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20. Tag Sonntag, 21. Mai 2017 Prinsuéjols nach Saint-Chély d’Aubrac

Ein klarer Morgen erwartet mich. Die Temperatur ist nahe null Grad, was bei der Höhe nicht verwundert. In den Senken dürfte leichter Raureif liegen. Die Sonne macht dem sicher bald ein Ende.

Aus der Ferne leuchtet noch der Schnee der letzten Tage her.

Ein Bulle sorgt für Nachwuchs bei den Aubrac-Rindern.

Die Handtaschenpilger unterwegs. Auf dem Camino gilt: Jeder wie er mag, jeder wie er kann.

Ich komme jetzt so richtig in Fahrt. Bergwärts werde ich immer stärker.

Die Hochebenen der Aubrac ziehen sich kilometerweitweit.

In einem kleinen Weiler stehen der Brunnen und der Backofen im Zentrum.

In Nasbinals dominiert die Kirche das Ortsbild.



Der Ort ist richtig touristisch: offene Cafés und Geschäfte am Sonntag und jede Menge Wanderer.

Da habe ich ja noch Glück gehabt….

Die Wanderwege sind sehr unterschiedlich. Auf diesem ist es ein Vergnügen.

Da heißt es aufpassen.

Ich nähere mich dem höchsten Punkt des heutigen Tages mit 1368 m.

Vor mir taucht Aubrac auf. Die gesamte Gegend hier ist UNESCO Weltkulturerbe.

Am kommenden Wochenende wird der Almauftrieb mit einem zweitägigen Fest gefeiert. Da kommen dann noch mehr Rinder auf die saftigen Weiden.

Die Kirche und der Wehrturm von Aubrac im Visier.

Die Beerentorte ist nicht nur riesig, sondern auch köstlich.

Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg ist steinig und steil…

Jetzt geht es hinunter nach Saint-Chély d’Aubrac.

Ich komme in einem netten Quartier unter und habe Zeit, mich im Ort etwas umzusehen.

Der Apostelfries ist sicher das Interessanteste an der Kircheneinrichtung.

Und nebenbei: Vor Saint-Chély hat sich Kilometer 500 unter meinen Beinen durchgeschwindelt.

Tagesstrecke: 29,5 km

19. Tag Samstag, 20. Mai 2017 Les Estrets nach Prinsuéjols 

In der Herberge sind heute Nacht einige Leute einer Gruppe von 40 „Handtaschenpilgern“ untergebracht gewesen. Das sind die Pilger, die ihr Gepäck von Herberge zu Herberge schicken lassen und selbst dann mit Tagesrucksäckchen oder Tasche wandern. Die Gruppe blockiert einige der kleinen Herbergen, sodass wir „Normalpilger“ auf Herbergen abseits des Weges ausweichen müssen oder die Streckenlängen verändern müssen.

Von Osten begleitet mich strahlender Sonnenschein aus dem Dorf.

Auf der anderen Seite stehen dunkle Wolken, obwohl eigentlich Schönwetter angesagt ist.

Tausende Narzissen stehen auf manchen Wiesen. Später sehe ich zwei Männer, die mit einer Maschine über die Wiese fahren, die Blüten abschneiden und in Säcke verpacken (angeblich zur Parfumproduktion) .

Auf einer ausgedehnten Weide steht eine Herde der Aubrac-Rinder. Sie sind besonders robust und geben bestes Fleisch. Vom Bullen bis zum kleinen Kalb ist alles vertreten.

Die Aubrac ist eine ausgedehnte Hochebene, die durch den Granit einen besonderen Charakter bekommt.

Der erste größere Ort ist Aumont-Aubrac. Die alte Kirche steht im Zentrum des Ortes, der wie viele durch die grauen Steine geprägt wird.

Durch die Kreuzung zweier Römerstraßen hatte der Ort schon früher eine große Bedeutung.

Auch in Aumont-Aubrac wird des schrecklichen Wolfes gedacht.

In der Region werden beste landwirtschaftliche Produkte angeboten.

Die Landschaft erinnert mich an Schottland oder Wales.

Hier blühen auch die „Märzenbecher“ oder „Osterglocken“ in der freien Natur.

