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7. Tag Mittwoch, 25. Mai Ingenbohl nach Stans

Der neue Tag bricht an und verspricht schön zu werden. Gleich  nach dem Frühstück zieht es die kleine Pilgerschar in das etwa einen Kilometer entfernte Brunnen. Von dort kann man mit dem Schiff nach Treib übersetzen.

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Die Fahrt dauert etwa eine viertel Stunde.

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Gestern  bin ich noch links vom linken  Gipfel herunter gegangen. Die beiden Gipfel sind der Kleine und der Große Mythen. Auf dem Übergang ist immer  noch Schnee zu erkennen.

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Von der Anlegestelle Treib gibt es eine Standseilbahn auf den Seelisberg. Mein Weg führt aber entlang des Sees nach oben.

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Zuerst wandern wir zu viert, dann gehe ich mit Ursula aus der Schweiz weiter. So habe  ich nicht nur eine nette  Begleiterin, sondern auch gleichzeitig eine Dolmetscherin mit.

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Der Ausblick auf den Vierwaldstättersee ist grandios.

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Der Weg folgt alten Saumpfaden oft eng an Felswänden entlang. Nichts für Personen, die nicht schwindelfrei sind, aber nie gefährlich oder ungesichert.

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An Berg erwartet uns eine Almlandschaft wie aus „Heidi“, nur etwas moderner.

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Alt ist hingegen eine kleine Kapelle vor Emmetten, die eine eindrucksvolle Totentanzdarstellung zeigt.

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Nach Emmetten führt mich der Weg wieder steil hinunter zum See.

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In Beckenried werde ich von der Ankunft des Raddampfers „Uri“ überrascht, der als Linienschiff am See eingesetzt  wird.

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Müde Pilger, bereit zum Weitergehen.

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In Stans mit seinem Kirchturm aus der Spätromanik ist für heute Schluss.

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Die prächtig ausgestattete Kirche wirkt überdimensioniert.

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Auch unser Pilgerpatron steht an repräsentativer Stelle.

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Im Ort gibt es mehrere Denkmäler, die die Schweizer Geschichte in Erinnerung rufen.

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In einer kleinen Pension finde ich dieses nette Zimmer. Schön, wenn man für sich so viel  Platz  hat. Auch die Wäsche kann ich in der Maschine waschen lassen.

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Ein rundum schöner Tag geht mit einem guten, deftigen Abendessen zu Ende.

Tagesstrecke: 25,3 km
Bergauf: 921 m
Bergab: 792 m

6. Tag Dienstag, 24. Mai 2016 Einsiedeln nach Ingenbohl

Nach einer guten  Nacht im „Webstuhl“  habe ich in der Früh extra getrödelt, um dem Wetter Zeit zu lassen, sich zu bessern. Es hat geklappt.

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Die ersten blauen  Flecken zeigen sich kurz am Himmel und das Regenzeug bleibt vorerst unbenutzt.

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Etwa zwei Kilometer außerhalb von Einsiedeln liegt das Frauenkloster Au.

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Kurzfristig kommt ein leichter Nieselregen zurück, der aber bei seiner Intensität um ignorieren ist. Ich wandere durch das Alpthal, mit frischen, grünen Wiesen. Ackerbau gibt es hier kaum, Rinderzucht ist alles. An dieser Stallwand sind die Auszeichnungen für hohe Erträge ausgestellt.

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Aber nicht nur Milchleistung, sondern hohe Fleischqualität ist gefragt.

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Auch so können Straßennamen heißen.

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Im Ort Alpthal ist das alte Gemeindehaus rundum mit Sprüchen verziert.

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Die Berge rücken immer näher und der Schnee scheint bedrohlich tief herabzureichen.  Wo geht’s auf Haggenegg?

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Auf Kilometer 9 überwinde ich nicht weniger als 235 Höhenmeter!

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Auch ein Bach, der sich durch das Schmelzwasser füllt, wird überquert. Ein paar improvisierte Wasserfälle  runden das Bild ab.

