Archiv des Autors: Gerhard Pierer

9. Tag Montag, 10. September 2018 Corniolo nach Badia Prataglia

Heute soll die „Königsetappe“ des Cammino d’Assisi am Programm sein. Das Wetter scheint ja schon einmal mitzuspielen. Es ist nicht mehr so früh, wie es hier erscheint, aber bis die Sonne in den Gräben kommt, dauert es seine Zeit.

Ich warte nicht auf meine italienischen Mitbewohner in der Herberge, werde vom netten Herbergsbetreiber auf einen Kaffee eingeladen, schaue aber trotzdem im Restaurant von gestern Abend vorbei, was die an Frühstück anzubieten haben.

Die alte Registrierkasse ist voll in Betrieb, Beleg bekommt man allerdings keinen.

Die ersten zwei Kilometer lege ich auf der SP 4 zurück. Jetzt weiß ich auch warum gestern ständig Motorradlärm zu hören war. Die Italiener haben die Pferdchen aus dem Stall Ducati und Motoguzzi ausgeführt. Da sind die vielen Kurven und Kehren willkommen.

Aber gleich geht es im Nationalpark gemütlicher weiter.

Die Ableitung des Trinkwassers der Gegend an die Küste nach Rimini und Ancona durch Aquädukte lässt die Bäche leer und die Menschen ungehalten werden.

In den höheren Lagen finden sich Bauernhöfe, die landschaftspflegerisch im Nationalpark betrieben werden. Die schönen Streuobstwiesen sind gut gepflegt.

Nach dem Kirchlein St. Augustino wird der Weg immer wieder zum Saumpfad.

Unterwegs komme ich an mehreren Refugii vorbei, die noch heute benützbar sind und früher den Menschen beim Überqueren der Pässe Schutz boten. Heute sind sie auf Selbstversorgung ausgelegt.

Diese „Hütte“ entspricht schon anderen Anforderungen. Das „Grand Duca“ stammt aus den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts und baut auf die Geschichte des Großfeldzugs der Toskana und ihrer Umgebung im UNESCO – Weltkulturerbe.

Die Früchte der Ebereschen leuchten in der Sonne.

Eine Schlucht wird mit einer Brücke überquert, und dann geht es über Saumpfade, manchmal recht steil, aber nicht sehr unbequem hinauf zum Passo della Calla auf 1296 m.

Hier treffen nicht nur verschiedene Weitwanderwege aufeinander, hier ist auch die Grenze zwischen der Emilia Romagna und der Toskana.

Der Europäische Fernwanderweg E1 vom Nordkap bis Salerno auf Sizilien ist für heute mein Begleiter.

Die Vegetation wechselt immer wieder. Unten Mischwald, dann Tannen, dann Buchen und Ahorn.

Ich komme an den höchsten Punkt meiner Wanderung durch Italien, zum Poggio Scala mit 1520 m und einem Fast-Rundumblick.

Auf einer trockenen „Feuchtwiese“.

Jetzt geht es für längere Zeit bergab bis zur Eremo di Camaldoli.

Hier hat Romualdo, ein Benediktiner, 1012 ein Kloster gegründet und die Kamaldulenser gegründet, deren Regeln wesentlich strenger waren. Eigentlich war er ein Rowdy aus bestem Haus, der sich nach einem Totschlag der Justiz entzog, indem er sich in ein Kloster zurückzog.

Auch Franziskus lebte hier für eine Zeit lang in einem der Zellenhäuschen.

Die ursprünglich romanische Kirche mit ihrem prachtvollen Inneren wurde im 16. Jhdt. barockisiert.

Nach einer Pause mache ich mich wieder auf den Weg. Wieder gehe ich zuerst von 1150 m wieder auf 1350 m hinauf, um dann auf einen Zug auf 850 m hinunter zu wandern.

Da treffe ich auch auf den Pilz des Tages.

Mein Tagesziel ist Badia Prataglia, ein Ort mit viel Geschichte.

Hier wurde 996 ein Benediktinerkloster gegründet. Die Kirche wurde um 1000 auf einer Krypta aus dem 8. Jhdt. errichtet.

Der Ort dürfte als Luftkurort seine beste Zeit hinter sich haben. Meine Unterkunft ist günstig, moderneren Ansprüchen wird es nicht gerecht.