Der alte Brotofen scheint noch manchmal Verwendung zu finden.

Diese Zwillingskälbchen haben es mir angetan.

Die beiden hübschen Aubrac-Rinder haben sich sicher etwas Essbares von mir erwartet und kein Fotoshooting.

Am heutigen Tag bewege ich mich ständig zwischen 1000 und 1200 m. Die Temperatur liegt bei etwa 10 °C. Der Wind ist nicht so stark wie an den Tagen zuvor. Kurz nachdem ich bereits um dreiviertel zwei in der Herberge angekommen bin, regnet es ein paar Tropfen.

Diese schöne gelbe Orchidee finde ich kurz vor meiner Ankunft.

Die Herberge liegt auf ziemlich genau 1200 m.

Tagesstrecke: 25,0 km

18. Tag Freitag, 19. Mai 2017 Le-Villeret-d’Apchier nach Les Estrets 

Überraschung!

So kann ich sicher das erste Bild des Tages betiteln. Am Abend wird der Wind kälter und in der Nacht geht die nächste Störungsfront über uns hinweg. Bei einer Seehöhe von über 1150 m wird da gleich einmal Schnee daraus. In dem Hüttchen war es aber nie unangenehm kalt.

Gleich nach zwei Kilometern entdecke ich einen Hinweis auf die Kirche von Chanaleilles aus dem 11. Jhdt. Die Glocken sind erst später dazugekommen, aber das romanische Kirchenschiff ist beeindruckend.

Vor der Kirche stehen noch einige alte Grabsteine.

Im Dorf treffe ich auf eine Britin und eine Französin, mit denen ich die nächsten zwei Stunden gehe.

Bald erreichen wir die Schneegrenze. Die Wege sind vom Schnee nicht mehr beeinträchtigt, aber die Wiesen und Bäume sind noch angezuckert.

Auf 1300 m Seehöhe liegt das Gut Le Sauvage, heute eine sehr schöne Herberge.

Der Ausblick ist sicher nicht nur mit Schnee beeindruckend.

Das Wasser der Rochusquelle soll bei Augenleiden und anderem Unbill helfen.

Jakobus, der Flüssige.
Nur wenige Pilger hinter mir können ihn noch bewundern.

Auf diesem schönen Bauernhof wird auch Unterkunft, nicht für Pilger,  angeboten.

Ich komme nach Saint-Alban-sur-Limagnole. Gleich am Ortseingang liegt ein weitläufiges Spital.

Dieses Kunstwerk schmückt die Fassade eines der Gebäude.

Die Kirche ist dem Hl. Albanus, einem der ersten britischen Märtyrer, geweiht und stammt aus dem 11.Jhdt.

In der Kirche spielt Magdalena, eine Deutsche, auf ihrer Altblockflöte wunderbare Musik. Ich treffe sie später beim Abendessen wieder. Sie will von Passau bis Santiago durchgehen.

Außerhalb des Dorfes liegen große Narzissenwiesen.

… und der Weg ist steinig und schwer.

Zwei tolle Exemplare

Auch der Abstieg nach Les Estrets verlangt gute Kondition.

In der Herberge werden wir wieder gut versorgt. Linsen und Flan sind wieder dabei.

Tagesstrecke: 30,5 km

17. Tag Donnerstag, 18. Mai 2017 Saint-Privat-d’Allier nach Le-Villeret-d’Apchier

Gestern Abend waren wir beim Abendessen eine internationale Gesellschaft: zwei Holländer, zwei Deutsche, drei Franzosen, eine Schweizerin, ein Österreicher und unsere französischen Gastgeber, die ausgezeichnet kochen. Nach der Linsensuppe aus grünen Linsen, die einen Herkunftsschutz der EU haben, gab es eine köstliche vegetarische Lasagne, den obligaten Käse und „Schwimmende Insel auf dem Meer“ (bei uns Eiweißnockerln auf Vanillesauce).

In der Nacht zieht eine heftige Regenfront über das Land, die am Vormittag noch eine angenehme Wolkendecke nachschleppt. Ideal zum Wandern.

Mystische Nebelschwaden ziehen vom Tal herauf nach St. Privat.