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Der Weg wirkt wie eine alte Römerstraße, nur die Spurrillen in römischer Einheitsbreite fehlen.
Je weiter ich hinauf komme, desto weiter ziehen sich die Schneereste nach oben zurück. Wahrscheinlich lässt die positive Energie der Pilger den Schnee schmelzen.

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Schließlich hole ich den Schnee doch noch ein, aber der Weg ist immer schneefrei.

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Die Primeln müssen sich den Weg durch den Schnee erkämpfen.

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Endlich auf der Passhöhe angekommen: 1414 m.

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Die kleine  Kapelle ist interessant gestaltet.

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Jetzt ist ist’s aber Zeit für eine Stärkung im Gasthof.

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Eine Suppe und ein  Chübeli *) stellen das isotonische Gleichgewicht wieder her.

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*) Schweizer Biermaße:
Stange: 0,3 l
Kübel oder Chübeli : 0,5 l

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Die Wolken lichten sich und lassen den Blick in die Täler zu.

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Unterwegs uns liegt der Vierwaldstättersee und Brunnen.

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Die Wiese beim Abstieg ist voller Primeln.

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Über 900 m geht es hinunter nach Schwyz.

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Das Bundesbriefmuseum zeigt alte Dokumente aus der Gründungszeit der Eidgenossenschaft.

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Eidgenössische Verteidigungsbereitschaft

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Um die Pfarrkirche liegen ein paar Kapellen mit bemerkenswerter Einrichtung.

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Auf dem Hauptplatz steht das bunte Haus, Das die Schweizer Geschichte dokumentiert.

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Auf meinem weiteren Weg komme ich an der Wendelin – Kapelle vorbei. Dieser barocke Bau steht fast auf freiem Feld.

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Im Altartisch ist das Reliquie frei sichtbar.

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Der Hl. Wendelin sorgt sich um das Vieh der Bauern.

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Endlich nähere ich mich dem Etappenziel, dem Kloster von Ingenbohl.

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So schön kann pilgern auch sein….

Tagesstrecke: 22,8 km
Bergauf: 465 m
Bergab: 1202 m

5. Tag Montag, 23. Mai 2016 Rapperswil nach Einsiedeln

I’m walkin‘ in the rain
Just walkin‘ in the rain
What a glorious feeling
I’m happy again…

Dieser abgewandelte Song von Gene Kelly ist mein heutiges Tagesthema.

Die Wetterprognosen sind richtig, in der Nacht beginnt es zu regnen und hört mit Ausnahme einiger zaghafter Verminderungen nicht auf. Gut, dass die Kleidung passt.

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Die Herberge verlasse ich kurz nach acht Uhr, gut eingepackt gegen den Regen.

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Über den langen Holzweg, der nur Fußgängern vorbehalten ist, geht’s durch Wind und Regen  Richtung Pfäffikon.

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Ein Blick zurück nach Rapperswil

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Dieser Fluss / Kanal ist die einzige befahrbare Verbindung zum Ostteil des Sees.

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Die moderne, architektonisch interessante Kirche prägt das Bild von Pfäffikon. Auch die Innenausstattung ist sehr gelungen.

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Jetzt wird es wirklich ernst mit dem Aufstieg auf den Etzelpass.

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Wahrlich über Stock und Stein, über Wurzeln und Wiesen führt der Weg.

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Schade,  dass heute die Sonne nicht scheint, der Ausblick wäre grandios.

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Mitten im Wald finden sich gepflegte Relikte der Schweizer Verteidigungspolitik, die sich gegen die Deutschen verteidigen wollte.

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Oben auf dem Pass steht die Meinhard – Kapelle und ein Gasthaus zur Labung der Pilger, die nach Einsiedeln wollen.

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Nach dem Pass geht’s wieder eine Straße steil bergab. Im Haus neben der Brücke, der Teufelsbrücke, wurde der berühmte  Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus,  geboren.

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In der Ferne lässt sich schon die Klosteranlage von Einsiedeln  erkennen.

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Das Stadtbild wird bestimmt von dem prächtigen Bau mit den Doppeltürmen.

