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VFS 44. Tag Donnerstag, 15. Mai 2025 Vignacastrisi – Tricase

Nach einer ruhigen Nacht, nur ein Zwergkauz rief nach einer Partnerin, stehe ich heute etwas steif auf, packe den Rucksack und begebe mich zum reichlichen Frühstück. Nicht italienisch, sondern „pellegrinisch“.

Dann geht es wieder auf die Straße in Richtung Ortskern von Vignacastrisi. Der macht nicht viel her, da ist es im nächsten Dorf, in Marittima, anders.

Mama und Papa dürfen nicht bis in den Schulhof oder ins Klassenzimmer fahren. Die Straße vor der Schule ist zur Schulzeit gesperrt.

Marittima – Schulstraße

Der Ort rüstet sich für die Marienfeierlichkeiten. Noch sind nicht alle Beleuchtungselemente montiert.

Marittima – Festbeleuchtung der Straße

Der Palazzo Baronale Maglietta, um 1600 errichtet, wird heute als B&B genutzt.

Marittima  – Palazzo Baronale Maglietta

Dann führt mich der Weg an vielen Wiesen mit hoher Diversität vorbei.

Weg

Schwalbenschwanz-Schmetterlinge schweben durch die Luft und sind nur schwer mit dem Handy zu erwischen.

Schwalbenschwanz

Hier merkt ich erst, wie hoch das Land hier über dem Meer liegt.

Küste
Durch ein Blumenmeer
Panorama

Die Zitronenbäume tragen gleichzeitig Blüten, grüne und reife Früchte.

Zitronenbaum

Die Chiesa della Madonna di Costantinopoli  wurde 1685 in Auftrag gegeben und sticht durch ihre achteckige Architektur hervor.

Chiesa della Madonna di Costantinopoli

Vom Hügel klotzt die Hauptkirche von Tricase, die Chiesa della Natività della Beata Vergine Maria, herab.

Die Vorläuferkirchen wurden von den Osmanen, dem Grafen von Lecce und von den Venezianern devastiert. Ein Neubau um 1736 stand auf so schwachen statischen Beinen, dass er bald wieder abgetragen werden musste, bis die jetzige Kirche 1781 ihrer Bestimmung übergeben wurde.

Chiesa della Natività della Beata Vergine Maria
Chiesa della Natività della Beata Vergine Maria
Turris Magna
Chiesa della Natività della Beata Vergine Maria

Der Bürgermeister der Stadt hält eine Pressekonferenz zu „80 Jahre Kriegsende“ ab. Der Hund ist besonders daran interessiert.

Bürgermeister Antonio De Donno

Die Chiesa di San Domenico wurde zwischen 1679 und 1704 errichtet.

Chiesa di San Domenico
Chiesa di San Domenico
Chiesa di San Domenico

Am Nachmittag kommen die Ausläufer der Schlechtwetterfront sehr gemächlich daher

Regenwolken

Ich habe heute ein Privatquartier gefunden.

Privatquartier
Privatquartier
Die Herrin des Hauses mit vier Jungen

Tagesstrecke: 18,8km; ↑ 177 m; ↓ 155 m + 0 km Stadtrundgang

VFS 43. Tag Mittwoch, 14. Mai 2025 Otranto – Vignacastrisi

Jetzt heißt es Abschied nehmen von Otranto, der Stadt mit den starken Befestigungsmauern.

Otranto

Ein Blick auf den Hafen und die Stadt.

Otranto

Im Hafen komme ich an einer Gedenkstätte vorbei, die an ein Unglück im Jahre 1997 erinnert, als ein albanisches Flüchtlingsboot mit einer italienischen Fregatte in albanischen Hoheitsgebiet kollidierte und sank. Es gab etwa 80 Tote. Ausgelöst wurde die Flüchtlingswelle durch den sogenannten Lotterieaufstand.

Gedenkstätte im Hafen

Nun gehe ich wieder dem Küstenweg entlang und genieße den Ausblick auf das Meer.

Küstenweg

Nicht nur in Albanien gibt es Bunker, auch auf dieser Seite der Adria sind sie zu finden. Die Entfernung nach Albanien beträgt etwa 100 km, angeblich soll man an klaren Tagen die andere Küste sehen können.

