Auf nach Rom III Anreise nach Spoleto über Rom

So, jetzt bin ich wieder auf Achse! Natürlich vorerst mit der Bahn. Schnell noch zu Hause ein Foto mit Rucksack und meinem neuen Pilgerzeichen, das mich nach Rom begleiten soll.

Heidrun, meine Frau, begleitet mich zur S-Bahn, mit der es zum Hauptbahnhof in Graz geht. Sie wird mich wieder als „Bodenstation“ von zu Hause aus unterstützen. Danke!!!

Am Hauptbahnhof, der noch seine Gestaltung aus der Kulturhauptstadtzeit trägt, wartet auch schon der Railjet in Richtung Wien.

Next Stop „Bruck an der Mur“. Dort nehme ich den Nightjet nach Roma-Termini.

Ich schlafe recht gut, merke aber, dass nach Villach nichts weitergeht. Als es hell wird, halten wir in einem Außenbahnhof – Padua. Da haben wir schon 1,5 Stunden Verspätung.

Erinnerungen an meinen Weg vor einem Jahr werden wach. Die Poebene in sanftem Morgenlicht.

Bologna Centrale um 7 Uhr statt um 5.22 Uhr. Gut, dass ich den Zug nach Spoleto noch nicht gebucht habe.

Mit fast drei Stunden Verspätung erreichen wir Rom und bekommen zum Trost ein „Courtesy Kit“ mit Getränken und Naschereien.

Den geplanten Zug erreiche ich nicht mehr, der nächste geht aber in absehbarer Zeit. Da bleibt noch Zeit, mich ein bisschen im und um den Bahnhof umzusehen.

Die Straßenbahn ist wohl schon legendär und kann deshalb nicht ersetzt werden.

Der Regionalexpress, mit dem ich weiterfahre, schaut zwar nicht sehr modern aus, fährt aber mit 160 km/h durch die Landschaft mit dem Ziel Ancona: „From coast to coast“. Er bringt mich bis zur Statione Spoleto, wo ich im Herbst meinen Weg unterbrochen habe.

Jetzt muss ich nur noch hinauf in die Stadt.

Die Stadt liegt typisch am Hang und wird von der Rocca gekrönt.

Zuerst suche ich mein Quartier, ein nettes B&B auf, deren Besitzerin mich liebenswürdig über alle Wegvarianten und Sehenswürdigkeiten aufklärt. Ich bekomme ein nettes Zimmer mit Bad.

Dann geht es ab in die Stadt: Eben ist nichts. Es gibt aber ein System von Liften und Rolltreppen, mit dem sich Touristen den Weg erleichtern. Einheimische gehen gerne, erklärt mir meine Vermieterin. Dafür dürfen Touristen seit drei Jahren eine Tourismusabgabe zahlen.

Im Dom findet gerade die Firmung durch den Bischof statt.

Dann geht es durch viele kleine Gassen und Gässchen hinauf zur Rocca.

Von dort hat man auch einen guten Blick auf die Ponte delle Torri, diese imposante Brücke aus dem 13./14. Jhdt., die eigentlich ein Aquädukt ist. Sie ist 230 m lang und 76 m hoch. Der integrierte Fußweg ist leider seit dem letzten Erdbeben gesperrt.

Das Wasser kann dann gleich für die Speisung der Brunnen Verwendung finden.

Durch die kleinen Gassen, in die kaum ein Auto passt, die aber trotzdem befahren werden, gehe ich wieder in Richtung B&B.

Unterwegs komme ich noch an der Chiesa SS. Giovanni e Paolo vorbei, die interessante Fresken aus dem 13. Jhdt. beherbergt, wie z. B. die Ermordung Thomas Beckets.

Leider sind heute nicht alle Sehenswürdigkeiten zugänglich. Vielleicht auch gut, sonst würde der Bericht zu lange!

Tagesstrecke: 6,7 km

Link zum Ende von „Auf nach Rom II“

Resumé: Jakobsweg – Extension 2.1 Nickelsdorf nach Perchtoldsdorf 125 km

Bevor ich mit der Planung dieses Abschnittes begonnen habe, hatte ich eher ein ungutes Gefühl. „Flach, langweilig, Asphalt, Stadt“- das waren die Schlagworte, die mir aus Wanderführern und Blogs in Erinnerung waren. Zum Glück kam es doch auch anders.

