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21. Tag Samstag, 19. Mai 2018 Padova (Padua)

Der heutige Tag sollte dem Müßiggang gewidmet sein. Ganz gelungen ist es mir nicht, ist doch die Stadt zu interessant.

Gleich nach dem Frühstück im Café auf der anderen Straßenseite zieht es mich ins Zentrum, ca. 700 m vom Quartier entfernt.

Der Uhrturm strahlt im blauen Morgenhimmel. Mit seinem Bau wurde schon um 1400 begonnen.

Auf der Piazza dei Signori ist Markt, wie auch auf der Piazza dei frutti und der Piazza delle Erbe. Überraschend viele Stände gibt es mit Kleidung, aber vor allem mit Obst und Gemüse.

Im Erdgeschoß des Palazzo della Ragione sind Stände mit Käse, Fleisch, Fisch und Feinkost untergebracht.

Über eine Treppe gelange ich in den ersten Stock mit einer bunten Galerie und guter Aussicht auf den Marktplatz.

Im etwa 82 Meter langen, ca. 27 Meter breiten und ca. 25 Meter hohen Ratssaal wird gerade eine Kunstausstellung aufgebaut. Deshalb wird mir nur ein Blick vom Eingang gewährt. Der Bau wurde bereits am Ende des 12. Jhdt. errichtet.

Ich besuche nochmals den Dom, der jetzt am Vormittag andere Lichtverhältnisse hat. Auch das Baptisterium, den östlichen Anbau, besichtige ich heute. Der heutige Bau entstand bis 1180.

Die Innenausstattung erfolgte in verschiedenen Zeitepochen. Der Chorraum wurde 1997 neu gestaltet, u. a. mit Statuen des zeitgenössischen toskanischen Bildhauers Giuliano Vangi.

Auch die Unterkirche ist interessant gestaltet.

Das romanische Baptisterium an der Nordostecke des Doms war 1281 vollendet, die Ausmalung stammt von Giusto de’ Menabuoi 1378.

Ich besuche die alte Universität, die drittälteste nach Bologna und Paris, und erlebe einen mitreißenden Vortrag über die Geschichte, speziell der medizinischen Fakultät. Leider darf man im Inneren nicht fotografieren.

An den Wänden haben sich viele Absolventen der Vergangenheit mit ihren Wappen verewigt.

In der Stadt ist eine VIP unterwegs, angeblich die zweithöchste Person Italiens – wer auch immer das ist. Vorne Carabinere, dann dicker Audi, dann dicker Passat, dann zwei alte, gepanzerte Landrover. Überall „men in black“ und Polizisten. Ich glaube, da war nur jemand einkaufen.

Ich besuche nochmals die Basilika des Antonius.

Ein paar Eindrücke aus der Basilika, die um 1310 fertiggestellt war.

Die Gruft des Hl. Antonius

Die Reliquienkapelle.

Die Kapelle des Hl. Jakobus

Eine Marienkapelle

Im Kreuzgang ist gerade eine Ausstellung zum Thema Pilgern mit „Wanderschuhen“ installiert. Menschen, die außergewöhnliche Leistungen zu Fuß erbracht haben, sei es, dass sie über 30.000 km weit gegangen sind oder die höchsten Berge bezwungen haben, haben ihre Schuhe für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Erschütternd das letzte Bild von den angeschwemmten Schuhen ertrunkener Flüchtlinge aus Lampedusa.

In den engen Gässchen finde ich öfters Jasmin hoch nach oben wachsen. Ich mag die Blüten, kann aber ihren Duft (Gestank) nicht leiden.

Auf dem Weg zum Abendessen komme ich durch kleine, ruhige Gassen.

Heute gibt es als ersten Gang Pasta und als zweiten Gang Perlhuhn und Avocados. Dazu einen guten Weißen aus der Region.

Tagesstrecke: wenig war’s nicht. Auf sechs bis sieben Kilometer werde ich schon wieder gekommen sein.

