Archiv des Autors: Gerhard Pierer

3. Tag Samstag, 21. Mai 2016 Herisau nach Wattwil

Der heutige Tag verspricht wieder schön  zu werden. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiede ich mich von Theres und Manfred bringt mich nach Herisau, dem gestrigen Etappenende.

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Ein paar prächtige Häuser prägen den Ortskern.

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Der Markt wird gerade erst aufgebaut. Man könnte aber schon zugreifen.

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Die Kirche St. Laurentius würde um 1520 fertig gestellt und ist heute evangelisch.

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Mein heutiger Leitberg ist der Säntis. Ich werde ihn immer wieder zur Orientierung nutzen können.

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Gleich nach dem Verlassen des Ortes führt der Weg über saftige Weiden steil bergan.

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Immer wieder ist auch noch ein Blick auf den Bodensee zu erhaschen.

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Viele Apfel- und Birnbäume blühen gerade; manche treiben sogar erst aus.

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Mein Lieblingsbaum ist diese Linde, die am Ende eines steilen Weges steht.

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Von dort kann man weit in das Land schauen. Im Hintergrund liegt der Ort Schwellbrunn, die höchstgelegene Gemeinde im Kanton Appenzell Ausserrhode.

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Die Wege führen durch saftige Wiesen,  den größten Teil der Strecke hat man keinen Asphalt.

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Schließlich taucht St. Peterzell auf, eine Klostergründung von 1050.

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Da der Ort an der Kreuzung mehrerer Handels- und Pilgerwege lag, bekam er wirtschaftliche Bedeutung.

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Das Gasthaus Schäfle gehört zu den ältesten im Ort. Aber auch andere können sich sehen lassen.

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Dem Stier möchte ich nicht begegnen.

Die prachtvolle Fassade dieses Hauses hat es in viele Publikationen geschafft.

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Hier gab es ein Badehaus.

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Manch steiler Anstieg bringt mich ganz schön zum Schwitzen: direkt hinauf und im gleichen Stil hinunter.

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Vor mir liegt Wattwil.

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Auf einer Moräne liegt das ehemalige Franziskanerinnenkloster St. Maria der Engel, das bereits seit 600 Jahren Bestand hatte und dessen Gemäuer seit vier Jahrhunderten bewirtschaftet wurden.

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Heute ist es eine „Fazenda da Esperança“, eine Einrichtung, die sich der sozialen Wiedereingliederung widmet, aber auch für Treffen  und als Begegnungsstätte offen  ist.

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Für das gemeinsame Abendessen treffen sich alle Bewohner.

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Meine heutige Nacht verbringe ich in einer ehemaligen Nonnenzelle. Die Tür ist so niedrig,  dass der Türstock auf Augenhöhe ist.

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Tagesstrecke: 23,7 km
Bergauf: 1219 m
Bergab:  1366 m

2. Tag Freitag, 20. Mai 2016 Rorschach nach Herisau

Der Morgen beginnt mit Vogelgezwitscher und blauem Himmel. Nach dem Frühstück bringt mich Manfred zurück nach Rorschach, wo ich gestern meinen Weg beendet habe.
Welcher Unterschied zu gestern!
Bei blauem Himmel wirkt das Kornhaus doppelt so schön.

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Da lacht das Pilgerherz anlässlich dieses Wetters.

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Kurz  nach dem Start treffe ich die ersten Wegweiser auf den Jakobsweg, der ausgezeichnet markiert  ist. Ich werde in nächster Zeit dem Weg Nr. 4 folgen.

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Immer wieder gibt es auf den Wegweisern auch interessante Zusatzinformationen.

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Mit dem Kreuzen der Autobahn verlasse ich endgültig Rohrschach. Der Weg führt über kleine Straßen, Feldwege oder Fußwege durch die Felder.

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Am Schlossweiher herrscht idyllische Ruhe.

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Immer wieder ergeben sich Ausblicke auf den Bodensee.

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Kurz vor St.  Gallen muss ich nochmals hinunter  zur Brücke, die den Goldachtobel überspannt, und schaue dem tosenden Wassern nach.

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Nach einem steilen Wiederanstieg um 120 m komme ich in das Stadtgebiet von St. Gallen. In einer Reihe von Wohnsiedlungen und Industriebauten fallen drei alte Häuser aus dem 16. Jahrhundert auf.

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Ich strebe dem Klosterbezirk zu und bin bald von frisch renovierten Verwaltungsgebäuden und Bürgerhäusern umgeben.