Aber das Essen hat nach dem langen Tag geschmeckt.

Tagesstrecke: 30,2 km
Bergauf: 1382 m
Bergab: 1141 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

8. Tag Sonntag, 9. September 2018 Premilcuore nach Corniolo

Gleich vorneweg: Es ist ein herrlicher Tag. Ich verschlafe gleich in der Früh etwas, naja in Gegensatz zu den anderen Tagen. Im Haus sind noch zwei italienische Pilgerpaare, die ich schon am Abend im Restaurant gesehen habe.

Die Sonne kommt noch nicht ins Tal, als ich durch den historischen Ortskern starte.

Vorerst gibt es noch eine Asphaltstraße, die bald in einen Steinweg übergeht. Das war die alte Hauptstraße über den Colla Tre Faggi.

Bei der alten Steinbrücke wechselt die Straße auf die andere Bachseite.

Mein Weg ist nunmehr ein Pfad und Wildwechsel. Ob Schnecke oder Hirsch, das ist einerlei.

Bei 25 – 30 % Steigung komme ich schön ins Schnaufen, doch nette Plätzchen laden zum Anhalten ein.

Die Pilze des Tages möchte ich euch nicht vorenthalten. Letzterer ist zwar nur noch ein Fragment, aber eine Stängelhöhe von ca.15 cm ist auch nicht zu verachten. Die Kappe lag in Fragmenten in der Umgebung (Boletus gigantica, L. 😉 )

Mitten im Wald steht die Ruine eines einst sicherlich stattlichen Hauses. Im Parterre die Stallungen und im ersten Stock die Wohnräume.

Auf 1100 m ist die Aussicht wieder toll.

Auf der bestens ausgebauten Forststraße begegnen mir Wanderer und Mountainbiker.

Diese herbstlich gefärbten Früchte könnten Echte Mehlbeeren (Sorbus aria, L.) sein, während in tieferen Lagen auch der Speierling zu finden ist.

Hier handelt es sich sicher um den Gemeinen Kuhfladen (Cufladria vulgaris, Subsp. Appenina L.). Er zeichnet sich zu besonderer Affinität zu Hosenböden aus.

Die andere Seite des Berges. Ich befinde mich hier im Parco Nationale delle Foreste Casentinesi.

Jetzt geht es auf das Ziel Corniolo zu.

Mit dem Zwölfeläuten treffe ich ein. Da hätte ich zwar noch ein Stück dranhängen können, aber die Herbergen richten sich nicht nach der Kondition der Pilger.

Die Pilgerherberge ist klein, aber fein.

Der Ort schmiegt sich an die Sonnseite des Tales. Viel ist nicht los zu Sonntag Mittag. Gestern wäre ein großes Fest gewesen.

Neben der Herberge ist die kleine Kirche, die mich wegen der Fresken und des Reliquienschränkchens besonders interessiert.

Gut bei Fuß muss man hier sein.

Tagesstrecke: 16,9 km
Bergauf: 791 m
Bergab: 636 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

7. Tag Samstag, 8. September 2018 Portico di Romagna nach Premilcuore

Heute kann ich es gemütlich angehen lassen. Durch die Streckenänderung ist nur ein Berg zu überqueren und dann ist Schluss.

Am vorigen Abend dinierte ich in der Küche eines Palazzo.

Es gab Ravioli gefüllt mit Salbei und Mozzarella, dann einen Auflauf aus Melanzani, Tomaten und Käse, und als Hauptspeise ein Gulasch vom Wildschwein.

Zum Frühstück gab es heute eine reiche Auswahl vom Buffet, wohl mehr den anderen Gästen aus Deutschland und Schweden geschuldet als dem einfachen Peregrino. So kann ich nach dem Regen in der Nacht wieder bei Sonnenschein losgehen.

Noch einmal marschiere ich durch die mittelalterlichen Gässchen, bevor ich die nächste Anhöhe erklimmen.

Es schaut zwar flach aus, aber 25 % Steigung sind sicher drin.

Die Fernsicht wird noch von Restwolken beeinträchtigt.

An Berg geht es dann durchaus gemütlicher weiter.

Ich komme immer wieder an hoch gelegenen Bauernhöfen vorbei.

Das griechische Tau ist das Symbol für den Cammino d’Assisi, so wie die Muschel für den Jakobsweg.

