Gut, dass ich seit der COVID-Krise mehrere Weitwanderwege fertig geplant im PC gespeichert habe. So kann ich bei Bedarf rasch darauf zugreifen.
Diesmal trifft es den Jakobsweg von Krusau an der dänischen Grenze in Richtung Köln. Vorerst möchte ich auf meinem ersten Abschnitt die Via Jutlandica von Krusau über Glückstadt nach Harsefeld, die Via Baltica bis Bremen und ein Stück des Jakobsweges Bremen Köln in Angriff nehmen.
Irgendwann kann ich vielleicht auch die Lücke bis Köln schließen.
Ich lade euch ein, mich wieder auf dem Weg zu begleiten.
Nach Abschluss unseres Weges von Porto bis ans Ende der Welt möchte ich eine unsere Eindrücke zusammenfassen.
Anreise und Rückfahrt: Die Anreise mit dem Flugzeug in Coronazeiten erfolgte ohne Probleme. Wir hatten im Vorfeld die entsprechenden Impfnachweise und das PLC für Portugal ausgefüllt und teilweise hochgeladen. Mit den entsprechenden Papierdokumenten hatten die Airlineangestellten mehr Freude als mit dem Nachweis auf dem Mobiltelefon.
Der Weg: Wir hatten bei der Planung einen Tag auf dem Küstenweg vorgesehen und bogen dann bei Vila do Conde zum Zentralweg ab. Große Höhendifferenzen sind auf dem Weg nicht gegeben. Nur selten ist man direkt dem Autoverkehr ausgesetzt. Die Markierungen sind nahezu überall hochwertig. Es gibt kaum Stellen, an denen man sich nicht sofort orientieren kann.
Zum einen gibt es meistens Markierungssteine, aber auch die bekannten gelben Pfeile.
In Portugal sind Asphaltstrecken und Kopfsteinpflasterwege häufiger anzutreffen, halten sich aber in Maßen. Auch bei Regen waren fast alle Wege gut bis sehr gut begehbar.
Unterkunft und Verpflegung: Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste. Eine Pilgerherberge im üblichen Sinne benutzten wir nur in Mos. Sonst gönnten wir uns ein Zweibettzimmer, auch in Herbergen oder Hostels. Die Unterkünfte buchten wir ein bis zwei Tage im Voraus (Anruf oder Booking.com). Sie waren alle sehr sauber, manchmal aber sehr kühl und nicht immer heizbar. Da machte sich der frühe Termin schon bemerkbar. Viele Unterkünfte öffnen erst ab 1. April.
Wer in Portugal und Spanien auf dem Camino nichts zu essen bekommt, hat ausgesprochenes Pech. Man muss nur berücksichtigen, dass es zwischen 14 und 19 Uhr selten warme Küche gibt. Wir halten uns nach Möglichkeit an die lokalen Speisen, die wirklich köstlich sind.
Natur und Kultur: Unsere Route führt uns durch viel Natur, aber auch Kulturelles kam nicht zu kurz. Auf dem Küstenweg mag es mehr unberührte Natur geben, unser Weg bietet aber eine tolle Mischung an Natur und Kultur. Am ersten Tag begleitete uns das Tosen des Atlantiks und ab dem zweiten das laute Gezwitscher der unzähligen Vögel. Besonders Rotkehlchen und Zaunkönige, die Kleinsten, waren oft die lautesten.
Fast jeder der Orte am Zentralweg hat kulturelle Besonderheiten zu bieten. Seien es alte Brücken, Kirchen aus dem Frühmittelalter oder besondere Stadtensembles. Für Museen bleibt ja auf dem Weg eher wenig Zeit.
Statistik: An den 18 Gehtagen legten wir 358 km zurück. Die Stadtbesichtigungen und Extrarunden usw. sind da nicht berücksichtigt. Dabei fielen etwa 4170 Bergauf- und 4100 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 12,5 und 25,9 km.
Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.
Für die einzelnen Tagesetappen gibt es teilweise bereits korrespondierende Links auf Alpenvereinaktiv.com, wo Karten zur freien Verfügung stehen.
Der Caminho Portugués ist vor allem Anfängern und Menschen mit weniger sportlichen Ambitionen sehr zu empfehlen. Es gibt wenig Höhenunterschiede und überschaubare Distanzen.
Wieder ist das Wetter strahlend schön, es weht aber ein starker Wind aus Ost, der stark abkühlt.
Wir versuchen, ob wir eine Chance auf einen Besuch der bekannten Buchhandlung Lello (Harry Potter u.a.) haben. Zwei Stunden Wartezeit in der Kälte wollen wir uns aber nicht zumuten.