Dann geht es hinab in die Schlucht des L’Allier. Da muss man schon gut aufpassen, wohin man tritt. Die Wanderstöcke sind vor allem hier Goldes wert.

Von oben kann man schon Monistrol-d’Allier erkennen, ein kleiner Ort links und rechts des Flusses.

Die Straßenbrücke ist eine der wenigen Verbindungen über den Fluss.

Leider ist die alte Kirche nicht offen. Sie beherbergt eine Madonna aus den 13. Jhdt.

Der Fluss wird gleich durch eine einer Schlucht verengt, durch die man Raftingfahrten unternehmen kann.

Wir gehen gleich wieder bergwärts und kommen an tollen Felsformationen vorbei.

Da sind auch gleich einige Freikletterrouten markiert.

In der Wand ist die Chapelle de la Madeleine eingelassen.

Ich gehe lange mit Paul aus Toronto, aber ich merke, dass ich für meine Tagesetappe viel zu langsam unterwegs bin. Da verabschiede ich mich von ihm und gehe fast doppelt so schnell weiter.  Über eine weite Hochebene geht es weiter.

Ein Schäfer mit seiner Herde kommt mir entgegen.

Vor mir taucht Saugues auf. Die kleine Stadt ist total auf Pilger eingestellt. Der Bergfried einer ehemaligen Burg und die Église St-Médard überragen alle anderen Gebäude.

Hier in Saugues hat um 1764 ein Wolf sein Unwesen getrieben, der über 100 Opfer gefunden hat. Sogar Truppen des Königs wurden geholt, um seiner habhaft zu werden. Wer ihn endgültig erlegt hat, ist nicht gesichert belegt.

Wieder geht es bergwärts. Der Ausblick ist immer wieder aufs Neue beeindruckend.

In La Clauce, einem kleinen Dorf, steht einsam der Bergfried einer ehemaligen Burg.

Ein kleiner Abstecher im Wald führt mich zu einem angeblichen keltischen Kultplatz.

Kurz vor meinem Ziel entdecke ich eine kleine Schlange. Sie ist etwa 15 cm lang und sehr aktiv. Immerhin sind wir auf ca. 1150 m. Ich versuche ein paar Aufnahmen von ihr zu machen, bevor sie sich zurückzieht. Es ist eine Aspisviper (Vipera aspis aspis).

Endlich am Ziel angelangt:

Heute bin ich in einem netten Schlafwagen untergebracht. Unsere Herbergsmutter lernt mit uns ein Pilgerlied ein. Dann geht es ins Bett. Gute Nacht!

Tagesstrecke: 32 km

16. Tag Mittwoch, 17. Mai 2017 Le Puy-en-Velay nach Saint-Privat d’Allier

Mit den schönen Eindrücken der letzten Tage habe ich gut geschlafen. Kurz nach sieben Uhr verlasse ich das Grand Séminaire und gehe in die Stadt hinunter.

Diese Gässchen sind sogar am Morgen noch unheimlich; geschaffen wie für einen Krimi.

Eine Duftnote macht mich auf die kleine Markthalle aufmerksam, wo gerade die ersten Stände aufmachen.

Der Geruch von frischem Fisch kommt von hier. Das Angebot ist frisch, aber nicht sehr umfangreich.

Beim Fleischer ist die ausgelegte Ware verlockend. Ich nehme mir eine Trockenwurst und ein Stück Käse als Reserve mit.

Auf dem Weg aus der Stadt wird man von Saint-Jacques verabschiedet.

Der Weg der heutigen Etappe steigt vorerst langsam, aber stetig von 700 m auf 1200 m an. Die Aussicht wird von Meter zu Meter schöner.

Unterwegs hole ich eine Kanadierin aus Montreal ein, die aber ein gewaltiges Tempo vorlegt.

Jetzt ist es wieder amtlich: 1517 km nach Santiago

Die Kirche Saint-Christophe ist aus bunten Lavasteinen errichtet.

Auch im Inneren wirkt der romanische Bau.

Auf zwei abgegrenzten Wiesen blühen Narzissen. Das Ausseerland lässt grüßen.

Mir fallen immer mehr schön renovierte Bauernhäuser auf.

