Archiv für den Monat: Mai 2017

Resumé: 530 km Via Gebennensis und Via Podiensis 

Wieder zu Hause! Nach 21 Wandertagen und ein paar „Anhängseln“ ist es auch wieder schön, zu Hause zu sein und kurz über die letzten Wochen zu reflektieren.

Um es vorweg zu nehmen: Ich dachte nicht, dass ich so weit kommen würde, dass es so viele Höhenmeter werden würden und dass die Wege zeitweilig sehr schwierig zu begehen sind.

Der Anteil an asphaltierten Straßen ist relativ gering. Starker Verkehr ist nur auf einigen Stellen gegeben. Auf Nebenstraßen habe ich oft nur ein Auto in einer Stunde erlebt. Allerdings fühlen sich viele Franzosen mit den Rallyeweltmeistern Sébastien Loeb und Sébastien Ogier verwandt. Da sollte man als Fußgänger immer Vorsicht walten lassen. Auch an Fußgängerübergängen bleibt selten wer stehen.

Markierungen sind allesamt gut bis sehr gut. Da der Weg meistens der GR 65 mit ihrer weiß-roten Markierung folgt, ist es auch kein Problem, wenn zwischendurch keine Muschel zu finden ist. Diese folgen meistens der neuen Lesart: Alle Wege führen nach Santiago! Nur vor Saint-Julien-Chapteuil fehlen an wichtigen Stellen klare Markierungen, sodass man ohne Navi vielleicht eine ungewollte „Ehrenrunde“ einlegen könnte.

Leider ist der vorgeschlagene Weg auf der ausgezeichneten Website
https://www.camino-europe.eu/de/eu/fr/
in Frankreich nicht aktuell. Die GPS – Daten entsprechen öfters nicht mehr den GR 65 – Markierungen!!! Die Projektverantwortlichen verweisen auf fehlende neue Daten aus Frankreich und Spanien.

Die Herbergen, die ich besucht habe, sind in einem guten Zustand. Oft habe ich ein Einzelzimmer bekommen, ohne dafür mehr bezahlen zu müssen. Auch die Preise waren moderat – verglichen mit der Schweiz billig, im Vergleich mit Spanien und Portugal etwas teurer.
Für die Via Gebennensis ein „MUSS“ ist eine aktuelle Ausgabe des Gelben Heftes. Hier finden sich wirklich fast alle aktuellen Herbergen mit Telefonnummer und Adressen. Die Autoren der anderen Führer schreiben offensichtlich hier ab, wie die Fehlerüberträge in Rother und Outdoor zeigen.
http://chemins.amis-st-jacques.org/?page_id=104

 

Für die Via Podiensis gibt es den Miam Miam Dodo in zwei Heften, aber auch im Internet eine Ablegerseite
http://www.chemindecompostelle.com/Selection/CarteFrance.html
Auf dieser interaktiven Seite kann man sich Abschnitt für Abschnit von Le Puy bis Saint-Jean durchhanteln und alle verzeichneten Unterkünfte und Restaurants mit Adresse und Telefonnummer und Internetzugang abrufen. Nach Abschaffung der Roaminggebühren wird das für die spontane Änderung auf dem Weg noch interessanter.

Auch die Seite
http://haltesverscompostelle.fr/index.php/nos-hebergements/voie-du-puy
ist interessant, da diese Unterkünfte in anderen Listen oft nicht aufscheinen.

Nicht immer sind die gewünschten Unterkünfte verfügbar, sodass spontane Umplanung notwendig wird. Eine Reservierung am Vortag oder spätestens in der Früh ist empfehlenswert. Das übernehmen oft die Herbergsleute gerne, was besonders bei fehlenden Sprachkenntnissen ein Gewinn ist. Am Telefon helfen Hände und Füße wenig.
Oft gibt es auch Unterkünfte, die in keinem Führer Verzeichnet sind, weil sie zu neu sind oder weil sie sich nicht eintragen haben lassen.

