufgestellt wurde.

Forst ist ein kleiner Ort auf einem Hügelrücken und weit zu sehen.

Dann liegt Weihenzell vor mir. Die kleine Jakobskirche ist nicht von großem kunsthistorischen Wert. Eine „Klosterzelle“ des Klosters St. Gumbertus liegt dem Namen zugrunde, das vor 1020 gegründet sein musste.

Ich bin bei Familie Gußmann untergebracht und genieße den Abend auch im Garten.

Route auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke:  33,3 km; ↑ 434m; ↓ 414 m