Sollten heute viele Fehler im Text sein: meine „Bodenstation“, die sonst eifrig die Korrekturen vornimmt, ist auf Urlaub. Heidrun, lass es dir gut gehen!!!

20. Tag Freitag, 18. Mai 2018 Camposampiero nach Padova (Padua)

In der Nacht ist ein mehrstündiges Gewitter durchs Land gezogen. Die dicken Klostermauern, wenn auch nicht sehr alt, haben dem standgehalten. Nein, so schlimm, wie es gerade in der Steiermark war, ist es nicht. In der Früh scheint die Sonne und alles ist vorbei.

Ab jetzt habe ich Tafeln zur Orientierung: „Il cammino di Sant’Antonio“. Diesen Hinweisen werde ich mich jetzt bis Bologna anvertrauen.

Kurz aus dem Ort raus und auf den Damm einer anderen ehemaligen Bahnlinie, die parallel zum Muson dei Sassi verlaufen ist. Schotter und Asphalt wechseln einander ab, nur der Bach bleibt schlammig braun von den Niederschlägen der letzten Nacht.

In den Gärten steht alles in Hochblüte, wie dieser alte Rosenstrauch.

Der Bagger kommt deswegen in den Blog, weil der Fahrer, als er mich gesehen hat, seine Maschine extra längs gestellt hat, damit ich leichter vorbeikomme. Ein Danke hat er sich verdient. Hier wird der Damm nachgebessert und verstärkt.

In Campodarsego mache ich eine kurze Rast und schaue anschließend in die Kirche. Dort werde ich kurzfristig vom Messner verhaftet und zum Pfarrer abgeschleppt, damit der mir einen Pilgerstempel gibt. Dass er mir nicht noch mehr Gutes tun kann, enttäuscht ihn fast. Das Buch vor der Kirche kündigt eine Ausstellung an.

Neben verschiedenen Vögeln wie Enten, Blässhühnern, Seiden- und Purpurreihern sind mir auch diese Bisamratten (?) aufgefallen.

Kurz vor Padua komme ich über die Brenta, die früher durch Venedig floss, aber später über den Brentakanal abgeleitet wurde. An ihrem Ufer stehen die bekannten Villen.

Über die neue Autobahnbrücke fließt der Verkehr der A4 nach Verona und Mailand.

Das Santuario dell’Arcella, der Ort wo der Hl. Antonius verstorben ist, ist natürlich zu Mittag geschlossen.

Über den Corso Giuseppe Garibaldi ziehe ich in die Stadt ein. Dank GPS und Navi finde ich bald zur Unterkunft, die sehr zentrumsnahe liegt.

Nach kurzer Rast geht es in die Innenstadt.

Mein erstes Hauptziel ist die Basilika des Hl. Antonius, wo ich einen kurzen Orientierungsrundgang mache.

Dann hole ich mir meine Pilgerurkunde für einen Tag Pilgern auf dem Antonius-Weg ab. So schnell habe ich noch keine bekommen.

Mein nächstes Ziel kommt unverhofft. Bei einem Infostand bringt eine freundliche Frau in Erfahrung, dass die Cappella degli Scrovegni morgen völlig ausgebucht ist, aber für heute noch Einzelkarten zu haben sind. Ich lasse mir kurz den Weg erklären und gehe hin.

Von außen sieht der Bau unspektakulär aus. Im Inneren entfaltet sich dann eine Pracht an Bildern und Farben. Giotto hat die Fresken in den Jahren 1303 – 1305 geschaffen. Er galt damals als einer der Großen seiner Zeit und hat viele neue Elemente in die Malerei eingebracht.

Um die Werke zu schützen, werden immer nur max. 25 Personen pro Viertstunde in die Kapelle gelassen. Man darf ohne Blitz frei fotografieren.

Morgen ist ein Stadtrundgang am Plan. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken.

