Archiv des Autors: Gerhard Pierer

7. Tag Samstag, 8. September 2018 Portico di Romagna nach Premilcuore

Heute kann ich es gemütlich angehen lassen. Durch die Streckenänderung ist nur ein Berg zu überqueren und dann ist Schluss.

Am vorigen Abend dinierte ich in der Küche eines Palazzo.

Es gab Ravioli gefüllt mit Salbei und Mozzarella, dann einen Auflauf aus Melanzani, Tomaten und Käse, und als Hauptspeise ein Gulasch vom Wildschwein.

Zum Frühstück gab es heute eine reiche Auswahl vom Buffet, wohl mehr den anderen Gästen aus Deutschland und Schweden geschuldet als dem einfachen Peregrino. So kann ich nach dem Regen in der Nacht wieder bei Sonnenschein losgehen.

Noch einmal marschiere ich durch die mittelalterlichen Gässchen, bevor ich die nächste Anhöhe erklimmen.

Es schaut zwar flach aus, aber 25 % Steigung sind sicher drin.

Die Fernsicht wird noch von Restwolken beeinträchtigt.

An Berg geht es dann durchaus gemütlicher weiter.

Ich komme immer wieder an hoch gelegenen Bauernhöfen vorbei.

Das griechische Tau ist das Symbol für den Cammino d’Assisi, so wie die Muschel für den Jakobsweg.

In Premilcuore ist für heute Schluss.

Das langgezogene Städtchen am Fiume Rabbi ist sehr verkehrsberuhigt. Es soll zwar schon 295 gegründet worden sein, ist aber erst seit dem 12. Jhdt. belegt. Auch hier (gibt) gab es die romagnolische Sprache, und Premilcuore heißt dann Premaicur.

Tagesstrecke: 9,7 km
Bergauf: 489 m
Bergab: 331 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

6. Tag Freitag, 7. September 2018 Dovadola nach Portico Romagna

Es hätte ein Fest werden sollen. Viel war dann nicht los. Die Musiker hatten technische Probleme und Besucher waren auch nicht viele da.

Die Ravioli sind ausgezeichnet, die Lammfleischspießchen allerdings etwas trocken.

Es gelingt mir wieder, um sieben Uhr aus dem Haus zu kommen und im Café auf dem Hauptplatz zu frühstücken. Die Cafés auf dem Land öffnen um fünf Uhr, um die Arbeiter mit „Frühstück“ zu versorgen.

Um halb acht bin ich endgültig auf dem Weg.

Für den Einkauf haben ein paar Marktstände mit Obst und Gemüse geöffnet. Auch Fisch wird angeboten.

Wie immer geht es gleich hoch hinauf. Auf den ersten drei Kilometern werden gleich 300 Höhenmeter gemacht. Der Weg ist teilweise so ausgeschwemmt, dass sogar die Wasserleitung freiliegt.

Dafür werde ich oben mit einem wunderschönen Blick in alle Richtungen verwöhnt.

Kleine Käfer haben auf der Straße Hochbetrieb.

Bei so schöner Aussicht ist es ein Wunder, dass sich viele Italiener die Plätze sichern, auch wenn sie nicht hier leben.

Im Wald finde ich vielerlei Spuren. Von Jägern ebenso, wie von ihrer potentiellen Beute.

Kennt jemand diese Spur? Ca. 7-8 cm im Durchmesser.

Es geht bergab, steil bergab, wie ich es nie auf das Bild bringe. Da es aber relativ trocken ist, lässt sich das gut meistern.

Die Landwirte können ihre Arbeiten nur mit Kettenfahrzeugen bewältigen.

Dieses Gebäude soll renoviert werden? Die Baustellentafel hängt schon an der Frontseite.

Auch der einhörnige Ziegenbock erledigt seine Aufgabe gut, wenn man die vielen jungen Zicklein auf der Weide sieht.

War es nicht im Apennin, wo Hanibal Lecter ungebetene Gäste im Schweinekobel „entsorgte“? Die sind im Gegensatz zu den Jungtieren nicht scheu und lassen sich nicht stören.

Ich bin so in Schwung, dass ich meine Herberge, ein Agriturismo mitten in der Gegend, übersehe und bald knapp vor dem nächsten Ort stehe.