In Premilcuore ist für heute Schluss.

Das langgezogene Städtchen am Fiume Rabbi ist sehr verkehrsberuhigt. Es soll zwar schon 295 gegründet worden sein, ist aber erst seit dem 12. Jhdt. belegt. Auch hier (gibt) gab es die romagnolische Sprache, und Premilcuore heißt dann Premaicur.

Tagesstrecke: 9,7 km
Bergauf: 489 m
Bergab: 331 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

6. Tag Freitag, 7. September 2018 Dovadola nach Portico Romagna

Es hätte ein Fest werden sollen. Viel war dann nicht los. Die Musiker hatten technische Probleme und Besucher waren auch nicht viele da.

Die Ravioli sind ausgezeichnet, die Lammfleischspießchen allerdings etwas trocken.

Es gelingt mir wieder, um sieben Uhr aus dem Haus zu kommen und im Café auf dem Hauptplatz zu frühstücken. Die Cafés auf dem Land öffnen um fünf Uhr, um die Arbeiter mit „Frühstück“ zu versorgen.

Um halb acht bin ich endgültig auf dem Weg.

Für den Einkauf haben ein paar Marktstände mit Obst und Gemüse geöffnet. Auch Fisch wird angeboten.

Wie immer geht es gleich hoch hinauf. Auf den ersten drei Kilometern werden gleich 300 Höhenmeter gemacht. Der Weg ist teilweise so ausgeschwemmt, dass sogar die Wasserleitung freiliegt.

Dafür werde ich oben mit einem wunderschönen Blick in alle Richtungen verwöhnt.

Kleine Käfer haben auf der Straße Hochbetrieb.

Bei so schöner Aussicht ist es ein Wunder, dass sich viele Italiener die Plätze sichern, auch wenn sie nicht hier leben.

Im Wald finde ich vielerlei Spuren. Von Jägern ebenso, wie von ihrer potentiellen Beute.

Kennt jemand diese Spur? Ca. 7-8 cm im Durchmesser.

Es geht bergab, steil bergab, wie ich es nie auf das Bild bringe. Da es aber relativ trocken ist, lässt sich das gut meistern.

Die Landwirte können ihre Arbeiten nur mit Kettenfahrzeugen bewältigen.

Dieses Gebäude soll renoviert werden? Die Baustellentafel hängt schon an der Frontseite.

Auch der einhörnige Ziegenbock erledigt seine Aufgabe gut, wenn man die vielen jungen Zicklein auf der Weide sieht.

War es nicht im Apennin, wo Hanibal Lecter ungebetene Gäste im Schweinekobel „entsorgte“? Die sind im Gegensatz zu den Jungtieren nicht scheu und lassen sich nicht stören.

Ich bin so in Schwung, dass ich meine Herberge, ein Agriturismo mitten in der Gegend, übersehe und bald knapp vor dem nächsten Ort stehe.

Rocca San Casciano ist ein kleiner Ort, in dem das Festa del Falo gefeiert wird, das auf einen keltischen Brauch zurückgeführt wird. Da werden Holzstöße entzündet und der Ort mit Fackeln beleuchtet.

Da ich so früh ankomme plane ich um. Über den nächsten Berg will ich nicht, da für den Nachmittag eventuelle Gewitter angesagt sind. Daher gehe ich auf der schwach befahrenen Straße nach Portico di Romagna und kann so die morgige Etappe etwas verkürzen.

Dieses Städtchen hat einige mittelalterliche Gässchen.

Von hier stammt auch Beatrice Potinari, die Dante Alighieri in seiner „Göttlichen Komödie“ als engelsgleich dargestellt hat.

Über den Fiume Montone führt die Ponte della Maestà aus dem 17.Jhdt.

Ich habe ein edles Gemach in der Albergo diffuso Al veccio convento gefunden.

Tagesstrecke: 24,2 km
Bergauf: 686 m
Bergab: 538 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

5. Tag Donnerstag, 6. September 2018 Modigliana nach Dovadola

Ich verbringe eine herrlich ruhige Nacht im Kloster der Suore della Sacra Familia und gönne mir im nächsten Café ein für Italien ausgiebiges Frühstück. Gleich nach sieben Uhr starte los.

Dort muss ich hinauf: Dort oben wurde 1167 Konrad von Staufen, Sohn des Friedrich Barbarossa, geboren.

