Das Wetter ist wieder gut zum Wandern. Durch die Königsstraße gehe ich wieder zum Elbedeich, wo ich mir den Weg durch die dösenden Schafe bahnen muss.
Auf dem Elbedamm
Von der Ferne sehe ich die Fährstation, wo die vier Fährschiffe ununterbrochen hin- und herfahren. Die Schlange der wartenden Fahrzeuge ist nicht so groß wie gestern.
FährhafenFährschiff
Kaum angekommen kann ich schon an Bord gehen. Für Fußgänger gibt es keine Wartezeit.
Entladung der FähreBeladung
Das Wasser und der Wind sind ganz ruhig, und so schaukeln wir quer über die Elbe zum Fährhafen von Wischhafen, der auch ein Stück außerhalb des Ortes liegt. Die Fahrtdauer beträgt etwa 35 Minuten für rund 6 km und ist abhängig vom Hauptschiffsverkehr auf der Elbe.
Auf der ElbeAnkunft in WischhafenFährmann in Wischhafen
Ein Stück muss ich jetzt entlang der Straße wandern, aber es gibt einen breiten Fuß/Radweg.
Wischhafen
Ein alter Getreidespeicher ist zu einem Museum für Binnenschifffahrt konvertiert. Leider, wie erwartet, geschlossen.
Schifffahrtsmuseum
Der weitere Weg führt über die Deiche im Hinterland. Sie sind nicht immer leicht begehbar, weil ihre Krone meist sehr uneben und durch die Trockenheit betonhart ist.
Auf dem DeichAuf dem Deich
Hier sehe ich die ersten Apfelkulturen, die gerade in Vollblüte stehen. Die Region gehört zu den Hauptproduzenten von Äpfeln in Deutschland.
ApfelkulturApfelkultur
Bei Dornbusch quert eine gepflasterte Straße meinen Weg. Hier treffen viele Radwege der Elbe-Weser- Region aufeinander. Hier verlasse ich wieder den Europäischen Weitwanderweg E9, dem ich seit Glückstadt gefolgt bin. Er verbindet die Küstenlinie von Estland bis Südportugal.
Im alten Binnenhafen von Dornbusch liegt dieser Kahn im Schlick. Er wird sich wohl nicht mehr von hier fortbewegen können.
Käpt’n Klünder
Ich mache einen kurzen Abstecher zu einer Zugbrücke über einen Fleet.
Zugbrücke FleetMarschland
Der Weißstorch hat von seinem Nest einen guten Überblick. Er steht kurz auf, als ich komme, widmet sich aber rasch wieder seinem Brutgeschäft.
Weißstorch
Viel früher als gerechnet komme ich heute an meinem Ziel in Drochtersen an. Heute bin ich bei Familie Preil zu Gast, die jetzt Pilger privat aufnimmt. Ich durfte der Erste sein, der diese Gastfreundschaft genießen konnte. Der Zufall will es, dass der Hausherr Geburtstag hat, und so komme ich in den Genuss eines besonderen Mittagessens.
UnterkunftMittagessen
Tagesstrecke: 14,5 km; ↑ 14 m; ↓ 14 m und 6 km auf der Fähre
Diese Nacht hatte ich himmlische Ruhe. Kein Laut störte meinen Schlaf. Nach einem guten Frühstück in einer Bäckerei mache ich mich auf den Weg.
Inmitten vieler Bauten der 1980er Jahre mit phantasieloser Gestaltung sind auch ein paar historische Häuser zu finden.
Jugendstil norddeutscher ArtDas alte Rathaus Häuserzeile zur Stör hin
Itzehoe liegt an der Stör und der Stör hat früher auch im Fluss gelebt. Es gibt Bestrebungen, den Fisch hier wieder einheimisch zu machen. Bei den Wassereinläufen auf den Straßen ist das schon gelungen.
Störe auf der Straße
Die Stör ist bis Itzehoe beschiffbar, wird aber kaum kommerziell genutzt. Die Gezeiten sind bis hierher zu beobachten.
Stör bei Itzehoe
Diese Fläche mit Industrieruinen hat den klingenden Namen „Planet Alsen“. Hier stand einst die Portlandzement Alsen, einer der wichtigsten Industriebetriebe der Gegend. Heute werden die Reste der Gebäude durch ein Kunstprojekt belebt.
Planet Alsen
In Neuenkirchen komme ich zu einer schlichten Kirche mit einem eigenständigen Holzturm. Leider, wie meistens, geschlossen.
St. Nicolai – Kirche
Ich beobachte Reetdachdecker beim Ausbessern eines Daches.
Reetdachdecker
Nun führt der Weg auf dem Deich dahin. Es ist nicht leicht, auf dem Grasweg zu gehen, da der Untergrund sehr uneben ist.