Tagesstrecke: 23,1 km (ohne Stadtbesichtigung)
Bergauf: 11 m
Bergab: 23 m
Route:  r

19. Tag Donnerstag, 17. Mai 2018 Treviso nach Camposampiero

Heute habe ich mir das Frühstück selbst zubereiten müssen. Naja, Frühstück auf Italienisch. Espresso, Saft und Toast – mehr war nicht da. Macht nix.

Dafür bin ich durch die fast menschenleeren Gassen zum Fischmarkt gegangen. Der liegt auf einer Insel, die durch einen Kanal gebildet wird.

Das Angebot ist mediterran.

Für alle Jakobsweg – Fans: Jakobsmuscheln und Pulpo alla Melide.

Gleich am Platz nebenan haben die Obst- und Gemüsehändler ihre Waren aufgebaut und warten auf Kunden.

Jetzt will ich quer durch die Altstadt endlich auf den Weg. Einige Hotspots halten mich dann doch auf.

Auf meinem Weg liegt auch die Chiésa di San Nicolo aus dem 13. Jhdt.

Das Fresko des Hl. Christophorus hat es mir wieder angetan, vor allem wenn man sieht, was sich da im Wasser tummelt.

Ich überquere den Innenstadtring, der durch einen Kanal gebildet wird. Davor stehen große Villen, die mitunter nach einem neuen Besitzer suchen. Etwas Kapital ist aber schon gefragt.

Eine solche Autobahnquerung ist schon etwas stressfreier als die von gestern.

Jetzt bin ich im Pilgerparadies. Eine der längsten Geraden meiner Wanderungen liegt vor mir. 21,5 km mit einem leichten Knick bei 12,5 km. Und das bei saftigem, sattem Grün, meist im Schatten. Da kommt auch die Gerade nach Carrión de los Condes nicht mit. Die Eisenbahntrasse ist zu einem Radweg umgestaltet worden: keine Steigungen, keine Kurven. Der Boden: feiner Schotter

Zwischendurch kommt man bei alten Bahnstationen vorbei.

Sobald ich den Kreis Padova erreiche, beginnt die Asphaltdecke des Rad-/Gehweges.

Wenn nicht immer am Wegrand solche Verlockungen wie die Maulbeeren wären! Die halten mich immer vom Marschieren ab. Eine weiße Variante war besonders süß. Gut, dass die Feigen noch nicht reif sind; ich käme gar nicht weiter.

Dann wird, etwas verrostet, Camposampiero angekündigt.

Ich komme direkt bei den zwei großen Erinnerungsstätten des Hl. Antonius an, dem Sanctuario della Visione und dem Sanctuario del Noce.

Im Sanctuario della visione ist eine Zelle des Heiligen zu besichtigen.

Auf dem Weg zum nahegelegenen Sanctuario del noce ist in gewöhnungsbedürftigen Skulpturen das Leben des Heiligen nachgestellt.

Die kleine Kapelle zeigt tolle Fresken mit Darstellungen des Antonius, der ja ein Zeitgenosse von Franziskus war.

Ich gehe noch in das Ortszentrum, wo der Turm und das Municipio beeindrucken.

Ich bin im Casa de spiritualità untergekommen. Grenzenlos preiswert bei guter Unterkunft und Verpflegung.

Auch den Weganschluss für morgen habe ich schon gefunden.

Tagesstrecke: 29,6 km
Bergauf: 16 m
Bergab: 10 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

18. Tag Mittwoch, 16. Mai 2018 Levada nach Treviso

Das Frühstück ist wieder reichhaltig. Die Seniorchefin holt für mich noch eine Extraportion Schinken und Käse. Trotzdem bin ich um viertel Acht auf dem Weg.

Bis Ponte di Piave habe ich einen separaten Geh- und Radweg zur Verfügung.

Das Rathaus ist noch nicht geöffnet, um mir einen Stempel zu holen.

Ich komme zur Piave, die durch die Regenfälle im Norden viel Sediment mitführt.

