Jetzt nütze ich das traumhafte Herbstwetter, um die „Verlängerung“ bis zum Ziel in Mariazell fortzusetzen. Ich nehme dafür den Wiener Mariazellerweg, der teilweise auf den Österreichischen Weitwanderwegen führt und teilweise ident mit der Via Sacra ist. Begleitet mich die nächsten fünf Etappen!
Extreme sind immer reizvoll. Nach dem östlichsten Punkt Österreichs wollte ich diesmal den westlichsten Punkt Österreichs erkunden. Feldkirch habe ich mir 2015 zu Fuß von zu Hause schon erwandert, da nütze ich die Möglichkeit, auch die letzten paar Kilometer anzuschließen. Diesmal habe ich Heidrun als Begleiterin mit.
Wir starten gleich hinter dem Ardezenbergtunnel an der Ill-Brücke, weil sich dort ein Parkplatz ohne Zeitlimit befindet. Die ersten zwei Kilometer geht es am Dammweg der Ill dahin, die mehr einem Schwemmkanal als einem Fluss gleicht.
Auch der Jakobsweg weiter nach Einsiedeln verläuft hier noch.
Nach Nofels weichen wir nach Westen in das Europaschutzgebiet Bangs-Matschels aus und gehen durchs Unterried nach Bangs.
Dann öffnet sich uns ein tolles Panorama, besonders nach Süden und Westen. Wir verlasse nunmehr beim „Grenzhaus“ am Frickgraben die EU und kommen nach Liechtenstein. Wem Republik Österreich zu wenig ist, wir können auch anders.
Was ist da schon ein Fürstentum….
Über schöne Wiesen und den Auwald kommen wir schließlich an den Rhein, der im Moment nicht sehr viel Wasser führt.
Noch einmal queren wir die Staatsgrenzen. Hier ungefähr ist der westlichste Punkt Österreichs. Da mir nicht nach Baden ist, bleibt es bei einer Annäherung. Entlang des Rheins geht es ein paar hundert Meter weiter bis zur Rheinbrücke zur Schweiz und von dort auf dem Radweg wieder Richtung Nofels.In Ermangelung einer gekennzeichneten Bushaltestelle gehen wir an der Rheinstraße L53 fast bis Nofels, bis sich ein netter Busfahrer unser erbarmt und uns außerhalb der Haltestelle einsteigen lässt. Dankeschön! Nach mehr als zehn Kilometer Wandern und ein paar Busminuten sind wir wieder an der Ill-Brücke und am Ausgangspunkt unserer „Expedition ans Ende der Welt“!
Nach längerer Verschnaufpause komme ich dazu, über meinen ersten Abschnitt des Projektes „VIA COLONIENSIS von Graz – Köln“ zu reflektieren und meinen Weg zusammenzufassen.
Anreise und Rückfahrt: Anreise habe ich ja keine gehabt. Die ersten drei Tagesetappen bin ich mit dem öffentlichen Verkehrsmittel angereist. Von der Teichalm gibt nur an Sonn- und Feiertagen einen Busdienst! Unterwegs gibt es immer wieder Ein- und Aussteigepunkte. Mariazell ist über Kapfenberg gut angebunden. In Oberösterreich ist man ab Steyr wieder nahe dem öffentlichen Verkehr. Nach Linz wird es etwas schwieriger, daher wählte ich auch die Schlögerner Schlinge als Ausstiegspunkt, weil sich dort der Bus nach Linz anbietet.
Der Weg: Bei der Wegplanung sollte man sich in Erinnerung halten, dass auf diesem Anschnitt der Hauptkamm der Ostalpen überquert wird und man sich teilweise in alpinem Gebiet mit fast 2000 m und rasch wechselnden Wetterbedingungen befindet. Daher ist es ratsam, sich über Wetter- und Wegbedingungen rechtzeitig Informationen zu beschaffen. Auch im Frühling können hier erhebliche Schneemengen liegen.
Asphaltstraßen-, Wanderwege und Steige, auf diesem Abschnitt ist alles ziemlich gleichmäßig vertreten. Hat man den Ötscher einmal überquert, wird es immer gemütlicher und flacher.
