Archiv des Autors: Gerhard Pierer

31. Tag Montag, 19. September 2022 Hardegg – Geras

Das Frühstück in der Pension Thayatalblick verdient eine besondere Erwähnung. Pünktlich um 7 Uhr bringen es die Hausleute zu uns in unsere Wohnung. Obwohl es so reichhaltig war, haben wir es doch stark dezimiert.

Am Frühstückstisch

Mit unserem Aufbruch wird aus leichtem Nieseln ein ordentlicher Regen. Gut, dass es gute Ausrüstung gibt.

Blick auf Burg, Kirche und Karner von Hardegg
Wiesenweg
Wald

Der erste Ort, durch den wir kommen, ist  Felling. Hier werden nach alter Tradition Perlmutt – Knöpfe gefertigt. Wurden ursprünglich Muscheln aus der Thaya und der March verarbeitet, werden heute die Rohstoffe importiert .

Begrüßung in Felling

Früher hat dieses Schloss den Namen des Ortes geführt, nämlich Riegersburg. 2017 wurde der Name auf Ruegers geändert um Verwechslungen mit der steirischen Riegersburg zu verhindern.

Die Geschichte des Schlosses beginn im 13. Jhdt., das heutige Gebäude geht auf das 18. Jhdt.  zurück als es von der Familie in  Khevenhueler umgebaut wurde. Die Geschichte des Schlosses Ruegers ist eng mit der Burg Hardegg verbunden.

2021 wurde das Schloss von dem Künstler Gottfried Helnwein und dem Immobilienunternehmer Klemens Hallmann erworben. Das lässt hoffen, dass das Schloss gut erhalten bleibt.

Schloss Ruegers
Riegersburg

Das Wetter spielt heute ein bisschen verrückt. Mal Regen, mal Sonnenschein, aber immer Wind.

Wetterkapriolen
Trocken, aber windig

Wir sind froh, in Langau anzukommen, denn hier finden wir in einem Spar-Markt ein Cafe, das auch kleine Speisen anbietet.

Langau

Die Pfarrkirche von Langau stammt im wesentlichen aus dem 18. Jhdt. Interessant finde ich den Turm, der aus einem viereckigen Grundriss in der Hälfte in ein Oktogon übergeht.

Pfarrkirche Langau
Pfarrkirche Langau

Langau hatte nach dem 2. Weltkrieg einen Braunkohleabbau im Tagbau, der bis 1963 in Betrieb war. Danach füllten sich die Gruben mit Wasser und sind Mittelpunkt eines Freizeitzentrums.

Aufgefallen ist mir die aufwendige Statue hl. Nepomuk.  Auf einem dreiseitigen von einem Steingitter umschlossenen Sockel mit Reliefs der hl. Donatus, Florian und Sebastian steht auf einer von Engeln getragenen Wolkenpyramide die Figur des hl. Johannes Nepomuk. (Aus 1728)

Hl. Nepomuk

Ein Männlein steht im Walde…

Fliegenpilz (Amanita muscaria
(L. : Fr.) LAMARCK)

Schließlich kommen wir in Geras an, dass durch sein Prämonstratenserstift bekannt ist.

Blick auf Geras

Stift Geras ist das älteste ohne Unterbrechung bestehende Männerkloster des Ordens und wurde 1153 gegründet.

Stift Geras
Geras – Stiftskirche
Geras – Stiftskirche
Geras – Stiftskirche

Im „Schüttkasten“, heute ein Hotel und Restaurant, essen wir zu Abend. Es gehört wie der Meierhof und die Kunstakademie heute nicht mehr zum Stift.

Schüttkasten

Wir sind heute im Privatquartier von Frau Moser untergebracht.

Privatzimmer Moser
Privatzimmer Moser

Was gibt es sonst noch zu berichten? Eine Wiesenweihe jagt unmittelbar neben uns und lässt sich nicht stören. Ein mächtiger Seeadler fliegt vor uns auf und später sehen wir noch ein Exemplar. Die verschiedenen Pilze schießen sprichwörtlich aus dem Boden. Ich bringe unserer Quartiergeberin den ersten und einzigen Steinpilz als Gastgeschenk mit.

Tagesstrecke: 24,2 km; ↑ 361 m; ↓ 178 m

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30. Tag Sonntag, 18. September 2022 Retz – Hardegg

Pünktlich um sieben Uhr sitzen wir beim Frühstück. Es hat zu nieseln begonnen und der Wind rüttelt die Bäume richtig durch. Wir lassen es uns schmecken, bevor wir hinaus gehen. Bis Retz brauchen wir die Regenpelerinen, dann kommt die Sonne heraus.

Am Hauptplatz von Retz

Wir kennen uns schon aus und streben durch die Windmühlgasse der Windmühle zu. Die seit 2010 wieder in Betrieb befindliche Windmühle wurde 1853 an Stelle einer älteren errichtet. Zwischenzeitlich stillgelegt, ist sie heute wieder voll funktionstüchtig. Das Flügelkreuz hat einen Durchmesser von 25 m.

Retzer Windmühle

Retzer Windmühle

Die Aussicht von dort ist toll.

Retz
Retz

Wir sind jetzt an der Grenze vom Weinviertel zum Waldviertel. Wie hat der Führer gestern gesagt? Nördlich der Weinberge ist der Weinbau aus klimatischen und geologischen Gründen nicht sinnvoll und außerdem haben vor lauter Wald die Weingärten keinen Platz.

Grenze zum Waldviertel

Wir gehen einen bestens markierten Weg. Immer sind die Tafeln oder Markierungen an der richtigen Stelle. Der Wind ist sehr heftig, vor allem auf den freien Flächen bei Hofern.

