Nach der anstrengenden Reise war eine gute Nachtruhe wichtig. So bin ich frisch um 7.50 Uhr nach einem typisch italienischen Frühstück aus dem Haus gegangen.
Nach wenigen Metern bin ich in der Natur. Ein Tag der langen Geraden beginnt.
Bei Ordona
Bereits am Straßenrand beginnt das Blütenmeer, durch das ich heute über lange Strecken wandere.
Mohn und KronenwucherblumenMohn und KronenwucherblumenMalven und Mohn
Zwischen Getreidefeldern gibt es ausgedehnte Felder mit Artischocken, Fenchel, grünem Spargel und Tomaten.
Artischocken FenchelSpargelernteTomaten
Der Weg ist gut markiert und führt oft abseits von Asphaltstraßen.
Via Francigena SudVia Francigena Sud
Über einem kleinen Abhang steht die Masseria Ferranti, ein alter Gutshof.
Masseria Ferranti
In Stornarella, einer Siedlung mit etwa 5000 Einwohnern mache ich Rast. Ganz in der Nähe war 1731 das Epizentrum des Erdbebens von Foggia, das bei einer Stärke von 9 (Mercalli) nicht nur Foggia, sondern auch die gesamte Umgebung flachlegte.
StoranellaStoranella
Die bunte Gestaltung von Hausfassaden ist hier stark verbreitet.
Storanella – HausfassadeStoranella – Hausfassade
Nach einer 5 km langen Geraden neben einer Straße, aber gut abgesichert, komme ich nach Stornara, das knapp größer als Stornarella ist. Auf der Via Garibaldi ist grade viel los, weil heute „Weißer Sonntag“ – Ende der Osterzeit – ist.
Chiesa San RoccoSan Rocco – Hl. RochusCampanile gegenüber der Kirche Rathaus
Ich beziehe mein Quartier im B&B Piazza Matteotti, das gleich im Zentrum liegt.
Der erste Schritt ist gesetzt: Der Rucksack ist gepackt. Leider wird er trotz aller Versuche nicht leichter. Gewicht gegen Komfort.
Der Rucksack, mein engster Begleiter
Auf den Via Francigena – Anhänger, die Jakobsmuschel und das Tau des Franziskus – Weges will ich nicht verzichten.
Die Halle des Grazer Hauptbahnhofs ist für mich seit der Umgestaltung zur Europäischen Kulturhauptstadt immer ein Erlebnis. Das ist auch schon wieder 22 Jahre her.
Hauptbahnhof Graz
Der erste Zug ist „Nomen est omen“ die S1 nach Bruck an der Mur.
S1 nach Bruck/Mur
Am Bahnsteig treffe ich auf ein Pilgerpärchen aus Hartberg, das ab Gubbio wandern wird.
In Bruck steige ich pünktlich in den Nightjet NJ233 nach Roma Termini ein.
Bruck/Mur
Ein Zugteil geht nach La Spezia, der andere nach Rom. In Villach kommen sicher noch Wagen aus Deutschland dazu.
NJ 233
Ich teile das Abteil mit einer netten Familie.
Der Zug nimmt ab Tarvis eine „eigenwillige“ Route. Erst geht es an Udine in Fahrtrichtung links vorbei nach Görz und weiter fast bis Monfalcone. Erst dann fährt der Zug in Richtung Westen. Vielleicht spielen die Unwetter der letzten Tage eine Rolle.
Wir kommen fast pünktlich in Firenze Campo di Marte an, von wo ich einen Regionalzug eine Station weiter zum Hauptbahnhof nehme.
Firenze Campo di MarteRegionalzug
Am Hauptbahnhof habe ich über eine Stunde für meinen Anschlusszug in Richtung Süden Zeit. Eine Stadtbesichtigung geht sich nicht aus, für einen Blick vor den Bahnhof reicht es.
Bahnhofsgebäude Firenze Santa Maria NovellaBasilika Santa Maria Novella
Mit zehn Minuten Verspätung kommt auch der Frecciarossa 1000 von Mailand an, der über Rom bis Lecce fährt. Zum Papstbegräbnis um 10.00 Uhr geht es sich gerade aus.
Frecciarossa 1000
Der Zug ist ziemlich voll, trotzdem finde ich einen freien Zweiersitz. Das gibt mehr Bewegungsfreiheit.