Zum Essen und zum Trinken gibt es am Weg genug Möglichkeiten, wenn man die Sperrzeiten der Restaurants und Läden im Auge behält. In den Herbergen bekommt man ein recht unterschiedliches Angebot an „Pilgermenüs“, von „ausgezeichnet“ bis „naja“. Wein, wie in Spanien, ist nicht immer inbegriffen, dafür gibt es vor dem Dessert häufig köstlichen Käse aus der Region.

Für die Anreise und Abreise zu bestimmten Zielen am Weg ist es nicht immer einfach, gute Verbindungen zu finden. Mir hat da
https://www.rome2rio.com/de/
gute Dienste geleistet.
Bahnkarten habe ich am Bahnhof zu günstigeren Preisen als auf der Onlineplattform der SNFC erstanden. Wie genau die Fahrtpreise zustande kommen, wissen auch Franzosen nicht.
Den Rückflug habe ich mir erst durch meine „Bodenstation“ buchen lassen, als ich mir über den Termin sicher war.

Ich möchte mich ganz besonders bei meiner „Bodenstation“ Heidrun, meiner Frau, bedanken, die die Blogeinträge regelmäßig redigiert hat und mir bei einigen Recherchen, die über das Smartphone schwer machbar waren, geholfen haben. So war für „Houston“ kein Problem zu kompliziert, um es zu lösen.

 

 

Freitag, 26. Mai 2017 Toulouse nach Graz

Der heutige Tag beginnt sehr früh. Für 4.30 habe ich den Wecker gestellt. Ich bin aber viel früher wach, nicht aber munter. Meine Sachen habe ich schon gestern gepackt, damit ich am Schluss nicht noch in Stress komme.

Als ich heute zur Haltestelle des Flughafenbusses gehe, schläft die Stadt noch.

Auf der Fahrt zum Flughafen dämmert es gerade.

Das Aufgeben des Rucksacks klappt ohne Probleme und ich freue mich auf den Flug.

Die Aussicht aus dem Flugzeug ist sehr gut, wenn auch etwas diesig. Viele Städte lassen sich via GPS auf dem Flug verfolgen.

Auf der Warteschlange im Anflug auf Brüssel kommt mir dieses Schloss unter.

In Brüssel kommen wir zwar mit Verspätung an, ich habe aber genug Spielraum um den Weiterflug nach München zu erreichen.

Zum Zeitpunkt des geplanten Abfluges steht kein Flugzeug da. Mit weit über einer Stunde Verspätung heben wir ab. Jetzt komme ich in München sehr knapp an und erreiche den Zug am Hauptbahnhof mit fünf Minuten Zeitpolster. Da offensichtlich alle Verkehrsmittel heute Verspätung haben, geht es sich immer aus. Als ich den letzten Anschluss in Golling erreiche, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.

Ich freue mich auf das Nachhausekommen!

Donnerstag, 25. Mai 2017 Toulouse

Heute schlafe ich ungewöhnlich lange. Die Nachtruhe war immer wieder von lustigen Leuten auf der Straße unterbrochen worden. Ein Autofahrer machte mehrmals auf seine phonstarke Musikanlage aufmerksam und zwei Mitbewohner kamen auch erst gegen zwei nach Hause. Wenn manchmal nächsten Tag keinen Stress hat, ist das egal.

Ich frühstücke in einem Café mit Espresso und Zitronenkuchen und gehe dann in Richtung Canal du Midi.

Die großen Boulevards sind noch fast wie ausgestorben.

Ich stoße in einem Park auf einen japanischen Garten, wo auch zwei Männer meditieren. Die Gartenanlage macht einen sehr gepflegten Eindruck.

Der Park ist eine richtige Oase in der Großstadt. Mir fallen aber überraschend viele Grünflächen in der Stadt auf.

Der Canal du Midi verbindet den Atlantik mit dem Mittelmeer. Die Einbindung des Kanals  in die Garonne bei Toulouse kommt besondere Bedeutung zu.

Zufällig wird gerade ein Wohnschiff in der Schleuse gehoben. Als Hausboot würde ich es nicht bezeichnen.

Die Schleuse ist auf Selbstbedienung ausgerichtet.

