Der Rucksack wird noch frisch gepackt und es geht um 7.00 zum Frühstück mit reichlich Kaffee und getoasteten Baguettes mit Butter und Marmelade.
Pünktlich um 7 Uhr verlasse ich das Haus und folge der Rue de Citatelle nach Süden.
Gleich nach der Stadtmauer beginnt die Markierung des Wegs, der von 170 m vorerst auf 800 m zur Herberge Orisson hinauf führt. Vor und hinter mir vereinzelte Pilgerinnen und Pilger, die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit wandern. Mit Hilfe der Wanderstöcke lassen sich auch die steilen Passagen gut bewältigen. Unterwegs stoße ich auf Volker, den ich schon am Vorabend beim Essen getroffen habe und wandere ein Stück mit ihm. Der Himmel ist verdeckt, aber es ist nicht kühl. Kurz vor der Herberge Orisson treffen uns die ersten Windböen. Dann wird das Gelände offen wie auf der Stubalm. Hier grasen zwar keine Lippizaner, aber trotzdem eine Menge Pferde. Der Wind mit bis zu 60 km/h setzt allen Wanderern zu. An Rast ist nicht zu denken, aber wenigstens regnet es nicht. Bei der Rolandquelle ist es windgeschützt – eine kurze Erholung. Wir müssen noch über den Col Lepoeder mit 1437 m. Normalerweise ist das bei den Wegverhältnissen kein Problem. Über uns kreisen schon imposante Geier. Ob sie auf ein Pilgermenü aus sind?
Der Abstieg ist recht steil und schwierig. Den längeren leichten Umweg wollen nur wenige nehmen.
Gegen 14.30 Uhr komme ich beim Kloster von Roncesvalles an. Der erste Weg führt zur Rezeption, um den begehrten Stempel für den Pilgerpass und einen Schlafplatz zu erhalten. Ich hab Nr. 165, angeblich sollen es 500 werden. Nach einer warmen Dusche und einem kleinen Bier warte ich mit einigen Mitwanderern auf das Pilgermenü: Suppe, Ente oder Forelle, Karamellschnitte.
Danach geht’s in die Kirche zur Pilgermesse.
Schon vor der angesagten Nachtruhe um 22 Uhr ist es auffallend still. Zu müde sind all die Leute, die an diesem Tag die erste Herausforderung des Camino geschafft haben.