Rocca San Casciano ist ein kleiner Ort, in dem das Festa del Falo gefeiert wird, das auf einen keltischen Brauch zurückgeführt wird. Da werden Holzstöße entzündet und der Ort mit Fackeln beleuchtet.

Da ich so früh ankomme plane ich um. Über den nächsten Berg will ich nicht, da für den Nachmittag eventuelle Gewitter angesagt sind. Daher gehe ich auf der schwach befahrenen Straße nach Portico di Romagna und kann so die morgige Etappe etwas verkürzen.

Dieses Städtchen hat einige mittelalterliche Gässchen.

Von hier stammt auch Beatrice Potinari, die Dante Alighieri in seiner „Göttlichen Komödie“ als engelsgleich dargestellt hat.

Über den Fiume Montone führt die Ponte della Maestà aus dem 17.Jhdt.

Ich habe ein edles Gemach in der Albergo diffuso Al veccio convento gefunden.

Tagesstrecke: 24,2 km
Bergauf: 686 m
Bergab: 538 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

5. Tag Donnerstag, 6. September 2018 Modigliana nach Dovadola

Ich verbringe eine herrlich ruhige Nacht im Kloster der Suore della Sacra Familia und gönne mir im nächsten Café ein für Italien ausgiebiges Frühstück. Gleich nach sieben Uhr starte los.

Dort muss ich hinauf: Dort oben wurde 1167 Konrad von Staufen, Sohn des Friedrich Barbarossa, geboren.

Der Weg führt auf halber Höhe in ein Nebental, das intensiv landwirtschaftlich genutzt wird.

Die knallig roten Peperoni könnten der Werbung entsprungen sein.

Mit dem Wetter habe ich Glück. Im Tal hat es beim Aufbruch 18°C, hier weiter oben ist es durch die Schattenlage auch noch nicht so warm. Das Rückhaltebecken ist teils für die Bewässerung, teils als Überflutungsschutz notwendig.

Noch ein letzter Blick auf Modigliana.

Auch hoch oben am Berg stehen, leider meist verschlossen, Häuser. Die wilden Zyklamen stehen in voller Blüte.

Auf dem Passo del Monte Trebbio steht ein Denkmal für besonders erfolgreiche Radrennfahrer. Hier führt auch manchmal der Giro Italia vorbei.

Auch die kleinen Blumen am Wegrand möchte ich nicht übersehen.

Gar nicht zu übersehen ist der gewaltige Gebäudeklotz des Lectorium Rosicrucianum, einer sehr zweifelhaften, im Sektenhaften angesiedelten Organisation.

Am Monte Paolo steht Kirche, die dem Hl. Antonius geweiht ist. Hier hat er eine Zeit lang gelebt.

Im Inneren ist auch eine kleine Knochenreliquie ausgestellt.

In einer kleinen Kapelle soll sich der Heilige zum Gebet und zur Kontemplation zurückgezogen haben.

Nach einer für mich längeren Pause geht es ins Tal nach Dovadola hinunter.

Dovadola wird von der Festung der Grafen Guidi um 1000 n. Chr. und dem Uhrturm aus dem Mittelalter überragt. Sonst ist es eher eine verschlafene Ortschaft.

Ich schlafe in der Herberge der ehemaligen Abbazia di Sant’Andrea aus dem 9. Jhdt. Dort ist auch die Seliggesprochene Benedetta Bianchi Porro bestattet.

Heute wird es auf der Piazza vor dem alten Rathaus ein abendliches Essen mit Live-Musik geben, auf das ich schon neugierig bin.

Tagesstrecke: 22,4 km
Bergauf: 498 m
Bergab: 531 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

4. Tag Mittwoch, 5. September 2018 Borgo Rivola nach Modigliana

Auch diesmal muss ich einen Nachtrag für gestern voransetzen.

Nach einer kurzen Erholungspause zeigt mir Gian Carlo die Umgebung von Casola Valsenio. Wir fahren das Valsenio – Tal hinauf und kommen zur traditionsreichen Abtei Badia di Susinana. Sie war als Monastero Vallombrasano von 1090 bis 1808 ununterbrochen besetzt. Seit drei Jahren hat ein Frauenorden hier wieder seine Tätigkeit aufgenommen.

