Archiv des Autors: Gerhard Pierer

17. Tag Donnerstag, 22. Mai 2014 Carrión de los Condes nach Ledigos

imageDer heutige Tag hat es in sich. Um sechs Uhr schüttet es. Es geht starker Wind. Um sieben ist es noch nicht viel besser. Ich beschließe mit meinem Begleiter den Abmarsch möglichst lang hinauszuzögern. Als wir kurz vor acht losziehen, regnet es kaum. Dafür weht der Wind. Das bekommen wir vor allem nach dem Ortsende in voller Wucht zu spüren. Um die 50 km Windgeschwindigkeit werden uns den ganzen Vormittag von vorne oder leicht links treffen. Die Strecke von ca. 18 km ist kerzengerade und hat keinen Windschutz. Es gibt auch keine geeignete Raststation, sodass man bei diesem Wetter zum Durchgehen gezwungen ist.

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Zudem haben sich kurzfristig Verdauungsprobleme eingestellt, die zwar rasch beseitigt sind, aber mich nicht an Frühstück denken lassen.

In Calzidilla de la Crueza wärme ich mich Tee auf, ehe ich im Pensionistetempo nach Ledigos schleiche. Die einzige Herberge ist meine, leider gibt es keine Zimmer mehr, nur das Lager. Zwei Stunden Schlaf bringen die Kräfte wieder.
Unterwegs treffe ich meinen ersten Pilger, der mit einem Pferd von Pamplona aus unterwegs ist.

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Er berichtet von seinen Problemen mit der Unterbringung und dass er praktisch immer im Zelt schläft.

16.Tag Mittwoch, 21. Mai 2014 Boadilla del Camino nach Carrión de los Condes

Gestern hatte ich noch die Möglichkeit, mit dem Herbergsbetreiber in Boadilla über das Leben in diesem Landstrich zu sprechen. Der Ort hat zwischen 80 und 100 Einwohner. Schule gibt es schon lange keine mehr, die Grundschüler müssen nach Frómista, die Älteren nach Carrión fahren. Es gibt kein Geschäft und sonst keine Versorgung. Die Kirche wird für die Touristen 2 Stunden am Abend geöffnet. Arbeitsplätze bietet der Camino für ein paar Leute vom Frühling bis zum Herbst. Sonst gibt es nichts.
imageAm Morgen nach einem kurzen Frühstück ziehe ich los. Die gute Entscheidung: Ich ziehe bald die Regenjacke an und gebe den Regenüberzug über den Rucksack. Die schlechte: Ich verzichte auf die Regenhose.
Bald beginnt es zu nieseln und wie im Wetterbericht leicht zu regnen. Der Wind treibt den Regen von der Seite her und die Hose ist bald nass.
imageDer Weg führt am Treidlpfad des Canal de Castllia entlang und ist sehr angenehm zu gehen.

Diese Wasserstraße wurde von 1753 – 1859 gebaut und verbindet über verschiedene Flusssysteme das Mittelmeer mit dem Atlantik. Der Bau hatte der Gegend ein wenig wirtschaftlichen Aufschwung beschert. Später hatte der Eisenbahnbau ähnliche Effekte.
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Leider sind die Schleusensysteme wie hier bei Frómista nicht mehr in Betrieb, sodass die Schifffahrt nicht mehr möglich ist.
Heute hängen die Bewässerungssysteme am Kanal.
image In Frómista versuche ich, eine zweite Pilger-Credential zu bekommen. Fehlanzeige! Auch der Besuch der Kirche scheitert – geschlossen!

Auch Frómista gehört zum Weltkulturerbe. Ich habe keine Gelegenheit gefunden, herauszubekommen warum.

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Der nächste Abschnitt führt entlang einer wenig befahrenen Straße durch die weite Landschaft. Der Regen wird zuerst stärker, lässt aber dann ganz nach.
imageIn Revenga de Campos – klingt großartig, ist aber nur ein Dorf, beschließe ich Pause zu machen und mich zu stärken.

