Am Morgen ist die Welt in Watte getaucht. Es ist nicht kalt und windstill, aber eben nebelig. Ich gehe vormittags wieder gemeinsam mit Ramiza aus Klagenfurt. Ein kleiner Jakobus wacht über unseren Weg. Viele Häuser haben die für das Baskenland typischen roten Balken. Die Wege sind angenehm zu gehen und vor allem verkehrsarm. Hintereinander kreuzen wir die TGV-Linie und die Autobahn. Le Gave de Pau ist der größte Fluss der Region. Es gibt verschiedene Arten zu wohnen. Nach längerer Strecke durch die Maisfelder kommen wir wieder an den Gave de Pau zurück. Die ersten Sonnenstrahlen kämpfen sich bis Mittag durch den Nebel. In einem kleinen Tal, gut versteckt, liegt die Kirche und Abtei Sauvelade, eine typische Zisterziensergründung, die aber lange Zeit säkularisiert war. Außer einer Bar gibt es kaum Infrastruktur. Wieder wird der Pilger von einem kreativen Erholungsplatz empfangen. Ziegenbock ist inbegriffen (special für Werner K.) Unsere Wunschherberge ist leider voll. So müssen wir ein paar Kilometer dazulegen. Der Blick in Richtung Pyrenäen ist durch einzelne Wolken und durch Dunst getrübt. Navarrenx ist ein Ort mit besonderer Geschichte. Ein Großteil der Altstadt ist von Bastionen umgeben. Unsere Herberge trägt wieder die roten Balken. Die Häuser der Innenstadt sind meist dreigeschoßig. In der Kirche erleben wir einen Vortrag zur Ortsgeschichte auf Französisch, der ungemein interessant ist, vor allem bei meinen Kenntnissen der Sprache. Nachher gibt es aber eine Einladung zu einem Gläschen Wein. Nach dem Abendessen finden wir unseren französischen Pilgerfreund in seiner Hängematte bei einer Brückenwaage. Tagesstrecke: 31,7 km
21. Tag Montag, 25. September 2017 Arzacq – Arraziguet nach Arthez de Béarn
Nach einem heftigen Schütter in der Nacht, eine Störungsfront hat uns überquert, ist es am Morgen vorerst wolkenverhangen. Der Baum gehört wohl zu den häufigen Bildmotiven auf der heutigen Etappe. Eine ehemalige Mühle, liebevoll renoviert, ist ein Blickfang. Es gibt auch moderne Kirchenarchitektur, wie die Dorfkapelle von Louvigny zeigt. Jetzt geht es auf die „Alm“ mit Gatter auf, Gatter zu. Die Gegend ist sehr hügelig. Die Kirche und das Kloster von Larreule stammen aus dem 12. Jhdt., ihre Wurzeln gehen auf das 9. Jhdt. zurück. In einem Zelt in einem Garten ist die perfekte Pilgerraststätte aufgebaut. Es gibt Kaffee, Tee, Wasser, Säfte und Kuchen. Und das ohne Spendenbox. Der Hausherr schaut auch auf ein paar Worte vorbei. Drei gestärkt Pilger. Auch hier haben sich Leute bemüht, den Pilgern eine Erholungsoase zu schaffen. Durch das Tal des Luy de Béarn werden wir vor allem von Maisfeldern begleitet. Heute wieder frisch rasiert. Auf eine neue Woche! Die Chapelle de Caubin kurz vor Arthez geht ebenfalls auf das 12. Jhdt. zurück. Arthez ist ein kleiner Ort auf einem langgestreckten Hügel mit zeitweisem Blick auf die Pyrenäen. Uns erwischt am Ortseingang ein Regenguss, der uns ordentlich aufweicht. Die Gitê Communal ist sehr sauber und einfach. Heute habe ich den 500er erreicht. Tagesstrecke: 31,3 km
20. Tag Sonntag, 24. September 2017 Aire-sur-d’Adour nach Arzacq – Arraziguet
