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4.Tag Freitag, 5. Mai 2017 Chanaz nach Yenne 

Nach der gestrigen Gewalttour war ich mir nicht ganz sicher, wie es mir heute gehen wird. Nach einem guten Frühstück mit einem kanadischen Paar und zwei deutschen Pilgerinnen mache ich mich nach halb neun auf den Weg. Heute sollte ja eine kleinere Strecke auf dem Programm stehen.

Die schönen Wege und das herrlichen Wetter lassen mich das Wandern genießen. Immer wieder habe ich gute Ausblicke ins Rhônetal.

Hier gibt es noch Wiesen mit verschiedenen Blütenpfanzen, nicht nur Saatguteinerlei.

Der Weg führt auf über 400 m in die Weinberge der Hautevin – Region von Jongieux. Hier wird ähnlich wie in der Südsteiermark auf steilen Hängen vorwiegend händisch produziert.

In einem kleinen Waldstück hat das Mikroklima etwas verrückt gespielt. Plötzlich sind alle Bäume vermoost wie in einem Regenwald.

 

Der Pilger  bekommt Gesellschaft!

Von einer steilen Felsenklippe hat man einen grandiosen Ausblick.

Der Weg zum Fluss ist steil und beschwerlich. Da sind die Wanderstöcke Goldes wert.

Der Blick zurück lässt staunen. Vor Kurzem war ich noch dort oben.

Ein beschaulicher Weg entlang des Flusses führt an Auwäldern und Feldern vorbei.

In Yenne angekommen, mache ich mich auf die Suche nach der Unterkunft im ehemaligen Kapuzinerkloster.

Heute ist im längst aufgelassenen Kloster ein Bildungshaus untergebracht.

Beim anschließenden Ortsrundgang entdecke ich einiges Interessante wie die Wasserversorgung aus dem Mittelalter, errichtet durch die Mönche.

Die Kirche hat einige Bauteile aus dem 12. Jhdt.

In der Stadt treffe ich wieder die beiden deutschen Frauen, die Kanadier und zwei weststeirische Radpilger, die die Strecke von zu Hause bis Santiago durchfahren möchten.

Das sind die schönen Seiten des Pilgerns.

Tagesstrecke: 17,5 km

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3. Tag Donnerstag, 4. Mai 2017 Chaumont nach Chanaz  

Leider wird nichts aus dem Blick auf den Sonnenaufgang über dem Montblanc. Es wäre ja eine würdige Begrüßung des Tages gewesen. So aber fallen die letzten Tropfen des zeitweise kräftigen Regens der Nacht. Man kann nicht alles haben!

Dafür entschädigt uns ein liebevoll zubereitetes Frühstück. Ich will heute allein weitergehen. Werner tut sich am Berg doch etwas schwerer und ich will heute etwas weiter kommen. So genieße ich die nebelverhangene Umgebung und freue mich über die kleinen Schönheiten.

Ein Schloss, dass von der Nähe schon etwas renovierungsbedürftig aussieht, steht über dem Tal von Les Usses.

Es geht durch schöne Waldwege immer bergab bis plötzlich Frangy auftaucht.

Der Ort hat außer der Fassadenbemalung nicht sehr viel Charme. Die in allen Führern als besonders beschriebene Brücke ist so verwachsen, dass man sie von keiner Seite fotografieren kann.

Gleich geht es hügelan weiter. Der Ausblick muss  bei Schönwetter wirklich großartig sein. Aber auch die Nebelschwaden verzaubern die Landschaft.

Bärlauch wächst in Hülle und Fülle und legt eine intensive Duftnote über die Landschaft.

Hier und da gibt es auch eine Bärlauchhimmelleiter.

Ich folge der Markierung des Jakobswegs, obwohl meine Route auf dem Navi eine andere ist. Ich will sichergehen, dass ich nicht auf einem alten Weg lande.

Die Häuser sind überwiegend aus Stein errichtet. Der Verkehr auf den Verbindungsstraßen zwischen den Dörfern ist fast nicht vorhanden.

In Desingy hoffe ich vergeblich auf ein Café oder eine Bar. Die Kirche und ein altes burgähnliches Gebäude erwecken mein Interesse.

Der lange Abstieg über Les Côtes nach Seyssel gibt schöne Ausblicke auf das Rhônetal frei. Seyssel ist mein nächstes Ziel.

