Archiv des Autors: Gerhard Pierer

18. Tag Mittwoch, 19. September 2018 Assisi

Heute hänge ich noch einen Tag in Assisi an. Zu viele Orte, die ich mir noch anschauen möchte, sind in der und um die Stadt.

Gleich nach dem Frühstück besuche ich zuerst nochmals in die Basilica di Santa Chiara. Nur noch eine zweite Besucherin ist in der Kirche.

Danach gehe zur Chiesa di San Damiano. Sie liegt vor der Stadt inmitten von Olivenhainen.

Die aufsteigenden Nebel hüllen das Gebäude in mystisches Licht.

Hier hängt nun die Kopie des Kreuzes aus der Basilica di Santa Chiara.

Diese Kirche, die schon sehr baufällig war, hat Franziskus renoviert und dort gewohnt. Hier hat Christus am Kreuz ihn aufgefordert, die Kapelle Porziunkula zu erneuern. Später hat die Hl. Clara mit ihrer Schwester ihren Konvent dort gehabt. Hier ist der Ursprung der Klarissinnen.

Leider ist so früh nur die Kirche, aber nicht der Konvent offen. So wandere ich wieder zurück in die Stadt.

Aber es geht gleich weiter. Mein nächstes Ziel ist die Befestigungsanlage, der Rocca Maggiore.

Chewing gum art

In dieser Burg hat Friedrich II., Herzog von Schwaben, ein paar Jahre seiner Kindheit verbracht. (So ganz sicher bin ich bei meiner Interpretation der Genealogie nicht).

Die Burg, bzw. was davon übrig ist, ist beeindruckend.

Vom Bergfried aus kann ich die Gegend genießen, soweit es der aufsteigende Nebel zulässt.

Ich beeile mich, wieder vom Berg herunter zu kommen, denn um elf Uhr habe ich eine deutschsprachige Führung eines Franziskaners durch die Kirche ausgenacht. Er ist mir schon gestern durch seine interessanten und aufschlussreichen Ausführungen aufgefallen. Die mittelalterliche Symbolik lässt man sich am besten von einem Fachmann erklären. Wahrscheinlich hätte ich noch drei Stunden zuhören können.

Ich fahre mit dem Bus vier Kilometer zur Basilica Santa Maria degli Angeli, die in der Ebene von Bastia Umbra liegt. Sie gilt als Basilica major zu den bedeutendsten Kirchen der katholischen Kirche.

In ihrem Inneren stehen zwei Gebäude, denen sie Schutz bietet.

Das eine ist die ursprüngliche „Porziunkula“, eine kleine Marienkapelle. Hier nahm der Franziskanerorden seinen Ursprung.

Hier steht auch die Unterkunft, in der Franziskus mit 44 Jahren gestorben ist.

Im Rosengarten wachsen seit Franziskus dornenlose Rosen.

Auf der Rückfahrt sehe ich die Ausmaße des Franziskanerkonventes und der Kirche.

Ein gutes Abendessen zum Ausklang des schönen Tages:

Und noch eine Runde in der Stadt:

Tagesstrecke: wird wohl einiges zusammen gekommen sein, obwohl es ein „Ruhetag“ war.

17. Tag Dienstag, 18. September 2018 Valfabbrica nach Assisi

Nach dem gestrigen Gewitter hängen die Wolken vorerst tief. Das wird sich mit der Sonne rasch ändern.

„Auf den Spuren von Franziskus“ frei übersetzt, heißt meine Unterkunft der letzten Nacht.

Eine Stützmauer wurde mit franziskanischen Motiven gestaltet.

Die erste „Himmelsleiter“ lässt nicht sehr lange auf sich warten. Sowohl was die Schwierigkeit als auch die Länge der Strecke angeht, ist der heutige Tag aber wesentlich einfacher zu bewältigen.

Einmal auf dem Hügel angekommen lacht die Landschaft entgegen.

Dann tauchen die ersten Bauten von Assisi auf: die Basilica di San Francesco d’Assise und die Festung Rocca Maggiore.