Anreise und Verkehr:
Die An- und Abreise zum Start und vom Ziel waren problemlos mit Öffis zu machen. Der Verkehr auf den Straßen hielt sich im unteren Wahrnehmungsbereich und war auch zentrumsnah keine Herausforderung.

Unterkunft und Verpflegung:
Die Planung der Unterkünfte war schon etwas problematischer. Die Quartiergeber im Osten von Wien wollen keine Ein-Nacht-Gäste, weil sie durch Handwerker, die in der Region arbeiten, ausgebucht sind. So habe ich doch einige Absagen am Telefon erhalten, bis ich meine Unterkünfte hatte (siehe Quartierliste am Ende). Die Verpflegung am Land muss man ebenso planen. Montags und nachmittags(!) sind viele Gasthäuser und Lebensmittelgeschäfte in den Dörfern geschlossen, wenn überhaupt vorhanden.

Wege:
Die Wege sind meist gut markiert, wenn man sich daran hält. Ich habe mir mehrfach eine Alternativroute gesucht, weil sie interessanter für mich waren. Viele Wege sind asphaltiert, aber am Bankett könnte man auch gut gehen. Ich ziehe meist dann die ebene Straße vor. Es gibt einige sehr lange Gerade, die ohne jeden Schutz zum Unterstellen sind. Das macht auch den Reiz dieser Landschaft aus.

Kultur und Natur:
An Kulturgütern kommt man oft vorbei. Wie fast überall sind Kirchen nicht mehr zugänglich, weil einfach das Personal für Wartung und Aufsicht fehlt. Natur hat man viel, seien es die naturbelassenen Donauauen oder die weiten Felder oder auch die Donauinsel. Ich habe nette Menschen zum Tratschen gefunden, aber der Zeit entsprechend keine Pilger und wenig Radtouristen.

Wetter:
Als Wanderzeiten sind sicherlich der Frühling oder der Herbst zu bevorzugen. Im Sommer kann die Hitze ein Problem werden und im Winter der eisige Wind aus dem Nordosten. Wichtig ist es, den lokalen Wetterbericht zu verfolgen. Meinen ursprünglichen Wandertermin Mitte März habe ich verschoben, weil nach langer Schönwetterperiode ein Sturm angesagt war. Winde von mehr als 60 km/h und Sturmböen sind dort nichts Ungewöhnliches und entsprechend gefährlich.

Wegstatistik:
125 km (ohne Besichtigungen), 560 m bergauf, 430 m bergab),5 Tage zwischen 16,1 und 29,6 km, Mittelwert: 25,04, Median: 27,9 km

Quartierliste: Quartierliste Nickelsdorf – Perchtholdsdorf

5. Tag Freitag, 12. April 2019 Wien nach Perchtoldsdorf

Die heutige Etappe verspricht nichts Besonderes vom Wandern her betrachtet. Durch das Stadtgebiet gehen bedeutet nur Asphalt. Da ich aber meinem Vorsatz, durchgehend alles zu Fuß zu gehen, treu bleiben will, gehe ich los. Das Wetter meint es auch wieder gut. Es weht zwar ein kühler Wind, aber es ist trocken.

Die Mahü, die Mariahilferstraße, ist in der Früh noch nicht sehr belebt.

Am technischen Museum vorbei komme ich zum ersten Highlight des Tages.

Das Schloss Schönbrunn wird gerade von den ersten Besuchern gestürmt.

Ich wende mich gleich in Richtung Garten und habe die Anlage ohne Touris vor mir.

Ich marschiere zur Gloriette, von wo ich eine gute Sicht auf das Schloss und die Stadt habe.

Ich gehe einige Zeit entlang der 1. Wiener Hochquellenwasserleitung, die Wien ohne Pumpwerke über 95 km mit bestem Wasser versorgt. Auch die Bauzeit von 1870 – 1873 ist sensationell. Maximal kann sie 220. 000 Kubikmeter Wasser täglich liefern.

Im Nansen-Park steht ein Denkmal für den Forscher und Friedensnobelpreisträger Fridtjof Nansen.

Es wird hier schon hügelig und in das nächste Tal muss ich die Hoferstiege nehmen. Zum Glück nur abwärts!