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Das Zentrum bildet natürlich die Stiftskirche, die dem Mönch St. Gallus geweiht ist.

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Die beiden Türme stehen auf der Altarseite.
Das Innere der Kirche ist prachtvoll geschmückt, aber die Deckenfresken sind sehr dunkel.

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Ich schlendere noch durch das historische Zentrum und entdecke ein paar nette Details,  bevor ich mich mit Theres und Manfred treffe, die mich den zweiten Teil des Weges nach Herisau begleiten werden.

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Der Weg aus St. Gallen führt wieder an Industrie- und Wohnanlagen vorbei.
Die Jakobskapelle wurde im 19. Jhdt. errichtet.

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Die Schlucht der Urnäsch wird von kühnen Brücken überspannt.

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Nach drei Stunden erreichen wir Herisau, von wo wir mit der Bahn wieder nach St. Gallen zurückkehren.

Vom Balkon des Hauses meiner Gastgeber genieße ich den Ausblick auf die Stadt, die auch nicht ohne Bausünden ist.

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Der Säntis, am Morgen noch in wolkenlosem Blau, versteckt sich ein bisschen.

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Zum Abschluss des Tages laden mich meine Gastgeber zu einer Fahrt nach Appenzell ein.

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Die letzten beiden Bilder zeigen das Werk des Aktionskünstlers Roman Signer, der ein persönlicher Freund von Manfred ist.
Ein angenehmes Abendessen in einem Appenzeller Landgasthaus mit heimischen Gerichten lassen den Tag schön ausklingen.

Tagesstrecke: 23,5 km
Bergauf: 969 m
Bergab: 632 m

1. Tag Donnerstag, 19. Mai 2016 Lauterach nach Rohrschach

Die Wettervorhersage hat recht: In der Nacht setzt der Regen ein, dazu wehen einige heftige Böen. Ich lasse es gemütlich  angehen und verlasse nach Hilde und ihrem Sohn kurz nach acht Uhr das gastliche Haus.

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Der Pfänder schaut gerade noch aus den Wolken, aber es regnet weniger als befürchtet.

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Der Riedsee, im Sommer eine beliebte Bademöglichkeit, liegt beschaulich und verlassen.

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Die durch das Ried führende Schotterstraße ist durch den Regen leicht weich und fast wie ein Waldboden zu begehen.

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Der Lustenauer Kanal und die Dornbirner Ach begleiten den Rhein, der durch Regen und Schmelzwasser recht grau daherkommt.

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Gleich  nach der Rheinbrücke  kommt der kleine Ort Fußach, von dem ich gestern berichtet  habe. Für mich ist der Ort mit einer meiner frühen politischen Erfahrungen verbunden, obwohl ich damals keine Beziehung zum Ort hatte. In Kurzform: 1964 sollte ein neues Bodenseeschiff getauft werden. Die Vorarlberger Landesregierung beschloss den Namen „Vorarlberg“. Als durchsickerte, dass die Regierung in Wien das Schiff „Karl Renner“ nennen wollte, versammelten sich schon früh am Morgen 1000 Menschen im Hafen. Als höchste Regierungmitglieder kamen, wurden sie mit Schmährufen, Tomaten  und faulen Eiern empfangen. Die Minister zogen die Flucht der Taufe vor. Dem Schiff wurde von den Protestierenden in einer „Nottaufe“ der Name „Vorarlberg“ gegeben, der später offiziell wurde. Da haben es die aus dem Ländle denen im fernen Wien aber gezeigt!

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Nähert man sich Fußach, fällt  der kleine Turm der Dorfkirche auf, die sich als moderner Sakralbau entpuppt.

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Der Innenraum ist in Holz und Stein gehalten und von verschiedenen Bedarfsräumen umgeben.

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Auch die Friedhofserweiterung ist architektonisch interessant gelöst.
Von der alten Fußacher Burg berichtet nur mehr eine Schautafel.

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Die Landschaft im Bodensee Delta wurde von den vielen Rhein – Verlängerungen in der Geschichte gestaltet. Im Mockenried steht auf den Feldern das Wasser der letzten Regentage.

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Auf den sumpfigen Wiesen blühen gerade die Iris.

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In Höchst fällt mir am Ende einer sicher 60 m langen Gartenmauer ein aufwändig gestalteter Hauseingang auf.

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Die Rhododendren stehen in voller Blüte.

