Archiv für den Monat: Oktober 2016

Tag 5 Sonntag, 9. Oktober  2016 Rubiães nach Tui/España 

Es scheint wieder ein schöner Tag anzubrechen. Nach dem Frühstück mit zwei Amerikanerinnen, die seit vielen Jahren im Dienst der US-Army in Deutschland stehen, wandern wir los. Der heutige Jakobsweg ist fast immer ident mit der alten Römerstraße XIX, die über 445 km von Braga in Portugal bis Astorga in Spanien führt.

Heute bestehen noch Brücken und restaurierte Abschnitte.

Eine nette Verbindung zwischen Jakobsweg und Römerstraße.

In einem kleinen Dorf wurde die Brunnenanlage wieder schön renoviert.

Erste Rast am Morgen: Wir treffen zwei andere Amerikaner, mit denen wir am Vortag den Abend verbracht haben.

In  Santuario de Sao Bento da Porta Aberta steht eine kleine schöne Wallfahrtskirche.

Die wenigen Besucher der Sonntagsmesse bereiten sich auf den Gottesdienst vor.

Für jeden einen Heiligen, für mich den Pilgerstempel in mein Heft.

Wieder geht es die Römerstraße weiter entlang, an einzelnen Steinen sieht man die Abschleifungen durch die Wagenräder.

An der Vegetation sieht man, dass wir im Süden  sind.

Zu Mittag erreichen wir Valencia, unsere letzte Stadt in Portugal. Besonders ihre Befestigungsanlagen nach Spanien lassen sie weithin sichtbar werden.

Die Altstadt besteht aus zwei Teilen, die durch einen Wallgraben getrennt sind. Leider ist die ganze Altstadt  nur auf Touristenkonsum ausgerichtet.

Von den Festungsmauern aus sehen wir die spanische Grenzstadt Tui.

Früher musste man hier seinen Reisepass herzeigen und die Zollformalitäten erledigen, heute haben wir ein freies Europa.

Über die Friedensbrücke gehen wir über den Rio Minho nach Spanien.

Grenzmarkierungen…

Naja, das spanische EU- Schild wirkt schon etwas mitgenommen.

Jetzt weisen uns Fliesen im Boden den Weg

Inmitten der Altstadt thront, einer Festung gleich, die Kathedrale aus dem 12. Jhdt.

Der Figurenschmuck des Portals ist noch sehr gut erhalten.

Kleine verwinkelte Gässchen wollen erkundet werden.

Der Ausblick aus dem Klostergarten auf das Tal des Rio Minho.

Heute sind wir sehr müde und gehen trotzdem spät schlafen. Irgendwer hat uns eine Stunde Zeit dazugeben. Dafür wird es morgen erst um acht Uhr hell!

Tagesstrecke: 21,5km

Tag 4 Samstag, 8. Oktober  2016 Facha nach Rubiães

Nach sternklarer Nacht empfängt uns am Morgen ein tiefblauer Himmel. Es hat stark abgekühlt, aber die Sonne wird bald für angenehme Temperaturen sorgen. Wir brechen gemeinsam mit unseren kanadischen Pilgerfreunden auf, lassen Sie aber bald ziehen, weil sie schneller  sind.

Ein kleiner Jakobus wacht über unseren Weg.

Die Morgendämmerung hebt sich langsam über dem Tal und die Konturen der Landschaft werden schärfer.

Die Wege sind verkehrsarm, teils gepflastert, teils asphaltiert oder auch schottrig.

Wieder sind die landwirtschaftlichen Flächen sehr klein strukturiert.

Entlang der Wege sind viele Weinhecken angelegt, aber mit verschiedenen Sorten und wenig Struktur; einfach für den Eigenbedarf.

In den Gärten gedeihen vielfältige Blumen und viel Gemüse.

Die alten Häuser haben im Erdgeschoß Platz für  für Lagerräume und Werkstätten mit schmalen Lichtschlitzen und Wohnräume im Obergeschoß. Viele alte Gebäude sind renoviert, einige aber auch dem Verfall preisgegeben.

Eine lange und breite Platanenallee geleitet uns nach Ponte de Lima.

Dieses seit der Urzeit besiedelte Gebiet hat unter den Römern starke Bedeutung gewonnen. Die bauten um 200 v. Chr. bereits eine Brücke über den Fluss Laete, heute Lima. Von dieser Brücke sind im Anschluss an den mittelalterlichen Teil noch mehrere Bodensegmente erhalten.

Römischer Brückenteil

Mittelalterliche Brücke

Das alte Stadttor beherbergt heute die Tourismusinformation.

In der Igreja Nossa Senhora dos Anjos Matriz de Ponte de Lima zeigt die reiche Ausstattung von der Bedeutung der Kirche.

Wir sind auf dem Caminho!

Bei schlechtem Wetter wird empfohlen, den rechten Teil des Weges zu benutzen.

Eine „schlichte“ Hofzufahrt hält auf Distanz.

Eine Gottesanbeterin (Mantis) hat sich eine Steinmauer als Jagdgebiet auserkoren.