Der Weg führt auf halber Höhe in ein Nebental, das intensiv landwirtschaftlich genutzt wird.

Die knallig roten Peperoni könnten der Werbung entsprungen sein.

Mit dem Wetter habe ich Glück. Im Tal hat es beim Aufbruch 18°C, hier weiter oben ist es durch die Schattenlage auch noch nicht so warm. Das Rückhaltebecken ist teils für die Bewässerung, teils als Überflutungsschutz notwendig.

Noch ein letzter Blick auf Modigliana.

Auch hoch oben am Berg stehen, leider meist verschlossen, Häuser. Die wilden Zyklamen stehen in voller Blüte.

Auf dem Passo del Monte Trebbio steht ein Denkmal für besonders erfolgreiche Radrennfahrer. Hier führt auch manchmal der Giro Italia vorbei.

Auch die kleinen Blumen am Wegrand möchte ich nicht übersehen.

Gar nicht zu übersehen ist der gewaltige Gebäudeklotz des Lectorium Rosicrucianum, einer sehr zweifelhaften, im Sektenhaften angesiedelten Organisation.

Am Monte Paolo steht Kirche, die dem Hl. Antonius geweiht ist. Hier hat er eine Zeit lang gelebt.

Im Inneren ist auch eine kleine Knochenreliquie ausgestellt.

In einer kleinen Kapelle soll sich der Heilige zum Gebet und zur Kontemplation zurückgezogen haben.

Nach einer für mich längeren Pause geht es ins Tal nach Dovadola hinunter.

Dovadola wird von der Festung der Grafen Guidi um 1000 n. Chr. und dem Uhrturm aus dem Mittelalter überragt. Sonst ist es eher eine verschlafene Ortschaft.

Ich schlafe in der Herberge der ehemaligen Abbazia di Sant’Andrea aus dem 9. Jhdt. Dort ist auch die Seliggesprochene Benedetta Bianchi Porro bestattet.

Heute wird es auf der Piazza vor dem alten Rathaus ein abendliches Essen mit Live-Musik geben, auf das ich schon neugierig bin.

Tagesstrecke: 22,4 km
Bergauf: 498 m
Bergab: 531 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

4. Tag Mittwoch, 5. September 2018 Borgo Rivola nach Modigliana

Auch diesmal muss ich einen Nachtrag für gestern voransetzen.

Nach einer kurzen Erholungspause zeigt mir Gian Carlo die Umgebung von Casola Valsenio. Wir fahren das Valsenio – Tal hinauf und kommen zur traditionsreichen Abtei Badia di Susinana. Sie war als Monastero Vallombrasano von 1090 bis 1808 ununterbrochen besetzt. Seit drei Jahren hat ein Frauenorden hier wieder seine Tätigkeit aufgenommen.

Dann geht es in die Toskana. In Palazzuolo di Senio schlendern wir durch das mittelalterliche Dorf und kommen zum Haus, in dem sich 1504 Papst Julius II. mit Machiavelli zu Verhandlungen getroffen hat.

Nach einem Abendessen mit Gian Carlo, seiner Frau und seiner Schwägerin gehen wir noch durchs abendliche Casola Valsenio.

Am Morgen heißt es Abschied nehmen von meinen reizenden Gastgebern. Molto Grazie!

Gian Carlo bringt mich wieder nach Borgo Rivola, wo ich den Weg fortsetzen kann.

Die Brücke wirkt, als wäre sie der nächste Kandidat. Schnell bringe ich sie hinter mich.

Beim Aufstieg auf den nächsten Pass sind wieder viele der Kristallblöcke am Weg zu sehen.

Der Aufstieg auf den Monte Mauro bietet tolle Ausblicke. Riolo Terme liegt hinter dem Hügel im Tal.

Wacholder und der Pilz des Tages für die Küche.

Knapp unter dem Gipfel befindet sich in einer Grotte eine Andachtsstelle. Auf dem Gipfelplateau ist eine traditionsreiche Einsiedelei, die Pieve di Santa Maria in Tiberiaco.

Der Ausblick auf die Landschaft und das kleine Dorf Zattaglia lädt zum Verweilen ein.

Mein Weg führt ebenfalls hinunter ins Tal, wo der Obstbau, Kiwi, Kaki und Wein, dominieren. Auch eine seltsame Birne habe ich gefunden.