Bunker
Steilküste

Leider ist die Route der VFS plötzlich gesperrt. Ich habe keine entsprechende Umleitung gefunden und daher selbst für  eine gesorgt. Über ein abgeerntetes Feld bin ich wieder auf die „alte“ Route und zum stillgelegten Bauxitabbau gekommen.

Feld
Ehemaliger Bauxitabbau

Dann komme ich an einer Hundestation, weit weg von anderen Häusern, vorbei. Die Begrüßung ist lautstark, aber alle Hunde sind gesichert.

Hundestation

Die Masseria Cippano ist ein befestigtes Bauernhaus aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Bauernhof besteht aus einem 15 Meter hohen Bauwerk mit einer Außentreppe, Strebepfeilern, Pechzähnen und Schießscharten und ist heute eine Ruine.

Masseria Cippano

Auf einem riesigen Feld werden von einer Gruppe Wein-Edelreiser zum Anwurzeln ausgesetzt. Ich erfahre, dass es sich im eine großbeerige Speisetraube handelt. Die Leute haben sichtlich und hörbar großen Spaß und dürften Einheimische sein.

Auspflanzen von Edelreisern

Endlich habe ich eine erwischt…

Eidechse

In Uggiano La Chiesa beherrscht nicht nur im Namen die Kirche Santa Maria Maddalena alles.

Chiesa Santa Maria Maddalena
Santa Maria Maddalena

Im Rathaus hole ich mir den Pilgerstempel.

Palazzo Municipale

Dann marschieren ich los, endlich komme ich in einen Flow und…. von der Originalroute ab. Gut, dass ich mit GPS meinen Weg kontrollieren kann, so habe ich gleich einen Ersatzweg gefunden, ohne umkehren zu müssen. Er ist etwa gleich lang, aber auf einer frequentierteren Straße.

Straße

In Vitigliano bin ich wieder auf dem „echten“ Pfad.

Vitigliano – Palazzo Ciullo

Als ich in Vignacastrisi in meinem Quartier, dem Aia di San Giorgio, ankomme, ist noch niemand da. Ich habe ja auch keine Zeit angegeben. Daher mache ich es mir auf der Terrasse bequem, bis der Hausherr da ist.

Aia di San Giorgio

Der Speiseraum ist voller Bilder von Musikern und kleinen Kunstwerken.

Aia di San Giorgio
Aia di San Giorgio

Das Abendessen kocht der Chef für mich allein, dazu ein Gläschen roten Wein.

Petolle, Ricottaknödel mit Pistazien
Radiccio mit Kartoffelpüree
Zucchini – Kartoffel, Frigitelli
Pasta con manzo

Tagesstrecke: 26,1 km; ↑ 170 m; ↓ 121 m + 0 km Stadtrundgang

VFS 42. Tag Dienstag, 13. Mai 2025, Martano – Otranto

In der Früh ist die Piazza Caduti in Nebelschleier gehüllt. Der Besitzer der Bar, in der ich mein Frühstück einnehme, interessiert sich für meine Tour und gibt mir einige kulturelle Tipps. Er selbst kennt die Strecke mit dem Mountainbike.

Martano – Piazza Caduti

Auch die Wiesen und Wege sind durch den Nebel feucht.

Wiese

Ich weiche gleich von der neu markierten Route ab und folge meiner. Zuerst ist es feucht.

Wiesenweg

Dann tritt die alte Wegtrassierung hervor. Da gehe ich schon daneben im gut gepflegten Olivenhain.

Originaltrasse

Unterwegs sehe ich noch eine schöne Pflanze.

Sommerwurz

Auf einem Platz in Carpignano Salento beobachte ich, wie ein Mann einen Abgang zur Unterwelt frei macht. Eigentlich gibt es hier eine Krypta aus dem 10. Jhdt. zu besichtigen. Nur die ist 80 m weiter und nicht geöffnet.

Der freundliche Mann nimmt mich mit in eine unterirdische Ölpresse und erklärt die Funktionsweise.

Sonderführung

Vom Straßenniveau werden die Oliven durch Schächte direkt in Sammelbehälter geleert. Jeder Klient hat seinen eigenen. Von dort kommen die Oliven zum Zermahlen auf den Mahlstein. Der wird durch Tiere (meist Esel) unterirdisch angetrieben.

Mahlstein

Dann wird das Pressgut in Presstaschen gefüllt und mit Spindelpressen ausgepresst.