Danach geht es zurück auf den Weg. Die Sonne kommt heraus, aber der Wind bläst ganz ordentlich, sodass ich die Wetterjacke anlasse.

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imageNach Villalcázar de Sirga mit einer tollen, endlich einmal offen Kirche ziehen plötzlich dicke Wolken auf. Kein Baum, keine Brücke nichts. Es beginnt zu regnen, der Wind peitscht die Tropfen, unter die sich schließlich feine Hagelkörner mischen,  von der Seite her.
Das Spektakel dauert etwa fünf Minuten, dann wird es wieder besser.

Kurz vor dem Erreichen des Ortseingangs von Carrión de los Condes beginnt das gleiche nochmals. Beim Ortseingang scheint wieder die Sonne.

imageHeute sind wir in einer sehr bequemen Klosterherberge untergebracht und ich erkunde die Stadt und finde auch was zu essen: Matrimonio von irgendwas – die Hochzeit von eingelegten Sardellen und Salzsardellen in Tomatenmarinade mit Brot. Vielleicht finde ich heraus, wie das Gericht wirklich heißt. Geschmeckt hat es auf jeden Fall.

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Es gibt richtiges Aprilwetter, einmal regnet es, dann scheint wieder die Sonne. Nur der Wind hat Bestand. Hoffentlich sind meine Schuhe morgen einigermaßen trocken.

15. Tag 14. Dienstag 20. Mai 2014 Hontanas nach Boadilla del Camino

Selten so gut geschlafen wie in dieser Herberge heute Nacht. Kurz nach sechs beginnt die übliche Räumerei. Bis man seine Siebensachen beisammen hat und jeder Socken auf dem richtigen Fuß ist, ist das bei fast völliger Dunkelheit gar nicht so einfach. Zur Draufgabe gibt es in dieser Herberge bereits ab 6.00 Uhr Frühstück. Mir reicht halb sieben auch und ich bin eine Viertel Stunde später wie gewohnt auf dem Weg.

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Der führt durch ein kleines Tal, in dem nichts zu hören ist, außer dem Singen und Zwitschern der Vögel und die eigenen Schritte.

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Ich komme wieder auf die Straße, wo als einziges Fahrzeug in zwanzig Minuten der Autobús fährt, mit dem die „falschen“ Pilger ihre Abkürzungen nehmen.
Die Straße führt DURCH die Abtei von St. Anton, von der es noch einige Teile gibt und die auch eine Herberge anbietet.

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Überall im Tal und auf den Hängen werden die letzten Flächen kleinstrukturiert ausgenutzt, während sich auf den Hochebenen die riesigen Felder dahin ziehen.

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Zwischendurch gibt es auch noch Mohnblumen. Vor Castrojeriz wandern wir fast einen Kilometer durch eine Lindenallee, bis wir am Ortseingang mit einer Burgruine hoch auf dem Berg empfangen werden.

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Castrojeriz ist eines der längsten Dörfer der Strecke und wurde in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Es zieht sich entlang des Hügels und bekam schon 974 das Stadtrecht.

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Nach dem Ort durchquert der Weg das Tal des Arroyo di Padilla und steigt dann steil auf die Alto de Mostelares auf 911m an. Der Rückblick entschädigt für den Anstieg.

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Gleich danach geht es noch steiler bergab, wiederum belohnt mit einem grandiosen Ausblick. Es sind sehr viele Leute unterwegs. Man weiß nicht, wo die alle herkommen und vor allem wo sie unterkommen. Im nächsten Ort gehe ich durch, es gibt auch nichts Besonders, um rechtzeitig am Ziel in Boadilla di Camino abzukommen. Die Überraschung: die Herberge ist noch fast leer. Jetzt habe ich jedenfalls genug Zeit mich zu erholen.

