Gestern haben wir mehr Zeit gehabt uns zu erholen, daher geht es für uns nach einem ausgiebigen Frühstück frisch auf den Weg. Zuerst wandern wir auf der Forststraße, dann auf der Landesstraße in Richtung Litschau.
Zubringerweg zum Schloss Hörmanns Hörmanns
Nach Hörmanns biegen wir zum Herrensee ab, der auf einem bequemen Weg umrundet werden kann.
Litschau – Herrensee Litschau – Rundweg um den Herrensee
Zwei Dichter aus unterschiedlichen Zeiten:
Der Minnesänger aus Litschau (13. Jhdt.) und Robert Hamerling (1830 -1889)
Der LitschauerRobert Hamerling
Auch Litschau hat einen breiten Hauptplatz, auf dessen Mitte die Pfarrkirche steht. Vor der Kirche steht auch ein alter Pranger aus dem Jahre 1688.
Vorbei am Bahnhof, an dem wir vor zwei Tagen angekommen sind, verlassen wir die Stadt nach Süden. Unterwegs werden wir von einem Pferdegespann überholt. Wenn dieses Pferd einem auf die Zehen tritt, ….
Gegend nach LitschauPferdegespann
Über einen kleinen Umweg kommen wir zum „Altarstein“, einem Felsen, der unter Naturschutz steht.
Litschau – Altarstein
Heute sind wir glücklicherweise wieder mehr auf Schotterstraßen oder Naturwegen unterwegs.
Waldweg
An dieser tollen Wasseranlage mit Mühlrad in Gopprechts steht eine Schauschmiede.
Gopprechts – alte SchmiedeGopprechts – alte Schmiede
Vor dem Gemeindeamt in Brand-Nagelberg steht ein eindrucksvoller „Zunftbaum“. Er soll 15 m hoch und 2500 kg schwer sein.
Brand – Zunftbaum
Eigentlich hätten wir bei Brand übernachten sollen, aber unser Quartiergeber hat da offenbar das Datum verwechselt. In der Eile bekommen wir ein Ersatzquartier in Gmünd und der Hausherr führt uns dorthin.
Zwischendurch fährt eine Garnitur der Museumsbahn mit Dampflok vorbei.
Museumszug auf der Waldviertelbahn Museumszug auf der Waldviertelbahn
Seit drei Tagen waren wir nicht nur auf dem Weitwanderweg 07, sondern gleichzeitig auf dem Weitwanderweg 08, dem Eisenwurzenweg, unterwegs. Ich nehme gleich die Möglichkeit wahr, einen österreichischen „Eckpunkt“, den nördlichsten Punkt unseres Landes in mein persönliches Wandernetz einzuflechten.
Unser Quartier, der Sonnenhof, liegt etwas abseits von Litschau, dafür direkt auf dem 08er.
Hotel Restaurant SonnenhofDirekt am 08
Die heutige Wanderung ist extrem asphaltlastig. Gefühlte 90 % des Weges sind asphaltiert. Wenigstens der Verkehr hält sich in Grenzen. Über sanfte Höhenrücken mit schöner Aussicht kommen wir nach Haugschlag, bekannt auch aus mehreren Fersehfilmen als Inbegriff der Grenzlage.
Dafür gibt es hier gleich zwei 18 Loch – Golfplätze.
HaugschlagPfarrkirche Haugschlag
Nach Rottal, einer Streusiedlung, steht die Europaeiche.
OrtstafelRottalAltes Haus in RottalEuropaeiche
Von dort führt ein Weg hinunter zur Grenze am Rottaler Bach. Diese Grenze war bis zur Ostöffnung absolutes Sperrgebiet.
Am Rad- / Wanderweg zur Grenze Grenzbrücke Grenzbrücke
Nicht weit davon liegt das Hotel Peršlàg, das in der kommunistischen Zeit eine Kaserne war. Heute ist es ein Wellnesshotel.
Vor dem Hotel steht der Republikstein. Er hat die Form der ehemaligen Tschechoslowakei.
Die erste Inschrift stammt von tschechoslowakischen Zöllnern aus dem Jahr 1938. Der Text lautet: „Uns gehört sie, unsere bleibt sie, 1938“. Damit war die Republik gemeint. Nach dem Anschluss des Sudetenlandes meißelten Soldaten der Wehrmacht folgenden Text ein: „Bis wir kamen, 1938“. Nach dem Krieg, im Jahre 1945, als wieder tschechische Zöllner in die Kaserne einzogen, fügten sie die Inschrift hinzu: „Die Wahrheit siegt“.
Hotel Peršlàg und Republikstein
Am angrenzenden Neumühlteich finden die Hotelgäste Entspannung.