Da tun sich die die Jungrinder schon leichter. Ein Bauer bringt sie zum ersten Mal auf die Deichweide und sie springen und toben umher.
Auch Schafherden werden für die Pflege der Deiche eingesetzt.
Am StörsdeichHolsteiner RinderSchafePferdehofGiebelkreuz
Die Stör zieht weite Schleifen bis zu ihrer Mündung in die Elbe. Vor der Mündung steht ein Sperrwerk, das das Eindringen von Hochwasser aus der Elbe verhindert.
Stör
An der Mündung der Stör in die Elbe steht das stillgelegte Atomkraftwerk Brokdorf. Es war von 1986 bis 2021 in Betrieb.
StörmündungKernkraftwerk Brokdorf
Auf dem Weg entlang der Elbe beobachte ich das US – Containerschiff „Hudson Express“ auf dem Weg von Hamburg nach Großbritannien. Es ist 305 m lang und 40 m breit. Da müssen alle anderen Schiffe wie Fähren warten, bis der Koloss vorbei ist.
Hudson Express Elbe
Hinter dem Deich beginnt Glückstadt. Die Häuser machen keinen armen Eindruck.
Glückstadt hat einen kleinen Binnenhafen, der von Sportbooten verwendet wird.
Glückstadt ist eine „Reißbrettstadt“ und wurde 1617 von Christian IV. (Dänemark und Norwegen) gegründet, um dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol zu bieten. Ihr Zentrum ist sechseckig um den Hauptplatz angelegt.
Auf dem Hauptplatz sind gerade viele Fahrgeschäfte aufgebaut und verhindern einen Überblick über den Platz.
RingelspielAutodromRathausFleet
Die Stadtkirche ist das älteste Gebäude der Stadt, wurde aber immer wieder von Katastrophen heimgesucht.
Eine ruhige Nacht ist sicher anders definiert: Im Restaurant des Hotels und im angrenzenden Garten findet eine Hochzeitsfeier statt. So weit, so schön. Um Mitternacht detoniert die erste Feuerwerksrakete unweit meines Fenster und hebt mich vorerst aus dem Bett. Ich beschließe, mich mit den Gästen darüber zu freuen. Anschließend gibt es eine Lasershow mit Musik im Garten. Dann ziehen sich die Gäste teilweise in den Saal zurück, wo ein Diskjockey bis 6.15 Uhr einen Techno -Titel nach dem anderen auflegt. Die Bässe schaffen es immer wieder, in meinem Zimmer Gegenstände zur Resonanz anzuregen. Zwischendurch will ein Hochzeitsgast durch meine Zimmertür. So hat es sich für mich jedenfalls angehört. Dass ich zwischendurch doch geschlafen habe, führe ich auf die gestrige Tagesetappe zurück.
Das Frühstück ist auf jeden Fall ausgezeichnet.
Der Tag beginnt bei klarem Himmel mit ein paar Wölkchen. Auch heute gibt es keine größeren Orte auf meiner Strecke. Viel Natur und ein paar Dörfer bilden das Programm.
Felder, Knicks und WälderLeider oft Asphalt
Dörfer wie Jahrsdorf können auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Gedenkstein Jahrsdorf 1149 – 1999
Steine sind geduldig: Man huldige seinem Fürsten….
Deutsch-französischer Krieg
Er lässt sich nicht in seiner wichtigsten Tätigkeit stören: beim Fressen
Schottisches HochlandrindGedenkstein zur Grundzusammenlegung
Die Landschaft wird etwas strukturierter. Es gibt mehr Hügel, hier oft als Berg bezeichnet.
Asphalt statt SchotterBaumgruppeEndlich ein schöner Waldweg
Rotkäppchen, Vorsicht! Woher der Name für das Dorf und den angrenzenden Kleinflugplatz kommt, ist nicht gesichert überliefert.
Ich gehe entlang der B77 in Richtung Itzehoe und habe eine lange Steigung auf den höchsten Punkt des Tages: der liegt am Sandberg mit 58 m.
Am Sandberg
Dann geht es hinunter in das Stadtzentrum von Itzehoe. Dort ist „verkaufsoffener Sonntag“ und Landtagswahlen in Schleswig-Holstein. Muttertag ist Nebensache
Reliefkarte, auch für Sehende interessant Stadtzentrum Stadtzentrum – Kirche St. LaurtentiiStadtzentrum – Klosterhof„theater itzehoe“
Nach einem ausgiebigen Frühstück will ich meine Tagestour starten. Da ich außerhalb des Stadtzentrums wohne, möchte ich mit dem Bus ins Zentrum zurückfahren. Nur am Samstag fährt der Bus selten, und schon gar nicht von der Haltestelle beim Hotel. Ich beschließe also doch von Anfang an zu Fuß zu gehen.
