Die Nacht in der Masseria Sansone war sehr erholsam. Am Abend bekamen wir ein ausgiebiges Abendessen mit einer großen Vorspeisenplatte, einem Pastaauflauf und einem Fruchtsalat. Dazu gutes Wasser und noch besseren Wein. Den Abschluss bildete ein guter Pflaumenlikör. Alle Produkte macht die Familie hier vor Ort selbst.
In der Früh bringt uns der nette Chef nach einem ausgiebigen Frühstück wieder mit dem Wagen in die Stadt zurück, wo wir starten.
Bei der Fahrt in die Stadt kann ich die gut erhaltene „Castrum“- Anlage mit den vier Stadttoren erkennen. Außerhalb, gleich vor dem Stadttor, steht das Mausoleum der Acilii Glabriones aus dem 1. Jhdt. v. Chr. Vom ursprünglichen Aussehen ist nicht viel erhalten.
Vorerst bleibt der Weg in der Ebene und führt zuerst durch Gewerbegebiet und dann durch Felder und Wiesen.
Die Waschanlage nach altem Vorbild wird noch benutzt. Auch bei einer anderen Anlage beobachte ich eine Familie, die ihre Wäsche zum Waschen bringt. Der Wasserzufluss aus der Quelle ist überraschend stark.
Es geht natürlich wieder ordentlich bergwärts. Oben warten eine Kapelle und eine traumhafte Aussicht.
Es geht entlang des Berghanges ständig bergauf und bergab. Die höchste Stelle liegt auf 380 m.
Zwischendurch führt der Weg durch kleine Weiler oder Dörfchen.
Ich bin ganz überrascht, schon in Faicchio anzukommen. So war ich im Flow.
Das Castello di Faicchio wurde im 12 Jhdt. an strategisch günstiger Stelle errichtet und immer wieder umgebaut, dem Verfall preisgegeben und wieder renoviert. Heute ist es ein Veranstaltungsort für private Events wie Hochzeiten und Feste.
Mein heutiges Quartier liegt direkt neben dem Castello und heißt passend „B&B Del Duca“.
Roccaromana hat das gleiche Problem wie viele Orte in ländlicher Umgebung. Die Jungen ziehen weg, die Alten bleiben im Dorf, und wenn sie wegsterben, bleiben die Häuser leer und verfallen. Unsere junge Gastgeberin, eigentlich eine Bühnenschauspielerin, hat es sich zur Aufgabe gemacht, dagegen etwas zu tun. Mit einem Verein versucht sie Leute zu beschäftigen, aber auch Häuser zu revitalisieren. Leerstehende Gebäude gibt es viele.
Gestern bin ich an den Fuß des Berges gewandert, heute muss ich drüber. Je höher ich hinauf komme, desto besser ist die Aussicht.
Gut, dass es schon Mai ist.
Auf dem Berg steht der sogenannte „Normannenturm“. Das ursprüngliche Bauwerk stammt aus dem 11. Jhdt. Die strategische Lage verschafft dem Besitzer einen Überblick über das gesamte Gebiet. Da die Normannen schon 1016 präsent waren, könnte der Name zutreffen.
Bergauf geht es über einen steilen Bergpfad, der noch dazu von Wildschweinen bearbeitet ist. Bergab rollt es sich leicht über die Betonpiste. Ein Rascheln und Ästewackeln im Gestrüpp direkt am Wegrand begleitet von deutlichem Grunzen zeigt mir, dass ich nicht allein auf dieser Strecke bin. Gesehen habe ich das Wildschwein nicht.
In der Tenuta Donna Fausta lässt es sicher gut Urlaub machen.
Im kleinen Dörfchen Statigliano ging die Einwohnerzahl in den letzten 40 Jahren angeblich von 2000 auf 214 zurück.
Auf dem weiteren Weg hinab ins Tal begleitet mich eine tiefe Schlucht. Auf dem Gegenhang steht schon die nächste Burg.
In der Ebene wird es nun flach, gerade und heiß.