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Vor Gaißau komme ich an den Alten Rhein mit seinen Auen und Restwassern.

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Bei Gaißau überquere ich über eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke den Alten Rhein und komme ohne Grenzkontrolle in die Schweiz.

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Den Stempel für meinen Pilgerpass hole ich mir in Rheineck, einem geschäftigen Ort mit alten Häusern an der Hauptstraße.

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Am langen Ende von Rheineck wartet der Steinerne Tisch auf die Besteigung.

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Der Kalkfelsen, Überbleibsel aus Meeresablagerung und Eiszeitabtragung,  ist mit seinen 524 m ein ausgezeichneter Aussichtspunkt über den Bodensee auf der einen und Thal auf der anderen  Seite.

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Der Flughafen Altenrhein wurde früher auch von Graz aus angeflogen.

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Über den Rorschachberg führt eine steile Zahnradbahn von Rohrschach nach Haiden.

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Unterwegs komme ich immer wieder an kleinen Burgen und Schlösschen, wie das Schloss Wartensee, vorbei.

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Jetzt liegt endlich die Bucht von Rohrschach  vor mir.

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Mit Schweizer Patriotismus weder ich empfangen.

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Das Kornhaus am Hafen war ein wichtiges Handelszentrum und beherbergt heute ein Museum und Kunstausstellungen.

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Jetzt bin ich am Ziel des heutigen Tages
Der Jakobsbrunnen in Rohrschach ist der Ausgangspunkt des Appenzeller Jakobsweges.

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Ich werde von Manfred abgeholt, der mich mit nach St.  Gallen in sein Haus nimmt.

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Tagesstrecke: 25,0 km
Bergauf: 650 m
Bergab: 650 m

Ich bin wieder auf dem Weg! Oder „Der Tag 0“ Mittwoch, 18. Mai 2016

Ich bin wieder auf dem Weg!

Gestern Abend habe ich am Grazer Hauptbahnhof den Euro-Night in Richtung Schweiz genommen und bin gut durchgeschüttelt in der Früh in Feldkirch angekommen.

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Mit der S-Bahn komme ich nach Lauterach, wo ich im Vorjahr meine letzte Etappe beendet hatte. Dort treffe ich Hilde, bei der ich auch heuer wieder mein Zwischenquartier nehmen darf.

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Nach einem zweiten Frühstück schlägt sie eine kleine Radtour an die Gestade des Bodensees vor. Da ich wieder das E-Bike nehmen darf, stimme ich zu.

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Im Gemeindeamt von Lauterach, gegenüber der Kirche, hole ich mir meinen ersten Stempel für meinen Credential. Der gilt  natürlich erst ab morgen.
Auf der Brücke über die Bregenzer Ach gibt’s den ersten Fotostopp.

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Vom Bregenzer Hafen gibt es einen herrlichen Blick auf das deutsche Ufer mit der Stadt Lindau.

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Im Hafen liegen auch mehrere Schiffe, darunter die hochmoderne „Sonnenkönigin“ oder das Schiff, das österreichische Politgeschichte schrieb, die „Vorarlberg“. Doch darüber möchte ich morgen berichten.

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Entlang des Bodenseeufers geht es bis nach Lindau. Unterwegs passieren wir die Grenze zwischen Vorarlberg und Bayern, wo nach dem Schengen-Abkommen zwischen Österreich und Deutschland keine Grenzen ausgewiesen werden.

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In der Au neben dem Radweg sehe ich erstmals Biberspuren live.

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So genieße ich zum Auftakt gleich das heute noch schöne Wetter und lerne Neues kennen.

Resumé über den 3. Abschnitt – Südösterreichischer /Österreichischer Jakobsweg Bruneck/I nach Lauterach-Bregenz

Jetzt habe ich es geschafft: ich bin tatsächlich einmal quer durch Österreich marschiert!
Der dritte Abschnitt war natürlich von den hohen Bergen der Alpen geprägt.
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Das Auf und Ab an den Talrändern haben auf ziemlich genau 350 km nicht weniger als 10.635 Bergaufmeter und 11.175 Bergabmeter ergeben. Dabei bin ich nicht immer den „Vorgaben“ gefolgt, sondern habe meine Strecke auch individualisiert. Ich war 14 Tage auf der Strecke, wobei die Wegstrecke am 1, Tag und der Abstieg nach Innsbruck nur 10 km lang waren.