Bei einem Straßencafe treffe ich wieder auf die vier Vorarlberger von Genf, von denen einer ein Brite ist. Nach einem gemeinsamen Bierchen mache ich eine kurze Stadtbesichtigung.

Die Kirche hinter den kleinen Gässchen ist eher enttäuschend für einen so wichtigen Ort.

Die alte Brücke ist von ihrer Anlage her wirklich schön. Sie hat von jeher Reichtum in die Stadt gebracht, auch weil sie zwischen zwei Provinzen steht.

Es ist erst Mittag und ich versuche ein Quartier in den nächsten Orten zu bekommen. Mir bleibt die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder wieder über die Berge gehen und auf ein Quartier zu hoffen oder im Tal weiterzugehen.

An der Rhône entlang gehen wunderbare Wege, die meisten geschottert oder Waldwege, manche sind auch als Radwege asphaltiert.

Gleich nach Seyssel führt eine neuere Straßenbrücke den Verkehr über die Rhône, später eine Eisenbahnbrücke.

Nach einem nunmehr sehr anstrengenden Tag kommt Chanaz in Sicht.

Chanaz liegt an einem Kanal, der den Lac de Bourget mit der Rhône verbindet.

Am Abend nach einer elendslangen Wanderung droht Strafverschärfung:

Die Lage ist traumhaft schön und um diese Zeit noch sehr ruhig. Nur ein  Restaurant hat am Abend offen.

Ich finde rasch meine Herberge und habe gerade noch Zeit zur Erfrischung vor dem Abendessen.

Fazit des Tages: Manchmal stellt man auch ungewollt persönliche Rekorde auf.

Tagesstrecke: 39,5 km

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2. Tag Mittwoch, 3. Mai 2017 Beaumont nach Chaumont 

Eine angenehme Nacht in  einer schönen Herberge kann nur einen guten Tag bringen.

Ich gehe heute mit Werner, einem pensionierten Arzt aus dem Großraum Stuttgart gemeinsam. Wir haben uns von der Herbergsmutter die Reservierung eines Chambres d’hôtes machen lassen und brauchen uns darum nicht mehr kümmern. Die Alternative wäre eine ungeheizte (!) Herberge gewesen. Aus dem Alter sind wir schon draußen, haben wir beschlossen.

In der Nacht haben sich Regen und Wind gelegt, die Wolken fliegen aber trotzdem noch tief.

Die schlichte Dorfkirche bildet das bescheidenen Dorfes über dem Rhône – Tal.

Gleich führt uns der Weg durch frischgrüne Buchenwälder immer bergauf.

Das Bild lässt den Ausblick bei Schönwetter nur erahnen. Wir sind froh, dass es nicht regnet.

Die Chartreuse de Pomier wurde schon 1170 gegründet. Die ehemalige Pilgerherberge ist gut renoviert und dient für Hochzeiten und Empfänge.

Mitten im Wald empfängt uns ein kleiner Pilger.

Die Wege sind sehr abwechslungsreich und trotz des Regens am Vortag einigermaßen gut zu gehen. Bis jetzt geht es eigentlich nur bergauf!

Am Wegrand finde ich auch ein paar schöne Orchideen. Wer diese Knabenkräuter kennt, möge es mir mitteilen.

Nach langer Wanderung endlich wieder ein Dorf.  Am Ausgang des Ortes lassen wir uns einen kleinen, selbst mitgebrachten Imbiss schmecken. Kein Lokal weit und breit.

Endlich kein Berg! Von hier hat man auch einen guten Ausblick auf das Rhônetal bis nach Genf und zum Genfersee.

Vom Westen droht eine Regenfront, die sich dann doch nach Norden davonmacht. Den Kühen ist das, im Gegensatz zu uns, egal.

Ein Gruß aus Lourdes.

Weit bin ich gegangen, ein weiter Weg liegt noch vor mir. Gut, dass ich die letzten 800 km schon auf meinem „Konto“ habe.

Steil und steinig führt der Weg hinunter zur Schlucht des Fornants,  wo die Pont des Pissieus über ein eindrucksvolles Naturschauspiel führt.

Die letzten Kilometer bis zu unserem Ziel in Chaumont gehen nur steil bergauf.

In de Malpas sehe einen alten Benzintraktor von Citroën in einem Schuppen.

Diese Vorrichtung erinnert an eine Wolfsfalle, mit der sich die Bewohner des Dorfes ihrer Nahrungskonkurrenten entledigten.

