Die Unterkunft war günstig und sicher besser als eine ungeheizte Herberge. Obwohl ich keine anderen Pilger wahrnehme, gibt es wenig freie Unterkünfte, auch wenn man den Preis nicht als erstes Kriterium nimmt.
In der Nacht hat es kaum geregnet, der Wetterbericht gibt ab 14 Uhr hohe Wahrscheinlichkeit von Regen an. Ich versuche in diesem Zeitrahmen möglichst weit zu kommen. Der Wind ist nach wie vor stark, aber vielleicht ist das so wie bei der Donau in Melk.
Auffallend sind die beiden Kernkraftwerke bei St. Alban. Die Druckwasserreaktoren älterer Bauart sind schon öfters wegen Zwischenfällen ins Gerede gekommen.
Unübersehbar, dass ich wieder in eine Weingegend komme.
Die Rhône ist seit dem letzten Zusammentreffen gewaltig gewachsen. Auf der Rhône verläuft auch die Grenze zwischen den Departements Isère und Loire.
Der Ort Cavanay liegt etwas über dem Rhônetal.
Ein altes, fast herrschaftliches Schulhaus.
In der Kirche gibt es das Zunftzeichen der Schiffer und natürlich auch Jakobus.
Es beginnt leicht zu tröpfeln, Regenzeug raus und zum Abschied noch ein schöner Blumengruß.
Gleich nach dem Ort beginnen die ersten Anstiege. Ich glaube, dass die Leute, die die Jakobswege festlegen, die Route so wählen, dass der durchschnittliche Pilger spätestens in Le Puy-en-Velay seine Sünden abgebüßt hat. Ab dort ist er dann im Plus. Schwerenöter brauchen dann bis Santiago, um in die schwarzen Zahlen zu kommen, für manche Politiker und „Spezialisten“ reicht auch Finistère nicht aus. Die sollten von dort aus weiter westwärts gehen.
Von oben habe ich einen großartigen Ausblick bis zu den Alpen.
Hoch über dem Tal liegen viele kleine Weiler. Hier wird Wein-und Obstbau betrieben.
An einem Bach steht diese alte Industrieruine.
Ich muss entlang eines Grabens wandern, der fast urwaldähnlichen Charakter hat.
Weinbau und Rosen gehören auch hier zusammen.
Knapp vor der höchsten Stelle des heutigen Weges steht der Kilometerstein da. Ich glaube nicht an die Angaben, aber man wollte das Monument an prominenter Stelle präsentieren.
Ich kehre noch in der Gîte d’etape Sainte Blandine ein, die von vielen Franzosen belegt ist, und werde auf ein Gläschen Bier eingeladen.
Dann beeile ich mich, denn leichtes Nieseln ist immer wieder zu spüren. Zum Glück zu wenig für das Regenzeug.
Ein kurzer Blick zurück auf das Gipfelkreuz und dann geht’s ins Tal nur 100 m tiefer.
Ich komme nach Saint-Julien-Molin-Molette, ein größerer Ort, der früher gut von der Textilindustrie gelebt hat.
Ich habe nur auf dem Campingplatz ein Quartier bekommem und beziehe hier einen geräumigen, gut beheizten Wohnwagen. Ich bringe gerade noch die Wäsche zum Waschen, als der angesagte Regen hereinbricht.
Dann schüttet es zwei Stunden lang und Punkt 17 Uhr macht Petrus vorerst Schluss. Ich genieße das Prasseln auf dem Dach und falle bald in einen tiefen Schlaf.
Dann mache ich mich auf den Weg nach einem Abendessen. Der Ort ist wie ausgestorben.
Ich finde eine Pizzeria, die gerade geöffnet hat. Hier findet am Abend Boef Music, eine Art Jam Session, statt.
Tagesstrecke: 27 km