Liebe Begleiterinnen und Begleiter auf meinem Weg!
Danke für eure netten Kommentare, die ich gerne mitverfolge. Entschuldigt, dass ich nicht darauf antworte. Ich habe öfters Probleme überhaupt einen Post zu senden. Auch bei den Bildern bin ich auf meine Handyaufnahmen angewiesen, da ich die Bilder von der Digicam unterwegs nicht auf mein Handy bringe.
Euer Pilgrim Gerhard
Archiv für den Monat: Mai 2014
6. Tag Sonntag, 11. Mai 2014 Estella nach Torres del Rio
Die Morgendämmerung ist kaum wahrnehmbar. Dunkle, dichte Wolken verdecken den Himmel. Es ist die Frage, welche der drei Wetterprognosen aus dem Internet zutreffen: Regen, Regen bis höchstens 8 Uhr oder nur dichte Bewölkung. Ich entschließe mich für letztere und darf Recht behalten. Um 6.45 Uhr werfe ich den Schlüssel in den Briefkasten, denn vor 7.30 Uhr gibt’s kein Frühstück.
Ich treffe gleich auf dem Weg einen Italiener, mit dem ich bis zur 1. Pause wandere, die nicht lange auf sich warten lässt: die Fuente de Vino, der Weinquelle bei einem Weingut. Jeder Pilger kann dort typischen Landwein trinken. Leider war die Quelle gerade fast ausgetrocknet. Da haben wohl vor uns einige intensiv verkostet. Das Weingut ist gleichnamig mit dem angrenzenden ehemalig Kloster Monesterio de Irache.
Jetzt geht es durch Wäldchen, an Feldern vorbei, hügelauf und hügelab. Dann steigt der Weg hinauf nach Monjardin, einem kleinen verschlafenen Nest unter einer Burgruine aus dem 10. Jhdt. Viele Pilger nutzen diesen Ort für ein Frühstück und so herrscht in der Bar ein ständiges Kommen und Gehen.
Nach dem Abstieg führt der Weg entlang eines Baches wieder durch Weizenfelder und kleine Weingärten.
Durch kurzweilige Gespräche mit netten Leuten abgelenkt, liegt Los Arcos vor mir.
Hier gibt es auch das Casa Austria, eine Pilgerunterkunft, die von Österreichern betreut wird. Ich hole mir einen Stempel zu Erinnerung. In der Kirche dominiert wie überall hier ein vergoldeter Hochaltar.
Los Arcos, am Rio Odron gelegen, wurde durch eine Schlacht im 11. Jhdt. in Spanien bekannt. Skulpturen vor dem Kulturhaus erinnern an die Geschichte des Ortes.
Wie die meisten Mitwanderer auch beschließe ich weiterzugehen: das Wetter ist angenehm kühl, es ist noch früh am Tag und es sind „nur“ noch 7 km bis Torres del Rio.
Das Gelände ist offen, man sieht das vermeintliche Ziel, geht seitlich fast vorbei und kommt nach… Sansol, auf der Spitze eines Hügels. Das Ziel aber liegt, durch einen tiefen Einschnitte getrennt, auf dem Gegenhang. Also wieder 60 Höhenmeter hinunter und 50 wieder hinauf. Ich entschließe mich gleich für eine Herberge und buche die Übernachtung, Abendessen und Frühstück.
Nach angenehmer Dusche und isotonischem Ausgleich erkunde ich den Ort. Gleich neben der Herberge steht die aus dem 12.Jhdt. stammende Grabkirche Iglesia del Santo Sepulcro, ein achteckiger Bau mit starken maurischen Einflüssen im Inneren.
Der Bau war ein Substitutionsbau: er sollte jenen Menschen die Grabeskirche in Jerusalem nahebringen, die keine Wallfahrt ins Heilige Land machen konnten.
Nach mehr als 30 km an diesem Tag bin ich zu weiteren Erkundigungen nicht zu motivieren.