Neumühlteich
Die Ortschaft Neumühl bestand an diesem Ort etwa seit dem 12. Jhdt., der Zeit der Kolonialisierung der Gegend. Während der NS-Zeit stand das Dorf unter deutscher Herrschaft. Nach dem Kriegsende 1945 wurden am 28. Mai 1945 die letzten 45 deutschen Bewohner über Nacht vertrieben und später der „Eiserner Vorhang“ errichtet. Alle hier lebenden Menschen wurden abgesiedelt und das Dorf dem Erdboden gleich gemacht.
Ruinen von Neumühl
Während der kommunistischen Herrschaft war der Ostblock durch Grenzzäune, Schussanlagen und schwere Bewachung mit Schießbefehl gesichert.
Heute können wir glücklicherweise dieses Grenzgebiet wieder von beiden Seiten ungehindert besuchen und uns unserer Freiheit erfreuen.
Wir wollen den nördlichsten Punkt Österreichs aufsuchen, sind aber auf der tschechischen Seite. Wir sehen ihn zwar, aber zwischen uns liegt der Neumühlbach mit erhöhter Wasserführung. Die geplante Überquerung über die Steine im Bach verschieben wir und gehen wieder zurück zur Grenzbrücke.
Auf der tschechischen Seite des NeumühlbachesFurt durch den Neumühlbach
Schließlich kommen wir an die andere Seite des Ufers, wo der Zusammenfluss des Rottalbaches mit dem Neumühlbach als nördlichster Punkt angegeben wird, weil diese Stelle so markant ist.
Am Grenzstein Am Grenzstein
Dann gehen wir wieder bis Haugschlag zurück, wo wir bis zum Schloss Hörmanns mit dem Bus fahren und über die Waldstraße zu unserem Hotel zurück wandern.
Schloss Hörmanns bei LitschauSchloss Hörmanns bei Litschau
In der Nacht regnet es immer wieder. Dann ist es wieder trocken, während des Frühstücks beginnt es wieder leicht zu regnen. Wir beschließen, in Regenbekleidung unseren Weg zu beginnen. Leider stellt sich unsere Entscheidung als richtig heraus.
Im Gabrielental
Unser Weg führt uns gleich zu Beginn in das reizende Gabrielental, das durch die Lainsitz gebildet wurde. Eine Zeitlang fliegt sogar ein Eisvogel vor uns her.
Im GabrielentalIm Gabrielental
In Wultschau, einem kleinen Dorf, ist die Kapelle offen und überrascht mich mit ihrer gediegenen Ausstattung. Die Kapelle wurde im Jahr 1748 erbaut und enthält einen Barockaltar sowie ein auf Holz gemaltes Bild mit der Jahreszahl 1825, das aber wohl älter ist.
Dorfkapelle WultschauDorfkapelle Wultschau
Dann geht es höher hinauf in Richtung Moorbad Harbach
Beim steinernen Weib
Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir haben einen klaren Blick hinunter auf Harbach.
Harbach
Nach längerem mäßigen Anstieg geht es kurz vor dem Ziel wieder steiler bergan.
Anstieg Anstieg
Schließlich erreichen wir die Nebelsteinhütte auf 1015 m.
Nebelsteinhütte
Wir machen aber nicht halt, sondern gehen noch ein paar Meter weiter zum Gipfel des Nebelsteins.
Wir haben unser begehrtes Ziel erreicht: Wir haben der Ostösterreichischen Grenzlandweg 07 zur Gänze zurückgelegt und dabei 741 km von Bad Radkersburg in der Südoststeiermark bis hierher zurūckgelegt.
Am Ziel!Am Ziel!Am Ziel!
Der Nebelstein ist Ausgangspunkt und Kreuzungspunkt vieler nationaler und internationaler Weitwanderwege. Einige davon bin ich schon in der Ferne gegangen.
Weitwanderwege am Nebelstein
Die Fernsicht ist noch etwas „verwaschen“.
Blick vom Nebelstein Blick vom Nebelstein
Wir kehren in der Nebelsteinhütte ein und stärken uns mit Kaspressködelsuppe und Strudel. Zur Feier des Tages stoßen wir mit einem Glas Wein an.
In der Hütte organisieren wir uns die Rückfahrt nach Gmünd. In den Ferien ist der Busfahrplan in der Gegend stark ausgedünnt. Ein Wandererpaar setzt uns direkt beim Bahnhof der Waldviertelbahn ab.
Die Schmalspurbahn wurde 1900 in Betrieb genommen und sollte die heimische Wirtschaft fördern.
DieseltriebwagenAuf der Strecke
Da wir zwei die einzigen Gäste im Zug sind, erfahren wir vom Triebwagenführer viel Interessantes aus der Gegend.