Der Fluss Volturno und seine Umgebung haben mehrfach Kriegsgeschichte geschrieben. In der Schlacht am Volturno schlug Giuseppe Garibaldi mit seinen Freischaren 1860 das Heer des Königreichs beider Sizilien.
Im 2. Weltkrieg verlief hier die Verteidigungslinie der deutschen Truppen nach dem Absetzen von Mussolini. Die Folgen für die Zivilbevölkerung waren furchtbar.
Schließlich komme ich rechtzeitig vor Dienstschluss um 13 Uhr in der Municipio in Alife an, um mir den obligatorischen „Timbre“ zu holen. Im Park vor dem Municipio steht die Gedenkstätte an die „Red bulls“. Die haben keine Beziehung zu namensgleichen Getränken, sondern sind eine US -Army- Einheit, die hier die Befreiung durchführte.
Vorher wurde die Altstadt durch das Bombardement der Amerikanier in Schutt und Asche gelegt.
Durch die Porta Napoli komme ich in die Stadt, die wie ein römisches Castrum aufgebaut ist. Zwei gerade Straßen kreuzen sich in der Mitte und die Stadt ist rechteckig angelegt.
Die Kathedrale Santa Maria Assunta von Alife ist die Kathedrale der Diözese Alife-Ciazzo. Sie hat noch immer Merkmale, die auf den normannischen Ursprung hinweisen. Sie wurde 1127 -1135 errichtet.
Die Krypta umfasst den gesamten Altarraum.
Heute nächtigen wir etwas oberhalb der Stadt in einem Agroturismo, Masseria Sansone.
Ich verlasse das Kloster um halb sieben Uhr und suche mir ein Cafe für das Frühstück. Kurz nach sieben bin ich auf der Strecke. Zuerst geht es durch die Porta Napoli in die Vorstadt und zum Amphitheater aus dem 2. Jhdt. n. Chr.
Das Amphitheater bot für 10.000 Personen Platz.
Auch ein römischer Inschriftenstein findet sich neben dem Weg.
Ich quere Hochgeschwindigkeitsstrecke Rom – Neapel und die A1, die auch die beiden Städte miteinander verbindet.
Dann muss ich ein paar 100 m auf der SS6 zurücklegen. Da bin ich froh, dass gerade weniger Verkehr ist.
Vom nächsten Hügel aus sieht man auf Teano zurück.
Unterwegs beobachte ein paar Männer, die einen Hochspannungsmasten streichen.
Für den Hausfrauentratsch muss immer Zeit sein.
Die römisch Brücke steht seit dem 1 Jhdt. v. Chr. Sie ist 80 m lang und 8,5 m breit.
Bei Riardi komme ich an dieser leerstehenden Wohnsiedlung vorbei. Es sieht nicht danach aus, ob jemals jemand darin gewohnt hat.
Wiederbelebt hingegen alten mittelalterlichen Städte mit ihren Borgos.
Der Aufstieg auf den Burgberg geht mit Rucksack ganz schön in die Knochen.
Nicht weit von Riardo steht die nächste mittelalterliche Anlage in Pietramelara.
Um die Abwanderung vor allem der jungen Bevölkerung zu stoppen, kann jeder unter bestimmten Voraussetzungen ein Haus im Borgo um 1 Euro kaufen. Diese Häuser müssen allerdings dann renoviert und ganzjährig bewohnt werden.
Die Vermieterin unseres Zimmers kommt erst spät heim. So haben wir Zeit, um uns ein bisschen in Roccaromana umzuschauen.
Am Morgen ist es angenehm frisch, der blaue Himmel kündigt wieder einen schönen Tag an. Ich fahre mit Umberto hinauf in die Stadt. Die Strecke bin ich ohnehin schon gegangen. Nach dem Frühstück besuche ich die beiden Kirchen, die gestern geschlossen hatten.
Die Chiesa dell’Annunciata aus dem 15. Jhdt. mit Umbauten aus dem 17. Jhdt. ist hochbarock.