Nach der Brücke wäre eigentlich ein unangenehmer Streckenabschnitt gekommen, weil es hier nur einen relativ schmalen Streifen neben der Fahrbahn gibt. Aber: der Verkehr in Richtung Ponte di Piave ist so langsam und stockend, dass eher die Abgase das Problem sind.

Und dann war Pause mit meinem Smartphone. Display finster, scheinbar keine Reaktion auf irgendwas. Beim Reset ist das Display da, dann wieder fort. Ich male mir schon alle Notszenarien aus und beschließe einmal nichts zu tun. In einem Café bei anderen Lichtverhältnissen habe ich die Einstellungen wieder hinbekommen.

Daher gibt es zwischendurch keine Bilder. Sie hätten ohnehin nur Autos gezeigt. Eng ist es auch beim Übergang über die A27. Beim Bau der Brücke hat man einfach nicht daran gedacht, dass auch Fußgänger und Radfahrer über die Autobahn müssen. Außerdem fahren auf der Autobahn weniger Fahrzeuge als auf der Regionalstraße.

Nur mehr zwei Kilometer bis Treviso!

Treviso ist eine Stadt mit etwa 80.000 Einwohnern und ist bereits in der vorrömischen Zeit besiedelt gewesen.

Ihre Lage am Zusammenfluss von Botteniga und Sile hat sie strategisch interessant gemacht. Zudem fließen viele Kanäle durch die Stadt, die sie mit Venedig vergleichbar machen, und ihr den Namen „città delle acque“ gegeben haben. Nur fließt hier das Wasser recht rasch und verhindert die Geruchsbelästigung.

Viele Häuser haben Laubengänge.

Das Rathaus und die Loggia der Signori.

Der Dom ist durch seine Größe kaum zu übersehen.

Die Franziskanerkirche wurde im 13. Jhdt. errichtet und hat ihren Charakter erhalten.

In der Stadt gibt es so viele bezaubernde Winkel und Plätze, dass ich gar nicht weiß, wo ich weitergehen soll.

Tagesstrecke: 23,7 km (plus 3 km Besichtigung)
Bergauf: 19 m
Bergab: 10 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

17. Tag Dienstag, 15. Mai 2018 Pravisdomini nach Levada

In der Nacht hat es wiederholt geregnet und ich mache mich wieder auf einen feuchten Tag gefasst. Mit dem Frühstück will ich mir Zeit lassen, aber es fällt heute „italienisch“ aus: ein Kaffee und ein Croissant.

Ich stelle mich auf eine längere Gehstrecke auf der SP1 ein, wo der Morgenverkehr rollt. Entsprechend vorsichtig gehe ich es an.

Der „Palazzo del Comune“ hat auch schon besser Zeiten gesehen.

Ich komme an der Villa Frattina aus dem 16. Jhdt. vorbei, die inmitten eines gepflegten Parks liegt. Eines der Nebengebäude ist die Chiesa dei Santi Michele e Lorenzo, die außerhalb des Privatbereichs liegt.

Der Himmel sieht bedrohlicher aus, als er ist.

Zwischen den Weingärten eine gerade Straße. Viele der Weingärten sind Neuanlagen der letzten Jahre.

Für diese Schönheit bin ich sogar in den Graben gestiegen.

Nachdem ich schon ein paar Kilometer entlang des Flusses gewandert bin, ohne ihn wegen der Vegetation wirklich zu sehen, gehe ich jetzt über eine alte Eisenbrücke über die Livenza.

Gleich nach der Brücke fällt mir eine militärische Anlage auf, die sich als Multinational CIMIC Group Headquarter herausstellt. Das ist eine der NATO unterstellte Schule für zivile und militärische Zusammenarbeit.

Palazzo zu verkaufen!

Über eine Livenzabrücke komme ich in die Stadt Motta di Livenza. Der Fluss bot Schutz vor Angreifern, war aber auch Gefahr bei Hochwasser.