Der junge Eukalyptuswald ist dicht wie ein Dschungel.

Langsam steigen die Wege an, das Gelände wird hügeliger.

Die Eukalyptusbäume weichen Kiefern, die zur Harzgewinnung verwendet werden.

Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg ist steinig und schwer….

Aus 400 m Seehöhe haben wir eine herrliche Aussicht.

Aus dem Boden sprießen wunderschöne Blüten ohne Stängel oder Blätter.

Caminho – Signs

Was gibt es schöneres als einen Caminho – Tag mit einem Bad in einem Pool zu beenden… und das am 8. Oktober bei 26 °C.

Das Pilgermenü darf natürlich auch nicht fehlen.

One reason more to be not a vegetarian!

Ich wünsche euch eine gute Nacht!

Tagesstrecke: 26,4 km

Tag 3 Freitag, 7. Oktober  2016 Barcelos nach Facha

Schon am späten Abend hat sich dichter Nebel über die Hügel gesenkt. So zeigt sich auch der Morgen vorerst grau in grau.

Wir verlassen nach einem guten Frühstück unser Hotel schon kurz nach acht Uhr.

Natürlich gibt es auch in Barcelos eine rush hour mit Stau auf den Einfallsstraßen.

Das Kriegerdenkmal erinnert an die Gefallenen der Stadt in Angola,  Mosambik und Guinea im 20. Jhdt. Zeit zum Nachdenken!

Durch die Vororte geht es in Richtung Nordosten und wir kommen am Pfarrzentrum von Vila Boa vorbei, wo alt und neu vereint sind.

Auf einer Weide stehen Barrossa- Rinder,  eine alte  Rasse, die in einem portugiesischen Nationalpark noch frei gehalten werden. Ihre Hörner entsprechen sicher keinen EU- Normen.

Heute ist Welt – Smile – Tag. Wenn du noch nicht gelächelt hast, wird es dringend Zeit. Dieser Freund auf der Gartenmauer hat es nicht geschafft!

Nun folgen kleinere Dörfer und kleinlandwirtschaftlich genutzte Flächen.

Überall gibt es Kastanienbäume voller Früchte.

Am schönsten ist es natürlich,  wenn wir abseits des Verkehrs auf Naturwegen unterwegs sind.

Diese Stauden  sind fast überall anzutreffen, leider weiß ich nicht, wie sie heißen.

Wir sehen auch die ersten geschälten Korkeichen. Ihre rote Färbung fällt weithin auf.

Nahe Aborim kommen wir an einer kleinen romanischen Kirche vorbei, die wie die meisten Kirchen versperrt ist. So können wir nur das Portal und die die Verzierung außen bewundern.

In vielen Gärten wachsen diese schönen Lilien, die keine Blätter haben und wie Kunstblumen im Boden zu stecken scheinen.

Am Nachmittag kehren wir bei Haan, einem Holländer ein, der sich hier eine Ruine aus dem Mittelalter zu einem tollen Anwesen ausgebaut hat.

Mit einem köstlichen Mahl mit Gemüsesuppe, gegartem heimischem Rindfleisch, Lauch, Salaten und Schokoeis mit Holundersoße beschließen wir den Tag. Der passende Rotwein ist natürlich auch aus Portugal. Zwei Pilger aus Kanada und der Hausherr leisten uns Gesellschaft.

Tagesstrecke: 23,8 km

Tag 2 Donnerstag, 6. Oktober  2016 Arcos nach Barcelos

Heute bekommen wir in unserer Unterkunft ein reichliches Frühstück, nachdem wir schon am Abend  ein Viergängemenü serviert bekommen haben. Frisch gestärkt, aber doch etwas steif vom Vortag verabschieden wir uns von der Villa di Arcos.

Nach ein paar Kilometern auf Asphalt und Pflasterstraßen kommen wir nach San Petro di Rates.

Das Dorf San Petro war im Mittelalter sechs Jahrhunderte selbstständig, ehe es an Bedeutung verlor. Viele alte Gebäude sind im Zentrum erhalten geblieben.

Den Höhepunkt bildet die alte, romanische Kirche mit ihrem interessanten Portal.

Auch bei der die Innenausstattung ist die Romanik vorherrschend.

Das schöne, nicht zu warme Wetter macht das Wandern angenehm. Vor zwei Wochen hat es hier noch 40 °C gehabt.

Vorsicht Pilger!

Durch dieses Loch ist der Legende nach die Hl.  Pedra geschlüpft, nachdem sie lebendig eingelagert wurde und mit dem Schädel gegen die Wand geprallt ist. Ein ordentlicher Dickschädel…

Die Steinbrücke über den Rio Cavado führt uns von Barcelinhos nach Barcelos.

In der Stadt hat sich ein ähnliches Hahnwunder ereignet wie in Santo Domingo de la  Calcada in Spanien. Seither ist der Hahn das Symbol der Stadt und an allen wichtigen Stellen zu finden.