Der Stand für die Klauenpflege aus früherer Zeit.

Die Kapelle Saint-Roche lädt zur Einkehr ein. Sie liegt direkt am Camino. Sie ist mit einigen schönen Figuren aus dem 18. Jhdt. ausgestattet.

Die Wege unterwegs sind bei trockenem Wetter nicht besonders anspruchsvoll. Erst das letzte Stück vor Saint-Privat ist herausfordernd.

Auf 1200 m liegt ein Hochmoor wie aus dem Lehrbuch.

Saint-Privat liegt an einer schmalen Felswand. Am Ende stehen eine Kirche und eine Burg. Darunter liegen die Häuser des Dorfes.

Die Kirche aus dem 12. Jhdt. ist innen von besonderem Flair.


Die modernen Glasfenster passen gut dazu.

In der Burg ist heute ein Beherbergungsbetrieb untergebracht.

Tagesstrecke: 24,2 km

15. Tag Dienstag, 16. Mai 2017 Le Puy-en-Velay 

Heute lege ich einen „Kulturtag“ in Le Puy ein. Es wäre schade, einfach weiterzugehen, ohne die schöne Stadt besser kennengelernt zu haben.

Doch vorerst ein Nachtrag zum gestrigen, späten Abend. Seit heuer gibt es hier „Le Puy Lumière“. An fünf Schauplätzen in der Stadt werden Laserprojektionen mit Musikbegleitung präsentiert. In eineinhalb Stunden wandern die Besucher von Ort zu Ort, um die Darbietungen zu bestaunen. Startzeit ist um 22.00 bei Eintritt der Dunkelheit.

Aufgrund der technischen Herausforderungen können die  Bilder nur unzureichend den Eindruck wiedergeben.

Heute um 7 Uhr besuche ich in der Kathedrale die Pilgermesse, bei der die Pilger vor ihrem Weg verabschiedet werden. An die sechzig Pilger sind sicher da.

Nach dem Frühstück machen Elfi, Helga und ich uns auf den Weg, um die Wahrzeichen der Stadt zu besuchen.

Wir beginnen mit der Marienstatue Notre-Dame de la France auf dem Felsen Rocher Corneille. Die 16 m hohe Statue wurde aus russischen Kanonenkugeln gegossen und kann innen bestiegen werden.

Der Ausblick von der Terrasse auf die Stadt ist vor allem bei dem herrlichen Wetter eindrucksvoll

Ohne Wanderrucksack geht’s schon leichter.

Wir wandern weiter zur Felsspitze mit der Kapelle Saint-Michel d’Aiguilhe. Der Ort wurde schon seit der gallo-romanischen Zeit als Kultstätte genutzt. Seit dem 10. Jhdt. gibt es dort eine Kirche.

Der Aufstieg ist recht mühsam. Helga und Elfi steigen rasch voran.

Ein Erinnerungsfoto.

Auf dem kargen Felsboden sprießen bunte Blumen.

Jetzt schaue ich auf die Stadt mit der Marienstatue und der Kathedrale.

Zurück in der Stadt stärke ich mich einmal und besuche die fast leere Kathedrale. Nur ein anderer Tourist kommt auf die Idee, zur Mittagszeit auf Fototour zu gehen.

Zur Kathedrale gehört auch ein Kloster mit einem Kreuzgang.

Spitzenklöppeln ist in der Stadt überall präsent.

Um die Mittagszeit sind die Plätze im Freien voll Leben.

Am späten Nachmittag erholen wir uns bei einer Fahrt mit einem Bummelzug durch die Stadt und kommen wieder an allen wichtigen Plätzen vorbei.

Auch ein Ruhetag kann anstrengend sein!

14. Tag Montag, 15.Mai 2017 Saint-Julien-Chapteuil nach Le Puy-en-Velay 

Wieder erwartet mich wolkenloser Himmel beim Aufstehen in der Früh. Das eigenartige Gefühl an den Armen erweist sich als leichter Sonnenbrand. Vielleicht besser als Schwimmhäute! Kurz vor sieben Uhr geht es aus dem Haus. Das Café sperrt erst später, wenn überhaupt, auf.