Wegtafeln
Bei Hofern
Blick auf Niederfladnitz

Die Lokalbahn Retz–Drosendorf im Weinviertel verbindet die Städte Drosendorf und Retz an der Nordwestbahn. Nach Einstellung des Personenverkehrs am 9. Juni 2001 wird die Strecke seit 2002 als Nostalgiebahn unter dem Namen Reblaus-Express touristisch vermarktet. Die Bahnstrecke hat bis zu 39 Promille.

Reblaus-Express
Bahnübergang Hofern

Im Wald ist es gleich viel ruhiger, der Wind pfeift zwar in den Wipfeln, aber es ist gutes Wanderwetter.

Wege
Wege
Wieder einmal ein Parasol

Mitten im Wald liegt idyllisch der Sagteich, aufgestaut aus dem Kajabach.

Sagteich
Kajabach

Die Burgruine Kaja ist die Ruine einer Höhenburg, sie liegt versteckt ein wenig abseits vom Grenzfluss Thaya am Kajabach. Sie wurde bereits 1196 erwähnt. Zwischenzeitlich war sie eine richtige Raubritterburg. Heute ist sie in Privatbesitz der Grafen von Waldstein-Wartenberg.

Ruine Kaja

Nun kommen wir an die Thaya, die den Grenzverlauf zwischen Österreich und Tschechien darstellt. Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs war hier keine touristische Tätigkeit möglich, heute ist hier der grenzübergreifende Nationalpark Thayatal.

Am Grenzfluss Thaya
Am Grenzfluss Thaya
Am Grenzfluss Thaya

Nach ein paar Kilometer idyllischer Flusswanderung gibt es eine Abkürzung der nächsten Flussschleife, den „Überstieg“.

Am Überstieg
Am Überstieg

Von oben haben wir einen phantastischen Ausblick auf die Thaya, die hier eine 180 Grad – Wendung macht.

Am Überstieg
Am Überstieg

Auf der anderen Seite geht es natürlich genau so steil hinunter. Auch der Uferweg fordert kleine „Klettereien“.

An der Thaya
An der Thaya

Nach mehr als 22 km kommen wir in Hardegg an und gehen über die Brücke, die ab 1945 für 45 Jahre gesperrt war. Ein offizieller, temporärer Grenzübergang wurde erst 2006 eingeführt. Heute ist die Holzbrücke zu Fuß oder mit dem Fahrrad frei benutzbar. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, den nördlichen Nachbarn einen Besuch abzustatten.

Thayabrücke
Erinnerungstafel
Wir in Tschechien

Hardegg ist die kleinste Stadt Österreichs und hat gerade 1304 Einwohner.

Im Zentrum des Ortes liegt die Burg, die seit dem 10. Jhdt. ständig ausgebaut und erweitert wurde.

Zwischenzeitlich war die Burg dem Verfall preisgegeben. Ab 1878 ließ Johann-Carl von Khevenhüller, der auch als Mitkämpfer Kaiser Maximilians von Mexiko gegen die Truppen der republikanischen mexikanischen Regierung bekannt wurde, die Festung wieder aufbauen. Heute gibt es hier ein kleines Museum über Max von Mexico. Leider ist die Burg derzeit nicht zugänglich.

Burg Hardegg

Die Pfarrkirche und der Karner wurden auch schon im 12. Jhdt. errichtet.

Pfarrkirche Hardegg
Karner Hardegg

Wir übernachten in der Pension Thayatalblick und genießen das Ambiente.

Tagesstrecke: 22,6 km; ↑ 498 m; ↓ 413 m

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29. Tag Samstag, 17. September 2022 Haugsdorf – Retz

In der Nacht gat es deutlich abgekühlt. Dazu gibt es auch einen kräftigen Wind aus dem Norden. Unser Gastgeber macht uns auf den Kaiserpark aufmerksam, wo eine Darstellung Kaiser Franz Josefs als ganze Person, nicht als Büste steht. Das sei etwas Einzigartiges.

Wir gehen wieder durch die Große Kellertrift, diesmal ohne Besuch, auf den Weinberg. Kellertrift heißen hier die Kellergassen, die entlang eines Hohlweges angelegt sind.

Haugsdorf – Kaiser Franz Josef
Haugsdorf – Große Kellertrift
Haugsdorf – Große Kellertrift

Vom Weg entlang des Bergkammes gaben wir eine gute Aussicht.

Blick nach Norden, Tschechien, Znaim
Blick nach Süden

Wir gehen unter der B 303 / E59 durch, die eine wichtige Verkehrsverbindung nach Norden darstellt. Bei Kleinhaugsdorf ist die ehemalige Grenzstation zu Tschechien.

Bald können wir wieder die Asphaltwege verlassen und über Wiesenwege wandern.

Der heutige Abschnitt ist nicht so gut markiert. Die Markierungen sind ausgeblichen oder fehlen an wichtigen Positionen. Dank GPS ist das kein großes Problem. Trotzdem großen Dank an die Wegwarte.

Wir verlassen die Route und gehen über zwei abenteuerliche Stege auf die andere Seite des Seebaches, nachdem wir schon ein längeres Stück durch hohes Gras stapfen mussten. So hu ersparen wir uns das für die nächsten paar hundert Meter und wandern auf einem gepflegten Feldweg weiter

„Steg“
„Brücke“ über den Seebach

In Unternalb beziehen wir schon um 11.30 Uhr unser Quartier, nachdem im Zentrum von Retz nichts zu bekommen war.

