In der Nacht hat es mehrfach stark geregnet. Nach dem Frühstück starten wir bei starker Bewölkung, ein bisschen Wind, aber angenehmen Temperaturen.
Wir kommen wieder an der Basilika vorbei und machen einen größeren Bogen über die Felder, anstatt auf der stark befahrenen Landstraße zu wandern. Bald sehen wir die Wallfahrtskirche aus der Ferne.
Die Wege sind gerade, sehr gerade!
Der Windpark vor uns rückt mit jedem Schritt scheinbar von uns weg! Über 60 Windräder stehen in dieser einen Gruppe.
Unterwegs kommen wir an vielen kleinen Kapellen und Wegkreuzen vorbei, die an den alten Pilgerwegen errichtet wurden.
Wir folgen unserem 07er-Weg, der auch Burgenländischer Jakobsweg ist.
Die Ölweide trägt reiche Frucht.
Wir kommen nach Halbturn. Gleich am Ortseingang treffen wir auf eine riesige, asphaltierte Fläche. Hier wurden früher während der Erntesaison hohe Berge von Zuckerrüben zwischengelagert.
Im Ort dominieren niedrige Häuserfronten an breiten fast boulevardähnlichen Straßenzügen.
Die neobarocke Pfarrkirche stammt aus dem 19. Jhdt.
Das absolute Highlight ist das Barock- Jagdschloss von Kaiser Karl VI., das Lucas von Hildebrandt 1701 – 1711 errichtet hat. Maria Theresia hat es umbauen lassen. Nach Plünderungen durch sowjetische Truppen brannten Teile des Schlosses ab und wurden rekonstruiert. Heute sind hier Konzert- und Ausstellungsräume sowie ein Hotel untergebracht.
Durch den Schlosspark wandern wir weiter nach Norden und überqueren kleine Hügel, die mit Windrädern besetzt sind.
Auf einer der langen Geraden begegnet uns ein prominenter Weitwanderer, Gert G., mit dem wir uns gleich austauschen.
An einer Kreuzung sehe ich seit langem wieder Wegweiser, wie ich sie liebe. Zwei Richtungen mit jeweils der Entfernungsangabe und schon findet man mit großer Sicherheit die Stelle auf der Landkarte. Mit GPS geht’s natürlich einfacher.
Kurz vor unserem Ziel kommen wir an einer Gedenkstätte vorbei, die an die Flucht tausender DDR- Bürger 1989 von Ungarn nach Österreich erinnert.
Eine letzte „Bergwertung“: die Brücke über die A4 – Ost-Autobahn
Da es leider in Nickelsdorf keine Unterkunft gibt, nehmen wir das Motel Schlafgut nahe der Grenze. Wir werden gut bewacht die Nacht verbringen, denn in unserem Haus sind auch Soldaten des Bundesheeres zum Assistenzeinsatz an der Grenze untergebracht.
Unser Essen lassen wir uns vom Pizzadienst bringen, denn das einzige Gasthaus in Nickelsdorf sperrt um 14 Uhr.
Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück brechen wir wieder vor acht Uhr auf und suchen unseren Weg aus Apetlon.
Bald sind wir aus dem Ort heraußen und kommen wieder in den Nationalpark Neusiedlersee – Seewinkel, wo auch die Steppenrinder ihre Heimat haben.
Zwischen Weinrieden und Steppenwiesen führt unser Weg dahin.
Von Aussichtswarten haben wir immer wieder einen guten Überblick auf die „Lange Lacke“ oder das, was nach der Trockenheit übrig ist.
Ganz spezielle Pflanzen, die auch mit erhöhtem Salzgehalt im Boden fertig werden, sind typisch für diese Landschaft.
Ein Stück weit führt uns der Wanderweg quer über die Wiesen.
Auch im beginnenden Herbst sorgen bunte Blumen für Freude.
Schließlich kommen wir zum Zicksee, wo wir einige Male zum Windsurfen waren. Heuer fehlt so viel Wasser, dass auch der Badebetrieb eingestellt werden musste.
Zu normalen Zeiten steht diese Wasserrutsche im Wasser.
Ein paar Graugänse lassen sich beim Fressen nicht stören. Die Mehrzahl der Wasservögel hält sich in sicherer Entfernung auf.
Auf dem weiteren Weg nehmen wir zwei „Kurskorrekturen vor: zuerst verlassen wir den asphaltierten Güterweg und gehen nahe der Therme St. Martin auf einem ruhigen Feldweg weiter.
Die einst gelben Sonnenblumen sind auch jetzt noch attraktiv.
Kurz vor Frauenkirche bleiben wir wieder nicht auf dem 07er-Weg, der entlang der stark befahrenen Landesstraße ohne Fuß- oder Radweg markiert ist. Alle anderen Wege mit dem gleichen Ziel werden auf einer verkehrsarmen Nebenstrecke geführt.