Da muss ich jetzt drüber! Gott sei Dank gibt es nicht weit von hier einen schmalen Steg.

Immer wieder zeigen sich Spuren einer sehr feurigen Vergangenheit. Trotz der nur etwa sechs Grad macht das Wandern Spaß.

Viele der Gebäude, alte wie neue, sind mit Stein gedeckt.

Die Goaß ist sehr neugierig und möchte was von mir.

Endlich ein Dorf, in dem ich mir ein Frühstück organisieren kann. Das Gebäck habe ich vorsorglich beim Bäcker gekauft, den Kaffee gibt es in der Bar. Der seltsame Turm gehört zu einem Büroartikel-Gebäude in Saint-Germain-Laprade.

Ein Bauer versucht gerade seine zwei prachtvollen Bullen zu verladen. Einer davon wirkt richtig verspielt.

Ein kleiner Anstieg und ich stehe am Montjoije, dem Berg der Freude.

Von dort kann man zum ersten Mal Le Puy-en-Velay sehen.

Vom ersten Anblick der Stadt bis zur Ankunft ist es noch ein Stück Arbeit.

Zuerst geht’s wieder über Stock und Stein abwärts.

Die nächste Stadt ist Brives-Charensac. Hier komme ich an die Loire mit interessanten Brücken aus verschiedenen Epochen.

Hoch ragt der Felsen mit der Kapelle Saint-Michel d’Aiguillhe über das Tal.

Jetzt stehe ich auf den Stufen der Kathedrale Notre-Dame-du-Puy, wo ich schon vor drei Jahren gewesen bin. Damals reiste ich allerdings mit dem Auto an und nicht zu Fuß.

Die Kathedrale ist menschenleer. Das bewirkt eine eigenartige Stimmung.

Ich werde heute und morgen im Grand Séminaire nächtigen. Das ist nur einen Katzensprung von der Kathedrale entfernt und hat klösterlichen Charakter,  wenn man den Gang betrachtet. Für jeden oder jede eine Zelle.

Dafür ist die Aussicht auf die Kathedrale grandios.

Ein kleiner Rundgang durch die Altstadt ist interessant und lässt immer neue Entdeckungen zu.


Ich treffe Helga und Elfriede, die beiden Deutschen von gestern, wieder und lerne Hans aus der Schweiz und Thomas aus Dänemark kennen. Im Café Camino sitzen wir kurz zusammen und tauschen Erfahrungen aus.

Tagesstrecke: 19,0 km (ohne Stadtrundgang)

13. Tag Sonntag, 14. Mai 2017 Tence nach Saint-Julien-Chapteuil

Es ist ein herrliches Gefühl aufzuwachen und einen strahlend blauen Himmel zu sehen.

Die Wirte haben ein Einsehen mit Pilgersleuten und es gibt schon ab sieben Uhr Frühstück. Da kann ich mir dafür Zeit lassen und komme trotzdem früh weg.

Ein letzter, kurzer Blick auf Tence.

Ferienhäuser oder Saunen nach Art des Diogenes.

Gleich geht’s wieder rauf! Die Wege sind meist angenehm begehbar.

Die beiden lassen sich nicht stören.

Der nächste Stopp ist im Dorf Saint-Jeures auf 1040 m Höhe.

Die Kirche Saint-Georges stammt teilweise aus dem 12. Jhdt.

Im Dorf hat nur der Bäcker offen, wir haben aber auch Sonntag.

Im Feuerwehrhaus werden Blumen und Pflanzen für die Häuser und Gärten verkauft.

So verlasse ich den Ort und bin bereits mitten im Vulkanland.

Die Stützmauern werden aus Basaltsäulen aufgebaut.

Kurz vor Araules: Eine Hommage an Reinhold Giacomo Waldhaus, den Vater des Weststeirischen Jakobsweges, der erst vor kurzem den Weg in Santiago beendet hat.

In Araules ist gerade Gottesdienst mit Erstkommunion. Die Kirche ist zur Hälfte gefüllt. Ein Mädchen und ein Bub feiern dieses Fest mit ihren Familien. Die über 70-Jährigen überwiegen.