Dann geht es in die Toskana. In Palazzuolo di Senio schlendern wir durch das mittelalterliche Dorf und kommen zum Haus, in dem sich 1504 Papst Julius II. mit Machiavelli zu Verhandlungen getroffen hat.

Nach einem Abendessen mit Gian Carlo, seiner Frau und seiner Schwägerin gehen wir noch durchs abendliche Casola Valsenio.

Am Morgen heißt es Abschied nehmen von meinen reizenden Gastgebern. Molto Grazie!

Gian Carlo bringt mich wieder nach Borgo Rivola, wo ich den Weg fortsetzen kann.

Die Brücke wirkt, als wäre sie der nächste Kandidat. Schnell bringe ich sie hinter mich.

Beim Aufstieg auf den nächsten Pass sind wieder viele der Kristallblöcke am Weg zu sehen.

Der Aufstieg auf den Monte Mauro bietet tolle Ausblicke. Riolo Terme liegt hinter dem Hügel im Tal.

Wacholder und der Pilz des Tages für die Küche.

Knapp unter dem Gipfel befindet sich in einer Grotte eine Andachtsstelle. Auf dem Gipfelplateau ist eine traditionsreiche Einsiedelei, die Pieve di Santa Maria in Tiberiaco.

Der Ausblick auf die Landschaft und das kleine Dorf Zattaglia lädt zum Verweilen ein.

Mein Weg führt ebenfalls hinunter ins Tal, wo der Obstbau, Kiwi, Kaki und Wein, dominieren. Auch eine seltsame Birne habe ich gefunden.

Der Monte Mauro von der andren Seite ist richtig beeindruckend.

Der nächste Berg lässt nicht auf sich warten. Dahinter liegt das Städtchen Brisighella. Die Festung Rocco Manfrediana aus dem 13.Jhdt und ein Uhrturm wachen über der Stadt.

Die Stadt wirkt sehr gepflegt und sauber. Viel Zeit bleibt mir aber nicht. Noch ein dritter Pass will heute bezwungen werden.

Am Berg werden Almerinnerungen wach.

Endlich ist das Ziel Modigliana sichtbar. Uns trennen nur noch 200 Höhenmeter voneinander.

Ein Architekt verwirklicht sich selbst.

Zahlreiche Brücken verbinden die Stadtteile. Der Altstadtkern liegt unter der historischen Festung.

Tagesstrecke: 30,8 km
Bergauf: 1121 m
Bergab: 1040 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

3. Tag Dienstag, 4. September 2018 Tossignano nach Borgo Rivola

Naja, erstens kommt es anders, zweites… Ist es gut, wenn man auch in Italien gute Freunde hat. Doch dazu später.

Nach einer ruhigen Nacht, allein in einem Schlafsaal für zehn Leute, mit eigenem Bad und WC, schaue ich in der Früh auf den verschlafenen Hauptplatz.

Die Hügel sind wieder in phantastisches Licht getaucht. Vom Regen des Vortages ist nicht übrig.

Leider hat der Besitzer der Bar, wo ich frühstücken will, offensichtlich verschlafen und öffnet erst kurz vor acht. So verspätet sich auch mein Aufbruch, aber was soll’s. Es stehen ohnehin nur 26 km auf dem Tagesplan.

Ich starte mit dem Besuch der Chiesa Santa Maria, die zum gleichnamigen Komplex der Villa Santa Maria gehört.

Dann geht es durch die Porta Francesca bis hinunter ins Tal.

Durch den gestrigen Regen ist der Boden aufgeweicht und klebt an den Schuhen. Da wird man gleich einmal zwei bis drei Zentimeter größer. Aber auch Tierspuren bleiben so gut erhalten. Der Dreizeher in der Mitte bleibt mir aber ein Rätsel. (Stachelschwein!) Ich habe später den Abdruck noch größer und tiefer gesehen.

Der Anstieg auf den Pass erfolgt über einen kleinen Steig, der von Regen behangenem Gras und Gebüsch verwachsen ist. So ist die Hose im Nu nasser als nach dem gestrigen Regen.