Die barocke Wallfahrtskirche und Basilica minor begrüßt uns aus der Ferne.
Die Kirche in Frauenkirchen wurde während beider Osmaneneinfälle zerstört und danach von Paul Esterhazy, einem der größten Grundbesitzer Europas, in der heutigen Form wiedererrichtet.
Die Marienfigur auf dem Hochaltar wurde um 1240 geschaffen und wird immer wieder anders gekleidet.
Das Gnadenbild ist auch schon aus dem 13. Jhdt. bekannt.
An die Kirche schließt ein interessanter Kalvarienberg an, der in Schneckenform angelegt ist.
In Frauenkirchen finden wir auch einen alten jüdischen Friedhof, der auf die große jüdische Gemeinde im 19. Jhdt zurück geht. 1678 erlaubte Graf Paul I. Esterhazy die Ansiedlung von Juden in Frauenkirchen. Der Ort gehörte zu den jüdischen Siebengemeinden im Burgenland.
Auch etwas zum Schmunzeln: eine herbstliche Schönheit.
Heute nächtigen wir im Gasthaus Pension Weisz- Artner.
Tagesstrecke: 20,0 km; ↑ 9 m; ↓ 7 m und zusätzlich 4,2 km Sightseeing in Frauenkirchen
Nach kurzen Verhandlungen mit dem Wirt konnten wir die Frühstückszeit auf 7.00 Uhr vorverlegen. Damit bleibt uns heute genug Zeit, ohne Eile zu wandern.
Wir starten um 7.45 Uhr mit unserer heutigen Etappe und verlassen St. Margarethen durch einige kleine Gassen.
Da finden wir gleich eine etwas steife Gottesanbeterin, die sich nicht wirklich bewegen will.
Durch die Weingärten, in denen oft noch die Trauben hängen, geht es ostwärts.
Eine uralte Eiche ist als Naturdenkmal ausgewiesen und könnte sicherlich vieles aus der Geschichte erzählen.
Die heutige Bergwertung: harte 80 Höhenmeter auf den Goldberg!
„Vidi mare!“ – „Ich habe das Meer gesehen!“ Wenn auch nur das Meer der Wiener, den Neusiedlersee.
Die Weingärten wurden früher von vereidigten Flurwächtern bewacht, die gegen Bezahlung die ganze Saison im Weingarten wohnen mussten. Da waren sie in spärlichen Erdkellern untergebracht.
Wir treffen ein Paar, das die heurige Mandelernte einbringt. Uns erscheinen die Früchte groß, sie sind damit weniger zufrieden.
Wir kommen nach Mörbisch, das am Schilfgürtel des Neusiedlersees liegt und wie die meisten Orte hier vom Weinbau und vom Fremdenverkehr lebt.
Die Evangelische Kirche stammt aus dem späten 18. Jhdt., nachem es bereits 1578 eine evangelische Gemeinde in Mörbisch gab.
Vom Ort führt ein langer Damm durch den Schilfgürtel hinaus zum See mit der Anlagestelle, dem Seebad und der Seebühne. Die gesamte Region ist wegen ihrer einzigartigen Natur UNESCO – Welterbe und steht unter strengem Naturschutz.
Der Damm trägt die Straße, zwei Radfahrstreifen und einen Gehweg. Ein wahrer Luxus in der Natur. Links und rechts säumen hohe Schilfwände den Damm.
An manchen Stellen kann man auch einen Blick „hinter die Kulissen“ erspähen. Heuer ist der Wasserstand extrem niedrig.
Beim Seebad steht auch die Mörbischer Seebühne, wo Operetten- und Musicalaufführungen große Tradition haben. Die Miss Liberty aus der „Westside-Story“ steht noch im Hafen.
Gemeinsam mit vielen Radlern überqueren wir per Schiff den Neudiedlersee zum Ostufer.
Von dort geht es wieder durch den Schilfgürtel zur Zicklacke, die wenig Wasser, dafür aber eine eindrucksvolle Färbung durch kleine Blüten hat.
Nach Illmitz ist noch eine schöne Wegstrecke zurückzulegen. Einige größere Radlergruppen, ganze Schulklassen und viele Einzelpersonen sind auf der Strecke unterwegs.
Die Wahrzeichen der „Puszta“: Ziehbrunnen und Schilfunterstände
Am Ortsrand von Illmitz besuchen wir das Besucherzentrum des Nationalparks Neusiedlersee und vergessen in unserer Begeisterung auf ein Erinnerungsfoto.
Illmitz ist auch stark touristisch geprägt. Mitten im Ort steht das Quellhaus der St. Bartholomäus-Quelle, wo man den Säuerling auch verkosten kann.