Von Graz – Mariazell bin ich im Wesentlichen dem „Steirischen Mariazellerweg“ 06 gefolgt. Von Mitterdorf bis zur Brunnalm hat unsere Gruppe den Bustransfer in Anspruch genommen. Ich bin schon alternativ von Mitterdorf über die Hundskopfhütte, den Pretal-Sattel und die Fadenebene auf die Veitsch gweandert. Die andere Möglichkeit ist auf der Landesstraße L102 nach Dorf Veitsch und weiter auf die Brunnalm auf Asphalt und viel Verkehr zu hatschen.
Ab Mariazell folgte ich recht konsequent dem Oberösterreichischen Mariazellerweg (auch 06) bis Linz-Pöstlingberg, allerdings in Gegenrichtung. Im Wesentlichen waren die Wege gut markiert. Ich sichere mich aber trotzdem gerne mit Offline GPS – Karten ab.
Ab Linz -Pöstlingberg bin ich eine Kombination von lokalen Wanderwegen, dem Martinsweg oder dem Donausteig gegangen, je nachdem, was meinen Zielvorstellungen am ehesten entgegengekommen ist.
Unterkunft und Verpflegung: Im Anhang steht auch eine Unterkunftsliste. An den Mariazellerwegen kann man noch Pilgerherbergen finden, die zu günstigen Preisen Quartier bieten. Da diese Wege zeitweise sehr stark frequentiert sind, ist es ratsam, sich voranzumelden. Für Einzelwanderer findet sich immer ein Platz, bei Gruppen kann es schwieriger werden. An den Zielorten wird man auch Möglichkeiten zum Essen finden. Unterwegs kann es auch längere Strecken ohne Infrastruktur geben.
Natur und Kultur: Die Route führt im Wesentlichen abseits von großen Verkehrswegen und bietet viele Wege durch ruhige Naturgebiete. Besonders eindrucksvoll sind das Gebiet um die Hohe Veitsch und die Ötschergräben. Aber auch viele kleine und große kulturelle Kostbarkeiten bieten sich an: Mariazell, Steyr, St. Florian oder Linz sind Highlights auf dem Weg.
Statistik: An den 15 Gehtagen habe ich 336 km zurückgelegt. Dabei fielen etwa 9620 Bergauf- und 10180 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 11,8 und 34,7 km.
Ein Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Der Regen schaut dauerhaft aus, und so mache ich mich um 8:45 Uhr in voller Regenbekleidung auf den Weg.Ich wähle wegen des Regens vorerst die Landesstraße und bin froh über diese Wahl. Der Verkehr ist minimal.Der Donausteig ist durch Schlägerungsarbeiten teilweise sehr schwer passierbar, teilweise überhaupt gesperrt.So komme ich schneller als erwartet in Kirchberg ob der Donau an und hole mir im Gemeindeamt einen Stempel. Auch der Kirche statte ich einen Besuch ab. Dort riecht es nach frischem Kerzenwachs. Die Messe zu Schulbeginn ist gerade vorüber. Die Frau Lehrerin hat ihre Gitarre auch vergessen. Der Donau Blick ist ein sehr kurzer.Auf dem Berg steht ein „Wikingerschiff“, das auf den Wikingersteig aufmerksam machen soll. Zwei nette Wanderinnen verewigen dieses Treffen.Der Regen hat zwar nachgelassen, aber der Wind weht heftig über den Bergrücken. Gleich führt der Donausteig wieder talwärts. Mir kommt ein Amerikaner aus Idaho entgegen, der sich freut, mit mir deutsch sprechen zu können.Ich sehe wieder die Donau.In Obermühl kehre ich kurz ein, die Wirtin ist nicht sehr fein, sondern eher grantig zu ihren Gästen. Aus Obermühl stammt auch der ehemalige Bundespräsident Dr. Kirchschläger.Von hier gibt es wieder eine Zeit lang einen Radweg, der mir das Weiterkommen erleichtert. Ein größeres Schiff kommt auch entgegen. Ich befinde mich genau am Stromkilometer 2180.Die