In Litschau endet unsere Zugreise und wir werden von unserer Quartiergeberin der nächsten beiden Nächte vom Bahnhof abgeholt.
Im Sonnenhof, nahe dem Schloss Hörmanns bei Litschau, lassen wir es uns gut gehen.
Tagesstrecke: 13,8 km (bis zum Nebelstein) ↑ 471 m; ↓ 44 m
Eigentlich sind wir für 7 Uhr zum Frühstück gerichtet. Mit anderen Gästen müssen wir dann warten , da die Chefin der Pension offensichtlich verschlafen hat. Dafür entschädigt dann das reichhaltige Angebot.
Da der Weitwanderweg am Stadtrand von Gmünd verläuft und wir uns Zentrumsnähe befinden, suchen wir einmal die schnellste Strecke zum Weg. Dabei kommen wir an der Sole-Felsen-Welt Gmünd, einer Therme für die ganze Familie, vorbei.
Sole-Felsen-Welt Gmünd
Vorerst führt der Weg für ein paar hundert Meter entlang der L69, die recht stark befahren ist. Die Disziplin der Autofahrer ist bemerkenswert gut.
An der L69
Kaum biegen wir ab, herrscht Waldesstille. Die Wege sind gut geschüttet, manchmal wandern wir auch auf Naturpfaden dahin.
Schotterwege hinter Gmünd Waldweg
Kurz vor Dietmanns kommen wir wieder auf Asphalt. Dietmanns ist ein ewig langes Dorf mit einem Ortsteil aus fast nur neuen Einfamilienhäusern.
Grünland vor Dietmanns Dietmanns
Der traditionelle Teil des Ortes liegt an einem sehr großen Dorfanger, der von einem Bächlein durchzogen ist.
Dietmanns – Dorfanger
Auf den offenen Stellen macht uns zeitweise starker Gegenwind zu schaffen. Die Geraden haben es in sich.
Bei Dietmanns Anstieg zum Satzungwald
Auf den Hochflächen haben wir angenehmen Waldboden und manchmal bekommen wir Konkurrenz.
Im Satzungwald Große, fast weiße Weinbergschnecke
Für die Verwaltung der großen Argarflächen der Fürstenbergschen Besitzungen war früher ein großer Maierhof notwendig. Der „Friedrichshof“ trägt seinen Namen nach Friedrich Egon Landgraf von Fürstenberg.
Friedrichshof bei AltweitraFriedrichshof bei Altweitra
Vor Weitra kreuzen wir mehrfach die Geleise der Thayatalbahn, um schießlich in die älteste Bierstadt Österreichs einzuziehen.
Thayatalbahn
Schon vor dem Stadttor wird auf die Braukunst hingewiesen. Die Biermeile kann beginnen.
„Bierwerkstatt“Biermeile
Das Obere Stadttor (1526) steht imposant an der Ostseite der Stadt.
Weitra – Oberes Stadttor
Auf dem großen Stadtplatz stehen nicht nur viele Häuser aus der Gotik und Renaissance, sie sind auch schön und aufwendig restauriert.
Das Rathaus befindet sich in der Mitte des Platzes.
Weitra – RathausWeitra – Sgraffito -Haus
Über der Stadt steht das Renaissance-Schloss mit Wurzeln aus dem Mittelalter. Es ging aus einer Burg der Kuenringer hervor und erhielt am Ende des 16. Jhdt. seinen heutigen Charakter. Nach Bränden wurden Teile immer wieder erneut. Heute ist es Museum, Veranstaltungszentrum und Sitz der Verwaltung der Fürstenberg’schen Besitzungen.
Schloss WeitraSchloss Weitra – Wappen der FürstenbergSchloss Weitra – Innenhof mit Abdeckung Schloss Weitra – Arkadenhof Schloss Weitra – Schlosstheater für 155 BesucherSchloss Weitra – FlüsterzimmerSchloss Weitra – TurmbesteigungSchloss Weitra – ZimmermannskunstSchloss Weitra – DachlandschaftSchloss Weitra – Blick auf den Hauptplatz Blick nach SüdenBlick nach Norden Blick auf den Nebelstein
Nach einer kurzen Schlossbesichtigung durchstreifen wir noch die Altstadt. Die Häuser zeigen viele kleine, aber bemerkenswerte Details.
Weitra – Hauptplatz WeitraWeitra – alte Apotheke Weitra – Radfahrerin
Die Stadtpfarrkirche St. Peter und St. Paul hat eine lange Geschichte.