Das wäre vielleicht der direkte Weg ins Dorf, den wir aber angesichts des heutigen Wetters doch meiden: ein Kletterpark im Vulkangestein.

Endlich kommen wir zur Kirche von Chaumont und danach in unsere Unterkunft. Ein schöner Tag geht mit Sonne zu Ende.

Tagesstrecke: 26,3 km

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1. Tag Dienstag, 2. Mai 2017 Genf nach Beaumont 

Nach dreizehn Stunden in der Eisenbahn stehe ich nun in Genf. Ein paar Tropfen kommen vom Himmel, als ich mich vor dem Bahnhof einmal kurz orientiere. Neun Grad zeigt das Thermometer auf der anderen Straßenseite.

Ich beginne den Weg mit dem Besuch der katholischen Basilika Notre-Dame de Gèneve. Dort bekomme ich auch meinen ersten Stempel.

Für heute lasse ich das Sightseeing Nebensache sein, letztes Jahr war ja ausführlich dafür Zeit.

Zum ersten aber bestimmt nicht zum letzten Mal auf meiner Wanderung überquere ich die Rhône. Da treffe ich gleich vier Vorarlberger, die auch ihren Weg vom Vorjahr fortsetzen wollen.

Ich gehe gleich zielstrebig zur Kathedrale Saint-Pierre, die Hauptkirche der Reformierten  Kirche in Genf. Auch hier hole ich mir einen Stempel.

Der Weg aus der Stadt führt durch die heimelige Vorstadt namens Carouge mit alten, niedrigen Häusern. Ein Passant erklärt mir den Weg, den ich mir ohnehin nicht merke. Er war selbst auf dem Jakobsweg und freut sich, als er mich als seinesgleichen erkennt. Der Weg ist hervorragend markiert, trotzdem lege ich bei einer Baustelle eine kleine Schleife ein.

Plötzlich führt der Weg durch eine parkähnliche Gegend und die Vögel zwitschern aus vollem Hals.

In Compesières steht noch ein Teil einer alten Johanniter – Komturei. Ein paar Schießscharten zeugen von der weniger friedlichen Zeit im Mittelalter.

Der Weg führt hinab zu einer kleinen Brücke – und ich bin in Frankreich. Eigentlich bin ich nur aus der Schweiz heraus, denn ich finde keinen Hinweis, dass da Frankreich ist.

Bei Neydens holt mich doch der Regen ein, aber besser als Hagel und Schnee.
Ich habe keine Vorstellung, wie die Landschaft hier ist. Sie stellt sich gleich mit ein paar kräftigen Anstiegen vor.

Mein Tagesziel Beaumont kommt mir wie ein Bergdorf vor. Nicht umsonst nächtige ich in der „Fromagerie“ auf 726 m.

Tagesstrecke: 17,3 km

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Auf zur Via Gebennensis – von Genf nach Le Puy-en-Velay 

Jetzt bin ich gleich wieder auf der Achse. Im Liegewagen mit dem Euronight geht’s zuerst von Graz nach Zürich und dann weiter nach Genf.

Der Rucksack ist leider nicht viel kleiner geworden.

Unser Bahnhof ist auch hier bei Nacht hell und freundlich.

Und los geht es mit der ÖBB.

Der Arlberg liegt im Schnee.

Die Churfürsten strahlen frisch dekoriert herunter.

Erinnerungen an die Schweizdurchquerung werden beim Anblick von Rapperswil mit dem Zürchersee wach.

Bei den pünktlichen Bahnverbindungen muss ich einfach misstrauisch schauen.

Die Fahrt führt jetzt von Zürich über Bern, Freiburg, Lausanne nach Genf. Leider trübt es ein, aber noch ist es trocken. Auch in der Schweiz hat der späte Kälteeinbruch Schaden angerichtet.

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Der Jakobsweg beginnt vor der eigenen Haustür – Die Etappe 0 – 10. April 2017

Dass der Camino vor der eigenen Haustür beginnt, ist eine bekannte Regel. Nach dem Camino Frances 2014 habe begonnen von zu Hause los zu gehen. Aber halt nur fast….

Heute habe ich es geschafft, das fehlende Stück des Weges von der Haustür bis zur Jakobskirche in Thal bei Graz zu wandern. Jetzt kann ich mit Recht behaupten, die Strecke von daheim bis Genf zu Fuß zurück gelegt zu haben.

Dabei kann natürlich der Weg in der unmittelbaren Umgebung auch sehr interessant sein.