Die Altäre sind mit Steineinlegearbeiten und der Boden mit farbigen Fliesen geschmückt
Die Cattedrale dei Santi Pietro e Paolo will im Gewirr von Gässchen erst gefunden werden. Sie entstand zwischen 1113 und 1183, teilweise unter der Verwendung antiker Baumaterialien. Der Portikus kam im 13. Jhdt. dazu. Im Barock wurde die romanische Struktur teilweise geändert.
Das wertvollste Kunstwerk der gesamten Kathedrale ist der Ambo, der zwischen 1224 und 1259 erbaut wurde. Er besteht aus sechs Granitsäulen, die auf säulentragenden Löwen ruhen und mit fein gearbeiteten Kapitellen verziert. Die Säulen tragen durch Bögen das Gehäuse des Ambo, das aus Mosaikplatten mit symbolischen Elementen auf goldenem Grund besteht.
Der Osterleuchter begleitet den Ambo. Die gedrehte Säule wird von drei Bändern mit Flachreliefs unterbrochen: Im unteren sind feierliche menschliche Figuren eingraviert; in der Mittelkapelle segnet ein Bischof einen Diakon, bevor er während der Osternacht die Exultet-Hymne singt; Im oberen Band sind Jesus, die Apostel Petrus und Paulus sowie Casto, der heilige Märtyrer von Sessa Aurunca, dargestellt.
Papst Leo IX. (1002 – 1054), ein sehr reformfreudiger Papst, ist der Schutzheilige der Stadt.
Hier tragen Frauen während der Messe noch ein Kopftuch.
Der Ausgang aus der Stadt auf der Via Francigena ist sehr gewöhnungsbedürftig. Offenbar will man die Pilger nicht wirklich loswerden.
Der Rückblick auf die Stadt zeigt wie weit sie sich ausdehnt.
Madonna dell’Ponte ist eine frei zugängliche Kirchenruine mit interessanten Fresken.
Auch vor San Felice gibt es noch eine ähnliche Kirche, Madonna del latte.
Wieder komme ich an neuen Pflanzungen vorbei: Haselnüsse, Kastanien und Kirschen.
An einem Lichtmast entdecke ich, dass ich auf den Spuren meines Freundes Ali Abud Thair wandle.
Jetzt ist die Stadt Teano in Sicht.
Teano gehört zu den ältesten Bischofssitzen. Die Diözese wurde bereits im 4. Jhdt. gegründet.
Die ursprünglich San Terenziano geweihte Kathedrale wurde später nach San Giovanni benannt, die Pfarrei San Clemente besteht jedoch darauf. Mit dem Bau der Kirche wurde 1050 begonnen und 1116 wurde sie eingeweiht. Im 2. Weltkrieg wurde sie so stark zerstört, dass sie praktisch von Grund auf neu gebaut werden musste.
1860 kam es hier zum „Handschlag von Teano“. Giuseppe Garibaldi und Viktor Emanuel II. reichten einander die Hand, sodass später Viktor Emanuel II. zum König Italiens wurde. Überall in der Stadt finden sich Marmortafeln, die auf das Ereignis in irgeneiner Form eingehen.
Die Franziskanerkirche fällt durch ihre aufwändige Decke besonders auf. Auch die Orgel steht als Besonderheit in der Apsis.
Ich nächtige heute im Benediktinerinnenkloster Santa Caterina, das möglicherweise 1554 von Clarice Orsini, Prinzessin von Teano, gegründet wurde. Heute leben noch zwei Nonnen hier. Die Unterbringung ist einfach, aber sehr komfortabel.
Die Pforte am Haupteingang zeigt sich immer noch sehr streng.
Heute bin ich recht früh aus dem Haus gekommen und habe unweit meines Quartieres ein Cafe fürs Frühstück gefunden. Wenn ich nach Norden schaue und die Zwillingsstädte Castelforte und Sancti Cosima et Damiano sehe, bin ich froh, dass ich am Fuße des Berges in San Lorenzo übernachtet habe.
Ich überquere den Garigliano, der weiter aus Nordosten herkommt.
