3. Tag Dienstag, 4. September 2018 Tossignano nach Borgo Rivola

Naja, erstens kommt es anders, zweites… Ist es gut, wenn man auch in Italien gute Freunde hat. Doch dazu später.

Nach einer ruhigen Nacht, allein in einem Schlafsaal für zehn Leute, mit eigenem Bad und WC, schaue ich in der Früh auf den verschlafenen Hauptplatz.

Die Hügel sind wieder in phantastisches Licht getaucht. Vom Regen des Vortages ist nicht übrig.

Leider hat der Besitzer der Bar, wo ich frühstücken will, offensichtlich verschlafen und öffnet erst kurz vor acht. So verspätet sich auch mein Aufbruch, aber was soll’s. Es stehen ohnehin nur 26 km auf dem Tagesplan.

Ich starte mit dem Besuch der Chiesa Santa Maria, die zum gleichnamigen Komplex der Villa Santa Maria gehört.

Dann geht es durch die Porta Francesca bis hinunter ins Tal.

Durch den gestrigen Regen ist der Boden aufgeweicht und klebt an den Schuhen. Da wird man gleich einmal zwei bis drei Zentimeter größer. Aber auch Tierspuren bleiben so gut erhalten. Der Dreizeher in der Mitte bleibt mir aber ein Rätsel. (Stachelschwein!) Ich habe später den Abdruck noch größer und tiefer gesehen.

Der Anstieg auf den Pass erfolgt über einen kleinen Steig, der von Regen behangenem Gras und Gebüsch verwachsen ist. So ist die Hose im Nu nasser als nach dem gestrigen Regen.

Auf dem ganzen Weg sind Gips- und Calcitkristalle zu finden.

Auf dem folgenden Waldweg laufen mir zahlreiche Pilze über den Weg.

Auf dem Sella Ca‘ Budrio sind im Karstgestein zahlreiche Höhlen und Dolinen zu sehen.

Obwohl ich vor einigen Jahren schon in der Nachbarschaft war, habe ich damals nichts von der eigenartigen Landschaft mitbekommen.

Ein Feigenbaum, ungenutzt am Waldrand, spendet mir unverhofft großen Genuss.

Diese Kaki-Früchte sind noch nicht reif.

Schließlich komme ich in Borgo Rivola an und will mich in ein Café setzen.

Da ruft mir eine Frau von der anderen Straßenseite zu, ich solle doch zum „Restaurant“ kommen. Das stellt sich als Verpflegsstation für den 501 km Bewerb heraus. Ich werde eingeladen, mich zu bedienen.

Ich frage, mit Hilfe des Googleschen Übersetzers nach meinem Kollegen Gian Carlo, mit dem ich vor einigen Jahren ein gemeinsames EU – Projekt gemacht habe und von dem ich keine richtigen Kontaktdaten mehr habe. Der Zufall (gibt es soviel Zufall?) will es, dass ich es mit seinem Cousin zu tun habe. Schnell ist Kontakt hergestellt, Gian Carlo kommt und lädt mich ein, die nächste Nacht in seinem Haus in Casola Valsenio, 6 km abseits des Weges, zu verbringen. Morgen bringt er mich wieder an den Weg zurück.

… gut, wenn man überall nette Leute kennt.

Tagestrecke: 9,2 km
Bergauf: 334 m
Bergab: 488 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

2. Tag Montag, 3. September 2018 Varignana nach Tossignano

Vorerst eine kleine Ergänzung zum gestrigen Abend. Das Restaurant meiner Pension mit mehr als 100 Sitzplätzen war voll. Ich habe mich für Strettine (grüne Bandnudeln) und Castrato vom Rost (Hammel, dem Entscheidendes fehlt) entschieden. Dazu ein Glas Rotwein aus der Gegend.

Nach einer angenehmen Nacht starte ich knapp vor sieben Uhr ohne Frühstück. Im Haus ist Ruhetag. Besser ohne Frühstück als ohne Bett.

Die aufgehende Sonne zaubert ein einmaliges Licht auf die Landschaft.

Die Calanchi bestimmen den Charakter der Landschaft.

Die Traubenernte hat noch nicht eingesetzt. Ich erlaube mir, von manchen Reben zu kosten. Die sind noch sehr sauer.

In diesen Hügeln verlief im 2. Weltkrieg die Frontlinie zwischen den Deutschen und den Alliierten. Viele auf den Hügeln stehende Gebäude versanken in Schutt und Asche.