Über frisch ausgeschwemmte Hohlwege geht es weiter hinauf auf ca. 1280 Meter.  Das Wasser der letzten Regentage sucht sich seinen Weg nach unten.

Direkt an einen alten Vulkanschlot schmiegt sich das kleine Dörfchen Quayrières, zu dem ich einen Abstecher mache.

Der Ausblick ist immer wieder grandios.

Nach einem langen Abstieg komme ich nach Saint-Julien-Chapteuil mit einer großen Kathedrale auf markanter Position.

Die wesentlichen Teile stammen aus dem 12. Jhdt.

Viele der Gebäude im Ortszentrum sind gut renoviert und wirken gepflegt.

Heute schlafe ich in der Gité d’étape der Gemeinde neben dem Hotel de Ville.

Tagesstrecke:  28,8 km

12. Tag Samstag, 13. Mai 2017 Les Sétoux nach Tence 

Die Nächtigung im ehemaligen Zisterzienzerkloster hat inklusive der Zubringerdienste bestens geklappt. Ein französisches Paar erzählt, dass es den Jakobsweg vor 30 Jahren mit dem Fahrrad gemacht hat. Damals waren da nur Ruinen. Auch die Häuser des nahe gelegenen Weilers sind wiederhergestellt worden.

In Les Sétoux gibt es an mehreren Stellen Skulpturen zum Thema Jakobsweg, wie hier vor der Kapelle des Ortes.

Nach kurzem Wandern über Weiden führt der gut ausgebaute Weg in den wahrhaft dunklen Tann. Tannen sind die wichtigsten Bäume in diesem Wald. Ich bewege mich hier immer in einer Seehöhe von ca. 1000 m.

Wer kommt denn da so früh daher, denken sich die beiden vielleicht.

Hochtäler wie in einem Western durchziehen die Gegend. Auch in der Weststeiermark könnte die Landschaft liegen.

Ich überqueren eine massive Brücke,  bevor es auf der andere Seite wieder über 1000 m hinaufgeht.

Durch die Höhenlage ist die Vegetation weit zurück. Einige Blumen sind nicht zu übersehen. Die Stiefmütterchen gibt es sogar in zwei Varianten.

Für diese Bachübergang sollte man etwas balancieren können. Einzige Alternative wäre Schuhe ausziehen und durch das Wasser!

Am Weg stehen immer wieder steinerne Kreuze, die oft Jahreszahlen vom dem Ende des 19. Jahrhunderts tragen. Marterln oder kleine Kapellen habe ich keine gesehen.

Bei Kilometer 12 beginnt es wieder zu regnen. Zuerst habe ich noch die Hoffnung, dass es beim Nieseln bleibt, aber dann wird es doch mehr. Den Rindern wird es auch schon zuviel, die wollen heim.

In Montfaucon-en-Velay besuche ich die Capelle-Notre-Dame, die wie viele alte Gebäude aus schweren Steinquadern errichtet ist.

Sie beherbergt eine außergewöhnliche Sammlung von zwölf Monatsbildern zu Stellen aus der  Bibel und wurden im 17. Jhdt. von einem flämischen Meister geschaffen.

In einem nahegelegenen Restaurant möchte ich mich einmal stärken und trocknen. Die kleine aber feine Speisekarte verheißt nur Gutes zu sehr moderaten Preisen. Zwei durchnässte Motorradfahrer sind schon da. Später kommen noch drei Radwanderer, die sogar im Lokal ihre eigene Jause auspacken dürfen.

Ich will mich schon regenmäßig anziehen, da endet der Regen wieder. Auf den Wegen stehen zeitweise große Pfützen, die schon auch zehn Zentimeter tief sein können.

Fliegenfischer versuchen ihr Glück am Le Lignon.

La Papeterie, ein riesiges Ferienhaus und auch Pilgerherberge, war einst eine Papierfabrik der Familie Montgolfière, die erste Frankreichs.

Auf einem Hügel liegt die kleine Stadt Tence mit ihrem  breiten Hauptplatz, wo auch ich logiere.

Gleich drei Kirchen hat der Ort aufzuweisen.

Bin ich in Schottland gelandet? Sogar der Fluss hat eine braune Färbung.