Es war eine ruhige Nacht trotz des vollbelegten Zimmers. In der Früh packe ich rasch den Rucksack und gehe zum Frühstück. Um halb acht ist Abmarsch. Durch den Hochnebel wirkt es finsterer, als es sein sollte. Die Église Sainte-Quitterie, eine frühgotische Kirche, ist geschlossen. Gestern war ich zu müde, um noch einen Kilometer hin und retour zu gehen. An einem halb vollen Wasserspeicher tummeln sich viele verschiedene Wasservögel. Heute ist der Weg im wesentlichen flach, ruhig und unspektakulär. Bei Miramont haben wir einen Hauch von Sicht auf die Pyrenäen. Bei klarer Sicht muss das ein tolles Panorama sein. 953 km bis Santiago minus 800 km für den Camino Frances gibt für mich etwa noch eine Strecke von 150 km bis zu meinem Ziel in Saint-Jean-Pied-de-Port. Die kleine Kirche von Sensacq steht auf freiem Feld. Sie ist Jakobus geweiht. Im Inneren befindet sich ein karolingischer Taufstein, wo die Täuflinge noch hineinsteigen mussten. Nicht weit davon entfernt steht die Église Santa Barthélemy von Pimbo, eine richtige Wehrkirche aus dem 12. Jhdt. Bei großer Hitze um die 30 °C erreichen wir unser Ziel in Arzacq. Zwei große Plätze prägen den kleinen Ort. In Richtung Süden sehen wir die Bergkette der Pyrenäen schwach im Abenddunst. Tagesstrecke: 34,5 km
19. Tag Samstag, 23. September 2017 Lanne-Soubiran nach Aire-sur-d’Adour
Gestern war die kleine Herberge bis auf den letzten Platz voll. Für heute ist eine kleine Etappe geplant, weil es auf der nächsten Strecke keine Herbergen gibt. Langsam beißt sich die Sonne durch den Nebel. Es ist nicht kalt, sodass ich gleich im Kurzarmshirt gehen kann. Zugleich auf der Strecke sind mit mir drei Französinnen unterwegs. Eine hat ihren Australian Shepherd mit, der immer versucht die „Herde“ Pilger zusammenzuhalten. Er gehorcht aufs Wort und hat sich auch von einem Wildschwein nicht beirren lassen. Wieder geht es durch endlose Weingärten und Felder. In der ehemaligen Schule gibt es heute einen kleinen Imbiss. In der Sonne lässt es sich gut aushalten. Ramissa aus Klagenfurt und ich gehen den heutigen Tag gemeinsam. Hier werden Fisolen, Buschbohnen oder Strankalan im Großen geerntet. Wieder eine Bahnlinie, die nicht mehr betrieben wird. Die Bahnstation ist ein Wohnhaus geworden. Die Kakifrüchte sind noch nicht reif, da sind wir noch zu früh dran. Ein komfortabler Waschplatz für das ganze Dorf. Da war einmal das Gefängnis! Wir erreichen den d’Adour, der träge dahinfließt. Er wird bei Bayonne in den Atlantik münden. Aire sur d’Adour ist ein verschlafenes Nest. Die Cathédrale Saint-Jean-Baptiste ist oft schon beschädigt worden und hat kaum mehr etwas von ihrem romanischen Ursprung. Im kleinen Pilgerhotel „Hôtel de la Paix“ sind bis zum Abend fast alle Plätze besetzt. Heute ist ein Hauch von Sommer zurück gekommen. Mitten durch die Stadt fließt ein Mühlgang, der vom d’Adour gespeist wird. Eine alte, offene Markthalle wurde durch eine neue ersetzt. Blumenschmuck darf natürlich auch nicht fehlen. Weiter geht es auf dem Weg, Tagesstrecke: 20,2 km
18. Tag Freitag, 22. September 2017 Eauze nach Lanne-Soubiran