Das Casalecchio dei Conti, eine uralte Burg, steht im Zentrum der Kämpfe. Die Burg wurde im Stile der Welfen restauriert und modernisiert.

Es herbstelt: die Herbstzeitlosen sind da.

Die Kirche St. Mamante di Liano steht weit sichtbar auf einem Hügel. Natürlich geschlossen. Sie soll innen ganz toll sein.

Die Schlehen werden schon reif.

Entlang der Hügel verläuft der Weg durch das Land der Calanchi. Viele der Flächen sind für die landwirtschaftliche Nutzung einplaniert worden.

Einige Stellen sind besonders attraktiv.

Mitten in einem kleinen Wäldchen liegt die Chiesa di Santa Cecilia della Croara, die auf einem römischen Gebäude errichtet wurde. Natürlich geschlossen.

Dann geht es zum letzten Abstieg des Tages nach Borgo Tossignano. Ein kleiner Pfad führt entlang eines steilen Abbruches. Nichts wirklich Gefährliches.

Leider ist ein Gewitter im Anzug. Es ist zwar noch weiter weg, aber es beginnt zu tröpfeln, dann zu regnen.

Beim Überqueren des Luzernefeldes fallen mir zahlreiche „Hundespuren“ auf. Ich denke aber bald an Wölfe, was mir später bestätigt wird.

Als der Regen stärker wird und auch das Gewitter näher kommt, suche ich raschen Fußes ein Gebäude auf, das sich als landwirtschaftliche „Mustersammlung“ entpuppt.

Dort warte ich das Ende des Gewitters ab und begebe mich dann auf eine Rutschpartie durch den Lehmboden im Weinberg.

Die Trauben sind hier schon sehr süß.

Ziel des Tages ist Tossignano auf dem Hügel auf der anderen Seite des Tales. Tossignano im Tal beherbergt eine Keramik- und eine Papierfabrik.

Die Bäche und Flüsse haben durch die lehmige Umgebung eine entsprechende Färbung.

Auf einer Schautafel werden einige Tiere der Landschaft vorgestellt. An Wölfe und Wildkatzen hätte ich noch gedacht, aber auf Stachelschweine wäre ich nie gekommen.

Der Hauptplatz von Tossignano ist eine der wenigen Ebenen Stellen des Ortes.

Dort steht auch meine edle Unterkunft für heute: ein Palazzo.

Zufällig steht hier ein Kontrollposten eines Laufes über 501 km und 30.000 Höhenmeter. Gerade kommt der erste Läufer durch und ist schon wieder weg, bevor ich ihn fotografieren kann. Die Abstände sind nach 230 km schon gewaltig.

Den 3., 4. und 5. habe ich dann erwischt.

Tagesstrecke: 33,1 km
Bergauf: 962 m
Bergab: 891 m

Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag Sonntag, 2. September 2018 Bologna – Varignana

Mit minimaler Verspätung fährt der Zug in Bologna ein. Die Statione Centrale ist um halb sechs in der Früh sehr ruhig. Noch ruhiger ist es in den Straßen der Stadt.

Die kilometerlangen Arkaden werden nur von Obdachlosen und wenigen Jugendlichen, die von der Nacht noch herumhängen, bevölkert.

Vor dem Neptunbrunnen werde ich Zeuge eines eigenartigen Rituals. Zwei ältere Männer mit talarähnlichen Umhängen und Gitarre stehen vor einem in gebückter Haltung knienden Mann, ähnlich gekleidet und befragen ihn. Dann singen sie ein Lied, dass einer mit der Gitarre begleitet. Es erinnert ein bisschen an Geheimbund und Bruderschaft.

Allein auf der Straße breche ich gegen Osten auf, vorbei an den alten Bauten im Mondlicht.

Die Porta Maggiore gehört mir allein. Es ist wirklich schön, eine Stadt an einem Sonntagmorgen zu erleben.

Ich verlasse die Stadt auf der Geraden Richtung Osten als erste spärliche Autos auftauchen.

Zwischen den Häuserblöcken gibt es immer wieder schöne Parkanlagen.

San Lazzaro di Savena ist eine eigenständige Kommune, aber vollständig mit Bologna verwachsen. Die Kirche öffnet gerade ihre Tore.

Es hat etwa 18°C und ein paar Wölkchen zeigen sich am Himmel.

Im Tal des Torrente Idice stoße ich wieder auf den Antonius-Weg.