Spindelpressen

Die Öl-Wassermischung wird getrennt und das Öl ist fertig. Das hier gewonnene Öl wurde mit Schiffen nach Oberitalien und Frankreich bis Skandinavien transportiert und diente vor allem als Lampenöl!

Öltanks im Boden

Diese Ölpresse blieb bis 1700 in Betrieb.

Platz und Abgang

Von Cannole bin ich entäuscht: Es wirkt sehr heruntergekommen. Das Castello Granafei aus dem 15. Jhdt. passt da gut dazu.

Cannole – Castello Granafei

Ab hier verlasse ich die „offizielle“ Route der VFS und suche meine eigene. Die  SP 344 ist wenig befahren und ich komme direkt nach Süden bis zur Abzweigung zum Santuario Maria SS.ma di Montevergine, wo ich wieder auf die VFS treffe.

Obelisco Maria SS.ma di Montevergine
Santuario Maria SS.ma di Montevergine
Santuario Maria SS.ma di Montevergine
Santuario Maria SS.ma di Montevergine

Auch den weiteren Weg plane ich selbst und nütze die Begleitstraße der SS 16 Adriatica, um geradewegs nach Otranto zu kommen.

Mein Quartier liegt direkt an der Strecke; Bed Belvedere. Ein Selbstbedienungsrestaurant gehört auch dazu.

„Bed Belvedere“
Bed Belvedere

Nach einer Erholpause geht’s auf Sightseeing in die nahe Stadt.

Panorama am Strand
Befestigungsmauer
Ein Stadttor

Der Duomo di Otranto, oder auch
Basilica Cattedrale di Santa Maria Annunziata genannt, entstand im 12. Jhdt.

Duomo di Otranto
Basilica Cattedrale di Santa Maria Annunziata
Duomo di Otranto
Basilica Cattedrale di Santa Maria Annunziata

Ein großes Mosaik (10 Mio. Teile) aus dem 12. Jahrhundert mit einer  Fläche von 57 × 28 m = 1596 m² befindet sich vollflächig auf dem Boden des Gebäudes.

Duomo di Otranto
Basilica Cattedrale di Santa Maria Annunziata
Duomo di Otranto
Basilica Cattedrale di Santa Maria Annunziata

Die Krypta ist ein Säulenwald.

Basilica Cattedrale di Santa Maria Annunziata – – Krypta

In der Kathedrale befinden sich zudem Reliquien der 800 Märtyrer von Otranto.

Reliquienaltar

Das heutige Castello Aragonese di Otranto ist die Folge einer ständigen Anpassung an die verschiedenen Anforderungen der Kriegsführung.

Castello Aragonese di Otranto

Die Chiesa San Pietro ist ein wichtiger Vertreter byzantinischer Kunst in Apulien. Sie wurde etwa im 9. und 10. Jahrhundert erbaut und war wahrscheinlich die erste Basilika der Stadt, die im Jahr 968 zum Bischofssitz gewählt wurde.

Chiesa San Pietro

In der mit Fresken geschmückten Kirche wird gerade geheiratet.

Tagesstrecke: 26,2 km; ↑ 95 m; ↓ 192 m + 5 km Stadtrundgang

VFS 41. Tag Montag, 12. Mai 2025, Lecce – Martano

Um 6.20 Uhr breche ich auf und suche mir ein offenes Café, das ich gleich neben der Porta San Biagio finde.

Porta San Biagio

Am Denkmal der Liebenden vor bei geht’s rasch aus der Stadt.

Denkmal der Liebenden

Es geht gut voran und schon bald bin ich in Merine. Der Ort erwacht, die älteren SchülerInnen fahren mit dem Bus, die jüngeren mit Mama.

Merine
Merine
Merine

Bei Kilometer 12 des heutigen Marsches  erwartet mich eine große Überraschung. In Acaya steht eine fast unveränderte Wasserburg aus der Renaissance.  Auf spätere Umbauten wurde verzichtet.

Acaya
Acaya
Acaya – Zugang zum Borgo

Bei Kilometer 19 ist Vernole an der Reihe. Die Ortschaften ähneln sich sehr. Überall findet man Zeichen der Paläste aus dem Barock: Torbögen, Balkone, Innenhöfe.

Vernole
Vernole
Vernole – Mariensäule
Vernole – Chiesa Madre

Auf dem weiteren Weg komme ich an einigen Naturschutzgebieten vorbei. Die Wege sind mal breiter, mal schmäler.