nächsten drei Kilometer gehe ich auf dem Naturlehrweg Donauschlinge, der sich oft knapp am Ufer, dann wieder steil oben dahinschlängelt. An kritischen Stellen ist er gut gesichert. Noch nie habe ich so viele Feuersalamander gesehen wie hier auf dieser kurzen Strecke. Ich muss aufpassen, wohin ich steige, damit ich auf keinen trete. Hätte ich jedes der schönen Tiere fotografiert, wäre ich nie angekommen.Immer wieder habe ich schöne Ausblicke auf das Wasser.Die mächtigen Granitblöcke müssen umgangen, überklettert oder auch mit einer Treppe überwunden werden.Schließlich komme ich bei Au an eine Fähranlegestelle und ein düsterer Fährmann, Gott sei Dank nicht Charon, führt mich an der Schlögener Schlinge über den Strom.Im Restaurant des Hotels Donauschlinge lasse ich es mir gut gehen und genieße auch die Aussicht auf die Schiffe aus Passau.Mit dem Linienbus fahre ich zurück nach Linz und lerne einige Dörfer abseits der Hauptstrecke kennen.Von Linz geht es mit der Bahn zurück nach Graz.Damit ist der erste Abschnitt meines Weges abgeschlossen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
Die Wolken haben sich über Nacht verzogen und auch der Wind ist eingeschlafen. Heute sehe ich erst, wie groß der Ort ist und wie viele Neubauten es gibt. Mein Weg führt entlang der Großen Rodl, einem rauschenden Bergbächlein. Es riecht stark nach dem Drüsigen Springkraut, das alle Vegetation niederwuchert. Der Graben ist über eine lange Strecke mit kleinen Wochenendhäusern verbaut. Als sich das Tal weitet, zweige ich nach Westen auf die nächste Hügelkette ab und verlasse die Große Rodl. Der Weg, der auf meiner Karte verzeichnet war, verschwindet plötzlich im hohen Kraut. Offensichtlich ist er nach den Windbrüchen durch Kyrill nicht mehr begehbar. Ich schlage mich an der Rohrbacher Bahn zur Rohrbacher Bundesstraße durch, der ich eine längere Strecke entlang gehe. Gut, dass es heute am Sonntag keinen LKW – Verkehr gibt. Die PKWs reichen. Zwischendurch fährt auch die Bahn mit einem Extraanhänger für die Fahrräder. In Lacken, auf einem Hügel gelegen, werde ich von einem richtigen Ortszentrum überrascht. Volksschule, Feuerwehr, Bank, Miniladen und Kirche liegen beisammen. In der eher modern gestalteten Kirche hat man die alten Bänke mit ihren Sitzbeschriftungen verwendet. Der Raps für die Silage steht in Blüte und sein Duft zieht so viele Bienen an, dass es surrt. Ich komme zu einem Stall und kann vorerst den etwas fremden Geruch nicht zuordnen. Der ganze Hügel trägt den Namen „Gaisberg“. In St. Martin im Mühlkreis werde ich mit Musik empfangen. Zum Pfarrflohmarkt spielen ein paar Musikanten hervorragende Volksmusik. Die Kirche hat durch einen Umbau etwas die „Richtung“ verloren. Es gibt keinen Hochaltar, der Volksaltar steht im Zentrum. BlumenwieseDas Schloss Neuhaus aus dem 12. Jhdt. ist von vielen Kunstprojekten umgeben. Es wurde erst kürzlich renoviert und befindet sich in Privatbesitz.
Über den „Steinigen Weg“ gehe ich rasch hinunter zur Donau. Der leichte Nieselregen kommt noch nicht durch das Blätterdach durch. Dann stehe ich wieder an der Donau, die hier im Staubereich des Kraftwerks Aschach fast steht. Ich residiere in Untermühl in der Pension Ernst, die wie ein Schloss an der Donau steht. Ein Balkon mit „Meerblick“ ist auch nicht zu verachten. Nicht lange nach meinem Eintreffen beginnt es zu regnen.