Eine Zeit lang gehe ich auf einer gemütlichen Schotterstraße entlang des Flüsschens.

Da ich die erste Brücke ausgelassen habe, überquerte ich das Wasser an einer Furt. Keine Angst, das Wasser ist vielleicht 3 – 5 cm tief.

Danach kommt die erste Bergwertung, wie ich in den nächsten Tagen sicherlich noch einige vor mir habe. Neben einem Weingarten mit biologischem Weinbau führt der Weg nach oben. Bei jedem Ried ist die Sorte mit einer Infotafel ausgewiesen. Hier ist es Pinoletto, eine autochtone Sorte.

Oben wird man mit einem schönen Ausblick belohnt.

Ich komme in den Parco regionale dei Gessi Bolognesi e Calanchi dell’Abbadessa, ein Landschaftsschutzgebiet für die eigenartige Landschaftsform der Calanchi. Calanchi bedeutet „Furche“ und entspricht den“Bad lands“. Alte Ablagerungen wurden durch die Erosion zu wilden Geländeformen umgewandelt.

Auch Zitrusgewächse können einen wirksamen Zaun bilden. Die Früchte haben etwa 3 – 4 cm Durchmesser.

Auch in anderen Ländern gibt es „Türl mit Seitenteilen.

Es wird Herbst und verschiedene Samen und Früchte werden reif.

Kurz vor meinem Tagesziel Varignana geht es steil bergan, wenn man sich den langen Umweg über die Straße ersparen will.

In Varignana finden an diesem Wochenende die „Nächte von Varignana“ statt. Gegenüber vom Hotel ist ein kleiner Festplatz mit Biertischen vorbereitet.

Ich bekomme ein Zimmer im „Terantiga“, dessen riesiges Restaurant zu Mittag voll ist.

Am Nachmittag besuche ich die Kirche, die von außen eher unscheinbar ist.

Auch der Innenraum bietet auf den ersten Blick nichts besonderes.

Vor dem erhöhten Chor weist eine Tafel auf die Krypta aus dem 9. Jhdt. hin. Bei der Generalsanierung bzw. dem Neubau hat man die neue Kirche auf die alte Krypta gesetzt, was man auf der Außenseite gut erkennen kann.

Tageskilometer: 26,9
Bergauf: 393 m
Bergab: 253 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

Auf nach Rom – Teil II

Jetzt bin ich wieder unterwegs.

Diese Nacht werde ich im Nightjet von Bruck/Mur nach Bologna verbringen und ich hoffe, dass ich morgen früh (sehr früh) meinen Weg in Richtung Assisi starten kann.

Ich lade euch ein, mich über meinen Blog virtuell zu begleiten.

Wenn ihr mir eine Freude machen wollt, verewigt euch in meinem Blog. Sollten mir Fehler unterlaufen oder ihr einen besonderen Hinweis haben, lasst es mich bitte wissen. Diskussionen möchte ich aber lieber über Facebook oder Messenger führen.

Ich möchte mich jetzt schon bei Heidrun, meiner Frau, Bodenstation und Lektorin sowie Beseitigerin der Autokorrekturfehler für ihre Unterstützung bedanken.

Also: Auf nach Rom!

Resumé: Auf nach Rom I – Graz nach Bologna 662 km

Mit etwas Abstand von den Ereignissen möchte ich den ersten Abschnitt meines Weges nach Rom Revue passieren lassen.

Der Weg
Der Weg ist im ersten Abschnitt durch zwei Überquerungen von Gebirgen gekennzeichnet. Die erste betrifft den südlichen Abschnitt der Koralpe bei Soboth bis in 1430 m Seehöhe und jeweils ca. 2000 m im Auf- und im Abstieg in zwei Tagen. Die zweite geht über die Karawanken nach Kranjska Gora bis in 1850 m mit 1700 m Aufstieg und 1200 m Abstieg in zwei Tagen. Zwei Wochen vor meiner Wanderung wäre eine Überquerung des Passes wegen der Schneelage noch nicht möglich gewesen.

Diese Abschnitte erfordern eine große Trittsicherheit und gute Kondition. Außerdem gibt es außerhalb der Etappenendpunkte keine Verpflegsmöglichkeit.

Nach Kranjska Gora geht es die meiste Zeit entlang von aufgelassenen Bahnlinien auf Radwegen leicht bergab, oft asphaltiert oder fest geschottert.

