10. Tag 11. Mai 2022 Drochtersen – Stade

Gestern haben wir getratscht und getratscht und dann war es spät. Heute in der Früh habe ich dann den Blog aus technischen Gründen nicht absetzen können. In der Früh habe ich mit Fam. Preil gefrühstückt und bin etwas später auf den Weg gegangen, wissend, dass es bis Stade nicht so weit ist.

Vom Altdeich hat man immer wieder einen guten Überblick auf die Marschlandschaft zwischen altem und neuem Deich. Der neue Deich ist näher an der Elbe und wesentlich höher.

Marschlandschaft
Am Altdeich dahin…

Das Leben hinter den Deichen ist auch bisweilen gefährlich. Hier bei Assel hat die Elbe die Dämme mehrfach durchbrochen und schwere Überflutungen verursacht.

Hinter dem Deich
Pegelstandsanzeiger:  6,45 m am 3. Jänner 1976; 5,78 m am 17. Februar 1962; Deichhöhe: 5,50 m
Museum in Assel

An einem umgefallenen Baumstamm finde ich diesen gelben Pilz, vermutlich ein Schwefelporling.

Gemeiner Schwefelporling (Laetiporus sulphureus
(Bull.: Fr.) Murrill)

Ein sehr hoher Turm in dieser flachen Landschaft fällt natürlich auf. Ein Nachbarin klärt mich auf, dass es sich um einen Bleischrotturm handelt. Man lässt flüssiges Blei in kleinen Tropfen im Inneren herunterfallen, damit sie ideale Kugeln werden. Unten fallen sie in ein Wasserbad, das sie endgültig abkühlt.

Schrotturm bei Barnkrug
Bökerschapp – Tuusch mi

Die Festung Grauerort ist ein Fort bei Abbenfleth in der Nähe von Stade. Es wurde in den Jahren 1868 bis 1873 mit Unterbrechungen von Preußen an der Elbe zum Schutz vor feindlichen Schiffen auf der Elbe angelegt. Hier waren je fünf moderne Hinterlader-Rücklaufgeschütze des Kalibers 28 cm aufgestellt. Sie kamen nie zum Einsatz.

Festung Grauerort
Festung Grauerort

Nun heißt es Abschied nehmen von der Elbe, die mich ein kurzes Stück des Weges begleitet hat.

Elbe

Ich komme nach Stade, wo ich mich gleich meines Rucksackes und meiner Stöcke in der Jugendherberge entledige. Ohne unnötige Last gehe ich in die Altstadt, wo ich mich mit Sigrid Strüber treffe. Wir tauschen seit längerem Informationen via Internet über Pilgerwege aus und treffen uns heute zum ersten Mal. Sie kennt ihre Wahlheimat bestens und ist eine exzellente Führerin.

Die Hansestadt Stade im Relief

Auf unserem Rundgang kommen wir zum Johanniskloster, wo eine Statue an den Chronisten und Abt Albert von Stade (1187 – 1264) erinnert. Er hat auch eine detaillierte Beschreibung seines Weges nach Rom verfasst.

Sigrid, der Abt und ich

Überall in der Stadt sind schöne, gepflegte Häuser zu finden, deren Geschichte interessant ist.

Am Fischmarkt
Knechthausen, seit Ende des 15. Jahrhunderts Gildehaus der Brauereiknechte, jetzt historische Gaststätte
   Bürgermeister-Hintze-Haus, am Wasser West
Haus in der Bäckerstraße

Die Kirche Ss. Cosmae et Damiani ist eine der Hauptkirchen der Stadt und wird meist nur Cosmaekirche oder St. Cosmae genannt.

St. Cosmae
St. Cosmae – Hauptaltar
St. Gertrud – Altar im Seitenschiff
  Die große Orgel, gebaut in den Jahren 1668 bis 1673, ist ein Werk von Berendt Hus und seinem Neffen Arp Schnitger.

Zu schnell geht dieser informative und nette Nachmittag zu Ende. Ich lerne viele Ecken kennen, die ich ohne Sigrid nie gefunden hätte.

Am Abend stärke ich mich mit lokalen Spezialitäten.

Brathering, Matjes, Krabben und Bratkartoffeln

Tagesstrecke: 26,4 km; ↑ 65 m; ↓ 64 m inkl. 6,4 km Stadtrundgang

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9. Tag 10. Mai 2022 Glückstadt – Drochtersen

Das Wetter ist wieder gut zum Wandern. Durch die Königsstraße gehe ich wieder zum Elbedeich, wo ich mir den Weg durch die dösenden Schafe bahnen muss.

Auf dem Elbedamm

Von der Ferne sehe ich die Fährstation, wo die vier Fährschiffe ununterbrochen hin- und herfahren. Die Schlange der wartenden Fahrzeuge ist nicht so groß wie gestern.

Fährhafen
Fährschiff

Kaum angekommen kann ich schon an Bord gehen. Für Fußgänger gibt es keine Wartezeit.

Entladung der Fähre
Beladung

Das Wasser und der Wind sind ganz ruhig, und so schaukeln wir quer über die Elbe zum Fährhafen von Wischhafen, der auch ein Stück außerhalb des Ortes liegt. Die Fahrtdauer beträgt etwa 35 Minuten für rund 6 km und ist abhängig vom Hauptschiffsverkehr auf der Elbe.