14. Tag Montag, 19. Mai 2014 Burgos nach Hontanas

Der heutige Tag ist eher der Landschaft gewidmet. Es gibt nichts über spektakuläre Orte oder geschichtsträchtige Ereignisse zu berichten.
Gleich nach dem Stadtrand von Burgos, also nach etwa einer dreiviertel Stunde Gehen, ist man mitten in landwirtschaftlichen Nutzungsraum.

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Einige Hochspannungsleitungen treffen sich bei einem Umspannwerk. Die Autobahn und die Eisenbahntrasse zerschneiden das Land, sodass immer wieder größere Umwege notwendig sind. Der alte Pilgerweg ohne Autobahn war kürzer.  Der Rio Arlanzón und kleinere Bäche führen klares Wasser.

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Heute sind neue Pilger dazugekommen: Manche haben im Vorjahr den Weg bis Burgos gemacht und setzen ihn heuer bis Leon oder Santiago fort.

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imageDie wenigen kleinen Dörfer wirken ausgestorben wie hier Rabé de las Calzadas, das auch einen kuriosen Brunnen hat.

Da hat sich jemand mit Gotik gespielt.
Dann geht’s auf die ersten Hochebenen. Leicht schräg rauf, dann grad, dann wieder ins Tal.

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Und weil es so schön war, das gleiche gleich drei Mal. Der Wind ist unangenehm, es ist aber nicht kalt und es ist trocken. Das  Land ist wie für Don Quichote und seinen Gehilfen Sancho Pansa geschaffen. Sie hätten heute eine jede Menge Windmühlen zum Bekämpfen.

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Schließlich kommt, tief in ein Tal geduckt, Hontanas, das Ziel des heutigen Tages.

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Es gibt zwar kein Handynetz, aber die Herberge hat brauchbares WLAN. Die Zimmer sind groß und geräumig und das Essen sieht vielversprechend aus.
So bleibt nach dieser längeren Etappe wieder genug Zeit zur Erholung.

13. Tag Sonntag, 18. Mai 2014 „Ruhetag“ in Burgos

Für den heutigen Tag habe ich mir einen Ruhetag vorgenommen. Einerseits bin ich in den letzten Tagen ganz schön weiter gekommen, andererseits möchte ich mir Burgos genauer anschauen.
Ich genieße es, erst später aufzustehen und trinke im Cafe nebenan meinen Cafe solo mit einem Croissant. Der Wirt scheint gerade erst aufgestanden zu sein, munter ist er noch nicht. Dass Kunden schon was wollen, wird missmutig zur Kenntnis genommen.
Frisch gestärkt gehe ich Richtung Kathedrale. Wo es noch nicht sauber ist, wird gerade geputzt. Ich liebe Altstädte am Sonntagmorgen ohne Touristen.
Ich möchte zum Monasterio de Santa Maria la Real de las Huelgas, von den Einheimischen offenbar nur kurz Las Huelgas genannt. Den Bus wollte ich zwar nehmen, ich bin dann aber doch gegangen. Ohne Rucksack fehlt schon fast etwas.
Da ich etwas früher dort bin, ist noch alles ruhig – fünf Minuten später war es aus mit dem beschaulichen Klosterleben: spanischer Pensionistenbus.

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Das Kloster wird heute noch von Nonnen bewohnt. Es herrscht im Inneren das strengste Fotografierverbot, das ich in Spanien erlebt habe. Es gibt eine Führerin und einen Sicherheitsbeamten!  Der Gebäudekomplex ist wirklich sehenswert. Die maurische Einflüsse im Inneren erinnern an Toledo.

Nach gut eineinhalb Stunden ist die Führung um.

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Rund um das Kloster ist die Dorfstruktur erhalten geblieben.

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Ich warte gar nicht mehr auf den Bus, sondern gehe den Weg entlang des Rio Artanzón zurück in die Stadt zum Museo de la Evolución Humana. Doch direkt vor dem Museum gelange ich zwischen den Stadtradtag und eine Missionsveranstaltung.