Ab Gemona muss man sich auf viele asphaltierte Straßen einstellen. Kurzfristig sind auch Hauptstraßen dabei, die aber bei entsprechender Vorsicht (Links gehen – Gefahr sehen) durchaus machbar sind. Nur Überquerungen von Autobahnen auf Überführungsbrücken sind wegen der fehlenden Gehsteige stressig.
Nach Kranjska Gora weist nur mehr der Hügel vor San Daniele eine nennenswerte Steigung auf.
Vor Treviso geht eine Tagesetappe fast nur neben einer Straße, aber auf abgesichertem Fuß- und Radweg. Nach Treviso kommt man sich auf der alten Bahntrasse über 20 km wie im Paradies vor.
Der befürchtete „Stadthatsch“ in die Innenstadt von Bologna gestaltet sich als Wanderung entlang eines ehemaligen Schifffahrtskanals, manchmal sogar auf Wiesenwegen, bis zum Hauptbahnhof.

Dem Asphalt wird man auf dem gesamten Anschnitt kaum ausweichen können. Möglichst leichte Schuhe sind Bergschuhen vorzuziehen.
Markierungen sind abschnittsweise sehr gut, besonders wenn man sich auf ausgewiesenen Wander- oder Radrouten bewegt. In der Weststeiermark ist es der 06-er Weg, der Kärntner Mariazellerweg, dann der Jakobsweg, der seit meiner letzten Begehung viel besser markiert ist, und dann folgt der Alpe-Adria-Trail, der manchmal ein paar Markierungen mehr vertragen könnte. Von Kranjska Gora bis Gemona kann man dem Radweg folgen, außer man wagt sich ab Moggio Udinese parallel zur SS 13 ins Gemüse. (Ist nicht so schlimm wie es sich anhört und spart einiges an Kilometern, solange der Rad- Gehweg nicht fertig ist.)

Ab Gemona verläuft meine Route manchmal gemeinsam mit anderen lokalen Wegen, meist jedoch nach den günstigsten Verbindungen möglicher Quartiere. Eine zum Zeitpunkt der Wandung aktuelle Quartierliste ist angeschlossen.

Ab Camposampiero gehe ich auf dem Antonius-Weg (Cammino di Sant’Antonio), der neuerdings in beide Richtungen gut markiert ist.

Die Unterkünfte
Während des ersten Teils meiner Wanderung war ich auf Hotels, Pensionen und Bildungshäuser angewiesen. Pilgerherbergen wie in Frankreich oder Spanien sind auf meiner bisherige Strecke nicht verfügbar. Die Preise bewegen sich zwischen 15 und 60 Euro (Median: 44 Euro), mit oder ohne Frühstück, wobei der Preis und die Leistung sehr variieren. Durch booking.com habe ich einige sehr günstige Angebote in Städten gefunden, die ich sonst nicht bekommen hätte. In meiner Quartierliste weise ich viele mögliche Quartiere aus. Die Preise der farblich markierten Unterkünfte sind immer auf Basis Einzelzimmer mit oder ohne Frühstück. Oft sind Zweibettzimmer gleich teuer. Alle Unterkünfte waren sauber und mit Bettzeug ausgestattet. Auf dem Antonius-Weg verhilft der Pilgerausweis manchmal zu Vergünstigungen.

Ich habe immer am Vorabend oder in der Früh im nächsten Quartier angerufen und mich angemeldet. Viele Quartiere haben nur wenige Betten, sodass es durch eine Gruppe durchaus zu Engpässen kommen kann.

Verpflegung
In vielen Fällen wird zur Nächtigung ein Frühstück angeboten. In Italien fällt das aber viel bescheidener aus, als wir es in Österreich gewohnt sind. Kaffee und ein Croissant ist in Italien Standard. Schinken, Käse oder Marmelade gibt es eher in den Betrieben, die auch ausländische Gäste beherbergen. Der Gang zum nächsten Café ist nicht sehr kostspielig.
Zu Mittag bieten viele Restaurants und Bars günstige Menüs an, sind aber für mich nicht konsumierbar, weil ich bis in den Nachmittag gehen will. Und mit vollem Bauch geht es sich nicht so gut. Dafür gibt es manchmal doch gute Cafes, Bäckereien oder Imbissstationen. Aber eben nur manchmal!