Nach etwas Regen in der Nacht genießen wir das reichhaltige Frühstück, das uns Frau Nöbauer vor die Zimmertür gestellt hat. So können wir rechtzeitig starten und holen uns noch etwas Verpflegung für den Tag. Unterwegs dürfen wir da auf keine Verpflegsstation rechnen.
Jetzt sehen wir die Burg auch von der Wasserseite.
Burg Heidenreichstein
Hier beim Schloss starten wieder die wichtigsten Wanderwege der Region.
Wegmarkierungen Heidenreichstein
Hier werden auch Yaks gezüchtet. Sie fühlen sich bei den herrschenden Wetterbedingungen wohl.
Yaks auf der Weide
Die Wege am heutigen Tag sind Luxusvarianten: Breit, abwechslungsreich und gut begehbar!
Wanderweg
Wir kommen zum ersten Wackelstein auf unserem Weg. Ich hab‘ was falsch gemacht. Er wackelt nicht!
Wackelstein
Heute dominiert der Wald unsere Strecke.
„Kas im Loab“ nennt der Volksmund diese Steinformation. Heute würde man „Burger XXXXXXXL“ dazu sagen.
Kas im Loab
Wir sind an den letzten beiden Tagen an unzähligen Stellen mit Schwarzbeersträuchern (Heidelbeeren) vorbeigekommen und haben keine Früchte gesehen. An einer einzigen Stelle, maximal fünf Meter lang, gab es sie im Überfluss. Zwangspause! Natürliches Hindernis beseitigen!
Schwarzbeeren
Bei Eugenia finden wir ein kleines Gasthaus. Außer einem Kaffee wollen wir in diesem eher schmuddeligen Ambiente nichts zu uns nehmen.
Der Aufenthalt reicht, dass in der Zwischenzeit ein kurzer Regen niedergeht. Wir brechen wieder auf und begegnen dem ersten Wanderer, einem tschechischen Botaniker, der zu einem Moor unterwegs ist.
Nach einigen Kilometern kommen wir zum Ludwigsthaler Teich. Hier trifft auch der Eisenwurzenweg 08 vom Norden her auf unseren 07er.
Ludwigsthaler TeichJetzt verlaufen O7 und 08 gemeinsam
In Großeibenstein steht am Eingang zum Naturpark Blockheide ein großer Begrüßungsstein.
Eingang Naturpark Blockheide
Beim Besucherzentrum gibt es auch einen Aussichtsturm, den wir wegen des trüben Wetters nicht besteigen.
Auch hier gibt es wieder einen Wackelstein.
Wir verlassen den Naturpark in Richtung Gmünd und kommen an den Braunaubach, dem wir ein Stück folgen.
Am Braunaubach
In Gmünd besuchen wir noch den Meridian-Stein, der den 15. Längengrad östlich von Greenwich kennzeichnet.
Meridian-Stein in Gmünd
In Gmünd machen wir vor dem Abendessen noch einen kleinen Rundgang.
Gmünd Orangerie Gmünd Schloss und Schlosspark Gmünd Altes Rathaus am Hauptplatz Gmünd Hauptplatz Gmünd – Haus am Hauptplatz Gmünd – Haus am HauptplatzGmünd – Pfarrkirche Gmünd – PfarrkircheGmünd – Kuriosum
Wir übernachten in der Pension Botzi nahe dem Bahnhof.
Wie erwartet hat es in der Nacht geregnet. Wir hören das Plätschern des Wassers im Garten durch das Fenster. In der Früh ist es dann vorerst trocken und wir frühstücken mit Ruhe in einer nahen Bäckerei.
Dann starten wir mit leichter Windjacke bekleidet unsere Wanderung. Im Park beim Schulzentrum finden wir unseren Spruch des Tages:
Nimm deine Beine in die Hand und geh!
Leider beginnt es zu nieseln, zum Glück nur wenig. Die Wolkenstimmungen lassen Hoffnung auf gutes Wanderwetter zu.
Waidhofen an der Thaya
Die Bahnlinie ist Geschichte: Thayatalbahn von Schwarzenau bis Slavonice (deutsch Zlabings). Sie wurde 1891 eröffnet, 1945 wurde der grenzüberschreitende Verkehr eingestellt, 1986 wurde der Personenverkehr nördlich von Waidhofen eingestellt und 2019 teilweise in einen Radweg umgebaut. Auf der südlichen, teilweise renovierten Strecke finden touristische Bahnfahrten statt.
Thayatalbahn
Den Fußgängern und Radfahrern hat man eine komfortable Unterführung unter der B36 geschaffen.
Unterführung B36
Bei kühlem, aber trockenen Wetter kommen wir gut voran.
Gerhard und Heidrun
Von einem Hügel nahe Brunn haben wir einen guten Überblick.
Brunn ist ein kleines Dorf, versteckt zwischen den Hügeln.