Es war auf diesem Streckenabschnitt leichter, Quartiere zu finden als im Bereich „Lavamünd – Bruneck“. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass hier mehr Pilger/Fernwanderer unterwegs sind als im Südosten. Einzig vor und nach Ellbögen war nichts frei, sodass ich bis Patsch durchgehen musste. Dann war der Weg nach Innsbruck ein kurzer.
Highlight ist natürlich das Hospiz in St. Christoph, auch wenn ich außerhalb der Saison dort war.
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Für die Orientierung habe ich mir die Karten von
http://www.jakobsweg.ch/de/eu/it/jakobswege/i-pilgerweg-suedtriol-b-niedervintl-gries-am-brenner/
ausgedruckt und auch auf das Smartphone gespeichert.
Zusätzlich habe ich auch Lindenthal: Auf dem Jakobsweg durch Süd-Österreich, Slowenien, Südtirol; Tyrolia; Innsbruck 2007; 2. Auflage; mitgehabt. Dieses Buch ist natürlich in die Jahre gekommen.

Beide Quellen differieren manchmal mit der Realität. Wenn man die Abzweigung auf eine neue Trasse übersieht, kann man leicht Überraschungen erleben. Die Qualität der Markierungen auf dem Weg ist unterschiedlich. Im Inntal sind sie generell gut (Dank Werner Kräutler!).
Auf dem Brenner hatte nicht nur ich Schwierigkeiten. Ich habe nach alter Pfadfinderart mir meinen Weg selbst gesucht.
Bei der Mühlbacher Klause habe ich entweder die Abzweigung übersehen, oder die Markierung entspricht nicht den jetzigen Gegebenheiten. Die GPS – Route führt mich über den alten Radweg, schön und einsam, bis die alte Brücke fehlt und der Weg schmal und für Standardpilger sicher gefährlich wird. Ein bisschen Adrenalin hilft dann auch.
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Vor Ellbögen dürfte ich auch eine Abzweigung übersehen haben. Ich habe keine Markierung mehr gefunden und dann einige Höhenmeter, Weidezäune und andere Hindernisse überwinden müssen. Dafür wurde ich mit einer Wiese mit Herbstzeitlosen überrascht.

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Mit dem Wettergott hatte ich ein gutes Agreement. Wenig Wind, nicht zu viel Sonne. Wäre der Föhn vor Bludenz eine halbe Stunde später zusammengebrochen, hätte ich mir diesen Platzregen auch ersparen können. Am nächsten Tag gab es gerade zwischendurch etwas leichten Regen.

Auf dem Weg habe ich zwei Pilgerinnen getroffen. Die erste ist eine  Wienerin, mit der sich immer wieder im Wipptal meine Wege kreuzten.
Die zweite ist eine Tirolerin, die ich am Ortsausgang von Haiming beim Schuhbinden einholte. Wir haben uns gut verstanden, haben das gleiche Tempo gehabt und sind dann so bis Feldkirch gemeinsam gegangen. Zu zweit ist natürlich auch die Orientierung wesentlich einfacher. Herzlichen Dank, liebe Daniela, für deine Begleitung.

Meine letzte Etappe von Feldkirch nach Lauterach ist atypisch für die Jakobswege.

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Der Grund für meine Wegwahl: In Lauterach wohnt Hilde mit ihrer Familie, der ich versprochen habe, sie zu besuchen und mehr Zeit zu haben als sonst.
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Ihr verdanke ich anschließend eine wunderschöne Radtour in den Rohrspitz und einen schönen Ausflug nach Bildstein und Alberschwende.

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Der zweite Grund ist, dass ich im nächsten Jahr von Lauterach nach St. Gallen gehen möchte, wo Pilgerfreunde, die ich auf dem Camino Francés kennen gelernt habe, wohnen.
Die Festspielbühne in Bregenz, wo heuer Turandot auf dem Programm stand, präsentiert sich in strahlendem Sonnenschein.
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Vielen Dank für die netten und aufmunternden Kommentare hier im Blog und auf Facebook. Besonders danke ich Heidrun, die meine Beiträge von besonders kreativen Autokorrekturvorschlägen befreit hat.

Ich freue mich schon auf den nächsten Abschnitt des Weges durch die Schweiz.
An guat’n Weg – Buen Camino – Ultreia!