Auf dem ganzen Weg sind Gips- und Calcitkristalle zu finden.

Auf dem folgenden Waldweg laufen mir zahlreiche Pilze über den Weg.

Auf dem Sella Ca‘ Budrio sind im Karstgestein zahlreiche Höhlen und Dolinen zu sehen.

Obwohl ich vor einigen Jahren schon in der Nachbarschaft war, habe ich damals nichts von der eigenartigen Landschaft mitbekommen.

Ein Feigenbaum, ungenutzt am Waldrand, spendet mir unverhofft großen Genuss.

Diese Kaki-Früchte sind noch nicht reif.

Schließlich komme ich in Borgo Rivola an und will mich in ein Café setzen.

Da ruft mir eine Frau von der anderen Straßenseite zu, ich solle doch zum „Restaurant“ kommen. Das stellt sich als Verpflegsstation für den 501 km Bewerb heraus. Ich werde eingeladen, mich zu bedienen.

Ich frage, mit Hilfe des Googleschen Übersetzers nach meinem Kollegen Gian Carlo, mit dem ich vor einigen Jahren ein gemeinsames EU – Projekt gemacht habe und von dem ich keine richtigen Kontaktdaten mehr habe. Der Zufall (gibt es soviel Zufall?) will es, dass ich es mit seinem Cousin zu tun habe. Schnell ist Kontakt hergestellt, Gian Carlo kommt und lädt mich ein, die nächste Nacht in seinem Haus in Casola Valsenio, 6 km abseits des Weges, zu verbringen. Morgen bringt er mich wieder an den Weg zurück.

… gut, wenn man überall nette Leute kennt.

Tagestrecke: 9,2 km
Bergauf: 334 m
Bergab: 488 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

2. Tag Montag, 3. September 2018 Varignana nach Tossignano

Vorerst eine kleine Ergänzung zum gestrigen Abend. Das Restaurant meiner Pension mit mehr als 100 Sitzplätzen war voll. Ich habe mich für Strettine (grüne Bandnudeln) und Castrato vom Rost (Hammel, dem Entscheidendes fehlt) entschieden. Dazu ein Glas Rotwein aus der Gegend.

Nach einer angenehmen Nacht starte ich knapp vor sieben Uhr ohne Frühstück. Im Haus ist Ruhetag. Besser ohne Frühstück als ohne Bett.

Die aufgehende Sonne zaubert ein einmaliges Licht auf die Landschaft.

Die Calanchi bestimmen den Charakter der Landschaft.

Die Traubenernte hat noch nicht eingesetzt. Ich erlaube mir, von manchen Reben zu kosten. Die sind noch sehr sauer.

In diesen Hügeln verlief im 2. Weltkrieg die Frontlinie zwischen den Deutschen und den Alliierten. Viele auf den Hügeln stehende Gebäude versanken in Schutt und Asche.

Das Casalecchio dei Conti, eine uralte Burg, steht im Zentrum der Kämpfe. Die Burg wurde im Stile der Welfen restauriert und modernisiert.

Es herbstelt: die Herbstzeitlosen sind da.

Die Kirche St. Mamante di Liano steht weit sichtbar auf einem Hügel. Natürlich geschlossen. Sie soll innen ganz toll sein.

Die Schlehen werden schon reif.

Entlang der Hügel verläuft der Weg durch das Land der Calanchi. Viele der Flächen sind für die landwirtschaftliche Nutzung einplaniert worden.

Einige Stellen sind besonders attraktiv.

Mitten in einem kleinen Wäldchen liegt die Chiesa di Santa Cecilia della Croara, die auf einem römischen Gebäude errichtet wurde. Natürlich geschlossen.

Dann geht es zum letzten Abstieg des Tages nach Borgo Tossignano. Ein kleiner Pfad führt entlang eines steilen Abbruches. Nichts wirklich Gefährliches.

Leider ist ein Gewitter im Anzug. Es ist zwar noch weiter weg, aber es beginnt zu tröpfeln, dann zu regnen.

Beim Überqueren des Luzernefeldes fallen mir zahlreiche „Hundespuren“ auf. Ich denke aber bald an Wölfe, was mir später bestätigt wird.

