Archiv für den Monat: Mai 2017

16. Tag Mittwoch, 17. Mai 2017 Le Puy-en-Velay nach Saint-Privat d’Allier

Mit den schönen Eindrücken der letzten Tage habe ich gut geschlafen. Kurz nach sieben Uhr verlasse ich das Grand Séminaire und gehe in die Stadt hinunter.

Diese Gässchen sind sogar am Morgen noch unheimlich; geschaffen wie für einen Krimi.

Eine Duftnote macht mich auf die kleine Markthalle aufmerksam, wo gerade die ersten Stände aufmachen.

Der Geruch von frischem Fisch kommt von hier. Das Angebot ist frisch, aber nicht sehr umfangreich.

Beim Fleischer ist die ausgelegte Ware verlockend. Ich nehme mir eine Trockenwurst und ein Stück Käse als Reserve mit.

Auf dem Weg aus der Stadt wird man von Saint-Jacques verabschiedet.

Der Weg der heutigen Etappe steigt vorerst langsam, aber stetig von 700 m auf 1200 m an. Die Aussicht wird von Meter zu Meter schöner.

Unterwegs hole ich eine Kanadierin aus Montreal ein, die aber ein gewaltiges Tempo vorlegt.

Jetzt ist es wieder amtlich: 1517 km nach Santiago

Die Kirche Saint-Christophe ist aus bunten Lavasteinen errichtet.

Auch im Inneren wirkt der romanische Bau.

Auf zwei abgegrenzten Wiesen blühen Narzissen. Das Ausseerland lässt grüßen.

Mir fallen immer mehr schön renovierte Bauernhäuser auf.

Der Stand für die Klauenpflege aus früherer Zeit.

Die Kapelle Saint-Roche lädt zur Einkehr ein. Sie liegt direkt am Camino. Sie ist mit einigen schönen Figuren aus dem 18. Jhdt. ausgestattet.

Die Wege unterwegs sind bei trockenem Wetter nicht besonders anspruchsvoll. Erst das letzte Stück vor Saint-Privat ist herausfordernd.

Auf 1200 m liegt ein Hochmoor wie aus dem Lehrbuch.

Saint-Privat liegt an einer schmalen Felswand. Am Ende stehen eine Kirche und eine Burg. Darunter liegen die Häuser des Dorfes.

Die Kirche aus dem 12. Jhdt. ist innen von besonderem Flair.


Die modernen Glasfenster passen gut dazu.

In der Burg ist heute ein Beherbergungsbetrieb untergebracht.

Tagesstrecke: 24,2 km

15. Tag Dienstag, 16. Mai 2017 Le Puy-en-Velay 

Heute lege ich einen „Kulturtag“ in Le Puy ein. Es wäre schade, einfach weiterzugehen, ohne die schöne Stadt besser kennengelernt zu haben.

Doch vorerst ein Nachtrag zum gestrigen, späten Abend. Seit heuer gibt es hier „Le Puy Lumière“. An fünf Schauplätzen in der Stadt werden Laserprojektionen mit Musikbegleitung präsentiert. In eineinhalb Stunden wandern die Besucher von Ort zu Ort, um die Darbietungen zu bestaunen. Startzeit ist um 22.00 bei Eintritt der Dunkelheit.

Aufgrund der technischen Herausforderungen können die  Bilder nur unzureichend den Eindruck wiedergeben.

Heute um 7 Uhr besuche ich in der Kathedrale die Pilgermesse, bei der die Pilger vor ihrem Weg verabschiedet werden. An die sechzig Pilger sind sicher da.

Nach dem Frühstück machen Elfi, Helga und ich uns auf den Weg, um die Wahrzeichen der Stadt zu besuchen.

Wir beginnen mit der Marienstatue Notre-Dame de la France auf dem Felsen Rocher Corneille. Die 16 m hohe Statue wurde aus russischen Kanonenkugeln gegossen und kann innen bestiegen werden.

Der Ausblick von der Terrasse auf die Stadt ist vor allem bei dem herrlichen Wetter eindrucksvoll

Ohne Wanderrucksack geht’s schon leichter.