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Mehr als 3000 Radfahrer und Skater sind unter Polizeischutz unterwegs und müssen gerade vor einer improvisierten Missionsstation anhalten. Die christlichen Aktivisten singen zu Gitarrenklängen aus vollem Hals.

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Im Museum sehe ich alle jene Funde aus Atapuerca im Original. Die museale Aufbereitung ist grandios, die Architektur des Museums toll.

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Da habe ich endlich wieder etwas von einem Betrag zur EU zurückbekommen. Der Eintritt ist heute auch noch frei.

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imageDie Entwicklung des Menschen von den Prähominiden bis zum Homo sapiens (?) wird anschaulich, aber nicht langweilig dargestellt. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Höhlensyteme von Atapuerca.

Am Abend mache ich noch einen Spaziergang, auf dem ich Camino-Freunde treffe. Manche fahren morgen schon nach Hause, einige sind mit dem Bus nachgekommen.Auch ein paar neue Ecken lassen sich entdecken.

Heute habe ich Morcilla de Burgos gegessen. Das ist Blutwurst auf  hiesige Art. Nicht schlecht, aber die vom Liebenauer Bauernmarkt schmeckt mir besser.

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Wer braucht schon Running Sushi, wenn es Tapas gibt!

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Gute Nacht! Morgen gehts auf die Meseta.

Tag 12 (Burgos am Abend)

Ich möchte euch ein paar Eindrücke aus Burgos nahebringen. Es sind einfach ein paar Bilder ohne besonderen Zusammenhang.

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Die Kathedrale mit ihren Doppeltürmen dominiert das Stadtbild.

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Auch auf Stiere muss man ebenso gefasst sein, wie auf Liebespaare.

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Auf der Paseo del Espolón kann man flanieren oder sich stärken.

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Auch in der Stadt sind die Straßen die Erweiterung der Vages und Restaurants.

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Das Stadtfest ist vorerst Nebensache: Real Madrid gegen Athletico Madrid steht am Programm. Ein Lokal ohne TV gibt es nicht. Jeder hat seinen Favoriten.

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Ich stärke mich mit ein paar Tapas für den Abend.

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Die Straßen und Plätze füllen sich, um 22.15 ist Umfallen nicht mehr möglich.

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Von den Events in der Nacht habe ich leider keine geeigneten Aufnahmen zu Verfügung.

12. Tag Samstag, 17. Mai 2014 Atapuerca nach Burgos

imageNach angenehmer Nacht bin ich wieder ab 6.45 Uhr auf dem Weg. Es hat gerade zwei Grad auf dem Thermometer vor der Herberge. Auf dem leichten, aber steinigen Anstieg zum Matagrande (1078 m)
geht die Sonne auf.

 

imageIch gehe mit einem englischen Zimmermann, der 29 Jahre alt ist, aber schon in vielen Ländern, vor allem in Kanada und Australien gearbeitet hat.
Kaum sind wir über den Berg haben wir einen ersten Blick auf Burgos.

 

imageEs wird aber doch noch ein weiter Weg. Mit einer Pause fürs Frühstück gehen wir bis Burgos durch. Von der Ortstafel bis zu Kathedrale dauert es ziemlich genau eine Stunde. Dann brauche ich noch eine Stunde bis ich ein Quartier gefunden habe. Der Grund: Heute findet das Stadtfest statt und von überall kommen die Leute.

imageIch mache mich nach einer Erholungspause auf den Weg ins Zentrum.
Durch das schönste Tor komme ich in die Stadt.

Die Kathedrale ist atemberaubend. Obwohl das Gebäude zu verschiedenen Zeiten erbaut und immer wieder erweitert wurde, scheint es eine Einheit zu sein.
So merke ich erst danach, wie hungrig ich bin. Die Auswahl ist groß, wer verhungert, weil er nichts findet, selber schuld.
Überall laden Lokale zum Verweilen ein.

imageAm Abend geht’s sicher rund mit vielen Attraktionen.