Die Unterkunft in der „Wachtelwerkstatt“ ist erst vor ein paar Wochen fertiggestellt worden. Es riecht noch ganz frisch. Der seltsame Name leitet sich vom „Hobby“ der jungen Chefin ab, die Wachteln züchtet und die Produkte in Direktvermarktung vertreibt.

Unternalb – Wachtelwerkstatt
Unternalb – Wachtelwerkstatt
Unternalb – Wachtelwerkstatt

Wir verbringen da nicht viel Zeit, sondern gehen weiter ins Zentrum von Retz. Kaum eine Straße, an der keine Kellerhäuschen stehen

Straße nach Retz

Das Schloss Gattenburg in Retz könnte eine Renovierung gebrauchen. Mit dem Dach ist ein wichtiger Schritt gesetzt. Es steht in Privatbesitz.

Retz – Schloss Gattenburg

Der Hauptplatz von Retz ist der zweitgrößte in Österreich. Er wird dominiert vom großen Stadtturm. Ursprünglich Turm einer katholischen Kirche, wurde er in der Reformationszeit zum Stadtturm umgebaut und die dazugehörige Kirche als Rathaus adaptiert.

Retz – Hauptplatz
Retz – Hauptplatz

Wir besteigen den 57 m hohen Turm und genießen die gute Aussicht. Unterwegs kommen wir auch am alten Uhrwerk vorbei, das heute durch ein kleines elektrisches ersetzt ist.

Retz – Stadtturm
Uhrwerk

Während des Weinlesefestes Ende September fließen aus den beiden Brunnen am Platz Rot- und Weißwein.

Retz – Hauptplatz
Retz – Hauptplatz
Retz – funktionstüchtige Windmühle

Der Stadtteil um den Hauptplatz ist am Reißbrett entstanden und hat viele interessante Gebäude. Die alte Stadt liegt etwas abseits.

Verderber-Haus
Retz – Sgraffitohaus

Die katholische Kirche liegt außerhalb der Stadtmauern.

Retz – kath. Kirche
Retz – kath. Kirche

Höhepunkt des Besuches ist der Rundgang durch den größten unterirdischen Weinkeller Österreichs, der in Sand gegraben ist und der eine Länge von über 20 km aufweist.

Ein launiger Führer erzählt Interessantes aus der Stadtgeschichte und über das Kellersystem.

Retz – Kellereingang
Retz – Erlebniskeller
Retz – Erlebniskeller
Retz – Erlebniskeller
Retz – Erlebniskeller
Retz – Erlebniskeller
Retz – Erlebniskeller

Wieder zurück im Quartier überrascht uns unsere Quartiergeberin mit einer Kostprobe von Wachteleiern.

Wachteleier in Essig eingelegt

Tagesstrecke: 21,5 km; ↑ 252 m; ↓ 248 m

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28. Tag Freitag, 16. September 2022 Patzmannsdorf – Haugsdorf

Unsere Zimmerwirtin erzählt uns, dass es in der Nacht ordentlich geregnet hat. Wir haben davon nichts mitbekommen, so gut haben wir geschlafen.

Nach dem Frühstück machen wir ins gleich auf den Weg. Das Wetter ist sonnig. Wir verlassen das Dorf nach Nordwesten. Der Weg ist vorerst sehr eben und führt an Äckern entlang.

Patzmannsdorf
Buchberg (417 m)
Bei Patzmannsdorf

Wir kommen nach Großharras. Wie klein ist dann „Kleinharras“? Auch hier ist das Greißlersterben harte Realität.

Großharras
Großharras

Die Kirche und die Volksschule stehen gleich nebeneinander. Die Pfarre untersteht seit 1255 dem Malteser Ritterorden. Der Kirchturm wurde im 14. Jhdt. errichtet.

Großharras – Dreifaltigkeitskirche
Großharras – Malteser-Kreuz
Großharras – Dreifaltigkeitskirche
Großharras – Wappen der Trautson, einer der mächtigsten Adelsfamilien in Österreich

Wir zweigen in Diepolz nach Norden zur Kellergasse ab. Die kleinen Häuschen sind nett hergerichtet.

Diepolz – Kellergasse
Diepolz – Kellergasse

Es gibt hier nicht nur Wein, sondern auch Hanf.

Weintrauben
Hanffeld

Die Weinort Mailberg liegt fast versteckt am Buchberg. Sein Ortsbild ist geprägt von eher hässlichen Bauten aus den letzten 50 Jahren.

Das Schloss Mailberg hinter einem mächtigen Graben ist die älteste Malteser-Komtur der Welt. Der damalige Besitzer Chatold hat 1146 seinen Besitz dem Malteser-Ritterorden übergeben, ehe er sich auf den Kreuzzug begab.

Schloss Mailberg
Schloss Mailberg
Schloss Mailberg
Schloss Mailberg – Kirche Johannes. d. Täufer
Schloss Mailberg – Kirche Johannes. d. Täufer

Dem Orden gehören das Schloss mit einem 4*-Hotel und Restaurant, in der Umgebung 700 ha Biolandwirtschaft und 47 ha Weinriede.

Auch Mailberg hat wie jeder Ort hier mindest eine Kellergasse.

Weinriede
Mailberg – Kellergasse

Jetzt kommt unser Abenteuer: Wir durchqueren wieder ein Wildschweingehege. Der 07er-Weg führt geradewegs durch.

Zaun am Gehege
Heidrun auf der Leiter

Wir sehen eine kleine Rotte mitten im Wald auf einer Freifläche. Ein paar Geräusche und sie sind weg!

Wildschweinspuren überall

Die Kornelkirschen, in Österreich auch Dirndl genannt, werden gerade reif und schmecken herrlich.

Kornelkirsche (Cornus mas L.)