Die Abendstimmung und der Wetterbericht versprechen für morgen Besserung.

Tagesstrecke: 29,3 km

11. Tag Freitag, 12. Mai 2017 Saint-Julien-Molin-Molette nach Les Setoux

In der Nacht ist es zeitweise sternklar. Der Mond strahlt herein, dass ich vorerst an eine Straßenlaterne denke. Gegen Morgen höre ich das vertraute Regengeräusch. Gegen halb sieben bin bereit zum Abmarsch. Saint-Julien-Molin-Molette liegt noch in Ruhe, da rührt sich noch nichts.

Vorerst ist es trocken und es geht auf den nächsten Berg hinauf vorbei an Bauernhöfen und Viehweiden.

Am Col du Banchet holt mich der Regen ein. Es ist nicht arg, aber zu viel, um nur mit leichter Jacke zu gehen.

Der nächste Kilometer führt wieder steinig bergab bis  Bourg-Argental vor mir liegt.

Die ersten verschlafenen Schüler kommen mir entgegen. Zwei schauen noch so zerstört, dass ich mir denke: Gut, dass ich die beiden nicht in der ersten Stunde unterrichten muss. Es ist halt erst acht Uhr.

Ich finde ein offenes Café, hole mir aus der Bäckerei nebenan mein Gebäck und genieße einen starken, doppelten Espresso in der Hoffnung, dass es aufhört zu regnen. Das Radarbild des Wetterdienstes zeigt ja nur einzelne kleine Regenzellen.

Ich besuche die Kirche mit einer schwarzen Madonna und werde wieder von schöner Musik empfangen.

Gleich nach dem Ortsausgang geht es richtig, bergauf! In diesem Bauernhof ist eine Gitê d’étape eingerichtet.

Der Regen hört auf und mystische Nebelschwaden ziehen durch das Tal.

Plötzlich zeigen sich blaue Flecken am Himmel und die Sonne leuchtet auf die Wiesen.

Der Wanderweg führt nun auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse und ist daher bequem und nicht sehr steil. Ich hole Neves, eine Italienerin, ein, die in Deutschland lebt. Sie hat sich trotz Erfahrung im Berggehen einen Fuß überbelastet und geht sehr schwer. Eine Zeitlang gehe ich mit ihr und ich werde ihr die Reservierung für die Nächtigung bei meiner Ankunft erledigen. Dann gehe ich mein Tempo weiter.

Sogar ein Bahnhofshäuschen existiert noch. Aus dem Bahnhofsplatz sind ein Spielplatz und eine Pferdekoppel geworden.

Tief unter der Trasse liegt Saint-Sauveur-en-Rue mit seiner gewaltigen Kirche. Leider liegt der Ort für die heutige Tagesetappe zu weit abseits.

Auf einer Höhe von 1000 m blühen Geraldine – Kirschbäume. Dort verläuft auch die Grenze von Rhône-Alpes in die Auvergne.

Ein Weg führt zu einer tiefen Schlucht, der ich mich nur zögerlich nähere.

Noch ist nicht die höchste Stelle erreicht.

Vor mir muss es stark geregnet haben, denn immer noch rinnt Wasser die Wege entlang.  Durch den dichten Tann sieht man nur ein kleines Stück Himmel, aber ich höre immer andauernden Donner. In der Schweiz würde ich es vielleicht als Feldschießen mit schwerem Gerät abtun. Hier weiß ich, dass es das angesagte Gewitter sein könnte.

Ich beeile mich, da es nicht mehr weit bis zu meinem Ziel Le Setoux sein kann. Kaum bin ich aus dem Wald, sehe ich die Wolken besser.

Trocken komme ich in der Herberge an und erfahre, dass wir mit dem Auto in das benachbarte Clavas gebracht werden. Dort ist in einem ehemaligen Kloster eine nette Herberge eingerichtet. Zum Essen werden wir wieder zurückgebracht.

Ich stehe noch nicht unter der heißen Dusche, als ein Regenguss gegen das Fenster prasselt. Da hat der Jakob wieder aufgepasst!

Neves ist mit einiger Verspätung angekommen. Ihr Fuß schaut nicht gerade gut aus.

Tagesstrecke: 25 km