In der Breitenfurterstraße treffe ich auf dieses interessante Bauwerk. Mir ist unklar, ob es renoviert oder frisch errichtet ist. Es hat für mich fast den Charakter der Gemeindebauten der Zwischenkriegszeit. (Ergänzung: Die Siedlung Breitenfurterstrße 401 – 413 der Wiener Wohnen wurde von 1984 -1987 nach Plänen von Hedwig Wachter, Rober Krier und Peter Gebhart errichtet. Die Skulptur Mahnmal – Licht und Schatten stammt von Robert Krier.)

Kurz darauf verlasse ich Wien und bin wieder in Niederösterreich.

Final destination Perchtoldsdorf.

Hier startet der Wiener Wallfahrerweg – Via Sacra nach Mariazell, eines meiner nächsten Ziele und auch der Grund, bis hierher zu gehen. Ich will den „neuen“ Wiener Mariazellerweg gehen.

Perchtoldsdorf ist ein alter Markt mit viel Geschichte. In den kleinen Häusern sind viele Buschenschanken vertreten, wo die Winzer ihren Wein ausschenken.

Auf dem Hauptplatz dominieren die Pfarrkirche von 1270 und der freistehende Kirch- und Wehrturm aus dem 15. Jhdt. Die Dreifaltigkeitssäule, eine barocke Pestsäule, stammt aus dem 18. Jhdt.

Ich hole mir noch einen Stempel aus dem Gemeindeamt und trete die Heimreise an: Bus zum Bahnhof, S-Bahn nach Wien Hauptbahnhof, Railjet nach Graz.

Tagesstrecke: 17,4 km
Bergauf: 151 m
Bergab: 35 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

4. Tag Donnerstag, 11. April 2019 Fischamend nach Wien

Die Fischa fließt auf dem Weg in die Donau ihrem Ende zu.

Am Ortsrand von Fischamend-Dorf steht die riesige Eisenskulptur „Pannonischer Altar“ von Karl Anton Woll.

Zwischen Ostautobahn und Auwald ist es sehr laut und auch die morgendliche Früh-Runde vom Flughafen Schwechat trägt ihres zum Lärmpegel bei. Zum Glück zweigt der Weg bald in den Wald zur Donau ab.

Die ersten Pilze sprießen am Wegrand.

Endlich sehe ich wieder ein Stück des Flusses und bin im Nationalpark „Donauauen“.

Der Biber hat sich für die nächste Nacht noch ein Stück Arbeit übriggelassen. Der Stamm hat sicher 50 cm Durchmesser.

Am Treppelweg komme ich zügig und fußschonend weiter.

Ein einsamer Bildstock steht im Auwald bewacht von zwei Rosskastanienbäumen.

Bei Mannswörth bin ich wieder in der „Zivilisation“ und habe ein paar hundert Meter auf der Hauptstraße zurückzulegen.

Im Ort fallen mir die Gräber russischer Soldaten auf, die 1945 hier gefallen sind.

Diese Skulptur des Schwechater Künstlers Karl Martin Sukopp war einst Teil ein Spielplatzes, ehe sie mit Betretungs- uns Benützungsverbot belegt wurde.

Die Kirche von Mannswörth von 1662 hat eine interessante Fastentuchvariante.

Der erste rote Bus an der Endstation der „Wiener Linien“. Jetzt ist die Herausforderung, kein Öffi zu nehmen, noch einmal so groß. Keine Angst – ich bleibe stark!

Beim Kraftwerk Freudenau überquere ich den Hafen und die Donau.

Ab jetzt gehe ich auf der Donauinsel, die zwischen 1972 und 1988 als Hochwasserschutz künstlich errichtet wurde und 21 km lang ist.

Jetzt zähle ich nur mehr die Brücken, bis ich ins Stadtzentrum abbiegen kann.

Auf der Donau wendet ein riesiges Kreuzfahrtschiff, um anschließend Passagiere aufzunehmen.

Über die Reichsbrücke wechsle ich wieder in den „Dschungel der Großstadt“. Kurz sehe ich ein Stückchen des Stephansturms.

Riesenrad, Tegetthoffdenkmal und Nestroydenkmal

Noch einmal den Wegweiser des Wiener Jakobswegs, dann bin ich am Ziel.

Angekommen! Es ist zwar nicht Santiago, aber trotzdem schön!

Im Dom probt gerade ein Collegechor für ein abendliches Konzert und bringt noch mehr Stimmung in den Sakralraum.

An den bekannten Bauten des imperialen Wiens gehe ich zu meinem Hotel hinter dem Parlament.