Auch nach dem Wildschweingehege wird der Weg nicht leichter. Über eine weite Strecke ist der bestens markierte Weg stark verwachsen.

Wanderweg 07, E8

Wir lassen den Buchberg hinter uns und kommen nach einem Intermezzo auf der B45 nach Haugsdorf. Uns ist in Alberndorf die Markierung abhanden gekommen und so haben wir den kürzesten Weg genommen.

Vor Alberndorf
Haugsdorf – Schüttkasten zum Lagern von Getreide

Über den Hauptplatz kommen wir zu unserem Quartier.

Haugsdorf – Hauptplatz
Haugsdorf – Hauptplatz

Die ehemalige Volks- und Bürgerschule ist heute Mittelschule. Der Bau ist imposant und stammt aus dem Jahr 1910.

Haugsdorf – Mittelschule

Zum Abendessen gehen wir in eine Buschenschank in der Großen Kellertrift. Das ist die Welt des Inspektor Simon Polt (nach Alfred Komarek).

Polt – Weg

Haugsdorf – Große Kellertrift
Haugsdorf – Sitzgelegenheiten zum Herunterklappen
Winzerjause

Wir nächtigen im Privatzimmer des Cafe Holy. Leider erfahren wir, dass auch dieses Quartier 2023 Geschichte sein wird.

Cafe Holy
Cafe Holy

Tagesstrecke: 24,4 km; ↑ 232 m; ↓ 250 m

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27. Tag Donnerstag, 15. September 2022 Ernstbrunn – Patzmannsdorf

In der Nacht hat es kurz und heftig geregnet, aber in der Früh war es trocken und warm. Wir frühstücken ausgiebig in einer Bäckerei am Hauptplatz und wandern gegen 8 Uhr los.

Der Unterricht in der Volksschule aus der k.u.k. Zeit hat schon begonnen. Das imposante Bauwerk wurde 1907 gebaut und am 1. September 1908 eröffnet! Auch der Spruch auf der Schule ist aktuell: „Die Erziehung der Jugend ist die Zukunft des Staates“.

Volksschule Ernstbrunn

Am Ortsausgang steht noch eine barocke Dreifaltigkeitssäule aus dem zweiten Viertel des 18. Jhdts.

Dreifaltigkeitssäule

Wir verlassen bald die Straßen und marschieren auf Feldwegen weiter.

Anstieg nach Oberleis

Das mächtige Schloss Ernstbrunn taucht hinter dem Hügel auf. Das Schloss ist seit dem 19. Jahrhundert im Besitz der Fürsten Reuss, die es auch heute noch bewohnen. Seine Geschichte geht in das 12. Jhdt. zurück. Während der Besatzungszeit war das Schoss Sitz der sowjetischen Verwaltung und wurde stark devastiert. Danach wurde es laufend renoviert. Beim Schloss gibt es auch eine Wolfsforschungsstation und einen Tierpark.

Schloss Ernstbrunn
Blick nach Süden

In Oberleis steht die Marienwallfahrts- und Pfarrkirche, die Maria Himmelskönigin und dem Hl. Mauritius gewidmet ist. Die Kirche war schon immer Pfarrkirche. Die Wallfahrtskirche hingegen stand auf dem Plateau des  Oberleiser Berges. Diese Kirche mit romanischen und gotischen Bauelementen musste auf Anordnung Kaiser Josefs II. abgetragen werden. Die Pfarrkirche wurde darauf hin 1791 so umgestaltet, dass die alte Wallfahrtskirche mit ihren gotischen Elementen hineingebaut wurde.

Pfarr- und Wallfahrtskirche Oberleis
Pfarr- und Wallfahrtskirche Oberleis
Pfarr- und Wallfahrtskirche Oberleis

Nun steigen wir die letzten Höhenmeter hinauf auf das Plateau des Oberleiser Berges, das heute von einem hölzernen Aussichtsturm überragt wird.

Aussichtsturm am Oberleiser Berg (457 m)

Der Oberleiser Berg war schon in prähistorischer Zeit besiedelt. Funde aus der Jungsteinzeit (4000 v. Chr) und der Bronzezeit (2300 – 1600 v. Chr.) sind Zeichen frühester Besiedlung. In der Zeit der Kelten (300 v. Chr.) war der Ort ein wichtiger Handelsplatz. Im 4. u. 5. Jhdt. lag hier ein germanischer Königssitz unweit des römischen Donaulimes.

Oberleiser Berg – Blick nach Süden
Oberleiser Berg – Blick nach Südenosten

Nach dem Abstieg vom Plateau machen wir eine Ehrenrunde um den Hausberg, nachdem uns eine alte Markierung unvorsichtig werden ließ. Macht halt ein paar Meter mehr. Dafür finden wir zahlreiche Kugeldisteln am Straßenrand. Ein kurzer Regen lässt uns wieder die Adjustierung wechseln.

Drüsenblättrige Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus L.),

Auch die Herbstzeitlosen wachsen plötzlich in Mengen.

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale L.)

Wir kommen in den großen Leiser Wald. Der Weg ist sehr gut begehbar. Es geht etwa 7,5 km immer leicht auf und ab.

Direkt am Wegrand wachsen zahlreiche Pilze. An einem Abschnitt stoßen wir auf eine wahrliche „Parasol-Meile“. Hunderte frische Parasole wachsen am Wegrand oder vielleicht 15 m im Wald. Genug, um ein ganzes Dorf zu verköstigen.

Gemeine Riesenschirmling, Parasol oder Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera SINGER)
Parasole

Endlich kommen wir wieder aus dem Wald und blicken in die weiten Hügel Richtung Tschechien.