Brunn
Asphaltstraßen und Schotterwege wechseln sich ab.
Bei Buchbach
Ein interessierte Anwohner lässt uns nicht aus den Augen.
Lamahengst
Auf einem Bergrücken nach Artolz überschreiten wir eine Europäische Wasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer.
Europäische Wasserscheide
Das Waldviertel ist für seine unzähligen Teiche bekannt. Jetzt stehen wir einmal einen größeren.
Winkelauer Teich bei Schwarzenberg
Im Nebel und nunmehr einsetzenden, leichtem Regen taucht vor uns Heidenreichstein auf. Auf das Regenzeug verzichten wir aber.
Heidenreichstein
Die Burg Heidenreichstein steht seit dem 12. Jhdt. und ist bis heute bewohnt.
Burg Heidenreichstein
Der Hauptplatz von Heidenreichstein wird von großen Bürgerhäusern umrahmt.
Hauptplatz HeidenreichsteinUm den Hauptplatz Um den HauptplatzUm den Hauptplatz
Nach einer Rast im Quartier nehmen wir an einer empfehlenswerten Burgführung teil und erfahren Interessantes aus der Geschichte der Burg, dem Leben in einer Burg im Mittelalter und heute und über die Besitzer der Burg. Vom 18. Jhdt. bis 1935 war die Familie Pálffy in Besitz der Burg. Durch Heirat gelangte sie schließlich in den Besitz der Familie Kinsky. Beide Familien sind auch durch die großen Palais in Wien bekannt. Zum Anwesen gehören große Wälder und 20 Teiche zur biologischen Fischproduktion.
Schön, dass wir wieder unterwegs sein können! Ab heute werden wir den letzten Abschnitt des Weitwanderwegs 07 – Ostösterreichischer Grenzlandweg – in Angriff nehmen.
Dafür haben wir einmal eine abenteuerliche Anreise in Kauf zu nehmen: S3 bis zum Hbf Graz, IC 104 von Graz nach Wien-Meidling, U6 von Meidling bis Wien-Spittelau, REX 41 von Spittelau bis Göpfritz an der Wild, Bus 760 von Göpfritz bis Waidhofen an der Thaya und Bus 762 von Waidhofen nach Dobersberg. Sechs Verkehrsmittel mit fünfmaligem Umsteigen bietet viel Abwechslung. Da wird uns sicher nicht langweilig.
Graz – Liebenau S3
Der Zug nach Wien ist aus Waggons verschiedener Herkunft zusammengestellt: neben der ÖBB sind die tschechische Bahn (CD) und auch die Schweizer Staatsbahn (SSB) vertreten. Letztere mit einem Panoramawagen des Simplon-Express.
IC 104 nach WienPanoramawagen der SBB
Die Umstiege in die U-Bahn und in den REX erfolgen ohne Probleme. Wir haben Zeit, die Landschaft vom Zug aus zu genießen.
Donau bei Tulln
In Göpfritz an der Wild endet unsere Bahnreise und wir steigen auf den Bus um.
Bahnhof Göpfritz an der Wild Bahnhof Göpfritz an der Wild
Nach einer letzen Busfahrt von Waidhofen nach Dobersberg mit einem sehr forsch fahrenden Buslenker kommen wir überpünktlich an. Wir holen uns unseren Startstempel dort, wo wir uns den letzten im Herbst 2022 besorgt haben.
In der Nähe der Pfarrkirche finden wir den Wegweiser für den 607, unseren Weg. Der ist hier ident mit dem E8.
Pfarrkirche Dobersberg Wegweiser
Auf geht’s!
In Dobersberg gibt es auch einen Schilift, der aber ganz selten in Betrieb ist.
Schilift Dobersberg
Über eine gedeckte Holzbrücke kommen wir auf die andere Seite der Thaya, der wir ein Stück auf ihrem romantischen Uferweg folgen.
Thayabrücke Thayaufer
Dann folgen wir der Schiabfahrt, vorbei an einem Wildschweingatter, und kommen zur Bergstation des Schleppliftes. Dort werden wir mit einer tollen Aussicht auf das Schloss und die Kirche Dobersberg belohnt.
Dobersberg
Jetzt führt der Weg am Hügelkamm entlang, manchmal im Wald, manchmal entlang der Felder.
Am Waldrand
Zwischendurch sind natürliche Hindernisse eingebaut, die das Weiterkommen verzögern. Die Brombeeren sind von einer so großen Süße und von so intensivem Aroma, dass man einfach essen muss. Die „Industriebrombeeren“ können da nie mithalten. Sollte jemand Lust darauf haben, bis nächste Woche sind sicher wieder welche reif. Für die nächsten Tage würde ich nach unserem Appetit nicht garantieren.