Für mich sind die späten Essenszeiten am Abend ein Problem. Vor 19.30 Uhr war kaum etwas zu finden. Da kommt dann den ganzen Tag ordentlich Hunger zusammen. Dafür wird man dann durch herrliche Kost verwöhnt.
Bei der Tagesplanung ist es ratsam, vorher einzuschätzen, ob es auf der Strecke eine Verpflegsmöglichkeit gibt. Auf einigen Tagesetappen in Österreich und Italien gab es keine Gaststätten oder Geschäfte. Da ist ein Minimalvorrat an Lieblingsproviant sehr förderlich. Trinkwasser ist eigentlich immer wieder verfügbar. Entgegen meinen ursprünglichen Plänen habe ich durchwegs Leitungswasser getrunken.

Land und Leute
Obwohl ich nicht italienisch kann, habe ich mich immer irgendwie verständlich machen können. In Venetien trifft man ja noch oft auf Deutschsprechende, westlich des Tagliamento sind sie rar. Die Leute waren immer freundlich und hilfsbereit, nur dass man so weit freiwillig gehen kann, stößt auf Unverständnis bis gnadenlose Bewunderung. Oft bin ich von Leuten angesprochen worden, die selbst Teile oder ganze Pilgerwege gegangen sind.
Ich habe auf der ganzen Strecke keine anderen, aktiven Pilger getroffen, wenn ich von Ramiza, die mich ein Stück wie verabredet, begleitet hat, absehe. Ich vermute, dass es ab Bologna anders sein wird.

Pilgerpass
Ich habe mir den Pilgerpass für den Romweg von der Jakobsgemeinschaft Tirol in Innsbruck besorgt. In Padua bekommt man beim Dom einen Pilgerpass für den Antonius-Weg. In Bologna habe ich danach gesucht und bin nirgends fündig geworden. Auch Stempel sind nicht leicht, verglichen mit Frankreich oder Spanien, zu bekommen.

Für den Weg von Camposampiero nach Padua habe ich eine Extra-Urkunde bekommen!

Wegstatistik
642 km (ohne Besichtigungen), 6155 m bergauf, 6420 m bergab
26 Gehtage zwischen 15 und 36 km; Median 25,6 km

Tagesplanung_Graz-Bologna-2018

Quartiere_Graz-Bologna-2018

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung meines Weges entlang des Antonius- und Franziskuswegs nach Rom.

Samstag, 26. Mai 2018 Heimreise Bologna – Graz

Es schläft sich gut, wenn man weiß, dass man das Ziel erreicht hat. Das meine ich nicht nur von der sportlichen Seite her.

Obwohl im Hotel das übliche Frühstück zu bekommen ist, gehe ich trotzdem außer Haus und suche mir ein altes Café.

Die große Via Ugo Bassi ist für den Verkehr gesperrt. Dafür sind Kaffeehaustische aufgebaut.

Anschließend gehe ich zum Mercato d’elle Erbe, dort wo ich gestern Abend gegessen habe. Die Händler richten gerade ihre Ware für den Verkauf.

Auch für den täglichen Bedarf gibt es fast alles.

Bologna war im Jahr 2000 Kulturhauptstadt Europas. Daran erinnern viele in den Boden eingelassene Messingplaketten.

Auf dem Weg zum Bahnhof komme ich noch beim Markt auf der Piazza dell‘ 8 Agosto vorbei. Schuhe und Textilien stehen im Vordergrund. Die Textilien werden vor allen in Wühlkisten angeboten, gerade so, als ob die Kleider von der Carla-Sammlung sortiert werden.

Die Händler mischen so richtig auf.

An mir kommt keiner vorbei!

Ich nehme den Frecciarossa, den Roten Pfeil, der auf manchen Strecken bis 300 km/h fahren könnte. Auf der Strecke nach Padua – Venedig-Mestre sind aber maximal 170 km/h drin.

Trotzdem vergehen die Kilometer wie im Flug. Vergleich: bis Rovigo 43 Minuten gegen 4 Tage; Monselice 61 Minuten gegen 5 Tage.

In Venezia-Mestre steige ich in den ÖBB – Bus nach Villach um.

Beim Überqueren des Tagliamento nur ein paar Kilometer südlicher als ich ihn querte, erinnere ich mich an den interessanten Tag bis Pravisdomini.

Von Villach nach Klagenfurt geht’s mit der Bahn.

Next station:

Und jetzt wieder mit dem Bus bis Graz, wo meine „Bodenstation“ auf mich wartet. Heimkommen und erwartet werden ist immer schön.