Bei Patzmannsdorf

Unter uns liegt der kleine Ort Patzmannsdorf, wo wir unser Quartier aufschlagen.

Patzmannsdorf

Wir kommen an einer kleinen Kellergasse vorbei. In den Häuschen befindet sich der Zugang zum eigentlichen Keller tief unter der Erde.

Patzmannsdorf – Kellergasse

Die Pfarrkirche von Patzmannsdorf. Die Kirche war einst eine Wehrkirche Die noch heute größtenteils erhaltene Wehrmauer, war früher höher und mit Schießscharten versehen. Rund um die Kirche befand sich bis ins 19. Jahrhundert ein Wassergraben.

Patzmannsdorf – Pfarrkirche St. Martin
Patzmannsdorf – Pfarrhof

Wir nächtigen heute in der Pension Hammermüller. Da das gleichnamige Gasthaus heute Ruhetag hat, werden wir von der Chefin verpflegt.

Patzmannsdorf – Pension Hammermüller
Patzmannsdorf – Pension Hammermüller

Tagesstrecke: 19,1km; ↑ 241 m; ↓ 315 m

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26. Tag Mittwoch, 14. September 2022 Unterolberndorf – Ernstbrunn

Wir gaben so ausgiebig geruht wie schon lange nicht mehr. Einerseits waren wir vom Marsch über den Bisamberg und die nachfolgenden Hügel müde, andererseits gab es auch nichts, was wir im Ort unternehmen hätten können.

So sind wir in der Früh recht munter und kommen zeitig zum Frühstück. Danach starten wir unsere neue Tagestour.

Auf dem Weg durch den Ort fallen uns einige renovierte und nicht renovierte Bauten mit Jugendstilmerkmalen auf.

Jugendstilhaus in Unterolberndorf

Die Obstgärten und Felder zeigen bereits reife Früchte, die auf die Ernte warten.

Apfelbäume
Kürbisfeld im Kreuttal am Rußbach

Die Luisenmühle am Rußbach zeigt sich sehr herrschaftlich. Das Gebäude wurde Mitte des 17.Jahrhunderts erbaut, besonders markant ist der „Zwiebelturm“. Es ist in Privatbesitz.

Luisenmühle im Kreuttal

Eine Rehgeiß schaut interssiert zu uns Wanderern, ehe sie sich in den Wald zurückzieht.

Rehgeiß

Leider haben wir nun einige Kilometer auf Asphalt zurückzulegen. Wir werden aber durch das „Schönste Blumendorf Europas“ belohnt. Es gibt im Zentrum zwar keinen Internetempfang, ja nicht einmal einen Mobiltelefonempfang, aber nett ist es.

Hornsburg, ein Blumendorf
Hornsburg
Hornsburg – Dorfkapelle
Hornsburg – Mega-Insektenhotel

Wir setzen unsere Wanderung weiter auf der Straße fort und dürfen nach einem Kilometer in den Wald abbiegen. Vorher haben wir noch eine schöne Aussicht in die Hügellandschaft.

Nach Hornsburg
Hornburg – Blick bis ins Wiener Becken
Wieder Waldwege
Pilze im Schutz eines Baumstumpfes

Als wir in Großrußbach ankommen, beginnt es zu nieseln. Wir besuchen die gotische Pfarrkirche, die aus dem 14. Und 15. Jhdt. stammt, ihre Inneneinrichtung ist der Neugotik von 1908 zuzuordnen.

Pfarrkirche Großrußbach
Pfarrkirche Großrußbach

Das Schloss Großrußbach entstand durch Erweiterung des Pfarrhofes aus dem 15. und 16. Jhdt um Seitenflügel im Jahr 1739. Heute befindet sich hier ein Bildungshaus der Erzdiözese Wien.

Schloss Großrußbach

Hier treffen wir auf mehrere Pilgerwege: auf den Weinviertler Jakobsweg, auf den Internationalen Pilgerweg 126 „Via Slavorum“ von Krakau nach Rom und den „Klemens Maria Hofbauer-Pilgerweg“.

Leider fängt es leicht zu regnen an, wir brauchen die Regenbekleidung aber nur kurz.

Jakobsweg
Via Slavorum
Klemens Maria Hofbauer-Pilgerweg

Auf den nächsten Kilometern werden richtige Pilgererinnerungen wach, erinnert die Landschaft im Kleinen an den Camino durch die Meseta im Frühjahr.

In den Hügeln
Am Jakobsweg
Blick in Richtung Donautal, im Hintergrund der Schneeberg

Die Kürbisse haben sich auch schon in Reih und Glied aufgereiht, um geerntet zu werden!

Ölkürbis
Späte Blüte des Ölkürbisses

Am südlichen Ortsausgang von Hipples steht ein spätgotischer, achtseitiger Tabernakellichtpfeiler des späten 15. Jhdt.

Bildstock in Hipples

Auch dieses schön renovierte Wohnhaus fällt uns auf.

Wohnhaus in Hipples

Über einen Hügel müssen wir noch, dann liegt unser heutiges Etappenziel Ernstbrunn vor uns.

Blick auf Ernstbrunn

Vor dem Bahnhof steht eine alte Dampflok, die an die Eröffnung der Bahnlinie Korneuburg – Ernstbrunn 1904 erinnert. Damit wurde der Verkehr mit der Postkutsche eingestellt.

Dampflok in Ernstbrunn

Wir kommen auf den langzogenen Hauptplatz von Ernstbrunn, der erst vor kurzem neu gestaltet wurde.

Ernstbrunn
Ernstbrunn

Die barocke Pfarrkirche St. Martin wurde um 1760 errichtet. Der älteste Teil aber, die Felixiankapelle, hat romanische und gotische Bauelemente.

