VFS 22. Tag Donnerstag, 23. Mai 2024 Casalbore – Celle di San Vito

Es war schon vorherzusehen: Das wird die „Königsetappe“ auf der Strecke. Und so ist es auch.

Ich bin wieder recht früh munter geworden, habe meine Sachen zusammengepackt und habe mir ein Café für das Frühstück gesucht. So bin ich tatsächlich um 7 Uhr losgewandert.

Blick in das Tal des Miscano
Bahnstation von Casalbore und Brücke

Plötzlich zeigt der Wegweiser für die Francigena nach links. Auch der GPS – Pfad weist nach links. Da ist aber nichts als eine besetzte Kuhweide und viel Dreck. Daneben sind noch ein Dickicht aus Sträuchern oder ein Acker im Angebot. Ich wähle vorerst den Acker. Irgendwann endet die Kuhweide und es gibt brusthohes Grad mit Spuren, dass da jemand gegangen sein kann. Ich tippe auf René, einen Holländer, dem ich vorgestern begegnet bin. Also kämpfe ich mich weiter ins Tal vor.

Gras
Gras
Eisenbahnbrücke

Zum Glück gab es in der letzten Zeit hier weniger Niederschläge, sonst hätte ich hier umkehren müssen. Über ein paar große Steine komme ich gleich ans andere Ufer.

Flussufer Torrente Ginestra

Die Römer hatten dafür an der Via Traiana eine große Brücke, die Ponte Santo Spirito, errichtet, von der noch ein Pylon steht.

Brücke
Pylon

Auf der anderen Seite geht es ähnlich wieder den Hang hinauf. Zum Glück gibt es da ein abgeerntetes Getreidefeld, das mir als Weg dient. Oben gibt es die schönste Aussicht.

Hügel
Weite Felder
Weite Felder

Noch einmal, ein Tal weiter gibt es das gleiche Szenario. Diesmal ist der Abstieg recht gut begehbar, die Bachüberquerung wieder einfach, nur der Aufstieg hat es wieder in sich.

Überquerung des Miscano
Gras am Uferaufstieg

Jetzt gehe ich nach den Spuren des Traktors in einem Gerstenfeld. Es wird hier Weizen, Gerste, Hafer und Grünfutter angebaut.

Jeder Hügel ist mit Windrädern besetzt. Das hat jetzt für mich den Vorteil, dass die Straßen, die zum Bau notwendig waren, jetzt als Pilgerautobahn zur Verfügung stehen.

Windrad
Verbindungsweg

An der Straße komme ich zu einer Informationstafel, die die Bedeutung des Ortes „Aequum Tuticum“ beschreibt.  Hier auf dieser Hochfläche auf 570 m war einst einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte des römischen Reiches. Hier kamen die Via Aemilia (in Süd-Nord-Richtung) und die Via Minucia (mit West-Ost- oder Südwest-Nordost-Richtung) zusammen. Die Via Aemilia ist durch zwei Meilensteine aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. gut gekennzeichnet.

Aequum Tuticum

In der Nähe befindet sich der Weiler „Tre Fontane“. Hier trafen im Mittelalter die Römerstraßen, die Via Francigena und mehrere Schaftranshumanz-Wege aufeinander. Für die Schafe mussten Abgaben bezahlt werden. In der Umgebung lebt noch eine albanische Minderheit, die mit der Ausdehnung des Osmanischen Reiches im 14. Jhdt. ins heutige Italien flüchteten. Die Nachfahren sprechen heute noch einen veralteten albanischen Dialekt aus der Zeit, der im heutigen Albanien nicht verstanden wird.

Tre Fontane
Tre Fontane

Es geht immer höher den Berg hinauf, bis ich an der Villaggio San Leonardo vorbei komme.

Diese Siedlung wurde nach einem Erdbeben 1980 für die Unterbringung der Opfer gegründet. Heute ist hier eine Ferienwohnanlage.

Villaggio St. Leonardo
Villaggio St. Leonardo
Villaggio St. Leonardo

Kurz vor dem Sattel komme ich zum Santuario San Vito, das mit einem Hof verbunden ist.

Santuario San Vito

Der höchste Punkt meiner Wanderung ist erreicht. 995 m stehen zu Buche. Ich unternehme noch einen Abstecher ins Gemüse und der 1000er ist voll.

1000m

Vom Sattel habe ich eine gute Aussicht auf die Ebene von Bari.

Ebene von Bari

Nun erfolgt der Abstieg in den heutigen Zielort Celle di San Vito.

Der Ort ist sehr klein, dafür umso beschaulicher und netter.

Celle di San Vito
Celle di San Vito

Auch hier gibt es eine sprachliche Besonderheit, eine frankoprovenzalische Sprachinsel. Noch heute wird der Dialekt hier gesprochen. Auch alle Straßentafeln sind zweisprachig ausgeführt.

Ich schlafe heute in der Pension „Fontanelle“, die zum gleichnamigen Restaurant gehört.

Tagesstrecke:  28 km; ↑823 m; ↓712 m

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