Pünktlich um sieben Uhr sitzen wir beim Frühstück. Es hat zu nieseln begonnen und der Wind rüttelt die Bäume richtig durch. Wir lassen es uns schmecken, bevor wir hinaus gehen. Bis Retz brauchen wir die Regenpelerinen, dann kommt die Sonne heraus.
Wir kennen uns schon aus und streben durch die Windmühlgasse der Windmühle zu. Die seit 2010 wieder in Betrieb befindliche Windmühle wurde 1853 an Stelle einer älteren errichtet. Zwischenzeitlich stillgelegt, ist sie heute wieder voll funktionstüchtig. Das Flügelkreuz hat einen Durchmesser von 25 m.
Die Aussicht von dort ist toll.
Wir sind jetzt an der Grenze vom Weinviertel zum Waldviertel. Wie hat der Führer gestern gesagt? Nördlich der Weinberge ist der Weinbau aus klimatischen und geologischen Gründen nicht sinnvoll und außerdem haben vor lauter Wald die Weingärten keinen Platz.
Wir gehen einen bestens markierten Weg. Immer sind die Tafeln oder Markierungen an der richtigen Stelle. Der Wind ist sehr heftig, vor allem auf den freien Flächen bei Hofern.
Die Lokalbahn Retz–Drosendorf im Weinviertel verbindet die Städte Drosendorf und Retz an der Nordwestbahn. Nach Einstellung des Personenverkehrs am 9. Juni 2001 wird die Strecke seit 2002 als Nostalgiebahn unter dem Namen Reblaus-Express touristisch vermarktet. Die Bahnstrecke hat bis zu 39 Promille.
Im Wald ist es gleich viel ruhiger, der Wind pfeift zwar in den Wipfeln, aber es ist gutes Wanderwetter.
Mitten im Wald liegt idyllisch der Sagteich, aufgestaut aus dem Kajabach.
Die Burgruine Kaja ist die Ruine einer Höhenburg, sie liegt versteckt ein wenig abseits vom Grenzfluss Thaya am Kajabach. Sie wurde bereits 1196 erwähnt. Zwischenzeitlich war sie eine richtige Raubritterburg. Heute ist sie in Privatbesitz der Grafen von Waldstein-Wartenberg.
Nun kommen wir an die Thaya, die den Grenzverlauf zwischen Österreich und Tschechien darstellt. Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs war hier keine touristische Tätigkeit möglich, heute ist hier der grenzübergreifende Nationalpark Thayatal.
Nach ein paar Kilometer idyllischer Flusswanderung gibt es eine Abkürzung der nächsten Flussschleife, den „Überstieg“.
Von oben haben wir einen phantastischen Ausblick auf die Thaya, die hier eine 180 Grad – Wendung macht.
Auf der anderen Seite geht es natürlich genau so steil hinunter. Auch der Uferweg fordert kleine „Klettereien“.
Nach mehr als 22 km kommen wir in Hardegg an und gehen über die Brücke, die ab 1945 für 45 Jahre gesperrt war. Ein offizieller, temporärer Grenzübergang wurde erst 2006 eingeführt. Heute ist die Holzbrücke zu Fuß oder mit dem Fahrrad frei benutzbar. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, den nördlichen Nachbarn einen Besuch abzustatten.
Hardegg ist die kleinste Stadt Österreichs und hat gerade 1304 Einwohner.
Im Zentrum des Ortes liegt die Burg, die seit dem 10. Jhdt. ständig ausgebaut und erweitert wurde.
Zwischenzeitlich war die Burg dem Verfall preisgegeben. Ab 1878 ließ Johann-Carl von Khevenhüller, der auch als Mitkämpfer Kaiser Maximilians von Mexiko gegen die Truppen der republikanischen mexikanischen Regierung bekannt wurde, die Festung wieder aufbauen. Heute gibt es hier ein kleines Museum über Max von Mexico. Leider ist die Burg derzeit nicht zugänglich.
Die Pfarrkirche und der Karner wurden auch schon im 12. Jhdt. errichtet.
Wir übernachten in der Pension Thayatalblick und genießen das Ambiente.
Tagesstrecke: 22,6 km; ↑ 498 m; ↓ 413 m
Schöne stimmungsvolle Bilder! Das Wetter ist bei uns ähnlich. M+M