Wir wandern weiter zur Felsspitze mit der Kapelle Saint-Michel d’Aiguilhe. Der Ort wurde schon seit der gallo-romanischen Zeit als Kultstätte genutzt. Seit dem 10. Jhdt. gibt es dort eine Kirche.

Der Aufstieg ist recht mühsam. Helga und Elfi steigen rasch voran.

Ein Erinnerungsfoto.

Auf dem kargen Felsboden sprießen bunte Blumen.

Jetzt schaue ich auf die Stadt mit der Marienstatue und der Kathedrale.

Zurück in der Stadt stärke ich mich einmal und besuche die fast leere Kathedrale. Nur ein anderer Tourist kommt auf die Idee, zur Mittagszeit auf Fototour zu gehen.

Zur Kathedrale gehört auch ein Kloster mit einem Kreuzgang.

Spitzenklöppeln ist in der Stadt überall präsent.

Um die Mittagszeit sind die Plätze im Freien voll Leben.

Am späten Nachmittag erholen wir uns bei einer Fahrt mit einem Bummelzug durch die Stadt und kommen wieder an allen wichtigen Plätzen vorbei.

Auch ein Ruhetag kann anstrengend sein!

14. Tag Montag, 15.Mai 2017 Saint-Julien-Chapteuil nach Le Puy-en-Velay 

Wieder erwartet mich wolkenloser Himmel beim Aufstehen in der Früh. Das eigenartige Gefühl an den Armen erweist sich als leichter Sonnenbrand. Vielleicht besser als Schwimmhäute! Kurz vor sieben Uhr geht es aus dem Haus. Das Café sperrt erst später, wenn überhaupt, auf.

Da muss ich jetzt drüber! Gott sei Dank gibt es nicht weit von hier einen schmalen Steg.

Immer wieder zeigen sich Spuren einer sehr feurigen Vergangenheit. Trotz der nur etwa sechs Grad macht das Wandern Spaß.

Viele der Gebäude, alte wie neue, sind mit Stein gedeckt.

Die Goaß ist sehr neugierig und möchte was von mir.

Endlich ein Dorf, in dem ich mir ein Frühstück organisieren kann. Das Gebäck habe ich vorsorglich beim Bäcker gekauft, den Kaffee gibt es in der Bar. Der seltsame Turm gehört zu einem Büroartikel-Gebäude in Saint-Germain-Laprade.

Ein Bauer versucht gerade seine zwei prachtvollen Bullen zu verladen. Einer davon wirkt richtig verspielt.

Ein kleiner Anstieg und ich stehe am Montjoije, dem Berg der Freude.

Von dort kann man zum ersten Mal Le Puy-en-Velay sehen.

Vom ersten Anblick der Stadt bis zur Ankunft ist es noch ein Stück Arbeit.

Zuerst geht’s wieder über Stock und Stein abwärts.

Die nächste Stadt ist Brives-Charensac. Hier komme ich an die Loire mit interessanten Brücken aus verschiedenen Epochen.

Hoch ragt der Felsen mit der Kapelle Saint-Michel d’Aiguillhe über das Tal.

Jetzt stehe ich auf den Stufen der Kathedrale Notre-Dame-du-Puy, wo ich schon vor drei Jahren gewesen bin. Damals reiste ich allerdings mit dem Auto an und nicht zu Fuß.

Die Kathedrale ist menschenleer. Das bewirkt eine eigenartige Stimmung.

Ich werde heute und morgen im Grand Séminaire nächtigen. Das ist nur einen Katzensprung von der Kathedrale entfernt und hat klösterlichen Charakter,  wenn man den Gang betrachtet. Für jeden oder jede eine Zelle.

Dafür ist die Aussicht auf die Kathedrale grandios.

Ein kleiner Rundgang durch die Altstadt ist interessant und lässt immer neue Entdeckungen zu.


Ich treffe Helga und Elfriede, die beiden Deutschen von gestern, wieder und lerne Hans aus der Schweiz und Thomas aus Dänemark kennen. Im Café Camino sitzen wir kurz zusammen und tauschen Erfahrungen aus.

Tagesstrecke: 19,0 km (ohne Stadtrundgang)

13. Tag Sonntag, 14. Mai 2017 Tence nach Saint-Julien-Chapteuil

Es ist ein herrliches Gefühl aufzuwachen und einen strahlend blauen Himmel zu sehen.

