Ich hatte eine sehr ruhige Nacht im Kloster und hoffte auf gutes Wetter in der Früh.
Leider ist es noch sehr feucht, als ich das Haus verlasse. In einer Bäckerei esse ich ein Rosinenweckerl für vier. Damit werde ich einmal weit kommen. Bei der Balduinbrücke komme ich an die Mosel, der ich nun ein paar Kilometer bis Güls folge.
Die Eisenbahnbrücke bei Güls hat noch einen kombinierten Rad-Fußweg angebaut. Leider kam gerade kein Zug daher. Nun führt der Weg natürlich auf den Berg im Hintergrund.
Auf dem Napoleonsteig ritt einst der Kaiser der Franzosen auf seiner Inspektionstour durch die Pfalz. Der Ausblick auf das letzte Stück des Moseltales soll ihn sehr beeindruckt haben.
Ich treffe auf ein Schild zum Europäischen Fernwanderweg E8, der von Irland – England – Niederlande – Deutschland – Slowakei bis in die Rhodopen verläuft. In Zukunft soll der E8 bis nach Istanbul in der Türkei reichen, auf der gesamten Strecke durchgehend begehbar und einheitlich gekennzeichnet sein. Ich habe ihn schon mehrfach gekreuzt.
Die „Rüwenacher Möck“ in Rübenach droht von einem Sockel herab.
Ich komme ins Vulkanland. Immer öfters wird Tuffgestein als Baumaterial verwendet.
Das Gebiet ist voll mit Obstplantagen: Kirschen, Zwetschken, Äpfel, aber auch Aroniabeeren.
Ich komme nach Andernach, eine der ältesten Städte in Deutschland.
Julius Cäsar hat hier in der Nähe 55 v. Chr. in zehn Tagen eine Brücke über den Rhein schlagen lassen. (Commentarii de bello Gallico)
Eine Kirche will ich euch nicht vorenthalten. Die Marienkirche war stets Stadtkirche und Bischofsdom zugleich und darf sich daher mit Recht „Mariendom“ nennen. Hier war gerade so etwas wie Tag der offenen Kirchtür und ich konnte sogar auf die Empore steigen. Man erzählt mir, dass der Erzbischof von Köln der weltliche (!) Herrscher über die Stadt war, der Erzbischof von Trier aber der geistliche. Nachdem der Kölner die Stadt von Friedrich I. geschenkt bekommen hatte und die Burg Rheineck wiederaufbauen ließ, zog der Trierer mit der Marienkirche nach.
Der Geysir Andernach, auch Namedyer Sprudel genannt, auf dem Namedyer Werth (Krummenwerth), der mit etwa 55–60 Metern der höchste Kaltwassergeysir der Welt ist, ist wohl die beeindruckendste Attraktion der Stadt. Der Sprudel sprang bereits erstmals 1903 nach einer Bohrung und wurde kommerziell als Mineralquelle genutzt. Mit dem Schiff fährt man zwei Kilometer stromabwärts zur Halbinsel.
Bei der Rückfahrt passieren wir den alten Krahnen, ein gemauerter Hebekran von 1561. Der Alte Krahnen war damals die größte Verladevorrichtung an Deutschlands Binnengewässern und diente 350 Jahre lang der Verladung von Weinfässern und der aus dem Eifelraum angelieferten Mühl- und Tuffsteine bis ins Jahr 1911.
Nach so vielen Kilometern und interessanten Eindrücken brauche ich etwas zu essen. Heute ist es ein Rumpsteak von deutschem Rind im Angebot, wie die Speisekarte hervorhebt und nicht von südamerikanischem, wie sonst überall offeriert. Gut war es!
Zu guter Letzt bin ich heute im Spital gelandet. Nein, ich bin nicht krank oder verletzt. Das St. Nikolaus-Stiftshospital Andernach stellt ein Zimmer im Personaltrakt für Pilger zur Verfügung und kommt so seiner alten Verpflichtung nach.
Route auf alpenvereinaktiv.com
Tagesstrecke: 26,9 km; ↑ 322m; ↓ 323 m