In der Fußgängerzone findet gerade ein kleiner Markt statt, der meine Aufmerksamkeit erregt. Leider tut man sich als Pilger mit Rucksack da schwer.

Viele Häuser sind in den letzten Jahren renoviert worden. In Gärten versteckt stehen prachtvolle Villen.

Ich bin nicht hinter das Geheimnis dieser Allegorie gekommen: auf jeden Fall war die Löwin „not amused“.

Vor den Toren der alten Stadt steht die Wallfahrtskirche Madonna dei Miracoli, wo 1510 einem Bauern die Hl. Maria erschienen sein soll.

Der Kreuzgang ist mit Fresken geschmückt.

In den Entwässerungsgräben sind oftmals verwilderte Callas mit erstaunlicher Größe zu finden.

Ich glaube mich schon nahe am Ziel, aber es ist der Campanile von Busco, eher ein Weiler als ein Dorf.

Diese Wolke lässt meinen Schritt schneller werden. Schaffe ich es noch trocken ans Ziel? Ich schaffe es, es kommt kein Regen!

In Levada, nahe bei Ponte di Piave, im „Albergo & Restaurante al gabbiano“ ist für heute Schluss.

Tagesstrecke: 23,7 km
Bergauf: 8 m
Bergab: 11 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

16. Tag Montag, 14. Mai 2018 Rivis/Codroipo nach Pravisdomini

Der heutige Tag wird vorerst als Tag der langen Geraden eingehen. Ab halb sieben ein Frühstück in Italien? Das ist nur möglich, weil acht junge Flugschüler (15 – 18 Jahre?) im Hause wohnen und rechtzeitig in die Schule müssen. Alle sind fesch im weißen Uniformhemd, obwohl es sich um Privatpiloten handelt.

Kurz nach meinem Start habe ich sogar Sonne im Rücken – wenn auch nur kurz.

Entlang neuer Weingärten geht es zur Tagliamentobrücke.

Die Brücke über Fluss, der normal nur wenig Wasser führt, ist 1030 m lang. Bei Hochwasser sieht das dann anders aus.

Hinter der Brücke steht eine Fátima-Grotte, wohl um für Schutz vor dem Wasser zu beten.

Hinter duftendem Holunder leuchtet der Mohn.

Große Anlagen von Kiwis stehen gerade in Vollblüte.

In dieser Region fanden im 1. Weltkrieg heftige Gefechte statt, wo viel Blut unnötig vergossen wurde. Zahlreiche Infotafeln erinnern daran.

Ich finde immer gute Wege abseits des Montagmorgen-Verkehrs. Immer lange Gerade.

Wenn das Erdbeeren wären….

St. Rosa mit seinem völlig allein stehenden Campanile ist ein Stadtteil von San Vito al Tagliamento.

San Vito überrascht mich mit seinem netten Altstadtkern. Stadttore versetzen die Besucher zurück in die Vergangenheit.

Im ehemaligen Rathaus ist ein kleines Privattheater untergebracht, dass möglichst nahe an seine ursprüngliche Ausstattung gebracht wurde.

Die freundliche Assistentin in der Touristeninformation führt mich sogar auf den Balkon, von wo ich einen guten Ausblick auf die Häuser der Piazza del Populo habe.

Von außen ganz unscheinbar ist die Kirche Santa Maria di Castello detta „l’Annunciata“ aus dem 15. Jhdt.

Auf der Straße spricht mich ein Herr an, der mich als Weitwanderer oder Pilger erkennt und mir erzählt, dass er schon zweimal den Camino Frances gegangen ist. Wir tauschen ein paar Erinnerungen aus, bevor jeder seinen Weg geht.

In Sesto Reghena stoße ich unerwartet auf die Abbazia Santa Maria in Silvis, die leider geschlossen ist (12.30 Uhr).

Auch in der Kirche von Pramaggiore stoße ich auf interessante Fresken.