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14. Tag Samstag, 19. September 2015 Feldkirch nach Lauterach

Ich habe  die Nacht in den alten  Gemäuern des Siechenhauses bestens verbracht und verlasse das Haus gleich kurz nach sieben Uhr. Ich gehe  die lange Bahnhofstraße zurück ins Zentrum und frühstücke in einer Bäckerei.
Der Himmel ist zwar bedeckt, die blauen Flecken lassen doch hoffen.

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Die Hohe Brücke war viele Jahre die einzige Verbindung über den Fluss und Hauptweg nach Liechtenstein.

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Der Ill-Fluss wird mich auch heute wieder begleiten, obwohl das seine letzten Meter als Fluss sind, danach mutiert er zu einem Kanal.

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Auf dem Hochwasserdamm führt mich ein geschotterter Radweg  aus der Stadt. Die Ill fließt ab Feldkirch ungefähr acht Kilometer schnurgerade auf der Rhein zu.

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Die Berge dahinter liegen schon in der Schweiz.

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Die Altau wird durch einen Durchlass mit Fischtreppe mit Frischwasser versorgt.

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Eine gedeckte Holzbrücke in altem Stil verbindet die Au mit dem Damm

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Endlich am Rhein.

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Der Rhein – Flusskilometer 18 in Österreich.

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Die Grenze zur Schweiz in Meiningen.

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Die weiten Überflutungszonen lassen erahnen, wieviel  Wasser da kommen kann.

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Während  der asphaltierte Radweg direkt  am Fluss entlang führt, gehe ich bequem auf dem Schotterweg den Damm entlang.

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Auf einem Rastplatz finde ich die alte Lore, kann aber vorerst keine Zusammenhänge  herstellen. Erst ein paar Kilometer später folgt die Erklärung. Zum Schütten des Rheindammes in den Bodensee wurde eine elektrifizierte Schmalspurbahn errichtet, die das Material vom Koblacher Steinbruch bis an die Baustelle  brachte.

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Die Bahnbrücke war nach einem Hochwasser nicht mehr verkehrssicher und wurde teilweise abgetragen.

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Heute kann man auf einem verbliebenen Rest mit einer Museumsbahn fahren.

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Mein weiterer Weg führt mich durch die Au-Landschaft am Rhein, die  teilweise landwirtschaftlich genutzt wird, aber auch unter Schutz gestellt ist.

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Die Altarme bieten Pflanzen und Tieren viel Platz.

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Entlang des Vorarlberger Mittellandkanals komme ich zügig vorwärts.

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Über mir kreist eine Weihe und sucht nach Nahrung. Da ich nicht in ihr Beuteschema passe, streift sie bald ab.
Vielleicht lässt sie sich auch durch das Luftschiff stören, dass über den Bodensee kommt.

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Ich überquere die Dornbirner Ache auf einer alten Holzbrücke.

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Schließlich komme ich gut in Lauterach an, wo ich in der Familie von Hilde willkommen geheißen werde und meine dritte Etappe des Jakobsweges abschließe.

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Tagesstrecke: 37,46 km
Bergauf: 141 m
Bergab: 185 m

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13. Tag Freitag, 18. September 2015 Bludenz nach Feldkirch

Alle Sachen trocken! Die Hotelmanagerin hat mir gestern meine nassen Klamotten und Schuhe zum Trocknen abgenommen und heute ist alles wieder gebrauchsfertig. Nach einem guten Frühstück habe ich mich entschlossen, mich gleich auf Regen vorzubereiten. Die Vorhersagen sind wegen der derzeitigen Bedingungen sehr ungenau.
Im Moment regnet es zwar nicht, aber es dauert nicht lange, bis es zu tröpfeln beginnt.

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Die Berge im Illtal wirken durch ihre Regen- und Nebelschleier richtig mystisch.

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Die Strecke ist wieder sehr abwechslungsreich: Asphalt, Wiesenwege, Waldwege, Schotterwege  – alles gibt es in gutem Mix.
Die alte Römerstraße gleich nach Thüringen bringt mich auf ein Plateau über dem Illtal.

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Schwacher Regen, Nieseln und trockene Phasen wechseln ab.

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Ein altes Haus in Thüringen.

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Der Gasthof Adler in Schnifis zeugt auch vom Wohlstand in der Vergangenheit.

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Von der Südseite ziehen dicke Nebelschwaden heran.

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Über uns hängt der Nebel und ich mitten drin.

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Die Kühe haben gerade „Siesta“.