Brombeeren
Nach langer Strecke auf Naturboden kommen wir auf die Landesstraße, der wir bis Niederedlitz folgen. Dort biegen wir wieder auf einen Feldweg ab.
Landesstraße
Wir müssen ein kurzes Stück der B36 folgen, um die Thaya ein weiteres Mal zu queren.
Brücke über die Thaya
Von weitem sehen wir schon den Kirchturm der Pfarrkirche Thaya, die den Heiligen Petrus und Paulus geweiht ist. Die auf romanischen Grundmauern errichtete Kirche zeigt sich heute als zweischiffige, gotische Kirche.
Pfarrkirche ThayaPfarrkirche ThayaSt. Peter vor der Pfarrkirche Thaya
An der Hauptstraße in Thaya sind sehenswerte, alte Gebäude zu entdecken.
Hauptstraße Thaya
Der Fluss zeigt sich hier als eher träge fließendes Gewässer.
An der Thaya
Schließlich kommen wir in Waidhofen an der Thaya, unserem heutigen Tagesziel, an.
Hauptplatz in Waidhofen mit Rathaus
Wir nächtigen im Allram „Topsleep“, wo wir ein Appartement gemietet haben.
Diese Zusammenfassung des 2. Abschnittes beschreibt den Weg von Osnabrück nach Köln. Der führt mich auf einem Teil des Westfälischen Jakobsweges von Osnabrück über Münster, Dortmund und Wuppertal nach Köln.
Anreise und Rückfahrt: Für die Anreise hatte ich mich wieder für die Bahn entschieden: Graz – München, München – Hannover und Hannover – Osnabück waren meine Teilstrecken. Die Fahrt dauerte zwar über 13 Stunden, war aber vergleichsweise billig. Ich kam auf die Minute genau in Osnabrück an. Die Rückreise von Köln kostete sogar in der 1. Klasse weniger als 60 Euro. Der Preis reduzierte sich durch die Verspätung um 50%.
ICE
Der Weg: Der 2. Abschnitt des Weges war etwas hügeliger. Die Höhendifferenzen boten eine willkommene Abwechslung. Weite Felder und viele Wälder wechselten sich ab. Zum Leidwesen der Wanderer gab es tageweise viele asphaltierte Strecken. Ich war trotzdem überrascht, wieviele Schotterwege und Wiesenpfade noch zu finden waren. Stark befahrene Straßen sind fast immer von abgetrennten Fuß-/Radwegen begleitet. Auf den anderen Wegen waren Fahrzeuge oft eine Abwechslung.
Für meine Wegplanung habe ich mich im Wesentlichen an den Westfälischen Jakobsweg gehalten und ihn nach meinen Ideen adaptiert. Auch unterwegs habe ich noch Korrekturen an der Planung vorgenommen. Einige Male war der markierte Weg geändert worden, sodass ich mich per GPS orientierte.
Die Markierungen auf dem Weg sind außerhalb der Städte ausgezeichnet und eindeutig. In den Städten ist es sicherlich schwierig, durchgehende Markierungsspuren zu legen. Den Wegverantwortlichen für die gesamte Strecke kann ich nur meine höchste Anerkennung und meinen Dank aussprechen.
Unterkunft und Verpflegung: Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste. Pilgerherbergen nach spanischem oder französischem Vorbild habe ich keine gefunden. Es gibt Möglichkeiten, in kirchlichen Einrichtungen unter einfachen Bedingungen zu übernachten. Ich übernachtete vor allem in Gasthöfen, Pensionen und selten in Privatquartieren. Stellenweise war es nicht einfach, ein geeignetes und kostengünstiges Quartier in entsprechender Entfernung zu finden. So bin ich auch mit Bus oder Bahn zum nächsten Quartier gefahren und tags darauf wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Es ist ratsam in den Quartieren ein paar Tage vorher nachzufragen, da manche in den Listen verzeichnete Quartiere nicht mehr existieren oder auch ausgebucht sind. Das kann auch in Tourismusorten wie Altenberg passieren – kein Quartier in 10 km Umgebung. Ich fragte im Notfall auch bei den Gemeindeämtern nach, ob es eine Unterkunftsmöglichkeit gibt und wurde immer bestens beraten. Die Relation von Preis und Qualität stimmte meist – das betraf sowohl das Essen als auch die Quartiere.
Frühstück
Viele Quartiere bieten kein oder erst ein spätes Frühstück an. Dann bin ich in die nächste Bäckerei ausgewichen. Die Möglichkeit zum Abendessen war immer gegeben. Ich empfehle auch in Privatquartieren nachzufragen, ob es am Abend im Ort eine Verpflegsmöglichkeit gibt. Da der Weg erstaunlich oft weit von Ortschaften entfernt vorbeiführt, sollte man sich rechtzeitig um notwendige Einkäufe kümmern. Unterwegs kann es auch längere Strecken ohne Infrastruktur geben.