Am Abend werde ich beim Stammtisch der Wiener Jakobspilger herzlich aufgenommen. Danke!

Anschließend schaue ich noch kurz beim Steiermark-Dorf am Rathausplatz vorbei. Dort, beim Steiermark-Frühling, einer Tourismusveranstaltung, herrscht feuchtfröhliche Stimmung.

Tagesstrecke: 30,2 km
Bergauf: 23 m
Bergab: 22 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

3. Tag Mittwoch, 10. April 2019 Bad Deutsch-Altenburg nach Fischamend

Die ersten beiden Tage sind von tiefen Eindrücken der Zeitgeschichte geprägt. Heute stehen die Römer im Mittelpunkt der Erlebnisse.

Der Tag beginnt etwas feucht. Ab Kilometer 3 brauche ich die Regenpelerine. Es regnet zwar nicht stark, aber doch zu viel, um nur in der Jacke zu gehen. Ein einziger Donner war wohl die Begrüßung Jupiters in seinem Machtbereich.

Ich mache einen geplanten Abstecher von den vorgegeben Wegen und komme beim Roten Kreuz vorbei, das hier seit 1700 besteht und dem Hl. Donatus geweiht ist.

Dann sehe ich schon in der Nähe das Amphitheater von Deutsch-Altenburg. Die heutigen Mauern stammen aus dem 2. Jhdt. n. Chr., die Vorgängerbauten sind wesentlich älter. Das Theater bot für 8000 Zuschauer Platz und war Teil des angrenzenden Militärlagers.

In Petronell entdecke ich dieses entzückende Haus. Links und rechts der Straße stehen zwei Mautwächter auf ihren Sockeln.

Für den angrenzenden Nationalpark Donauauen gibt es hier die Nationalpark-Akademie des Naturhistorischen Museums.

Das Schloss Petronell, ein Frühbarockschloss mit wechselvoller Geschichte, war 17 Generationen im Besitz der Uralt-Adelsfamilie Abensperg-Traun, bis es 2006 an eine bekannte Baufirma verkauft wurde.

In unmittelbarer Umgebung erstreckt sich die Römerstadt Carnuntum mit ihren Ausgrabungen der Zivilstadt.

Carnuntum war im 2. Jhdt. Verwaltungszentrum der Provinz Pannonien am Limes und hatte  damals schon 50 000 Bewohner. Von hier aus unternahm Kaiser Marc Aurel seine Feldzüge und Septimus Severus wurde hier zum Kaiser proklamiert.

www.carnuntum.at

In der Nähe steht auch das sogenannte „Heidentor“, ein Siegesdenkmal aus dem 4. Jhdt.

Das Tor, das ursprünglich aus vier Säulen bestand, steht frei in der Gegend.

Im Schutz der Ruine hat ein Hase Schutz gesucht. Er wirkte sehr geschwächt und ich habe versucht, ihn nicht noch mehr zu stressen.

Die Wege sind wieder gerade, der Regen hat etwas zugenommen und der Wind kommt gleichmäßig von Norden. Gut, dass ich meine Wanderung nicht vor vier Wochen gemacht habe, als der Wind in Sturmstärke über das Land brauste.

Ich habe mir wieder eine eigene Wegvariante gesucht und kann auf Schotterwegen bis Regelsbrunn gehen, wo ich wieder auf die markierten Wege treffe.

Am Wegrand steht ein altes Marterl, das in seiner Schlichtheit kaum zu übertreffen ist.

Ich umgehe eine riesige Schottergrube, bei der ein LKW nach dem anderen ein- und ausfährt.

Maria Ellend ist ein bekannter Wallfahrtsort in der Region.

Auf der anderen Straßenseite liegt eine Wallfahrtsanlage, schon fast ein Themenpark. Die Lourdes-Grotte, eine Krippe und die Antonius-Kapelle sind einige der Objekte in diesem Park.

Diese Ringelnatter ist scheinbar unverletzt, bewegt sich aber nicht mehr.

Mein Weg führt nun entlang eines Altarmes der Donau.

Überall kommen die Blütenstände der Gemeinen Schuppenwurz aus der Erde.

Noch unter der Ost-Autobahn A4 durch, dann bin ich in Fischamend.

Die Pfarrkirche ist ausnahmsweise offen und hat sogar einen Pilgerstempel.

Der Stadtturm steht prominent in der Ortsmitte.