5. Tag Samstag, 10. Mai 2014 Puente la Reina nach Estella/ Lizarra
Es war eine eher unruhige Nacht. In der Früh hatten es einige schon eilig. Ich stehe um 6.00 Uhr auf und brauche unendlich lange, bis ich meine Sachen beisammen habe.
Dann gebe ich mir noch ein Frühstück mit Kaffee, Orangensaft, Baguette mit Butter und Marmelade. So gestärkt starte ich als einer letzten. (We are pilgrims, not refugees!)
Entlang des Rio Arga schlängelt sich der Weg, um dann steil auf die Hügel abzuzweigen. Jetzt geht’s hügelauf, hügelab durch Weinberge, Olivenhaine und Weizenfelder.
In Cirauqui, einem kleinen Ort direkt am Berghang gelegen, mache ich kurze Rast und treffe auf Wanderkameraden der Vortage.
Kurz darauf treffen wir auf eine Brücke, die aus der Römerzeit stammen soll. Auch die Straße wird den Römern zugeschrieben.
Am Rio Salado, dem „salzigen Fluss“, ist die Brücke aus der romanischen Zeit. Die kleinen Orte wie Lorca schauen wie frisch aufgeräumt auf. In Villatuerta hole ich mir in der Kirche einen schönen Stempel und beschließe in Estella/Lizarra die heutige Tagesetappe zu beenden.
Vorbei an alten Kirchen und dem ehemaligen Königspalast aus dem 12. Jhdt. begebe ich mich auf die Suche nach der Jugendherberge. Eine freundliche Angestellte gibt mir rasch ein Zimmer, das ich vorerst für mich habe und gibt meine Wäsche in die Waschmaschine, die ich nach weniger als einer Stunde zum Aufhängen abholen darf. Die Zwischenzeit nutze ich für ein erholsames Schläfchen. Kurz darauf werden eine Schwedin und zwei Kanadierinnen in das Zimmer einquartiert.
Gut erholt begebe ich mich in die Stadt, die 15.000 Einwohner haben soll, und genieße das Ambiente.
In einem Cafe treffe ich einen Stuttgarter, der am 1. Mai 2013 von Zuhause mit dem Fahrrad aufgebrochen ist, um von Bolivien bis Feuerland Iberoamerika zu durchradeln. Jetzt fährt er von Madrid auf Umwegen nach Hause, nach Stuttgart.
Ich schaue mir noch zwei alte Kirchen an (Iglesia de San Miguel und San Pedro de la Rúo) und treffe ein deutsches Geschwisterpaar beim Abendessen, bei dem der obligate Rotwein nicht fehlen darf. In der Herberge angekommen, habe ich Zeit, über den Tag nachzudenken.
4. Tag Freitag, 09. Mai 2014 Pamplona nach Puente de Reine
Der erste Blick aus dem Fenster sagt mir: heute wird es wieder schön. Es ist zwar noch vor 6 Uhr, aber es dämmert bereits. Wir sind hier 1 Grad 38 Minuten westlich von Greenwich. Ich gehe nochmals auf die Plaza del Castillo.Dort habe einen ausgezeichneten WLAN – Empfang, den ich im Quartier vermisste.
Ich will ja meine Blog-Beiträge los werden.
In der nächsten Gasse verläuft der Camino und ich folge den Jakobsmuscheln aus Messing im Boden, die mir die Richtung angeben. Durch das Universitätsviertel geht’s in Richtung Südwesten und aus der Ferne ist die Hügelkette mit vielen Windrädern sichtbar, die mich den ganzen Tag begleiten wird.
Als erstes passiere ich Figur Menor, das auf einem kleinen Hügel über dem Fluss liegt. Wie in jedem Ort gibt es auch hier eine Halle für Jay Alai, den baskischen Nationalsport. Die riesigen, nur mit Boden- und Wandmarkierungen versehenen Hallen wirken von außen wie Lagerhallen.