Der Monte Mauro von der andren Seite ist richtig beeindruckend.

Der nächste Berg lässt nicht auf sich warten. Dahinter liegt das Städtchen Brisighella. Die Festung Rocco Manfrediana aus dem 13.Jhdt und ein Uhrturm wachen über der Stadt.

Die Stadt wirkt sehr gepflegt und sauber. Viel Zeit bleibt mir aber nicht. Noch ein dritter Pass will heute bezwungen werden.

Am Berg werden Almerinnerungen wach.

Endlich ist das Ziel Modigliana sichtbar. Uns trennen nur noch 200 Höhenmeter voneinander.

Ein Architekt verwirklicht sich selbst.

Zahlreiche Brücken verbinden die Stadtteile. Der Altstadtkern liegt unter der historischen Festung.

Tagesstrecke: 30,8 km
Bergauf: 1121 m
Bergab: 1040 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

3. Tag Dienstag, 4. September 2018 Tossignano nach Borgo Rivola

Naja, erstens kommt es anders, zweites… Ist es gut, wenn man auch in Italien gute Freunde hat. Doch dazu später.

Nach einer ruhigen Nacht, allein in einem Schlafsaal für zehn Leute, mit eigenem Bad und WC, schaue ich in der Früh auf den verschlafenen Hauptplatz.

Die Hügel sind wieder in phantastisches Licht getaucht. Vom Regen des Vortages ist nicht übrig.

Leider hat der Besitzer der Bar, wo ich frühstücken will, offensichtlich verschlafen und öffnet erst kurz vor acht. So verspätet sich auch mein Aufbruch, aber was soll’s. Es stehen ohnehin nur 26 km auf dem Tagesplan.

Ich starte mit dem Besuch der Chiesa Santa Maria, die zum gleichnamigen Komplex der Villa Santa Maria gehört.

Dann geht es durch die Porta Francesca bis hinunter ins Tal.

Durch den gestrigen Regen ist der Boden aufgeweicht und klebt an den Schuhen. Da wird man gleich einmal zwei bis drei Zentimeter größer. Aber auch Tierspuren bleiben so gut erhalten. Der Dreizeher in der Mitte bleibt mir aber ein Rätsel. (Stachelschwein!) Ich habe später den Abdruck noch größer und tiefer gesehen.

Der Anstieg auf den Pass erfolgt über einen kleinen Steig, der von Regen behangenem Gras und Gebüsch verwachsen ist. So ist die Hose im Nu nasser als nach dem gestrigen Regen.

Auf dem ganzen Weg sind Gips- und Calcitkristalle zu finden.

Auf dem folgenden Waldweg laufen mir zahlreiche Pilze über den Weg.

Auf dem Sella Ca‘ Budrio sind im Karstgestein zahlreiche Höhlen und Dolinen zu sehen.

Obwohl ich vor einigen Jahren schon in der Nachbarschaft war, habe ich damals nichts von der eigenartigen Landschaft mitbekommen.

Ein Feigenbaum, ungenutzt am Waldrand, spendet mir unverhofft großen Genuss.

Diese Kaki-Früchte sind noch nicht reif.

Schließlich komme ich in Borgo Rivola an und will mich in ein Café setzen.

Da ruft mir eine Frau von der anderen Straßenseite zu, ich solle doch zum „Restaurant“ kommen. Das stellt sich als Verpflegsstation für den 501 km Bewerb heraus. Ich werde eingeladen, mich zu bedienen.

Ich frage, mit Hilfe des Googleschen Übersetzers nach meinem Kollegen Gian Carlo, mit dem ich vor einigen Jahren ein gemeinsames EU – Projekt gemacht habe und von dem ich keine richtigen Kontaktdaten mehr habe. Der Zufall (gibt es soviel Zufall?) will es, dass ich es mit seinem Cousin zu tun habe. Schnell ist Kontakt hergestellt, Gian Carlo kommt und lädt mich ein, die nächste Nacht in seinem Haus in Casola Valsenio, 6 km abseits des Weges, zu verbringen. Morgen bringt er mich wieder an den Weg zurück.

… gut, wenn man überall nette Leute kennt.