Mit dem Bus, einer fahrerlosen U-Bahn und mit der Straßenbahn fahre ich Richtung Norden zum Airbus Center mit dem „Aeroscopia“, dem Airbus Museum. Da ich im Bus keine Tageskarte lösen kann, nimmt mich der Busfahrer „for free“ mit bis zur U-Bahnstation. Wäre was für Graz!

In der Nähe der Flugzeugwerke steht ein riesiger Hangar mit Flugzeugen aller Generationen.

Die Concorde ist sicher eines der elegantesten Flugzeuge

Mit diesem Monster sind früher Flugzeugteile wie Flügel zur Endmontage nach Toulouse gebracht worden.

Auch weniger friedliche Flugzeuge sind zu sehen.

Die Besichtigung nimmt recht viel Zeit in Anspruch und so komme ich erst am Nachmittag zurück. Ich genieße eine kurze Ruhepause, um danach noch einmal in der Stadt zu flanieren. Es ist sehr heiß, aber trotzdem ist alles voller Leben.

Beim Eissalon stellt man sich auch länger an.

Ich suche mir ein Straßenlokal, um noch zu essen. Auch jetzt gegen 22 Uhr ist viel los. Irgendwoher kommt tolle Jazzmusik und ein paar Girlies versuchen sich mit Liedern aus meiner Jugend.

Morgen kann ich mir leider nicht Zeit lassen. Um 7 Uhr geht mein Flugzeug. Gute Nacht!

Mittwoch, 24. Mai 2017 Toulouse 

Heute steht die große Stadtbesichtigung an. Gleich in der Früh erkundige ich mich, wie ich am Freitag zum Flughafen komme. Die Informationen, die ich bei der offiziellen Touristeninfo bekommen habe, sind völlig falsch. Ich muss mit dem Bus statt mit der U-Bahn fahren. So schlecht ist mein Englisch auch wieder nicht.

Zuerst besuche ich den Straßenmarkt auf dem Boulevard de Strasbourg, wo vor allem Obst, Gemüse und Käse angeboten werden.

Die Waren, die ich hier zeige, sind alle aus Frankreich.

Ich kaufe mir ein paar süße Marillen zum Kilopreis von 1,80 €.

Dann zieht es mich zur Markthalle am Place Victor Hugo. Dort haben alle Gourmet – Lieferanten ihre Geschäfte.

Da ist man als Pilger schwer im Nachteil. Was es da an Köstlichkeiten bzw. Grundlagen für Köstlichkeiten gibt, kann man leider nicht mitnehmen.



Ich glaube, jetzt versteht ihr mich! Keine Angst, ein bisschen ist für mich auch etwas.

Toulouse ist die Hauptstadt der Occitanie, in der Okzitanisch gesprochen wird. Die Sprache ist mit dem Katalanischen verwandt. Alle Straßentafeln sind zweisprachig ausgeführt.

Vorbei am ehemaligen Augustinerkloster, wo heute ein Kunstmuseum untergebracht ist, gehe ich zur einzigartigen Cathédrale Saint-Étienne.

Durch die verschiedenen, nie vollendeten Umbauten entstand ein völlig asymmetrisches Gebäude.

Das kommt besonders im Inneren zur Geltung.

Danach schlendere ich durch schattige Alleen zur Garonne.

Die Garonne bildet mit dem Canal du Midi eine Verbindung vom Atlantik zum Mittelmeer.

Da die Garonne eine gewaltige Fläche entwässert, kommt es immer wieder zu Hochwässern. Die Pont Neuf ist als einzige der alten Brücken übrig geblieben, weil die Durchlässe in den Pfeilern den Druck des Wassers verringert haben.

Jetzt bleibt noch der Besuch bei den Jakobinern – Les Jacobins und dem Cloître des Jacobins.

Die zweischiffige Kirche war nach der Revolution als Kaserne und als Lager verwendet worden. Heute führen die Dominikaner wieder das Kloster und die Kirche.

Thomas von Aquin hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden.

Im Kreuzgang, von dem nur wenig übrig ist, herrscht Ruhe und Beschaulichkeit.

Auch heute habe ich viele neue Dinge gesehen. Ab Mittag wurde es richtig heiß. Gut, dass ich ohne Rucksack unterwegs sein kann.