Die Fischa, die dem Ort den Namen gab, fließt direkt an meiner Pension vorbei.

Ich bin in einem netten Zimmer untergekommen. Im gleichen Haus gibt es noch ein Café, in dem ich gut esse: Blunzengröstl mit Sauerkraut.

Streckenlänge: 29,15 km
Bergauf: 61 m
Bergab: 46 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

2. Tag Dienstag, 9. April 2019 Kittsee nach Bad Deutsch-Altenburg

Schon früh bin ich nach herrlich durchschlafener Nacht beim Frühstück. Dann erzählt mir Herr Hauswirth, der Vermieter, ein wenig über die Veränderung in Kittsee in den letzten Jahren. In zehn Jahren hat die Bevölkerung um 60% zugenommen, Kindergärten und Schulen platzen aus allen Nähten. Die boomenden Stadt Bratislava (Pressburg) schwappt nach Österreich über.

Hinter dem alten Schloss liegt der Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde, die sich seit 1670 hier unter dem Schutz des Fürsten Esterházy niedergelassen hatten.

In Kittsee ist auch die Schokoladenfabrik der Familie Hauswirth. Leider öffnet die Schoko-Csárda erst in einer Stunde. Da will ich nicht so lange warten.

Das neue Schloss Kittsee wurde im 17. Jhdt. im Barockstil erbaut.

Kittsee ist auch bekannt für seine Marillen. Die Blüte ist schon vorbei, aber sie soll heuer außergewöhnlich gut gewesen sein.

Ich gehe in Richtung Berg am Fuße der Königswarte.

In Berg treffe ich eine eingesessene Bäuerin, die mir viel über den Ort, seine Geschichte und seine Entwicklung erzählen kann. Nach einer halben Stunde gehe ich dann weiter durch den Ort auf die Königswarte. Am Ortsrand gibt es entzückende Keller.

Der Wald ist voll mit Lerchensporn.

Nach dem gestrigen „Flachwandern“ tut der Anstieg richtig gut.

Auf dem „Gipfel“ der Königswarte steht ein imposanter Aussichtsturm mit heute mäßiger Aussicht, dafür umso mehr Wind.

Direkt unter der Warte steht „unser Ohr“ nach Südwesten. Früher war die Überwachung nach Osten gerichtet.

Durch ein Wildschweingehege nehme ich die Straße in Richtung Tal.

Nachdem ich die erste Abzweigung übersehen habe, suche ich mir eine Alternative – ich soll ja auf den Wegen bleiben.

Zuerst sehe ich drei flüchtende Wildschweine mittlerer Größe. Ich gehe weiter bis zu einer Biegung und da steht in 60 – 70 m Entfernung ein relativ großes Viech, schaut mich an, macht ein paar Schritte nach vor, um mich besser zu sehen und macht KEINE Anstalten zu flüchten. Da weiß ich, dass es besser ist, mich zurückzuziehen und doch den Weg über die Straße zu nehmen.

Auf der komme ich dann doch nach Wolfsthal, dem Startpunkt des österreichischen Jakobswegs.

Die Kirche ist leider wieder geschlossen, die Mesnerin will ich nicht extra herbestellen.

Gleich in der Nähe liegt das Schloss Walterskirchen aus dem 17. Jhdt., das noch immer im gleichnamigen Familienbesitz ist.

Hier halten sie noch zusammen? Die Pensionisten der ÖVP und der SPÖ im gleichen Haus. Nur die Linken sind rechts und die Rechten links!

Gerade geht es jetzt auf Hainburg zu. Die Burganlage am Schlossberg gehört zu den größten ihrer Zeit in Europa.

Am Ortsrand bestimmen niedrige Häuser das Bild.

Hinter dem Ungartor und den Befestigungsmauern beginnt die Stadt.

Die Stadtpfarrkirche, den Heiligen Philippus und Jakobus geweiht, stammt aus dem späten 17. Jhdt. Sie ist die erste Kirche, die ich auch von innen besichtigen kann.

Die prachtvolle Mariensäule von 1749 wird dem Rokoko zugeordnet.

Nach dem Wienertor gehe ich hinunter zur Donau, wo die ehemalige Tabakfabrik, heute „Kulturfabrik“, steht.

Entlang der Donau-Auen marschiere ich die letzte Strecke in Richtung Bad Deutsch-Altenburg.