Immer, wenn ich unterwegs gehe, fallen mir tolle Sprüche, Headlines und Gedanken ein, die ich am Abend in meinem Blog unterbringen möchte. Am Abend sind sie leider, wahrscheinlich in der Flut der Eindrücke, verschwunden. Trotzdem möchte ich nicht unterwegs stehenbleiben und mir sie notieren. Dann eben ohne „Tageslosung“. Nach heftigem Regen in der Nacht ist es zwar sehr nebelverhangen, aber nicht kalt. Der Marktplatz ist wie ausgestorben, aber das Frühstück war ausgiebig. Das garantiert schon einmal einen guten Start in den Pilgertag. Noch einmal gehe ich in die Basilika, wo ein Klavierstimmer zwei Flügel für das Nachmittagskonzert stimmt. Die Frontfassade ist so groß, dass sie kaum aufgenommen werden kann. Im Inneren schaue ich mir nochmals die Brucknerorgel an und komme auch näher an das Chorgestühl. Jetzt kreuze ich auch noch den österreichischen Jakobsweg, der von Wien nach Salzburg und Innsbruck führt. Mich zieht es Richtung Nordwesten. Die Wolken hängen tief. Mich beeindrucken die Bauernhöfe aufs Neue, die bei uns in der Steiermark als Schlösser oder Gutshöfe durchgehen würden. Wie lange dieses Land schon besiedelt ist, zeigt der Fund der „Venus von Ölkam“, die mit ihren 6500 Jahren zu den ältesten Figurdarstellungen gehört. Im Vergleich zur 30. 000 Jahre alten Venus von Willendorf ist sie allerdings ein junges Mädchen. Es ist vorerst völlig ruhig und friedlich, bis ich die Anhöhe überschreite. Plötzlich dröhnt der Verkehrslärm der noch fernen A1 und sorgt für Unruhe. In Ebelsberg Überqueren ich die Stadtgrenze von Linz. Ins Zentrum sind es sicherlich noch 8 km. Da stellt die Straßenbahn schon eine Versuchung dar, der es zu widerstehen gilt. Die verschiedenen Spurweiten auf einer Trasse sind ideal gelöst. Neben der Pfarrkirche Linz-Ebelsberg steht ein modernes Pfarrzentrum und ein altes Schulgebäude mit einer Inschrift, die den Zeitgeist widerspiegelt. Mit der Überquerung der Traun beginnt es immer mehr zu nieseln. Für die Regenbekleidung zu wenig, fürs Nasswerden genug.Von den Anlagen der VOEST ist im Nieselregen kaum etwas zu erkennen. Vorbei am modernen Bahnhof und am Linzer Musiktheater komme ich in die Linzer Landstraße, heiß umkämpft von allen DKT – Freunden in vordigitaler Zeit. Der Dom mit dem zweithöchsten Kirchturm Österreichs steht teilweise im Gerüst. Das Landhaus mit seinem Renaissancehof ist ein Schmuckstück. Ich komme auf den Hauptplatz, um dort auf die nächste verkehrstechnische Versuchung zu stoßen, die Pöstlingbergbahn.Ich überquere die Nibelungenbrücke mit den benachbarten Schiffsanlegestellen und gehe am Ars Electronica Center (AEC) vorbei. Der Weg hinauf zur Basilika auf dem Pöstlingberg ist steil.Dafür ist dann das Erfolgserlebnis umso größer. Hier habe ich den oberösterreichischen Mariazellerweg, wenn auch in umgekehrter Richtung, vollendet. Ab jetzt folge ich meinen Planungen durch das Mühlviertel, aber immer offen für spontane Änderungen, wie ich es gleich erlebe. Der Donausteig Nord ist für kurze Zeit meine Orientierung. Asphaltstraßen, Forstwege und Wiesenpfade wechseln einander ab. Der Weg führt fast bis in die Wolkengrenze, während unten im Donautal die Sonne scheint. Die weißen Flecken sind hunderte Gänse, die bis zum Martinifest ein schönes Leben führen. Auf der alten „Linzerstraße“, einem Saumpfad, der als „Scherfweg“ schon im 12. u. 13. Jhdt. bekannt war, wurde Handel mit Böhmen betrieben. In Gramastetten, einer 5100 Einwohner – Gemeinde, ist für heute Schluss. Die Frühstückspension ist die einzige Unterkunftsmöglichkeit in der Gegend.