So tritt Plan B in Kraft. Wir fahren mit der Museumsstraßenbahn 18 von Carmel hinunter zum Ufer des Douro, dann ein Stück dem Ufer entlang und wieder zurück in die Stadt.
Wieder zurück besuchen wir einen stylischen Sardinenladen.
Bevor es mit der U-Bahn zum Flughafen geht, machen wir noch einen Besuch in einem Café.
Bei der Ankunft haben wir keine Zeit gehabt, das moderne Flughafengebäude genauer anzusehen. Jetzt haben wir genug Zeit dafür. Unsere Maschine steht schon am Vorplatz
Es war mir ein Vergnügen, euch mit auf unseren Weg zu nehmen. Ich habe mich sehr über eure vielen positiven Reaktionen gefreut. Es gibt mir Ansporn, auch weiter Wege ähnlich zu kommentieren.
Wir erleben einen strahlenden Morgen mit Blick auf Porto. Es ist nicht mehr so windig und kühl wie gestern und so brechen wir gleich nach dem Frühstück auf, um die Stadt unsicher zu machen.
Wir waren zwar bereits bei unserer Ankunft vor drei Wochen in der Kathedrale, aber bei diesem Wetter ist es einfach ein anderes Erlebnis.
Der Sonnenschein dringt auch in die alten Gewölbe der Kirche ein
Beim letzten Mal ging gerade ein Regenguss nieder, der das Besichtigen des Turmes unmöglich machte. Heute ist das ein Erlebnis.
Wir gehen hinunter zur Ponte Luiz I., die sich Fußgänger und U-Bahnlinie teilen. Die Brücke wurde von 1881 – 1886 von einer belgischen Firma (nicht G. Eiffel) errichtet. Sie wurde aus Gusseisenelementen zusammengenietet.
Mit einer Gondelbahn (Doppelmayr) gleiten wir hinunter zum Flussufer, wo gerade ein Motorradtreffen stattfindet.
Viele Menschen, nicht nur Touristen, genießen den warmen Tag am Ufer.
Wir stärken uns mit einem Gläschen Portwein.
Im Casa Portuguesa do Pastel de Bacalhau kann man Stockfischprodukte hochpreisig verkosten. Es hat jedenfalls Stil.
Wir gehen über die ehemalige Autoebene der Ponte Luiz I zurück zur Altstadt und haben einen tollen „Unterblick“.
Auch am anderen Flussufer drängen sich die Menschen und die Restaurants haben schon viele Besucher.
Jetzt steht noch die Igreja Monumento de São Francisco auf dem Programm. Diese um 1400 im gotischen Stil errichtete und im portugiesischen Hochbarock umgestaltete Kirche ist in ihrer Pracht schon fast gewöhnungsbedürftig. Die Hauptfarbe in dieser Kirche ist Gold. Die Gebäude sind heute ein Museum.
Nach einer ausgiebigen Sesta (Siesta) machen wir noch eine Runde durch das Stadtviertel. Die Capela das Almas de Santa Catarina gab dem Stadtviertel den Namen. Bis 1929 waren die Außenflächen der Kapelle weiß verputzt. Die Verkleidung der Kapelle besteht heute aus 15.947 Kacheln, die etwa 360 Quadratmeter Wandfläche bedecken. Die Kacheln, die die Kapelle bedecken, wurden von Eduardo Leite entworfen und von der Fábrica de Cerâmica Viúva Lamego in Lissabon hergestellt.[1] Sie stammen aus dem Jahr 1929 und stellen die Stationen im Leben des Heiligen Franz von Assisi und der Heiligen Katharina dar, die in der Kapelle verehrt werden.
Unterwegs fällt uns auch eine andere Fassade mit einer Vertikalbegrünung auf:
Das Abendessen widmen wir ganz dem Meer. Es gibt gegrillte Brasse und Garnelen- Tintenfisch- Spieß. Zum Abschluss noch ein Gläschen Portwein auf die gelungene Reise.
Heute abend sorgt der Himmel wieder für einen stimmigen Abschluss.
Unser Quartier ist ein Haus, das bereits 500 Jahre auf den Mauern hat. Die Stiegen sind eng und die Böden schief. Aber es hat Charakter und ist heimelig. Wir frühstücken gleich auf der anderen Straßenseite und machen uns für die Stadterkundung fertig.
Gleich in der nächsten Straße kommen wir zum Hauptportal der Kathedrale. Diese wurde 1089 eingeweiht und natürlich immer wieder umgebaut und erweitert.