Bei diesen Wegen muss man immer froh sein, dass es nicht regnet. Sie sind zwar hart wie Beton, das ist aber besser als schlammig.
In Lauro di Sesso komme ich gerade richtig zur Festwoche der Maria Assunta (Maria Verkündigung). Hier gibt es eine Woche lang jeden Tag Programm, von der Frühmesse um 4.30 bis zum Feuerwerk um Mitternacht. Die Lichterbögen am Hauptplatz und in den Straßen sind in der Nacht sicher schön anzusehen.
Eine Musikkapelle spielt in der Kirche ein Marienlied. Musiker, die zu spät kommen, stimmen einfach mit ein. Dann zieht die Kapelle durch den Ort.
Der Ort hat wieder einen mittelalterlichen Kern mit urigen Häusern. Ein jedes könnte in einem Historienfilm eine Hauptszene bilden.
Ich gehe bergab zur Kirche Maria dei Pozzi, die am Ende einer Prozessionsstrecke steht.
An der Stelle der Capella Maria dei Pozzi soll Maria ein taubstummes Mädchen geheilt haben.
Gleich hinter der Kapelle befindet sich ein „Inghiottitoio“, ein Schlupfloch, wo Wasser kommt oder verschwindet.
Statt der Oliven gibt es hier verschiedene Obstplantagen mit Pfirsichen, Marillen und Nektarinen. Eine halbe Marille konnte ich schon verkosten. Die Pfirsiche und Nektarinen brauchen noch einige Zeit. Die Marillen werden nächste Woche schon zu essen sein.
Selten, dass sich eine Eidechse so präsentiert. Die meisten huschen so schnell über den Weg in das Gras oder in Ritzen, dass ich sie nicht fotografieren kann.
Das kleine Bergdorf Cupa gefällt mir wegen seiner vielen weißen Häuser.
Beim Aufstieg zur nächsten Anhöhe muss ich durch dieses Gebäude durch. Es entpuppt sich als Kirche mit „Burgtor“.
Ich komme kurz vor zwölf Uhr in Sessa Aurunca an und hole mir im Rathaus einen Stempel. Leider haben alle Kultureinrichtungen heute, am Montag, geschlossen und sperren erst am Dienstag Nachmittag auf. So mache ich einen Stadtrundgang.
Das Castello Ducale di Sessa Aurunca ist eine Burg aus dem 10. Jhdt. Sie wurde über der alten Akropolis errichtet und um 963 fertiggestellt. Kaiser Friedrich II. Hat die Burg erweitert und ausgebaut. Heute wird sie als archäologisches Stadtmuseum verwendet.
Das römische Theater aus dem 2. und 1. Jhdt. v. Chr.) bot Platz für mehr als 6.500 Zuschauer und hatte eine Bühne von etwa 40 Metern Länge und 25 Metern Höhe.
Der Dom wurde 1103 fertiggestellt und steht inmitten von engen Gässchen.
Der Herkulesbrunnen aus dem 19. Jhdt. ist eines von vielen Denkmälern in der Stadt.
Nach einer kleinen Stärkung gehe ich zu meinem Quartier, das außerhalb der Stadt liegt und von einer Wienerin mit ihrem neapolitanischen Mann geführt wird.
Sie zeigt mir eine alte Quelle und ein altes Bewässerungssystem in ihrem Garten.
Der Ausblick von der Terrasse des Hauses ist bestens.
Vorerst hat die Strecke heute nichts Besonderes zu bieten. Das Wetter ist wieder klar und es wird wieder warm.
Ich wandle auf berühmten Spuren. Eine Italienische Reise gleichsam.
Es geht zuerst endlos am Strand entlang und später eine Reihe dahinter. Das Wasser ist nicht sehr kalt.
Der Blick auf Gaeta über das Meer ist jetzt am Morgen besonders klar.
Da muss auch ein Strandfoto her. Das Baden ist nicht billig. Ein Platz mit Sonnenschirm und zwei Liegen kostet in der Vorsaison 20 € pro Tag. Dazu kommen bis zu 10 € Parkgebühren. Noch sind nicht alle Strände eingerichtet. Die Saison ist noch nicht eröffnet.