Hier verlaufen auch der Marienweg von Tschenstochau nach Mariazell und die Europäischen Fernwanderwege E4 Pyrenäen – Plattensee und E8 Nordsee – Rhein – Main – Donau – Karpaten.

Bevor ich nach Bad Deutsch-Altenburg komme, besuche ich die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt (ab 1050) und den Karner (Anfang 13.Jhd.)

Die Stadt hat nicht viel zu bieten. Das Rathaus ist in der Villa Hollitzer untergebracht. Der Hauptplatz ist als solcher kaum zu erkennen, wäre da nicht eine Uhr und Jupiter auf einem erhöhten Standplatz.

Tagesstrecke: 23,75 km
Bergauf: 350 m
Bergab: 330 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

1. Tag Montag, 8. April 2019 Nickelsdorf nach Kittsee

Die Anreise über Wien nach Nickelsdorf verläuft mit der Bahn pünktlich. Ab Parndorf ist der Regionalexpress mein persönliches und exklusives Reisemittel.

Vom Fahrdienstleiter bekomme ich den ersten Stempel in meinen Pilgerpass. Er soll bis zum Abend mein letzter sein. An Arbeit mangelt es dem Fahrdienstleiter nicht. Ein Zug nach dem anderen fährt in eine der beiden Richtungen. Nach dem dritten Zug kann ich endlich den Bahnübergang überschreiten und losmarschieren.

Es ist flach in dieser Gegend Österreichs. Die Leitha, oder was von ihr nach der Kanalisierung noch übrig blieb, rinnt gemächlich durch die Landschaft.

Ein Aussichtsstand gewährt etwas mehr Überblick.

Ich treffe auf die erste Markierung des Weitwanderweges 07, dem ich die nächsten Tage folgen werde.

Die blühenden Schlehen setzen überall weiße Farbtupfer in die Landschaft.

Die Wege sind meist kerzengerade und eben, nur manchmal, wie hier bei der Komitatskanalbrücke, gibt es eine kleine Erhebung.

In den kleinen Resten von Auwäldern dominieren die Frühblüher.

Achtung Abzweigung! Weg vom Asphalt des Güterwegs geht es auf einem angenehmen Schotterweg weiter. Natürlich schnurgerade!

Das Spargelfeld ist noch nicht produktiv, aber der Birnbaum und der Flieder blühen bereits.

Ich nähere mich meinem ersten Tagesziel, dem östlichsten Punkt Österreichs am Dreiländereck Österreich – Slowakei – Ungarn. Dank EU brauchen wir hier keine Grenzformalitäten, warten keine bewaffneten Einheiten mit Kalaschnikows auf Besucher und es ist völlig ruhig.

An dieser geografisch und politisch interessanten Stelle wurde ein kleiner Skulpturenpark mit Werken von Künstlern aus den drei Nachbarstaaten eingerichtet. Ein 75- jähriger Einheimischer, mit dem ich später kurz ins Gespräch komme, erzählt mir vom Leben damals im letzten Eck Österreichs (und wohl auch von Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei). Es ist nur zu hoffen, dass den Nationalisten weniger Zulauf beschert wird.

Ich treffe auf den Jakobsweg, der von Budapest in Richtung Wolfsthal führt und dort auf den österreichischen Jakobsweg trifft. Dem Hl. Wendelin, Beschützer der Hirten, Bauern und Landarbeiter, ist der Bildstock gewidmet.

Es wird wieder gerade. Irgendwie ist die Gegend eine Mischung aus Poebene und Meseta.

Deutsch Jahrndorf ist der erste Ort, durch den ich nach vielen Kilometern komme. Es ist ein typisches Straßendorf mit einem breiten Anger und zwei Kirchen, einer katholischen und einer protestantischen. Auch Kunst kommt nicht zu kurz. Diese Kugel setzt sich mit den Ereignissen an der Grenze in den vergangenen Jahrhunderten auseinander.

Ohne Worte….

Die kleine Wallfahrtskapelle von Zeiselhof geht auf die Pestzeit zurück.

Vor Pama oder Bijelo Selo (kroatisch, weißes Dorf) will ich nach Norden abzweigen. Nur ist die Abzweigung nicht zu finden. So nehme ich den Weg am anderen Ende des Dorfes oder eineinhalb Kilometer später. Der Ort hat auch einen ungarischen Namen: Lajtakörtvélyes.