Tagestrecke: 9,2 km
Bergauf: 334 m
Bergab: 488 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

2. Tag Montag, 3. September 2018 Varignana nach Tossignano

Vorerst eine kleine Ergänzung zum gestrigen Abend. Das Restaurant meiner Pension mit mehr als 100 Sitzplätzen war voll. Ich habe mich für Strettine (grüne Bandnudeln) und Castrato vom Rost (Hammel, dem Entscheidendes fehlt) entschieden. Dazu ein Glas Rotwein aus der Gegend.

Nach einer angenehmen Nacht starte ich knapp vor sieben Uhr ohne Frühstück. Im Haus ist Ruhetag. Besser ohne Frühstück als ohne Bett.

Die aufgehende Sonne zaubert ein einmaliges Licht auf die Landschaft.

Die Calanchi bestimmen den Charakter der Landschaft.

Die Traubenernte hat noch nicht eingesetzt. Ich erlaube mir, von manchen Reben zu kosten. Die sind noch sehr sauer.

In diesen Hügeln verlief im 2. Weltkrieg die Frontlinie zwischen den Deutschen und den Alliierten. Viele auf den Hügeln stehende Gebäude versanken in Schutt und Asche.

Das Casalecchio dei Conti, eine uralte Burg, steht im Zentrum der Kämpfe. Die Burg wurde im Stile der Welfen restauriert und modernisiert.

Es herbstelt: die Herbstzeitlosen sind da.

Die Kirche St. Mamante di Liano steht weit sichtbar auf einem Hügel. Natürlich geschlossen. Sie soll innen ganz toll sein.

Die Schlehen werden schon reif.

Entlang der Hügel verläuft der Weg durch das Land der Calanchi. Viele der Flächen sind für die landwirtschaftliche Nutzung einplaniert worden.

Einige Stellen sind besonders attraktiv.

Mitten in einem kleinen Wäldchen liegt die Chiesa di Santa Cecilia della Croara, die auf einem römischen Gebäude errichtet wurde. Natürlich geschlossen.

Dann geht es zum letzten Abstieg des Tages nach Borgo Tossignano. Ein kleiner Pfad führt entlang eines steilen Abbruches. Nichts wirklich Gefährliches.

Leider ist ein Gewitter im Anzug. Es ist zwar noch weiter weg, aber es beginnt zu tröpfeln, dann zu regnen.

Beim Überqueren des Luzernefeldes fallen mir zahlreiche „Hundespuren“ auf. Ich denke aber bald an Wölfe, was mir später bestätigt wird.

Als der Regen stärker wird und auch das Gewitter näher kommt, suche ich raschen Fußes ein Gebäude auf, das sich als landwirtschaftliche „Mustersammlung“ entpuppt.

Dort warte ich das Ende des Gewitters ab und begebe mich dann auf eine Rutschpartie durch den Lehmboden im Weinberg.

Die Trauben sind hier schon sehr süß.

Ziel des Tages ist Tossignano auf dem Hügel auf der anderen Seite des Tales. Tossignano im Tal beherbergt eine Keramik- und eine Papierfabrik.

Die Bäche und Flüsse haben durch die lehmige Umgebung eine entsprechende Färbung.

Auf einer Schautafel werden einige Tiere der Landschaft vorgestellt. An Wölfe und Wildkatzen hätte ich noch gedacht, aber auf Stachelschweine wäre ich nie gekommen.

Der Hauptplatz von Tossignano ist eine der wenigen Ebenen Stellen des Ortes.

Dort steht auch meine edle Unterkunft für heute: ein Palazzo.

Zufällig steht hier ein Kontrollposten eines Laufes über 501 km und 30.000 Höhenmeter. Gerade kommt der erste Läufer durch und ist schon wieder weg, bevor ich ihn fotografieren kann. Die Abstände sind nach 230 km schon gewaltig.

Den 3., 4. und 5. habe ich dann erwischt.

Tagesstrecke: 33,1 km
Bergauf: 962 m
Bergab: 891 m

Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag Sonntag, 2. September 2018 Bologna – Varignana

Mit minimaler Verspätung fährt der Zug in Bologna ein. Die Statione Centrale ist um halb sechs in der Früh sehr ruhig. Noch ruhiger ist es in den Straßen der Stadt.

Die kilometerlangen Arkaden werden nur von Obdachlosen und wenigen Jugendlichen, die von der Nacht noch herumhängen, bevölkert.