Die Wirte haben ein Einsehen mit Pilgersleuten und es gibt schon ab sieben Uhr Frühstück. Da kann ich mir dafür Zeit lassen und komme trotzdem früh weg.

Ein letzter, kurzer Blick auf Tence.

Ferienhäuser oder Saunen nach Art des Diogenes.

Gleich geht’s wieder rauf! Die Wege sind meist angenehm begehbar.

Die beiden lassen sich nicht stören.

Der nächste Stopp ist im Dorf Saint-Jeures auf 1040 m Höhe.

Die Kirche Saint-Georges stammt teilweise aus dem 12. Jhdt.

Im Dorf hat nur der Bäcker offen, wir haben aber auch Sonntag.

Im Feuerwehrhaus werden Blumen und Pflanzen für die Häuser und Gärten verkauft.

So verlasse ich den Ort und bin bereits mitten im Vulkanland.

Die Stützmauern werden aus Basaltsäulen aufgebaut.

Kurz vor Araules: Eine Hommage an Reinhold Giacomo Waldhaus, den Vater des Weststeirischen Jakobsweges, der erst vor kurzem den Weg in Santiago beendet hat.

In Araules ist gerade Gottesdienst mit Erstkommunion. Die Kirche ist zur Hälfte gefüllt. Ein Mädchen und ein Bub feiern dieses Fest mit ihren Familien. Die über 70-Jährigen überwiegen.

Über frisch ausgeschwemmte Hohlwege geht es weiter hinauf auf ca. 1280 Meter.  Das Wasser der letzten Regentage sucht sich seinen Weg nach unten.

Direkt an einen alten Vulkanschlot schmiegt sich das kleine Dörfchen Quayrières, zu dem ich einen Abstecher mache.

Der Ausblick ist immer wieder grandios.

Nach einem langen Abstieg komme ich nach Saint-Julien-Chapteuil mit einer großen Kathedrale auf markanter Position.

Die wesentlichen Teile stammen aus dem 12. Jhdt.

Viele der Gebäude im Ortszentrum sind gut renoviert und wirken gepflegt.

Heute schlafe ich in der Gité d’étape der Gemeinde neben dem Hotel de Ville.

Tagesstrecke:  28,8 km

12. Tag Samstag, 13. Mai 2017 Les Sétoux nach Tence 

Die Nächtigung im ehemaligen Zisterzienzerkloster hat inklusive der Zubringerdienste bestens geklappt. Ein französisches Paar erzählt, dass es den Jakobsweg vor 30 Jahren mit dem Fahrrad gemacht hat. Damals waren da nur Ruinen. Auch die Häuser des nahe gelegenen Weilers sind wiederhergestellt worden.

In Les Sétoux gibt es an mehreren Stellen Skulpturen zum Thema Jakobsweg, wie hier vor der Kapelle des Ortes.

Nach kurzem Wandern über Weiden führt der gut ausgebaute Weg in den wahrhaft dunklen Tann. Tannen sind die wichtigsten Bäume in diesem Wald. Ich bewege mich hier immer in einer Seehöhe von ca. 1000 m.

Wer kommt denn da so früh daher, denken sich die beiden vielleicht.

Hochtäler wie in einem Western durchziehen die Gegend. Auch in der Weststeiermark könnte die Landschaft liegen.

Ich überqueren eine massive Brücke,  bevor es auf der andere Seite wieder über 1000 m hinaufgeht.

Durch die Höhenlage ist die Vegetation weit zurück. Einige Blumen sind nicht zu übersehen. Die Stiefmütterchen gibt es sogar in zwei Varianten.

Für diese Bachübergang sollte man etwas balancieren können. Einzige Alternative wäre Schuhe ausziehen und durch das Wasser!

Am Weg stehen immer wieder steinerne Kreuze, die oft Jahreszahlen vom dem Ende des 19. Jahrhunderts tragen. Marterln oder kleine Kapellen habe ich keine gesehen.

Bei Kilometer 12 beginnt es wieder zu regnen. Zuerst habe ich noch die Hoffnung, dass es beim Nieseln bleibt, aber dann wird es doch mehr. Den Rindern wird es auch schon zuviel, die wollen heim.

