Wieder schaffe ich es, pünktlich um sieben Uhr mit dem Glockenschlag zu starten. Wieder gibt es kein Frühstück, da alle Lokalitäten noch geschlossen haben. Ich habe überhaupt kein Problem damit. Es weht ein leichter, kühler Wind, der aber nicht störend ist. Die Badesaison ist auch noch nicht wirklich eröffnet. Alle Italienerinnen und Italiener gehen mit dicken Anoraks.
Hier am See ist auch das Olympia-Trainingszentrum des italienischen Ruderverbandes.
Heute finde ich einen Italienischen Aronsstab (Arum italicum Mill.)
Vor mir baut sich ein steiler Hügel auf, an dessen Spitze wieder ein Dorf liegt. Dort muss ich rauf.
Genau bei Kilometer 4 beginnt die Steigung und geht 360 Höhenmeter konstant nach oben.
Kurz vor dem Dorf komme ich an einer großen Brunnenanlage, der Fontana monumentale del 1642 vorbei.
Schließlich erreiche ich Labro, ein typisches mittelalterliches Dorf mit einem Labyrinth aus Gässchen, Stiegen und Durchgängen.



Es gibt auch einen Palazzo aus dem 10. /16. Jhdt. zu besichtigen, allerdings nicht so früh wie ich dran bin.
Die Kirche Santa Maria Maggiore steht am höchsten Punkt und ist geschlossen.
Die Fernsicht ist teils sehr gut, nur die Berge sind teilweise in Wolken gehüllt. Jetzt weiß ich auch, warum der Wind so kalt ist: auf den höheren Bergen liegt Schnee!
Ich folge weiter der Via Roma bzw. dem Cammino di Francesco

Immer wieder habe ich Ausblicke auf die „Conca di Rieti“, die Muschel von Rieti. Diese Hochebene war ursprünglich ein riesiger See aus dem Quartär, der durch die Römer teilweise trockengelegt wurde. Malaria war damals hier an der Tagesordnung. Durch Maßnahmen der Faschisten in den 30er – Jahren des 20. Jhdts. wurde die Region landwirtschaftlich besser nutzbar.
Dann folge ich dem Rat des Führers und gehe über die Straße weiter nach Rivodutri. Da wird die Strecke zur Sprintetappe.
Unterwegs stehen am Straßenrand schöne Blumen.


Dann komme ich in Poggio Bustone an und suche meine Unterkunft.

Da die Telefonnummer nicht mehr aktuell ist, gehe ich direkt zur Adresse und niemand ist zu Hause. Ich setze mich in die Sonne und denke an Franziskus. Nimm’s leicht – die Sonne scheint, das Leben ist schön. Nach etwa einer Viertelstunde kommt auch schon die Hausfrau und ich bekomme rasch ein Zimmer.
Nach einer Erholungspause, im Ort ist ohnehin alles auf Siesta-Modus, mache ich eine Erkundigungstour. Die Straßen sind eng und verlangen von jedem Flexibilität. Da wird reversiert, seitlich eingeparkt und es funktioniert ohne viel Aufhebens.
Vor dem Stadttor steht eine Skulptur zur Erinnerung an die Schafscherer.
Nicht weit vom Ortsrand steht der Convento San Giacomo mit der Chiesa San Giacomo Apostolo aus dem 13. Jhdt.
Franziskus kam 1208 zum ersten Mal mit seinen Freunden hierher. Er begrüßte die Menschen mit: „Buon giorno, buona gente!“ – Guten Morgen, ihr guten Leute! Dieser Gruß wird später Legende. Im Kloster kann man die einfache Grotte besichtigen, wo sich Franziskus und seine Anhänger zum Gebet zurückgezogen haben. Im schlichten Kreuzgang befinden sich Fresken mit Szenen aus dem Leben des Heiligen aus der Zeit um 1640.


Danach wandere ich noch zum Sacro speco, ein Ort, an dem sich Franziskus gerne aufgehalten hat, weil er von dort einen besonderen Ausblick auf das Rietital gehabt hat. Das gibt noch einmal 300 Höhenmeter mehr.

Noch ein kurzer Ausblick vom Balkon meiner Unterkunft:
Jetzt freue mich noch auf ein gutes Abendessen.
Tagesstrecke: 21,4 km
Bergauf: 915 m
Bergab: 947 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com
Route zum Sacro Speco: Route auf alpenvereinaktiv.com


Durch das Valnerino führt ein komfortabler Fuß-, Reit- und Radweg, der meist abseits vom Verkehr und ohne Asphalt ist. Nach dem Regen in der Nacht ist manchmal schwimmen angesagt.
Das Wetter ist nur kurz trocken, dann kommt leichter Nieselregen auf, genug um die Regenpelerine zu brauchen, zu wenig, um sich in volle Regenadjustierung zu werfen. Die Temperaturen sind um die 14 Grad. Das Tal ist mal enger, mal weiter, über jeder Engstelle thront eine Befestigungsanlage der friedlichen Bewohner des Tales.
In Precetto versuchte ich mein Frühstück nachzuholen: Das einzige Café ist montags geschlossen. In einem Minimarket hole ich mir Bananen als Ersatz. Unter der Kirche gibt es ein Museum mit einer Mumie: Montags geschlossen. Dafür ist der Blick ins Tal entschädigend.









Ich kämpfe mich den Berg hinan und komme an die Wehrmauer.
Früher gab es einen Aufzug. Der dürfte schon einige Zeit außer Dienst sein, wie die Vegetation zeigt. Wahrscheinlich sind die Bewohner zu sportlich.
Die Kirche steht natürlich an höchster Stelle.
Das Auf und Ab ist ein Erlebnis, bei dem man nie weiß, wo man am Ende aus dem Labyrinth herauskommt.

Baumaßnahmen sind mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. Wie kommt der Schutt aus der Gasse?
Wieder im Tal führt der Weg am rasch fließenden Fluss dahin.
Nach einem kleinen Abstecher in die freie Natur komme ich zum Höhepunkt des heutigen Tages, der Cascade delle Marmore. Diese Wasserfälle, die mit 165 m zu den höchsten Europas zählen, sind von den Römern ab 271 v. Chr. künstlich angelegt worden. In drei Kaskaden stürzt das Wasser zu bestimmten Zeiten hinunter. Zu Mittag ist Pause.

Von 13 bis 15 Uhr ist Pause. Langsam nimmt die Wassermenge dann ab.


Ich wandere weiter nach Piediluco, dem heutigen Tagesziel. Der kleine Ort liegt etwas höher und ist im Sommer wegen seiner Luft beliebt. Viel ist zu dieser Zeit hier nicht los.

Das Santuario di San Francesco wurde im 13. Jhdt. errichtet, Franziskus war 1208 hier. Die Herberge der Pfarre liegt direkt über dem Dach der Kirche.



Am Straßenrand sind mir einige Blumen, aber besonders einige Orchideen aufgefallen.




















































































































































































































































