Das Zimmer ist klein, aber ausreichend für meine Bedürfnisse.
Ich wohne im Ortsteil Ennsleiten und muss über diese Stiege, um in das Stadtzentrum zu gelangen. Die Stadt an der Mündung der Steyr in die Enns ist oft vom Hochwasser bedroht. Am Hauptplatz stehen das Wahrzeichen, das „Bummerlhaus“ und das Rathaus. Ich bin offenbar zu früh am Morgen unterwegs. Alles wirkt noch sehr verschlafen. Sogar die Pfarrkirche ist noch geschlossen. Ich wandere weiter nach Christkindl und bekomme dort einen schönen Stempel in mein Pilgerbuch. Die barocke Anlage wirkt richtig heimelig. Von der Geländekante habe ich einen guten Überblick über die heutige Strecke. Die Bauernhöfe werden immer größer. Der Weg führt heute im wahrsten Sinn durch Wald und Flur. Jetzt bekommt für mich das oberösterreichische Kennzeichen „LL“ eine neue Bedeutung: „LosensteinLeiten“.
Im Ort steht auch ein großes Schloss, das einen neuen Besitzer sucht. Für 1,8 Mio. Euro ist man dabei.
Ein wenig abseits vom Ort steht die Familiengruft der Familie Auersperg, früher auch Besitzer des Schlosses. Die Grablege wurde 1911 errichtet. Mitten in der Landschaft steht die kleine Wallfahrtskirche Maria Laah mit Grabstellen der Auersperg. Zierkürbisse für Halloween, Hanf und Zuckerrüben werden hier angebaut. Bei einem Bauernhof komme ich mit einem Altbauern ins Gespräch. Er erzählt mir, dass früher ungefähr 16 Menschen ganzjährig am Hof lebten, zur Erntezeit bis zu dreißig. Heute bearbeitet eine Person die Fläche und geht daneben zeitweilig anderen Beschäftigungen nach. Der erste Blick auf das Stift St. Florian. Ich beschleunige meinen Schritt, denn um 15 Uhr startet die letzte Führung durch die Anlage. Ich schaffe es, und fast in einer Privatführung (zwei Besucher, eine tolle Führerin) lerne ich dieses barocke Stift kennen. Die Stiftsbibliothek ist die drittgrößte Österreichs.
Der Marmorsaal von Jakob Prandtauer zählt zu den Höhepunkten des österreichischen Barocks.Auch die kaiserlichen Prunkräume zeigen die Pracht dieser Zeit. In der Stiftskirche, in der die berühmte Bruckner – Orgel steht, werden gerade Vorbereitungen für das AEC- Festival getroffen. In der Gruft unter der Orgel befindet sich der Sarkophag des berühmten Komponisten Anton Bruckner.
Die eineinhalb Stunden verfliegen wie im Nu und ich begebe mich in mein Quartier.
Was für ein herrlicher Sonnenaufgang. Ich habe recht gut in meinem Bett geruht. Die Landluft macht sich bemerkbar – parfum agriculture. Nein, so schlimm war es nicht. Die Hausfrau erzählt ein bisschen von den Herausforderungen am Hof, dass der Sohn ganz und gar auf den Beruf des Landwirts steht und dass das Anwesen seit dem 15. Jhdt. besteht.
Ich bin um halb acht aus dem Haus, wissend, dass heute eine längere Etappe zu bewältigen ist. Die Landschaft ist vor allem bei diesem Licht traumhaft. Eigentlich habe ich auch schon fast den E4 hinter mir. Von daheim bis zu den Pyrenäen bin ich ja schon, wenn auch nicht auf dieser Route. Zuerst geht es auf kleinen Asphaltstraßen dahin. Außer Schulbussen und ein paar Zulieferern ist es total ruhig. Dann weicht der Weg in den Wald und über Wiesen ab.