11. Tag Freitag, 16. Mai 2014 Villambistia nach Atapuerca

Gleich zum Aufwachen Stress. In der Nacht muss mir die Brille aus dem Stockbett gefallen sein. Ohne Brille Brillensuchen ist für einen Brillenträger eine Katastrophe. Auf dem Boden ist sie nicht, im Bett unter mir ist sie auch nicht. Mit der Reservebrille und mehr Licht sehe ich sie auf dem Rucksack des Nachbarn. Glück muss man haben! Was wäre geschehen, wäre sie IM Rucksack gelandet?
imageIch breche ohne Frühstück auf; das werde ich in Villafranca nachholen.
Auf dem Dorfplatz komme ich bei einem achteckigen Brunnen vorbei, von dem es eine Legende gibt: Von Pilgern, die mit dem Kopf in das Wasser eintauchen, fallen alle Qualen des Pilgerns ab. Da ich gerade Haare gewaschen habe, muss ich wohl weiterleiden. Nein,  so schlimm ist es ohnehin nicht.
Zuerst erwartet mich ein Fastvollmond und kalte Luft, sehr kalte Luft. Am Rasen des Sportplatzes liegt Reif – also unter null Grad. Auf der anderen Seite geht gerade die Sonne auf und das bei wolkenlosem Himmel.
Ausnahmsweise sehe ich vor und hinter mir keine Pereginos.

imageIn Villafranca gehe ich in eine Bar und bestelle einen Cafe solo, einen Orangensaft und ein Croissant. In dem Moment kommt die Australierin, die mit den Stöcken, herein und wir frühstücken gemeinsam. Sie ist glücklich mit ihren Stöcken und fragt, ob sie mich begleiten dürfe. Gleich am ersten Berg legt sie ein gewaltiges Tempo vor. Ich sage ihr, dass ich es langsamer angehen will. Bald finden wir einen gemeinsamen Rhythmus und gehen die nächsten zwölf Kilometer mit zwei kurzen Trinkpausen durch. Die Eichen treiben gerade die ersten Blätter aus und manchmal säumen hohe Erikabüsche in violett und weiß den Weg.
In San Juan de Ortega stärken wir uns wieder, ehe wir die nächsten sechs Kilometer bis Atapuerca angehen. Dort trennen uns die Wege, ich gehe in die Herberge, sie will weiter in Richtung Burgos.
imageAm späten Nachmittag unternehme ich eine Exkursion zur Ausgrabungsstelle, an der man die ältesten Vormenschen Europas gefunden hat. Der Homo Antecessor wird auf 900.000 Jahre geschätzt, ein neuerer Fund auf 1,2 Mill. Jahre. Aufgekommen ist die Fundstelle, als man um 1900 eine Eisenbahntrasse baute. Die Eisenbahn fuhr dann gerade von 1901 – 1911. Heute wird weitergegraben, aber auch, wenn auch nur auf Spanisch präsentiert.
Beim Abendessen in einem Dorflokal geht’s international zu:
Österreich, Italien, Dänemark, Frankreich, Deutschland sind vertreten. Es gibt mit Thunfisch und mit Gemüse gefüllte Auberginen als Vorspeise. Ich wähle Bakalao als Hauptspeise und Topfentorte zum Nachtisch. Dazu gibt es Wein, Brot und Wasser. Auf dem kurzen Heimweg merke ich, wie frisch der Wind weht. Wir sind auf über 1000 m!

10. Tag Donnerstag, 15. Mai 2014 Santo Domingo de la Calzada nach Villambistia

Nach einer ruhigen Nacht fangen unangenehme Zeitgenossen um 5.00 Uhr früh an, ihre Klamotten zusammenzusuchen und ohne Rücksicht auf die Schlafenden Lärm zu machen. Gegen 5.45 reicht es mir, ich nehme meine Sachen und packe den Rucksack im Aufenthaltsraum, genehmige mir ein Frühstück aus guter Hartwurst, Schafkäse und Orangensaft. image

Kaum bin ich aus dem Tor, empfängt mich ein unangenehmer, kalter Wind zwischen den Mauern der Altstadt. Vielmehr als 5 Grad hat es sicher nicht, aber eine zusätzliche Jacke wärmt ausreichend. Über die alte Pilgerbrücke verlasse ich die Stadt.