Frecciarossa 1000
Jetzt gilt es mit Tempo 250 etwas Verspätung aufzuholen.
Frecciarossa 1000
Nach kurzem Zwischenstopp in Roma Termini brausen wir nach Süden.
Roma Termini
Next Stop: Caserta
Für einen Blick auf das prunkvolle Schloss der Bourbonen erhasche ich vom Zug aus nur einen kleinen Ausschnitt. Noch heute bin ich von meinem Besuch im Vorjahr beeindruckt.
Schloss von Caserta
Südlich von Benevento bauen sich große Wolken auf, aus denen es kräftig regnet. Gut, dass ich im Trockenen sitze (noch).
Benevento
Bei schönstem Sonnenschein komme ich in Foggia an. Nach dem Ticketkauf suche ich nach dem richtigen Bus, der mich nach Ordona bringen soll.
Bahnhof in FoggiaBahnhofsvorplatz in FoggiaMein Bus nach Ordona
Jetzt bin ich gut in Ordona angekommen – dort, wo ich im Vorjahr nach 25 Etappen aufgehört habe.
Ordona an der Via Francigena Sud
Im „la casa di nonna lina“ habe ich eine nette Unterkunft gefunden. Brian, ein Pilger aus GB ist auch hier.
la casa di nonna linala casa di nonna lina
Nach der vielen Sitzerei muss ich noch Bewegung machen. Ich suche das alte „Herdonia“ am Ortsrand auf. Es ist nicht sehr spektakulär, aber für einen Spaziergang gerade richtig.
Ruinen des TheatersMauerreste des Theaters
Am Abend findet noch eine Prozession anlässlich des Marienfeiertages statt. Hinter dem Prozessionswagen geht die Frau Bürgermeisterin mit, die auch unsere Quartiergeberin ist.
Die Via Francigena – auch Frankenstraße genannt – ist der Pilgerweg des Erzbischofs Sigerich, der 990 von Canterbury nach Rom gepilgert ist und ein Reisetagebuch geführt hat. Die Francigena Sud ist die Verlängerung des Weges der Kreuzfahrer und Pilger zu den Seehäfen Bari, Brindisi und Otranto auf dem Weg nach Jerusalem. Sie benutzten die optimalen Routen der alten Römer: Zuerst geht auf der Via Appia nach Süden bis Benevento und dann auf der Via Traiano nach Bari und Brindisi.
Via Francigena Sud 2. Abschnitt: Ordona – Santa Maria di Leuca
Mein 2. Abschnitt von Ordona bis zum Stiefelabsatz nach Santa Maria di Leuca führt entlang der Via Trajana und ist heute teilweise von modernen Straßen überbaut,
Ich bin schon neugierig, welche Erlebnisse dieser Abschnitt für mich bereit hat.
Bei so einem Frühstück und Sonnenschein kann der Tag nur gut beginnen. Wir haben die Wirtin überreden können, das Frühstück um 30 Minuten vorzuverlegen, daher sind wir schon um 8 Uhr unterwegs.
Frühstück Gasthof MörthGedenkstätte für Opfer des Abwehrkampfes und der Weltkriege
Auf den Wiesen erwarten uns Boviste und Parasole. Von den Parasolen stehen nach den feuchten Tagen hunderte in den Wäldern.
BovistParasol oder Riesenschirmling
Auch heute wollen Bäche überquert werden. Diesmal geht es trockenen Fußes auf die andere Seite. Bei jedem Bach geht es steil hinunter und dann steil hinauf.
Beim FritzenbachStahlbrücke über den KrumbachAnstieg nach dem Krumbach
Manchmal müssen wir auch durch dichtes Gestrüpp oder über umgefallen Bäume.
Durch das Gestrüpp
Die alten Keuschlerhäuser sind sehr schön renoviert und werden weiter bewohnt.
Haus bei RothweinBei Rothwein
Noch ein paar hundert Höhenmeter, dann erreichen wir den letzten Bergrücken dieses Wanderabschnittes, den Haderniggkogel (1184 m).
Kurz vor dem HaderniggkogelMoor auf dem Haderniggkogel
Jetzt geht es nur mehr bergab. Wir können die weiten Bögen der Forststraße abschschneiden, müssen aber zwischendurch Windbruchstellen umgehen.
Abstieg
Immer öfter haben wir eine gute Aussicht auf die Hügel der Weststeiermark.