Wir müssen warten, bis die Pforte in den Klostergarten geöffnet wird.

Dann bin ich am Ziel vor der Basilika.

Bis jetzt bin ich ca. 400 km ab Bologna gegangen, seit Graz sind es ca. 670 km mehr.

Ich mache nur einen kurzen Rundgang in der Kirche und suche mein Quartier.

Das Hotel Roma liegt direkt beim zweiten großen Heiligtum, der Basilica di Santa Chiara, der Hl. Klara gewidmet.

Das Zimmer ist klein, aber brauchbar.

Als erstes besichtige ich die Basilica di Santa Chiara, da bald die Mittagssperre eintritt.

Nach der Siesta erkundige ich die Stadt, die in Terrassen angelegt ist. Die Straßen und Plätze sind untereinander auch durch Treppen verbunden.

Die Cathedrale di San Rufino ist dem Stadtpatron geweiht.

Anschließend gehe ich zum Franziskanerkloster, wo ich mir die Pilgerurkunde abhole.

Da sehe ich schon die Regenfahnen über der Ebene von Bastia Umbra. Es regnet vorerst kurz und wenig.

Spielt da jemand „Franziskus und der Wolf“?

Nach der Pilgermesse machen wir ein kleines Gruppenfoto mit Leuten, die sich in den letzten Tagen kennengelernt haben.

Jetzt eile ich nach Hause, denn die Regenwolken kommen immer rascher heran. Nachdem ich im Hotel angekommen bin, geht ein ordentliches Gewitter mit Blitz und Donner über der Stadt nieder.

Gut, dass ans Hotel ein brauchbares Restaurant angeschlossen ist. So brauche ich nicht aus dem Haus. Bald ist auch der Regen zu Ende.

Heute quäle ich euch nicht mit dem ganzen Menü.

Tagesstrecke (ohne Stadtbesichtigung): 13,9 km
Bergauf: 419 m
Bergab: 312 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

16. Tag Montag, 17. September 2018 Gubbio nach Valfabbrica

Der heutige Weg ist im Wesentlichen eine Umleitung. Wegen einer Kraftwerksrevision wird der ursprüngliche Weg weit in die Berge verdrängt.

Das Frühstück findet heute schon früh statt, da jeder Selbstbedienung hat. So bin ich schon um 6.45 Uhr vor dem Haus und ziehe mit meinem tschechischen Zimmergenossen los.

Durch die „Straße der Erinnerung“ gehe ich aus der Stadt. Für jeden Gefallenen der Stadt im 1. Weltkrieg soll hier ein Baum gepflanzt und mit einem Namensschild personifiziert worden sein.

Die Blechplatte steht für den Pilgerweg von Gubbio über Valfabbrica nach Assisi.

Auf einer langen Geraden über fünf Kilometer gehe ich an Gärten und Feldern vorbei.

Sanft schlängelt sich der Weg in die Hügel. Noch hängen Nebelschwaden vom gestrigen Gewitter in den Gräben.

Hinter dem kleinen, unscheinbaren Gebäude verbirgt sich die Chiesetta delle Ripe „Madonna delle Grazie“. Viele Pilger „vergessen“ hier kleine Aufmerksamkeiten.

Hier beginnen die weitläufigen Umleitungen des Weges. Von mehreren großen Baustellen dröhnt Lärm in die Berge.

Die Eremo die San Pietro in Vigneto ist eine Pilgerherberge auf halbem Weg nach Valfabbrica.

Ein Bach-Übergang wurde auch für höheren Wasserstand sicher gemacht.

Hier lässt der Weg wirklich keinen Hügel aus. Es geht ständig bergauf bergab.

Mitten drin eine Oase, die der Pilgersmann untertags nicht genießen kann.

Über das Castello di Biscina wurde schon im 10. Jhdt. berichtet. Wesentliche Gebäudesicherungen wurden durchgeführt, auch ein Betontreppe wurde eingebaut. Was wohl daraus werden könnte?

Von oben gibt es manchmal einen Blick auf die Baustelle.