Eigentlich begann alles ganz anders: Eigentlich sollten wir (meine Frau und ich) heute den Vesuv besteigen und übermorgen den Stromboli. Ein lädiert Knie wollte es anders.

Bei etwas frischem Morgenwetter mache ich mich auf den Weg. Der Frühverkehr hat die Umgebung voll im Griff. Ich weiche vom kürzesten Weg ab und besuche den Liebenauer Löwen, der mich als Kind schon fasziniert hat.

Er steht auf dem Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Gefallen und der Bombenopfer aus Liebenau.

Gleich in der Nachbarschaft ist der barocke Eingang zur ehemaligen K. u. k Kadettenschule, später NAPOLA, heute BG und BORG Liebenau.

Es ist nicht sehr weit bis zur Mur, dem größten Fluss der Steiermark. Nach Süden hin sind die Ufer noch begrünt.

Nach Norden fiel vor kurzem alles Grün einem umstrittenen Kraftwerksprojekt zum Opfer.

Die ersten Kilometer ähneln vielen Caminos durch Städte: Handel und Industrie säumen den Weg.

Auch eine Brauerei lädt ein..

Kurz danach prägen Einfamilienhäuser und Schrebergärten das Bild.

Die Pfarrkirche und der Pfarrhof von Straßgang stehen markant über dem ehemaligen Dorf.

Die Römer hatten sich auch diesen netten Platz ausgesucht, wie mehrere typische Gedenksteine in der Kirchmauer beweisen.

Der Straßganger Friedhof mit dem besten Ausblick auf Graz.

Steil geht jetzt der Weg hinauf zur Florianikapelle, die gerade ein neues Turmdach bekommt.

Durch die noch lichten Buchenwälder führen angenehme Wanderwege.

Zum ersten Mal kann ich die Rudolfswarte besteigen, die nach Kronprinz Rudolf benannt wurde und soeben frisch renoviert wird.

Der Ausblick auf die Stadt ist großartig.

Manchmal hat man auch einen Blick frei auf die Berge in der Weststeiermark, wo der Jakobsweg über den 2140 m hohen Koralmspeik führt.

Das Kirchlein von St. Johann und Paul ist auch an markanter Stelle errichtet und bietet beste Sicht auf den Norden von Graz.

Schließlich verlasse ich den Hauptkamm von Plabutsch und Buchkogel und wandere zum Thalersee, der näheren Heimat von Arnold Schwarzenegger.

Natürlich können entsprechende „Reliquien“ nicht fehlen.

In seinem Geburtshaus ist jetzt ein Museum für den sicher bekanntesten Steirer der Gegenwart untergebracht.

Gleich daneben finde ich die Burg Unterthal, ein teilweise renoviertes Gebäude aus dem 13. Jhdt.

Den Höhepunkt und das Ziel der heutigen Wanderung ist die Jakobskirche von Thal, die von Ernst Fuchs, einem „phantastischen Realisten“ gestaltet wurde.


Im Nebenschiff findet man Jakobus im Altarbild.

Das Innere ist phantastisch und für eine Kirche ungewöhnlich.

Vor der Kirche steht der für Jakobsweg – Pilger wichtige Hinweis: 2853 km bis Santiago de Compostela

So beschließe ich hier meine Wanderung mit einem ¡Buen Camino! und Ultreia!

Tagesstrecke: ca 19 km
Bergauf: 420 m
Bergab: 330 m

Verwendung von kostenfreien GPS – gestützten Apps mit dem Smartphone

Seit drei Jahren verwende ich mein Smartphone um mich auf meinen Weitwanderungen zu orientieren. Da die Empfangsqualität zum Herunterladen von aktuellen Karten unterwegs keineswegs gewährleistet ist, habe ich mir meine Lösung des Problems organisiert.

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Outdoorkarten 

Grundsätzlich möchte ich aufzeigen, dass der Umgang mit dem Mobilphone als Orientierungshilfe VOR dem Ersteinsatz geübt werden sollte, damit Bedienungsfehler und unangenehme Überraschungen minimiert werden können.

Resumé über den Caminho Português

Wir haben es geschafft! Wir haben den Caminho Português erfolgreich hinter uns gebracht und sind mit vielen neuen Eindrücken nach Hause gekommen. Wir, Jürgen und ich, sind zum ersten Mal gemeinsam gewandert und ich als „Einzelgänger“ war froh, einen so positiven und ausgeglichenen Partner gefunden zu haben. Dafür, Jürgen, herzlichen Dank.