Wie schon gestern Nachmittag wandere ich entlang des Nord-Ostsee-Kanals bis zur Hochbrücke. Wieder fährt ein Schiff durch und gleichzeitig überqueren gleich zwei Züge den Kanal.
Rendsburger Hochbrücke
Dann fahre ich als einziger Passagier mit der Seilfähre zum Südufer. Kurz vor der Anlandung kreuzt eine Kinderstube von Gänsen zusammen mit ihrer „Aufsicht“ den Kurs der Fähre.
Mit der Seilfähre über den Kanal 17 junge Gänse
Am Ufer hat sich eine Produktionsfirma für Windkrafträder angesiedelt. Erst in der Nähe kann ich die Größe erfassen.
Verladekräne für WindradflügelWindradflügel
Ursprünglich wollte ich durch den Füßgängertunnel an das Südufer kommen. Ich schaue mir die Station am Südufer an. Mit eine Rolltreppe fahre ich in die Tiefe und werfe einen Blick in den Tunnel, der etwa 18 m unter der Wasseroberfläche liegt.
Rolltreppe abwärts Fußgängertunnel
Die heutige Route verläuft über das flache Land und hat außer ein paar Dörfern nicht viel zu bieten. Die Kirchen sind geschlossen und auf den Straßen ist nicht viel los.
JevenstedtJevenstedtJevenstedt – Denkmal an den deutsch-französischen Krieg
Manchmal sind Gebäude noch oder wieder mit Reet eingedeckt. Das Land wird intensiv landwirtschaftlich genutzt.
ReetdachRaps
Die Höfe sind sehr weitläufig und sind meist Rinderzuchtbetriebe.
Hof Wiesengrund der Familie Sievert
Durch die intensive Nutzung ist die Artenvielfalt in der Tier- und Pfanzenwelt eingeschränkt. Meine „Beute“: zwei Rehe, drei Hasen und ein Bussard, der mich fast gerammt hat. Bei der Wildtulpe oder Weingartentulpe (Tulipa silvestris) bin ich mir nicht sicher, ob es sich um ein natürliches Vorkommen oder um eine von Menschen verursachte Verbreitung handelt. Sie ist jedenfalls die einzige Wildform in Deutschland.
In Tappendorf komme ich mit zwei jungen Frauen mit Kleinkindern ins Gespräch. Im Ort gibt es einen kleinen Laden und ein Gemeindehaus für Vereine in der alten Schule. Sonst gibt es keine infrastrukturelle Einrichtung.
„Alte Schule“ in Tappendorf
Auch so können elektrische Schaltanlagen aussehen?
Schaltanlage in Tappendorf
In Hohenwestedt ließ ein Fabrikant von Muschelwaren sein Haus mit Muscheln verzieren.
Muschelhaus in Hohenwestedt
Vor der geschlossene Kirche in Hohenwestedt stehen die alten Glocken.
Obwohl ein Hoch über dem Land liegt, ist es in der Früh grau und nebelig. Zum Glück ist es aber nicht kalt.
Am Beginn des Kropperbusch
Heute kann ich den Spruch über den Kropperbusch verstehen: Du büs Kropper Busch noch ni vörbi“ – Du bist bei Kropperbusch noch nicht vorbei. Der Kropperbusch ist auch heute noch ein riesiger Wald. Da war er früher sicher noch größer.
Heute kann ich mir den Ochsenweg so richtig vorstellen. Eigentlich ist dieser Weg schon von Händlern in der Bronzezeit intensiv benutzt worden, weil es hier günstige Übergänge über die Eider und die Sorge gab.
Gleichzeitig war die Route auch ein Heerweg für ein paar Feldzüge. Im Mittelalter war er ein bedeutender Jakobsweg für Pilger aus Skandinavien nach Santiago oder auch nur nach Köln.
Schöne, schnurgerade Schotterwege
Die Heide wurde auch für die Schafzucht genutzt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde sie intensiviert und eine Königliche Schäferei eingerichtet, die bis in die 1950er Jahre bewirtschaftet wurde.
Schäferei
Auf diesen langen, sandigen Wegen in breiten Schneisen wurden zwischen 1350 und 1870 jährlich eine große Menge Rinder, vornehmlich Ochsen aus Dänemark in Richtung Deutschland getrieben. In den deutschen Städten herrschte Fleischmangel. Die Tiere wurden im Alter von 4 bis 5 Jahren vornehmlich im Frühjahr verkauft und in Triften nach Deutschland getrieben. Dort wurden sie von den Händlern nochmals ordentlich aufgepäppelt und mit großem Gewinn an die Schlächter verkauft.