Wege
Wege
Wege
Gelbköpfige Dolchwespe

Nach mehr als 33 Kilometern komme ich in Martano an. Wieder schmiegen sich enge Gassen um das Zentrum, wieder gibt es zahlreiche Palazzi.

Palazzo
Palazzo
Palazzo
„Hauptstraße“

Ich suche meine Herberge bei Borgo in Corte, die in verschiedenen Altstadthäusern Wohnungen anbieten. In diesem Viertel giebt es noch Gemeinschaftshöfe aus früherer Zeit, wo mehrere Wohneinheiten gemeinsame Infrastruktur nutzen.

Quartier in der Altstadt
Quartier in der Altstadt
Quartier in der Altstadt

Auch für die Altpolitiker der Stadt hat man etwas übrig. Der Minister a.D. (um 1900) hat einen Drink spendiert bekommen.

Minister

Zum Abendessen einmal fleischlos: Ciceri e tria (frische Pasta mit Kichererbsen) – ein typisches Gericht für die Region Salento.

Tagesstrecke: 33,7 km; ↑ 68 m; ↓ 60 m + 1 km Stadtrundgang

VFS 40. Tag Sonntag, 11. Mai 2025, Torchiarolo – Lecce

Mit einem üblichen Frühstück – doppelter Espesso, ein Kornetto und Saft – beginnt der Tag ganz normal. Um 7 Uhr bin ich schon unterwegs und wandere auf unterschiedlichen Pfaden gegen Süden.

Quer durchs Gelände

Die ersten Maulbeeren sind reif und wollen verkostet werden. Die sind schon sehr süß und lösen sich vom Stängel.

Maulbeeren

Nach etwa neun Kilometern komme ich zur Abbazia Santa Maria di Cerrate, die ganz einsam in der Gegend steht. Sie ist eines der bedeutendsten Beispiele romanischer Architektur in Otranto.

Abbazia Santa Maria di Cerrate

Sie stammt aus dem 12. und 13. Jhdt., die Fresken aus dem 13. und 14. Jhdt.

Abbazia Santa Maria di Cerrate
Abbazia Santa Maria di Cerrate
Abbazia Santa Maria di Cerrate
Abbazia Santa Maria di Cerrate
Abbazia Santa Maria di Cerrate

Eigentlich ist die ehemalige Abtei erst um 10 Uhr geöffnet, aber am Sonntag ist um 9 Uhr eine Messe. Für mich hat der Kustode noch um 20 Minuten früher geöffnet. So brauche ich nicht eineinhalb Stunden zu warten.

Abbazia Santa Maria di Cerrate

Der Weg ist fast immer sehr gut begehbar, sodass ich auch rasch weiterkomme.

Radweg durch die Macchie

Der einzige Ort unterwegs ist die kleine Stadt Surbo, die wenig Bedeutung hat.

Surbo
Surbo – Hauptplatz

Die Außenfassade dieses Wohnblocks ist total verwittert. Das Meer ist nicht weit.

Surbo – Siedlung

Mit ein paar Hindernissen komme ich nach Lecce, wo ich direkt an der Festungsmauer lande.

Festungsmauer

Der Innenstadtkern ist einfach unbeschreiblich. Ich kann mich an keine Stadt erinnern, wo so viele Paläste dicht an dicht stehen. Sie haben nicht nur prunkvolle Fassaden, auch die Höfe sind repräsentabel.

Palast
Portal
Palast – Innengestaltung
Palast – Innenhof
Palast – Innenhof

Da viele Gebäude unter Napoleon den Besitzern enteignet und der Allgemeinheit übergeben wurden, sind heute viele durch Ämter in Gebrauch.

Auch bei den Kirchen wurde nicht gespart: Die Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta e Sant’Oronzo oder kurz Duomo ist eines von vielen Beispielen.

Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta e Sant’Oronzo

Die heutige barocke Architektur geht auf den Grundriss aus dem 12. und 13. Jhdt. zurück. Die Krypta ist ein Zeugnis dafür.

Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta e Sant’Oronzo
Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta e Sant’Oronzo
Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta e Sant’Oronzo – Krypta

Die Basilica Santa Croce ist ein weiteres Beispiel süditalienischen Barocks.

Basilica Santa Croce
Basilica Santa Croce

Diese Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Auch von den Römern gibt es etwas zu sehen: das alte römische Theater, das im 1. und 2. Jhdt. n. Chr. für ca. 25.000 Besucher errichtet wurde.