Der Dachs wollte die Talüberquerung auch benutzen. Offenbar kam er in Kontakt mit einem Fahrzeug.

Valfabbrica liegt hier scheinbar am Fuß des Hügels. In Wirklichkeit muss ich erst ganz ins Tal und auf der anderen Seite wieder hinauf gehen.

Ich schaue mich im kleinen Altstadtbereich um und komme rechtzeitig vor einem heftigen Gewitter wieder ins Haus. Die Wäsche die ich vorher gewaschen und aufgehängt habe, wird ordentlich geschwemmt.

Zwei Gänge des Abendessens will ich euch nicht vorenthalten: den ersten Gang und die Nachspeise.

Tagesstrecke: 37,9 km
Bergauf: 868 m
Bergab: 1100 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

15. Tag Sonntag, 16. September 2018 Pietralunga nach Gubbio

Ein schöner Sonntagmorgen beginnt mit einem guten Frühstück und einem Sonntagsspaziergang. Der Langobardenturm leuchtet im Morgenlicht. Beim Frühstück treffe ich ein Paar aus Tirol, das den gleichen Weg geht.

Die Abbazia di San Benedetto Vecchio stammt aus dem 11. Jhdt. und wurde teilweise toll renoviert. Sie ist jedoch privat.

Die Aussicht von oben ist wie immer ausgezeichnet. Ein Hügel kommt nach dem anderen, immer sieht die Landschaft etwas anders aus.

Die Wege sind vorerst meist schottrig, erst gegen Ende sind die Asphaltstraßen vorrangig.

Unterwegs gerate ich in eine Sonntagsjagdgesellschaft. Aufmerksam werde ich durch Rufe wie von Greifvögeln. Die kommen aber von einer Gruppe Jäger, die aber ihre Gewehre rasch schultern, als sie mich sehen. Ich mache mich rasch talwärts aus dem Staub.

Bei der Chiesa Loretto bin ich schon fast am Talboden angelangt.

Eine Reihenhaussiedlung der anderen Art.

Der Hl. Ubaldo ist der Stadtheilige von Gubbio, ein dorniger Leckerbissen und ein Wasserspeier der besonderen Art.

Kurz vor Gubbio: Man kommt überall hin.

Gubbio ist eine besondere Stadt. Sie ist von einer Stadtmauer umgeben und liegt wie in Etagen am Hügel. Ubaldo und Franziskus haben die Stadt geprägt, die als Hauptstadt der Umbrer vorrömische Geschichte hat.

Durch mehrere Tore kann man in die Stadt gelangen.

Dort reiht sich ein Palazzo an den anderen, gerade noch von Kirchen unterbrochen.

Überall gibt es Kostbarkeiten aus dem 13. – 16. Jhdt.

Ich besuche stellvertretend den Palazzo ducale aus dem 13. Jhdt.

Der Gerichtssaal

„Nur“ Holzeinlegearbeiten, alles optische Täuschung.

Dachlandschaften

Franziskus und der Wolf von Gubbio.

Durch die wissenschaftliche Untersuchung einer geologischen Formation in der Nähe könnte das Aussterben der Dinosaurier durch einen Meteoreinschlag nachgewiesen werden.

Das alte Weinfass fasst rund 20.000 Liter.

Bei einer Stadtrundfahrt mit einem kleinen Touristenzug lerne ich noch einige interessante Plätze wie die Markthalle kennen.

Tagesstrecke: 25,6 km
Bergauf: 639 m
Bergab: 667 m
Route: Route auf alpenvereinaktiv.com

14. Tag Samstag, 15. September 2018 Città di Castello nach Pietralunga

Heute steht eine lange Etappe am Programm, die mich aus dem Tal des Tiber in das Umland bringen wird.

In der Früh warte ich das Frühstücksbuffet ab und gehe gestärkt durch den menschenleeren Corso Vittorio Emanuele.

Durch eines der Stadttore verlasse ich die Altstadt und stehe vor der Stadtmauer.

Der Weg aus der Stadt ist rasch gefunden und vom ersten Hügel bekomme ich einen guten Überblick über die Lage der Stadt.