In Montfaucon-en-Velay besuche ich die Capelle-Notre-Dame, die wie viele alte Gebäude aus schweren Steinquadern errichtet ist.

Sie beherbergt eine außergewöhnliche Sammlung von zwölf Monatsbildern zu Stellen aus der  Bibel und wurden im 17. Jhdt. von einem flämischen Meister geschaffen.

In einem nahegelegenen Restaurant möchte ich mich einmal stärken und trocknen. Die kleine aber feine Speisekarte verheißt nur Gutes zu sehr moderaten Preisen. Zwei durchnässte Motorradfahrer sind schon da. Später kommen noch drei Radwanderer, die sogar im Lokal ihre eigene Jause auspacken dürfen.

Ich will mich schon regenmäßig anziehen, da endet der Regen wieder. Auf den Wegen stehen zeitweise große Pfützen, die schon auch zehn Zentimeter tief sein können.

Fliegenfischer versuchen ihr Glück am Le Lignon.

La Papeterie, ein riesiges Ferienhaus und auch Pilgerherberge, war einst eine Papierfabrik der Familie Montgolfière, die erste Frankreichs.

Auf einem Hügel liegt die kleine Stadt Tence mit ihrem  breiten Hauptplatz, wo auch ich logiere.

Gleich drei Kirchen hat der Ort aufzuweisen.

Bin ich in Schottland gelandet? Sogar der Fluss hat eine braune Färbung.

Die Abendstimmung und der Wetterbericht versprechen für morgen Besserung.

Tagesstrecke: 29,3 km

11. Tag Freitag, 12. Mai 2017 Saint-Julien-Molin-Molette nach Les Setoux

In der Nacht ist es zeitweise sternklar. Der Mond strahlt herein, dass ich vorerst an eine Straßenlaterne denke. Gegen Morgen höre ich das vertraute Regengeräusch. Gegen halb sieben bin bereit zum Abmarsch. Saint-Julien-Molin-Molette liegt noch in Ruhe, da rührt sich noch nichts.

Vorerst ist es trocken und es geht auf den nächsten Berg hinauf vorbei an Bauernhöfen und Viehweiden.

Am Col du Banchet holt mich der Regen ein. Es ist nicht arg, aber zu viel, um nur mit leichter Jacke zu gehen.

Der nächste Kilometer führt wieder steinig bergab bis  Bourg-Argental vor mir liegt.

Die ersten verschlafenen Schüler kommen mir entgegen. Zwei schauen noch so zerstört, dass ich mir denke: Gut, dass ich die beiden nicht in der ersten Stunde unterrichten muss. Es ist halt erst acht Uhr.

Ich finde ein offenes Café, hole mir aus der Bäckerei nebenan mein Gebäck und genieße einen starken, doppelten Espresso in der Hoffnung, dass es aufhört zu regnen. Das Radarbild des Wetterdienstes zeigt ja nur einzelne kleine Regenzellen.

Ich besuche die Kirche mit einer schwarzen Madonna und werde wieder von schöner Musik empfangen.

Gleich nach dem Ortsausgang geht es richtig, bergauf! In diesem Bauernhof ist eine Gitê d’étape eingerichtet.

Der Regen hört auf und mystische Nebelschwaden ziehen durch das Tal.

Plötzlich zeigen sich blaue Flecken am Himmel und die Sonne leuchtet auf die Wiesen.

Der Wanderweg führt nun auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse und ist daher bequem und nicht sehr steil. Ich hole Neves, eine Italienerin, ein, die in Deutschland lebt. Sie hat sich trotz Erfahrung im Berggehen einen Fuß überbelastet und geht sehr schwer. Eine Zeitlang gehe ich mit ihr und ich werde ihr die Reservierung für die Nächtigung bei meiner Ankunft erledigen. Dann gehe ich mein Tempo weiter.

Sogar ein Bahnhofshäuschen existiert noch. Aus dem Bahnhofsplatz sind ein Spielplatz und eine Pferdekoppel geworden.