Auf der Elbe
Ankunft in Wischhafen
Fährmann in Wischhafen

Ein Stück muss ich jetzt entlang der Straße wandern, aber es gibt einen breiten Fuß/Radweg.

Wischhafen

Ein alter Getreidespeicher ist zu einem Museum für Binnenschifffahrt konvertiert. Leider, wie erwartet, geschlossen.

Schifffahrtsmuseum

Der weitere Weg führt über die Deiche im Hinterland. Sie sind nicht immer leicht begehbar, weil ihre Krone meist sehr uneben und durch die Trockenheit betonhart ist.

Auf dem Deich
Auf dem Deich

Hier sehe ich die ersten Apfelkulturen, die gerade in Vollblüte stehen. Die Region gehört zu den Hauptproduzenten von Äpfeln in Deutschland.

Apfelkultur
Apfelkultur

Bei Dornbusch quert eine gepflasterte Straße meinen Weg. Hier treffen viele Radwege der Elbe-Weser- Region aufeinander. Hier verlasse ich wieder den Europäischen Weitwanderweg E9, dem ich seit Glückstadt gefolgt bin. Er verbindet die Küstenlinie von Estland bis Südportugal.

Im alten Binnenhafen von Dornbusch liegt dieser Kahn im Schlick. Er wird sich wohl nicht mehr von hier fortbewegen können.

Käpt’n Klünder

Ich mache einen kurzen Abstecher zu einer Zugbrücke über einen Fleet.

Zugbrücke
Fleet
Marschland

Der Weißstorch hat von seinem Nest einen guten Überblick. Er steht kurz auf, als ich komme, widmet sich aber rasch wieder seinem Brutgeschäft.

Weißstorch

Viel früher als gerechnet komme ich heute an meinem Ziel in Drochtersen an. Heute bin ich bei Familie Preil zu Gast, die jetzt Pilger privat aufnimmt. Ich durfte der Erste sein, der diese Gastfreundschaft genießen konnte. Der Zufall will es, dass der Hausherr Geburtstag hat, und so komme ich in den Genuss eines besonderen Mittagessens.

Unterkunft
Mittagessen

Tagesstrecke: 14,5 km; ↑ 14 m; ↓ 14 m und 6 km auf der Fähre

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8. Tag 09. Mai 2022 Itzehoe – Glückstadt

Diese Nacht hatte ich himmlische Ruhe. Kein Laut störte meinen Schlaf. Nach einem guten Frühstück in einer Bäckerei mache ich mich auf den Weg.

Inmitten vieler Bauten der 1980er Jahre mit phantasieloser Gestaltung sind auch ein paar historische Häuser zu finden.

Jugendstil norddeutscher Art
Das alte Rathaus
Häuserzeile zur Stör hin

Itzehoe liegt an der Stör und der Stör hat früher auch im Fluss gelebt. Es gibt Bestrebungen, den Fisch hier wieder einheimisch zu machen. Bei den Wassereinläufen auf den Straßen ist das schon gelungen.

Störe auf der Straße

Die Stör ist bis Itzehoe beschiffbar, wird aber kaum kommerziell genutzt. Die Gezeiten sind bis hierher zu beobachten.

Stör bei Itzehoe

Diese Fläche mit Industrieruinen hat den klingenden Namen „Planet Alsen“. Hier stand einst die Portlandzement Alsen, einer der wichtigsten Industriebetriebe der Gegend. Heute werden die Reste der Gebäude durch ein Kunstprojekt belebt.

Planet Alsen

In Neuenkirchen komme ich zu einer schlichten Kirche mit einem eigenständigen Holzturm. Leider, wie meistens, geschlossen.

St. Nicolai – Kirche

Ich beobachte Reetdachdecker beim Ausbessern eines Daches.

Reetdachdecker

Nun führt der Weg auf dem Deich dahin. Es ist nicht leicht, auf dem Grasweg zu gehen, da der Untergrund sehr uneben ist.

Da tun sich die die Jungrinder schon leichter. Ein Bauer bringt sie zum ersten Mal auf die Deichweide und sie springen und toben umher.

Auch Schafherden werden für die Pflege der Deiche eingesetzt.

Am Störsdeich
Holsteiner Rinder
Schafe
Pferdehof
Giebelkreuz

Die Stör zieht weite Schleifen bis zu ihrer Mündung in die Elbe. Vor der Mündung steht ein Sperrwerk, das das Eindringen von Hochwasser aus der Elbe verhindert.

Stör

An der Mündung der Stör in die Elbe steht das stillgelegte Atomkraftwerk Brokdorf. Es war von 1986 bis 2021 in Betrieb.

Störmündung
Kernkraftwerk Brokdorf

Auf dem Weg entlang der Elbe beobachte ich das US – Containerschiff „Hudson Express“ auf dem Weg von Hamburg nach Großbritannien. Es ist 305 m lang und 40 m breit. Da müssen alle anderen Schiffe wie Fähren warten, bis der Koloss vorbei ist.

Hudson Express
Elbe

Hinter dem Deich beginnt Glückstadt. Die Häuser machen keinen armen Eindruck.

Glückstadt hat einen kleinen Binnenhafen, der von Sportbooten verwendet wird.

Glückstadt ist eine „Reißbrettstadt“ und wurde 1617 von Christian IV. (Dänemark und Norwegen) gegründet, um dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol zu bieten. Ihr Zentrum ist sechseckig um den Hauptplatz angelegt.