Heute Nacht habe ich nicht nur ein Zimmer, sondern gleich ein ganzes Haus für mich allein. Plötzlich sind viel weniger Pilger unterwegs. Mein erster Weg in der Früh führt zum Tourismusbüro, wo ich den Blog von gestern hochlade. Eine Bäckerei hat schon offen. Da besorge ich mir einen Rosinenkringel und ein Baguette. Ein Café öffnet auch gerade rechtzeitig. Beim Weg aus der Stadt komme ich bei einem Kriegerdenkmal vorbei, das an den Hackherlöwen erinnert. Heute ist Hochnebel angesagt. Die Weintrauben sind großteils abgeerntet. Nette Anwohner stellen Kaffee und heißes Wasser auf einen Gartentisch. Stopfleber von Enten und Gänsen zählt immer noch zu den Delikatessen in Frankreich. Das Geflügel hier hat einen großen Auslauf. Unsere erste Familienkutsche: ein Sima Arronde. Der hier ist schon etwas in die Jahre gekommen. Jetzt habe ich den Nullmeridian von Greenwich, GB, erreicht. Nogaro ist eine kleine Stadt, die nicht sehr viel aufregendes zu bieten hat. Eine Stierkampfarena für die französische Variante des Tierspektakels, wo der Stier nicht getötet wird.
Neben der Kirche finde ich diese schönen Bögen.
Immer wieder gibt es kleine Fachwerkhäuser zu sehen. In einem alten Bauernhaus ist eine Gitê untergebracht. Meine Gitê für heute Nacht ist im alten Pfarrhaus untergebracht und ist liebevoll renoviert. Die angrenzende Kirche hat ihren Ursprung um 1070. Im Inneren sind auch an mehreren Stellen alte Fresken freigelegt. Das Abendessen wartet schon. Mahlzeit Tagesstrecke: 31,2 km
17. Tag Donnerstag, 21. September 2017 nach Larrissingle nach Eauze
Wieder ein Morgen, wie er immer sein könnte. Es ist kühl, aber wolkenlos. Das Kaffeemachen habe ich übernommen, den „Abwasch“ teilen wir uns. Ich verabschiede mich von der Französin aus Nantes; ich werde sie gegen Mittag wiedersehen, weil sie entweder einen größere Abschneider oder ein Auto genommen hat. Die alte Brücke gehört auch zum Weltkulturerbe und kommt nach der Renovierung voll zur Geltung. Zwischen den Feldern verlaufen die Wege. Kaum hört man Fahrzeuggeräusche, nur zwei tiefe Überflüge von Eurofightern stören die Ruhe. Der Wein auf den großen Anbauflächen wird maschinell geerntet. Da verbleiben nur mehr die Stängel der Trauben am Stock. Montréal ist wieder eine typische Stadt auf dem Hügel. Man tut viel, um sich von anderen Orten abzuheben. Auch verdiente Politiker werden mit einer Tafel am Haus gewürdigt. Ich gönne mir ein zweites Frühstück: das Gebäck muss ich aus der Bäckerei ins Café mitbringen. Der Hauptplatz ist hier wirklich das Zentrum des Geschehens. Die alten Zedern führen zu einem Bauernhof. Lange führt der Weg auf der Trasse einer ehemaligen Eisenbahn. Stetig geht er nach oben. Man kann direkt die alte Dampflok schnaufen hören, wenn sie die schwere Last nach oben zieht. Die Reste eines Signals, mehrere Überführungen und ein Bahnhofsgebäude sind noch Zeugen der Zeit. Ich erreiche Eauze, die Hauptstadt des Armagnac. Das Zentrum liegt wieder um die Kirche herum, die Cathédrale Saint-Luperc. Die Kirche ist aus Bruchsteinen von gallo-romanischen Gebäuden errichtet worden. Auf dem Place d’Église stehen einige schöne Fachwerkhäuser. Rund um den Stadtkern gibt es eine breite Ringstraße. Nach einer Pizza in einem italienischen Restaurant, in der die Besitzerin kein Wort italienisch kann, versuche ich noch zwei Achterln des lokalen Weißweins. Es gibt im lokalen Angebot keine sortenreinen Weine, nur Verschnitte. Gut waren sie trotzdem! Ich komme noch an der beleuchteten Kathedrale vorbei. Tagesstrecke: 28,9 km