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Dass wir den Fußweg erst in Porto/Matosinhos begonnen haben, war für uns sicher eine gute Entscheidung, dass wir uns in Vila do Conde für den Landweg entschieden haben, die zweite.

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Mit dem Wetter hatten wir riesiges Glück. Richtige Regenkleidung brauchten wir auf dem Weg vielleicht eine halbe Stunde. Jürgen und ich haben da schon andere Erfahrungen machen müssen.

Da wir, zwei Herren im „gesetzteren Alter“ beschlossen haben uns eher um Zweibettzimmer als um Massenquartiere zu bemühen, hatten wir auch mit der Qualität der Unterbringung keine Probleme. Trotzdem hielten sich die Preise verglichen mit Österreich oder gar der Schweiz im unteren Bereich.

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Die Markierungen waren außerordentlich gut ohne gleich in einem Gelbpfeil-Meer zu versinken. Einmal gingen wir „unseren eigenen“ Weg, weil die GPS-Daten von der Markierung abwichen. Ich glaube, wir sind gut dabei weggekommen.

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Mit rowdyhaften Autofahrern, wie in den Foren beschrieben, haben wir glücklicherweise keine Erfahrungen machen müssen. Man hat immer gut auf uns aufgepasst. Es waren auch nicht mehr massenhaft Pilger unterwegs: ein paar Amerikaner und Kanadier, eine nette Gruppe von SchülerInnen aus Madrid, die in Vigo gestartet ist, und die übliche internationale Schar aus Deutschen, Ukrainern, Bulgaren etc.

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Erfreulicherweise konnten wir doch einige Wegstrecken abseits von Asphaltstraßen zurücklegen und die Pflasterer-Innung ist in Portugal auch eine gute Interessensvertretung, Die alte Römerstraße XIX war für mich ein Erlebnis der besonderen Art. Auf keinem Camino konnte ich so weit auf den sichtbaren Spuren der Römer wandern, obwohl ja sehr viele Jakobswege den antiken Straßen folgen.

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Das Essen hat auch immer Spaß gemacht. Die lokalen Küchen bieten ja viel Abwechslung zu unserem kontinentalen Angebot. Das habe ich reichlich ausgenutzt.

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Nach den Aufzeichnungen unseres Loggers, der ausgerechnet am letzten Tag seinen Dienst versagte, haben wir ziemlich genau 240 km zurückgelegt.

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Für die Korrektur der Stilblüten, die die Autokorrektur meines Mobiltelefons produzierte, möchte ich Heidrun, meiner Frau, als „Bodenstation“ danken.
Ich danke allen, die im Blog oder auf den Facebook-Seiten so nette Kommentare geschrieben haben.
Mein besonderer Dank gilt Jürgen für die schönen Stunden, die wir durch Portugal und Spanien wanderten, für die interessanten Hinweise auf Kultur und Geschichte und für das problemlose Miteinander in diesen zwei Wochen.

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Von allen Jakobswegen und Teilstrecken ist der Caminho Português sicher der einfachste und am wenigsten anspruchvolle Weg. Bei guter Einteilung können auch kürzere Abschnitte, als wir sie gewählt haben, gegangen werden. Die Verpflegssituation ist mit einer Ausnahme, von Ponte de Lima nach Rubiães über die Portela Grande, einfach, dort war über Mittag alles geschlossen.

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Dienstag, 18. Oktober  2016, Ausflug nach Guimarães

Wer so langsam geht, dass sich der Weg nach Finisterre nicht ausgeht und doch so schnell, dass ihm Zeit bleibt, kann es sich leisten, sich ein wenig in der Gegend umzuschauen.

Wir haben das Zeitfenster genutzt und sind mit der Bahn nach Guimarães gefahren. Für uns ist es ideal, weil wir unweit des Bahnhofs São Bento wohnen, von wo der Zug startet.

Die Bahnhofshalle ist mit interessanten Fliesen aus der Geschichte und dem Alltag geschmückt.

Auf der iberischen Halbinsel gibt es eine eigene Breitspurweite von 1668 mm (1435 mm in Mitteleuropa), wie es bei der Draisine aus dem 1. Weltkrieg zu sehen ist.

Dadurch werden auch die Wagen breiter.

Guimarães war 2012 mit Maribor /SLO europäische Kulturhauptstadt. Das hat dem alten Städtchen mit rund 52.000 Einwohnern sicher gut getan.