Barcelos hat aber auch den größten Wochenmarkt in ganz Portugal, der jeden Donnerstag stattfindet. Da haben wir viel Glück und erkunden das Angebot. Es gibt eigentlich alles: besser sortiert als jeder Supermarkt mit angeschlossenem Baumarkt einschließlich Modestraße.

Obst und Gemüse im Überfluss.

Auch mir Unbekanntes…

Bacalao,  das portugiesische Nationalgericht – getrockneter Dorsch.

Tonwaren  ohne Ende zu unvorstellbar niedrigen Preisen.

Hähne in allen Größen, Farben und Formen.

Wir kommen auch an der Igreja di Senhor de Cruz vorbei, die eine reiche Barockausstattung hat.

Zum Abschluss des Tages gibt uns Jürgen noch ein Ständchen  mit zwei einheimischen Musikern.

Tagesstrecke: 20,1 km

Tag 1 Mittwoch , 5. Oktober  2016 Porto/Matosinhos nach Arcos

Nach einer angenehm ruhigen Nacht in unserem Hotel in der Altstadt brechen wir um 7.40 auf, um zur Metro zu gehen. Da können wir einen ersten Blick auf die Kathedrale werfen, die erst spät geöffnet wird.

Auch die Kunst kommt nicht zu kurz: Murnockerln auf Portugiesisch.

Wir fahren mit der Metro, die lange Zeit überirdisch geführt wird, bis Matosinhos und wollen in der Markthalle unser Frühstück einnehmen. Leider ist sie geschlossen, sodass wir gleich unseren Weg über die Hebebrücke über den Rio Leca fortsetzen. Am Abend erfahren wir, dass heute der portugiesische Nationalfeiertag ist. Deshalb war es auch bei allen Schulen so ruhig.

Im Hafenbecken werden gerade Flügel für Windkraftwerke umgeschlagen.

Dann beginnt ein langer Marsch entlang der Atlantikstrände, die sich kilometerweit dahinziehen.

Der 46 Meter hohe Leuchtturm Farol de Leça überragt alles.

Kilometerlang wandern wir auf Holzbrücken, die einerseits die Natur schonen, andererseits den Menschen leichteres Fortkommen sichern soll.

Ein Ausblick auf die angenehme Küste bei ruhigem Wetter.

Zu unserer Überraschung blüht noch der Ginster.

Ja, und manchmal gilt auch in Portugal „Kitsch as Kitsch can!“

Unterwegs kommen wir an einem Fischmarkt vorbei; ein Muss für Gerhard! Und ich werde nicht enttäuscht!

Und die Fischverkäuferinnen werden beim Anpreisen ihrer Waren ihrem Ruf gerecht.

Das regt natürlich zum Mittagessen an, bei dem es frische, gegrillte Sardinien  gibt.

In Vila do Conde erwartet uns am Rio Ave das 1318 gestiftete Mosteiro de Santa Clara, ein ehemaliges Karmeliterinnenkloster.


An der Apsis des Klosters endet das 7 km lange, auf 999 Bögen von 1705 bis 1714 errichtete Aquädukt.

Die Pfarrkirche Igreja Matriz de São João Baptista (St. Johannes der Täufer) prägt das Stadtbild am rechten Flussufer.

Die alte Steinbrücke über den Rio Este braucht heute keinen Verkehr mehr zu tragen.

Nach einem langen Anstieg  und gleich folgenden Abstieg  kommen wir an der  Igreja da Junqueira vorbei.


Nur mehr drei Kilometer trennen uns von Arcos mit seiner eindrucksvollen Dorfkirche.

Wir finden unser Hotel  am anderen Ende des Ortes und sind froh, dass  wir den heutigen Tag gut beendet  haben.

Gesamtstrecke (ohne Metro): 31,06 km

Camino Portugués – Die Anreise Dienstag, 04. Oktober 2016

Zum ersten Mal plane ich einen Jakobsweg mit einem Partner zu gehen. Jürgen, der schon viele Pilgerwege in Europa gegangen ist, hat mich eingeladen, mit ihm zu gehen. Wir kennen uns schon seit Jahren aus der Leichtathletik und haben uns zwischendurch aus den Augen verloren. In der Vorbereitung auf meinen ersten Camino  habe ich mir von ihm viele Tipps und Ermutigungen geholt.

Jetzt checken wir am Flughafen in Graz in die Maschine nach Zürich ein und hoffen auf einen angenehmen Flug.

Auf dem Flugfeld nieselt es und es ist unfreundlich kalt.

Je mehr wir uns der Schweiz nähern desto freundlicher wird das Wetter. In Zürich lacht die Sonne vom Himmel und wir fliegen  mit der portugiesischen Luftlinie TAP quer durch die Schweiz und Frankreich in Richtung  Porto.

Auf den Spuren des Schweizer Jakobswegs aus 12.000 m werden die Erinnerungen aus dem Frühjahr wach.

In Porto gelandet geht es mit der Metro ins Stadtzentrum, wo wir bereits im Dunkeln  eintreffen.

Gleich finden wir zum Hotel und gönnen uns nach dem Einchecken ein erstes portugiesisches Abendessen mit gutem Rotwein.