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Kurz darauf erlebe ich einen wunderschönen Sonnenaufgang, der die Kälte bald vergessen lässt.

 

imageDer heutige Tag lässt auf keine  Höhepunkte hoffen. Es ist ein Tag, der durch die Provinz Rioja in die Provinz Castilla y Leon fûhrt.

Landschaftlich dominieren Hügel mit Getreidefeldern, durch die sich unser Weg aber auch die Autobahn zieht.

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imageIn Belorado komme ich grade zu Mittag an, alle Geschäfte sind geschlossen und ich setze mich in eine Bar, um zu essen. Ich treffe dort auf eine Australierin, die sich tags zuvor Walking-Stöcke gekauft hat, damit aber nicht zurecht kommt. Kein Wunder, dass sie keine Freude damit hatte: Weder Länge noch andere Einstellungen haben gepasst. Zum Essen gab’s übrigens herausgebackene Schafsohren, eine Spezialität.

Dann schließe ich noch ca. sieben Kilometer an, bis ich in der kleinen Herberge von Villambistia einchecke und gleich wieder auf „alte“ Bekannte stoße. Alle genießen nach dem langen Tag die Sonne und die Ruhe, sind es doch heute einiges über 30 km Stecke geworden.

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9. Tag Mittwoch, 14. Mai 2014 Nájera nach Santo Domingo de la Calzada

Wenn viele im Schlafsaal schnarchen, wird daraus ein Concerto grosso in Schnarch Moll. Es ist verwunderlich, wie sich die Pilger die geringe Infrastruktur des Hauses zunutze machen und dass es nirgends zu Staus oder gar Konflikten kommt.
imageIch gehe früher als sonst weg, um gleich um die Ecke zu frühstücken. Um genau 7.00 Uhr bin ich beim Kloster Santa Maria de Real, das wunderschön im Morgenlicht leuchtet.

 

 

imageKurz nach dem Start taucht ein Pfahl mit der Entfernung nach Santiago auf.
Die Entfernungsangaben nach Santiago der verschiedenen Führer und die Angabe auf dem Schild differieren, aber die 200 km – Marke ab Anfang unsere Strecke haben wir sicher erreicht.
Die heutige Tagesstrecke lässt unterwegs keine Besonderheiten vermuten. Es geht mehr oder weniger parallel zur Hauptstraße bzw. zur neuen Autobahn dahin. Es gibt kaum Orte. Vorerst sind es vor allem überraschend kleinstrukturierte Weingärten, die uns begleiten. sie werden zunehmend durch Getreidefelder (Gerste und Weizen) abgelöst. Sogar eine Hopfenkultur sehen wir. Plötzlich taucht ein Golfplatz auf: Campo de Golf die Alto Rioja.
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Die ganze Anlage besteht aus dem Golfplatz, aus ganzen Siedlungsreihen, Sportplätzen und Freizeiteinrichtungen. Und fast überall das Schild „VENDE“ – zu verkaufen.
Die spanische Immobilienblase hat ihre Spuren hinterlassen. Im Cafe des Golfklubs sind Pilger herzlich willkommen, vor ein paar Jahren waren sie Störfaktor vor dem Anwesen. So sitzen wir fünf Pilger auf der Terrasse des Golfklubs und sind die einzigen Gäste. Nur die Greenkeeper stören die Idylle mit ihren Rasenmähern.
imageDer Weg beginnt eintönig zu werden, wir hoffen, dass unser Ziel bald auftaucht.
Santa Domingo feiert gerade in dieser Woche ihren Namenspatron. So kommen wir neben der Baukunst auch etwas von der Volkskultur mit. Direkt vor unserer Herberge feiern die Bewohner ein Straßenfest mit Musik und gekochten Champignons.

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