Die letzten Kilometer gehe ich leider auf einer Verbindungsstraße mit etwas mehr Verkehr. Schließlich komme ich in Pravisdomini an und bin wieder genau im ursprünglichen Zeitplan.

Tagesstrecke: 35,9 km
Bergauf: 12 m
Bergab: 52 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

15. Tag Sonntag, 13. Mai 2018 Villanova nach Rivis/Codroipo

Der Regen wäscht den Himmel – ein strahlendes Blau erwartet mich am Morgen. Der Padrone macht mir ein ausreichendes Frühstück und ich bin um acht Uhr aus dem Haus. Zufällig ist in der Dorfkirche gerade Gottesdienst und ich erlebe eine Messe in Furlanisch oder Friulanisch, eine romanische Sprache, die eventuell mit dem Rätoromanischen in Verbindung steht.

Danach geht es richtig los. Nach wenigen Metern auf Parkplätzen und Nebenfahrbahnen geht es ins Gemüse.

Durch eine kurzfristige, kleinräumige Umplanung meiner Route bin ich hauptsächlich auf solchen Feldwegen unterwegs.

Zwischendurch durchquere ich kleine Dörfchen, die eines gemeinsam haben: einen überdimensionalen Campanile.

Plötzlich baut sich wieder ein unvorhergesehenes Hindernis in Gestalt einer Baustelle auf. Am heutigen Sonntag komme ich ohne Schwierigkeiten vorbei.

Gleich geht es wieder bequem weiter.

In San Odorico al Tagliamento komme ich bei der Villa Marangoni-Masolini vorbei, die einst ein respektables Herrenhaus gewesen ist. Sie wurde im 19.Jhdt. dort errichtet, wo im 11. Jhdt. ein Kloster stand.

Das Furlanische ist hier überall präsent. Pier Paolo Pasolini gründete 1944 sogar eine Furlanische Sprachakademie, um dem Faschismus zu trotzen.

Ob diese Gebäude das Erdbeben überstanden haben, also original sind, oder Rekonstruktionen habe ich in Ermangelung von Sprachkenntnissen nicht herausgefunden.

Etwas fürs Auge!

Bei Rivis komme ich bei einer Museumsmühle vorbei, die zufällig offen ist.

Auf meiner Route findet anlässlich des Frosch-Festivals ein Volkswandertag und Radwandertag statt. Ich glaube, die meisten sind nicht gewandert oder mit dem Rad gefahren, sondern gleich mit dem Auto gekommen. Es gibt viele Köstlichkeiten zu essen und trinken. Die Hauptattraktion sind frittierte Froschschenkel.

Entlang des Dammes verläuft nun eine schmale Asphaltstraße für die Instandhaltung des Bauwerkes.

Auf einigen großen Feldern werden junge Weinstöcke zu tausenden gezogen.

Eine dunkle Gewitterwolke lässt mich meinen Schritt beschleunigen; das Gewitter zieht aber nach Norden vorbei.

So bin ich schneller als erwartet am Ziel, dem Agriturismo Al Casale.

Damit ich bis zum Abendessen nicht verhungern muss, gibt es Prosciutto di San Daniele und Insalata mista.

Tagesstrecke: 20,6 km
Bergauf: 5 m
Bergab: 104 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

Zum Muttertag

Für alle Mütter, Schwiegermütter, Stiefmütterchen oder Frauen, die sich um ihre Familien, Freunde und Bekannte das ganze Jahr über bemühen:

Sucht euch eure Lieblingsblume aus, die ich für euch auf meinem Weg nach Rom gesammelt habe!

14. Tag Samstag, 12. Mai 2018 Gemona nach Villanova di San Daniele

Am Abend tratsche ich noch mit einer Gruppe aus Tirol und Oberösterreich, von denen auch ein paar Jakobswegerfahrung haben. Da gibt es immer genug Diskussionsstoff.

Heute bekomme ich schon um sieben Uhr ein für Italien sensationell reichhaltiges Frühstück und mache mich um halb acht auf den Weg.