Die katholische Pfarrkirche aus dem 18. Jhdt. erfuhr eine große Erweiterung und bekam 1977 einen eindrucksvollen neuen Zubau.
Im alten Kirchenteil wird gerade eine spannende Ausstellung über den Umgang mit „beeinträchtig5en Personen“ gezeigt.
Überall ist die Weinlese im Gange. Die Reben werden hier meist durch Maschinen geerntet und in großen Anhängern zur Weiterverarbeitung gebracht. Die Weine werden hauptsächlich in großen Stahltanks vergoren.
Schließlich nehmen wir das letzte Stück unserer Tagestour nach Apetlon in Angriff. Das Wetter hat sich von dicht bewölkt auf sonnig umgestellt und bei leichtem Rückenwind geht es flott dahin.
Apetlon ist auch eine Weinbaugemeine im Nationalpark Neusiedlersee. Zwischen neuen Wohnhäusern finden sich immer wieder kleine Häuser aus dem 19. Jhdt.
Auch diese Pfarrkirche aus dem Barock hat 1976 eine interessante Erweiterung erfahren.
Eine Gedenksäule erinnert an einen gemeuchelten Nachtwächter.
Heute gehen wir richtig gut essen. Im „Gasthaus zum fröhlichen Arbeiter“, eimem Traditionsgasthaus mit vielen Auszeichnungen, werden wir verwöhnt.
Heute übernachten wir im Gästehaus der Familie Klinger. Der Heurige ist aber nur Donnerstag bis Sonntag geöffnet.
Das kann als Untertitel für unser neues Unternehmen gelten. Nachdem wir im August in Draßburg bei großer Hitze und Unwetterwarnung unsere Tour beendet haben, setzen wir heute dort den Weg fort.
Die Anreise erfolgt wieder mit der Bahn von Graz über Wr. Neustadt nach Ebenfurth und Draßburg, das wahrscheinlich nur Eingeweihte kennen.
Das Wetter ist vorerst stark bewölkt und nieselig. Die Aussichten stimmen uns aber positiv.
Wir kommen nahezu pünktlich in Draßburg an, richten uns fürs Wandern her und starten unseren Weg mit dem Besuch des Gemeindeamtes, wo ich von einer freundlichen Amtsleiterin unseren ersten Stempel bekomme.
Wir verlassen den Ort nach Norden, bis wir wieder auf die Markierungen des 07er-Weges treffen.
Nun sind wir den Weiten des Burgenlandes „ausgeliefert“. Die Felder sind teilweise schon abgeerntet.
Hirse wird in der Fruchtfolge mit Mais angebaut und bringt guten Ertrag.
Direktvermarktung bringt für die Landwirte höhere Erträge.
Wir kommen nach Zagersdorf – Cogrštof, der ältesten Weinbaugemeinde des Burgenlandes. Im Gemeindeamt hole ich mir wieder einen Stempel und werde von der Mitarbeiterin genau über unseren Weg befragt. Es ist ihr erster Stempel, den sie vergibt. Der 07er Weg verläuft in der Parallelstraße. Da gehen die Wanderer am Gemeindeamt vorbei.
Auch Zagersdorf hat das Recht auf ein Hochhaus!
Siegendorf ist wohl durch die Zuckerfabrik, 1853 bis 1988, bekannt geworden. Von ihr sind nur mehr Industrieruinen zu sehen. Der Ort ist, typisch burgenländisch, ewig lang.
Da es leicht zu regnen beginnt, beschließen wir, kurz einzukehren und genießen eine herrliche Zwiebelsuppe. Dann machen wir uns mit Regenkleidung auf den weiteren Weg. Da hört der Regen auf!
Am Ortsrand gibt es endlich eine richtige Hinweistafel auf den 07er und den 01er-Weg.
Wennst a Heisl brauchst: Heisl to go!
Der Fasangarten wurde 1743 von den Esterházy in Trausdorf eingerichtet und die Hutweiden der Bevölkerung stark beschnitten. Die haben den Fasangarten dann 1864 um 10000 Gulden gekauft und aufgeteilt.
Nun sehen wir schon den Turm der Kirche von St. Margarethen. Durch die Weingärten nähen wir uns dem Ort.
Wir beziehen unser Zimmer im Gasthof Ernst. Hier ist zwar Ruhetag hat, aber unser Zimmer bekommen wir trotzdem.
Am Montag nach 14 Uhr ist man in St. Margarethen nicht sehr gut aufgehoben: Es gibt keine Möglichkeit irgendwo zu essen! Alle haben Ruhetag! Gut, dass es am am Ortsrand einen Supermarkt gibt, wo man sich etwas organisieren kann!