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Vor dem Stiegenaufgang thront eine vergoldete Marienstraße auf einem Sockel.

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Gleich beim Eingang wird der Blick auf das Marienheiligtum gelenkt, wo die Schwarze Madonna mit ihrem Kind steht.

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Die Ausstattung der Kirche in üppigem Barock ist beeindruckend.

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Am Abend darf ich noch die Vesper miterleben, die von den Benediktiner – Mönchen mit lateinischen Gesängen gestaltet wird. Den Höhepunkt bildet das Ave Maria in der Gnadenkapelle.

Tagesstrecke: 16,4 km
Bergauf: 799  m
Bergab: 334 m

4. Tag Sonntag, 22. Mai 2016 Wattwil nach Rapperswil

Die Nacht im Kloster hat gut getan. Beim Frühstück erfahre ich mehr über das Projekt „Fazenda da Esperança“. Ein Koreaner startet vor mir, denn er will heute bis Einsiedeln gehen.
Den gestrigen Tag spüre ich überraschend wenig.

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Ein schöner Weg führt mich gleich über das Tal. Unterwegs treffe ich auf Christoph, der vor dem Frühstück nur einmal eine Runde drehen  wollte. Wir kommen ins Plaudern und wandern über eine halbe Stunde dahin. Dann will er sich verabschieden und wir tratschen noch eine viertel Stunde drauf. Kein Wunder, dass ich für den Kilometer ewig brauche. Aber schön war’s. Das ist Camino.

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Er klärt mich auf,  dass die Berge im Hintergrund die Churfirsten sind. Das ist keine schwyzerdütsche Form von Fürst, sondern meint den (Dach-) First.

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Die Wiesen stehen jetzt in voller Pracht und die die Landwirte sind in Eile, das Heu noch vor dem morgigen Regen unters Dach zu bringen.

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Die Bauernhöfe hoch über dem Tal sind oft recht alt, wie der aus dem 17. Jhdt.

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Der Spruch auf dem Haus:
Wer spät in Trewen schafft sein Fach
Darf stolzen auf sein Tor und Dach
Es sitzt kein Küng so hoch im Land
Er nehrt sich von des Pauern Hand

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Diese Blumen finde ich immer wieder an feuchten Stellen. Ich kenne sie nicht. Ihr?

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Fast lebensecht!

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In Walde komme ich bei einer Kleinkäserei vorbei. Die beiden Kessel fassen jeweils 500 Liter Milch, um daraus die Tagesproduktion von acht Laiben Brienzer Hartkäse herzustellen. Der wird in der Regel  zwei Jahre gelagert.

Heute geht es wieder ordentlich bergauf bergab. Aus der Ferne grüßen die schneebedeckten Gipfel, die keiner kennt.

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Die Kirche von Sankt Gallenkappel hat der alten Kirche von Walde den Rang abgelaufen und wurde in der Barockzeit Zentrum religiöser Aktivitäten.

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Jetzt nähere ich mich dem Zürchersee bei Neuhaus. Nach Einsiedeln kann man auch links um den See gehen.

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Ich möchte jedoch nach Rapperswil und wähle die nördliche Route.

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Rapperswil ist eine lebendige Kleinstadt, deren Wahrzeichen, die Burg, alles überragt.

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Prächtige Gebäude zeichnen auch den Hafen aus.

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Ich finde rasch die Pilgerherberge, die an diesem Wochenende von einem Vorarlberger Paar geführt wird.

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In alten Mauern ist eine heimelige Herberge entstanden, die ich gerne weiter empfehle.

Tagesstrecke: 26,9 km
Bergauf: 828 m
Bergab: 1077 m

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3. Tag Samstag, 21. Mai 2016 Herisau nach Wattwil

Der heutige Tag verspricht wieder schön  zu werden. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiede ich mich von Theres und Manfred bringt mich nach Herisau, dem gestrigen Etappenende.

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Ein paar prächtige Häuser prägen den Ortskern.

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Der Markt wird gerade erst aufgebaut. Man könnte aber schon zugreifen.