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Zwischen Frastanz und Feldkirch  wird es nicht nur für die Ill eng, auch der Verkehr muss teilweise in den Berg ausweichen.

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Endlich erreicht!

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Ich verabschiede mich von Daniela, mit der ich die letzten Tage gemeinsam gegangen bin. Sie besucht eine Freundin in Feldkirch, ich suche die Jugendherberge.

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Die Jugendherberge ist im Alten Siechenhaus untergebracht, das wahrscheinlich schon vor 1350 errichtet wurde und der Unterbringung von Lepra- und Pestkranken weit außerhalb der Stadtmauern diente. Es ist funktionell restauriert. Überall Holz und dicke Mauern.

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Nach kurzer Erholung fahre ich mit dem Bus zurück in die Stadt zum Sightseeing.

Die Schattenburg, die der Gründer von Feldkirch, Hugo von Montfort um 1200 errichtete, überragt die Stadt.

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Die Verkehrsprobleme wurden neuzeitlich gelöst.

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Der Katzenturm hat einen Namen von den „Katzen“ genannten Kanonen.

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Hugo von Montfort?

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Altstadtspaziergang

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Der Dom ist nicht nur wegen seines Grundrisses sehenswert.

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Das Montforthaus ist ein Kultur- und Kongresszentrum am Rande der mittelalterlichen Feldkircher Altstadt und wurde nach einem umfangreichen Um- und Neubau im Jänner 2015 neu eröffnet.

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Und während meines Bummels durch die mittelalterliche Altstadt lacht sogar kurz die Sonne vom Himmel.

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Tagesstrecke: 25,50 km
Bergauf: 498 m
Bergab: 622 m

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12. Tag Donnerstag, 17. September 2015 St. Christoph am Arlberg nach Bludenz

Der gestrige Tag ist dem Genießen gewidmet gewesen, heute steht der Wettstreit mit dem Wetter auf dem Programm.
Doch gleich von Anfang an.
Der Morgen ist so klar wie die vergangene Nacht. Die Passhöhe wird von vielen LKW-Zügen befahren.

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Diese Berge sind vorerst richtungsgebend für den heutigen Weg.

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In der Talsohle des jungen Baches herrschen moorähnliche Bedingungen. Ich muss genau achten, wohin ich steige,  damit ich nicht im Gatsch lande.

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Auf der alten Passstraße,  die fast parallel zu neuen verläuft, komme ich rasch nach unten.

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Ganz wenige Blütenpflanzen sind um diese Zeit zu finden.

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Nun kommt die Sonne endlich hinter dem Berg hervor (08:19 Uhr)

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Von den Seitenwänden kommen kleine Bäche und Wasserfälle herunter.

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Die Alpe Rauz stand früher mit den Tirolern immer auf Kriegsfuß.

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Der Bach hat an Größe zugenommen, jetzt sind schon kleine  Brücken notwendig,  um darüber zu kommen.

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Stuben am Arlberg hat eine in die Landschaft passende Kirche.

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Klösterle am Arlberg ist ein langgestrecktes Dorf.

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Der Weg führt manchmal am Talboden, dann wieder auf den steilen Hängen dahin.

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Auch die alte Eisenbahnstrecke dient als Weg.

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Die alte Bahnstation von Wald.

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Die Vegetation zeigt, dass wir schon viel an Höhe verloren haben.

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Die Fassaden vieler Häuser sind auffallend mit kleinen Holzschindeln gestaltet.

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Das Klostertalmuseum für Heimat und Verkehr in Wald am Arlberg.

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Diese Druckleitungen gehören zum Pumpspeicherwerk Spullersee.

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Ist ja nicht mehr weit bis Santiago….

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Eine überdimensionierte Muschel zeigt bei Dalaas eine Pilgerherberge an.

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Eine dunkle, behaarte Raupe versucht rasch den Weg zu überqueren.

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Ein  paar Impressionen, bevor es zu regnen  beginnt.

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Kurz vor Bludenz tritt das vorhergesagte Ereignis ein. Der Föhn bricht zusammen, es beginnt zu regnen. Eine halbe Stunde später wäre ich im trockenen Quartier gewesen.
Nach zwei Stunden erkunde ich Bludenz im Trockenen.

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Schloss Bludenz

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Tagesstrecke: 35,95 km
Bergauf: 683 m
Bergab: 1879 m

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11. Tag Mittwoch, 16. September 2015 Pettneu nach St. Christoph am Arlberg

Gleich zu Beginn wieder zum Wetter. Es schaut vorerst nicht recht überzeugend aus. Vom Westen schiebt sich eine Wolke nach der anderen heran. Beim Abmarsch fallen sogar ein paar Tropfen.