Amphitheater

In der Stadt ist viel los. In den nächsten Tagen ist der Giro d’Italia in der Stadt zu Gast.

Giro d’Italia auf der Piazza Sant’Oronzo
Giro d’Italia

Ich beziehe mein Quartier in der Urban Oasis. Die MitarbeiterInnen sind äußerst freundlich und hilfsbereit. Nur das Haustor hat seine Eigenheiten. Da muss man erst mit dem Rucksack durchkommen.

Urban Oasis
Urban Oasis

Auf Anregung von meinem Neffen gönne ich mir einen Café Leccese mit Beilage.

Café Leccese

Tagesstrecke: 25,6 km; ↑ 35 m; ↓ 17 m + 6 km Stadtrundgang

VFS 39. Tag Samstag, 10. Mai 2025, Brindisi – Torchiarolo

Noch vor dem Frühstück schaue ich auf der Piazza Mercato vorbei, wo die Händler gerade ihre Waren aufbauen.

Piazza Mercato

Die Gassen machen einen sauberen Eindruck, nichts von schmuddeliger italienischer Hafenststadt. Die Bäume sind Mandarinen.

Via Trieste

Bei der Porta Lecce verlasse ich die ehemaligen innere Stadt. Hier sind noch die Befestigungsanlagen aus dem 15. Jhdt.  zu sehen.

Porta Lecce
Verteidigungsanlagrn

Noch lange begleiten mich die Neubauten auf dem Weg aus der Stadt mit über 80.000 Einwohnern.

Neubauten

Dann bin ich wieder allein auf wirklich weiter Flur. Lange Gerade landwirschaftliche Wege durchkreuzen die Landschaft. Es wird abwechselnd Gemüse, Obst, Wein und Getreide, ja und natürlich Oliven, angebaut. 

Wer kennt dieses Gebilde? Die Auflösung gibt’s gegen Ende.

Wer oder was bin ich?
Feldweg

Plötzlich kann der Weg auch so aussehen. Sieht zwar sehr „bio“ aus, ist aber sehr schwer zu gehen.

Feldweg

Oder so: fast wie es die alten Römer machten

Steinweg auf einer Steigung
Weg des Weingutes Tormaresca

Auch die Gebäude am Weg haben vielfältiges Aussehen.

Betriebsgebäude des Weingutes Tormaresca
Wohnhaus am Land
Lost place

Immer häufiger komme ich an ganzen Olivenhainen vorbei die nahezu abgestorben sind.

Oliventod

Kurz vor dem Ziel komme ich noch an den Resten von „VALESIO“, einer archäologischen Fundstelle vorbei. Hier hat sich bereits in vorrömischer Zeit eine Siedlung befunden. Sie war über einen fünf Kilometer langen Kanal mit der Adria verbunden. Erst um 1500 wurde diese Gegend verlassen.

Valesio
Villa in Valesio
Reste des alten Kanals

Zu Mittag bei meiner Ankunft in Torchiarolo herrschte fast „High Noon“ – Stimmung.

Torchiarolo
Torchiarolo
Torchiarolo – Santa Maria Assunta
Torchiarolo – Santa Maria Assunta
Torchiarolo – Castello
Torchiarolo

Ich bin in der Foresteria Parrocchia Sant. Maria Assunta untergebracht, ein nettes Pilgerquartier im ehemaligen Kindergarten. Bei der Ankunft liegt rin Willkommenspaket mit Pizzaschnitte, Wasser und Banane bereit.

Foresteria Parrocchia Sant. Maria Assunta
Foresteria Parrocchia Sant. Maria Assunta
Foresteria Parrocchia Sant. Maria Assunta

Zum Abendessen gibt es heute Schweinsripperl.

Zur Auflösung des Bildes:

Es ist die Blüte der Artischocke

Tagesstrecke: 27,8 km; ↑ 55 m; ↓ 16 m + 1 km Stadtrundgang

VFS 38. Tag Freitag, 09. Mai 2025, Torre Santa Sabina – Brindisi

Heute steht die Königsetappe dieser Tour an. Um die Kühle des Morgens auszunutzen, bin ich kurz nach sechs Uhr aus dem Haus, und als ich beim Café eintreffe, gehen gerade die Rollladen hoch.