Braga ist der älteste Bischofssitz der iberischen Halbinsel und war das bis zur Machtübernahme durch die Mauren 716. Ab 1070 residierte hier wieder ein Bischof, der dann den Bau der Kirche betrieb.
Dann gehen wir in die sehr neue Markthalle des Mercado Municipal. Die Innenfläche ist sicher gleich groß wie der Kaiser Josef-Platz in Graz. Und zu kaufen gibt es an Lebensmitteln auch alles, was das Herz begehrt.
Die Igreja do Pópulo ist wegen ihre blauen Fliesenbilder (Azulejos) bekannt.
Bei dieser Darstellung der Madonna mit Kind hat mich die Mimik des Jesuskindes besonders fasziniert.
In den Straßen tauchen überall Studentengruppen in schwarzen Talaren auf, wie man sie auch aus Harry Potter kennt.
In Braga gibt es so viel zu entdecken und zu bestaunen, hinter jeder Straßenecke tut sich ein neuer Platz mit schönen Gebäuden auf. Wir gehen zum Bahnhof und nehmen den Zug direkt nach Porto – São Bento.
Nach etwa eineinhalb Stunden fährt unser Lokalzug in Porto – São Pento ein.
Dort oben steht unser Hotel Mercure (weiß) für die nächsten zwei Tage. Da müssen wir mit den Rucksäcken und ohne Stöcke rauf. Wir haben das Hotel auch gewählt, weil es so nah am Bahnhof liegt
Von unserer Nachmittasgstour möchte ich nur vom Highlight berichten: der Besteigung des Turmes Torre dos Clérigos. Der Turm ist 76 Meter hoch und besitzt sechs Stockwerke und insgesamt 225 Stufen und wurde in den 1750ern errichtet. Die Aussicht von oben ist nicht nur bei strahlendem Wetter eine gewaltige.
Pilger sind hungrig, sie essen, was sie kriegen!
Ein Ausblick von unserem Hotelzimmer auf die abendliche Stadt (nach Westen)
Der Abschied von Santiago fällt uns schwer. Wir haben bis Mittag Zeit und gehen nochmals in der Früh in die Kathedrale, wo es den Pilgersegen gibt.
Danach suchen wir das Cafe Casino mit seiner tollen Einrichtung und genießen einen Kakao und eine Tarte Santiago.
Dann gehen wir mit unseren Rucksäcken zur Estación Intermodal, dem neuen Busbahnhof beim Bahnhof.
Wir haben noch einen schönen Blick auf das Cidade da Cultura de Galicia. Der Bau war so teuer, dass ab 2013 mehrere fehlende Teile des Zentrums nicht mehr gebaut werden.
Die Busfahrt nach Braga dauert drei Stunden, ist aber sehr kurzweilig, weil wir auf der Karte unseren Camino in umgekehrter Reihenfolge mitverfolgen können. In Braga landen wir fast im Zentrum.
Die Straßen in der Fußgängerzone sind schon für die Semana Santa dekoriert.
Unser Quartier liegt direkt gegenüber: das stylische Casa da Praça Velha Guesthouse.
Wir fahren gleich mit dem Bus zum Wallfahrtsort Bom Jesus do Monte (der gute Jesus vom Berg), der am Stadtrand von Braga liegt.
1722 wurde begonnen, eine ältere Anlage auszubauen. Auf 581 Stufen überwinden wir 116 Höhenmeter. Dazwischen liegen 17 Stationen des Kreuzweges und ähnlicher Darstellungen aus dem Leben Jesu.
Ganz oben befindet sich eine klassizistische Kirche von 1784 nach einem Entwurf von Carlos Amarante im italienischen Stil errichtet.
Auch eine „Tropfsteinhöhle“ wurde hier oben angelegt.
Der Ausblick auf die Stadt ist einzigartig.
Talwärts fahren wir mit der ältesten Standseilbahn der iberischen Halbinsel, die bereits 1882 in Betrieb genommen wurde und die weltweit die älteste noch verkehrende Wasserballastbahn ist. In der Bergstation werden 3500 Liter Wasser in den Wagen gefüllt. Das Gewicht des talwärts fahrenden Wagens zieht über ein Umlaufseil den bergwärts fahrenden Wagen hoch. Im Tal wird das Wasser ausgelassen.
Wir fahren wieder mit dem Bus in die Stadt zurück und verschaffen uns einen kleinen Überblick über die Innenstadt, die wir morgen genauer inspizieren wollen
Den wunderbaren Tag beenden wir mit einem Abendessen mit portugiesischen Gerichten.