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Die Kirche St. Laurentius würde um 1520 fertig gestellt und ist heute evangelisch.

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Mein heutiger Leitberg ist der Säntis. Ich werde ihn immer wieder zur Orientierung nutzen können.

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Gleich nach dem Verlassen des Ortes führt der Weg über saftige Weiden steil bergan.

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Immer wieder ist auch noch ein Blick auf den Bodensee zu erhaschen.

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Viele Apfel- und Birnbäume blühen gerade; manche treiben sogar erst aus.

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Mein Lieblingsbaum ist diese Linde, die am Ende eines steilen Weges steht.

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Von dort kann man weit in das Land schauen. Im Hintergrund liegt der Ort Schwellbrunn, die höchstgelegene Gemeinde im Kanton Appenzell Ausserrhode.

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Die Wege führen durch saftige Wiesen,  den größten Teil der Strecke hat man keinen Asphalt.

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Schließlich taucht St. Peterzell auf, eine Klostergründung von 1050.

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Da der Ort an der Kreuzung mehrerer Handels- und Pilgerwege lag, bekam er wirtschaftliche Bedeutung.

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Das Gasthaus Schäfle gehört zu den ältesten im Ort. Aber auch andere können sich sehen lassen.

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Dem Stier möchte ich nicht begegnen.

Die prachtvolle Fassade dieses Hauses hat es in viele Publikationen geschafft.

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Hier gab es ein Badehaus.

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Manch steiler Anstieg bringt mich ganz schön zum Schwitzen: direkt hinauf und im gleichen Stil hinunter.

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Vor mir liegt Wattwil.

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Auf einer Moräne liegt das ehemalige Franziskanerinnenkloster St. Maria der Engel, das bereits seit 600 Jahren Bestand hatte und dessen Gemäuer seit vier Jahrhunderten bewirtschaftet wurden.

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Heute ist es eine „Fazenda da Esperança“, eine Einrichtung, die sich der sozialen Wiedereingliederung widmet, aber auch für Treffen  und als Begegnungsstätte offen  ist.

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Für das gemeinsame Abendessen treffen sich alle Bewohner.

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Meine heutige Nacht verbringe ich in einer ehemaligen Nonnenzelle. Die Tür ist so niedrig,  dass der Türstock auf Augenhöhe ist.

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Tagesstrecke: 23,7 km
Bergauf: 1219 m
Bergab:  1366 m

2. Tag Freitag, 20. Mai 2016 Rorschach nach Herisau

Der Morgen beginnt mit Vogelgezwitscher und blauem Himmel. Nach dem Frühstück bringt mich Manfred zurück nach Rorschach, wo ich gestern meinen Weg beendet habe.
Welcher Unterschied zu gestern!
Bei blauem Himmel wirkt das Kornhaus doppelt so schön.

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Da lacht das Pilgerherz anlässlich dieses Wetters.

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Kurz  nach dem Start treffe ich die ersten Wegweiser auf den Jakobsweg, der ausgezeichnet markiert  ist. Ich werde in nächster Zeit dem Weg Nr. 4 folgen.

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Immer wieder gibt es auf den Wegweisern auch interessante Zusatzinformationen.

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Mit dem Kreuzen der Autobahn verlasse ich endgültig Rohrschach. Der Weg führt über kleine Straßen, Feldwege oder Fußwege durch die Felder.

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Am Schlossweiher herrscht idyllische Ruhe.

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Immer wieder ergeben sich Ausblicke auf den Bodensee.

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Kurz vor St.  Gallen muss ich nochmals hinunter  zur Brücke, die den Goldachtobel überspannt, und schaue dem tosenden Wassern nach.

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Nach einem steilen Wiederanstieg um 120 m komme ich in das Stadtgebiet von St. Gallen. In einer Reihe von Wohnsiedlungen und Industriebauten fallen drei alte Häuser aus dem 16. Jahrhundert auf.

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Ich strebe dem Klosterbezirk zu und bin bald von frisch renovierten Verwaltungsgebäuden und Bürgerhäusern umgeben.