Ich bin neugierig, was der morgige Tag alles bringt.

Dienstag, 23. Mai 2017 Fahrt von Espalion nach Toulouse; Toulouse 

In der Früh verlasse ich die Herberge ohne Frühstück und gehe zu der Stelle, wo der Bus abfahren soll. Die Abfahrtszeiten variieren auch zwischen 7.40 und 8.00 Uhr. Da möchte ich lieber auf der sicheren Seite sein, denn der nächste Bus kommt erst Stunden später.

In einem Café hole ich mir den morgendlichen Espresso.

Dann kommt der erste Schüler, der den gleichen Bus nimmt. Meine Frage in Englisch, wann der Bus geht und ob ich da richtig bin, kann er nur mit Handzeichen erklären. Soviel ich herausfinden kann, lernt der etwa 16-Jährige in der Schule Spanisch und Englisch!

Der Bus kommt dann tatsächlich um 7.55 Uhr. Der Busfahrer ist zu allen ausgesprochen freundlich. Die Buskarte in das 30 km entfernte Rodez kostet 3 € !

Leider kommt der Bus mit etwas Verspätung an, und obwohl ich mein Bahnticket rasch bekomme, ist der Zug schon weg. Ich hatte ohnehin nicht damit gerechnet, ihn zu erwischen. Der Preis für das Bahnticket nach Toulouse (2h15 Fahrtzeit) beträgt 7,50 € ohne Ermäßigung!

Leider ist der Bahnhof zu weit vom Zentrum, sodass ich die Zeit am Bahnhof verbringen muss.

Bei der Ausfahrt aus der Stadt sehe ich ein wenig von der auf einem Hügel liegenden Stadt. Der Zug wird nur von wenigen Reisenden benutzt. Leider ist die Sicht durch Nebel beeinträchtigt.

Bei Albi überqueren wir den Tarn und ich habe einen schönen Blick auf die Brücken und die Cathédrale Sante-Cécile d’Albi.

Jetzt geht es im flachen Tarn-Tal in Richtung Toulouse.

Ich komme pünktlich am Hauptbahnhof an und staune über das riesige Gebäude.

Direkt davor führt der Canal du Midi durch die Stadt.

Mein erster Weg führt mich zum Quartier unweit der Basilique Saint-Sernin.

Unweit der Basilika liegt die „Kleine Herberge“. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten liegen fußläufig (nicht mit Pilgermaßstäben gerechnet).

Da noch Mittagspause ist, nütze ich die Zeit, um Saint-Sernin in seiner Basilika einen Besuch abzustatten. Die Kirche ist eine der größten romanischen Kirchen überhaupt. Die Gesamtlänge beträgt 115 m, die Querhaustiefe 64 m, die Höhe des Mittelschiffs 21,10 m, die Breite des Langhauses 32,50 m. Die Kirche ist im 11. und 12. Jhdt. errichtet worden.

Auch Jakobus darf nicht fehlen, liegt doch Toulouse am Jakobsweg von Arles zum Somport – Pass.

Der größte Platz ist wohl der Place du Capitole, der vom Rathaus und Theater, sowie von Hotels und Geschäftshäusern umgeben ist.

Jetzt freue ich mich auf das Abendessen. Im Viertel gibt es viele Lokale mit allen Geschmacksrichtungen.

Bis Morgen!

21. Tag Montag, 22. Mai 2017 Saint-Chély d’Aubrac nach Espalion

Die heftigen Anstiege gestern habe ich erfreulich gut überstanden. Da wir schon um sieben Uhr das Frühstück bekommen, bin ich schon um halb acht unterwegs. Vorerst ist der Himmel eingetrübt und es weht ein kühler Wind.

Gleich zu Beginn geht es einmal 100 Höhenmeter hinauf.

Das einsame Pferd sucht Kontakt. Quer über die steile Weide kommt es zum Zaun, als es mich sieht.

Ein  Blick zurück auf die Aubrac. Jetzt geht es hinunter in die Gräben.

Die jahrhundertalten Wege sind stark ausgewaschen, steinig und schlammig.

