Gleich zu Beginn wieder zum Wetter. Es schaut vorerst nicht recht überzeugend aus. Vom Westen schiebt sich eine Wolke nach der anderen heran. Beim Abmarsch fallen sogar ein paar Tropfen.
An der Kirche von Pettneu mit dem Hl. Christophorus vorbei geht der Weg gemütlich auf Schotter und Wiesen dahin.
Die Hochspannungsleitungen sind die ständigen Begleiter. Vom Berg herunter zieht sich ein Murentobel, wo gerade die Reste der letzten Muren beseitigt werden. Da kann man froh sein, nicht ständig dieser Gefahr ausgesetzt zu sein.
Vor uns liegt St. Jakob am Arlberg.
Selbstverständlich besuche ich die Kirche, die dem Pilgerpatron geweiht ist. Der Christophorus zeigt, dass es sich um eine Kirche, die an einem Saumpfad liegt, handelt (Säumerkirche).
Im Vorraum werde ich schon vom Hl. Jakobus empfangen.
Das Innere der Kirche ist 2008 renoviert worden und sehenswert.
Auf dem Seitenaltar ist der Hl. Rochus, auch ein Pilgerpatron dargestellt
Im Deckenfresko glaube ich den Jakobus wiederzuentdecken.
Die Kanzel ist besonders für ihre Figur des stürzenden Satans bekannt.
Auf der Südseite des Kirchturmes steht seit 1885 der Gedenkstein für die beim Bau des Arlbergtunnels 1880 bis 1884 verstorbenen Arbeiter.
Gleich nach der Kirche geht es nach oben. Trotzdem ist der Weg gut begehbar und abwechslungsreich. Ein nasser, steiler Hang wird elegant mit einem Steg überquert.
Es ist nicht weit bis St. Anton, einem typischen Tourismusort. Hier verschwinden sowohl die Autobahn als auch die Eisenbahn im Berg.
Als nächstes steht uns die Schlucht der Rosanna bevor, die sich tief eingegraben hat.
Ein schmaler Saumpfad führt entlang der steilen Felsen.
Der Anstieg ist lange und mühsam, aber ich werde von tollen Ausblicken belohnt.
Unterwegs treffen wir auf ein sichtlich neues Projekt:
Ich nenne es „Ins Land eini schaun“.
Kurz vor dem Erreichen des höchsten Punktes kommen uns ein paar Wanderer entgegen.
An dieser Schneeanzeige kann man die Schneehöhen verschiedener Jahre ablesen.
Die geringste Höhe war gerade ein Meter.
Dann liegt der Maisee vor uns.
St. Christoph liegt ziemlich genau auf 1800 m Höhe und ist eine Ansammlung von Hotels. Die Hauptsaison ist im Winter.
Hier liegt auch das Hospiz St. Christoph, ein 5-Stern-Hotel, in dem Pilger mit Ausweis aus Tradition günstig Unterkunft und Verpflegung bekommen.
Ich bin mir sicher, es ist die nobelste Pilgerherberge auf allen Jakobswegen.
Auch in der Beleuchtung finde ich die Jakobsmuschel wieder.
Nach der Restaurierung meines Körpers in diesem edlen Badezimmer, Massage war nicht inkludiert, begebe ich mich auf Entdeckungstour.
An das Hospiz angebaut ist die Bruderschaftskapelle.
Die Bruderschaft St. Christoph setzt das Werk der alten Bruderschaft fort, die das Hospiz 1386 gegründet hat. Ihr Initiator war Heinrich Findelkind. Vorher hatten sich die Johanniter um Sicherheit und Wohl der Reisenden gekümmert.
Heute hat die Bruderschaft viele prominente Mitglieder und Unterstützer.
In dieser Kapelle steht eine Monumentalstatue des Hl. Christophorus. Die alte ist bei einem Brand vernichtet worden.
Die gesamte Gestaltung der Kapelle wurde 1962 erneuert
Vor dem Tor steht der Nachbau eines alten Touristenbusses, der in Filmen schon öfters zum Einsatz kam.
Direkt gegenüber dem Hospiz steht die Ski Austria Academy, früher einfach Bundessportheim St. Christoph, wo im Winter die Schilehrer und Trainer ausgebildet werden.
Ich gehe die kurze Strecke zur Passhöhe hinauf und mache einen Blick auf die andere Seite.
Die Souvenirstände stehen trotz Föhnwind und sollen Käufer anlocken.
Um sieben Uhr gibt es das Abendessen. Es findet in der Hospiz-Alm, einem Nebengebäude statt. Mit uns ist eine Reisegesellschaft aus Frankreich (3 Busse) dabei.
Der Seniorchef führt durch seinen Weinkeller, die Pilger dürfen Gott sei Dank etwas abseits ihre Plätze einnehmen und alle bekommen Kochmützen aufgesetzt. Die Franzosen erhalten sogar Schürzen, denn sie „kochen“ bei diesem Tourismus-Abend das Essen selbst.
Erster Gang: Lasagne
2. Gang : Putenstreifen mit Champignongemüse auf Blattsalat.
Der Chef des Hauses bringt ein Glas St. Emilion aus 2002 vorbei.
3. Gang: Beiriedschnitte mit Zwiebel-Karottensauce und Kartoffelrösti
4. Gang: Blätterteigstückchen mit Cointraux-Creme und Eis.
Nach diesem Abendessen falle ich viel später als geplant ins Bett.
Tagesstrecke: 14.15 km
Bergauf: 835 m
Bergab: 398 m
(k)
Das Essen sieht g’schmackig aus!
Na, im zweiten Bildungsweg wirst du noch Koch!
Das ehemalige Bundessportheim passt auch im Winter nicht in das Ortsbild, dies haben wir im Februar schon festgestellt – schade um den früheren netten Ortscharakter.
Ulrike