Tief unter der Trasse liegt Saint-Sauveur-en-Rue mit seiner gewaltigen Kirche. Leider liegt der Ort für die heutige Tagesetappe zu weit abseits.

Auf einer Höhe von 1000 m blühen Geraldine – Kirschbäume. Dort verläuft auch die Grenze von Rhône-Alpes in die Auvergne.

Ein Weg führt zu einer tiefen Schlucht, der ich mich nur zögerlich nähere.

Noch ist nicht die höchste Stelle erreicht.

Vor mir muss es stark geregnet haben, denn immer noch rinnt Wasser die Wege entlang.  Durch den dichten Tann sieht man nur ein kleines Stück Himmel, aber ich höre immer andauernden Donner. In der Schweiz würde ich es vielleicht als Feldschießen mit schwerem Gerät abtun. Hier weiß ich, dass es das angesagte Gewitter sein könnte.

Ich beeile mich, da es nicht mehr weit bis zu meinem Ziel Le Setoux sein kann. Kaum bin ich aus dem Wald, sehe ich die Wolken besser.

Trocken komme ich in der Herberge an und erfahre, dass wir mit dem Auto in das benachbarte Clavas gebracht werden. Dort ist in einem ehemaligen Kloster eine nette Herberge eingerichtet. Zum Essen werden wir wieder zurückgebracht.

Ich stehe noch nicht unter der heißen Dusche, als ein Regenguss gegen das Fenster prasselt. Da hat der Jakob wieder aufgepasst!

Neves ist mit einiger Verspätung angekommen. Ihr Fuß schaut nicht gerade gut aus.

Tagesstrecke: 25 km

10. Tag Donnerstag, 11.Mai 2017 Clonas-sur-Varèze nach Saint-Julien-Molin-Molette

Die Unterkunft war günstig und sicher besser als eine ungeheizte Herberge. Obwohl ich keine anderen Pilger wahrnehme,  gibt es wenig freie Unterkünfte, auch wenn man den Preis nicht als erstes Kriterium nimmt.

In der Nacht hat es kaum geregnet, der Wetterbericht gibt ab 14 Uhr hohe Wahrscheinlichkeit von Regen an. Ich versuche in diesem Zeitrahmen möglichst weit zu kommen. Der Wind ist nach wie vor stark, aber vielleicht ist das so wie bei der Donau in Melk.

Auffallend sind die beiden Kernkraftwerke  bei St. Alban. Die Druckwasserreaktoren älterer Bauart sind schon öfters wegen Zwischenfällen ins Gerede gekommen.

Unübersehbar, dass ich wieder in eine Weingegend komme.

Die Rhône ist seit dem letzten Zusammentreffen gewaltig gewachsen. Auf der Rhône verläuft auch die Grenze zwischen den Departements Isère und Loire.

Der Ort Cavanay liegt etwas über dem Rhônetal.

Ein altes, fast herrschaftliches Schulhaus.

In der Kirche gibt es das Zunftzeichen der Schiffer und natürlich auch Jakobus.

Es beginnt leicht zu tröpfeln, Regenzeug raus und zum Abschied noch ein schöner Blumengruß.

Gleich nach dem Ort beginnen die ersten Anstiege. Ich glaube, dass die Leute, die die Jakobswege festlegen, die Route so wählen, dass der durchschnittliche Pilger spätestens in Le Puy-en-Velay seine Sünden abgebüßt hat. Ab dort ist er dann im Plus. Schwerenöter brauchen dann bis Santiago, um in die schwarzen Zahlen zu kommen, für manche Politiker und „Spezialisten“ reicht auch Finistère nicht aus. Die sollten von dort aus weiter westwärts gehen.

Von oben habe ich einen großartigen Ausblick bis zu den Alpen.

Hoch über dem Tal liegen viele kleine Weiler. Hier wird Wein-und Obstbau betrieben.

An einem Bach steht diese alte Industrieruine.

Ich muss entlang eines Grabens wandern, der fast urwaldähnlichen Charakter hat.

Weinbau und Rosen gehören auch hier zusammen.

Knapp vor der höchsten Stelle des heutigen Weges steht der Kilometerstein da. Ich glaube nicht an die Angaben, aber man wollte das Monument an prominenter Stelle präsentieren.