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Das Zentrum bildet natürlich die Stiftskirche, die dem Mönch St. Gallus geweiht ist.

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Die beiden Türme stehen auf der Altarseite.
Das Innere der Kirche ist prachtvoll geschmückt, aber die Deckenfresken sind sehr dunkel.

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Ich schlendere noch durch das historische Zentrum und entdecke ein paar nette Details,  bevor ich mich mit Theres und Manfred treffe, die mich den zweiten Teil des Weges nach Herisau begleiten werden.

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Der Weg aus St. Gallen führt wieder an Industrie- und Wohnanlagen vorbei.
Die Jakobskapelle wurde im 19. Jhdt. errichtet.

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Die Schlucht der Urnäsch wird von kühnen Brücken überspannt.

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Nach drei Stunden erreichen wir Herisau, von wo wir mit der Bahn wieder nach St. Gallen zurückkehren.

Vom Balkon des Hauses meiner Gastgeber genieße ich den Ausblick auf die Stadt, die auch nicht ohne Bausünden ist.

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Der Säntis, am Morgen noch in wolkenlosem Blau, versteckt sich ein bisschen.

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Zum Abschluss des Tages laden mich meine Gastgeber zu einer Fahrt nach Appenzell ein.

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Die letzten beiden Bilder zeigen das Werk des Aktionskünstlers Roman Signer, der ein persönlicher Freund von Manfred ist.
Ein angenehmes Abendessen in einem Appenzeller Landgasthaus mit heimischen Gerichten lassen den Tag schön ausklingen.

Tagesstrecke: 23,5 km
Bergauf: 969 m
Bergab: 632 m

1. Tag Donnerstag, 19. Mai 2016 Lauterach nach Rohrschach

Die Wettervorhersage hat recht: In der Nacht setzt der Regen ein, dazu wehen einige heftige Böen. Ich lasse es gemütlich  angehen und verlasse nach Hilde und ihrem Sohn kurz nach acht Uhr das gastliche Haus.

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Der Pfänder schaut gerade noch aus den Wolken, aber es regnet weniger als befürchtet.

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Der Riedsee, im Sommer eine beliebte Bademöglichkeit, liegt beschaulich und verlassen.

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Die durch das Ried führende Schotterstraße ist durch den Regen leicht weich und fast wie ein Waldboden zu begehen.

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Der Lustenauer Kanal und die Dornbirner Ach begleiten den Rhein, der durch Regen und Schmelzwasser recht grau daherkommt.

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Gleich  nach der Rheinbrücke  kommt der kleine Ort Fußach, von dem ich gestern berichtet  habe. Für mich ist der Ort mit einer meiner frühen politischen Erfahrungen verbunden, obwohl ich damals keine Beziehung zum Ort hatte. In Kurzform: 1964 sollte ein neues Bodenseeschiff getauft werden. Die Vorarlberger Landesregierung beschloss den Namen „Vorarlberg“. Als durchsickerte, dass die Regierung in Wien das Schiff „Karl Renner“ nennen wollte, versammelten sich schon früh am Morgen 1000 Menschen im Hafen. Als höchste Regierungmitglieder kamen, wurden sie mit Schmährufen, Tomaten  und faulen Eiern empfangen. Die Minister zogen die Flucht der Taufe vor. Dem Schiff wurde von den Protestierenden in einer „Nottaufe“ der Name „Vorarlberg“ gegeben, der später offiziell wurde. Da haben es die aus dem Ländle denen im fernen Wien aber gezeigt!

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Nähert man sich Fußach, fällt  der kleine Turm der Dorfkirche auf, die sich als moderner Sakralbau entpuppt.

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Der Innenraum ist in Holz und Stein gehalten und von verschiedenen Bedarfsräumen umgeben.

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Auch die Friedhofserweiterung ist architektonisch interessant gelöst.
Von der alten Fußacher Burg berichtet nur mehr eine Schautafel.

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Die Landschaft im Bodensee Delta wurde von den vielen Rhein – Verlängerungen in der Geschichte gestaltet. Im Mockenried steht auf den Feldern das Wasser der letzten Regentage.