Die Bahnunterführung ist durch ein interessantes Malprojekt bunt gestaltet.

Gegenüber gibt es ein imposantes, schmiedeeisernes Tor zu einem Regierungsgebäude.

Zu Beginn muss ich mich durch den Frühverkehr auf einer Regionalstraße bis nach Osoppo durchschlagen.

Die Berge habe ich hinter mir gelassen, jetzt geht es hoffentlich flach dahin.

Osoppo ist ebenso Opfer des Erdbebens 1976 gewesen wie Gemona. Alle Gebäude wurden  nach dieser Zeit gebaut bzw. rekonstruiert. Die Touristeninformation ist zwar geschlossen, das Gebäude aber interessant.

Dann finde ich die ersten halbroten Kirschen, aber: die süßesten Früchte….

Kaum bin ich aus Osoppo heraußen, beginnt des Pilgers Paradies. Zuerst gehe ich noch über angenehm geschotterte Feldwege, dann kilometerweit auf Wiesenwegen!

So klein, und schon ein Hügel mit Namen: Col Vernal 195 m – 22 m über der Umgebung.

Die Wiesen weisen eine große Anzahl von verschiedenen Pflanzen auf.

Gut, dass ich hier weder Tiere weiden lassen noch sie hier durchstreifen will. So darf ich meinen Weg fortsetzen.

Plötzlich versperrt eine nicht oder selten befahrene Eisenbahntrasse meinen Weg. Irgendwie schlage ich mich auf die SR463 durch, an der ich immer wieder kurze Strecken gehen muss.

Dann bin ich wieder allein.

Die Pappeln sind geometrisch genau ausgerichtet.

Auch das sind Wanderwege!

In der kleinen Kirche Santa Maria Assunta von Comerzo geht die Marienverehrung auf das 14. Jhdt. zurück. Im Hochaltar steht eine kleine Madonna mit Kind.

Ein Feld mit Mohn leuchtet weithin.

Ich wusste nicht, dass der Weg nach San Danièle so steil ist. Der Schinken will halt verdient sein. Zuerst geht es durch das Stadttor aus dem Jahr 1579.

Viele Gassen haben schöne Arkaden für Geschäfte und Restaurants.

Gleich zu Beginn meiner Besichtigung komme ich in die Kirche Sant’Antonio Abate, die 1308 geweiht wurde und einen Chor von 1441 besitzt. Sie ist mit Fresken aus der Zeit der Renaissance geschmückt.

Dann komme ich auf den Domplatz mit dem weiß leuchtenden Dom San Michele Arcangelo aus dem frühen 18. Jhdt.

Unter einem Blumenbalkon genieße ich den Prosciutto di San Danièle mit Melone.

Ich gehe an langen Baumreihen mit Maulbeerbäumen vorbei, deren Früchte noch einige Zeit brauchen werden. Der Spargel hingegen ist schon abgeerntet. Nur ein paar Nachzügler schießen noch aus der Erde. Die lasse ich mir roh und knackig schmecken.

Die Diskothek in Villanova hat schon bessere Zeiten gesehen.

Ich checke im „B&B  Osteria Villanova“ ein und beziehe mein Zimmer in Lavendel.

Das Gewitter lässt heute länger auf sich warten. Es hat ja auch einen weiteren Weg von den Bergen. Es dauert nur kurz und kühlt angenehm ab.

Vielleicht berichte ich euch noch vom Abendessen. Das soll hier nämlich ausgezeichnet sein.

Tagesstrecke: 26,9 km  (27,3 km wegen zweier Extraschleifen)
Bergauf: 132 m
Bergab: 170 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

13. Tag Freitag, 11. Mai 2018 Chiusaforte nach Gemona

Ein neuer Tag bricht an. Erstmalig verlasse ich schon um sieben Uhr das Haus, aber nur um 300 m weiter in der nächsten Bar zu frühstücken. Auf der SS13 geht es entlang einer Häuserzeile nach Villanova.