Als der Regen stärker wird und auch das Gewitter näher kommt, suche ich raschen Fußes ein Gebäude auf, das sich als landwirtschaftliche „Mustersammlung“ entpuppt.

Dort warte ich das Ende des Gewitters ab und begebe mich dann auf eine Rutschpartie durch den Lehmboden im Weinberg.

Die Trauben sind hier schon sehr süß.

Ziel des Tages ist Tossignano auf dem Hügel auf der anderen Seite des Tales. Tossignano im Tal beherbergt eine Keramik- und eine Papierfabrik.

Die Bäche und Flüsse haben durch die lehmige Umgebung eine entsprechende Färbung.

Auf einer Schautafel werden einige Tiere der Landschaft vorgestellt. An Wölfe und Wildkatzen hätte ich noch gedacht, aber auf Stachelschweine wäre ich nie gekommen.

Der Hauptplatz von Tossignano ist eine der wenigen Ebenen Stellen des Ortes.

Dort steht auch meine edle Unterkunft für heute: ein Palazzo.

Zufällig steht hier ein Kontrollposten eines Laufes über 501 km und 30.000 Höhenmeter. Gerade kommt der erste Läufer durch und ist schon wieder weg, bevor ich ihn fotografieren kann. Die Abstände sind nach 230 km schon gewaltig.

Den 3., 4. und 5. habe ich dann erwischt.

Tagesstrecke: 33,1 km
Bergauf: 962 m
Bergab: 891 m

Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag Sonntag, 2. September 2018 Bologna – Varignana

Mit minimaler Verspätung fährt der Zug in Bologna ein. Die Statione Centrale ist um halb sechs in der Früh sehr ruhig. Noch ruhiger ist es in den Straßen der Stadt.

Die kilometerlangen Arkaden werden nur von Obdachlosen und wenigen Jugendlichen, die von der Nacht noch herumhängen, bevölkert.

Vor dem Neptunbrunnen werde ich Zeuge eines eigenartigen Rituals. Zwei ältere Männer mit talarähnlichen Umhängen und Gitarre stehen vor einem in gebückter Haltung knienden Mann, ähnlich gekleidet und befragen ihn. Dann singen sie ein Lied, dass einer mit der Gitarre begleitet. Es erinnert ein bisschen an Geheimbund und Bruderschaft.

Allein auf der Straße breche ich gegen Osten auf, vorbei an den alten Bauten im Mondlicht.

Die Porta Maggiore gehört mir allein. Es ist wirklich schön, eine Stadt an einem Sonntagmorgen zu erleben.

Ich verlasse die Stadt auf der Geraden Richtung Osten als erste spärliche Autos auftauchen.

Zwischen den Häuserblöcken gibt es immer wieder schöne Parkanlagen.

San Lazzaro di Savena ist eine eigenständige Kommune, aber vollständig mit Bologna verwachsen. Die Kirche öffnet gerade ihre Tore.

Es hat etwa 18°C und ein paar Wölkchen zeigen sich am Himmel.

Im Tal des Torrente Idice stoße ich wieder auf den Antonius-Weg.

Eine Zeit lang gehe ich auf einer gemütlichen Schotterstraße entlang des Flüsschens.

Da ich die erste Brücke ausgelassen habe, überquerte ich das Wasser an einer Furt. Keine Angst, das Wasser ist vielleicht 3 – 5 cm tief.

Danach kommt die erste Bergwertung, wie ich in den nächsten Tagen sicherlich noch einige vor mir habe. Neben einem Weingarten mit biologischem Weinbau führt der Weg nach oben. Bei jedem Ried ist die Sorte mit einer Infotafel ausgewiesen. Hier ist es Pinoletto, eine autochtone Sorte.

Oben wird man mit einem schönen Ausblick belohnt.

Ich komme in den Parco regionale dei Gessi Bolognesi e Calanchi dell’Abbadessa, ein Landschaftsschutzgebiet für die eigenartige Landschaftsform der Calanchi. Calanchi bedeutet „Furche“ und entspricht den“Bad lands“. Alte Ablagerungen wurden durch die Erosion zu wilden Geländeformen umgewandelt.