Ich kehre noch in der Gîte d’etape Sainte Blandine ein, die von vielen Franzosen belegt ist, und werde auf ein Gläschen Bier eingeladen.

Dann beeile ich mich, denn leichtes Nieseln ist immer wieder zu spüren. Zum Glück zu wenig für das Regenzeug.

Ein kurzer Blick zurück auf das Gipfelkreuz und dann geht’s ins Tal nur 100 m tiefer.

Ich komme nach Saint-Julien-Molin-Molette, ein größerer Ort, der früher gut von der Textilindustrie gelebt hat.

Ich habe nur auf dem Campingplatz ein Quartier bekommem und beziehe hier einen geräumigen, gut beheizten Wohnwagen. Ich bringe gerade noch die Wäsche zum Waschen, als der angesagte Regen hereinbricht.

Dann schüttet es zwei Stunden lang und Punkt 17 Uhr macht Petrus vorerst Schluss. Ich genieße das Prasseln auf dem Dach und falle bald in einen tiefen Schlaf.

Dann mache ich mich auf den Weg nach einem Abendessen. Der Ort ist wie ausgestorben.

Ich finde eine Pizzeria, die gerade geöffnet hat. Hier findet am Abend Boef Music, eine Art Jam Session, statt.

Tagesstrecke: 27 km

9. Tag Mittwoch, 10.Mai 2017 Revel-Tourdan nach Clonas-sur-Varèze 

Gestern habe ich die 200 km – Grenze meiner Wanderung überschritten und es fast übersehen. Wie anders war meine Aufregung, als ich auf dem Camino Frances bei Nájera das zum ersten Mal erleben konnte. Es ist aber auch schön, sich daran zurückerinnern zu dürfen. Ich sehe den Markierungspfahl heute noch vor mir.

Heute hat mich strahlendes Wetter aufgeweckt. Die Fernsicht war nicht besonders, dafür hat das Wetter gehalten. Nach einem guten Frühstück bin ich schon um 8.15 aus dem Haus. Meine Quartiergeber machen zur Erinnerung mit jedem Gast ein Abschiedsfoto in der Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Die Straßen um das Haus sind eine einzige Baustelle. Heuer Wasser, nächstes Jahr Strom und übernächstes Jahr ein neuer Straßenbelag. Kommt das bekannt vor?

Gleich nach dem Dorf geht’s bergauf und lange dem Hügel entlang. Von diesem Weiher fliegen zwei Reiher auf – die Frösche können beruhigt weiter quaken.

Wieder lacht mich eine Orchidee an.

Die ersten Kirschen werden rot, wer kann da schon vorbeigehen.

In Moissieu-sur-Dolon weiche ich vom Jakobsweg ab, um im Ort nach einem „Gschäfterl“ zu suchen. Es gibt eine verschlossene Kirche und einen tollen Ausblick. Wäre es etwas klarer, könnte man die schneebedeckten Gipfel der Alpen bei Grenoble sehen.

Hier führt die TGV – Linie Paris – Marseille vorbei. Leider verpasse ich einen durchfahrenden Zug nur knapp.

Manchmal helfen ein paar Steine beim Überqueren eines Bächleins.

Hoch auf einem Hügel liegt die Chapelle-de-Surieu mit einem kleinen Friedhof rundum.

Ein Schmetterling hat sich zu einem kurzen Posing eingefunden.

Da bin ich nicht ganz richtig ausgestattet.

Eichen- und Kastanienbäume bilden nette Alleen.

Die Robinien verströmen schon ihren süßen Duft.

Beim Carmel Notre-Dame-de-Surieu mache ich eine kurze Rast in der romanischen Kirche.

In einem Obstgarten versuchen die Obstbauern mit unterschiedlichen Mitteln gegen den drohenden Frost vorzugehen.

Die Nektarinen haben schon Farbe.


Ich überquere die A7, auf der viel Verkehr ist.

Kurz vor dem Ziel wird der Wind immer heftiger, sodass ich die Stöcke in der Ebene zum Schieben einsetzen muss.

Die Gemeindeverwaltung in Clonas-sur-Varèze ist in einem typischen Steinhaus untergebracht.