16. Tag Mittwoch, 20. September 2017 Esparzot nach Larressingle
Was für ein Morgen! Fast wäre ich zu spät aus dem Haus gekommen, um das Schauspiel zu erleben. Lectoure als Vordergrund des Sonnenaufganges. In den Senken liegt leichter Nebel, der sich bald auflösen wird. Es ist windstill, aber kühl. Die Luft ist sehr klar und optimal zum Wandern. In Marisolan finde ich diese Blüten an einer Hausmauer. Ein kleines, aber feines Hotel mitten in den engen Gassen des Dorfes. Ich beobachte das Spiel eines kleinen Buben mit seiner Mutter, die ihn in die Schule bringen will. Die Schultasche lässt er sich nachtragen, damit sie mitgeht. Das kleine Schulhaus ist auch schon in die Jahre gekommen. Unterwegs hole ich ein Paar ein, das mit Eseln unterwegs ist. Bei einem Tempo von vier Kilometern pro Stunde schaffen sie zwischen 20 und 25 km pro Tag. Die vier machen eine größere Runde in der Gascogne. Ob über die Hügel, ob in den Senken, das Wandern macht hier einfach Spaß. Auch wenn es einmal auf Straßen dahin geht, stört kaum Verkehr. Ein nettes kleines Häuschen, fast in der Einschicht. Eine Kirche aus dem 12. Jhdt. beeindruckt durch ihre Schlichtheit.
Die Rückhaltebecken sind ziemlich entleert. Hauptsächlich werden in diesem Bereich Weizen, Hirse und Soja angebaut. Ganz im Hintergrund lassen sich schon die Pyrenäen erahnen: Es ist zwar noch weit dorthin, aber ein Grund zum Jubeln. Vor mir liegt Condom, eine kleine Stadt mit großer Kirche. Die Cathédrale Saint-Pierre wirkt wie eine Festungsanlage. Der prächtige Chor und die Ausstattung haben sich den Titel „Weltkulturerbe“ verdient. Daneben ist der Kreuzgang der ehemaligen Abtei auch für öffentliche Veranstaltungen zugänglich. Auch sie lässt man hier hochleben: die vier Musketiere. Einer für alle, alle auf einen! 😉 Über die La Baise, auf der einige Urlaubsschiffe verkehren, verlasse ich wieder die Stadt. Durch Weingärten und Wäldchen komme ich nach Larrissingle, einem Wehrdorf aus dem 12. Jhdt.
Heute ist es nur mehr ein Museumsdorf, aber einen Abstecher wert. Besonders dann, wenn es ein Eis mit Armagnac gibt. Armagnac spielt an diesem Abend eine besondere Rolle. Unser Hospitalero ist Biobauer mit drei Hektar Weingarten und produziert Armagnac und Nebenprodukte. Wir, eine Französin und ich, dürfen ihm dabei über die Schulter schauen und mitverkosten. Hygienebestimmungen der EU sind nicht ins Französische übersetzt, der Besenstiel dient auch zum Umrühren des Ansatzes und überhaupt wird ohnehin alles durch Alkohol desinfiziert. Vielleicht bekommen die Produkte auch deshalb eine individuelle Note. Beim Abendessen im Haupthaus lerne ich ein typisches Landhaus von innen kennen.
Zum Essen bekommen wir einmal drei verschiedene Aperitifs mit Armagnac und dann noch einen guten Rotwein. Da kann man nur gut schlafen!