Auf dem Hauptplatz sind gerade viele Fahrgeschäfte aufgebaut und verhindern einen Überblick über den Platz.

Ringelspiel
Autodrom
Rathaus
Fleet

Die Stadtkirche ist das älteste Gebäude der Stadt, wurde aber immer wieder von Katastrophen heimgesucht.

Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche
Stadtkirche

Ich nächtige heute in der Pension „Der kleine Muck“.

„Der kleine Muck“
„Der kleine Muck“

Tagesstrecke: 27,1 km; ↑ 9m; ↓ 39 m

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7. Tag 08. Mai 2022 Hohenwestedt – Itzehoe

Eine ruhige Nacht ist sicher anders definiert: Im Restaurant des Hotels und im angrenzenden Garten findet eine Hochzeitsfeier statt. So weit, so schön. Um Mitternacht detoniert die erste Feuerwerksrakete unweit meines Fenster und hebt mich vorerst aus dem Bett. Ich beschließe, mich mit den Gästen darüber zu freuen. Anschließend gibt es eine Lasershow mit Musik im Garten. Dann ziehen sich die Gäste teilweise in den Saal zurück, wo ein Diskjockey bis 6.15 Uhr einen Techno -Titel nach dem anderen auflegt. Die Bässe schaffen es immer wieder, in meinem Zimmer Gegenstände zur Resonanz anzuregen. Zwischendurch will ein Hochzeitsgast durch meine Zimmertür. So hat es sich für mich jedenfalls angehört. Dass ich zwischendurch doch geschlafen habe, führe ich auf die gestrige Tagesetappe zurück.

Das Frühstück ist auf jeden Fall ausgezeichnet.

Der Tag beginnt bei klarem Himmel mit ein paar Wölkchen. Auch heute gibt es keine größeren Orte auf meiner Strecke. Viel Natur und ein paar Dörfer bilden das Programm.

Felder, Knicks und Wälder
Leider oft Asphalt

Dörfer wie Jahrsdorf können auf eine lange Geschichte zurückblicken.

Gedenkstein Jahrsdorf 1149 – 1999

Steine sind geduldig: Man huldige seinem Fürsten….

Deutsch-französischer Krieg

Er lässt sich nicht in seiner wichtigsten Tätigkeit stören: beim Fressen

Schottisches Hochlandrind
Gedenkstein zur Grundzusammenlegung

Die Landschaft wird etwas strukturierter. Es gibt mehr Hügel, hier oft als Berg bezeichnet.

Asphalt statt Schotter
Baumgruppe
Endlich ein schöner Waldweg

Rotkäppchen, Vorsicht! Woher der Name für das Dorf und den angrenzenden Kleinflugplatz kommt, ist nicht gesichert überliefert.

Ich gehe entlang der B77 in Richtung Itzehoe und habe eine lange Steigung auf den höchsten Punkt des Tages: der liegt am Sandberg mit 58 m.

Am Sandberg

Dann geht es hinunter in das Stadtzentrum von Itzehoe. Dort ist „verkaufsoffener Sonntag“ und Landtagswahlen in Schleswig-Holstein. Muttertag ist Nebensache

Reliefkarte, auch für Sehende interessant
Stadtzentrum
Stadtzentrum – Kirche St. Laurtentii
Stadtzentrum – Klosterhof
„theater itzehoe“

Ich habe im „Dithmarscher Hof“ Quartier bezogen.

Dithmarscher Hof
Dithmarscher Hof

Tagesstrecke: 26,4 km; ↑ 77m; ↓ 125 m

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6. Tag 07. Mai 2022 Rendsburg – Hohenwestedt

Nach einem ausgiebigen Frühstück will ich meine Tagestour starten. Da ich außerhalb des Stadtzentrums wohne, möchte ich mit dem Bus ins Zentrum zurückfahren. Nur am Samstag fährt der Bus selten, und schon gar nicht von der Haltestelle beim Hotel. Ich beschließe also doch von Anfang an zu Fuß zu gehen.

Wie schon gestern Nachmittag wandere ich entlang des Nord-Ostsee-Kanals bis zur Hochbrücke. Wieder fährt ein Schiff durch und gleichzeitig überqueren gleich zwei Züge den Kanal.

Rendsburger Hochbrücke

Dann fahre ich als einziger Passagier mit der Seilfähre zum Südufer. Kurz vor der Anlandung kreuzt eine Kinderstube von Gänsen zusammen mit ihrer „Aufsicht“ den Kurs der Fähre.

Mit der Seilfähre über den Kanal
17 junge Gänse

Am Ufer hat sich eine Produktionsfirma für Windkrafträder angesiedelt. Erst in der Nähe kann ich die Größe erfassen.

Verladekräne für Windradflügel
Windradflügel

Ursprünglich wollte ich durch den Füßgängertunnel an das Südufer kommen. Ich schaue mir die Station am Südufer an. Mit eine Rolltreppe fahre ich in die Tiefe und werfe einen Blick in den Tunnel, der etwa 18 m unter der Wasseroberfläche liegt.

Rolltreppe abwärts
Fußgängertunnel

Die heutige Route verläuft über das flache Land und hat außer ein paar Dörfern nicht viel zu bieten. Die Kirchen sind geschlossen und auf den Straßen ist nicht viel los.