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An der Kirche von Pettneu mit dem Hl. Christophorus vorbei geht der Weg gemütlich auf Schotter und Wiesen dahin.

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Die Hochspannungsleitungen sind die ständigen Begleiter.  Vom Berg herunter zieht sich ein Murentobel, wo gerade die Reste der letzten Muren beseitigt werden. Da kann man froh sein, nicht ständig dieser Gefahr ausgesetzt zu sein.

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Vor uns liegt St.  Jakob am Arlberg.

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Selbstverständlich besuche ich die Kirche, die dem Pilgerpatron geweiht ist. Der Christophorus zeigt, dass es sich um eine Kirche, die an einem Saumpfad liegt, handelt (Säumerkirche).

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Im Vorraum werde ich schon vom Hl. Jakobus empfangen.

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Das Innere der Kirche ist 2008 renoviert worden und sehenswert.

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Auf dem Seitenaltar ist der Hl. Rochus,  auch ein Pilgerpatron dargestellt

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Im Deckenfresko glaube ich den Jakobus wiederzuentdecken.

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Die Kanzel ist besonders für ihre Figur des stürzenden Satans bekannt.

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Auf der Südseite des Kirchturmes steht seit 1885 der Gedenkstein für die beim Bau des Arlbergtunnels 1880 bis 1884 verstorbenen Arbeiter.

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Gleich nach der Kirche geht es nach oben. Trotzdem ist der Weg gut begehbar und abwechslungsreich. Ein nasser,  steiler Hang wird elegant mit einem Steg überquert.

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Es ist nicht weit bis St.  Anton, einem typischen Tourismusort. Hier verschwinden sowohl die Autobahn als auch die Eisenbahn im Berg.

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Als nächstes steht uns die Schlucht der Rosanna bevor, die sich tief  eingegraben hat.

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Ein schmaler Saumpfad führt entlang der steilen Felsen.

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Der Anstieg ist lange und mühsam, aber ich werde von tollen Ausblicken belohnt.

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Unterwegs treffen wir auf ein sichtlich neues Projekt:
Ich nenne es „Ins Land eini schaun“.

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Kurz vor dem Erreichen des höchsten Punktes kommen uns ein paar Wanderer entgegen.

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An dieser Schneeanzeige kann man die Schneehöhen verschiedener Jahre ablesen.

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Die geringste Höhe war gerade ein Meter.

Dann liegt der Maisee vor uns.

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St.  Christoph liegt ziemlich genau auf 1800 m Höhe und ist eine Ansammlung von Hotels. Die Hauptsaison ist im Winter.

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Hier liegt auch das Hospiz St. Christoph, ein 5-Stern-Hotel, in dem Pilger mit Ausweis aus Tradition günstig Unterkunft und Verpflegung bekommen.

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Ich bin mir sicher, es ist die nobelste Pilgerherberge auf allen Jakobswegen.

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Auch in der Beleuchtung finde ich die Jakobsmuschel wieder.

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Nach der Restaurierung meines Körpers in diesem edlen Badezimmer, Massage war nicht inkludiert, begebe ich mich auf Entdeckungstour.

An das Hospiz angebaut ist die Bruderschaftskapelle.

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Die Bruderschaft St.  Christoph setzt das Werk der alten Bruderschaft fort, die das Hospiz 1386 gegründet hat. Ihr Initiator war Heinrich Findelkind.  Vorher hatten sich die Johanniter um Sicherheit und Wohl der Reisenden gekümmert.
Heute hat die Bruderschaft viele prominente Mitglieder und Unterstützer.

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In dieser Kapelle steht eine Monumentalstatue des Hl.  Christophorus. Die alte ist bei einem Brand vernichtet worden.

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Die gesamte Gestaltung der Kapelle wurde 1962 erneuert

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Vor dem Tor steht der Nachbau eines alten Touristenbusses,  der in Filmen schon öfters zum Einsatz kam.

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Direkt gegenüber dem Hospiz steht die Ski Austria Academy, früher einfach Bundessportheim St. Christoph, wo im Winter die Schilehrer und Trainer ausgebildet werden.

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Ich gehe die kurze Strecke zur Passhöhe hinauf und mache einen Blick auf die andere Seite.