Tagesstrecke: 32,1 km
15. Tag Dienstag, 19. September 2017 Saint-Antoine nach Esparzot
Eine herrliche Nacht: Allein im Fünfbettzimmer. Da nur zwei Paare und ich in der Herberge übernachten, bekomme ich ein eigenes Zimmer. Ich kann schnarchen, so laut ich will. Die Wände des ehemaligen Kellers haben Verliesstärke. Um 6.45 Uhr gehe ich ins Nebengebäude, draußen ist ein sternklarer Nachthimmel. Als ich dann um halb acht aufbreche, ist es schon hell. Auf den Hügeln ist die Sonne dann da. Es ist zwar schön, aber ein kühler Wind weht vor allem oben auf den Hügeln. Wenn man in die Runde blickt, sieht man viele Orte auf den Hügelkämmen liegen. Hier schaut schon Flamarens herüber. Heute ein kleines Nest, im Mittelalter durchaus von überregionaler Bedeutung. Das ist Camino: Ein noch warmer Obstkuchen auf dem Weg, um 1 € das Stück. So kurz nach dem Frühstück mag ich noch nicht, einpacken will ich auch nicht, was ich später noch bereue. Das musste ja kommen: ULTREIA! Ich habe die schönen Herbstfarben als Hintergrund gewählt. Das warme Licht der Herbstsonne bringt die Hagebutten so richtig zum Leuchten. Von der Kirche in Flamarens stehen nur mehr die Außenmauern. Dafür ist das befestigte Schloss in gutem Zustand. Es ist in Privatbesitz. Die nächste „Bergfestung“ ist das Städtchen Lectoure. Weithin ist der Turm der ehemaligen Kathedrale zu sehen. Die Gässchen sind sehr eng, trotzdem fahren die Autos durch. Hinter dieser unscheinbaren Mauer geht es lustig zu. Es ist gerade Mittagspause in der Klosterschule. Auf der Hauptstraße ist nichts los: Mittagspause! Nur die Restaurants haben gerade noch offen. Ich will mir etwas Proviant kaufen – Fehlanzeige. Dafür finde ich eine tolle öffentliche Toilette, die vielleicht Maßstab für uns in Österreich sein könnte. Im Hôtel de Ville gibt es einige Gemälde berühmter Bürger der Stadt. Von der Stadt sieht man weit über das Land. Ich wandere noch eine kleine Strecke. Wieder ist Boden tief. Mein Ziel, die Ferme d’Esparzot, liegt auf einer Anhöhe. Der Blick auf die Stadt ist toll. Die kleinen, gelben Blumen dürften Herbstkrokusse sein . Tagesstrecke: 29,3 km
14. Tag Montag, 18. September 2017 Moissac nach Saint-Antoine-de-Pont-d’Arratz
Heute war ein richtiger Wassertag. Schon der erste Blick hinunter auf Moissac zeigt alles in düsterem Regengrau. Ich beschließe ausgiebig lang zu frühstücken und verabschiede mich von ein paar Freunden, mit denen ich in den letzten Tagen öfters zusammen war und die in Moissac ihren Weg beenden. Eigentlich wollte ich in der Früh die Markthalle besuchen und den Proviant etwas auffüllen, aber ein Polizist erklärt mir, dass erst um neun Uhr geöffnet wird. Das ist mir zu spät. Ich gehe weiter zum Canal Lateral à la Garonne, der parallel zur Garonne fließt und die Schiffe aus dem Tarn in die Garonne überleitet. Dem Kanal folge ich jetzt viele Kilometer. Immer wieder gibt es Schleusen, um den Höhenunterschied auszugleichen. Ein Urlaubsschiff gleitet an mir vorbei. An der nächsten Schleuse muss es auf den Gegenverkehr warten, und ich hole es wieder ein. Alte Platanen säumen das Ufer. Der Treppelweg auf meiner Seite ist asphaltiert und auch ein toller Radweg. Bei dem heutigen Wetter liebe ich sogar Asphalt. Immer wieder wechseln trockene Phasen mit leichtem Regen.