Im Umland befinden sich immer wieder gepflegte Anwesen mit guter Infrastruktur wie dieses 25m-Schwimmbecken im Park. Wer wird denn da neidisch sein…

Der Weg führt von einem Hügel zum nächsten und wenn man glaubt, das war’s jetzt, ist schon ein neuer da. Die Wege sind aber leicht begehbar, durchwegs Schotter- und Asphaltstraßen und keine Schwemmwege wie in den letzten Tagen.

Ich treffe heute auf mehrere Pilger, manche sind mir in La Verna das erste Mal begegnet.

Die Pieve dei Saddi ist eine Kirche aus dem 11. Jhdt. und wurde auf den Resten eines römischen Tempels errichtet. Dort habe ich nach 20 km einmal eine Rast gemacht. Die Kirche wird restauriert (das heißt hierzulande: kann nicht besichtigt werden, wird noch länger dauern). Auch eine Herberge wurde eingerichtet.

Olivenbäume und Kastanienbäume treiben immer irgendwie aus und tragen Früchte.

Der erste Blick auf Pietralunga hat enttäuscht: nur neue Gebäude. Kurz darauf hat der Ort sein wahres Gesicht gezeigt.

Alle Wege führen nach Rom, manche auch aus Krakau.

Da liegt die Stadt ausgebreitet vor mir – nur auf dem falschen Berghang. Also runter ins Tal und auf der anderen Seite wieder hinauf. Es zahlt sich aus.

Über zahllose Stufen und menschenleeren Gässchen, es ist Samstag und Siesta, komme ich in die Oberstadt aus mittelalterlichen Gebäuden.

Nach einer Glanzzeit im Imperium Romanum, sogar Plinius d. J. schreibt über sie, wird die Stadt zerstört und bekommt unter den Langobarden wieder Bedeutung. Aus der Zeit, 8. Jhdt. stammt der Stadtturm.

Zur Verschönerung wurden alle Servicetüren für Strom, Gas etc., künstlerisch gestaltet. Ich fand kein einziges, das nur hingeschmiert war.

Am Nachmittag ziehen Wolken auf und geben einen schönen Kontrast.

Tagesstrecke: 30,3 km
Bergauf: 858 m
Bergab: 580 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

13. Tag Freitag, 14. September 2018 Sansepolcro nach Città di Castello

Das italienische Paar, das mit mir ein Gartenhäuschen im Klostergarten teilt, muss früh zum Bus. Ich stehe mit ihnen auf, um 6.45 Uhr mit ihnen zu frühstücken. Leider hat die zuständige Schwester darauf vergessen. Schauen wir halt in die Morgendämmerung.

Als ich dann aufbreche, ist es schon hell und ich gehe die Stadtmauer entlang bis zum östlichen Kastell.

Im Tal des Tiber liegen vereinzelt Nebelschwaden. Der Weg hinauf auf den Berg geht zuerst so schön dahin, dass ich eine Abzweigung übersehe und ein Stück zurück muss.

Dann wird es wieder steinig und steil. Sogar Stufen erleichtern im letzten Stück das Weiterkommen.

Schließlich stehe ich vor dem Santuario Francescano Sacro Eremo di Montecasale und werde dort von einer Franziskusskulptur erwartet, die so echt wirkt, dass man vom Tor aus genau schauen muss.

Das Kloster geht auf 1192 zurück und wurde Franziskus 1213 übergeben. Die kleine Klosterkirche und der Meditationsraum von Franziskus sind öffentlich zugänglich.

Hier holt mich das oberösterreichische Paar von gestern ein und wir gehen bis Lama gemeinsam. Einige Meter Höhenunterschied sind noch notwendig, um auf die 670 m zu kommen. Doch dann geht es auf der Sonnseite hinunter. Teils riesige Häuser werden hier renoviert.

Obwohl wir zu dritt sind, übersehen wir zwei Mal eine Abzweigung, aber ohne gröbere Folgen. In Lama trennen sich unsere Wege.

Der neue Dom von Lama wirkt freundlich.