Manches Mal ist der Weg der Pilger und der des Wassers der gleiche.


Mit dem Abstieg ändert sich auch wieder die Vegetation.

Ich tauche in die Region der Kastanienwälder ein.

Schließlich komme ich nach Saint-Comê-d’Olt, das als eines der schönsten Orte Frankreichs gilt. Es ist wie aus einem Märchenfilm. Jeder Winkel wirkt verzaubert. Der Ort liegt am Fluss Lot, der zu den wichtigsten Flusssystemen Frankreichs zählt.

Der Kirchturm ist auch eine Besonderheit.

 


Das schöne Rathaus, fast wie in Dornröschen.

Nach einer Stärkung verabschiede ich mich von Werner, mit dem ich in den letzten Tagen in den gleichen Herbergen war. Er hat es eilig und muss noch 15 km gehen.

Ich folge dem Ufer des Lot bis Espalion. Kurz vor dem Ort steht etwas über dem Ufer die romanische Kirche Èglisé Saint-Hilarion oder Èglisé de Perse.




Dann ziehe ich in die Stadt ein.

Über die alte römische Brücke führt mein Weg direkt zur Herberge. Es ist in der Zwischenzeit sommerlich heiß geworden.



Wie es beim Pilgern üblich ist, treffe ich wieder dieselben Leute wie in den letzten Tagen.

Tagesstrecke: 23,4 km.

Gesamtstrecke seit Genf: 532 km (ohne Besichtigungen)

 

20. Tag Sonntag, 21. Mai 2017 Prinsuéjols nach Saint-Chély d’Aubrac

Ein klarer Morgen erwartet mich. Die Temperatur ist nahe null Grad, was bei der Höhe nicht verwundert. In den Senken dürfte leichter Raureif liegen. Die Sonne macht dem sicher bald ein Ende.

Aus der Ferne leuchtet noch der Schnee der letzten Tage her.

Ein Bulle sorgt für Nachwuchs bei den Aubrac-Rindern.

Die Handtaschenpilger unterwegs. Auf dem Camino gilt: Jeder wie er mag, jeder wie er kann.

Ich komme jetzt so richtig in Fahrt. Bergwärts werde ich immer stärker.

Die Hochebenen der Aubrac ziehen sich kilometerweitweit.

In einem kleinen Weiler stehen der Brunnen und der Backofen im Zentrum.

In Nasbinals dominiert die Kirche das Ortsbild.



Der Ort ist richtig touristisch: offene Cafés und Geschäfte am Sonntag und jede Menge Wanderer.

Da habe ich ja noch Glück gehabt….

Die Wanderwege sind sehr unterschiedlich. Auf diesem ist es ein Vergnügen.

Da heißt es aufpassen.

Ich nähere mich dem höchsten Punkt des heutigen Tages mit 1368 m.

Vor mir taucht Aubrac auf. Die gesamte Gegend hier ist UNESCO Weltkulturerbe.

Am kommenden Wochenende wird der Almauftrieb mit einem zweitägigen Fest gefeiert. Da kommen dann noch mehr Rinder auf die saftigen Weiden.

Die Kirche und der Wehrturm von Aubrac im Visier.

Die Beerentorte ist nicht nur riesig, sondern auch köstlich.

Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg ist steinig und steil…

Jetzt geht es hinunter nach Saint-Chély d’Aubrac.

Ich komme in einem netten Quartier unter und habe Zeit, mich im Ort etwas umzusehen.

Der Apostelfries ist sicher das Interessanteste an der Kircheneinrichtung.

Und nebenbei: Vor Saint-Chély hat sich Kilometer 500 unter meinen Beinen durchgeschwindelt.

Tagesstrecke: 29,5 km

19. Tag Samstag, 20. Mai 2017 Les Estrets nach Prinsuéjols 

In der Herberge sind heute Nacht einige Leute einer Gruppe von 40 „Handtaschenpilgern“ untergebracht gewesen. Das sind die Pilger, die ihr Gepäck von Herberge zu Herberge schicken lassen und selbst dann mit Tagesrucksäckchen oder Tasche wandern. Die Gruppe blockiert einige der kleinen Herbergen, sodass wir „Normalpilger“ auf Herbergen abseits des Weges ausweichen müssen oder die Streckenlängen verändern müssen.