Ausblick auf die Weststeiermark Anna Maria Kapelle
Eine große Schafherde begleitet uns neugierig hinter dem Zaun ihrer Weide.
Schafe
Der Weg bis nach Eibiswald zieht sich ein wenig. In Eibiswald zeigt ein Wegweiser wie viele Wandermöglichkeiten es hier gibt.
Wegweiser
Wir beenden offiziell den Weg veim Weitwanderstein in Eibiswald, um dann noch beim 25. Weinlesefest auf dem Hauptplatz vorbeizuschauen. Mit einem Gläschen Schilchersturm lässt es sich gut auf den Bus warten.
Heute sieht es etwas freundlicher aus als die beiden letzten Tage. Das ist auch gut so, steht doch heute eine „Königsetappe“ ins Haus.
Wir verlassen den Hüttenwirt in Pfarrdorf um 7.40 Uhr und beginnen mit dem Aufstieg parallel zur Bundesstraße, die bei Schönwetter eine begehrte Bikerstrecke ist.
Lavamünd-Pfarrdorf
Entlang des Multererbachs steigen wir auf und hoffen wegen der nicht übermäßigen Wasserführung keine Überraschungen zu erleben.
Am Multererbach
Unsere Gruppe wartet auf mich, nachdem ich ein paar Pilze „versorgen“ musste, die mir den Weg nicht freigeben wollten.
Unsere Gruppe
Die Hochlandrinder hinter dem Zaun sind neugierig, die vor dem Zaun sind geflüchtet.
Hochlandrinder
Schließlich hat der Multererbach doch eine Überraschung für uns parat. Bei der letzten Querung fehlen ausreichend hohe Trittsteine und die einzige Möglichkeit ist, die Schuhe auszuziehen und durchs Wasser zu waten.
Wer geht zuerst?
Schließlich sind wir alle durch den Bach gekommen und die Füße sind auch so bei allen durch das Gras nass geworden.
Der „Wildbach“ rauscht
Bei St. Lorenzen wird es dann heller. Nur einzelne Nebelschwaden ziehen umher. Der Blick ins das Drautal ist noch immer nicht einladend.
St. LorenzenGartengestaltung Blick auf das Drautal
In der Nähe des Jaritzkogels erreichen wir mit 1445 m den höchsten Punkt der Etappe.
Beim Jaritzkogel
Die Jakobsmuschel erinnert mich, dass ich den Weg schon zweimal gegangen bin: einmal in Richtung Santiago, einmal in Richtung Rom.
Wegweiser
Wir steigen zum Damm des Sobothstausees ab, der um 1990 errichtet wurde.
Damm des Stausees Soboth
Nach dem Aufstieg zur Bundesstraße können wir ein kleines Stück des Sees sehen. Eine andere Gruppe ist auch unterwegs. Sie sind genauso durchnässt wie wir.
Bundesstraße B 69 mit See
Bald verlassen wir wieder die Straße und gehen den Pfad durch den Wald. An manchen Stellen ist es durch den Regen sehr matschig und erfordert Konzentration.
PfadVerwachsener Holzschlag
Schließlich kommen wir im Ort Soboth an, der der Gegend den Namen gibt. Die Jakobskirche beherbergt die netteste Darstellung des Heiligen, die ich kenne.
Soboth – JakobskircheSoboth – Jakobskirche
Wir nächtigen im Gasthof Mörth – Gasthof „Deutsches Grenzland“, wo Wanderer und Pilger gerne aufgenommen werden
Gasthof Mörth
Nach der Anstrengung des heutige Tages sind Kalorien angesagt.
Nach dem gestrigen doch recht anstrengenden Tag haben wir ausgezeichnet geschlafen. Es hat in der Nacht weitergeregnet, jetzt aber hoffen wir auf Besserung.
Gasthof Rabensteiner
Heute sehen wir die Burgruine Rabenstein etwas besser.
Ruine Rabenstein
Den Weg teilen wir uns ein Stück lang mit dem entgegenkommenden Wasser. Wir müssen ein Stück zurück gehen, um wieder zum Hauptweg zu gelangen.
Die Strecke ist ausgezeichnet markiert, trotzdem warten wir in der Gruppe immer zusammen, damit Blickkontakt herrscht.
