Wieder hat Petrus Einsehen mit den Pilgern. Der Himmel ist klar, 4°C sind angesagt.
Ich besuche gleich die Kirche neben meinem Quartier. Sie ist dem St. Jodok und dem St. Isidor geweiht.
Jodok war ein Fürstenprinz auf der Bretagne um 600, der auf den Thron verzichtet hat und Priester wurde. Er hat dort ein Kloster gegründet und soll auch nach Rom gepilgert sein. Jodok gilt als Patron der Pilger, Reisenden und Schiffer.
St. Isidor von Madrid ist Patron der Bauern und wird mit einer Schaufel dargestellt.
Der Ort St. Jodok liegt in einer Schleife der Brennerbahn. Dass ich in der Nacht so gut geschlafen habe, liegt wohl daran, dass der Bahnlärm vom Rauschen des Valsbaches übertönt wird.
Die Volksschule wurde im Juli geschlossen. Die Kinder werden mit dem Bus ins drei Kilometer entfernte, höher gelegene Vals gebracht.
Heute geht der Weg fast immer östlich der Sill. Obwohl ich flussabwärts unterwegs bin, geht’s immer wieder zeitweise steil bergauf.
An einer Wegbiegung liegt eine neue Kapelle mit dreieckigem Grundriss, die dem Hl. Wendelin geweiht ist.
„Sankt Wendelin, verlass uns nie, schirm unsern Stall, schütz unser Vieh! “
Im Seitental entsteht gerade eine riesige Deponie für den Abraum aus dem neuen Brennerbasistunnel. Wie das Material hierher kommt, habe ich nicht herausgefunden.
Ich mache den Fehler, dass ich nach Steinach am Brenner absteige, statt auf dem Höhenweg zu bleiben. Für mich läuft der Ort unter „leicht verzichtbar“.
Dafür steige ich danach gleich wieder ein paar Höhenmeter rauf.
Bei Mauern habe ich einen schönen Rückblick auf den Brenner.
Ich komme an alten Erbhöfen vorbei, die zeigen, wie lange hier Menschen den Boden nutzbar gemacht haben.
Im Kuhstall schaut es nicht gerade fortschrittlich aus.
Dann geht’s wieder bergab nach Matrei.
Der Verkehr hat den Ort fest im Griff.
Die Bundesstraße hat zwar nur den Bruchteil der Frequenz der Autobahn, ist aber trotzdem stark befahren. Im Hotel Krone, einem der ersten Häuser am Platz, kehre ich ein und bin überrascht von den moderaten Preisen.
In Tirol haben viele Schulen schon Mittwoch vor dem offiziellen Schulbeginn geöffnet. Dafür gibt es dann Herbstferien.
Das Panorama entschädigt für die vielen Höhenmeter.
St. Martin teilt seinen Mantel mit dem Bettler.
Ich habe wieder eine Abzweigung versäumt und darf eine Abkürzung über eine steile Wiese nehmen. Dafür werde ich mit vielen Herbstzeitlosen belohnt.
Aller guten Dinge sind drei: ich treffe in Ellbogen wieder die nette Wiener Pilgerin, die auf den Bus wartet. Im Ort ist kein Zimmer frei.
Ich muss weiter nach St. Peter – wieder alles besetzt. Die Wirtin ruft in Patsch (Patscher Kofel) an und reserviert mir ein Zimmer im Hotel Bär. Das ist ein Traditionsgasthof, in dem schon Andreas Hofer seine Gefolgschaft aktiviert hat. Die Wirtsleute haben zwar noch den letzten Urlaubstag, nehmen mich aber herzlich auf, und zum gemeinsamen Nachtmahl gibt es Piccata Milanese.
Kaum bin ich angekommen, geht ein kräftiger Sonnenregen nieder und verbreitet eine wunderschöne Stimmung.
Tagesstrecke: 23,56 km
Bergauf: 1117 m
Bergab: 1275m