Pfarrkirche St. Martin
Pfarrkirche St. Martin
Pfarrkirche St. Martin – Felizian-Kapelle in Renovierung

Wir nächtigen heute im Privatzimmer der Pizzeria Speranza, in der Hoffnung auf gute Nachtruhe. Das Mittagessen war schon einmal Spitze.

Pizzeria Speranza
Unser Zimmer

Tagesstrecke: 18,4 km; ↑ 284 m; ↓ 211 m

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25. Tag Dienstag, 13. September 2022 Langenzersdorf – Unterolberndorf

Nach ruhiger Nacht stärken wir uns bei einem guten Frühstücksbuffet und machen uns auf den Weg zum Bahnhof. Rasch kommt ein Zug, der uns wieder nach Langenzersdorf zurück bringt, wo wir die heutige Etappe starten.

Auf dem Hauptplatz versuchen wir vergeblich, einen Stempel für unseren Wanderpass zu bekommen. Das Gemeindeamt ist noch geschlossen, in der Bäckerei ist man äußerst unfreundlich. Macht nix, machen wir selber.

Langenzersdorf
Langenzersdorf

Rasch finden wir die Markierung für unseren Weg und die erste Herausforderung, der Bisamberg, liegt vor uns.

Markierung Weitwanderweg 07
Aufstieg zum Bisamberg

Besonders am Anfang geht es recht steil zur Sache. Der Weg ist auch durch die letzten Niederschläge etwas ausgewaschen.

Aufstieg zum Bisamberg
Aufstieg zum Bisamberg

Wir werden mit guten Blicken auf Klosterneuburg und das Donautal belohnt.

Klosterneuburg
Donautal
Skyline von Wien

Erst einmal auf dem Berg, geht es meist leicht wellig dahin. Die Vegetation ist sehr gemischt.

Weite Wiesen
Mehlbeere (Sorbus aria (L.) CRANZ)

Auf einer nobel gepflasterten Straße durch den Weinberg steigen wir nach Hagenbrunn ab. Einige der Traubensorten sind schon reif und werden maschinell oder per Handarbeit geerntet.

Abstieg nach Hagenbrunn
Süße Trauben
Handlese

Wir sind am richtigen Weg!

Markierungen für den O7, den Niederöstereichischen Landesrundweg und den E8

Durch das Abernten des Maisfeldes stehen die Rehe verstört auf der Wiese.

Rehe

In Manhartsbrunn wollen wir einkehren. Ein Gasthaus ist am Dienstag geschlossen, das nächste wegen Urlaub gesperrt und das dritte öffnet erst um 16 Uhr. Das Mittagessen wird durch eine Banane, durch Nüsse und Trockenmarillen ersetzt.

Manhartsbrunn

Nach Mannhartsbrunn müssen wir ein Stück auf der Landesstraße gehen. Es ist aber wenig Verkehr. Dafür werden wir danach wieder mit einem bequemen Waldweg belohnt.

Landesstraße L3102
Waldweg

Bisweilen gibt es auch Spuren von Wildschweinen, die am Wegrand aktiv waren.

Wildschweinfährten

Wir verlassen den Wanderweg 07 und zweigen ins Kreuttal nach Unterolberndorf ab.

Hier nächtigen wir im Gasthaus Magister, das früher „Gasthaus zum grünen Jäger“ hieß.

Gasthaus Magister, früher „Zum grünen Jäger“

Es war im Juni 1984. Sieben Männer aus Schwarzafrika sprachen im Gasthaus „Zum grünen Jäger“ vor. Sie wollten für einige Tage bleiben. Einer der Männer war Yoweri-Kagute Museveni, damaliger Präsident der Republik Uganda. Was danach folgte, klingt unglaublich. Der Präsident und seine Begleitschaft arbeiteten in diesen Tagen das „Unterolberndorfer Programm“ aus, welches in Uganda heute noch als solches bezeichnet wird. Ein einmaliges Erlebnis, über das wir heute noch sehr gerne erzählen.“ Aus der Website der Fam. Magister

Info – Tafel
1 Quadratmeter Uganda

Leider hat das Gasthaus nach 15 Uhr wegen Personalmangels gesperrt und wir versäumen die bekannt gute Küche des Hauses. In einer Buschenschank bekommen wir einen ausgezeichneten Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel. Da werden wir sicher gut schlafen.

Gasthof Magister

Tagesstrecke: 23,4 km; ↑ 477 m; ↓ 436 m

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24. Tag Montag, 12. September 2022 Anreise nach Wien; Wien – Langenzersdorf

Lange Zeit war es ungewiss, aber jetzt sitzen wir im Railjet nach Wien, um unsere Wanderung am 07er fortzusetzen. Mit der S-Bahn geht’s von zu Hause zum Hauptbahnhof in Graz, dessen Halle noch die bunte Dekoration aus der Zeit trägt, als Graz Kulturhauptstadt Europas war.

Hauptbahnhof in Graz
Railjet nach Wien

Nach angenehmer Fahrt im Railjet und kurzer Fahrt mit der U-Bahn kommen wir am Stephansplatz, direkt vor dem Dom, an.

Auf dem Stephansplatz
Stephansdom
Stephansdom

Nach einer kleinen Stärkung geht es für uns auf den Weg über den Donaukanal zum Praterstern mit dem Tegetthoff – Denkmal. Der Vizeadmiral Tegetthoff war ein kleiner Lord Nelson der k.u.k. Kriegsmarine.