Mitten zwischen den Häusern kommt ein Bach aus einer Schlucht. Zur Zeit ist der Wasserfall ja romantisch. Nach einer Regenwoche sieht das sicher anders aus.

Innerhalb von wenigen Metern umspannen nicht weniger als vier Brücken die Fella. Die vierte ist die Autobahnbrücke hinter mir.

Um 9.10 Uhr kommen mir die ersten Radfahrer entgegen, die nächsten holen mich ungefähr zwanzig Minuten später ein.

Der Tunnel hat eine Länge von 942 m. Ein weiterer mit über 600 m folgt. Die Tunnel sind mit LED – Leuchten ausgestattet, die nur den Teil beleuchten, der gerade frequentiert wird (oder sie leuchten auch nicht – dann ist finster). Ich bin etwa so lange in dem Tunnel unterwegs, wie mit dem Auto im Plabutschtunnel. Die Ausleuchtung auf dem Bild täuscht. So hell war es nie. Das Ganze ist jedenfalls nichts für Klaustrophobiker.

Bei Moggio Udinese beginnt es kurz zu nieseln, aber nie so viel, dass ich an den Regenschutz denken muss. Die Berge schauen trotzdem freundlich her.

Für den Naturpark Prealpi Giuliae wird eifrig geworben.

Plötzlich endet der Radweg an einer orangen Absperrung. Es ergeben sich drei Möglichkeiten: 1. einen großen Umweg über Muggio Udinese zu nehmen. 2. auf der SS13 mehrere Kilometer auf dem schmalen Bankett zu gehen oder 3. etwas kreativ zu werden. Ich habe mich für letzteres entschieden, als ich gesehen habe, dass Baustellenfahrzeuge von der Gegenseite zufahren können.

So gehe ich auf der alten Straße, auf der gerade Felssicherungsarbeiten durchgeführt werden, 10 bis 30 m über der neuen SS13.

Als die alte Straße in die neue mündet, erkundige ich die Trasse des neuen Radweges entlang der Pontebbana – Trasse inklusive Tunnel.

Schließlich gelange ich ohne weitere Hindernisse auf den Radweg.

Carnia ist wie ausgestorben. In einer Bar bekomme ich dann doch einen Kaffee. Die Kirche, dem Hl. Petrus geweiht, ist wie üblich geschlossen.

Ich komme jetzt in das Gebiet, wo die Fella in den Tagliamento mündet. Dämme sichern das Land vor Überflutungen.

Wer bin ich? Ich habe diese Orchidee auf der Wiese gefunden und habe keine Ahnung, was das ist.

Am Wegrand steht die Chiésa di Santa Lucía.

Wie es sich für einen Pilger gehört, werde ich mit Glockengeläut in Venzone empfangen. Bei den großen Erdbeben im Mai und September 1976 wurde die gesamte Region völlig zerstört. Alles, was man heute sieht, wurde aus den Überresten von damals rekonstruiert.

Das alte Rathaus und die Bürgerhäuser waren nur Schutthaufen.

Der Dom wurde beim Mai-Beben nur teilweise zerstört. Den Rest besorgte das September-Beben, wie das alte Foto zeigt.

Ich gehe durch von Robinienblüten süß duftende Auwälder des Tagliamentos.

Eine über 800 Meter lange Brücke überspannt das Überschwemmungsgebiet des Flusses, ohne dass man ihn zu sehen bekommt.

Endlich komme ich nach Gemona, das das gleiche Schicksal wie Venzone ereilte. Alles, was an Gebäuden zu sehen ist, wurde nach 1976 wieder neu errichtet.

Ich bekomme im Hotel Da Si-Si gerade noch ein Zimmer. Eine Viertelstunde später geht plötzlich ein schweres Gewitter nieder.

Danke Petrus, dass du solange damit gewartet hast.

Tagesstrecke: 32,2 km
Bergauf: 183 m
Bergab: 363 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com