Am OchsenwegAm Ochsenweg
Die Tiere wurden einem „Futterschaffer“ übergeben, der mit einer großen Anzahl Treibern dafür sorgte, dass die Tiere versorgt wurden und wohlbehalten ankamen. Für je 50 Tiere brauchte man etwa vier Treiber.
Mit der Errichtung der Eisenbahn waren die großen Viehtriebe Geschichte.
Zeichen des Ochsenweges
Heute informieren viele Schautafeln über die Geschichte des Weges und über den Naturpark „Hüttener Berge“.
Die Landschaft ist hier alter Dünenboden, daher gibt es Sand im Überfluss.
Ich überquere die Sorge, ein kleines, langsam fließendes Flüsschen.
Sorge
In Fockbek, einem ehemaligen Fischerdorf, komme ich an einer modernen Kirche vorbei. Hier hole ich mir auch den obligatorischen Stempel.
Kirche St. Paulus Kirche St. PaulusBibellektionar 1737
Entlang der alten Eider- Altarme komme ich ins Zentrum von Rendsburg.
Eider nahe dem Nord-Ostsee-KanalFußgängerzone Altes Rathaus mit Glockenspiel„Stegen“ im alten Rathaus
Gleich in der Nachbarschaft steht die ev.-luth. Marienkirche, eine spätgotische Backsteinhallenkirche und damit die älteste Kirche in Rendsburg. Nach einem Kirchenbrand wurde die heutige Kirche um 1300 errichtet.
MarienkircheChor von 1300Hochaltar des Holzschnitzers Henning Claussen von 1649OrgelKreuzigungsgruppe von 1510
Rendsburg war für mich schon lange wegen der „Rendsburger Schleife“ ein Begriff. Die Bahn muss den Nord-Ostsee-Kanal in großer Höhe überwinden, was aus Platzmangel mit einer engen 360 Grad – Schleife und einer Brücke geschieht. Die Brücke wurde 1911 – 1913 errichtet, ist ca. 2, 5 km lang und hat eine lichte Höhe von 42 m. Die größte Spannweite beträgt 140 m.
Rendsburger Hochbrücke Schleife
Unter der Brücke hängt eine Seilfähre, die zum Glück seit März 2022 wieder in Betrieb ist.
SeilfähreSeilfähreSchleife
Jedes Schiff, das hier durchfährt, wird von der Schiffsbegrüßungsstelle mit der Nationalhymne des Zulassungslandes begrüßt und den Besuchern vorgestellt. Dieses 170 m lange Frachtschiff beschert uns die Hymne der Marshall Islands und fährt zum ersten Mal durch den Kanal.
Schiffsbegrüßungsstelle
Tagesstrecke: 22,8 km; ↑ 12 m; ↓ 8 m und Stadtrundgang 6,4 km
Heute bin ich besonders früh dran. Das Frühstück steht kurz nach 6.30 Uhr im Nebenraum auf dem Tisch und ich genieße es ausgiebig.
Frühstück
Dann mache ich mich um 7.30 Uhr auf und erlebe die aufwachende Stadt. Ich komme bei einigen historischen Gebäuden vorbei, die auch heute noch Bedeutung haben.
Die Schlei liegt völlig ruhig und spiegelglatt im Sonnenlicht.
Schlei mit dem 90 m hohen Wikingturm
Ich muss um die Schleispitze einen weiten Bogen machen. Im Hafen gibt es zwar Werbung für eine Fähre über den Meeresarm, aber ich habe keinen Fahrplan gefunden.
Vom anderen Ufer wirkt der Dom noch imposanter. Er wird noch lange auf meinem heutigen Weg zu sehen sein.
Dom von Schleswig
In Haddeby stehe ich wieder vor einer verschlossenen Kirche. Unweit davon ist dem Apostel des Nordens, St. Ansgar, eine Gedenkstätte gewidmet. Ansgar wurde 801 in Amiens geboren und kam als Benediktiner zum Missionieren in diese Gegend.
Kirche St. Andreas um 1200Ansgar – Gedenkstein Ansgar Memoria 2011Ansgar Memoria 2011
Unweit der Gedenkstätte steht das Wikinger- Museum Haithabu, das leider noch geschlossen ist. Die Gebäude erinnern an umgedrehte Schiffsrümpfe.
Haithabu an der nahegelegenen Schleibucht war eine Wikingerstadt von großer europäischer Bedeutung in der Zeit von 770 bis 1066 n.Chr. Hier kreuzten sich die Handelswege aus allen Richtungen, hier lebten damals schon Menschen verschiedener Völker und Religionen zusammen. Es zählt seit 2018 als Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ringwall um die Siedlung
Heute sind an Stelle der Stadt einige Häuser nach genauem archäologischen Vorbild errichtet worden. Hier werden auch wichtige Tätigkeiten in experimenteller Archäologie dargestellt.