Jevenstedt
Jevenstedt
Jevenstedt – Denkmal an den deutsch-französischen Krieg

Manchmal sind Gebäude noch oder wieder mit Reet eingedeckt. Das Land wird intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Reetdach
Raps

Die Höfe sind sehr weitläufig und sind meist Rinderzuchtbetriebe.

Hof Wiesengrund der Familie Sievert

Durch die intensive Nutzung ist die Artenvielfalt in der Tier- und Pfanzenwelt eingeschränkt. Meine „Beute“: zwei Rehe, drei Hasen und ein Bussard, der mich fast gerammt hat. Bei der Wildtulpe oder Weingartentulpe (Tulipa silvestris) bin ich mir nicht sicher, ob es sich um ein natürliches Vorkommen oder um eine von Menschen verursachte Verbreitung handelt. Sie ist jedenfalls die einzige Wildform in Deutschland.

Wildtulpe (Tulipa silvestris L.)
Wildtulpe (Tulipa silvestris L.)
Reh

In Tappendorf komme ich mit zwei jungen Frauen mit Kleinkindern ins Gespräch. Im Ort gibt es einen kleinen Laden und ein Gemeindehaus für Vereine in der alten Schule. Sonst gibt es keine infrastrukturelle Einrichtung.

„Alte Schule“ in Tappendorf

Auch so können elektrische Schaltanlagen aussehen?

Schaltanlage in Tappendorf

In Hohenwestedt ließ ein Fabrikant von Muschelwaren sein Haus mit Muscheln verzieren.

Muschelhaus in Hohenwestedt

Vor der geschlossene Kirche in Hohenwestedt stehen die alten Glocken.

Kirche in Hohenwestedt
Kirche in Hohenwestedt

Ich übernachte im Hotel „Landhaus“.

Hohenwestedt
Hohenwestedt

Tagesstrecke: 35,6 km; ↑ 116 m; ↓ 75 m

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5. Tag 06. Mai 2022 Kropperbusch – Rendsburg

Obwohl ein Hoch über dem Land liegt, ist es in der Früh grau und nebelig. Zum Glück ist es aber nicht kalt.

Am Beginn des Kropperbusch

Heute kann ich den Spruch über den Kropperbusch verstehen: Du büs Kropper Busch noch ni vörbi“ – Du bist bei Kropperbusch noch nicht vorbei. Der Kropperbusch ist auch heute noch ein riesiger Wald. Da war er früher sicher noch größer.

Heute kann ich mir den Ochsenweg so richtig vorstellen. Eigentlich ist dieser Weg schon von Händlern in der Bronzezeit intensiv benutzt worden, weil es hier günstige Übergänge über die Eider und die Sorge gab.

Gleichzeitig war die Route auch ein Heerweg für ein paar Feldzüge. Im Mittelalter war er ein bedeutender Jakobsweg für Pilger aus Skandinavien nach Santiago oder auch nur nach Köln.

Schöne, schnurgerade Schotterwege

Die Heide wurde auch für die Schafzucht genutzt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde sie intensiviert und eine Königliche Schäferei eingerichtet, die bis in die 1950er Jahre bewirtschaftet wurde.

Schäferei

Auf diesen langen, sandigen Wegen in breiten Schneisen wurden zwischen 1350 und 1870 jährlich eine große Menge Rinder, vornehmlich Ochsen aus Dänemark in Richtung Deutschland getrieben. In den deutschen Städten herrschte Fleischmangel. Die Tiere wurden im Alter von 4 bis 5 Jahren vornehmlich im Frühjahr verkauft und in Triften nach Deutschland getrieben. Dort wurden sie von den Händlern nochmals ordentlich aufgepäppelt und mit großem Gewinn an die Schlächter verkauft.

Am Ochsenweg
Am Ochsenweg

Die Tiere wurden einem „Futterschaffer“ übergeben, der mit einer großen Anzahl Treibern dafür sorgte, dass die Tiere versorgt wurden und wohlbehalten ankamen. Für je 50 Tiere brauchte man etwa vier Treiber.

Mit der Errichtung der Eisenbahn waren die großen Viehtriebe Geschichte.

Zeichen des Ochsenweges

Heute informieren viele Schautafeln über die Geschichte des Weges und über den Naturpark „Hüttener Berge“.

Die Landschaft ist hier alter Dünenboden, daher gibt es Sand im Überfluss.

Ich überquere die Sorge, ein kleines, langsam fließendes Flüsschen.

Sorge

In Fockbek, einem ehemaligen Fischerdorf, komme ich an einer modernen Kirche vorbei. Hier hole ich mir auch den obligatorischen Stempel.

Kirche St. Paulus
Kirche St. Paulus
Bibellektionar 1737

Entlang der alten Eider- Altarme komme ich ins Zentrum von Rendsburg.

Eider nahe dem Nord-Ostsee-Kanal
Fußgängerzone
Altes Rathaus mit Glockenspiel
„Stegen“ im alten Rathaus

Gleich in der Nachbarschaft steht die ev.-luth. Marienkirche, eine spätgotische Backsteinhallenkirche und damit die älteste Kirche in Rendsburg. Nach einem Kirchenbrand wurde die heutige Kirche um 1300 errichtet.