Auch Zitrusgewächse können einen wirksamen Zaun bilden. Die Früchte haben etwa 3 – 4 cm Durchmesser.

Auch in anderen Ländern gibt es „Türl mit Seitenteilen.

Es wird Herbst und verschiedene Samen und Früchte werden reif.

Kurz vor meinem Tagesziel Varignana geht es steil bergan, wenn man sich den langen Umweg über die Straße ersparen will.

In Varignana finden an diesem Wochenende die „Nächte von Varignana“ statt. Gegenüber vom Hotel ist ein kleiner Festplatz mit Biertischen vorbereitet.

Ich bekomme ein Zimmer im „Terantiga“, dessen riesiges Restaurant zu Mittag voll ist.

Am Nachmittag besuche ich die Kirche, die von außen eher unscheinbar ist.

Auch der Innenraum bietet auf den ersten Blick nichts besonderes.

Vor dem erhöhten Chor weist eine Tafel auf die Krypta aus dem 9. Jhdt. hin. Bei der Generalsanierung bzw. dem Neubau hat man die neue Kirche auf die alte Krypta gesetzt, was man auf der Außenseite gut erkennen kann.

Tageskilometer: 26,9
Bergauf: 393 m
Bergab: 253 m

Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

Auf nach Rom – Teil II

Jetzt bin ich wieder unterwegs.

Diese Nacht werde ich im Nightjet von Bruck/Mur nach Bologna verbringen und ich hoffe, dass ich morgen früh (sehr früh) meinen Weg in Richtung Assisi starten kann.

Ich lade euch ein, mich über meinen Blog virtuell zu begleiten.

Wenn ihr mir eine Freude machen wollt, verewigt euch in meinem Blog. Sollten mir Fehler unterlaufen oder ihr einen besonderen Hinweis haben, lasst es mich bitte wissen. Diskussionen möchte ich aber lieber über Facebook oder Messenger führen.

Ich möchte mich jetzt schon bei Heidrun, meiner Frau, Bodenstation und Lektorin sowie Beseitigerin der Autokorrekturfehler für ihre Unterstützung bedanken.

Also: Auf nach Rom!

Resumé: Auf nach Rom I – Graz nach Bologna 662 km

Mit etwas Abstand von den Ereignissen möchte ich den ersten Abschnitt meines Weges nach Rom Revue passieren lassen.

Der Weg
Der Weg ist im ersten Abschnitt durch zwei Überquerungen von Gebirgen gekennzeichnet. Die erste betrifft den südlichen Abschnitt der Koralpe bei Soboth bis in 1430 m Seehöhe und jeweils ca. 2000 m im Auf- und im Abstieg in zwei Tagen. Die zweite geht über die Karawanken nach Kranjska Gora bis in 1850 m mit 1700 m Aufstieg und 1200 m Abstieg in zwei Tagen. Zwei Wochen vor meiner Wanderung wäre eine Überquerung des Passes wegen der Schneelage noch nicht möglich gewesen.

Diese Abschnitte erfordern eine große Trittsicherheit und gute Kondition. Außerdem gibt es außerhalb der Etappenendpunkte keine Verpflegsmöglichkeit.

Nach Kranjska Gora geht es die meiste Zeit entlang von aufgelassenen Bahnlinien auf Radwegen leicht bergab, oft asphaltiert oder fest geschottert.

Ab Gemona muss man sich auf viele asphaltierte Straßen einstellen. Kurzfristig sind auch Hauptstraßen dabei, die aber bei entsprechender Vorsicht (Links gehen – Gefahr sehen) durchaus machbar sind. Nur Überquerungen von Autobahnen auf Überführungsbrücken sind wegen der fehlenden Gehsteige stressig.
Nach Kranjska Gora weist nur mehr der Hügel vor San Daniele eine nennenswerte Steigung auf.
Vor Treviso geht eine Tagesetappe fast nur neben einer Straße, aber auf abgesichertem Fuß- und Radweg. Nach Treviso kommt man sich auf der alten Bahntrasse über 20 km wie im Paradies vor.
Der befürchtete „Stadthatsch“ in die Innenstadt von Bologna gestaltet sich als Wanderung entlang eines ehemaligen Schifffahrtskanals, manchmal sogar auf Wiesenwegen, bis zum Hauptbahnhof.