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Auf den sumpfigen Wiesen blühen gerade die Iris.

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In Höchst fällt mir am Ende einer sicher 60 m langen Gartenmauer ein aufwändig gestalteter Hauseingang auf.

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Die Rhododendren stehen in voller Blüte.

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Vor Gaißau komme ich an den Alten Rhein mit seinen Auen und Restwassern.

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Bei Gaißau überquere ich über eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke den Alten Rhein und komme ohne Grenzkontrolle in die Schweiz.

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Den Stempel für meinen Pilgerpass hole ich mir in Rheineck, einem geschäftigen Ort mit alten Häusern an der Hauptstraße.

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Am langen Ende von Rheineck wartet der Steinerne Tisch auf die Besteigung.

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Der Kalkfelsen, Überbleibsel aus Meeresablagerung und Eiszeitabtragung,  ist mit seinen 524 m ein ausgezeichneter Aussichtspunkt über den Bodensee auf der einen und Thal auf der anderen  Seite.

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Der Flughafen Altenrhein wurde früher auch von Graz aus angeflogen.

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Über den Rorschachberg führt eine steile Zahnradbahn von Rohrschach nach Haiden.

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Unterwegs komme ich immer wieder an kleinen Burgen und Schlösschen, wie das Schloss Wartensee, vorbei.

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Jetzt liegt endlich die Bucht von Rohrschach  vor mir.

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Mit Schweizer Patriotismus weder ich empfangen.

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Das Kornhaus am Hafen war ein wichtiges Handelszentrum und beherbergt heute ein Museum und Kunstausstellungen.

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Jetzt bin ich am Ziel des heutigen Tages
Der Jakobsbrunnen in Rohrschach ist der Ausgangspunkt des Appenzeller Jakobsweges.

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Ich werde von Manfred abgeholt, der mich mit nach St.  Gallen in sein Haus nimmt.

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Tagesstrecke: 25,0 km
Bergauf: 650 m
Bergab: 650 m

Ich bin wieder auf dem Weg! Oder „Der Tag 0“ Mittwoch, 18. Mai 2016

Ich bin wieder auf dem Weg!

Gestern Abend habe ich am Grazer Hauptbahnhof den Euro-Night in Richtung Schweiz genommen und bin gut durchgeschüttelt in der Früh in Feldkirch angekommen.

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Mit der S-Bahn komme ich nach Lauterach, wo ich im Vorjahr meine letzte Etappe beendet hatte. Dort treffe ich Hilde, bei der ich auch heuer wieder mein Zwischenquartier nehmen darf.

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Nach einem zweiten Frühstück schlägt sie eine kleine Radtour an die Gestade des Bodensees vor. Da ich wieder das E-Bike nehmen darf, stimme ich zu.

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Im Gemeindeamt von Lauterach, gegenüber der Kirche, hole ich mir meinen ersten Stempel für meinen Credential. Der gilt  natürlich erst ab morgen.
Auf der Brücke über die Bregenzer Ach gibt’s den ersten Fotostopp.

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Vom Bregenzer Hafen gibt es einen herrlichen Blick auf das deutsche Ufer mit der Stadt Lindau.

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Im Hafen liegen auch mehrere Schiffe, darunter die hochmoderne „Sonnenkönigin“ oder das Schiff, das österreichische Politgeschichte schrieb, die „Vorarlberg“. Doch darüber möchte ich morgen berichten.

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Entlang des Bodenseeufers geht es bis nach Lindau. Unterwegs passieren wir die Grenze zwischen Vorarlberg und Bayern, wo nach dem Schengen-Abkommen zwischen Österreich und Deutschland keine Grenzen ausgewiesen werden.

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In der Au neben dem Radweg sehe ich erstmals Biberspuren live.

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So genieße ich zum Auftakt gleich das heute noch schöne Wetter und lerne Neues kennen.