Marienkirche
Chor von 1300
Hochaltar des Holzschnitzers Henning Claussen von 1649
Orgel
Kreuzigungsgruppe von 1510

Rendsburg war für mich schon lange wegen der „Rendsburger Schleife“ ein Begriff. Die Bahn muss den Nord-Ostsee-Kanal in großer Höhe überwinden, was aus Platzmangel mit einer engen 360 Grad – Schleife und einer Brücke geschieht. Die Brücke wurde 1911 – 1913 errichtet, ist ca. 2, 5 km lang und hat eine lichte Höhe von 42 m. Die größte Spannweite beträgt 140 m.

Rendsburger Hochbrücke
Schleife

Unter der Brücke hängt eine Seilfähre, die zum Glück seit März 2022 wieder in Betrieb ist.

Seilfähre
Seilfähre
Schleife

Jedes Schiff, das hier durchfährt, wird von der Schiffsbegrüßungsstelle mit der Nationalhymne des Zulassungslandes begrüßt und den Besuchern vorgestellt. Dieses 170 m lange Frachtschiff beschert uns die Hymne der Marshall Islands und fährt zum ersten Mal durch den Kanal.

Schiffsbegrüßungsstelle

Tagesstrecke: 22,8 km; ↑ 12 m; ↓ 8 m und Stadtrundgang 6,4 km

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4. Tag 05. Mai 2022 Schleswig – Kropperbusch

Heute bin ich besonders früh dran. Das Frühstück steht kurz nach 6.30 Uhr im Nebenraum auf dem Tisch und ich genieße es ausgiebig.

Frühstück

Dann mache ich mich um 7.30 Uhr auf und erlebe die aufwachende Stadt. Ich komme bei einigen historischen Gebäuden vorbei, die auch heute noch Bedeutung haben.

Schmiedenhof
Fußgängerzone
Domschule (heute Gymnasium)

Die Schlei liegt völlig ruhig und spiegelglatt im Sonnenlicht.

Schlei mit dem 90 m hohen Wikingturm

Ich muss um die Schleispitze einen weiten Bogen machen. Im Hafen gibt es zwar Werbung für eine Fähre über den Meeresarm, aber ich habe keinen Fahrplan gefunden.

Vom anderen Ufer wirkt der Dom noch imposanter. Er wird noch lange auf meinem heutigen Weg zu sehen sein.

Dom von Schleswig

In Haddeby stehe ich wieder vor einer verschlossenen Kirche. Unweit davon ist dem Apostel des Nordens, St. Ansgar, eine Gedenkstätte gewidmet. Ansgar wurde 801 in Amiens geboren und kam als Benediktiner zum Missionieren in diese Gegend.

Kirche St. Andreas um 1200
Ansgar – Gedenkstein
Ansgar Memoria 2011
Ansgar Memoria 2011

Unweit der Gedenkstätte steht das Wikinger- Museum Haithabu, das leider noch geschlossen ist. Die Gebäude erinnern an umgedrehte Schiffsrümpfe.

Haithabu an der nahegelegenen Schleibucht war eine Wikingerstadt von großer europäischer Bedeutung in der Zeit von 770 bis 1066 n.Chr. Hier kreuzten sich die Handelswege aus allen Richtungen, hier lebten damals schon Menschen verschiedener Völker und Religionen zusammen. Es zählt seit 2018 als Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Ringwall um die Siedlung

Heute sind an Stelle der Stadt einige Häuser nach genauem archäologischen Vorbild errichtet worden. Hier werden auch wichtige Tätigkeiten in experimenteller Archäologie dargestellt.

Haithabu
Häuser mit Weidenumfriedung
Holzbearbeitung
Lehmverputz
Dachkonstruktion
Kammmacher
Bootssteg
Eleganter Bootsnachbau

Hinter der Anlage erstreckt sich das Selker Moor. Dort steht auch einer der vielen skandinavischen Runensteine. Diesen setzte Asfried für ihren Sohn Sigtrygg.

Runenstein

Auf dem Wasser tummelt sich ein Dutzend Haubentaucher

Haubentaucher
Steg über das Moor

An der Ostseite steigt die Moräne so steil an, dass Stufen benötigt werden, um sie zu überwinden.

Höhenunterschied ca 20 m

Der Frühling ist hier gerade am Höhepunkt.

Große Sternmiere (Rabelera holostea L.)
Duftveilchen (Viola odorata L.),

Ich komme an einer großen, bereits aufgelassenen Mühle vorbei. Das Haupthaus zeigt den Wohlstand der Besitzer.

Hinter der Mühle erstreckt sich ein großer Teich als Wasserspeicher mit einem besonderen Wächter.

Mühlkrokodil (Crocodylus mueloticus FAKE)

Jetzt komme ich auf die langen Geraden des Ochsenweges. Jährlich wurden innerhalb weniger Wochen bis zu 50.000 Rinder nach Süden getrieben. In Kropp erinnert eine Gedenktafel an diese Ereignisse.

Bei Lottorf
Bei Boklund
Viehtrieb

In Kropp kann ich die Dorfkirche besichtigen. Sie ist offen, weil gerade eine Verabschiedung stattgefunden hat.

Dorfkirche Kropp
Dorfkirche Kropp

Ist das Rundumservice?

Hinweistafel im Diakonissenzentrum Kropp

Ich nächtige etwas außerhalb von Kropp im ehemaligen Gasthof Kropperbusch, heute Hotel Garni. Für die Menschen auf dem Ochsenweg galt: „Du büs Kropper Busch noch ni vörbi“ – Du bist bei Kropperbusch noch nicht vorbei – Freu dich also nicht zu früh! Ich bin jetzt da und freue mich auf das schöne Zimmer.