HaithabuHäuser mit WeidenumfriedungHolzbearbeitung LehmverputzDachkonstruktion KammmacherBootssteg Eleganter Bootsnachbau
Hinter der Anlage erstreckt sich das Selker Moor. Dort steht auch einer der vielen skandinavischen Runensteine. Diesen setzte Asfried für ihren Sohn Sigtrygg.
Runenstein
Auf dem Wasser tummelt sich ein Dutzend Haubentaucher
Haubentaucher Steg über das Moor
An der Ostseite steigt die Moräne so steil an, dass Stufen benötigt werden, um sie zu überwinden.
Höhenunterschied ca 20 m
Der Frühling ist hier gerade am Höhepunkt.
Große Sternmiere (Rabelera holostea L.)Duftveilchen (Viola odorata L.),
Ich komme an einer großen, bereits aufgelassenen Mühle vorbei. Das Haupthaus zeigt den Wohlstand der Besitzer.
Hinter der Mühle erstreckt sich ein großer Teich als Wasserspeicher mit einem besonderen Wächter.
Mühlkrokodil (Crocodylus mueloticus FAKE)
Jetzt komme ich auf die langen Geraden des Ochsenweges. Jährlich wurden innerhalb weniger Wochen bis zu 50.000 Rinder nach Süden getrieben. In Kropp erinnert eine Gedenktafel an diese Ereignisse.
Bei LottorfBei BoklundViehtrieb
In Kropp kann ich die Dorfkirche besichtigen. Sie ist offen, weil gerade eine Verabschiedung stattgefunden hat.
Dorfkirche KroppDorfkirche Kropp
Ist das Rundumservice?
Hinweistafel im Diakonissenzentrum Kropp
Ich nächtige etwas außerhalb von Kropp im ehemaligen Gasthof Kropperbusch, heute Hotel Garni. Für die Menschen auf dem Ochsenweg galt: „Du büs Kropper Busch noch ni vörbi“ – Du bist bei Kropperbusch noch nicht vorbei – Freu dich also nicht zu früh! Ich bin jetzt da und freue mich auf das schöne Zimmer.
Nach einem „ausreichenden“ Frühstück geht es in morgendliche Frische los.
Frühstück im Hause BuchweitzEin schöner Morgen
Der Weg führt zum Idstedter See und an der Ostseite auf schmalen Wegen herum. Die Westseite wäre kürzer gewesen, aber auch so schön?
Idstedter SeeZwischen See und Schafweide
Über angenehme Waldwanderwege komme ich zum Abstecher zur „Idstedter Räuberhöhle“. Diese „Räuberhöhle“ ist ein relativ gut erhaltenes Hügelgrab aus der Zeit zwischen 3300 und 2800 v.Chr.
„Idstedter Räuberhöhle“„Idstedter Räuberhöhle“
Auf einem großzügig abgegrenzt Areal treffe ich auf diesen Bullen, der sich beim Wiederkäuen seines Frühstücks nicht stören lässt. Die Prachthimbeere ist aus Nordamerika importiert worden und gedeiht im Wald prächtig.
BullePrachthimbeere
Ich komme nach Schleswig-Gottorf, wo im barocken Neuwerkgarten das Globushaus steht.
In diesem Globushaus steht der Nachbau eines drei Meter großen, begehbaren Globus, den Herzog Friedrichs III. von Gottorf 1650 in Auftrag gegeben hat. Das Original wurde ein nicht freiwillig gemachtes Gastgeschenk für Zar Peter dem Großen. Leider brannte es in St. Petersburg ab.
Durch eine Tür rechts kommt man in das Innere des Globus und sieht von innen die Sternbilder. Das Original wurde von einer wassergetriebenen Mechanik gedreht. Heute ist er elektrisch angetrieben. Im Moment hatte der Globus gerade eine Störung und ich musste mit einer 3D- Schau zufrieden sein. Von solchen begehbaren Riesengloben sind weltweit nur vier bekannt.
Von der Terrasse des Globushauses habe ich einen guten Überblick auf den barocken Terrassengarten, dem ersten in Nordeuropa, und auf das Schloss Gottorf.
Terrassengarten von 1637Terrassengarten von 1637 mit Schloss Gottorf
Über die langgezogene Schlossallee komme ich zum Schloss Gottorf, das heute von einem Skulpturengarten umgeben ist
Schloss GottorfGottfried August Orth: Torso-Paar
Das Schloss wurde in seiner über achthundertjährigen Geschichte mehrfach umgebaut. Aus einer Burg wurde schließlich ein Barockschloss und dieses war namensgebend für das herzogliche Haus Schleswig-Holstein-Gottorf, aus dem im 18. Jahrhundert unter anderem vier schwedische Könige und mehrere russische Zaren hervorgingen.