Von Osten begleitet mich strahlender Sonnenschein aus dem Dorf.

Auf der anderen Seite stehen dunkle Wolken, obwohl eigentlich Schönwetter angesagt ist.

Tausende Narzissen stehen auf manchen Wiesen. Später sehe ich zwei Männer, die mit einer Maschine über die Wiese fahren, die Blüten abschneiden und in Säcke verpacken (angeblich zur Parfumproduktion) .

Auf einer ausgedehnten Weide steht eine Herde der Aubrac-Rinder. Sie sind besonders robust und geben bestes Fleisch. Vom Bullen bis zum kleinen Kalb ist alles vertreten.

Die Aubrac ist eine ausgedehnte Hochebene, die durch den Granit einen besonderen Charakter bekommt.

Der erste größere Ort ist Aumont-Aubrac. Die alte Kirche steht im Zentrum des Ortes, der wie viele durch die grauen Steine geprägt wird.

Durch die Kreuzung zweier Römerstraßen hatte der Ort schon früher eine große Bedeutung.

Auch in Aumont-Aubrac wird des schrecklichen Wolfes gedacht.

In der Region werden beste landwirtschaftliche Produkte angeboten.

Die Landschaft erinnert mich an Schottland oder Wales.

Hier blühen auch die „Märzenbecher“ oder „Osterglocken“ in der freien Natur.

Der alte Brotofen scheint noch manchmal Verwendung zu finden.

Diese Zwillingskälbchen haben es mir angetan.

Die beiden hübschen Aubrac-Rinder haben sich sicher etwas Essbares von mir erwartet und kein Fotoshooting.

Am heutigen Tag bewege ich mich ständig zwischen 1000 und 1200 m. Die Temperatur liegt bei etwa 10 °C. Der Wind ist nicht so stark wie an den Tagen zuvor. Kurz nachdem ich bereits um dreiviertel zwei in der Herberge angekommen bin, regnet es ein paar Tropfen.

Diese schöne gelbe Orchidee finde ich kurz vor meiner Ankunft.

Die Herberge liegt auf ziemlich genau 1200 m.

Tagesstrecke: 25,0 km

18. Tag Freitag, 19. Mai 2017 Le-Villeret-d’Apchier nach Les Estrets 

Überraschung!

So kann ich sicher das erste Bild des Tages betiteln. Am Abend wird der Wind kälter und in der Nacht geht die nächste Störungsfront über uns hinweg. Bei einer Seehöhe von über 1150 m wird da gleich einmal Schnee daraus. In dem Hüttchen war es aber nie unangenehm kalt.

Gleich nach zwei Kilometern entdecke ich einen Hinweis auf die Kirche von Chanaleilles aus dem 11. Jhdt. Die Glocken sind erst später dazugekommen, aber das romanische Kirchenschiff ist beeindruckend.

Vor der Kirche stehen noch einige alte Grabsteine.

Im Dorf treffe ich auf eine Britin und eine Französin, mit denen ich die nächsten zwei Stunden gehe.

Bald erreichen wir die Schneegrenze. Die Wege sind vom Schnee nicht mehr beeinträchtigt, aber die Wiesen und Bäume sind noch angezuckert.

Auf 1300 m Seehöhe liegt das Gut Le Sauvage, heute eine sehr schöne Herberge.

Der Ausblick ist sicher nicht nur mit Schnee beeindruckend.

Das Wasser der Rochusquelle soll bei Augenleiden und anderem Unbill helfen.

Jakobus, der Flüssige.
Nur wenige Pilger hinter mir können ihn noch bewundern.

Auf diesem schönen Bauernhof wird auch Unterkunft, nicht für Pilger,  angeboten.

Ich komme nach Saint-Alban-sur-Limagnole. Gleich am Ortseingang liegt ein weitläufiges Spital.

Dieses Kunstwerk schmückt die Fassade eines der Gebäude.

Die Kirche ist dem Hl. Albanus, einem der ersten britischen Märtyrer, geweiht und stammt aus dem 11.Jhdt.