Nun steigt der Weg leicht, aber ständig an. Er führt durch weite Weizenfelder, die weit auf den Hang hinaufreichen.
In Zariquiegui trinke ich meinen Morgenkaffee bevor ich den Weg auf den Alto del Perdón mit 753 m in Angriffe nehme. Durch Ginster und wilden Thymian zieht der Steig nach oben, von wo das Geräusch der Windräder immer stärker wird. Diese stehen an der Geländekante, um die Energie optimal auszunutzen. Den Wind spüren auch wir Wanderer. Er verbläst uns fast beim Fotoshooting mit den eisernen Pilgern. Beim Abstieg geht’s wieder steil, schottrig und unangenehm nach unten. Mit den Stöcken fühle ich mich sicher. Ich habe mich entschlossen, einen Abstecher zu Kirche Santa Maria de Eunate zu machen. Die Ursprünge dieser achteckigen Kirche liegen bis heute im Dunkeln. Wahrscheinlich haben Tempelritter sie nach dem Vorbild des Felsendoms in Jerusalem errichtet.
Nach einem schönen Zusammentreffen mit einer deutschen Radpilgergruppe mache ich mich auf den Weg nach Obanos und Puente de la Reina.
Die Königinnenbrücke liegt im Abendlicht, die Stimmung ist sehr friedlich und ruhig. Ich treffe Mitwanderer bei einem kühlem Bier und stärke mich mit dem Pilgermenü. Ich bin um 21.30 Uhr schon so müde, dass ich liegen gehe. Ich unterhalte mich mit einem Japaner, der seit 38 Jahren in Spanien für japanische Firmen arbeitet.
3. Tag Donnerstag, 08. Mai 2014 Larrosoaña nach Pamplona
Um 6.00 Uhr fangen alle mit dem Zusammenpacken an. Ich bin auch schon länger wach und schließe mich an. Um 6.45 gehe ich wieder mit D. weiter. Er hat an beiden Fersen keine Haut mehr. Wie er das schafft, ist mir ein Rätsel. Ich fühle ich total fit. D. geht ein flottes Tempo, das mir passt, und bei der nächsten Gelegenheit trinken wir unseren Frühstückskaffee. Wir kommen gut weiter, gehen an den Hängen des Tals des Rio Arga entlang, der uns nach Pamplona begleitet. Bald sehen wir von weitem die Vororte von Pamplona. In Arte überqueren wir über eine alte Brücke den Rio Ultzama. Die Kirche und Herberge sind gerade nicht offen, wir hätten uns gerne einen Stempel geholt. Ab jetzt geht es durch Geschäftsstraßen und Villenviertel von Pamplonas Vorstädten Villava und Burlada.
Vor uns erhebt sich die Festungsstadt Pamplona. Über die Puente de Magdalena kommen wir zu den Festungsmauern und gelangen durch ein von einer Zugbrücke gesichertes Tor, der Porte Franccia, in die Stadt. Ein Tor wird vom Habsburger Wappen geschmückt. Es ist gerade erst 10.30, als wir die Stadt erreichen.
In der Stadt trenne ich mich von meinen beiden Wegbegleitern und begebe mich auf Quartiersuche. Ein deutsches Paar erkennt mich und gibt mir einen Tipp für eine Privatpension: klein, genügend sauber und im Zentrum. So war es auch. Ohne Rucksack geht sich’s irgendwie anders. Ich stärke mich mit Spargel und Calamari vom Grill und gehe dann auf Stadtbummel. Ich habe ja genug Zeit. Ich fange gleich mit dem Lebensmittelmarkt (Fisch, Fleisch, Gemüse) an. In der Catedral de Santa Maria besichtige ich auch den riesigen Kreuzgang und eine angeschlossene Ausstellung über die Entwicklung des Abendlandes und die Geschichte der Region.