Città di Castello ist eine Stadt mit 40.000 Einwohnern und war schon in der Römerzeit bekannt. Das Zentrum ist von einer Stadtmauer umgeben. Kleine Gässchen und weite Plätze wechseln sich ab.

Der Dom ist weit ausladendend konzipiert und hat eine Unterkirche mit den gleichen Dimensionen.

Von einem Rundturm aus habe ich eine gute Möglichkeit, die Altstadt von oben zu bestaunen.

Im Kreuzgang des Dominikanerklosters wird gerade für eine Performance am Abend geprobt.

Auf der Suche nach einem Lokal für das Abendessen kommt mir eine Gruppe von ungefähr sechzig Personen in historischer Kleidung entgegen.

Das Abendessen ist wieder fein. Die Reserven wollen gefüllt werden. Allein das Hantieren mit der Speisekarte artet schon in Arbeit aus.

Tagesstrecke: 29,6 km
Bergauf: 717 m
Bergab: 797 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

12. Tag Donnerstag, 13. September 2018 Caprese Michelangelo nach Sansepolcro

Heute haben wir erstmals wieder einen teilweise bedeckten Himmel – eigentlich ein perfektes Wanderwetter.

Ein kurzer Blick auf Michelangelos Geburtsort

Von einem Hochsitz aus habe ich gleich eine bessere Aussicht.

Ich bin heute in Begleitung von einem netten Paar aus Oberösterreich. Wir gehen hinunter zum Stausee, der auch vom Wasser des Tibers gespeist wird. Wir werden dem Tiber (Trevere) immer wieder begegnen.

Unterwegs kommen wir an vielen abgeernteten Tabakfeldern vorbei. Einige Pflanzen haben nochmals Blütenstände ausgetrieben.

Kurz vor unserem Tagesziel Sansepolcro Überqueren wir den Trevere wieder, der schon einiges an Kapazität zugenommen hat.

Wir stehen vor den alten Stadtmauern von Sansepolcro und sind neugierig, was uns dahinter erwartet.

Sansepolcro, „Heiliges Grab“, hat seinem Namen von zwei Pilgern, die in früher Zeit in Jerusalem waren. In einer kleinen Kirche steht aus diesem Anlass ein „Nachbau“.

Die Stadt ist voll mit (ehemals) prächtigen Palästen.

Luca Pacioli, ein berühmter Mathematiker und Franziskaner, wurde hier 1445 geboren und ist der „Erfinder“ der doppelten Finanzbuchhaltung.

Nach einem ausgiebigen Rundgang begebe ich mich durch eines der Stadttore in die Klausur im ehemaligen Kapuzinerkloster, das heute von einem Zweig der Benediktinerinnen geführt wird.

Tagesstrecke: 26,4 km
Bergauf: 453 m
Bergab: 706 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

11. Tag Mittwoch, 12. September 2018 La Verna nach Caprese Michelangelo

Obwohl wir zu elft in einem Schlafsaal untergebracht waren, habe ich gut geschlafen. Das Frühstück gibt es erst um acht Uhr, was natürlich den Abmarsch verzögert.

Nach dem gestrigen leuchtenden Sonnenuntergang zeigt sich das Land auch wieder in bestem Licht.

Auf dem Weg ins Tal nach Chiusi della Verna blühen die Cyclamen in Massen.

Wirklich erfassen kann man die Orte hier immer nur vom Gegenhang. Wenn ich durch die Straßen gehe, bekomme ich keinen wirklichen Eindruck. Auf dem halben Hang ist die Festung und ganz oben das Kloster La Verna zu erkennen.

Heute wechselt die Vegetation immer wieder. Wacholderbüsche und Trockenrasen beherrschen diesen Abschnitt.

Ich erlebe, wie hier Wacholderbeeren gesammelt werden. Ein Korb mit einem Gitterboden wird unter den Ast mit reifen Beeren gestellt, der Ast ordentlich darüber gezogen und dann mit einem „Hoabuachanen Priegl“ (Prügel aus Hainbuchenholz) auf den Ast geschlagen. Die reifen Früchte fallen ab und die grünen bekommen noch ihre Zeit.