Natur und Kultur: Ich war überrascht, wieviel ruhige Natur mir auf dieser Route geboten wurde. Viele Wildbeobachtungen und lautes Vogelgezwitscher begleiteten mich abseits der großen Verkehrswege. Auch die großen Wälder hätte ich nicht erwartet.
Die vielen kulturellen Highlights auf der Route kann man gar nicht alle wahrnehmen, sonst wäre man Jahre unterwegs. Osnabrück, Münster und Dortmund sind die großen kulturellen Zentren. Dazwischen gibt es viele kleinere Orte, die mit Großartigem aufwarten können.
Osnabrück – RathausBürgerhäuser in MünsterAltenberger DomKölner Dom – Dreikönigsschrein
Unterwegs habe ich nur zwei Weitwanderer getroffen, die in die Gegenrichtung unterwegs waren. Es waren ein paar Leute zu sehen, die längere Touren mit dem Rad machten. Dafür habe ich Pilgerfreunde aus dem Internet unterwegs live getroffen!
Statistik: An den 12 Gehtagen habe ich mehr als 290 km zurückgelegt, für die Statistik bleiben nach Abzug der Stadtbesichtigungen und diverser „Ehrenrunden“ 270 km übrig. Dabei fielen etwa 1800 Bergauf- und 1860 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 17,9 und 29,6 km, im Median 23,9 km.
Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.
Heute früh bringt mein Schwager mich und meine Frau Heidrunzurück nach Altenberg. Heidrunmöchte mich auf meiner letzten Etappe nach Köln begleiten. Wir gehen noch schnell in den Altenberger Dom, wo ich mir den Pilgerstempel hole. Zum Glück ist die Kirche geöffnet und wir schauen uns nochmals ein wenig um.
Altenberger Dom
Das Westfenster des Altenberger Doms ist das größte Kirchenfenster (8 mal 18 Meter) nördlich der Alpen. Es stellt das Himmlische Jerusalem dar und stammt aus dem 14. Jahrhundert.
Glasfenster der WestfassadeMiniaturmodell zum Betasten
Wir brechen auf und gehen entlang der Dhünn in Richtung Süden.
Das Schloss Strauweiler wurde als Burg im 14. Jhdt. erwähnt und ist heute im Privatbesitz der Familie Sayn-Wittgenstein-Berleburg.
Die Umgebung gehört zur Gemeinde Odenthal. Im Ortszentrum steht die Kirche St. Pankratius mit der ältesten, fast 1000-jährigen Glocke des Rheinlandes.
Odenthal – St. PankratiusOdenthal – St. PankratiusOdenthal – St. Pankratius, Taufkessel 12. Jhdt.Odenthal – St. Pankratius – Antonius d. Große
In Schildgen stoßen wir auf eine interessante Kirche von 1960 des Kirchenarchitekten Böhm. Auf den ersten Blick mutet der Bau orientalisch an. Die hohen Außenmauern, die minarettartigen Türme und die strukturiert durchbrochenen Innenmauern geben ein Gefühl von islamischem Einfluss. Dem Architekten war die Verbindung mit der Natur wichtig.
Wir gehen durch den herrlichen Dünnwald mit vielen Wander- und Reitwegen und stärken uns dann entsprechend in Dünnwald mit Kaffee und Kuchen.
Im DünnwaldKleine Pause im Kaffeehaus
Wir überqueren die Autobahn A3 und nähern uns dem Kern von Köln.
„Sleeping Sufi” wurde von Ammar Abo Bakr geschaffen. Der ägyptischen Graffitikünstler setzt sich in seinen Werken vorwiegend mit der arabischen Revolution 2011 auseinander.
Sleeping Sufi
Wir sind am Rhein angekommen!
Am RheinAm RheinAm Rhein – Ölhafen
Immer näher kommen wir unserem Ziel, dem Kölner Dom.
Kölner Dom mit RheinparkKölner Dom mit HohenzollernbrückeEin paar Schlösser gefällig?
Jetzt sind wir am Ziel!
Das Kölner Nordtor aus römischer Zeit steht vor dem Kölner Dom und war schon vor drei Jahren mein Ziel, als ich die Stadt vom Süden her anstrebte. Jetzt habe ich auch den Weg aus dem Norden geschafft. 286 km waren es auf dem letzten Abschnitt von Osnabrück bis Köln, 816 km von Krusau nach Köln.