Morgenstimmung in Torre Santa Sabina

Heute ist wieder viel Natur angesagt. Ich versuche den Sandstränden möglichst zu entgehen.

Dünen
Hinter den Dünen
Wilde Möhre?

Graffitis können auch stilvoll sein und müssen nicht nur hingefetzt sein.

Graffitis unter einer Straßenbrücke

Auch ein Kunstwerk?

Das orange Sofa

Lange geht es an der SS379 entlang. Rechts davon ist ein Naturschutzgebiet, das die Macchie, den Strand und das Wasser betrifft. Am Strand soll es Wasserschildkröten geben und im Wasser einen Kelpwald.

An der SS379

Die Wacht- und Kommunikationstürme stehen alle paar Kilometer.

Nach 30 km komme ich an der Stadtgrenze an, die vom Flughafen gebildet wird. Ein Flugzeug der EasyJet aus Basel setzt gerade zur Landung an.

EasyJet aus Basel

Am Stadtrand werden die Pilger von einer Eisenfigur erwartet.

Begrüßung in Brindisi

Das Denkmal für die gefallenen Marineangehörigen aus dem ersten Weltkrieg wäre begehbar. Es wurde vom „Duce“ Mussolini in Auftrag gegeben.

Kriegerdenkmal

Mit einer Motorbarkasse geht es über den schmalen Meeresarm zur Altstadt von Brindisi.

Motorbarkasse
Brindisi – Villaggio Pescatore
Kriegsschiff

Die Festung ist militärisches Sperrgebiet und kann nicht besucht werden.

Castello Svevo di Brindisi

Ich gehe auf geradem Weg zum Quartier. Ich logiere im B&B XX.09.

Das Datum 20. September 1870 erinnert an die Eroberung Roms durch die Truppen Garibaldis und das Ende des mächtigen Kirchenstaates.

B&B XX.09.
B&B XX.09.

Nach einer Erholpause schaue ich mir noch ein paar Touristen-Musts an.

Die Colonne Romane markiert den Endpunkt der Via Appia Antica. Das Kapitell der Säule steht geschützt im Palazzo Granafei-Nervegna.

Colonne Romane
Colonne Romane Original

Die Pontificia Basilica Cattedrale di Brindisi, geweiht 1143, sagt mir nicht besonders zu.

Cattedrale di Brindisi
Cattedrale di Brindisi

Bei der Pilger- Informationsstelle von Brindisi hole ich mir eine Pilgerurkunde ab. Ich habe gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt.

Zwei Pilger
Pilgerurkunde

Heute belohne ich mich mit einem guten Filetsteak, das außerordentlich gut ist.

Filet-Steak

Tagesstrecke: 33,6 km; ↑ 22 m; ↓ 11 m + 4 km Stadtrundgang

VFS 37. Tag Donnerstag, 08. Mai 2025, Montalbano – Torre Santa Sabina

Früher als sonst bin ich auf der Straße unterwegs. In Erwartung großer Hitze habe ich mich schon um 6.40 Uhr auf den Weg gemacht. Dass die Hitze nicht gekommen ist, macht nichts.

Via Francigena
Lokalverkehr der Bahn

Die kleinen Stationen sind auch hier längst aufgelassen worden.

Ehemalige Bahnstation

Auch wenn die Sonne nicht scheint, leuchtet Ostuni vom Hügel herunter.

Ostuni

Asphaltiert wird, wie gerade Platz ist. Wenn ein paar Sträucher in die Fahrbahn ragen, werden sie nicht gleichgestutzt, sondern darum herumasphaltiert.

Neuer Asphalt für die Radfahrer?

Zu vielen Gutshöfen (Masseria) führen herrschaftliche Zufahrten. Viele werden heute als Hotel etc. geführt.

Zufahrt zu einer Masseria

Ich entdecke die ersten Olivenbäume, die vom Olivenbaumsterben bedroht zu sein scheinen. Auslöser ist das Bakterium Xylella fastidiosa (dt. Feuerbakterium), das die Poren der Pflanzengefäße (Xylem) verstopft und somit den Wasser- und Nährstofftransport blockiert. Die Versuche, die betroffenen Teile zu entfernen, sind nicht von dauerhaftem Erfolg. Einzig die Totalentfernung schützt die anderen Bäume. Angesichts dieser Jahrhunderte alten Bäume ist das nicht vorstellbar.

Befallene Bäume

Und rundum blüht es!