Die Halbinsel am Monte Scauri muss man umgehen. Es gibt zwar Wege durch das Naturschutzgebiet, aber keine durchgehenden.
Im Landesinneren, abseits vom Strand, liegt die Kleinstadt Minturno mit etwa 20.000 Einwohnern. Nicht weit entfernt von der heutigen mittelalterlichen Stadt befinden sich die antiken Reste von Minturnae.
Ich gehe weiter in Richtung Osten, wo sich der Garigliano in das Meer ergießt. Der Fluss mit seiner Mündung bildete die Grundlage, dass Minturnae einen richtigen Mittelmeerhafen hatte. Der Fluss war bis weit in den Oberlauf schiffbar, was man sich heute nicht mehr vorstellen kann.
Heute wird das letzte Flussstück für die Hobbyschifffahrt genutzt.
Nach etwa 2,5 km überspannen drei Brücken den Fluss. Die älteste ist für mich die interessanteste, weil die Real-Ferdinando-Brücke oder Ponte Real Ferdinando sul Garigliano die erste Kettenbrücke Italiens und eine der ersten Europas ist. Sie wurde von Luigi Giura 1828 – 1832 erbaut. Im 2. WK wurde sie von den deutschen Truppen teilweise zerstört.
Die zweite und die dritte Brücke sind moderneren Ursprungs.
In der unmittelbaren Umgebung ist der Eingang in das archäologische Feld von Minturnae. Besonders beeindruckend ist das alte Theater.
Auch das Kaiserforum, das Bürgerforum und natürlich die Via Appia sind erhalten.
Dann ist meine Wanderung vorerst zu Ende. Die Straße wurde mit einer Totalsperre belegt. Grund: der Giro d’Italia 2024, der gerade heute an dieser Straßenkreuzung durchkommt.
Da ich ohnehin keine Wahl habe, genieße ich das Spektakel. Drei Stunden vorher treffen schon die ersten Zuschauer ein.
Ein Großaufgebot an Polizeieinheiten sichert die Veranstaltung. Vor den Radfahrern kommen mindestens 25 Polizisten auf Motorrädern und zahllose Polizeiautos.
Dann werden die beiden Führenden lautstark bejubelt, bevor das Feld mit etwa 2,5 Minuten Verspätung kommt. Es geht alles sehr rasch und schon ist alles vorbei.
Danach kommt noch der Mannschaftstross mit dutzenden Fahrzeugen.
Ja, es war ein Erlebnis, das einmal zu sehen.
Gleich danach mache ich mich auf den Weiterweg und nutze dienoch gesperrten Straßen, um ungefährdet die Hauptstraße zu kreuzen.
Jetzt geht auf langen, geraden Wegen durch das Agrargebiet.
In Grunuovo legt man auf eine schöne Pflasterung wert.
Ich bin heute in einem Privatquartier bei San Lorenzo zu Gast.
Die Planer der Via Francigena haben es natürlich mit den Pilgern nur gut gemeint und führen sie an die besten Plätze mit der besten Aussicht. Nur geht es dafür gleich einmal 170 Höhenmeter nach oben. Dafür passt die Aussicht.
Die Hügel sind heute meist von Macchie bewachsen. Vereinzelt sieht man noch Terrassen von früherer Bewirtschaftung. Auch die ehemaligen Folienhäuser verfallen und belasten die Landschaft. Ich habe ein paar Korkeichen gefunden, die sogar noch Spuren vom Schälen tragen. Das dürfte auch schon lange her sein.
Auf den letzten „Berg“-Kamm vor Gaeta steht ein Torhaus.
Jetzt geht es endgültig bergab mit mir: 124 m bis auf 0.
Die Burg auf Gaeta ist immer noch Staatsgefängnis, in dem auch der österreichische Kriegsverbrecher Walter Reder einsaß. Er wurde wegen der direkten Beteiligung einiger Massaker an Zivilisten in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt und 1985 nach Österreich überstellt (Frischenschlager-Affäre).