Heute beherbergt es die bedeutendsten Museen Schleswig-Holsteins.
In einem eigenen Gebäude befindet sich das 23 Meter lange, im Nydammoor bei Sonderburg gefundene Nydam-Schiff, das um 320 n. Chr. gebaut wurde.
Nydam-SchiffNydam-Schiff
Im Archäologiemuseum sind die bedeutendsten Funde des Landes, von der Steinzeit beginnend, zu bewundern.
Funde mit römischem EinflussGrabbeigaben 3. Jhdt n. Chr.
Im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte werden Kunstwerke der bildenden Kunst gezeigt.
St. Jakobus d. Ä. um 1460Lukas Cranach d. Ä: Martin Luther (1543)
Auch die Schlosskapelle ist sehr prachtvoll.
Schlosskapelle
Auf meinem Weg in die Stadt komme ich an einem Hinweisschild vorbei: Nur 3192 km bis Santiago! Von Graz aus sind es 3260 km! Wir liegen in Graz halt sehr weit im Osten.
Jetzt habe ich eine schöne Aussicht auf die Schlei, einen Meeresarm der Ostsee.
Schlei
Ich komme in die Innenstadt und bin vorerst sehr enttäuscht. Ein Ramschkasten neben den anderen. Dazwischen ein paar Lokale.
Am Stadtweg
Ich orientiere mich am Dom und bin beeindruckt von der Höhe des Turmes. Der ist mit seinen 112 m der dritthöchste im Lande, ist der jüngste Teil des Gebäudes (1888 – 94) und hat eine neu gestaltete Fassade.
St.-Petri-Dom zu Schleswig
Im Inneren tritt die Gotik voll in Erscheinung: Hell und freundlich bis zur Decke.
St.-Petri-Dom zu Schleswig
Wegen der bevorstehenden Konfirmation werden gerade Vorbereitung für das Fest getroffen. Sieht gerade wie der Aufbau einer Disco aus
Vorbereitung für die Konfirmation
Im St.-Petri-Dom zu Schleswig steht der Brüggemann- oder Bordesholmer Altar (1517-21) aus Eichenholz. Die Schnitzereien sind überaus filigran und stellen Szenen aus der Bibel dar.
Brüggemann- oder Bordesholmer AltarBrüggemann- oder Bordesholmer AltarBrüggemann- oder Bordesholmer Altar
Im nördlichen Chorschiff befindet sich das elegante Renaissance-Kenotaph Friedrichs I., König von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig und Holstein. Das Grabmal wurde 1552 für den Chor geschaffen aber 1901 hierher verlegt. Wollten die Schleswiger nicht immer mit ihrem „Besatzer“ konfrontiert werden?
Den ältesten Teil der Kirche repräsentiert das Petri-Portal von ca. 1180 auf der Südseite.
Petri-PortalPetri-Portal von ca. 1180
Ich besuche noch den Stadtteil Holm, der einen eigenen Charakter hat.
HolmHolmHolmHolm
Heute übernachte ich im Haus Schleivogel unweit des Rathauses.
Schleivogel
Tagesstrecke: 24,5 km; ↑ 102 m; ↓ 120 m. inkl. Stadtrundgang
In der Früh wird es früher hell als bei uns. Der Himmel ist wieder wolkenlos und es verspricht ein schöner Tag zum Wandern zu werden. Die Frühtemperatur liegt bei stolzen 7 Grad.
Beim ältesten Zentralen Omnibusbahnhof, kurz ZOB, nehme ich ein kleines Frühstück ein. Ich weiß noch nicht, dass es bis zum Abend nur meine Bananen geben wird.
ZOB Flensburg (seit 1931)
Im Viertel um St. Johannis stehen kleine, gemütliche Häuser. Die ev. luth. Kirche St. Johannis wurde im 11. Jhdt. errichtet und immer wieder erweitert.
JohannisviertelKirche St. Johannis
Gleich hinter dem Bahnhof geht es erstmals weg vom Asphalt, wenn auch nur für kurze Zeit.
Hinter dem Bahnhof
Die Freie Waldorfschule lockt mit ihrer Architektur und ihrer Lage im Grünen.
Freie Waldorfschule
Wegmarkierungen gibt es genug! Später sollen auch die für den Jakobsweg hinzukommen.
Wegmarkierungen
Und wer noch unentschlossen ist, kann sich hier ein Wanderziel aussuchen.
Es ist nicht so eben, wie man landläufig glauben mag. Ständig geht es sanfte Hügel hinauf und hinunter. Für Wanderer kaum merkbar, dürften Radfahrer schon eher ins Schwitzen kommen.