Kropperbusch
Kropperbusch

Tagesstrecke: 25,0 km; ↑ 139 m; ↓ 132m

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3. Tag 04. Mai 2022 Idstedt – Schleswig

Nach einem „ausreichenden“ Frühstück geht es in morgendliche Frische los.

Frühstück im Hause Buchweitz
Ein schöner Morgen

Der Weg führt zum Idstedter See und an der Ostseite auf schmalen Wegen herum. Die Westseite wäre kürzer gewesen, aber auch so schön?

Idstedter See
Zwischen See und Schafweide

Über angenehme Waldwanderwege komme ich zum Abstecher zur „Idstedter Räuberhöhle“. Diese „Räuberhöhle“ ist ein relativ gut erhaltenes Hügelgrab aus der Zeit zwischen 3300 und 2800 v.Chr.

„Idstedter Räuberhöhle“
„Idstedter Räuberhöhle“

Auf einem großzügig abgegrenzt Areal treffe ich auf diesen Bullen, der sich beim Wiederkäuen seines Frühstücks nicht stören lässt. Die Prachthimbeere ist aus Nordamerika importiert worden und gedeiht im Wald prächtig.

Bulle
Prachthimbeere

Ich komme nach Schleswig-Gottorf, wo im barocken Neuwerkgarten das Globushaus steht.

In diesem Globushaus steht der Nachbau eines drei Meter großen, begehbaren Globus, den Herzog Friedrichs III. von Gottorf 1650 in Auftrag gegeben hat. Das Original wurde ein nicht freiwillig gemachtes Gastgeschenk für Zar Peter dem Großen. Leider brannte es in St. Petersburg ab.

Durch eine Tür rechts kommt man in das Innere des Globus und sieht von innen die Sternbilder. Das Original wurde von einer wassergetriebenen Mechanik gedreht. Heute ist er elektrisch angetrieben. Im Moment hatte der Globus gerade eine Störung und ich musste mit einer 3D- Schau zufrieden sein. Von solchen begehbaren Riesengloben sind weltweit nur vier bekannt.

Gottorfer Riesenglobus
Gottorfer Riesenglobus
Gottorfer Riesenglobus
Gottorfer Riesenglobus

Von der Terrasse des Globushauses habe ich einen guten Überblick auf den barocken Terrassengarten, dem ersten in Nordeuropa, und auf das Schloss Gottorf.

Terrassengarten von 1637
Terrassengarten von 1637 mit Schloss Gottorf

Über die langgezogene Schlossallee komme ich zum Schloss Gottorf, das heute von einem Skulpturengarten umgeben ist

Schloss Gottorf
Gottfried August Orth: Torso-Paar

Das Schloss wurde in seiner über achthundertjährigen Geschichte mehrfach umgebaut. Aus einer Burg wurde schließlich ein Barockschloss und dieses war namensgebend für das herzogliche Haus Schleswig-Holstein-Gottorf, aus dem im 18. Jahrhundert unter anderem vier schwedische Könige und mehrere russische Zaren hervorgingen.

Heute beherbergt es die bedeutendsten Museen Schleswig-Holsteins.

In einem eigenen Gebäude befindet sich das 23 Meter lange, im Nydammoor bei Sonderburg gefundene Nydam-Schiff, das um 320 n. Chr. gebaut wurde.

Nydam-Schiff
Nydam-Schiff

Im Archäologiemuseum sind die bedeutendsten Funde des Landes, von der Steinzeit beginnend, zu bewundern.

Funde mit römischem Einfluss
Grabbeigaben 3. Jhdt n. Chr.

Im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte werden Kunstwerke der bildenden Kunst gezeigt.

St. Jakobus d. Ä. um 1460
Lukas Cranach d. Ä: Martin Luther (1543)

Auch die Schlosskapelle ist sehr prachtvoll.

Schlosskapelle

Auf meinem Weg in die Stadt komme ich an einem Hinweisschild vorbei: Nur 3192 km bis Santiago! Von Graz aus sind es 3260 km! Wir liegen in Graz halt sehr weit im Osten.

Jetzt habe ich eine schöne Aussicht auf die Schlei, einen Meeresarm der Ostsee.

Schlei

Ich komme in die Innenstadt und bin vorerst sehr enttäuscht. Ein Ramschkasten neben den anderen. Dazwischen ein paar Lokale.

Am Stadtweg

Ich orientiere mich am Dom und bin beeindruckt von der Höhe des Turmes. Der ist mit seinen 112 m der dritthöchste im Lande, ist der jüngste Teil des Gebäudes (1888 – 94) und hat eine neu gestaltete Fassade.

St.-Petri-Dom zu Schleswig

Im Inneren tritt die Gotik voll in Erscheinung: Hell und freundlich bis zur Decke.

St.-Petri-Dom zu Schleswig

Wegen der bevorstehenden Konfirmation werden gerade Vorbereitung für das Fest getroffen. Sieht gerade wie der Aufbau einer Disco aus

Vorbereitung für die Konfirmation

Im St.-Petri-Dom zu Schleswig steht der Brüggemann- oder Bordesholmer Altar (1517-21) aus Eichenholz. Die Schnitzereien sind überaus filigran und stellen Szenen aus der Bibel dar.