Am Ziel: Flensburg – Osnabrück – Köln
Anschließend kommt natürlich der Besuch des Domes. Besonders freut mich, dass ich nach Corona wieder um den Altarraum mit dem Schrein der Könige gehen kann. Die Kirche kenne ich ja schon von vielen Besuchen in der Vergangenheit.
Vor dem DomHauptschiffVierung mit QuerschiffDer Schrein der Könige
Tagesstrecke: 22,1 km; ↑ 78 m; ↓ 130 m
Eine erlebnisreiche Pilgerwanderung geht heute zu Ende. Ich werde noch ein paar Tage hier bleiben und euch dann noch eine Zusammenfassung bringen. Danke an alle, die mitgeholfen haben, dass dieses Unternehmen so gut gelingen konnte. Besonderer Dank gilt Heidrun, meiner Frau und Bodenstation, die mir so viel Unterstützung zuteil werden lässt.
Der gestrige Abend war ziemlich verregnet, kurz war auch Donner zu hören. Ich hatte Zeit, mich im Zimmer zu erholen.
In der Früh marschiere ich gleich los, da es erst um 8.30 Uhr Frühstück im Hotel gibt. Ich suche mir eines in einer Bäckerei.
Lennep – Wetterauerstraße
Beim Jakobusplatz treffe ich auf einen Pilgergefährten.
Lennep – Jakobusplatz
Bald kann ich die Asphaltstraßen hinter mir lassen. Ich übersehe eine Abzweigung und stoße dadurch auf ein Bodenkultur – Denkmal, auf die Reste der alten Fernhandelsstraße Köln – Lübeck. Das ist eigentlich mein Weg!
Bodendenkmal Fernhandelsstraße Köln – LübeckKirschbaum Ins Land schaun
Das alte Steinkreuz ist einem Mann gewidmet, der von Räubern überfallen und zu Tode gekommen ist.
Josef Weitzl, +17.10.1554
Die Eschbachtalsperre wurde schon 1891 zur Trinkwasserversorgung für Remscheid errichtet und ist heute noch Trinkwassernotreserve für die Stadt.
Eschbachtalsperre
In Wermelskirchen hole ich mir in der evang. Stadtkirche den Pilgerstempel. Vor der Kirche steht die Kennzeichnung für den Jakobsweg.
Wermelskirchen – evang. Stadtkirche
Der Weg führt von der Stadt hinunter in das Tal des Eifgenbachs, der hier noch ein schmales Bächlein ist. Ihm werde ich heute die ganze Wanderung folgen.
Eifgenbach
Der Weg führt links oder rechts nahe am Bach entlang, manchmal etwas höher über dem Bach, manchmal knapp am Wasser. Der Abschnitt ist einer der schönsten auf dem Weg.
Am EifgenbachAm Eifgenbach
Der Weg ist ausgezeichnet markiert. Der E1 hat allerdings nichts mit dem Europäischen Fernwanderweg zu tun, sondern es handelt sich um eine lokale Wegvariante.
Eifgenweg – Jakobsweg Am Eifgenbach
Am Bach lagen einst zahlreiche Mühlen, die heute teilweise als Ausflugslokale benutzt werden.
Ehemalige Rausmühle (seit dem 15. Jhdt.), Ausflugsgasthof seit 1920
Der Borkenkäfer, auch Buchdrucker, hat hier die Fichtenbestände radikal dezimiert.
Forstschäden durch den BorkenkäferForstschäden durch den Borkenkäfer
Bevor der Eifgenbach kurz vor Altenberg in die Dhünn mündet, ist er schon sehr gewachsen.
Eifgenbach
Nun komme ich am Tagesziel beim ehemaligen Zisterzienserkloster Altenberg an. Die Klostergründung geht auf das Jahr 1167 zurück. Der Altenberger Dom wurde als Klosterkirche ab dem Jahr 1255 auf der Stelle eines romanischen, um 1160 geweihten Vorgängerbaus errichtet. Die Zisterzienser waren bereits im Jahr 1133 nach Altenberg gekommen und hatten mit dem Bau einer Abtei begonnen.
Altenberger Dom
Nach 1802 wurde das Kloster säkularisiert, brannte nieder und wurde vom Preußischen Staat bis 1848 wieder aufgebaut. Seither ist der Dom eine Simultankirche, d. h., er wird von Katholiken wie Protestanten gleich genutzt.
Eingang zum DomvorplatzHauptportal mit Fenster aus dem 14. Jhdt.Hauptschiff ChorraumStrahlenkranzmadonna (um 1500) über dem Volksaltar
Ich werde in Altenberg von meiner Frau Heidrun und von Schwager und Schwägerin abgeholt und nächtige in der Nähe von Köln.