Auf dem Plateau des Hügels steht in 1262 m die Eremo della Casella. Von hier hat Franziskus 1224 ein letztes Mal auf sein geliebtes La Verna geschaut.

Es geht danach ungewöhnlich gemütlich hinunter ins Tal. Nach einer Laubwaldzone stehe ich plötzlich unter lauter Kastanien-/ Maronenbäumen. Unter den Bäumen wird jeder Schmutz weggeräumt, damit die Früchte dann leichter geerntet werden können. Jeder „Obstgarten“ ist eingezäunt. Die „Marrone di Caprese Michelangelo D.O.P. “ aus der Gegend gelten als herkunftsgeschützt.

Das folgende Schild hat nur Familienbezug.

Caprese Michelangelo, ein kleiner Ort auf einem Hügel, ist der Geburtsort des großen Malers, Bildhauers und Erfinders.

In seinem Geburtshaus, sein Vater war Statthalter in Caprese, wird des großen Künstlers gedacht. Im Untergeschoß stehen einige Gipsrepliken.

Tagesstrecke: 18,5 km
Bergauf: 600 m
Bergab: 1112 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

10. Tag Dienstag, 11. September 2018 Badia Prataglia nach La Verna

Wie sich die Tage gleichen: Raus aus dem Haus und auf den Berg rauf. Heute mit einer kleinen Variation: etwas größeres Frühstück genossen und dabei ein Paar aus Oberösterreich kennengelernt, dann den restlichen Berg runter und dann erst hoch.

Von der Gegenseite gesehen weiß man, warum die Siedlung halb am Berg steht.

Ein kleiner Wegbegleiter

Tolle Aussichten wie immer!

Am Wegrand bei Frassineta steht eine kleine, urige Kapelle.

Der Weiler besteht nur aus ein paar Häusern.

Wer oben ist, muss wieder runter, aber sehr heftig.

In Rimbocchi (vom Gegenhang gesehen) überquere ich franziskanisch den Bach.

Dann geht’s wieder rauf, diesmal aber heftig. Die Hühnerstütze ist ein Sonntagsspaziergang dagegen. Für Fotos gibt es keine Zeit.

Erst vor La Verna wird es etwas gemütlicher.

Dann steht er da: Der Felsen von La Verna mit seinem Kloster, wie eine Burg.

Burgtor gibt es kein richtiges, aber der Aufgang ist auch recht intensiv.

Beim Tor hinein komme ich auf einen weiten Platz, von dem aus man nicht erahnen kann, aus wie vielen Gebäuden der Komplex besteht.

Ich checke gleich ein und kann mir noch das Bett im Schlafsaal aussuchen.

Duschen und Wäsche „waschen“ stehen auf dem Programm, bevor mehr los ist.
Dann gehe ich auf Besichtigung: ich verzichte auf die nähere Beschreibung.

Einer der Innenhöfe

In der Basilika

Reliquien und die Kutte des Hl. Franziskus

Der Gang und die Kapelle, wo er die Stigmata empfangen hat.

Die Zelle des Hl. Antonius, der auch auf La Verna gelebt hat.

Hier endet auch der Cammino de Sant’Antonio, den ich in Camposampiero, nördlich von Padua, begonnen habe.
Natürlich geht es jetzt weiter auf dem Cammino di Assisi in Richtung Rom.

In einer Stunde geht die Sonne unter. Bereits jetzt wird das Licht milder.

Tagesstrecke: 15,4 km
Bergauf: 1100 m
Bergab: 808 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com

9. Tag Montag, 10. September 2018 Corniolo nach Badia Prataglia

Heute soll die „Königsetappe“ des Cammino d’Assisi am Programm sein. Das Wetter scheint ja schon einmal mitzuspielen. Es ist nicht mehr so früh, wie es hier erscheint, aber bis die Sonne in den Gräben kommt, dauert es seine Zeit.