Brüggemann- oder Bordesholmer Altar
Brüggemann- oder Bordesholmer Altar
Brüggemann- oder Bordesholmer Altar

Im nördlichen Chorschiff befindet sich das elegante Renaissance-Kenotaph Friedrichs I., König von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig und Holstein. Das Grabmal wurde 1552 für den Chor geschaffen aber 1901 hierher verlegt. Wollten die Schleswiger nicht immer mit ihrem „Besatzer“ konfrontiert werden?

Den ältesten Teil der Kirche repräsentiert das Petri-Portal von ca. 1180 auf der Südseite.

Petri-Portal
Petri-Portal von ca. 1180

Ich besuche noch den Stadtteil Holm, der einen eigenen Charakter hat.

Holm
Holm
Holm
Holm

Heute übernachte ich im Haus Schleivogel unweit des Rathauses.

Schleivogel

Tagesstrecke: 24,5 km; ↑ 102 m; ↓ 120 m. inkl. Stadtrundgang

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2. Tag 03. Mai 2022 Flensburg – Idstedt

In der Früh wird es früher hell als bei uns. Der Himmel ist wieder wolkenlos und es verspricht ein schöner Tag zum Wandern zu werden. Die Frühtemperatur liegt bei stolzen 7 Grad.

Beim ältesten Zentralen Omnibusbahnhof, kurz ZOB, nehme ich ein kleines Frühstück ein. Ich weiß noch nicht, dass es bis zum Abend nur meine Bananen geben wird.

ZOB Flensburg (seit 1931)

Im Viertel um St. Johannis stehen kleine, gemütliche Häuser. Die ev. luth. Kirche St. Johannis wurde im 11. Jhdt. errichtet und immer wieder erweitert.

Johannisviertel
Kirche St. Johannis

Gleich hinter dem Bahnhof geht es erstmals weg vom Asphalt, wenn auch nur für kurze Zeit.

Hinter dem Bahnhof

Die Freie Waldorfschule lockt mit ihrer Architektur und ihrer Lage im Grünen.

Freie Waldorfschule

Wegmarkierungen gibt es genug! Später sollen auch die für den Jakobsweg hinzukommen.

Wegmarkierungen

Und wer noch unentschlossen ist, kann sich hier ein Wanderziel aussuchen.

Es ist nicht so eben, wie man landläufig glauben mag. Ständig geht es sanfte Hügel hinauf und hinunter. Für Wanderer kaum merkbar, dürften Radfahrer schon eher ins Schwitzen kommen.

Renaturierungsgebiet bei Jarplund
Hügel um Hügel beim Martinsstift

Im Arnkiel – Park, benannt nach dem Pastor Trogillius Arnkiel, sind Reste alter Langmegalithbauten aus der Trichterbecherkultur 3500 – 2800 v. Chr. und ein rekonstruiertes Langgrab aus der Zeit zu bestaunen. Arnkiel hat diese Bauten 1650 in seiner Beschreibung des Ochsenweges erwähnt. Viele diese Bauten wurden zerstört und ihre Bausteine vor allem im 19. Jhdt. für Neubauten verwendet.

Rekonstruktion eines Langgrabes um 3500 v. Chr.
Rekonstruktion eines Langgrabes um 3500 v. Chr.

An den Ufern des Sankelmarker Sees zwischen den Dörfern Sankelmark und Oeversee tobte am des 6. Februar 1864 eine schreckliche Schlacht zwischen den Dänen und den preußischen Truppen. Im Zuge des deutsch-dänischen Krieges war auch Österreich als Bündnispartner Preußens mit einem Regiment involviert, das steirische Infanterie-Regiment Nr. 27 „König der Belgier“ aus Graz. Während des nur wenige Stunden dauernden Kampfes verloren die Österreicher 28 Offiziere und 403 einfache Soldaten, die Dänen, die auf der Flucht in schweres Artilleriefeuer gerieten, 18 Offiziere und 944 Soldaten.

Nach dieser Schlacht wurde in Graz der Oeverseeplatz und danach das Oeverseegymnasium benannt.

Sankelmarker See

Der Gefallenen wird an mehreren Gedenkstätten gedacht.

Denkmal für gefallene Österreicher
Denkmal für gefallene Österreicher
Gedenkstätte für gefallene Dänen

In Oeversee steht der „historische Krug“, eine Gaststätte mit Geschichte. Das Bauwerk hat keinen Bezug zur Geschichte, aber der Platz. Hier war das erste Feldlazarett nach den Vorgaben des neu gegründeten Roten Kreuzes nach der Schlacht bei Oeversee untergebracht.

Als Dank für seine humanitären Taten verlieh der österreichische Kaiser Franz Joseph I. dem Gastwirt Hans Peter Clausen ein Jahr später das goldene Verdienstkreuz.

Hier gibt es auch einen Grazer Platz, in Erinnerung an die Herkunft der „Sieger“.

Historischer „Krug“ seit 1519
Grazer Platz

So jetzt habe ich mich genug historisch ausgelassen. Mich würde interessieren, wie lange das Regiment gebraucht hat, um nach Norddeutschland zu kommen.

In Oeversee gibt es auch eine alte Wehrkirche, die St. Georgskirche, aus dem 12. Jhdt.

St. Georg
St. Georg
St. Georg

Die Schlehenhecken und Rapsfelder stehen voll in Blüte.

Schlehen (Prunus spinosa L.)
Raps (Brassica napus L.)