Da zieht es mich zu Plaza de Toros. Ich bin kein Freund des Stierkampfes. In die Arena kann man nicht hinein. Ich schlendere durch blitzsaubere Straßen und Gassen. Kein Abfall, keine Zigarettenkippen, auch nicht an den Haltestellen, keine Schokopapierl.
Auf der Plaza del Castillo setzte ich mich ins Cafe Iruña, das Stammcafe von Ernest Hemingway. Ich schreibe die ersten Karten (!) und versuche meine Entwürfe in den Blog zu senden.
Leider klappt das Hochladen der Bilder nicht.
Nach einer kurzen Zimmerpause gehe ich nochmals in die Stadt. Dort sind Tausende von Leuten, Junge und Alte, die den Tag bei einem Bier ausklingen lassen. Das Meiste spielt sich auf der Straße ab. Ich lasse diese Eindrücke auf mich wirken, bis ich mich nach Hause begebe. Morgen will ich ja weiter.
2. Tag Mittwoch, 07. Mai 2014 Roncesvalles nach Larrosoaña
Um 6.00 Uhr gibt’s den Wecker! Nein, nicht mit der Klingel oder einem Lautsprecher – drei Hospitaleros, wie die freiwilligen Helfer in den Unterkünften genannt werden, gehen mit Gitarren durch den Saal und singen in angenehmer Lautstärke „Morning has broken“ und wünschen vielsprachig einen guten Tag. Die meisten Wanderer nehmen das freudig überrascht auf. Ohne viel Stress packe ich zusammen und mache mich auf den Weg. Dichter Morgennebel hängt etwas über unserem Standort.
Ich wundere mich, wie fit ich bin und dass ich so wenig vom Vortag spüre. Bis ins nächste Dorf wandere ich allein und suche dort nach einem Frühstück: Es wird ein Cafe mit einem Croissant. Ich setze mich zu D. aus Hamburg an den Tisch und wir gehen dann gemeinsam weiter. Er hat mein Tempo und wir ratschen viel. Es geht immer wieder auf und ab, durch gut gepflegte Dörfer, an Bauernhöfen mit Rindern, Pferden und Schafen vorbei und durch Laub- und Mischwälder. Die Nebel lichten sich und es ist angenehm warm. Es geht wieder auf 801 m hinauf zum Alto de Erro. Der Abstieg nach Zubiri ist recht schottrig, bei Regen ist er sicher sehr unangenehm. Wir essen ein Kartoffelomlett mit köstlicher Fülle und gleichen unseren Salzhaushalt mit einem kleinen Bier aus. Wir wandern bis Larrasoaña weiter und kommen über eine mittelalterliche Brücke in den Ort wie aus dem Bilderbuch. Viele der gutgepflegten Häuser tragen Jahreszahlen um 1700. Die kleine Herberge ist bald voll, im nahen Gasthof gibt es für das Pilgermenü je drei bis vier Speisen zu Auswahl. Ich wähle mir Pasta, Rindsgulasch und Eis.
Die Nacht ist angenehm ruhig. Es gibt keine Schnarcher – ich höre mich ja nicht.
1. Tag Dienstag, 06. Mai 2014 St. Jean Pied-de-Port nach Roncesvalles
Der Rucksack wird noch frisch gepackt und es geht um 7.00 zum Frühstück mit reichlich Kaffee und getoasteten Baguettes mit Butter und Marmelade.
Pünktlich um 7 Uhr verlasse ich das Haus und folge der Rue de Citatelle nach Süden.