Eine der vielen Wegkapellen
Als wir aus dem Wald kommen, ist der Himmel immer noch wolkenverhangen und das Gras nass. Eine Herde von kleinen Pferden nähert sich uns neugierig.
Pferde
An einer markanten Stelle steht die Kapelle „Waldegger Kreuz“, die frisch renoviert ist und in zwei Tagen wieder eröffnet wird.
Waldegger Kreuz
Von hier haben wir zum ersten Mal einen Blick auf das Drau- und das Lavanttal mit der Stadt Lavamünd.
Lavamünd
Die Tafel des 06-er Weges gibt die Route von Wien – Mariazell – Graz nach Klagenfurt an. Daneben sind noch der Lavanttaler Höhenweg und der Benediktweg ausgeschildert.
Wanderrouten
Beim Draukkraftwerk Lavamünd sind drei von vier Wehrfeldern offen. Da zeigt sich schon, wieviel es in den letzten Tagen geregnet hat.
Draukraftwerk Lavamünd
Wir gehen auf dem Rad-/Wanderweg entlang der Drau am Ortszentrum von Lavamünd vorbei und kommen zur Mündung der braunen, lehmigen Lavant in die eher graue Drau. Das Wasser wird sich erst viel später vollständig durchmischen.
MündungLavant
Dort steht auch ein Denkmal, wo der Gefallenen des Kärntner Abwehrkampfes 1918/19 gedacht wird.
Kriegerdenkmal
Die Pfarrkirche von Lavamünd befindet sich etwas außerhalb des Ortes in Pfarrdorf. Sie wurde schon 1193 erwähnt.
Pfarrkirche Lavamünd
Wir übernachten beim Hüttenwirt, einem Gasthaus mit viel Tradition.
Hüttenwirt
Hier treffen alle Wege zusammen. Schon zwei Mal kam ich auf meinen Wanderungen hier vorbei. Das erste Mal 2014 auf dem Jakobsweg nach Santiago, das zweite Mal 2018 auf dem Weg nach Rom.
Wegmarkierungen
So ist es: Wir haben das Ziel des heutigen Tages erreicht!
Eine schöne Wanderung fängt mit einer angenehmen Anreise an.
Am Bahnhof Graz-Murpark
Taggleich vor acht Jahren, am 3. Oktober 2016, bin ich von hier zum 1. Caminho Português aufgebrochen.
Vom Bahnhof Graz-Murpark geht es mit der S-Bahn zum Grazer Hauptbahnhof. Dort treffe ich mit den TeilmehmerInnen unserer Gruppe zusammen und wir fahren mit dem ÖBB – Bus über die Südautobahn nach Wolfsberg/Kärnten. Weil wir ein paar Minuten vor Fahrplan ankommen, erreichen wir auch den Anschlussbus nach Griffen und müssen nicht eine Stunde warten. So kommen wir schon um 7.15 Uhr in Griffen an.
Jetzt treffen wir noch auf die letzten beiden Mitglieder unserer neunköpfigen Gruppe.
Am Hauptplatz von Griffen ist noch nicht viel los, wahrscheinlich später auch nicht
Hauptplatz GriffenPfarrkirche Griffen Hll. Petrus und Paulus
Der Hauptplatz wird auf einer Seite von einem torartigen Gebäude abgeschlossen.
In Griffen wurde auch der Literaturnobelpreisträger Peter Handke geboren.
Wir ziehen nach Südwesten los und erklimmen gleich den ersten Bergrücken, den Limberg und kommen von 480 m auf 650 m. Gleich danach geht es durch ein kleines Windwurfgebiet mit kreuz und querliegenden Bäumen hinunter in dem Kollmanngraben.
Aufstieg zum LimbergWo geht’s weiter?Abstieg in den Kollmanngraben
Unterwegs treffen wir auf zahlreiche Feuersalamander, die das feuchte Wetter zu schätzen wissen und auf ein paar prächtige Fliegenpilze.
Feuersalamander Fliegenpilz
Noch haben wir trockenes Wetter und können den Ausblick genießen.
Ausblick nach Süden
Der Weitwandererchef Gert bei der Arbeit: ein Wegweiser wird wieder richtig justiert.
Mariazellerweg 06
Wir erreichen die Filialkirche St. Nikolaus am Windischen Weinberg, die eine schöne barocke Ausstattung hat, aber natürlich geschlossen ist.