Die Garonne wird hier in den Canal Golfech und die Garonne geteilt.
Als ich den Canal de Golfech auf einer Brücke überquere, hat es so geschüttet, dass das Fotografieren fast unmöglich war. Beim Überqueren der Garonne, die in den gegenüberliegenden Talente fließt, habe ich mehr Glück. Über eine steile Straße komme ich nach Avilla, einen entzückenden kleinen Ort mit viel Vergangenheit. Auf der Rue des Nobles ziehe ich in die Stadt ein. Am Hauptplatz steht ein schönes, denkmalgeschütztes Gebäude. Der Uhrturm stammt aus dem 13. Jhdt. Von einer großen Aussichtsterrasse sieht man weit über das Tal. Im Hintergrund die Kühltürme des AKW Golfech. Auf dem weiteren Weg begleiten mich interessante Wolkenstimmungen. In Saint-Antoine besichtige ich noch die Kirche mit ihrem arabisch anmutenden Tor. Auch das Innendekor ist sehr mutig. Ich habe eine nette Gîte gefunden. Tagesstrecke: 29,1 km
13. Tag Sonntag, 17. September 2017 Lauzerte nach Moissac
Raus aus der Herberge, ob es regnet oder die Sonne lacht. Die Straßenbeleuchtung ist noch eingeschaltet, als ich kurz nach halb acht das Haus verlasse. Erstmals geht es in der Früh sogar bergab! Die folgende Bergwertung bringt mich zu einem Aussichtspunkt mit schöner Sicht auf Lauzerte. Der Getreidespeicher mit aufgesetztem Taubenkobel zeigt, dass die Menschen viel Wert auf Qualität gelegt haben. Der Boden zeigt tiefe und breite Trocknungsrisse. Zu lange ist hier wenig Regen gefallen. Der Weg ist sehr glitschig, manchmal bräuchte man Steigeisen. Die Gärten bei den Bauernhöfen liefern alle Arten von Gemüse; besonders die verschiedensten Tomaten leuchten heraus. Ich komme an einer Kiwiplantage vorbei, wo bereits große Früchte auf die Erntezeit warten. Die Schwalben sind immer noch da. Sie sammeln sich auf der Leitung und bejagen das umliegenden Feld nach Insekten. Die Jagd ist los! Es ist Sonntag und die Männer brauchen Beschäftigung. Hier und da höre ich Schüsse fallen.
Ich hoffe, dass ich nicht als Rotwild eingestuft werde.
Mitten im Nirgendwo hat eine Gruppe ein Camp aufgeschlagen und bewirtet vorbeikommende Pilger.
Pilger sind willkommene Leute!
Extra für Ilona: Ja, es regnet auch, wenn ich da bin! Ich mag dann aber nicht so gern fotografieren.
Der Blick über das Tarn – Garonne-Tal ist leider durch die Wolken getrübt.
Ich komme zum Ortsanfang von Moissac. Gestern hat unsere Hospitalera uns schon vorgewarnt: Ab der Ortstafel sind es noch drei Kilometer bis ins Zentrum.
Dabei wirkt der Ort nicht großstädtisch.
In der Innenstadt finden gerade ein kleiner Markt und eine Leistungschau landwirtschaftlicher Produkte statt.
Das Portal der Abbatiale de Saint-Pierre und der Kreuzgang des Klosters zählen zum Weltkulturerbe.
In einer ehemaligen Kapelle gibt es eine Ausstellung verschiedener Traubensorten.
Ich schlendere durch die Gassen, die sich zunehmend leeren.
Im ehemaligen Karmeliterkloster finde ich heute Kost und Quartier.
Tagesstrecke: 28,3 km