Königskerze

Jetzt bin ich kurz vor Torre Santa Sabina wieder ans Meer gekommen. Hier muss ich nicht dauernd über die Felsen steigen, sondern kann auf der „Strada comunali“ wandern.

Am Meer
„Strada comunali“

Der ganzen Küste entlang gibt es eine Kette von Türmen, die der Kommunikation beim Angriff diverser Feinde dienten.

Wachturm

Auf dem Jakobsweg! Unterwegs treffe ich immer wieder auf fossile Muschelansammlungen.

Fossile Jakobsmuschel

Die Anlagen der Ferienwohnungen und Campingplätze werden instand gebracht. Der Pool ist noch abgedeckt. Saisonbeginn ist der 1. Juni.

Campingplatz

Ich bin im B&B Torre Santa Sabina angemeldet. Der Vermieter kommt erst später. Ich stärke mich einstweilen in einem Restaurant in der Nähe.

Panini mit Oktopus, Schinken, Käse und Salat

Das B&B ist sehr großzügig.

B&B Torre Santa Sabina
B&B Torre Santa Sabina
B&B Torre Santa Sabina

Die Sonne kommt heraus, ich gehe an den Strand. Das Wasser ist nicht kalt, aber es weht jetzt ein frischer Wind.

Am Strand

Der Torre Santa Sabina ist leider gesperrt. Er wurde aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen dem Ende des 15. und dem Beginn des 16. Jahrhunderts als Kontrollturm für den kleinen Hafen erbaut.

Torre Santa Sabina

Der Ort ist seit dem 7. Jhdt. v. Chr. bekannt und stellte einen wichtigen Hafen nach Griechenland dar. Die maritimen Aktivitäten dauerten von der mykenischen Zeit bis ins Mittelalter und die Neuzeit an. In der Kaiserzeit befand sich hier die Raststätte Ad Speluncas.

Heute ist der Fremdenverkehr die Haupteinnahmequelle für die Bevölkerung.

Tagesstrecke: 23,2 km; ↑ 14 m; ↓ 138 m + 2 km Stadtrundgang

VFS 36. Tag Mittwoch, 07. Mai 2025 Savelletri – Montalbano; Ausflug nach Ostuni

Strahlender Sonnenschein empfängt mich, als ich um sieben Uhr in ein nahegelegenes Cafe zum Frühstück gehe. Es könnte wieder warm werden.

Savelletri

Bald bin ich auf der Via Traiana allein. Nicht einmal Radfahrer sind unterwegs.

Ehemalige Via Traiana
Infotafel zur Via Traiana

Hier bin ich vollkommen von Oliven umgeben. Einige alte Exemplare haben tolle Formen. Keiner ist wie ein anderer. Wenn man da bei Nacht und Nebel durchgeht, kann schon ein wenig Gruseln aufkommen.

Oliven
Oliven
Oliven

Von Weitem werde ich vom Leuchtturm begrüßt der dem Ort Torre Canne, den Namen gegeben hat. Im Sommer hat der Ort durch die Touristen fast 10.000 Einwohner, im Winter gerade 400.

Im 20. Jhdt. wurden die schon früher entdeckten Thermalquellen erschlossen.

Torre Canne
Torre Canne
Blumenschmuck
Torre Canne – Strand

Weiter geht es durch Olivenhaine ohne Ende. Wieder ermöglicht eine Bahnüberführung einen Blick in die Gegend. Nun liegt Torre Canne schon wieder weit zurück.

Oliven und Torre Canne

Mitten in einem Hain liegt der Dolmen von Montalbano, der von vielen besucht wird. Das Alter soll 4000 Jahre betragen.

Dolmen
Dolmen

Ich bin heute im B&B Verdemare in Montalbano abgestiegen. Ein grüned Meer bilden die Oliven hier immer.

B&B Verdemare
B&B Verdemare

Ich bin heute sehr schnell unterwegs. Deshalb mache ich völlig ungeplant einen Abstecher mit dem Bus nach Ostuni. Diese Stadt am Berg ist mir gestern schon von Weitem aufgefallen.

Die Suche nach der Bushaltestelle ist das größte Problem. Ein rostiges Taferl zeigt sie an. Aber freundliche Anrainer helfen gerne weiter. In kaum 10 Minuten bin ich in der Stadt.

Ostuni ist „der“ Touristen-Hotspot. So habe ich die Stadt erlebt.