Irgendwo da bin ich heimlich über die grüne Grenze von Niederösterreich nach Oberösterreich gewechselt. Wenn das der K. mitgekriegt hätte. Kurz vor Maria Neustift komme ich an dieser Skulptur vorbei. Maria Neustift ist ein kleiner Wallfahrtsort mit langer Geschichte. Um 1124 wurde vorerst eine Holzkirche, im 15. Jhdt. eine Steinkirche errichtet. Nach einem Sturm wurde die heutige Kirche 1886 mit neuer Richtung (N – S) errichtet, wobei die alten Teile integriert wurden
Auch der Taufkessel erscheint mir interessant.Nach Mohnkuchen und Limonade geht es weiter. Es gibt zwei Varianten: die erste ist weit um den Talschluss zu wandern, die zweite ist die offizielle, 100 Höhenmeter runter in den Graben und auf der anderen Seite wieder hinauf. Unterwegs gibt es süße Stärkung. Auch hier komme ich an einem Steinmarterl vorbei. Die Gläser-Hütte sperrt am Donnerstag erst um 12 Uhr auf. Ich habe Glück, dass der Wirt mir schon um halb elf eine Limo und ein Schinkenbrot serviert. Es geht ständig auf und ab. Das Wetter ist ideal: Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Schließlich erreiche ich den höchsten Punkt des heutigen Tages, den Spadenberg mit genau 1000 m. Dort gibt es sogar ein Gipfelbuch.
Nette Menschen sorgen sich um Pilger und Wanderer und kühlen Getränke für sie ein. Einen Obulus entrichtet man in eine Kasse. Ich habe ja noch nicht genug von der Wanderung und besteige die Aussichtswarte am Damberg. Ungefähr 155 Stufen führen 36 m nach oben. Den Rucksack lasse ich unten. Danach geht es rasch durch den Wald hinunter zum Gasthof Schober, das ein typisches Ausflugsgasthaus ist. Dort wollte ich ursprünglich übernachten. Da es erst kurz nach 15 Uhr und für den Abend Regen angesagt ist, entscheide ich mich nach ausführlicher Stärkung dafür, nach Steyr abzusteigen.Ich komme durch St. Ulrich, dort gibt es eine große Kirche. Auch der Friedensweg mit interessanten Skulpturen fällt mir auf. Künstler verschiedener europäischer Staaten haben ihr Land zu präsentieren versucht. Ich nächtige in der Jugendherberge im Stadtteil Ennsleiten, natürlich auf einem Hügel, inmitten von Hochhäusern.
Nach einer erholsamen Nacht kündigt sich ein strahlender Tag an. Nach ausgiebigem Frühstück starte ich bergwärts in ein kleines Hochtal.
Bald wechsle ich von Asphalt auf Waldboden. Die Blumen des Frühlings und Sommers sind den Früchten des Herbstes gewichen.
Ich steige in den Prollinggraben ab, wo ich erst auf eine alte Mühle treffe.
Hier verläuft auch die Schmiedemeile, ein Kunst- und Erlebnisprojekt, das seit Jahren immer neue Werke hier exponiert. „Eisenweg“ „Menschen im Kulturpark Eisenstraße“ „Fischauge“ „Erlebnisbrücke“ Ich komme in das Ortsgebiet von Ybbsitz, einer kleinen Stadt, die seit Jahrhunderten von der Eisenverarbeitung lebt.