Dem Asphalt wird man auf dem gesamten Anschnitt kaum ausweichen können. Möglichst leichte Schuhe sind Bergschuhen vorzuziehen.
Markierungen sind abschnittsweise sehr gut, besonders wenn man sich auf ausgewiesenen Wander- oder Radrouten bewegt. In der Weststeiermark ist es der 06-er Weg, der Kärntner Mariazellerweg, dann der Jakobsweg, der seit meiner letzten Begehung viel besser markiert ist, und dann folgt der Alpe-Adria-Trail, der manchmal ein paar Markierungen mehr vertragen könnte. Von Kranjska Gora bis Gemona kann man dem Radweg folgen, außer man wagt sich ab Moggio Udinese parallel zur SS 13 ins Gemüse. (Ist nicht so schlimm wie es sich anhört und spart einiges an Kilometern, solange der Rad- Gehweg nicht fertig ist.)

Ab Gemona verläuft meine Route manchmal gemeinsam mit anderen lokalen Wegen, meist jedoch nach den günstigsten Verbindungen möglicher Quartiere. Eine zum Zeitpunkt der Wandung aktuelle Quartierliste ist angeschlossen.

Ab Camposampiero gehe ich auf dem Antonius-Weg (Cammino di Sant’Antonio), der neuerdings in beide Richtungen gut markiert ist.

Die Unterkünfte
Während des ersten Teils meiner Wanderung war ich auf Hotels, Pensionen und Bildungshäuser angewiesen. Pilgerherbergen wie in Frankreich oder Spanien sind auf meiner bisherige Strecke nicht verfügbar. Die Preise bewegen sich zwischen 15 und 60 Euro (Median: 44 Euro), mit oder ohne Frühstück, wobei der Preis und die Leistung sehr variieren. Durch booking.com habe ich einige sehr günstige Angebote in Städten gefunden, die ich sonst nicht bekommen hätte. In meiner Quartierliste weise ich viele mögliche Quartiere aus. Die Preise der farblich markierten Unterkünfte sind immer auf Basis Einzelzimmer mit oder ohne Frühstück. Oft sind Zweibettzimmer gleich teuer. Alle Unterkünfte waren sauber und mit Bettzeug ausgestattet. Auf dem Antonius-Weg verhilft der Pilgerausweis manchmal zu Vergünstigungen.

Ich habe immer am Vorabend oder in der Früh im nächsten Quartier angerufen und mich angemeldet. Viele Quartiere haben nur wenige Betten, sodass es durch eine Gruppe durchaus zu Engpässen kommen kann.

Verpflegung
In vielen Fällen wird zur Nächtigung ein Frühstück angeboten. In Italien fällt das aber viel bescheidener aus, als wir es in Österreich gewohnt sind. Kaffee und ein Croissant ist in Italien Standard. Schinken, Käse oder Marmelade gibt es eher in den Betrieben, die auch ausländische Gäste beherbergen. Der Gang zum nächsten Café ist nicht sehr kostspielig.
Zu Mittag bieten viele Restaurants und Bars günstige Menüs an, sind aber für mich nicht konsumierbar, weil ich bis in den Nachmittag gehen will. Und mit vollem Bauch geht es sich nicht so gut. Dafür gibt es manchmal doch gute Cafes, Bäckereien oder Imbissstationen. Aber eben nur manchmal!

Für mich sind die späten Essenszeiten am Abend ein Problem. Vor 19.30 Uhr war kaum etwas zu finden. Da kommt dann den ganzen Tag ordentlich Hunger zusammen. Dafür wird man dann durch herrliche Kost verwöhnt.
Bei der Tagesplanung ist es ratsam, vorher einzuschätzen, ob es auf der Strecke eine Verpflegsmöglichkeit gibt. Auf einigen Tagesetappen in Österreich und Italien gab es keine Gaststätten oder Geschäfte. Da ist ein Minimalvorrat an Lieblingsproviant sehr förderlich. Trinkwasser ist eigentlich immer wieder verfügbar. Entgegen meinen ursprünglichen Plänen habe ich durchwegs Leitungswasser getrunken.