Palazzo Munizipio
Piazza de Liberta
Colonna di Sant’Oronzo

Durch kleine Gässchen geht es hinauf zur Cocathedrale Duomo Santa Maria d’Assunta.

Zum Dom
Zum Dom
Gässchen
Duomo Santa Maria d’Assunta
Duomo Santa Maria d’Assunta
Duomo Santa Maria d’Assunta

Hinter dem Dom habe ich eine schöne Aussicht bis zur Adria.

Panorama
Panorama

Mit dem Bus geht es jetzt wieder zurück nach Montalbano.

Bus

Und noch mein Abendessen…

Cozze gratinate
Brasciole

Tagesstrecke: 18,3 km; ↑ 107 m; ↓ 24 m + 3 km Stadtrundgang

VFS 35. Tag Dienstag, 06. Mai 2025 Monopoli – Savelletri

Kurz vor sieben Uhr klopft es an der Tür, und die junge brasilianische Ordensschwester sagt mir, dass das Frühstück fertig ist. Sie hat ihr Studium erst vor 20 Tagen abgeschlossen und arbeitet an der Schule als Lehrerin.

Frühstück

Dann geht es gleich wieder los. Auf ans Meer und aus der Stadt! Das Wasser ist meist sehr klar und sauber.

Meer
Kleine Bucht
Klares Wasser

Die Straße aus der Stadt ist für die Touristen ideal ausgebaut. Neben der Straße verläuft der abgegrenzte Gehsteig und davon getrennt ein zweispuriger Radweg. In der Hochsaison wird das auch notwendig sein.

Radweg, Gehsteig, Straße

Ich wähle auch heute wieder als Alternative die „alte“ Route der VFS über die Lokalstraße. Jetzt ist kaum Verkehr. Im Sommer dürfte hier die Hölle los sein, denn ab 1. Juni ist durchgehend 30 km/h verordnet.

Auch so hat man einst gewohnt.

Felswohnung

Auf dem Weg wäre das zu schnell.

Feldweg

Die Zeit, die ich durch die geänderte Route gewinne, investiere ich in die Archäologie. Ich besuche das Nationalmuseum von Egnazia.

Archälogische Ausgabung in Engnazia

Das Museum ist recht neu, und die Fundstücke werden attraktiv präsentiert. Schade, dass die mehrsprachige Beschriftung auch auf Englisch minimal ist.

Hier haben sich Menschen seit der Bronzezeit ununterbrochen aufgehalten und ihre Spuren hinterlassen. Die Griechen waren vor den Römern hier.

Griechische Vasen

Attis war der Verehrer und der Geliebte der Kybele, Magna Mater und Urmutter der Gottheiten. Der Kult um die beiden kam aus dem vorderen Orient und war im römischen Reich weit verbreitet.

Attis

Auch die drei Grazien haben die Kunst über die Jahrtausende beschäftigt.

Mosaikfragment „Drei Grazien“

Schließlich gab es hier noch ein frühchristliches Zentrum mit einem Bischofssitz. Der kostbare Ring stammt aus 6. – 7. Jhdt. und zeigt die Adikula aus der Grabeskirche in Jerusalem, was auf engen Kontakt mit Pilgern schließen lässt.

Goldring mit Granaten

Der Unterwasserarchäologie vor Ort ist im Keller eine ganze Etage gewidmet.

Aquarium

Das Freigelände ist groß und übersichtlich.

Marktplatz und Forum

Mich interessiert noch die Via Traiana, die natürlich mitten durch das Zentrum verläuft.

Via Traiana
Via Traiana

Wie überall sind Teile der Römerstraßen heute überbaut.

Via Traiana heute

Hinter einer undurchdringlichen Hecke aus riesigen Feigenkakteen liegt heute der Borgo Ignazia, ein 5* – Hotel. Die heutige Nacht ist auf Booking.com um wohlfeile 910 Euro angeboten worden.

Einfahrt zum Borgo Egnazia

Mein Quartier um 60 Euro ist auch schon zu teuer. Der Pilgerpreis liegt dabei schon um 50 Euro unter dem booking.com – Preis.

B&B Miramare
B&B Miramare

Ich stärke mich mit Spaghetti vongole für morgen.

Spaghetti vongole

Tagesstrecke: 19,0 km; ↑ 44 m; ↓ 17 m + 1 km Stadtrundgang