Ein großes Danke an Heidrun, die es so lange ohne mich aushalten musste und meine Berichte immer von überflüssigen Bestreichen befreit und die Autokorrektur besiegt hat.

Ein Danke an euch Leserinnen und Lesern für eure Geduld, Ausdauer und Kommentare.

Bis zum nächsten Mal!

An guatn Weg!! Buen Camino ! Bom caminho! Buon cammino !

27. Tag Freitag, 25. Mai 2018 San Pietro in Casale nach Bologna

So früh wie heute bin ich heuer noch nie weggegangen. Die Alberge Melograne hat viele Fernfahrer als Gäste. Da gibt es ab sechs Uhr Frühstück. Das habe ich ausgenutzt, um der vorhergesagten Hitze zu entgehen.

Das Buffet für die Reiher ist angerichtet. Eine große Fischzuchtanlage lockt die Vögel an.

Nicht weit davon führt der Weg durch ein großes Schutzgebiet, das in einem ehemaligen Reisanbaugebiet angelegt wurde. Die Natur hat sich die Flächen zurückgeholt.

Wenn nur die Maulbeerbäume mit ihren süßen Früchten nicht wären! Da kommt man einfach nicht weiter. Hier sehe ich einige sehr alte Exemplare. Die Verbreitung der Maulbeerbäume ging wohl mit der Seidenproduktion einher.

In Bentivoglio steht ein ehemaliges Kastell, in dem heute ein Krebsforschungsinstitut untergebracht ist.

In Castel Maggiore besuche ich die moderne Kirche S. Bartolomeo di Bondanello, deren Grundstein 2005 gelegt wurde.

Auf einer Bühne werden weit über 100 Kindergartenkinder von einem Animateur auf eine Vorführung vorbereitet.

Ich hatte befürchtet, dass sich der Weg in die Stadt endlos durch Häuserschluchten ziehen wird. Weit gefehlt! Ich gehe entlang eines ehemaligen, schiffbaren Kanals aus dem Jahr 1548 direkt bis zum Stadtzentrum. Sogar die Reste von alten Schleusenanlagen (sicher neuer als 1548) sind noch zu sehen.

In einem Park stehen mehrere ähnliche Sitzgruppen.

Hier entsteht der neue Marconi-Express, ein Peoplemover, der das Stadtzentrum mit dem Flughafen verbindet. Er soll 2019 in Betrieb gehen.

Im Bahnhof besorge ich mir gleich das mir noch fehlende Zugticket bis Mestre.

Durch die Via VIII Agosto gehe ich direkt auf die Piazza Maggiore, wo ich beim Neptunbrunnen meine Ankunft feiere.

Nach einem kurzen Besuch im Dom gehe ich ins nahegelegene Quartier, ca . 250 m von der Piazza Maggiore entfernt.

Eine kleine Siesta bringt Erholung, bevor ich mich ein bisschen im Zentrum umschaue.

Der Palazzo Comune ist ein riesiger Bau mit vielen Eingängen und wirkt wie eine Burg.

Im Hintergrund steht, von außen eher unscheinbar, der Dom. Tatsächlich ist es aber die fünftgrößte Kirche der Welt (nach der Kubatur berechnet).

Die Basilika ist dem Hl. Petronius geweiht – nicht der indonesischen Ölfirma.

Ich habe die Möglichkeit mit dem Bauaufzug bis zur Dachgleiche zu fahren. Die Treppen lasse ich weg – ich bin ja nicht mehr auf dem Pilgerweg.

Von dort habe ich eine tolle Aussicht auf die Altstadt.

Auf vielen Plätzen stehen Skulpturen.

In den Gassen herrscht reges Treiben. In dem Viertel sind Essen und Trinken angesagt.

Nein, die Türme sind wirklich so schief. Nach den viele Kilometern des heutigen Tages erspare ich mir eine Besteigung, obwohl ich vom letzten Mal weiß, wie spannend das ist.

Heute ist Knödeltag: Als Vorspeise gibt es Mortadella-Knödel auf Gorgonzolaschaum. Die Hauptspeise bilden Kaninchen-Bohnenknödel auf Paprikacreme. Als Nachtisch stehen Tiramisu-Knödel auf dem Programm.

Tagesstrecke: 32,2 km
Bergauf: 74 m
Bergab: 9 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

26. Tag Donnerstag, 24. Mai 2018 Ferrara nach San Pietro in Casale.

Strahlend blauer Morgenhimmel empfängt mich. Da heute eine längere Strecke geplant ist und die Temperaturen steigen, gehe ich früh weg. Im Zentrum gönne ich mir ein Standardfrühstück, doppelter Espresso und Croissant.