Bei meinem Weg durch die Stadt komme ich an diesen Zisternen vorbei, in denen von den Römern Muränen gehalten wurden, die als eine besondere Delikatesse galten.
In der Kirche Santuario Santa Annunziata gibt es eine Extrakapelle, die den Beinamen „Grotta d’Oro“ trägt. Die Bilder berichten vom Leben Marias. Die Kapelle geht auf das 14. und 15. Jahrhundert zurück. Papst Pius IX. kam hierher zum Beten und das hat ihn 1848 zum Erlass des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis inspiriert.
Am Berghang steht der Dom der Stadt Cattedrale dei Santi Erasmo e Marciano e di Santa Maria Assunta. Ich habe mir den Aufstieg wegen der gestiegenen Temperaturen erspart.
Im Hafen liegt die USS Mount Whitney, die dem Kommandeur der 6. US-Flotte als Flaggschiff dient.
Die große Bucht von Gaeta ist wirklich schön.
Nun gehe ich weiter nach Formia, das gleich in der Strandverlängerung liegt, ohne dass die Bebauung dazwischen endet.
Formio wird als die Stadt des Cicero bezeichnet. Der Staatsmann und Schriftsteller Cicero, der allen Lateinschülern ein Begriff ist, wurde hier in Formio auf der Flucht getötet.
Auf dem Wasser nützen viele Wingsurfer mit ihren Foilbrettern den gleichmäßigen Wind. Auch ein paar archaische Windsurfer sind noch dabei.
Die weißen Spots auf dem Wasser habe ich aus großer Entfernung ursprünglich für Fischzuchtanlagen gehalten. Dann hat sich das Ganze als Segelregatta mit sicher über hundert Teilnehmern entpuppt.
Auch vom Fenster meiner Unterkunft im Centro Don Bosco kann ich bis Gaeta sehen, und der Leuchtturm sendet seine Strahlen über das Meer.
Die heutige Tagesetappe ist mit 15 geplanten Kilometer sehr moderat. Ein bisschen Ruhe wird ja auch nicht schaden. Wer weiß, was bis zum Ende des Tages geschieht.
Nach dem Frühstück vor dem Castello Baronale di Fondi gehe ich um 7.40 Uhr los. Das Wetter ist zum Wandern angenehm.
Ein Haus auf dem Weg hebt sich von den anderen ab.
Das Haupthema der heutigen Wanderstrecke ist die Via Appia Antica, der ich schon seit Rom folge. In Fondi bildet sie noch heute die Hauptstraße, die SS7 – nicht nur die – wurde auf das Fundament der alten Straße gesetzt, und hier ist ein ganzer Straßenabschnitt fast unverbaut erhalten. Da die Römer als Straßenbauer wirklich genial waren, nutzten die nachfolgenden Generationen das aus.
Der Naturpark Monti Aurunci stellt ein großes Gebiet, das sogar provinzübergreifend ist, unter Schutz.
Die Brücke haben zwar zuerst die Römer gebaut, sie ist aber schon kollabiert und wiedererrichtet worden. Sie stellt den Beginn des archäologischen Parks dar.
Die Straße zeigt unterschiedliche Formen, je nachdem, wie und wann die Straße später renoviert wurde.
Die Römerstraßen dieser Ordnung hatten genau festgelegte Dimensionen, damit die Karren, die ebenfalls genormt waren, gut voran kommen konnten. Die reine Fahrbahn war 4,2 m breit (sie konnte bis zu 12 m Breite haben). Darauf gab es zwei Spuren für Wagen mit ca. 120 cm Spurbreite. Links und rechts gab es einen Randstein, der das Wasser ableitet und dann noch jeweils 120 cm oder mehr einen Streifen für Reiter und Fußgänger. Die schweren Pflastersteine wurden nur bei stark befahrenem oder unsicherem Gelände verwendet.
Auf dieser Bergstrecke ist der linke Teil durch eine schwere Stützmauer gesichert, die heute noch trägt. Rechts wurde der Hang abgetragen.
