Diese Zusammenfassung des 1. Abschnittes der Via Francigena von Rom nach Süden beschreibt den Weg der Pilger von Rom in Richtung Jerusalem. Der führt mich auf wesentlichen Teilen der Via Appia Antica und der Via Trajana vorerst nach Süden bis Terracina und dann nach Osten über den südlichen Apennin in Richtung Adria.
Anreise und Rückfahrt:
Für die Anreise hatte ich mich wieder für die Bahn entschieden: Graz – Bruck/Mur mit dem Railjet oder mit der S-Bahn und dann Umsteigen in den NightJet bis Rom. Ich kam fast pünktlich am frühen Vormittag in Rom an.
Als Rückreisebahnhof habe ich mir Foggia ausgesucht, weil ich dorthin gute Verbindungen aus der Region habe. Von Foggia ging die geplante Fahrt nach Bologna und weiter nach Mestre. Von dort war die Fahrt mit dem Railjet nach Klagenfurt und dem Anschlussbus nach Graz geplant. Durch verschiedene Verspätungen erreichte ich den Bus nicht mehr, fuhr wieder bis Bruck an der Mur und von dort nach Graz. Die ÖBB überwies mir dann 55 % des Fahrpreises.
Der Weg:
Allein schon durch die Länge der Strecke, die durch verschiedene Landschaften führt, stellt sich der Weg als vielfältig heraus. Nach dem Start in der Großstadt und der kerzengeraden Via Appia Antica folgen die Hügel um den Albaner See. Der Weg streift die ehemaligen Pontinischen Sümpfe, um wieder hügelauf hügelab dem küstennahen Gebirge bis Formia zu folgen. Dann geht es über den bergigen Apennin, um schließlich in die Küstenebenen an der Adria zu erreichen.
Die tätsächlichen Höhendifferenzen waren nicht extrem, manchmal doch herausfordernd. Zum Leidwesen der Wanderer gab es tageweise viele asphaltierte Strecken. Ich war trotzdem überrascht, wieviele Schotterwege und Wiesenpfade noch zu finden waren. Stark befahrene Straßen sind oft von abgetrennten Fußwegen begleitet. Auf den anderen Wegen waren Fahrzeuge oft eine Abwechslung.
Für meine Wegplanung habe ich mich im Wesentlichen an die Via Francigena Sud gehalten und die Route nach meinen Ideen adaptiert. Auch unterwegs habe ich noch Korrekturen an der Planung vorgenommen. Einige Male war der markierte Weg geändert worden, sodass ich mich per GPS orientierte.
Die Markierungen auf dem Weg sind sowohl in den Städten als auch außerhalb der Städte meist ausgezeichnet und eindeutig. Nur nach dem Verlassen der Provinz Latium beim Fluss Gargliano nahe Castelforte endet die Markierung abrupt, sodass man meint, auf einem falschen Weg gelandet zu sein. Das ist aber nicht so: da sind nur die Markierungsverantwortlichen nicht am Laufenden. Da war ich froh, über ein Offline – GPS-App (OsMand+) zu verfügen. Die Netzverfügbarkeit war auch im Hinterland überraschend gut.
Unterkunft und Verpflegung:
Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste, die aber nur eine Anregung sein kann. Die Aktualität ist sehr unterschiedlich. Vor allem bei kirchlichen Unterkünften ändern sich die Telefonnummern (neuer Pfarrer – neue Nummer) ständig. Es gibt Möglichkeiten, in kirchlichen Einrichtungen und Sozialeinrichtungen unter einfachen Bedingungen zu übernachten. Stellenweise war es nicht einfach, ein geeignetes und kostengünstiges Quartier in entsprechender Entfernung zu finden. Es ist sehr empfehlenswert, am Abend vorher bei den Institutionen anzurufen und sich anzumelden, da größere Herbergen selten sind. Italienisch zu sprechen ist von Vorteil, manchmal sprechen und verstehen die Einheimischen aber einen extremen Dialekt.
Die Qualität der Quartiere ist nicht immer vom Preis abhängig. Herbergen laufen meist unter „donativo“ – frei Spende: je nach Angebot 15 – 20 Euro. Privatquartiere und Pensionen: 35 – 60 Euro.
Viele Quartiere bieten kein oder erst ein spätes Frühstück an. Meist ist das Frühstück so sparsam, dass es besser ist, gleich in die nächste Bäckerei auszuweichen und nach eigenem Bedarf zu bestellen. Die Möglichkeit zum Abendessen war immer gegeben. Ich empfehle auch in Privatquartieren nachzufragen, ob es am Abend im Ort eine Verpflegsmöglichkeit gibt.
Notwendige Einkäufe waren fast immer möglich. Die Ladenöffnungszeiten sind sehr unterschiedlich. Unterwegs kann es auch längere Strecken ohne Infrastruktur geben!
Natur und Kultur:
Die Via Francigena Sud führt auf dieser Strecke durch uraltes agrarisch genutzes Gebiet, das seit vielen Jahrhunderten nicht nur die ortsansässige Bevolkerung, sondern auch das antike Rom nährt. So ist es nicht verwunderlich, dass es wenig wirklich „unberührte“ Natur gibt. Nichtsdestotrotz gibt es schöne Wanderwege abseits des Verkehrs.
Die kulturellen Highlights auf der Route sind ohne Zahl, seien es die vielen Relikte aus der Römerzeit, seien es die alten Kirchen und Burgen aus dem Mittelalter oder die Paläste aus der Neuzeit. Fast jeder Ort kann mit einem mittelalterlichen Kern oder interessanten Gebäuden der Renaissance aufwarten.
Unterwegs habe ich einige WeitwanderInnen getroffen, die mit mir in Rom gestartet sind, als auch aus dem Süden in Rirchtung Rom unterwegs waren. Alle waren schon sehr wandererfahren. Für Anfänger ist der Weg sicher nicht die erste Wahl.
Statistik:
An den 25 Gehtagen habe ich mehr als 550 km zurückgelegt, für die „nackten Nettokilometer“ bleiben nach Abzug der Stadtbesichtigungen und diverser „Ehrenrunden“ 500 km übrig. Dabei fielen etwa 8800 Bergauf- und 8800 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 6,5 und 30,8 km, im Median 23,0 km.
Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.
Tagesstrecken auf der Via Francigena Sud von Rom bis Ordona
Lieber Gerhard!
Ich lese deine Ausführungen immer wieder gerne!
Persönlich, interessant und doch in einer Gesamtschau eingebettet! Gratuliere!
Auf weitere interessante Wanderungen und Berichte!
LG Hans Georg