Die Uhr ist heute noch nicht gestellt worden.

Die menschenleeren Gassen und Plätze haben auch ihren Reiz. Die Straßenreinigung hat bereits ganze Arbeit geleistet.

Durch die alten Mauern geht es in die Vorstadt.

Auch hier kam Wasser zur Sicherung der Stadt zum Einsatz.

Mehrere Kilometer weit führt jetzt die Via Bologna gerade aus der Stadt heraus.

Direkt an der Hauptstraße steht ein altes Gebäude, das auf den ersten Blick wie ein Bahnhofsgebäude aussieht. Es war ein Verwaltungsgebäude der Strato Statale 64 (SS64), die von Ponte Petri bei Pistoia, über den Apennin, Bologna nach Ferrara führt. In Zeiten der Autobahnen ist die Straße nur mehr von lokaler Bedeutung.

Es grünt und blüht.

Durch die vielen Bewässerungskanäle ist das Land hier intensiv landwirtschaftlich genutzt. Weizen, Mais und Soja gedeihen auf den Feldern, die durch große Obstkulturen mit Birnen und Marillen unterbrochen werden.

Nicht alle Kanäle haben einladendes Wasser.

Die Birnen brauchen noch eine Zeit lang.

Auf einem Erdbeerfeld werden die Erdbeeren im Knien geendet. Die Kisten mit den geernteten Früchten werden weitergeschoben. Keine fröhlichen, Lieder trällernde Frauen wie in der Werbung, sondern ein Knochenjob auf Menge und Zeit.

Der Fiume Reno wird durch diese Brücke überspannt.

Nach Malalbergo, einem kleinem Ort, gehe ich wieder abseits der Straße. Hier sind schöne Graureiher meine einzige Ablenkung.

Wieder quere ich die Autobahn A13 von Padua nach Bologna. Es ist unvorstellbar, in welcher Frequenz die LKW hier fahren.

Die kleine Lokalstraße führt an einem Sumpfgebiet vorbei und ich komme, früher als erwartet, im Quartier an. Das nächste wäre 14 km weiter.

Tagesstrecke: 27,3 km
Bergauf: 17 m
Bergab: 15 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

25. Tag Mittwoch, 23. Mai 2018 Polesella nach Ferrara

Noch zum gestrigen Abend: ich habe in einem Restaurant direkt auf dem Po gespeist. Leider gab’s nur Pizza, aber die war gut.

Dann legte direkt vor der Haustür ein 110 m langes Kreuzfahrtschiff an, um dort bis zum nächsten Morgen liegen zu bleiben.

Heute bin ich sehr früh aus dem Haus. Frühstück hätte es erst um acht Uhr gegeben, da war mir eine frühe Ankunft im Ziel wichtiger.

Gleich zu Beginn geht es über die recht renovierungsbedürftige Brücke über den Fluss, der hier in der Mitte bis 20 Meter tief sein soll. Wenn die Brücke den LKW aushält, wird sie unter mir wohl nicht zusammenbrechen.

Der Ausblick über den Fluss lädt eigentlich zum Verweilen ein.

Nun geht es einige Kilometer auf guter, verkehrsfreier Straße am Damm entlang.

Der Fluss ist manchmal breiter, manchmal schmäler, aber immer mächtig.

Auch die Dammhöhe ist beeindruckend. Wann die aktuellen Dammschüttungen vorgenommen wurden, konnte ich nicht herausfinden.

Fischfang war früher eine wichtige Einnahmequelle der Bevölkerung. Heute gibt es Fischcamps für Touristen, die Waller (Wels) und Zander fischen wollen.

Alle Wege führen nach Rom! Manche auch weg!

Eine kleine Schönheit am Wegrand.

Ich komme in Ferrara an. Die Befestigungsmauer ist schon einmal eine Überraschung.

Über den Corso Ercole I d’Este, nach dem Stadterweiterer und Planer benannt, komme ich in das Zentrum. Die Straße ist angeblich im historisch korrekten Zustand.

Dann komme ich direkt zum Palazzo dei Diamanti, errichtet um 1500.

Gleich achtzig Meter abseits habe ich mein Quartier gefunden.

