Resumé: Auf nach Rom I – Graz nach Bologna 662 km

Mit etwas Abstand von den Ereignissen möchte ich den ersten Abschnitt meines Weges nach Rom Revue passieren lassen.

Der Weg
Der Weg ist im ersten Abschnitt durch zwei Überquerungen von Gebirgen gekennzeichnet. Die erste betrifft den südlichen Abschnitt der Koralpe bei Soboth bis in 1430 m Seehöhe und jeweils ca. 2000 m im Auf- und im Abstieg in zwei Tagen. Die zweite geht über die Karawanken nach Kranjska Gora bis in 1850 m mit 1700 m Aufstieg und 1200 m Abstieg in zwei Tagen. Zwei Wochen vor meiner Wanderung wäre eine Überquerung des Passes wegen der Schneelage noch nicht möglich gewesen.

Diese Abschnitte erfordern eine große Trittsicherheit und gute Kondition. Außerdem gibt es außerhalb der Etappenendpunkte keine Verpflegsmöglichkeit.

Nach Kranjska Gora geht es die meiste Zeit entlang von aufgelassenen Bahnlinien auf Radwegen leicht bergab, oft asphaltiert oder fest geschottert.

Ab Gemona muss man sich auf viele asphaltierte Straßen einstellen. Kurzfristig sind auch Hauptstraßen dabei, die aber bei entsprechender Vorsicht (Links gehen – Gefahr sehen) durchaus machbar sind. Nur Überquerungen von Autobahnen auf Überführungsbrücken sind wegen der fehlenden Gehsteige stressig.
Nach Kranjska Gora weist nur mehr der Hügel vor San Daniele eine nennenswerte Steigung auf.
Vor Treviso geht eine Tagesetappe fast nur neben einer Straße, aber auf abgesichertem Fuß- und Radweg. Nach Treviso kommt man sich auf der alten Bahntrasse über 20 km wie im Paradies vor.
Der befürchtete „Stadthatsch“ in die Innenstadt von Bologna gestaltet sich als Wanderung entlang eines ehemaligen Schifffahrtskanals, manchmal sogar auf Wiesenwegen, bis zum Hauptbahnhof.

Dem Asphalt wird man auf dem gesamten Anschnitt kaum ausweichen können. Möglichst leichte Schuhe sind Bergschuhen vorzuziehen.
Markierungen sind abschnittsweise sehr gut, besonders wenn man sich auf ausgewiesenen Wander- oder Radrouten bewegt. In der Weststeiermark ist es der 06-er Weg, der Kärntner Mariazellerweg, dann der Jakobsweg, der seit meiner letzten Begehung viel besser markiert ist, und dann folgt der Alpe-Adria-Trail, der manchmal ein paar Markierungen mehr vertragen könnte. Von Kranjska Gora bis Gemona kann man dem Radweg folgen, außer man wagt sich ab Moggio Udinese parallel zur SS 13 ins Gemüse. (Ist nicht so schlimm wie es sich anhört und spart einiges an Kilometern, solange der Rad- Gehweg nicht fertig ist.)

Ab Gemona verläuft meine Route manchmal gemeinsam mit anderen lokalen Wegen, meist jedoch nach den günstigsten Verbindungen möglicher Quartiere. Eine zum Zeitpunkt der Wandung aktuelle Quartierliste ist angeschlossen.

Ab Camposampiero gehe ich auf dem Antonius-Weg (Cammino di Sant’Antonio), der neuerdings in beide Richtungen gut markiert ist.