Resumé über den 3. Abschnitt – Südösterreichischer /Österreichischer Jakobsweg Bruneck/I nach Lauterach-Bregenz

Jetzt habe ich es geschafft: ich bin tatsächlich einmal quer durch Österreich marschiert!
Der dritte Abschnitt war natürlich von den hohen Bergen der Alpen geprägt.
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Das Auf und Ab an den Talrändern haben auf ziemlich genau 350 km nicht weniger als 10.635 Bergaufmeter und 11.175 Bergabmeter ergeben. Dabei bin ich nicht immer den „Vorgaben“ gefolgt, sondern habe meine Strecke auch individualisiert. Ich war 14 Tage auf der Strecke, wobei die Wegstrecke am 1, Tag und der Abstieg nach Innsbruck nur 10 km lang waren.

Es war auf diesem Streckenabschnitt leichter, Quartiere zu finden als im Bereich „Lavamünd – Bruneck“. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass hier mehr Pilger/Fernwanderer unterwegs sind als im Südosten. Einzig vor und nach Ellbögen war nichts frei, sodass ich bis Patsch durchgehen musste. Dann war der Weg nach Innsbruck ein kurzer.
Highlight ist natürlich das Hospiz in St. Christoph, auch wenn ich außerhalb der Saison dort war.
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Für die Orientierung habe ich mir die Karten von
http://www.jakobsweg.ch/de/eu/it/jakobswege/i-pilgerweg-suedtriol-b-niedervintl-gries-am-brenner/
ausgedruckt und auch auf das Smartphone gespeichert.
Zusätzlich habe ich auch Lindenthal: Auf dem Jakobsweg durch Süd-Österreich, Slowenien, Südtirol; Tyrolia; Innsbruck 2007; 2. Auflage; mitgehabt. Dieses Buch ist natürlich in die Jahre gekommen.

Beide Quellen differieren manchmal mit der Realität. Wenn man die Abzweigung auf eine neue Trasse übersieht, kann man leicht Überraschungen erleben. Die Qualität der Markierungen auf dem Weg ist unterschiedlich. Im Inntal sind sie generell gut (Dank Werner Kräutler!).
Auf dem Brenner hatte nicht nur ich Schwierigkeiten. Ich habe nach alter Pfadfinderart mir meinen Weg selbst gesucht.
Bei der Mühlbacher Klause habe ich entweder die Abzweigung übersehen, oder die Markierung entspricht nicht den jetzigen Gegebenheiten. Die GPS – Route führt mich über den alten Radweg, schön und einsam, bis die alte Brücke fehlt und der Weg schmal und für Standardpilger sicher gefährlich wird. Ein bisschen Adrenalin hilft dann auch.
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Vor Ellbögen dürfte ich auch eine Abzweigung übersehen haben. Ich habe keine Markierung mehr gefunden und dann einige Höhenmeter, Weidezäune und andere Hindernisse überwinden müssen. Dafür wurde ich mit einer Wiese mit Herbstzeitlosen überrascht.

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Mit dem Wettergott hatte ich ein gutes Agreement. Wenig Wind, nicht zu viel Sonne. Wäre der Föhn vor Bludenz eine halbe Stunde später zusammengebrochen, hätte ich mir diesen Platzregen auch ersparen können. Am nächsten Tag gab es gerade zwischendurch etwas leichten Regen.

Auf dem Weg habe ich zwei Pilgerinnen getroffen. Die erste ist eine  Wienerin, mit der sich immer wieder im Wipptal meine Wege kreuzten.
Die zweite ist eine Tirolerin, die ich am Ortsausgang von Haiming beim Schuhbinden einholte. Wir haben uns gut verstanden, haben das gleiche Tempo gehabt und sind dann so bis Feldkirch gemeinsam gegangen. Zu zweit ist natürlich auch die Orientierung wesentlich einfacher. Herzlichen Dank, liebe Daniela, für deine Begleitung.

Meine letzte Etappe von Feldkirch nach Lauterach ist atypisch für die Jakobswege.