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Die Souvenirstände stehen trotz Föhnwind und sollen Käufer anlocken.

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Um sieben Uhr gibt es das Abendessen. Es findet in der Hospiz-Alm, einem Nebengebäude statt.  Mit uns ist eine Reisegesellschaft aus Frankreich (3 Busse) dabei.
Der Seniorchef führt durch seinen Weinkeller, die Pilger dürfen Gott sei Dank etwas abseits ihre Plätze einnehmen und alle bekommen Kochmützen aufgesetzt. Die Franzosen erhalten sogar Schürzen, denn sie „kochen“ bei diesem Tourismus-Abend das Essen selbst.

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Erster Gang: Lasagne

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2. Gang : Putenstreifen mit Champignongemüse auf Blattsalat.

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Der Chef des Hauses bringt ein Glas St.  Emilion aus 2002 vorbei.

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3. Gang: Beiriedschnitte mit Zwiebel-Karottensauce und Kartoffelrösti

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4. Gang: Blätterteigstückchen mit Cointraux-Creme und Eis.

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Nach diesem Abendessen falle ich viel später als geplant ins Bett.

Tagesstrecke: 14.15 km
Bergauf: 835 m
Bergab: 398 m

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10. Tag Dienstag, 15. September 2015, Rifenal nach Pettneu / Arlberg

Noch hängen Nebelschwaden über dem Tal, aber die Wettervorhersage ist für heute positiv.

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Gleich auf der anderen Straßenseite beim  Hotel begrüßt mich ein recht großer Schafbock.

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Nach der nächsten Straßenkehre habe ich einen schönen Blick auf Zams.

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Ein Pfad, der die weiten Kurven der Straße abschneidet, verkürzt den Weg entscheidend.

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Zams durchquere ich nur auf einer kleinen Nebenstraße. Dort finde ich diesen schönen  Brunnen mit dem Hl.  Florian zum Waschen und Viehtränken.

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Nach der Ortschaft führt der Weg noch flach entlang des Inns dahin, ab Perjen bei Landeck auf einem Kilometer gleich über 200 m steil nach oben.

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Unterwegs hole ich Daniela, die Tiroler Pilgerin von gestern,  wieder ein.  Neben dem Weg blühen viele Herbstzeitlosen, denen der gestrige Regen aber nicht sehr gut getan hat.

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Bis Stanz bei Landeck haben wir bereits über 250 Höhenmeter gutgemacht.

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Tief unten im Tal liegt Landeck.

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Der Ort Grins war schon von den Römern als Siedlungsort genutzt worden. Die besondere  Lage auf der Sonnseite macht das Dorf besonders attraktiv. Fast alle Häuser sind schön renoviert und gepflegt.

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Die „Römerbrücke“ kann zwar nur geschichtlich auf das Mittelalter zurück blicken, ist  aber trotzdem sehr interessant.

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Auch die kleine Kapelle am Schluchtrand ist sehenswert.

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Auf dem Hauptplatz bietet ein Brunnen gleich zwei Sorten von Wasser an: normales Trinkwasser und Heilwasser.

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Vor dem Heilwasser,  das unter anderem gegen Darmträgheit indiziert wird,  wird gewarnt.  Bei reichlichem Genuss könnte das Gegenteil eintreten.

Auf dem Friedhof fällt mir dieses überaus prächtige, kunstvoll geschmiedete Kreuz auf.

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Aus dem Sannatal biegen wir ins Rosannatal ein. Wir bleiben immer hoch über dem Talboden.

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Die Wege sind angenehm zu begehen, Schotterwege, Waldwege und Wiesenwege wechseln sich ab.

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Im Tal liegt Strengen am Arlberg, das wir umgehen.

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Ursprünglich wollte ich heute nur bis Flirsch, da das Wetter aber so schön und es noch früh ist, ist die Fortsetzung des Weges fast logisch.
Nach einer Stärkung mit Speckknödelsuppe und Isogertänk (wie immer) geht’s weiter. An einem Haus fällt der Blumenschmuck besonders auf.

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In Pettneu vermittelt uns die Tourismusinformation an eine nette Pension über dem Dorf.  Dafür erspare ich mir morgen ein paar Höhenmeter zum Arlbergpass.

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Der Hohe Riffler (3168 m) überragt alles.
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Und nun kehrt Abendstimmung ein…
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Tagesstrecke: 28,12 km
Bergauf: 1328 m
Bergab: 1037 m