Auf dem breiten Anger gibt es noch ansatzweise den Waschplatz vor dem Gemeindeamt.

Meine Hoffnung auf eine Einkehrmöglichkeit zerschlagen sich. Die Cin-Cin Disko-Bar ist ebenso geschlossen wie das Gasthaus: Montag.

Die nächste Gerade. Hier werde ich Zeuge, wie sich zwei Rehböcke um zwei Geißen einen heftigen Kampf liefern und mich recht nahe heranlassen.

Endlich komme ich in Kittsee an, wo ich gefühlte zwei Kilometer nach der Ortstafel auf mein Quartier stoße.

Kittsee hat sogar ein Krankenhaus.

Die Pfarrkirche ist 1945 im Befreiungskampf durch die Rote Armee zerstört worden.

Im Bistro Hana muss ich zwar lange auf mein Essen warten, aber es zählt sich aus.

Tagesstrecke: 28,2 km
Bergauf: 9 m
Bergab: 3 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

Jakobsweg – Extension 2.1

Wie kann man den Jakobsweg verlängern, wenn man den ganzen Weg von daheim bis Santiago zurück gelegt hat? Man verlegt den Startpunkt nach hinten.

Die erste Erweiterung habe ich schon mit dem Mariazellerweg vollzogen (1.0), jetzt ist der nächste Abschnitt dran.

Ich möchte in den nächsten Tagen von Nickelsdorf und dem östlichsten Punkt Österreichs nach Wien wandern und, wenn der Weg schneefrei ist, über den Wiener Mariazellerweg die Lücke schließen (2.2).

So starte ich heute im Morgengrauen und bei Vogelgezwitscher in Graz-Liebenau, um mit der Bahn über Wien nach Nickelsdorf an der ungarischen Grenze zu fahren.

Ich lade euch ein, mich wieder auf meinem Weg zu begleiten, und freue mich über Kommentare und Anregungen.

Auf an guatn Weg! ¡Buen Camino! Bom caminho! Buon Cammino!

Link zu Jakobsweg-Extension2.2 Perchtoldsdorf – Mariazell Start

Link zu Jakobsweg-Extension2.2 Perchtoldsdorf – Mariazell Ende

Wasserflaschen am Rucksack

Wie viele andere auch komme ich nicht an meine Wasserflaschen, wenn ich den Rucksack geschultert habe. Ein Trinkblasensystem möchte ich aus hygienischen Gründen nicht. Auch die Schlauchzuzlerei liegt mir nicht besonders.

Ich möchte euch meine Lösung vorstellen:

Ich habe mir im Abverkauf für ein paar Euro einen Nylon Pouch 1 l – Flaschenhalter von  SIGG gekauft. Der hat aber nur oben eine Halteschlaufe. Ich habe mir bei einem Schuhreparaturdienst eine zweite unten dazunähen lassen. Jetzt ist der Halter an zwei Stellen am Tragegurt befestigt und kann nicht herumschlenkern.

Ich verwende zwei PE – Flaschen zu je 0,75 L. Eine ist hinten am Rucksack, eine vorne immer griffbereit. Damit komme ich auch bei Hitze recht weit. Ein weiterer Vorteil gegenüber der Trinkblase: Ich habe immer Kontrolle über die Menge, kann kaltes und warmes Wasser nachfüllen, das Wasser hat nur seinen Geschmack und am Ende der Saison oder auch früher tausche ich die Flaschen aus. Ich sehe auch eventuelle Verunreinigungen leichter als in einer originalen SIGG – Flasche.

Die Lösung hat mir etwa 8 Euro gekostet. Sie lässt sich sicher auch mit einem anderen Flaschenhalter realisieren.

P.S.: Als ich mir den Flaschenhalter kaufte, wusste ich nicht, um welche Firma es sich dabei handelt. Erst als ich eine Alu-Flasche der Firma geschenkt bekam, realisierte ich den „Kult-Status“!

Resumé: Auf nach Rom II – Bologna nach Spoleto 454 km

Es ist schon wieder ein Monat vergangen und nun Zeit, mit etwas Abstand den zweiten Abschnitt meines Weges nach Rom Revue passieren zu lassen.