Ich warte nicht auf meine italienischen Mitbewohner in der Herberge, werde vom netten Herbergsbetreiber auf einen Kaffee eingeladen, schaue aber trotzdem im Restaurant von gestern Abend vorbei, was die an Frühstück anzubieten haben.

Die alte Registrierkasse ist voll in Betrieb, Beleg bekommt man allerdings keinen.

Die ersten zwei Kilometer lege ich auf der SP 4 zurück. Jetzt weiß ich auch warum gestern ständig Motorradlärm zu hören war. Die Italiener haben die Pferdchen aus dem Stall Ducati und Motoguzzi ausgeführt. Da sind die vielen Kurven und Kehren willkommen.

Aber gleich geht es im Nationalpark gemütlicher weiter.

Die Ableitung des Trinkwassers der Gegend an die Küste nach Rimini und Ancona durch Aquädukte lässt die Bäche leer und die Menschen ungehalten werden.

In den höheren Lagen finden sich Bauernhöfe, die landschaftspflegerisch im Nationalpark betrieben werden. Die schönen Streuobstwiesen sind gut gepflegt.

Nach dem Kirchlein St. Augustino wird der Weg immer wieder zum Saumpfad.

Unterwegs komme ich an mehreren Refugii vorbei, die noch heute benützbar sind und früher den Menschen beim Überqueren der Pässe Schutz boten. Heute sind sie auf Selbstversorgung ausgelegt.

Diese „Hütte“ entspricht schon anderen Anforderungen. Das „Grand Duca“ stammt aus den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts und baut auf die Geschichte des Großfeldzugs der Toskana und ihrer Umgebung im UNESCO – Weltkulturerbe.

Die Früchte der Ebereschen leuchten in der Sonne.

Eine Schlucht wird mit einer Brücke überquert, und dann geht es über Saumpfade, manchmal recht steil, aber nicht sehr unbequem hinauf zum Passo della Calla auf 1296 m.

Hier treffen nicht nur verschiedene Weitwanderwege aufeinander, hier ist auch die Grenze zwischen der Emilia Romagna und der Toskana.

Der Europäische Fernwanderweg E1 vom Nordkap bis Salerno auf Sizilien ist für heute mein Begleiter.

Die Vegetation wechselt immer wieder. Unten Mischwald, dann Tannen, dann Buchen und Ahorn.

Ich komme an den höchsten Punkt meiner Wanderung durch Italien, zum Poggio Scala mit 1520 m und einem Fast-Rundumblick.

Auf einer trockenen „Feuchtwiese“.

Jetzt geht es für längere Zeit bergab bis zur Eremo di Camaldoli.

Hier hat Romualdo, ein Benediktiner, 1012 ein Kloster gegründet und die Kamaldulenser gegründet, deren Regeln wesentlich strenger waren. Eigentlich war er ein Rowdy aus bestem Haus, der sich nach einem Totschlag der Justiz entzog, indem er sich in ein Kloster zurückzog.

Auch Franziskus lebte hier für eine Zeit lang in einem der Zellenhäuschen.

Die ursprünglich romanische Kirche mit ihrem prachtvollen Inneren wurde im 16. Jhdt. barockisiert.

Nach einer Pause mache ich mich wieder auf den Weg. Wieder gehe ich zuerst von 1150 m wieder auf 1350 m hinauf, um dann auf einen Zug auf 850 m hinunter zu wandern.

Da treffe ich auch auf den Pilz des Tages.

Mein Tagesziel ist Badia Prataglia, ein Ort mit viel Geschichte.

Hier wurde 996 ein Benediktinerkloster gegründet. Die Kirche wurde um 1000 auf einer Krypta aus dem 8. Jhdt. errichtet.

Der Ort dürfte als Luftkurort seine beste Zeit hinter sich haben. Meine Unterkunft ist günstig, moderneren Ansprüchen wird es nicht gerecht.

Aber das Essen hat nach dem langen Tag geschmeckt.

Tagesstrecke: 30,2 km
Bergauf: 1382 m
Bergab: 1141 m
Route:  Route auf alpenvereinaktiv.com