Schön in römischer Zeit hat man diesen Standort genossen. Ein reicher Römer hat sich seine ansehnliche Villa hierher gestellt. Im Museum ist ein riesiges Mosaik zu bestaunen.

Tagesstrecke: 32 km

8. Tag Dienstag, 9. Mai 2017, Côte-Saint-Andrè  nach Revel-Tourdan 

Nachdem ich gestern wieder eine längere Strecke als beabsichtigt hinter mich gebracht habe, gibt es heute eine kürzere zum Ausgleich. Der Nachteil beim Pilgern ist, dass man auf freie (!) Quartiere möglichst nahe der Route angewiesen ist. Mit dem PKW oder auch mit dem Fahrrad sind fünf Kilometer kein Problem, beim Wandern mehr als eine Stunde Gehzeit zusätzlich. Bekommt man im gewünschten Bereich, bei mir zwischen 23 und 27 km, nichts, dann ist man sehr früh am Ziel und steht vor noch  verschlossenen Toren oder man kommt einer Überlastung nahe.

Meine Erfahrung: ob 20 km oder 36, die letzten drei Kilometer sind die längsten!

Heute habe ich einen leichten Tag vor mir. Ich lasse mir Zeit und mache für acht Uhr das Frühstück aus. Ich bin da, der Padrón nicht. Mit zwanzigminutiger Verspätung kommt er dann und entschuldigt sich vielmals. Ich bekomme rasch mein Frühstück und beim Preis lässt er noch was nach.

In La Côte Saint André lebte und wirkte der holländische Maler Johan Barthold Jongkind, der als einer der Begründer des Impressionismus gilt.

Was ist wohl hinter diese Mauer, die am Ende noch ein Tor hat?

Eigentlich nur ein großes Feld!

Im nächsten Ort Balbin – Ornacieux fällt mir die große, alte Dorfschule auf, die tatsächlich noch ihrem ursprünglichen Verwendungszweck dient.

Der Ausblick über das Tal des l’Oron ist durch die dichten Wolken beeinträchtigt.

An diesem Rosenstock konnte ich einfach nicht vorbeigehen, ohne zu fotografieren.

Das ist des Pilgers liebster Begleiter: Ein zarter Schatten, ohne scharfe Konturen, mal hinten, mal vorne oder an der Seite.

Nahe einer ehemaligen Mühle fällt mir dieser Entspannungsplatz auf. Nur zu rasch aufwachen sollte man nicht!

Wieder haben die Markierer des Jakobswegs eine Extraschleife gelegt. Ich getraue mich nicht, eine Abkürzung zu nehmen, und habe gut daran getan.

Ich glaube,  hier wächst „Steinmais“. Auf anderen Feldern ist die Bodenbeschaffenheit noch schlimmer.

In Faramans finde ich einen Markt mit genau einem Obststand und einem Käsestand.

Die Auswahl ist grandios und grausam zugleich. Am liebsten würde ich den halben Stand kaufen, doch die Vernunft rät mir zu einem reifen Käse von der Ziege (ganz links) . Eine halbe Stunde später auf dem Kirchplatz von Pommier-de-Beaurepaire wird er bereits seiner Bestimmung zugeführt.

Kastanienbäume haben eine Lebenskraft, die beeindruckend ist. Irgendeine Stelle treibt immer aus.

Früher als erwartet bin ich an meinem Ziel in Revel-Tourdan, einem Ort mit viel alter Bausubstanz.

Im Gelände der alten Burg aus dem 13. Jhdt. treffe ich einen Franzosen, der mit zwei Hunden und einem Schiebewagen am Jakobsweg unterwegs ist.

Auffällig sind immer die Waschanlagen für die Gemeinschaft, die hier besonders gut renoviert sind. Wenn die neue Wasserleitung fertig ist, fließt hier wieder Wasser.

In der renovierten Kirche sorgen neue Buntglasfenster für angenehme Beleuchtung.

Schließlich komme ich bei meiner Unterkunft an und bewundere gleich den Eingang und den Ausblick aus dem obersten Geschoß.

Das Gebäude stammt aus der Zeit um 1669.

Und noch eine Bemerkung: Heute war der erste Tag ohne einen Tropfen Regen!