Renaturierungsgebiet bei JarplundHügel um Hügel beim Martinsstift
Im Arnkiel – Park, benannt nach dem Pastor Trogillius Arnkiel, sind Reste alter Langmegalithbauten aus der Trichterbecherkultur 3500 – 2800 v. Chr. und ein rekonstruiertes Langgrab aus der Zeit zu bestaunen. Arnkiel hat diese Bauten 1650 in seiner Beschreibung des Ochsenweges erwähnt. Viele diese Bauten wurden zerstört und ihre Bausteine vor allem im 19. Jhdt. für Neubauten verwendet.
Rekonstruktion eines Langgrabes um 3500 v. Chr.Rekonstruktion eines Langgrabes um 3500 v. Chr.
An den Ufern des Sankelmarker Sees zwischen den Dörfern Sankelmark und Oeversee tobte am des 6. Februar 1864 eine schreckliche Schlacht zwischen den Dänen und den preußischen Truppen. Im Zuge des deutsch-dänischen Krieges war auch Österreich als Bündnispartner Preußens mit einem Regiment involviert, das steirische Infanterie-Regiment Nr. 27 „König der Belgier“ aus Graz. Während des nur wenige Stunden dauernden Kampfes verloren die Österreicher 28 Offiziere und 403 einfache Soldaten, die Dänen, die auf der Flucht in schweres Artilleriefeuer gerieten, 18 Offiziere und 944 Soldaten.
Nach dieser Schlacht wurde in Graz der Oeverseeplatz und danach das Oeverseegymnasium benannt.
Sankelmarker See
Der Gefallenen wird an mehreren Gedenkstätten gedacht.
Denkmal für gefallene ÖsterreicherDenkmal für gefallene ÖsterreicherGedenkstätte für gefallene Dänen
In Oeversee steht der „historische Krug“, eine Gaststätte mit Geschichte. Das Bauwerk hat keinen Bezug zur Geschichte, aber der Platz. Hier war das erste Feldlazarett nach den Vorgaben des neu gegründeten Roten Kreuzes nach der Schlacht bei Oeversee untergebracht.
Als Dank für seine humanitären Taten verlieh der österreichische Kaiser Franz Joseph I. dem Gastwirt Hans Peter Clausen ein Jahr später das goldene Verdienstkreuz.
Hier gibt es auch einen Grazer Platz, in Erinnerung an die Herkunft der „Sieger“.
Historischer „Krug“ seit 1519Grazer Platz
So jetzt habe ich mich genug historisch ausgelassen. Mich würde interessieren, wie lange das Regiment gebraucht hat, um nach Norddeutschland zu kommen.
In Oeversee gibt es auch eine alte Wehrkirche, die St. Georgskirche, aus dem 12. Jhdt.
St. Georg St. GeorgSt. Georg
Die Schlehenhecken und Rapsfelder stehen voll in Blüte.
Schlehen (Prunus spinosa L.)Raps (Brassica napus L.)
In Süderschmerdeby sehe ich das erste Reetdach-Haus
Der prachtvolle Bau in Siverstedt fällt mir gleich auf. Leider ist die Kirche aus dem 11. Jhdt. geschlossen.
SiverstedtSt. Petrikirche Siverstedt
Leider gibt es auf diesem Streckenabschnitt keine Unterkunftsmöglichkeiten, sodass ich bis Idstedt durchgehen muss. Die Landschaft ist schön, leider sind die Radwege, auf denen auch die Wanderwege verlaufen, oft asphaltiert.
Mitten im Wald stoße ich auf eine Stele aus der Zeit Christians VII., König von Dänemark, die als Jagddenkmal bezeichnet ist.
JagddenkmalIch und das Jagddenkmal
In Idstedt komme ich bei Familie Buchweitz unter und werde gleich mit Kaffee und Apfelkuchen empfangen.
Die Mobilfunkverbindung ist „worst case“. Im Haus kann ich nicht einmal telefonieren. Ein Stück weit weg geht es einigermaßen.
Jetzt geht es los! Die Wanderstöcke werden startklar gemacht, der Rucksack umgeschnallt und bei den dänischen Grenzpolizisten bekomme ich einen Stempel. Es ist zwar nicht der, den ich wollte, aber er ist dänisch.
Kruså (dk.) – Krusau (deutsch)
Gleich zu Beginn darf ich improvisieren und verlege die Route gleich auf den Radweg entlang der Autostraße. Der ist ungefährlicher als das Überqueren der Schnellstraße.
An der B200Wieder in Deutschland
Mein Weg führt einen Hügel hinunter nach Wassersleben, einen kleinen Ort an der Grenze und am westlichsten Punkt der Ostsee. Die Flensburger Förde ist ein überflutetes, eiszeitliches Trogtal, das 70 km von der Ostsee bis hierher reicht.