Der Weg
Obwohl ich vorgewarnt war, hat mich die Schwierigkeit des Weges überrascht. Mir war wohl bewusst, dass der Apennin nicht einfach sein wird, das Auf und Ab auf steilen Wegen war dann doch eine große Herausforderung. Tagesetappen jenseits der 30 km sind unter diesen Bedingungen für mich schwierig zu bewältigen. So kommen auf die 454 km ca. 14.220 m bergauf und 14.145 m bergab. (Berechnung mit alpenverein.com über die GPX-Dateien)

Die Länge und der Verlauf der Tagesetappen wurde einerseits von dern Quartieren, andererseits auch von den drohenden Nachmittagsgewittern beeinflusst. Nur einmal gelang es mir nicht, vor dem Gewitter  das Quartier zu erreichen.

Am ersten Tag führt der Weg noch länger flach aus Bologna hinaus, aber bereits am Nachmittag reihen sich Hügel an Hügel.

Meine Route bestand etwa zu gleichen Teilen aus Asphaltstraßen, Schotterwegen und Pfaden. Ich habe mich teilweise an den Cammino di Sant’Antonio, an den Cammino di Assisi und die Romweg-Beschreibung von Ferdinand Treml gehalten, aber auch immer wieder individuelle Wege eingeschlagen,wenn sie mir interessanter erschienen oder besser in die Quartierentscheidung passten.

Meine von mir ursprünglich geplante Route ist fast immer machbar gewesen. Wer vom Cammino di Sant’Antonio auf den Cammino di Assisi wechselt, kann sich guten Gewissens den Abstieg nach Dovadola ersparen und von Montepaolo direkt nach Manzanella absteigen.

Die Unterkünfte
Ab Bologna gibt es mehr Möglichkeiten, in Pilgerquartieren und günstigen Pensionen Unterkunft zu finden als am Weg zuvor. Die Preise für die günstigsten Herbergen liegen bei 8 € ohne Frühstück. In Klöstern übernachtet man auch auf Spendenbasis, wobei ich aus Fairnessgründen auch dort den standardmäßig üblichen Tarif gegeben habe. Ich hatte nie das Problem, vor einer überfüllten Herberge zu stehen. Oft war ich der einzige Gast.

Es war sehr hilfreich, am Vortag oder in der Früh beim nächsten Quartier zu reservieren, da nicht immer alles Quartiere offen haben (Ruhetag, Renovierung etc.).

Verpflegung
In vielen Fällen wird zur Nächtigung ein Frühstück angeboten. In Italien fällt das aber viel bescheidener aus, als wir es in Österreich gewohnt sind. Kaffee und ein Croissant sind in Italien Standard. Schinken, Käse oder Marmelade gibt es eher in den Betrieben, die auch ausländische Gäste beherbergen. Der Gang zum nächsten Café ist nicht sehr kostspielig.

Die Hauptmahlzeit am Abend ist immer recht spät. Vor 19 Uhr ist kaum ein Restaurant offen. Dann wird man aber meist mit herrlichen Speisen verwöhnt.

Untertags ist es mir mehrfach passiert, dass es keinerlei Verpflegsmöglichkeit gab, sei es durch Ruhetage, aber auch, weil die letzten Läden geschlossen wurden.

Wasser konnte ich regelmäßig nachfüllen. Es war auch meist aus der Leitung recht gut zu trinken.

Land und Leute
Obwohl ich nicht Italienisch kann, habe ich mich immer irgendwie verständlich machen können. Je näher ich La Verna und Assisi kam, desto öfter traf ich andere Pilgerinnen und Pilger in den Orten. Auf der Strecke war ich meist allein.

Pilgerpass
Ich habe mir den Pilgerpass für den Romweg von der Jakobsgemeinschaft Tirol in Innsbruck besorgt. In Padua bekommt man beim Dom einen Pilgerpass für den Antonius-Weg. In Dovadola habe ich nicht nur den Pilgerpass für den Cammino di Assisi geholt, sondern auch etliche Bettwanzenstiche im Refugio di Benedetta.

Stempel bekam ich in den Herbergen, in den Pensionen oder einfach in den Trafiken (Geschäftsstempel).

In Assisi erhielt ich diese schöne Urkunde.

Wegstatistik
455 km (ohne Besichtigungen), 13.300 m bergauf, 13050 m bergab (lt. Berechnung Alpenverein-Outdoor)
20 Gehtage zwischen 10 und 38 km; Median: 24,2 km, Durchscnitt: 22,7 km

Tagesstrecken Bologna – Spoleto

Quartierplanung Bologna – Rom

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung meines Weges  nach Rom.

 

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