In Süderschmerdeby sehe ich das erste Reetdach-Haus

Der prachtvolle Bau in Siverstedt fällt mir gleich auf. Leider ist die Kirche aus dem 11. Jhdt. geschlossen.

Siverstedt
St. Petrikirche Siverstedt

Leider gibt es auf diesem Streckenabschnitt keine Unterkunftsmöglichkeiten, sodass ich bis Idstedt durchgehen muss. Die Landschaft ist schön, leider sind die Radwege, auf denen auch die Wanderwege verlaufen, oft asphaltiert.

Mitten im Wald stoße ich auf eine Stele aus der Zeit Christians VII., König von Dänemark, die als Jagddenkmal bezeichnet ist.

Jagddenkmal
Ich und das Jagddenkmal

In Idstedt komme ich bei Familie Buchweitz unter und werde gleich mit Kaffee und Apfelkuchen empfangen.

Die Mobilfunkverbindung ist „worst case“. Im Haus kann ich nicht einmal telefonieren. Ein Stück weit weg geht es einigermaßen.

Tagesstrecke:  33,1km; ↑ 108 m; ↓ 108 m

Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag 02. Mai 2022 Krusau – Flensburg

Jetzt geht es los! Die Wanderstöcke werden startklar gemacht, der Rucksack umgeschnallt und bei den dänischen Grenzpolizisten bekomme ich einen Stempel. Es ist zwar nicht der, den ich wollte, aber er ist dänisch.

Kruså (dk.) – Krusau (deutsch)

Gleich zu Beginn darf ich improvisieren und verlege die Route gleich auf den Radweg entlang der Autostraße. Der ist ungefährlicher als das Überqueren der Schnellstraße.

An der B200
Wieder in Deutschland

Mein Weg führt einen Hügel hinunter nach Wassersleben, einen kleinen Ort an der Grenze und am westlichsten Punkt der Ostsee. Die Flensburger Förde ist ein überflutetes, eiszeitliches Trogtal, das 70 km von der Ostsee bis hierher reicht.

Bei Wassersleben
Badestrand

Ein angenehmer Gehweg führt in Richtung Flensburg. Das Wasser ist schon überraschend warm.

Weg an der Förde
Flensburger Förde

Ich treffe zum ersten Mal auf die Beschilderung der Europäischen Fernwanderwege E1 (Nordkap bis Sizilien) und E6 (von Kilpisjärvi bis zu den Dardanellen). In den nächsten Tagen werde ich sie wohl öfters zu sehen bekommen.

Auf der anderen Seite der Förde erhebt sich das „Rote Schloss“ bzw. die Marineschule Mürwik, die am Ende des 2. WK Sitz der Dönitzregierung war.

Durch das Nordertor komme ich in die Innenstadt von Flensburg. Auf der Norderstraße hängen Hunderte von Schuhen auf den Leitungen. Ich habe niemanden gefunden, der weiß warum.

Nordertor
Norderstraße

Ich biege zum Museumshafen mit dem Werftmuseum ab und bestaune die alten Schiffe, die voll verkehrstüchtig sind.

Am Museumshafen
Am Museumshafen – Alexandra

Dann wechsle ich in die Große Straße, die eine lange Fußgängerzone ist. Flensburg wurde im letzten Krieg kaum beschädigt, obwohl in unmittelbarer Umgebung der wichtige Marinestützpunkt war. Die Zerstörung der historischen Bausubstanz brachten die Menschen hier in den 1960 und 1970er Jahren ohne Feindeinwirkung zustande.

Große Straße
Große Straße

Die Marienkirche ist eine der Hauptkirchen der Stadt und gehört zum Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis. Sie wurde im 13. Jhdt. als gotischer Backsteinbau errichtet und ist die älteste in der Stadt.

Große Straße mit der Marienkirche

In der Reformationszeit wurden die alten Altäre entfernt und der neue wird als Hauptwerk der norddeutschen Spätrenaissance angesehen. Auch die riesigen Epitaphe, Stiftungen reicher Familien, sind sehenswert.

Flensburg St. Marien – Hochaltar
Flensburg, St. Marien

An der Kanzel ist eine viertelige Sanduhr angebracht, die den Prediger darauf hinweist, nicht länger als eine Stunde zu predigen.

Flensburg St. Marien

Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Im „Börsekeller“ gibt es ein typisches Gericht für diese Gegend: Labskaus. Dieses Gericht aus Kartoffeln, geräuchertem Rindfleisch, Rohnen (rote Bete) und Fisch kennt verschiedene Zubereitungsarten. Die hier war hervorragend.

Gut gestärkt erweitere ich meinen Stadtspaziergang und besuche noch die Nikolaikirche, die neben ihrem imposanten Gebäude auch mit einer einzigartigen Orgel hervorsticht.

Nikolaikirche
Nikolaikirche

Auf vielen Straßen und Plätzen ist was los. Die Hinterhöfe verbergen ruhige, beschauliche Ecken.

Statue der Windsbraut von Hermann Menzel
Holm-Nixe von Ulrich Beier
Im Hinterhof

Ich habe mich im „Gästehaus Lavendel“ einquartiert, das im Hinterhof zur Großen Straße liegt. Auch mein Zimmer heißt „Lavendel“.

Gästehaus Lavendel
Lavendel

Tagesstrecke:  7,5 km; ↑ 51 m; ↓ 55m

Route auf alpenvereinaktiv.com