Kein anderer portugiesischer Ort,  den wir besucht haben, war so herausgeputzt.

Die Burg  wurde im 10. Jhdt. errichtet und in den 1940ern unter dem Diktator Salazar renoviert  und als Wohnsitz für den Staatschef eingerichtet.

In dieser romanischen Kirche wurde 1111 der spätere 1.portugiesische König Alfonso I. getauft.

Hier gibt es noch richtig alte Läden wie diesen für Metallwaren.

Zurück in Porto suchen wir noch zwei kulturelle Stätten auf.

Die erste ist das Café, in dem der „Club der lebenden Dichter“  tagt.

Vor dem Abendessen schauen wir  beim festlich beleuchteten Nationaltheater vorbei.

Auch dieser Tag endet mit vielen positiven Eindrücken von Land und Leuten.

Morgen geht es via Zürich zurück nach Graz.

Montag, 17. Oktober  2016, Porto

So ein „Nachcamino-Tag“ ist herrlich. Aufstehen ohne Rucksackpacken, Trödeln, Frühstücken ohne auf die Zeit zu schauen. Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns die Dächer von Porto.

In der Nacht hat es wieder geregnet.  Es ist zwar vorerst trocken, aber nicht lange. Unser erster Weg führt zur nahen Kathedrale, die bei unserem Start noch geschlossen hatte. Wir holen uns noch den ersten Stempel für unseren Pilgerpass.

Der Ausblick von der Terrasse auf die Stadt ist schön.

Der Rio Douro  strebt dem Meer zu.

Der heutige Bau war ursprünglich romanisch, und wurde in der Frühgotik weitergebaut und im Inneren im Barockstil ausgestattet. Im 5. Jhdt. gab es hier schon  eine Vorgängerkirche. 1387 hat König João I.  hier eine englische Prinzessin geheiratet.

Die prachtvolle Ausstattung der Kirche (Sé do Porto auf Portugiesisch) zeigt von Reichtum und Macht der Kirche.

In einer Kapelle steht ein prunkvoller Silberaltar.

Mit der „Funicular dos Guindais“ einer kleinen Standseilbahn fahren wir zum Rio Douro hinunter.

Dort kommen wir direkt  zur Ponte Luis I., die unverkennbar Gustav Eiffel Handschrift trägt, aber von Theophil Syring konstruiert worden. Auf der oberen Ebene fährt die Metro und gehen die Fußgänger, unten fahren  heute die Autos.

Wir schlendern entlang des Rio Douro und entdecken noch Teile der alten Befestigungsanlagen.

Dann fahren wir mit der historischen Straßenbahn Line 1 bis zur Douro -Mündung. Bei der Endstation werden die Sitze umgekippt und der Stromabnehmer umgelegt.

In der kurzen Pause vor der Retourfahrt gehe ich auf die andere Straßenseite. Dort kommen  mir zwei Pilger, ein Mann und eine Frau entgegen. Der Mann sieht  mich an, zögert kurz und fragt: „Kennen wir uns nicht?“. Er kommt auch mir bekannt  vor. „Vom Jakobsweg! Bist du nicht der Mann mit der grünen Jacke?“ Ja der bin ich, meine grüne Jacke war mein Kennzeichen  auf dem Camino Francés 2014. Mit Volker war ich am Anfang  und irgendwie in der Mitte des Jakobsweges gemeinsam für einen oder zwei Tage gegangen. Dieses Treffen war für  mich so überraschend, dass ich nicht einmal ein Foto mit ihm gemacht habe.

Am Ende der Rückfahrt besuchen wir die Igreja de São Francisco, die in ihrer  prunkvollen Einrichtung alles andere als franziskanisch ist.

Quer durch  die großen und kleinen Straßen der Stadt kommen wir auch zum Torre dos Clérigos der mit seinen  67 m über die Stadt hinaus ragt. Er gehört zur „Igreja de São Pedro dos Clérigos“ und ist heute das Wahrzeichen der Stadt.

Die Aussicht von oben ist auch bei Schlechtwetter toll.

Nicht weit vom Turm liegt die bekannteste Buchhandlung der Stadt, die Livraria Lello (Buchhandlung Lello). Sie soll auch die Schriftstellerin Rowling zu Szenen in Harry Potter  angeregt haben.

Den Abend beschließen wir in einem Café mit gutem Essen und einem Glas Portwein.