Einige Hammerwerke stehen noch. Manche werden als Schauschmieden betrieben, die Fa. Sonneck erzeugt noch heute Werkzeuge von Weltruf und man hört den Hammer im Vorbeigehen. Diese Heuschrecke wurde von der gelben Hauswand angezogen. Im Zentrum von Ybbsitz steht das Ferrum, ein multimediales Museum über die Welt des Eisens. Auf dem Hauptplatz steht auch die alte Pfarrkirche aus dem 15. Jhdt. Den Stempel für meinen Pilgerpass bekomme ich im Rathaus vom Bürgermeister persönlich. „Panta rhei“ In der Handwerkerstadt Ybbsitz finde ich auch einen netten Mechaniker, der mir meinen gestern gebrochenen Wanderstock perfekt repariert. Jetzt kann ich mich wieder kräftig nach oben schieben. Die Aussicht ist grandios. Hier dürfen die Rinder noch Hörner tragen. Waidhofen an der Ybbs ist das nächste Ziel am heutigen Tag. Schon die Uferverbauung ist imposant. Waidhofen bezeichnet sich auch als „Stadt der Türme“. Die Pfarrkirche zeugt auch vom Wohlstand der Stadt. Das ist Nachhaltigkeit: In Jägermeisterfläschchen wird Weihwasser verteilt. Wer hat die vorher geleert?Im Rothschild-Schloss ist heute ein Multimedia-Museum untergebracht.
Jetzt bin ich nicht nur auf dem Weitwanderweg 06 unterwegs, sondern auch auf dem 04 und dem E4. Mein Ziel ist endlich vor Augen. Ich nächtige im Bauernhof der Familie Holzner in Konradsheim.
In der Nacht hat es noch geregnet, aber in der Früh sind die Straßen wieder trocken. Einzelne blaue Flecken zeigen sich am nebelverhangen Himmel. Das Thermometer zeigt gerade einmal 10°C.
Ich hole nach, wozu ich gestern im Nieselregen keine Lust mehr hatte und schaue mich im Ortszentrum um. Die alte Schule beherbergt heute unter anderem ein Museum.Viele der Gastronomiebetriebe haben ausländische Investoren als Besitzer. Die ungarischen Urlauber haben in der Wintersaison den Ort voll im Griff. Die Pfarrkirche wurde 1786 errichtet, nachdem die Pfarre von Gaming getrennt wurde.Nach dem Regen schauen die Wiesen besonders frisch aus. Ich gehe mehrere Kilometer auf einem Radweg (im Winter Loipe), der auf einer alten Straße angelegt wurde. Dieses Holzhaus erweckt mein Interesse. Es ist der Rothschildsche Glassalon, der heute für Vorträge, Hochzeiten und andere Veranstaltungen genutzt wird.
Die Wälder hier um Maierhöfen gehörten einst den Rothschilds, ehe sie 2018 an die Prinzhorn – Gruppe verkauft wurden. Das neobarocke Schoss Seehof am Lunzer See wurde von Carl Kupelwieser, einem reichen Industriellen, Mäzen und Naturforscher an Stelle von Vorbauten errichtet. Er ist der Gründervater der Limnologischen Station in Lunz.
Über den Seeuferweg komme ich zur Seepromenade. Lunz ist ein kleiner Ort, etwa 1 km vom See entfernt. Die gotische Kirche aus dem 15. Jhdt. ist zweischiffig ausgeführt und hat auch zwei Altäre. Einen ziert „Maria im goldenen Sessel“, den anderen eine Dreikönigsgruppe. Den drei Königen wurde die Kirche vor 250 Jahren geweiht. Das interessiert mich vor allem im Hinblick auf das Ziel meiner Wanderung Köln ganz besonders. Die Tourismusinformation ist in einem alten Gewerkenhaus untergebracht.Die weitere Wegstrecke verläuft an der Bahnstrecke der Ybbstal – Bahn, die 1896 ihren Betrieb aufnahm und heute als Museumsbahn betrieben wird. Unterwegs berichten Schautafeln von der Entwicklung und dem Betrieb. Über den Hackstockgraben komme ich auf die Hamotalm und das Gscheit.
Ich steige hinunter in das Tal der Schwarzen Ois bis Maria Seesal.Maria Seesal ist ein Wallfahrtsort, der zu Beginn des 20. Jhdt. entstanden ist.
Auf dem Weg dorthin entdecke ich eine Blindschleiche.Ich nächtige im Gasthof Krumpmühle, einem altehrwürdigen Gebäude, das zum Teil über 500 Jahre alt ist.
Die heutigen Tageswanderung zählt zu den schönsten, die ich in unserem Land gemacht habe.