Gleich nach der Stadtmauer beginnt die Markierung des Wegs, der von 170 m vorerst auf 800 m zur Herberge Orisson hinauf führt. Vor und hinter mir vereinzelte Pilgerinnen und Pilger, die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit wandern. Mit Hilfe der Wanderstöcke lassen sich auch die steilen Passagen gut bewältigen. Unterwegs stoße ich auf Volker, den ich schon am Vorabend beim Essen getroffen habe und wandere ein Stück mit ihm. Der Himmel ist verdeckt, aber es ist nicht kühl. Kurz vor der Herberge Orisson treffen uns die ersten Windböen. Dann wird das Gelände offen wie auf der Stubalm. Hier grasen zwar keine Lippizaner, aber trotzdem eine Menge Pferde. Der Wind mit bis zu 60 km/h setzt allen Wanderern zu. An Rast ist nicht zu denken, aber wenigstens regnet es nicht. Bei der Rolandquelle ist es windgeschützt – eine kurze Erholung. Wir müssen noch über den Col Lepoeder mit 1437 m. Normalerweise ist das bei den Wegverhältnissen kein Problem. Über uns kreisen schon imposante Geier. Ob sie auf ein Pilgermenü aus sind?
Der Abstieg ist recht steil und schwierig. Den längeren leichten Umweg wollen nur wenige nehmen.
Gegen 14.30 Uhr komme ich beim Kloster von Roncesvalles an. Der erste Weg führt zur Rezeption, um den begehrten Stempel für den Pilgerpass und einen Schlafplatz zu erhalten. Ich hab Nr. 165, angeblich sollen es 500 werden. Nach einer warmen Dusche und einem kleinen Bier warte ich mit einigen Mitwanderern auf das Pilgermenü: Suppe, Ente oder Forelle, Karamellschnitte.
Danach geht’s in die Kirche zur Pilgermesse.
Schon vor der angesagten Nachtruhe um 22 Uhr ist es auffallend still. Zu müde sind all die Leute, die an diesem Tag die erste Herausforderung des Camino geschafft haben.
Tag 0 Montag, 05. Mai 2014 (Von Bordeaux nach Saint-Jean-Pied-de-Port)
Heute beginnt der Tag 0 meines Abenteuers, die letzte Etappe der Anreise. Nach einem wunderbaren Tag in Bordeaux werde ich mit der Bahn über Bayonne nach Saint-Jean-Pied-de-Port reisen.
Nach dem Frühstück gehe ich über den Bahnhofsplatz und treffe auf die ersten Pilger, die mit dem Rad die gleiche Strecke bewältigen wollen. Sie sind aus Bordeaux, einer ist schon zum 7. Mal unterwegs.
Mein Zug ist schon bereitgestellt und pünktlich geht es mit der SNFC los. Nach den Vororten von Bordeaux sehe ich die flache Landschaft mit Feldern und Kiefernforsten. Es gibt viele Flächen, die nach Aufforstung aussehen. Wir fahren auch immer wieder an riesigen Spargelfeldern vorbei. Nach Dax wird die Landschaft hügeliger, bald tauchen die ersten tiefverschneiten Gipfel der Pyrenäen auf und bald sollte ich aussteigen: Nur die Station heißt nicht Bayonne. Ich informiere mich bei der Zugbegleiterin: der hintere Zugteil ist nach Pau, der vordere nach Bayonne. Ich zeige ihr, dass die Laufschrift im Wagen immer noch Bayonne anzeigt. „Our mistake, take the next train from Pau to Bayonne. It’s in one hour.“ Sie ändert mein Ticket, im nächsten Zug treffe ich sie wiederund sie erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist.
Im Zug sitze ich mit einer Pensionistin aus Santa Fe, sie reist aber quer durch die Welt, vor allem durch Europa. Sie lebt mal hier mal da, auch für mehrer Monate. Die eine Stunde Fahrtzeit ist rasch um und ich habe noch zwei Stunden für meinen neuen Anschluss. Es ist aber kein Zug, sondern ein Bus, die Bahn wurde vor nicht zu langer Zeit eingestellt, wie die angerosteten Schienen zeigen.
Ich nutze die Zeit für ein Mittagessen und wandere dann über die L’Adour in das alte Zentrum mit vielen hübsch renovierten Häusern, einem riesigen Rathaus, das zeigt, dass man früher nicht arm war, und zur Kathedrale. Das gotische Bauwerk wurde im 19. Jhdt. offensichtlich gründlich „modernisiert“.