Donaukanal
Tegetthoff-Denkmal am Praterstern

Jetzt kommen wir an die Donau, die wir wieder über die Reichsbrücke überqueren

Heidrun auf der Reichsbrücke
Donau nach Osten
Kreuzfahrtsschiff vor der Pfarrkirche zum heiligen Franz von Assisi oder Kaiserjubiläumskirche, auch Mexikokirche genannt

Jetzt kommen wir auf die Donauinsel und setzen unsere Wanderung auf dem Ostösterreichischen Grenzlandweg 07 fort.

Auf der Donauinsel
UNO – City, Konferenzzentrum und Donauturm
Schiffsschule – Gymnasium
„Die Passanten“ von Herbert Traub

Auf der Donauinsel gehen wir gemütlich, aber fast durchgehend auf Asphalt in Richtung Nordwesten.

Radweg
Badesteg an der Neuen Donau

Kurz vor Klosterneuburg beginnt aus Flussrichtung gesehen die Donauinsel, die als Hochwasserschutzbau errichtet wurde. Die Neue Donau wurde durch ein großes Einlaufbauwerk abgetrennt, das bei Hochwasser geöffnet werden kann und Entlastung bietet.

Vor dem Einlaufbauwerk
Einlaufbauwerk Korneuburg

Eine große Übersicht zeigt die Brücken und Bauten an der Donau im Raum Wien.

Straßenbild

Wir kommen nach Langenzersdorf, einem ruhigen Ort. Fast zu ruhig, denn es gibt hier kein freies Quartier. Deshalb haben wir uns in Korneuburg einquartiert.

Langenzersdorf – Straßenansicht

Korneuburg ist nur zwei Bahnstationen oder fünf Fahrminuten von Langenzersdorf entfernt.

Korneuburg war immer eng mit Klosterneuburg verbunden. Das neogotische Rathaus mit dem spätgotischen Stadtturm steht am Hauptplatz.

Stadtturm (um 1445)
Rathaus von Korneuburg (1895)

Am Hauptplatz steht auch die barocke Pest- oder Dreifaltigkeitssäule (um 1750)

Pestsäule

Wir nächtigen im Hotel zur Sonne im Zentrum von Korneuburg.

Tagesstrecke: 15,3 km; ↑ 25 m; ↓ 36 m

Unser heutiger Weg verläuft ident mit dem Europäischen Fernwanderweg E8, der von Irland bis zur polnisch-ukrainischen Grenze verläuft.

Hotel zur Sonne
Hotel zur Sonne

Link zum Ende des 3. Abschnittes

Route auf alpenvereinaktiv.com

Link auf die Tourenliste „07 Ostösterreichischer Grenzlandwegweg“

Resumé über den  Jakobsweg von Flensburg nach Köln 1. Abschnitt

Das ist eine Zusammenfassung des 1. Abschnittes meines Weges von Flensburg nach Köln, der mich auf der Via Jutlandica von Krusau/Kruse in Dänemark über Flensburg, Oeversee, Schleswig, Rendsburg und Glückstadt nach Harsefeld bringt, wo ich auf die Via Baltica stoße. Von dort geht es über Zeven nach Bremen, Visbek und Vechta nach Osnabrück

Anreise und Rückfahrt:
Für die Anreise habe ich mich für die Bahn entschieden: Graz – Wien mit dem Railjet, Wien – Hamburg mit dem Liegewagen im Nightjet und Hamburg – Flensburg mit dem Regionalexpress. Vom Bahnhof bis nach Krusau bringt mich der Bus der Linie 1. So bin ich um 12.30 an der dänischen Grenze startbereit. Mit dem Flugzeug gäbe es eine kürzere Reisezeit, wäre aber umständlicher. Die Rückreise von Osnabrück nach Graz untertags hätte auch ähnlich verlaufen können, wenn nicht ein technisches Problem eine Verspätung ergeben hätte. 

Nightjet
ICE

Der Weg:
Auf diesem Weg sind Höhendifferenzen eine willkommene Abwechslung. Es sind maximal ein paar Hügel zu überwinden. Weite Felder und viele Wälder wechseln sich ab. Zum Leidwesen der Wanderer gibt es viele asphaltierte Radwege. Ich war trotzdem überrascht, wieviele Schotterwege und Wiesenpfade noch zu finden waren. Stark befahrene Straßen sind eher selten und werden fast immer von abgetrennten Fuß-/Radwegen begleitet. Auf den anderen Straßen sind Fahrzeuge oft eine Abwechslung. 

Ochsenweg

Für meine Wegplanung habe ich die großen Routen, die Via Jutlandica, fast identisch mit dem Ochsenweg, die Europäischen Fernwanderwege E1 und E6 und die Via Baltica zum Vorbild genommen und nach meinen Ideen adaptiert. Auch noch unterwegs habe ich noch Korrekturen an der Planung vorgenommen.

E! , E6
Jakobsweg
Ochsenweg
Pickerweg

Meine geplanten Routen habe ich lokal am Smartphone gespeichert und kann sie mir auf der ebenfalls lokal gespeicherte Karten von Osmand anzeigen lassen. Damit habe ich mehr Sicherheit und Freiheit zur Umplanung unterwegs.

Die Markierungen auf dem Weg sind ausgezeichnet und eindeutig.  Im ersten Abschnitt fehlt öfters die Jakobsmuschel als Markierung, weil viele andere Wege parallel markiert sind. Den Wegverantwortlichen für die gesamte Strecke kann ich nur meine höchste Anerkennung und meinen Dank aussprechen.