Unterwegs sind mir auch einige Wildblumen untergekommen.
Nachdem ich den höchsten Punkt der Tagesstrecke mit 317 m überquert habe, sehe ich unten im Tal Itri, mein Ziel.
Das Ortsbild wird von einer mächtigen Burg beherrscht. Über kleine Gässchen und Stiegen kommt man der Rocca Caetani näher. Hinein kann man nur am Wochenende!
Auf der Spitze des Berges steht die romanische Kirche Sant’Angelo aus dem 11. Jhdt., die über einem antiken Tempel errichtet wurde.
In der Pension Il Fiore in una Stanza bin ich recht schön untergebracht.
In der Zwischenzeit hat sich das Gewitter verzogen, das Itri gestreift hat.
Der gestrige Abend ist mit viel Regen zu Ende gegangen. Ich habe mir trotzdem noch ein paar Highlights angesehen und bin auch ordentlich nass geworden.
Mitten in der Stadt gibt es große Ausgrabungsstätten bzw. Ruinenreste aus der Römerzeit. Durch seine Lage an der Via Appia hatte Terracina große wirtschaftliche Bedeutung und konnte sich einiges leisten.
Das Capitol und das Amphitheater sind sichtbare Zeichen.
Wohl unter jedem Haus der Stadt befinden sich Überreste römischer Bauten, viele sind auf direkt auf den alten Fundamenten errichtet worden.
Auch die Cattedrale di San Cesareo steht auf einem römischen Tempel. Auf dem Turm ist noch die Aufschrift „SPQT“ – SENATUS POPULUSQUE TARRACINA. Die Bewohner der Stadt hatten das römische Bürgerrecht.
Das Innere der Kirche ist auch beeindruckend.
Ein besonderes Schmuckstück ist die Kanzel.
Die Böden sind mit schönen Mosaiken belegt
Einen kurzen Besuch wollte ich auch dem Hafen und dem Strand abstatten.
Am Abend war ich bei Herta, die im Verein Gruppo dei Dodici engagiert ist. Sie erzählt, dass ihr Haus bereits 900 Jahre alt ist – heute natürlich mit mehr Komfort.
In der Früh ist das Wetter wieder freundlich.
Von einer Plattform habe ich einen guten Überblick über die Stadt.
Der Tempel des Jupiter Anxur, das bedeutendste Denkmal aus fernen Zeiten, verbirgt sich leider etwas am Berg.
Nach dem traditionellen Anstieg am Morgen gehe ich auf dem antiken Weg gemütlich dahin.
Immer wieder muss ich innehalten und die herrlichen Ausblicke genießen.
Dann ändert sich die Wegeart. Es geht über einen Ziegenpfad weiter, weil die Grundbesitzer keine Wanderer mehr duchlassen. Ich möchte aber auf der Vía Appia gehen!!! Der Weg ist sehr anspruchsvoll und führt schräg über einen steilen Hang.
Ich erbe unterwegs einen Hund von einem anderen Wanderer. Er geht genau einen halben Schritt hinter mir.
Den Ziegen und ihrem Wächter zeigt er andere Seiten auf und wirbelt die Herde vorerst kräftig durcheinander.
Bei nächster Gelegenheit entschließe ich mich, auf die Straße zu wechseln. Die SS7 hat zwar viel Verkehr, ist aber nicht so anstrengend.
Unterwegs komme ich an einer kleinen Büffelfarm vorbei. Die Milch wird zur Gewinnung des Mozzarella di Bufala gebraucht.
Von der Ferne sehe ich die Stadt Monte San Biagio. Ich bin froh, dass ich den Berg nicht hinauf muss.
Die Straßen und Gassen in den Orten sind für normale Müllwägen viel zu klein. Daher fahren Minitransporter, sammeln den Müll und führen ihn zu großen Autos an den Hauptstraßen.
Nach einer Erholpause in einer Bar gehe ich in der Mittagshitze weiter zur Abbazia di San Magno. Dort ist Siesta. Ein paar Gäste wundern sich offensichtlich über einen Pilger. Also weiter!