In der Kirche spielt Magdalena, eine Deutsche, auf ihrer Altblockflöte wunderbare Musik. Ich treffe sie später beim Abendessen wieder. Sie will von Passau bis Santiago durchgehen.

Außerhalb des Dorfes liegen große Narzissenwiesen.

… und der Weg ist steinig und schwer.

Zwei tolle Exemplare

Auch der Abstieg nach Les Estrets verlangt gute Kondition.

In der Herberge werden wir wieder gut versorgt. Linsen und Flan sind wieder dabei.

Tagesstrecke: 30,5 km

17. Tag Donnerstag, 18. Mai 2017 Saint-Privat-d’Allier nach Le-Villeret-d’Apchier

Gestern Abend waren wir beim Abendessen eine internationale Gesellschaft: zwei Holländer, zwei Deutsche, drei Franzosen, eine Schweizerin, ein Österreicher und unsere französischen Gastgeber, die ausgezeichnet kochen. Nach der Linsensuppe aus grünen Linsen, die einen Herkunftsschutz der EU haben, gab es eine köstliche vegetarische Lasagne, den obligaten Käse und „Schwimmende Insel auf dem Meer“ (bei uns Eiweißnockerln auf Vanillesauce).

In der Nacht zieht eine heftige Regenfront über das Land, die am Vormittag noch eine angenehme Wolkendecke nachschleppt. Ideal zum Wandern.

Mystische Nebelschwaden ziehen vom Tal herauf nach St. Privat.

Dann geht es hinab in die Schlucht des L’Allier. Da muss man schon gut aufpassen, wohin man tritt. Die Wanderstöcke sind vor allem hier Goldes wert.

Von oben kann man schon Monistrol-d’Allier erkennen, ein kleiner Ort links und rechts des Flusses.

Die Straßenbrücke ist eine der wenigen Verbindungen über den Fluss.

Leider ist die alte Kirche nicht offen. Sie beherbergt eine Madonna aus den 13. Jhdt.

Der Fluss wird gleich durch eine einer Schlucht verengt, durch die man Raftingfahrten unternehmen kann.

Wir gehen gleich wieder bergwärts und kommen an tollen Felsformationen vorbei.

Da sind auch gleich einige Freikletterrouten markiert.

In der Wand ist die Chapelle de la Madeleine eingelassen.

Ich gehe lange mit Paul aus Toronto, aber ich merke, dass ich für meine Tagesetappe viel zu langsam unterwegs bin. Da verabschiede ich mich von ihm und gehe fast doppelt so schnell weiter.  Über eine weite Hochebene geht es weiter.

Ein Schäfer mit seiner Herde kommt mir entgegen.

Vor mir taucht Saugues auf. Die kleine Stadt ist total auf Pilger eingestellt. Der Bergfried einer ehemaligen Burg und die Église St-Médard überragen alle anderen Gebäude.

Hier in Saugues hat um 1764 ein Wolf sein Unwesen getrieben, der über 100 Opfer gefunden hat. Sogar Truppen des Königs wurden geholt, um seiner habhaft zu werden. Wer ihn endgültig erlegt hat, ist nicht gesichert belegt.

Wieder geht es bergwärts. Der Ausblick ist immer wieder aufs Neue beeindruckend.

In La Clauce, einem kleinen Dorf, steht einsam der Bergfried einer ehemaligen Burg.

Ein kleiner Abstecher im Wald führt mich zu einem angeblichen keltischen Kultplatz.

Kurz vor meinem Ziel entdecke ich eine kleine Schlange. Sie ist etwa 15 cm lang und sehr aktiv. Immerhin sind wir auf ca. 1150 m. Ich versuche ein paar Aufnahmen von ihr zu machen, bevor sie sich zurückzieht. Es ist eine Aspisviper (Vipera aspis aspis).

Endlich am Ziel angelangt:

Heute bin ich in einem netten Schlafwagen untergebracht. Unsere Herbergsmutter lernt mit uns ein Pilgerlied ein. Dann geht es ins Bett. Gute Nacht!

Tagesstrecke: 32 km