Die Nächtigung im ehemaligen Zisterzienzerkloster hat inklusive der Zubringerdienste bestens geklappt. Ein französisches Paar erzählt, dass es den Jakobsweg vor 30 Jahren mit dem Fahrrad gemacht hat. Damals waren da nur Ruinen. Auch die Häuser des nahe gelegenen Weilers sind wiederhergestellt worden.
In Les Sétoux gibt es an mehreren Stellen Skulpturen zum Thema Jakobsweg, wie hier vor der Kapelle des Ortes.
Nach kurzem Wandern über Weiden führt der gut ausgebaute Weg in den wahrhaft dunklen Tann. Tannen sind die wichtigsten Bäume in diesem Wald. Ich bewege mich hier immer in einer Seehöhe von ca. 1000 m.
Wer kommt denn da so früh daher, denken sich die beiden vielleicht.
Hochtäler wie in einem Western durchziehen die Gegend. Auch in der Weststeiermark könnte die Landschaft liegen.
Ich überqueren eine massive Brücke, bevor es auf der andere Seite wieder über 1000 m hinaufgeht.
Durch die Höhenlage ist die Vegetation weit zurück. Einige Blumen sind nicht zu übersehen. Die Stiefmütterchen gibt es sogar in zwei Varianten.
Für diese Bachübergang sollte man etwas balancieren können. Einzige Alternative wäre Schuhe ausziehen und durch das Wasser!
Am Weg stehen immer wieder steinerne Kreuze, die oft Jahreszahlen vom dem Ende des 19. Jahrhunderts tragen. Marterln oder kleine Kapellen habe ich keine gesehen.
Bei Kilometer 12 beginnt es wieder zu regnen. Zuerst habe ich noch die Hoffnung, dass es beim Nieseln bleibt, aber dann wird es doch mehr. Den Rindern wird es auch schon zuviel, die wollen heim.
In Montfaucon-en-Velay besuche ich die Capelle-Notre-Dame, die wie viele alte Gebäude aus schweren Steinquadern errichtet ist.
Sie beherbergt eine außergewöhnliche Sammlung von zwölf Monatsbildern zu Stellen aus der Bibel und wurden im 17. Jhdt. von einem flämischen Meister geschaffen.
In einem nahegelegenen Restaurant möchte ich mich einmal stärken und trocknen. Die kleine aber feine Speisekarte verheißt nur Gutes zu sehr moderaten Preisen. Zwei durchnässte Motorradfahrer sind schon da. Später kommen noch drei Radwanderer, die sogar im Lokal ihre eigene Jause auspacken dürfen.
Ich will mich schon regenmäßig anziehen, da endet der Regen wieder. Auf den Wegen stehen zeitweise große Pfützen, die schon auch zehn Zentimeter tief sein können.
Fliegenfischer versuchen ihr Glück am Le Lignon.
La Papeterie, ein riesiges Ferienhaus und auch Pilgerherberge, war einst eine Papierfabrik der Familie Montgolfière, die erste Frankreichs.
Auf einem Hügel liegt die kleine Stadt Tence mit ihrem breiten Hauptplatz, wo auch ich logiere.
Gleich drei Kirchen hat der Ort aufzuweisen.
Bin ich in Schottland gelandet? Sogar der Fluss hat eine braune Färbung.
Die Abendstimmung und der Wetterbericht versprechen für morgen Besserung.
Tagesstrecke: 29,3 km
Die schmale Brücke über den Bach wär mal wieder was für mich!