Nach nicht einmal einer Stunde erreiche ich das Etappenziel Fondi. Auch hier gibt es viele Bauten aus dem Mittelalter direkt auf römischen Grundmauern. Die Via Appia führt direkt durch die Stadt und ist auch heute noch die Hauptstraße.
Die Burg, der Castello Baronale, mit ihrem charakteristischen zylindrischen Turm auf einem quadratischen Fundament, über 31 Meter hoch, ist ein Wahrzeichen der Stadt, und wurde im 14. Jahrhundert von Onorato I. Caetani auf einem Abschnitt der alten römischen Stadtmauer gebaut.
Stellvertretend für alle anderem Kirchen zeige ich euch die Chiesa di San Pietro apostolo, die 1138 eingeweiht wurde.
Ich schlafe heute wieder direkt im Zentrum in einer kleinen Pension. Nachteil: der dritte Stock.
Ich weiß, dass heute eine lange Wegstrecke vor mir liegt und beeile mich, rasch auf den Weg zu kommen. Außerdem ist für den Nachmittag Schlechtwetter angesagt und da ist jeder trockene Kilometer ein Gewinn. So bin ich schon vor sieben Uhr aus dem Haus und auf der Suche nach einer Bar.
Vor der Stadtmauer finde ich einen kleinen Markt mit Lebensmitteln und die Bar.
Das Wetter hat sich verändert, es ist windig und die Luftfeuchtigkeit höher. Entlang des Fiume Amaseno führt die Wanderroute entlang. Schotterstraßen und Feldwege wechseln einander ab. Noch einmal gibt es einen Rückblick auf Priverno.
Nach etwa sieben Kilometern steht am Talrand die Abbazia di Fossanova.
Die Abtei wurde 1135 von den Bendiktinern gegründet, wurde aber dann von den Zisterziensern geführt und ist jetzt den Franziskanern unterstellt. Sie befindet sich, wie die meisten Kultdurdenkmäler, im Staatsbesitz.
Ein Mönch führt mich in das ehemalige „Büro“ des Abtes in einem Nebengebäude. Dort starb 1274 der große Kirchenlehrer Thomas von Aquin auf der Reise von Neapel nach Lyon.
Vom Kreuzgang komme ich über eine kleine Tür in die mächtige Kirche. Die Fundamente für die neue Klosterkirche wurde1163 gelegt und die Kirche wurde 1208 konsekriert.
Die Hauptfassade ist in ihrer Schlichtheit eindrucksvoll.
Dort treffe ich zufällig wieder die beiden Trientinerinnen. Wir laufen uns seit Rom immer wieder über den Weg, obwohl wir nicht zusammen wandern. Am Abend sollte das nochmals passieren.
Noch einmal überquere ich den Fiume Amaseno. Mich wird die Brücke wohl noch aushalten.
Dann beginnt eine endlos lange und flache Strecke auf Asphalt. Zum Glück gibt es nur auf wenigen Abschnitten mehr Verkehr.
Kurz vor der Baustelle hat mir ein Nachbar von der Absperrung erzählt und gedeutet ich soll ruhig weitergehen. Da passiert nichts. So war es auch. Ich konnte ungestört marschieren. Die Alternative wäre die SS7 mit viel Schwerverkehr gewesen.
Dann taucht auf einem Berghang Terracina auf.
Jetzt gehe ich wieder auf der alten Via Appia, nur dass sie hier durch eine dünne Asphaltdecke abgedeckt ist. Der Unterbau liegt immer noch im Originalzustand, wie man an den Spurrillen erkennen kann.
Kurz vor meiner Ankunft beginnt es zu nieseln und schließlich ordentlich zu regnen.
Ich durchquere gleich mehrere Stadttore, bis ich im Zentrum ankomme.
Ich wohne in einem Appartement direkt auf der Stadtmauer.
Für einen ausführlichen Bericht muss ich auf morgen vertrösten.
Tagesstrecke: 29,6 km; ↑ 192 m; ↓ 158 m und ca 3 km Stadtrundgang