Zurück zum Bahnhof, treffe ich immer mehr Pilger, die den gleichen Bus nehmen. Durch eine immer hügeligere Gegend begleiten wir den Fluss und die aufgelassene Bahnstrecke, bis wir nach eineinhalb Stunden St. Jean Pied-de-Port erreichen. Das Städtchen ist entzückend, alle Häuser wie aus dem Märchenbuch, richtig touristisch.
Ich finde mit Zielsichheit mein Quartier, eine kleine Pension, direkt an der „Hauptstraße“, der Rue de la Citadelle. Gleich mache ich mich auf eine Erkundungstour durch die Gässchen, lasse meinen Pilgerausweis mit dem ersten Stempel versehen und kaufe mir etwas Käse und Wurst für den nächsten Tag. In der alten Kirche hole ich mir den Pilgersegen, den ich sicher in den nächsten Wochen brauchen kann. Dann suche ich mir ein Restaurant: überall Pilger.
St. Jean ist aber auch bei den Franzosen als Erholungort und zum Fischen beliebt. Nach diesem ereignisreichen Tag hoffe ich auf einen guten Schlaf.
Tag 0 ( -1) Sonntag, 04. Mai 2014 Bordeaux
Bei schönstem Wetter wache ich auf. Nach einem ausgiebigen Frühstück breche ich zu einer Stadterkundung auf. Ich beginne mit dem Bahnhof, wo gerade ein TGV einfährt. Bei der Gelegenheit besorge ich mir auch gleich die Bahntickets nach Bayonne und Saint Jean.
Bordeaux zeigt sich von seiner besten Seite. Ich flaniere durch noch fast leere Gassen und komme auf einen Flohmarkt. Später werde ich auf vier verschiedene kommen.
Am Nachmittag scheint ganz Bordeaux auf den Beinen zu sein. Überall flanieren die Leute herum, sitzen vor den Cafes oder machen Sport. Am Kai liegt die MS Deutschland; das hört man auch in der Stadt. Bei einem Glas Rotwein aud der Esplanade des quinconces lerne ich einen Peruaner und einen Kolumbianer kennen, die in Frankreich im Weinbau tätig sind. Auch für einen jungen Spanier, der hier Arbeit gefunden hat, ist Bordeaux das „gelobte“ Land.
Ich besteige den Tour Pey-Berland, einen freistehenden Glockenturm neben der Catherale St. André. Aus 50 m Höhe habe ich einen beeindruckenden Ausblick auf die Stadt.
Ein Gedenkstein erinnert mich an das Ziel meiner Reise, den Jakobsweg. Auch der erste Gang des Abendessens wird mir symbolträchtig in einer Jakobsmuschel serviert.
Tag 0 ( -2) Samstag, 03. Mai 2014 Fahrt Linz – Paris – Bordeaux
Die zeitweise heftigen Regenfälle haben uns im Bus nicht beeindruckt. Bei der ersten Rast am Burgauer See war’s dann schon trocken. In Straßburg gab es die ersten Umsteiger und ein paar freie Plätze. Ich kam mit einer netten Französin ins Gespräch. Da war die Fahrt kurzweiliger.
Bei schönem Wetter kommen wir mit einiger Verspätung in Paris an. Ich löse die Boarding-Card für den Bus nach Bordeaux und es geht schon weiter. Der Bus Paris – Madrid ist supermodern ausgestattet. Jeder Platz hat seinen eigenen Monitor mit Zugang zu Filmen (nur spanisch) und Musik.
Unser Weg führt uns durch bekannte Weinbaugebiete.
Um 22.30 Uhr kommen wir in Bordeaux an, ich gehe 10 Minuten zum Hotel (Ibis Budget, fast auf dem Bahnhofsvorplatz) und freue mich auf das Bett. Ich bin ja auch schon seit 40 Stunden auf.