Die Stadt ist so voller Sehenswürdigkeiten, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll

Der Dom ist leider an seiner Frontfassade eingerüstet. Die Seite ist aber auch überzeugend.

Ich besuche die ehemalige Festung Castello Estense im Inneren der Stadt, die später zu einem Palast umgestaltet wurde. Dort sind die Prunkräume, aber auch die Verliese und ein Turm zu besichtigen.

Die Abklebungen sind Sicherungen, die nach dem Erdbeben am 20. Mai 2012 notwendig waren. Am 19. Mai 2012 bin ich mit einer Schülergruppe von einem EU-Treffen durch diese Gegend heimgefahren.

Ein Volleyballaufschlag gefällig?

Burgcafé mit edlem Ambiente

Tagesstrecke: 22,5 km + 6 km Stadtbesichtigung
Bergauf: 13 m
Bergab: 19 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

24. Tag Dienstag, 22. Mai 2018 Rovigo nach Polesella

In der Nacht erwache ich und höre, dass es stark regnet, eher schon schüttet. Der Wetterbericht hat leider recht behalten. Ich schlafe weiter, und um 6 Uhr 30 regnet es noch immer. Nach dem Regenalarm-App, das mir Martin empfohlen hat, zieht eine Regenfront über uns hinweg und sollte bald vorbei sein. Nach dem Frühstück ist es auch so weit.

Gleich in der Früh komme ich bei zwei Schulen vorbei. Ein Bild wie überall. Die Mamis bringen ihrer Prinzen und Prinzessinnen zur Schule, lassen das Auto mit laufenden Motor auf der Straße stehen und bringen das Schatzi 10 m neben dem Schutzweg über die Straße. Der Lotse ist offenbar nur dafür zuständig, zufahrenden Autos beim Umkehren behilflich zu sein und den Platz, eine öffentliche Straße (Ringstraße), freizuhalten.

Bald habe ich den Irrsinn hinter mir und wandere entlang eines Kanals aus der Stadt.

Bei den heutigen Temperaturen ist das Gehen bedeutend lustiger als bei den gestrigen 27 ° im Schatten.

Jetzt hat das Wetter-App nicht recht. Es beginnt trotzdem zu regnen. Eine Stunde lang wechselt der Regen mit Pausen ab. Was soll’s, dafür hat man Regenschutz.

In Sant‘ Apollinare ist natürlich die Kirche wieder geschlossen.

Dieser Granatapfelbaum steht in voller Blüte.

Heute gehen die Wege manchmal auf Schotter, manchmal auf Asphalt oder sogar über Wiesen. Immer aber eben, gerade und neben einem Kanal oder Ent-/Bewässerungsgraben.

Der Canalbianco ist der größte Kanal, dem ich heute folge.

Dann stehe ich vor dem mächtigen Damm des Po, dem größten Fluss Italiens.

Das Leben hinter dem Damm ist wahrscheinlich heute nicht mehr so gefährlich, wie zu Zeiten von Don Camillo und Peppone.

Flussseitig breiten sich hier große Ausgleichsflächen aus, die mit Pappeln bewachsen sind und bei Hochwasser geflutet werden.

Für die Schottergewinnung und Nachtiefung stehen diese Museumsmaschinen.

Dann sehe ich den Fluss zum ersten Mal direkt. Er hat sichtlich mehr Wasser als im Normalfall, für Hochwasser fehlt aber sicher noch ein Meter.

Das ist das Leben mit dem Fluss. Der kleine Damm wird sicher öfters geflutet. Das Haus hat auch im ersten Stock einen Notausgang, wenn das Erdgeschoss überschwemmt ist.

Die Betonwand am Damm wurde recht anspruchsvoll von Sprayern gestaltet.

Der kleine Ort Polesella hat es sich hinter dem Damm eingerichtet.

Die Cà Rosetta ist eine Villa aus dem 17. Jhdt., die direkt im Ortszentrum steht. Es gibt noch einige davon.

Hier habe ich meine heutige Tageswanderung auch schon beendet. Bis nach Ferrara ist es mir zu weit, und bis dahin gibt es keine freien Quartiere. So bin ich mit einem 5km – Schnitt schon vor 12 am Ziel.

Lustig ist, dass schräg vor meinem B&B eine Scola media ist und ich das Treiben der Schüler und Lehrerinnen akustisch mitverfolgen kann.

Altstoffsammlung und Computerentsorgung.

Tagesstrecke: 22,9 km
Bergauf: 16m
Bergab: 9 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com