Vor dem Neptunbrunnen werde ich Zeuge eines eigenartigen Rituals. Zwei ältere Männer mit talarähnlichen Umhängen und Gitarre stehen vor einem in gebückter Haltung knienden Mann, ähnlich gekleidet und befragen ihn. Dann singen sie ein Lied, dass einer mit der Gitarre begleitet. Es erinnert ein bisschen an Geheimbund und Bruderschaft.

Allein auf der Straße breche ich gegen Osten auf, vorbei an den alten Bauten im Mondlicht.

Die Porta Maggiore gehört mir allein. Es ist wirklich schön, eine Stadt an einem Sonntagmorgen zu erleben.

Ich verlasse die Stadt auf der Geraden Richtung Osten als erste spärliche Autos auftauchen.

Zwischen den Häuserblöcken gibt es immer wieder schöne Parkanlagen.

San Lazzaro di Savena ist eine eigenständige Kommune, aber vollständig mit Bologna verwachsen. Die Kirche öffnet gerade ihre Tore.

Es hat etwa 18°C und ein paar Wölkchen zeigen sich am Himmel.

Im Tal des Torrente Idice stoße ich wieder auf den Antonius-Weg.

Eine Zeit lang gehe ich auf einer gemütlichen Schotterstraße entlang des Flüsschens.

Da ich die erste Brücke ausgelassen habe, überquerte ich das Wasser an einer Furt. Keine Angst, das Wasser ist vielleicht 3 – 5 cm tief.

Danach kommt die erste Bergwertung, wie ich in den nächsten Tagen sicherlich noch einige vor mir habe. Neben einem Weingarten mit biologischem Weinbau führt der Weg nach oben. Bei jedem Ried ist die Sorte mit einer Infotafel ausgewiesen. Hier ist es Pinoletto, eine autochtone Sorte.

Oben wird man mit einem schönen Ausblick belohnt.

Ich komme in den Parco regionale dei Gessi Bolognesi e Calanchi dell’Abbadessa, ein Landschaftsschutzgebiet für die eigenartige Landschaftsform der Calanchi. Calanchi bedeutet „Furche“ und entspricht den“Bad lands“. Alte Ablagerungen wurden durch die Erosion zu wilden Geländeformen umgewandelt.

Auch Zitrusgewächse können einen wirksamen Zaun bilden. Die Früchte haben etwa 3 – 4 cm Durchmesser.

Auch in anderen Ländern gibt es „Türl mit Seitenteilen.

Es wird Herbst und verschiedene Samen und Früchte werden reif.

Kurz vor meinem Tagesziel Varignana geht es steil bergan, wenn man sich den langen Umweg über die Straße ersparen will.

In Varignana finden an diesem Wochenende die „Nächte von Varignana“ statt. Gegenüber vom Hotel ist ein kleiner Festplatz mit Biertischen vorbereitet.

Ich bekomme ein Zimmer im „Terantiga“, dessen riesiges Restaurant zu Mittag voll ist.

Am Nachmittag besuche ich die Kirche, die von außen eher unscheinbar ist.

Auch der Innenraum bietet auf den ersten Blick nichts besonderes.

Vor dem erhöhten Chor weist eine Tafel auf die Krypta aus dem 9. Jhdt. hin. Bei der Generalsanierung bzw. dem Neubau hat man die neue Kirche auf die alte Krypta gesetzt, was man auf der Außenseite gut erkennen kann.

Tageskilometer: 26,9
Bergauf: 393 m
Bergab: 253 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

Auf nach Rom – Teil II

Jetzt bin ich wieder unterwegs.

Diese Nacht werde ich im Nightjet von Bruck/Mur nach Bologna verbringen und ich hoffe, dass ich morgen früh (sehr früh) meinen Weg in Richtung Assisi starten kann.

Ich lade euch ein, mich über meinen Blog virtuell zu begleiten.

Wenn ihr mir eine Freude machen wollt, verewigt euch in meinem Blog. Sollten mir Fehler unterlaufen oder ihr einen besonderen Hinweis haben, lasst es mich bitte wissen. Diskussionen möchte ich aber lieber über Facebook oder Messenger führen.

Ich möchte mich jetzt schon bei Heidrun, meiner Frau, Bodenstation und Lektorin sowie Beseitigerin der Autokorrekturfehler für ihre Unterstützung bedanken.

Also: Auf nach Rom!