Filialkirche St. Nikolaus
Wir kommen wieder höher hinauf, stören kurz eine Kuh bei der Geburt eines Kalbes und lassen uns von St. Paul mit einem großen Apfel begrüßen.
WaldschlagKuhInfotafel St. Paul
Während wir im Gasthaus Kollmann bei Suppe und Bier sitzen, beginnt es zu regnen und hört erst in der Nacht wieder auf.
So starten wir, mit Regenschutz verkleidet, den zweiten Teil unserer Etappe. Es gilt jetzt die „St. Pauler Sieben Hügel-Wanderung“ zu bezwingen.Es geht auf und ab, immer auf dem Grat der Hügelkette dahin. Manchmal sind die Hänge wirklich steil abfallend.
St. Pauler Sieben Hügel-WanderungSt. Pauler Sieben Hügel-WanderungSt. Pauler Sieben Hügel-Wanderung
Zum Glück hat die Wanderung gar nicht sieben Hügel und von den restlichen lassen wir auch einige aus Sicherheitsgründen aus, denn der Regen wird stärker und das Terrain immer rutschiger. Manchmal „sehen“ wir etwas von der Landschaft.
Blick auf das Drautal
Statt auf dem Grat gehen wir entlang des Hanges weiter
Unter dem Martinikogel
Um viertel Vier ragt aus dem Wolkenmeer die Ruine Rabenstein auf. Die Burg wurde um 1100 zum Schutz des Stiftes St. Paul errichtet und verfiel nach einem Brand im 17. Jhdt.
Ruine Rabenstein
Unter der Burg steht der Gasthof Rabensteiner, dessen Gebäude auf Burgresten errichtet wurde. Hier endet unsere schöne, aber feuchte Etappe.
Aus allen Himmelsrichtungen sind Menschen in der Vergangenheit und Gegenwart nach Mariazell zur „Magna Mater Austriae“ gepilgert. So haben sich im Laufe der Zeit Pilgerwege herauskristallisiert, die es den Menschen ermöglicht haben, in möglichst kurzer Zeit zu Fuß nach Mariazell zu gelangen. Diese Wege wurden als Weitwanderwege 06 zusammengefasst und werden von den Alpinvereinen gepflegt und gewartet.
Ein Teil dieses Wegenetzes führt von Klagenfurt – Maria Saal – Diex – Griffen – Lavamünd auf die steirische Soboth. Von dort geht er als steirischer Mariazellerweg nach Eibiswald – Deutschlandsberg – Stainz nach Graz. Nach Mariazell führen mehrere Varianten quer durch das Land.
Ich darf diesmal als Teil einer Gruppe mit dem Alpenverein Weitwandern unter der bewährten Führung von Gert Kienast von Griffen über Lavamünd bis Eibiswald wandern. Sonst eher als „Einzelgänger“ unterwegs, habe ich mich in dieser Gruppe gleich sehr wohl gefühlt.
Leider ist dieser Abschnitt des Lutherwegs für uns zu Ende. Ich habe mir, wo auch immer, den COVID – Virus eingefangen und muss sicherheitshalber die Wanderung abbrechen.
Jetzt beginnt ein neues Abenteuer: Wie kommen wir mit der Bahn ohne längerfristige Reservierung nach Hause? Vorerst einmal gar nicht. Von Samstag bis Dienstag früh sind alle für uns möglichen Züge ausreserviert. Erst für Dienstag finden wir eine mögliche Verbindung über Wien. Da schauen wir auch nicht auf den Preis.
In Fulda, der nächsten ICE – Station, ist kein Zimmer frei – letzter Tag der Festspiele.
Festspiele Fulda
Wir versuchen es erfolgreich bei unserem letzten Quartier in Bad Hersfeld. So kann sich Heidrun noch ein Museum gönnen, während ich es mir im Bett gemütlich mache. Eigentlich habe ich zum Glück kaum Beschwerden.
Bahnhof Fulda
Am Sonntag fahren wir, ausgestattet mit FFP2 – Masken, mit der Bahn nach Fulda und checken im Hotel ein. Das Zimmer ist noch nicht bezugbereit, so erkunden wir die Stadt. Es sind so wenige Menschen unterwegs, dass die Ansteckungsgefahr gleich null ist.