Tagesstrecke: 22,6 km

7. Tag Montag, 8. Mai 2017 Valencogne nach Le Côte-Saint-Andrè 

In der Nacht fällt immer wieder Regen. Die Hausfrau holt mich zum Frühstück in ihr Haus wo mich ein umfangreiches Frühstück erwartet. Sie macht das Zimmervermieten an Pilger auf Spendenbasis. Da ich jetzt schon einige Unterkünfte hinter mir habe, weiß ich, wie ihre Leistung einzustufen ist. Für die nächste Nacht hat sich eine Deutsche angesagt.

Nach dem Frühstück gibt es noch einen eigenen Pilgerstempel und die Hausfrau begleitet mich zum Gartentor, um mich zu verabschieden.

Im Moment des Aufbruchs nieselt es leicht. Die Landschaft ist gespenstisch in  Nebel getaucht.

Bei manch altem Baum könnte man schon Geister vorbeihuschen sehen.

Auf einer Anhöhe blüht noch viel Ginster. Kurze Zeit später übersehe ich eine Abkürzung, was mir einen kleinen Umweg einbringt. Dank  GPS ist der Irrtum bald erkannt.

Jetzt gehe ich durch recht junge Edelkastanienwälder. Alte Bäume fehlen völlig. Da sie erst im Austreiben sind, wirkt der Wald nicht sehr dicht.

Durch die nächtlichen Regenfälle sind die Wege oft lehmig und rutschig.

Ich bin hier vorerst völlig allein. Nur die Vögel singen aus allen Ecken und Enden und ein Hase nimmt Reißaus, als ich ihm in die Quere komme.

Nach etwa eineinviertel Stunden überholen mich drei Mountainbiker, das erste Auto kommt mir erst im nächsten größeren Ort unter.

In der Nacht noch ein Flusslauf, am Vormittag schon Pfad für Pilger und Biker.

Der erste größere Ort ist Le Pine. Zuvor habe ich einen zweiten „Abkürzer“ ausbessern müssen. Die Route des Jakobswegs ist in den Bereich des Lac Balatru verlegt worden. Ich möchte mir aber die Steckenverlängerung ersparen und gehe den „verbotenen“ Weg, der kurz nach der Abzweigung noch markiert ist.

In Le Pine weht ein kalter Wind, ich hole mir gleich eine andere Jacke aus dem Rucksack. In der Kirche finde ich keinen Stempel. Ersatz gibt es im kleinen Laden, der auch heute am Feiertag geöffnet hat. Am 8. Mai wird an das Ende des 2. Weltkrieges mit einem nationalen Feiertag gedacht.

Eine Gruppe Reiter macht sich gerade auf den Weg.

Mitten durch die Gegend….

In einem Hochtal findet eine Rinderherde ausreichend Futter.

Ante portas Romae? 🙂

In Le Grand-Lemps mache ich Mittagspause. Das „Heldendenkmal“ auf dem Friedhof spricht für sich.

Die Straßen und die Markthalle sind leer. Ich finde gerade noch ein offenes Cafe, wo ich ein Bier trinke und meine mitgebrachte Banane esse.

Diese hübsche Fassade hätte ich fast übersehen.

In La Frette ist die Kirche (wie fast überall) geschlossen. Zwei Überraschungen am Wegrand gibt es trotzdem.

Ab Kilometer 30 wird es eher beschwerlich. Statt des nächsten prachtvollen Ausblicks sehnt man das Ende der Etappe herbei. Aber noch ist es nicht soweit. Ein Denkmal für den Jakobsweg.

Nach mehr als 36 km komme ich nach Le Côte-Saint-Andrè.

Hier hat Héctor Berlioz gelebt und gearbeitet. Ihm sind das Museum und ein jährliches Musikfestival gewidmet.

An der Kirche endet die Etappe.

Ich habe im Hotel d’Europe Quartier bekommen, das seine besseren Zeiten hinter sich hat. Das Zimmer ist sauber, das Essen überreichlich. Die Männer, die sich bei meinem Eintreffen am Nachmittag gerade noch an der Theke halten können, sind am Abend immer noch da. Ja, der Absinth…

Tagesstrecke: 36,3 km

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