Land und Leute
Obwohl ich nicht italienisch kann, habe ich mich immer irgendwie verständlich machen können. In Venetien trifft man ja noch oft auf Deutschsprechende, westlich des Tagliamento sind sie rar. Die Leute waren immer freundlich und hilfsbereit, nur dass man so weit freiwillig gehen kann, stößt auf Unverständnis bis gnadenlose Bewunderung. Oft bin ich von Leuten angesprochen worden, die selbst Teile oder ganze Pilgerwege gegangen sind.
Ich habe auf der ganzen Strecke keine anderen, aktiven Pilger getroffen, wenn ich von Ramiza, die mich ein Stück wie verabredet, begleitet hat, absehe. Ich vermute, dass es ab Bologna anders sein wird.

Pilgerpass
Ich habe mir den Pilgerpass für den Romweg von der Jakobsgemeinschaft Tirol in Innsbruck besorgt. In Padua bekommt man beim Dom einen Pilgerpass für den Antonius-Weg. In Bologna habe ich danach gesucht und bin nirgends fündig geworden. Auch Stempel sind nicht leicht, verglichen mit Frankreich oder Spanien, zu bekommen.

Für den Weg von Camposampiero nach Padua habe ich eine Extra-Urkunde bekommen!

Wegstatistik
642 km (ohne Besichtigungen), 6155 m bergauf, 6420 m bergab
26 Gehtage zwischen 15 und 36 km; Median 25,6 km

Tagesplanung_Graz-Bologna-2018

Quartiere_Graz-Bologna-2018

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung meines Weges entlang des Antonius- und Franziskuswegs nach Rom.

Samstag, 26. Mai 2018 Heimreise Bologna – Graz

Es schläft sich gut, wenn man weiß, dass man das Ziel erreicht hat. Das meine ich nicht nur von der sportlichen Seite her.

Obwohl im Hotel das übliche Frühstück zu bekommen ist, gehe ich trotzdem außer Haus und suche mir ein altes Café.

Die große Via Ugo Bassi ist für den Verkehr gesperrt. Dafür sind Kaffeehaustische aufgebaut.

Anschließend gehe ich zum Mercato d’elle Erbe, dort wo ich gestern Abend gegessen habe. Die Händler richten gerade ihre Ware für den Verkauf.

Auch für den täglichen Bedarf gibt es fast alles.

Bologna war im Jahr 2000 Kulturhauptstadt Europas. Daran erinnern viele in den Boden eingelassene Messingplaketten.

Auf dem Weg zum Bahnhof komme ich noch beim Markt auf der Piazza dell‘ 8 Agosto vorbei. Schuhe und Textilien stehen im Vordergrund. Die Textilien werden vor allen in Wühlkisten angeboten, gerade so, als ob die Kleider von der Carla-Sammlung sortiert werden.

Die Händler mischen so richtig auf.

An mir kommt keiner vorbei!

Ich nehme den Frecciarossa, den Roten Pfeil, der auf manchen Strecken bis 300 km/h fahren könnte. Auf der Strecke nach Padua – Venedig-Mestre sind aber maximal 170 km/h drin.

Trotzdem vergehen die Kilometer wie im Flug. Vergleich: bis Rovigo 43 Minuten gegen 4 Tage; Monselice 61 Minuten gegen 5 Tage.

In Venezia-Mestre steige ich in den ÖBB – Bus nach Villach um.

Beim Überqueren des Tagliamento nur ein paar Kilometer südlicher als ich ihn querte, erinnere ich mich an den interessanten Tag bis Pravisdomini.

Von Villach nach Klagenfurt geht’s mit der Bahn.

Next station:

Und jetzt wieder mit dem Bus bis Graz, wo meine „Bodenstation“ auf mich wartet. Heimkommen und erwartet werden ist immer schön.

Ein großes Danke an Heidrun, die es so lange ohne mich aushalten musste und meine Berichte immer von überflüssigen Bestreichen befreit und die Autokorrektur besiegt hat.

Ein Danke an euch Leserinnen und Lesern für eure Geduld, Ausdauer und Kommentare.

Bis zum nächsten Mal!

An guatn Weg!! Buen Camino ! Bom caminho! Buon cammino !