Unterkunft und Verpflegung:
Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste. Pilgerherbergen nach spanischem oder französischem Vorbild habe ich keine gefunden. Es gibt Möglichkeiten, in kirchlichen Einrichtungen unter einfachen Bedingungen zu übernachten. Ich übernachtete vor allem in Gasthöfen, Pensionen und selten in Privatquartieren. Stellenweise ist es nicht einfach, ein geeignetes Quartier in entsprechender Entfernung zu finden. So habe ich auch manche überlange Etappe hinnehmen müssen, weil es keine Unterkunft gab.

kirchliche Unterkunft in Engter
kirchliche Unterkunft in Engter
Jugendherberge in Damme
Jugendherberge in Damme
Hotel Bremer Tor in Vechta
Hotel Bremer Tor in Vechta


Ruhetage in den Quartieren lassen es ratsam erscheinen, sich vorher telefonisch zu erkundigen. Ich habe im Notfall auch bei den Gemeindeämtern nachgefragt, ob es eine Unterkunftsmöglichkeit gibt und bin immer bestens beraten worden. Auch an Wochenenden kann es an neuralgischen Punkten (Radwege) zu Quartierproblemen kommen. Die Relation von Preis und Qualität stimmt nicht immer – das betrifft sowohl das Essen als auch die Quartiere.

Viele Quartiere bieten kein Frühstück an (auch Corona bedingt). Dann bin ich in die nächste Bäckerei ausgewichen, was auch einmal 15 km gedauert hat. Die Möglichkeit zum Abendessen war fast immer gegeben. Ich bin auch in Privatquartieren am Abend bestens versorgt worden, weil es im Ort keine Gastronomie gibt.
Da der Weg erstaunlich oft weit von Ortschaften entfernt vorbeiführt, sollte man sich rechtzeitig um notwendige Einkäufe kümmern. Unterwegs kann es auch längere Strecken ohne Infrastruktur geben.

Natur und Kultur:
Ich war überrascht wieviel ruhige Natur mir auf dieser Route geboten wurde. Viele Wildbeobachtungen und lautes Vogelgezwitscher begleiteten mich abseits der großen Verkehrswege. Auch die großen Wälder hätte ich nicht erwartet.


Die vielen kulturellen Highlights auf der Route kann man gar nicht alle wahrnehmen, sonst wäre man Jahre unterwegs. Flensburg, Schleswig, Bremen und Oldenburg sind die großen kulturellen Zentren. Dazwischen gibt es viele kleinere Orte, die mit Großartigem aufwarten können.

Unterwegs gabe ich nur zwei Jakobswegpilger getroffen, die zu Fuß unterwegs waren. Es waren mehr Leute zu sehen, die längere Touren mit dem Rad machten.

Statistik:
An den 20 Gehtagen habe ich mehr als 530 km zurückgelegt, für die Statistik bleiben nach Abzug der Stadtbesichtigungen und diverser „Ehrenrunden“ 510 km übrig. Dabei fielen etwa 1050 Bergauf- und 1000 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 7 und 35 km, im Median 25,7 km.

Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.

Tagesstrecken Flensburg – Osnabrück

Quartierliste Flensburg – Osnabrück

Zum Start Auf dem Jakobsweg von Flensburg nach Köln – 1. Teil

Zur Kartenübersicht auf alpenvereinaktiv.com

22. Mai Rückreise von Osnabrück nach Graz

Jetzt mache ich mich auf den Heimweg mit der Bahn. Am Bahnhof von Osnabrück nehme ich noch ein Frühstück zu mir und besorge mir etwas Reiseproviant. Die Umsteigzeiten sind knapp bemessen, sodass ich mir unterwegs sicher nichts besorgen kann. Auf das Bordservice möchte ich mich nicht verlassen.

Bahnhofsvorplatz Osnabrück
Bahnhof Osnabrück

Der Zug fährt pünktlich ab und ist nahezu leer. Mein Gegenüber im Zug ist eine Argentinierin, die seit drei Monaten durch Europa tingelt.

Leider bekommt der Zug durch eine Signalstörung in paar Minuten Verspätung, die bis Hannover nicht mehr aufzuholen sind. Der Anschlusszug nach Wien ist weg, aber freundliche Servicemitarbeiterinnen suchen mir rasch Ersatz. Damit sind auch meine fehlenden Reservierungen kein Thema mehr. Ich schaue mich einfach am Bahnhofvorplatz um, wo dem Landesvater von seinem treuen Volk gehuldigt wird.

Ernst August, König von Hannover

Jetzt habe ich einen ICE nach Nürnberg – mit Sitzplatz! – und hoffe auf den Anschluss weiter nach Wien.

ICE 585/535

Die Landschaft bei 250 km/h

Zwischen Hannover und Göttingen
Zwischen Hannover und Göttingen

So, das hab ich jetzt verbockt. „Umsteigen in der Zug auf dem Gleis gegenüber“. Ich nichts wie raus aus dem Zug, in den anderen hinein. Zum Glück höre ich, dass der Zug nach München fährt, ich komme noch rechtzeitig aus dem Waggon. Mein Zug steht unmittelbar davor und fährt ab, als ich ihn sehe. Fazit: Eine Stunde Wartezeit auf dem Bahnhof in Nürnberg. Nix Blöderes soll passieren.

Bahnhof Nürnberg

„In Kürze erreichen wir Passau!“, tönt es aus dem Lautsprecher. Die Verspätung beträgt jetzt 24 Minuten.

Isar bei Plattling/Straubing
Donau bei Passau

Wir behalten bis Wien die Verspätung bei, ich steige in Wien-Meidling aus und habe ein paar Minuten zum Bahnsteigwechsel. Dann kommt der Railjet nach Graz. Es ist überraschend viel Platz.

Jetzt geht’s noch über den Semmering und meine Reise ist zu Ende.

Über den Semmering

Bis zum nächsten Mal!