Der heutige Tag verläuft wieder sehr ereignisreich, zum Glück im positiven Sinn. Ich komme schon um 7 Uhr aus dem Haus, steige etwa 100 Höhenmeter auf in den Ort, um zu frühstücken – näher war nichts zu haben – um dann wieder unten, an der alten, römischen Brücke, durchzustarten.
Gleich geht es die ersten drei Kilometer steil bergauf bis ich zu einem fast almartigen Bergplateau komme. Dort werde ich von Rindern und Pferden fast argwöhnisch beäugt. Der Blick auf Cori ist jetzt schon nach unten gerichtet.
Die Grundstücke sind alle eingezäunt, einerseits wegen der Viehherden, andererseits zum Schutz der Oliven.
Heute Morgen ist es etwas diesig, besonders in Richtung Meer.
Nachdem ich die nächste Anhöhe mit etwa 566 m ü. M. erklommen habe, geht es zur Kleinstadt Norma hinunter, die gleich am Ortsrand mit einem riesigen, frei zugänglichen archäologischen Park aufwarten kann.
Das antike Norma hieß Norba, und wurde von den Volskern, wahrscheinlich ein etruskischer Stamm, gegründet. Gleich am Eingang steht eine mächtige Mauer mit großem Eingang zur ehemaligen Stadt.
Auf der anderen Seite war eine so starke Befestigung nicht notwendig, dafür sorgten die Klippen. Dazwischen gab es viel Platz für die Stadt.
Mein heutiges Tagesziel Sermoneta, natürlich auf dem Berggipfel, ist schon zu erkennen.
In Norma muss ich mich einmal ausgiebig stärken. Neben den Neubausiedlungen gibt es einen Stadtteil, der eher dem 18. bis frühen 20. Jhdt. zuzuordnen ist.
Aus der Schule klingt noch die schrille Stimme einer Lehrerin. Die Aufschrift „Scuola Elementare Rosa Maltoni Mussolini“ deutet auf die Mutter des Faschistenführers hin, die als Idealfrau 1930 den Titel „großartige Erzieherin und glorreiche Mutter“ verliehen bekam.
Ein anderer Teil der Stadt ist am südlichen Ende des Felssporns erhalten. Dort fühlt man sich ins Mittelalter zurück versetzt.
Der Abstieg erfolgt auf einem ehemaligen Karrenweg, der von Feigenkakteen umsäumt ist. Leider liegen auch Unmengen Müll in dieser „G’stättn“.
Typisch für die Zisterzienser liegt das Kloster Valvisciolo versteckt am Talrand. Es wurde bereits 1167 gegründet, nachdem Friedrich Barbarossa ein anderes in der Nähe zerstörte. (Stift Rein bei Graz stammt aus 1129). Es hat eine wechselnde Geschichte als Abtei, Kommende und Priorei hinter sich, bevor die Anlage von Napoleon 1807 aufgelassen wurde. Die Schönheit der Bauten aus dem 13. Jhdt. blieb erhalten.
Jetzt steht die letzte Bergwertung des heutigen Tages an. Die letzten 400 Höhenmeter wollen bezwungen werden. Sie zahlen sich aus. Sermoneta ist eine mittelalterliche Stadt, wie aus dem Bilderbuch.
Schon von der Ferne ist die gewaltige Burganlage des Castello Caetani zu sehen. Leider ist es nur zu eingeschränkten Zeiten zugänglich.
Sermoneta ist noch von einer Stadtmauer umgeben.
Sermoneta ist kein Museum. Hier wird noch gelebt. Auch wenn einige wenige Häuser leerzustehen scheinen, die meisten werden bewohnt, wofür auch die Wäsche vor den Fenstern ein Zeichen ist.
Über allem thront das Castello Caetani, das zwischendurch auch vom Papst Alexander VI. übernommen wurde. Der „Skandal-Kardinal“ Cesare Borgia wohnte hier eine Zeit lang. Heute gehört die Anlage der Commune.
Die Cattedrale di Santa Maria Assunta aus dem 13. Jhdt. ist leider nur samstags und sonntags geöffnet.
Auf der Loggia dei Mercanti wurden seit dem 16. Jhdt. Geschäfte gemacht.
Die Aussicht vom Stadtbalkon auf die pontinische Ebene ist von großen Glashausflächen geprägt.
Jetzt möchte ich euch noch einen kleinen Einblick in das Innere meines Appartments geben. Von außen scheint das Haus schlicht und einfach. Über eine steile Stiege gelangt man in den ersten Stock. Das Haus ist das ehemalige Oratorium einer reichen Familie im 16./17. Jhdt.
Route auf alpenvereinaktiv.com
Tagesstrecke: 23,4 km; ↑ 853 m; ↓ 923 m
Beeindruckend Bilder und Eindrücke.
Schön, dass du wieder am Weg bist👍
Liebe Grüße
Michaela
Ich freue mich über deine tollen Berichte du bist ein toller Mann weiter so.
Nobles Quartier, ich gönne es dir!