Die Unterkünfte
Während des ersten Teils meiner Wanderung war ich auf Hotels, Pensionen und Bildungshäuser angewiesen. Pilgerherbergen wie in Frankreich oder Spanien sind auf meiner bisherige Strecke nicht verfügbar. Die Preise bewegen sich zwischen 15 und 60 Euro (Median: 44 Euro), mit oder ohne Frühstück, wobei der Preis und die Leistung sehr variieren. Durch booking.com habe ich einige sehr günstige Angebote in Städten gefunden, die ich sonst nicht bekommen hätte. In meiner Quartierliste weise ich viele mögliche Quartiere aus. Die Preise der farblich markierten Unterkünfte sind immer auf Basis Einzelzimmer mit oder ohne Frühstück. Oft sind Zweibettzimmer gleich teuer. Alle Unterkünfte waren sauber und mit Bettzeug ausgestattet. Auf dem Antonius-Weg verhilft der Pilgerausweis manchmal zu Vergünstigungen.

Ich habe immer am Vorabend oder in der Früh im nächsten Quartier angerufen und mich angemeldet. Viele Quartiere haben nur wenige Betten, sodass es durch eine Gruppe durchaus zu Engpässen kommen kann.

Verpflegung
In vielen Fällen wird zur Nächtigung ein Frühstück angeboten. In Italien fällt das aber viel bescheidener aus, als wir es in Österreich gewohnt sind. Kaffee und ein Croissant ist in Italien Standard. Schinken, Käse oder Marmelade gibt es eher in den Betrieben, die auch ausländische Gäste beherbergen. Der Gang zum nächsten Café ist nicht sehr kostspielig.
Zu Mittag bieten viele Restaurants und Bars günstige Menüs an, sind aber für mich nicht konsumierbar, weil ich bis in den Nachmittag gehen will. Und mit vollem Bauch geht es sich nicht so gut. Dafür gibt es manchmal doch gute Cafes, Bäckereien oder Imbissstationen. Aber eben nur manchmal!

Für mich sind die späten Essenszeiten am Abend ein Problem. Vor 19.30 Uhr war kaum etwas zu finden. Da kommt dann den ganzen Tag ordentlich Hunger zusammen. Dafür wird man dann durch herrliche Kost verwöhnt.
Bei der Tagesplanung ist es ratsam, vorher einzuschätzen, ob es auf der Strecke eine Verpflegsmöglichkeit gibt. Auf einigen Tagesetappen in Österreich und Italien gab es keine Gaststätten oder Geschäfte. Da ist ein Minimalvorrat an Lieblingsproviant sehr förderlich. Trinkwasser ist eigentlich immer wieder verfügbar. Entgegen meinen ursprünglichen Plänen habe ich durchwegs Leitungswasser getrunken.

Land und Leute
Obwohl ich nicht italienisch kann, habe ich mich immer irgendwie verständlich machen können. In Venetien trifft man ja noch oft auf Deutschsprechende, westlich des Tagliamento sind sie rar. Die Leute waren immer freundlich und hilfsbereit, nur dass man so weit freiwillig gehen kann, stößt auf Unverständnis bis gnadenlose Bewunderung. Oft bin ich von Leuten angesprochen worden, die selbst Teile oder ganze Pilgerwege gegangen sind.
Ich habe auf der ganzen Strecke keine anderen, aktiven Pilger getroffen, wenn ich von Ramiza, die mich ein Stück wie verabredet, begleitet hat, absehe. Ich vermute, dass es ab Bologna anders sein wird.

Pilgerpass
Ich habe mir den Pilgerpass für den Romweg von der Jakobsgemeinschaft Tirol in Innsbruck besorgt. In Padua bekommt man beim Dom einen Pilgerpass für den Antonius-Weg. In Bologna habe ich danach gesucht und bin nirgends fündig geworden. Auch Stempel sind nicht leicht, verglichen mit Frankreich oder Spanien, zu bekommen.

Für den Weg von Camposampiero nach Padua habe ich eine Extra-Urkunde bekommen!

Wegstatistik
642 km (ohne Besichtigungen), 6155 m bergauf, 6420 m bergab
26 Gehtage zwischen 15 und 36 km; Median 25,6 km

Tagesplanung_Graz-Bologna-2018

Quartiere_Graz-Bologna-2018

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung meines Weges entlang des Antonius- und Franziskuswegs nach Rom.

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