Bei WasserslebenBadestrand
Ein angenehmer Gehweg führt in Richtung Flensburg. Das Wasser ist schon überraschend warm.
Weg an der FördeFlensburger Förde
Ich treffe zum ersten Mal auf die Beschilderung der Europäischen Fernwanderwege E1 (Nordkap bis Sizilien) und E6 (von Kilpisjärvi bis zu den Dardanellen). In den nächsten Tagen werde ich sie wohl öfters zu sehen bekommen.
Auf der anderen Seite der Förde erhebt sich das „Rote Schloss“ bzw. die Marineschule Mürwik, die am Ende des 2. WK Sitz der Dönitzregierung war.
Durch das Nordertor komme ich in die Innenstadt von Flensburg. Auf der Norderstraße hängen Hunderte von Schuhen auf den Leitungen. Ich habe niemanden gefunden, der weiß warum.
NordertorNorderstraße
Ich biege zum Museumshafen mit dem Werftmuseum ab und bestaune die alten Schiffe, die voll verkehrstüchtig sind.
Am MuseumshafenAm Museumshafen – Alexandra
Dann wechsle ich in die Große Straße, die eine lange Fußgängerzone ist. Flensburg wurde im letzten Krieg kaum beschädigt, obwohl in unmittelbarer Umgebung der wichtige Marinestützpunkt war. Die Zerstörung der historischen Bausubstanz brachten die Menschen hier in den 1960 und 1970er Jahren ohne Feindeinwirkung zustande.
Große Straße Große Straße
Die Marienkirche ist eine der Hauptkirchen der Stadt und gehört zum Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis. Sie wurde im 13. Jhdt. als gotischer Backsteinbau errichtet und ist die älteste in der Stadt.
Große Straße mit der Marienkirche
In der Reformationszeit wurden die alten Altäre entfernt und der neue wird als Hauptwerk der norddeutschen Spätrenaissance angesehen. Auch die riesigen Epitaphe, Stiftungen reicher Familien, sind sehenswert.
Flensburg St. Marien – Hochaltar Flensburg, St. Marien
An der Kanzel ist eine viertelige Sanduhr angebracht, die den Prediger darauf hinweist, nicht länger als eine Stunde zu predigen.
Flensburg St. Marien
Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Im „Börsekeller“ gibt es ein typisches Gericht für diese Gegend: Labskaus. Dieses Gericht aus Kartoffeln, geräuchertem Rindfleisch, Rohnen (rote Bete) und Fisch kennt verschiedene Zubereitungsarten. Die hier war hervorragend.
Gut gestärkt erweitere ich meinen Stadtspaziergang und besuche noch die Nikolaikirche, die neben ihrem imposanten Gebäude auch mit einer einzigartigen Orgel hervorsticht.
NikolaikircheNikolaikirche
Auf vielen Straßen und Plätzen ist was los. Die Hinterhöfe verbergen ruhige, beschauliche Ecken.
Statue der Windsbraut von Hermann MenzelHolm-Nixe von Ulrich BeierIm Hinterhof
Ich habe mich im „Gästehaus Lavendel“ einquartiert, das im Hinterhof zur Großen Straße liegt. Auch mein Zimmer heißt „Lavendel“.
Die Anreise nach Flensburg habe ich mit der Bahn geplant. Dazu nutze ich auch den Nightjet von Wien nach Hamburg. Die Verbindung Graz – Wien ist ohnehin optimal und auch von Hamburg an die dänische Grenze gibt es gute Verbindungen. Damit spare ich auch 305,6 kg CO2 ein. Ich weiß nur nicht wovon. Mit dem Flugzeug hätte ich auch nicht viel an Zeit erspart, eine Übernachtung hätte ich mehr.
In Graz fahren wir pünktlich ab, der Zug ist recht voll. Gut, dass ich reserviert habe.
Railjet 754
Jetzt habe ich den Liegewagen nach Hamburg erwischt und kann durchschnaufen. Zwischendurch hatten wir Verspätung, die aber in gnadenloser Tempojagd mit 160 km/h aufgeholt wurde. Die Wagen nach Hamburg waren die letzten im Zugverband (Brüssel, Amsterdam, Hamburg).
Nightjet nach Hamburg
Auch wenn wir uns das Abteil zu viert teilen müssen, haben wir doch genug Platz.
Nightjet Abteil
Bei der Einfahrt nach Hamburg lassen sich ein paar Einblicke auf die Innenstadt erhaschen.
Hamburg – Binnenalster
Ich verlasse den Zug an der Station Dammtor und habe ein paar Minuten Zeit, mich vor dem Bahnhof umzusehen.