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Der Grund für meine Wegwahl: In Lauterach wohnt Hilde mit ihrer Familie, der ich versprochen habe, sie zu besuchen und mehr Zeit zu haben als sonst.
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Ihr verdanke ich anschließend eine wunderschöne Radtour in den Rohrspitz und einen schönen Ausflug nach Bildstein und Alberschwende.

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Der zweite Grund ist, dass ich im nächsten Jahr von Lauterach nach St. Gallen gehen möchte, wo Pilgerfreunde, die ich auf dem Camino Francés kennen gelernt habe, wohnen.
Die Festspielbühne in Bregenz, wo heuer Turandot auf dem Programm stand, präsentiert sich in strahlendem Sonnenschein.
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Vielen Dank für die netten und aufmunternden Kommentare hier im Blog und auf Facebook. Besonders danke ich Heidrun, die meine Beiträge von besonders kreativen Autokorrekturvorschlägen befreit hat.

Ich freue mich schon auf den nächsten Abschnitt des Weges durch die Schweiz.
An guat’n Weg – Buen Camino – Ultreia!

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14. Tag Samstag, 19. September 2015 Feldkirch nach Lauterach

Ich habe  die Nacht in den alten  Gemäuern des Siechenhauses bestens verbracht und verlasse das Haus gleich kurz nach sieben Uhr. Ich gehe  die lange Bahnhofstraße zurück ins Zentrum und frühstücke in einer Bäckerei.
Der Himmel ist zwar bedeckt, die blauen Flecken lassen doch hoffen.

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Die Hohe Brücke war viele Jahre die einzige Verbindung über den Fluss und Hauptweg nach Liechtenstein.

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Der Ill-Fluss wird mich auch heute wieder begleiten, obwohl das seine letzten Meter als Fluss sind, danach mutiert er zu einem Kanal.

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Auf dem Hochwasserdamm führt mich ein geschotterter Radweg  aus der Stadt. Die Ill fließt ab Feldkirch ungefähr acht Kilometer schnurgerade auf der Rhein zu.

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Die Berge dahinter liegen schon in der Schweiz.

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Die Altau wird durch einen Durchlass mit Fischtreppe mit Frischwasser versorgt.

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Eine gedeckte Holzbrücke in altem Stil verbindet die Au mit dem Damm

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Endlich am Rhein.

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Der Rhein – Flusskilometer 18 in Österreich.

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Die Grenze zur Schweiz in Meiningen.

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Die weiten Überflutungszonen lassen erahnen, wieviel  Wasser da kommen kann.

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Während  der asphaltierte Radweg direkt  am Fluss entlang führt, gehe ich bequem auf dem Schotterweg den Damm entlang.

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Auf einem Rastplatz finde ich die alte Lore, kann aber vorerst keine Zusammenhänge  herstellen. Erst ein paar Kilometer später folgt die Erklärung. Zum Schütten des Rheindammes in den Bodensee wurde eine elektrifizierte Schmalspurbahn errichtet, die das Material vom Koblacher Steinbruch bis an die Baustelle  brachte.

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Die Bahnbrücke war nach einem Hochwasser nicht mehr verkehrssicher und wurde teilweise abgetragen.

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Heute kann man auf einem verbliebenen Rest mit einer Museumsbahn fahren.

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Mein weiterer Weg führt mich durch die Au-Landschaft am Rhein, die  teilweise landwirtschaftlich genutzt wird, aber auch unter Schutz gestellt ist.

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Die Altarme bieten Pflanzen und Tieren viel Platz.

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Entlang des Vorarlberger Mittellandkanals komme ich zügig vorwärts.

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Über mir kreist eine Weihe und sucht nach Nahrung. Da ich nicht in ihr Beuteschema passe, streift sie bald ab.
Vielleicht lässt sie sich auch durch das Luftschiff stören, dass über den Bodensee kommt.

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Ich überquere die Dornbirner Ache auf einer alten Holzbrücke.

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Schließlich komme ich gut in Lauterach an, wo ich in der Familie von Hilde willkommen geheißen werde und meine dritte Etappe des Jakobsweges abschließe.

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Tagesstrecke: 37,46 km
Bergauf: 141 m
Bergab: 185 m

(k)