Unterm Heiligkreuz Stadtpfarrkirche St. BlasiusMichaelskirche (um 820)Michaelskirche (um 820)Michaelskirche (um 820)Dom St. SalvatorDom St. SalvatorDom St. Salvator – Grab des Hl. BonifatiusFuldaer StadtschlossFuldaer StadtschlossFuldaer StadtschlossFuldaer StadtschlossOrangerie beim StadtschlossFulda AltstadtParkhotel Kolpinghaus
Am Dienstag nehmen wir zuerst den ICE nach Nürnberg.
In Fulda kommt direkt hinter unserem Zug schon unser nächster Zug, der ICE Darmstadt – Wien. Doch in Nürnberg ist von ihm lange nichts zu sehen. Wir befürchten schon das Schlimmste.
Doch dann kommt er. Der erste Zugteil bis Wien, der zweite bis Passau. Der Wiener Teil ist voll.
Ein bisschen Verspätung hat der Zug dann gut gemacht. Nachdem unser Railjet Prag – Graz auch Verspätung hat, erreichen wir ihn ohne Probleme.
In Graz kommen wir zu Hause mit einer Gesamtverspätung von 25 Minuten an. Das ist für eine Gesamtfahrzeit von 9:30 h auch nicht tragisch.
Ich hoffe, dass wir den Weg später einmal fortsetzen dürfen.
Heute verlassen wir Bad Hersfeld nach einem ausgiebigen Frühstück schon um 7.30 Uhr.
Am Linggplatz ist schon eifriges Treiben zu beobachten, die Marktfieranten bringen ihre Waren. Meist sind es Obst, Gemüse und landwirtschaftliche Produkte.
Markt am Linggplatz Markt am Linggplatz
Der Weg aus der Stadt führt uns wieder an der Abteiruine vorbei.
Abteiruine
Bad Hersfeld ist noch Kurort, obwohl 2023 die Kureinrichtungen wegen zu hoher Kosten geschlossen wurden. Für die beiden Heilquellen, die Lullusquelle und die Vitalisquelle, wurde ein kleiner Trinkpavillion errichtet. Die Lullusquelle ist eine Glaubersalzquelle. Ein Zuviel könnte stark „beschleunigende“ Wirkung haben.
Trinkpavillion
Die Anlagen der ehemaligen Kuranstalt sind derzeit unbenutzt.
Ehemalige Kuranstalt
Nun gehen wir entlang der Fulda, die sich gemächlich durch das Tal schlängelt.
Fuldatal
Mitten im Tal steht das Schloss Eichhof, das wie ein Märchenschloss anmutet. Zwischen 1328 und 1372 errichtet, stand es von Anfang an im Mittelpunkt der Zwistigkeiten der Herfelder Bürger und der Reichsabtei in Fulda.
Am 30. April 1521 kam Martin Luther auf dem Weg vom Reichstag in Worms zur Wartburg hier vorbei und wurde als Gast des Abtes Karto im Eichhof empfangen.
Schloss Eichhof
Es gibt im Schloss noch ein Lutherzimmer. Heute sind hier und in zahlreichen Nebengebäuden das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Standort Bad Hersfeld, eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt und eine Landwirtschaftsschule untergebracht.
Kurz nach Asbach treffen wir auf die ersten zwei Pilger. Elga und Winfried aus dem Niederrhein sind in der Gegenrichtung unterwegs.
Wir steigen durch schönen Buchenwald zum Lingeberg (361 m) auf und werden mit einem schönen Ausblick belohnt.
Aufstieg zum LingebergBlick in das AulatalVogelbeerbaum
In Niederaula hole ich schnell die Stempel für unsere Ausweise und dann essen wir im „Alten Forsthaus“ zu Mittag.
Ortskirche NiederaulaOrtskirche Niederaula
Nach Niederaula kreuzen wir die ICE Strecke an der Fuldatalbrücke. Zum Glück fährt auch gleich ein ICE darüber. Die Fuldatalbrücke Solms ist mit 1628 m die längste Talbrücke der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg.
Fuldatalbrücke Solms
Wir beziehen unser Quartier in Niederjossa. Die Wirtin „Zum Schwan“ hat das Gasthaus schon gesperrt und vermietet nur noch Zimmer.
Der Kirchturm in Niederjossa war einst ein Wach- und Wehrturm am Kreuzungspunkt der „Kurzen Hessen“ und der „Alten Heerstraße“. Er wurde im 18. Jhdt. in den Kirchenbau integriert.