Im Haus gibt es schon um 6.30 Uhr Frühstück. Daher haben wir uns entschlossen, das Frühstücksbuffet dazu zu buchen. Das Angebot ist reichhaltig, obwohl wir ja nicht zuviel essen wollen.
Noch vor 7.30 sind wir abmarschbereit und gehen vorerst zum Marktplatz mit der Georgenkirche. Die wollen wir uns am Nachmittag ansehen.
Dann wandern wir den Weg von gestern, begleitet von Plakaten des Luther-Erlebnispfades, wieder zur Wartburg hinauf.
Der Weg kommt uns heute leichter vor, obwohl er ganz schön steil ist. Die Burg zeigt sich heute in anderem Licht.
Direkt unter der Zugbrücke zweigt unser Weg ab und führt östlich am Burgberg vorbei.
Unser heutiger Weg führt entlang von Hügelketten um die 400 m ü. M.
Ein kleiner Rückblick zeigt die Wartburg von Süden.
Auf dem heutigen Streckenabschnitt verläuft nicht nur der Lutherweg 1521 sondern auch der Ökumenische Pilgerweg (Jakobsweg), der Rennsteig (170 km durch den Thüringer Wald) und der Elisabethpfad.
Ein kleines Stück müssen wir auf Asphalt wandern, sonst haben wir durchwegs Forststraßen und Waldwege unter den Sohlen.
Der Borkenkäfer hat hier riesige Flächen geschädigt. Das haben wir schon bei der Anreise gesehen. Vor Ort sehen wir, dass praktisch alle Fichtenbestände kaputt werden.
Mitten im Wald steht der historische Hütschhof. Er geht in der Geschichte auf das Jahr 1181 zurück. Heute sind hier ein Reitstall und Wohnungen untergebracht.
Schließlich gelangen wir in das kleine Dorf Oberellen, das bereits 1014 erwähnt wird. Im Zentrum steht ein kleines Schloss (Ende 16. Jhdt.) und die romanische Kirche.
Die Kirche ist wie üblich versperrt, aber wir haben Glück, dass eine Frau vorbeikommt, die den Schlüssel dafür hat. Sie erzählt uns gleich ein paar interessante Geschichten über den Ort, denn sie ist hier aufgewachsen.
Von Oberellen fahren wir mit dem Bus zurück nach Eisenach, wo wir nach einer Erholungspause die Stadt besichtigen.
In der Fußgangerzone stärken wir uns mit einer Waldmeister-Limo und bewundern einzelne Hausfassaden.
Auf dem „Markt“ steht neben dem Rathaus und der Georgenkirche der Georgenbrunnen.
Die Georgenkirche ist die größte Kirche in der Stadt und Evangelische Hauptkirche. Sie wurde in ihrer jetzigen Form um 1515 gestaltet, geht aber auf eine 1196 erwähnte Kirche zurück.
Johann Sebastian Bach,ein Sohn Eisenachs, wuchs hier auf und bekam ein großes Denkmal in der Vorhalle der Kirche.
Die Kirchenhalle ist schon wegen ihrer Dimensionen beeindruckend.
Der Taufstein an zentraler Stelle erlebte schon die Taufe des Johann Sebastian Bach.
Im Untergeschoss des um 1900 errichteten Glockenturms fanden die Prunksärge vieler Angehöriger des Hauses Sachsen-Eisenach ihren Platz.
Nun wandern wir noch durch die Stadt und kommen am Lutherhaus vorbei, das aber als Bau mit dem Reformator nichts zu tun hat.
Das Bachhaus ist ein tolles Museum zum Leben und Wirken des Komponisten und Musikers. Neben vielen zeitgenössischen Instrumenten und Exponaten werden mehrmals täglich musikalische Kostproben auf alten Instrumenten live präsentiert.
Jetzt sind wir unterwegs! Was schon vor Corona fertig geplant in der Lade lag, kommt jetzt zur Verwirklichung.
Mit der Bahn – nicht nur wegen des Umweltschutzgedankens, sondern auch aus praktischen Überlegungen, wollen wir über München und Erfurt nach Eisenach anreisen.
Mit dem EC 218 sind schon unterwegs und hoffen dass ÖBB und DB uns pünktlich an unser Ziel bringen.
Pünktlich auf die Minute kommen wir in München an und verlassen den Bahnhof ebenso pünktlich mit dem ICE 1108 in Richtung Nürnberg und Erfurt.
Gut, dass unser Wagon innen sauberer ist, als der ICE außen. Hauptsache er fährt!
Bis zur Abfahrt ist der Zug bis auf den letzten Platz gefüllt.
Auf der Fahrt in Richtung Nürnberg kommen wir auf 300 km/h Spitzengeschwindigkeit. Durch eine große Glasscheibe kann ich den Fahrzeugführer und die Strecke vor uns beobachten.
Schließlich 0kommen wir recht pünktlich in Erfurt an und warten auf den nächsten Anschluss.
Der ICe 2473 hat beim Eintreffen zwar zehn Minuten Verspätung, macht aber bis Eisenach wieder Zeit gut.
Der Bahnhof von Eisenach ist im typischen Stil der Jahrhundertwende (1904).
Ein Glasfenster in der Halle erinnert an die Autofabrikation in Eisenach. Hier wurde im früheren BMW-Werk von 1975 bis 1992 der „Wartburg“ produziert. Danach wurde die Tradition des Fahrzeugbaus von Opel weitergeführt.
Wir gehen geradewegs zum Hotel, das wir für zwei Nächte reserviert haben: Das B&B Eisenach liegt mitten im Zentrum.
Gleich nach dem Einchecken machen wir uns auf den Weg auf die Wartburg, denn wir haben kurzfristig eine Führung der ganz besonderen Art gebucht.
Auf der Wartburg hat im Mittelalter ein Sängerwettstreit stattgefunden, an dem auch Wolfram von Eschenbach teilnahm.
Die Führung durch die Burg wird recht witzig in Reimform dargeboten.
Im Kellergeschoss wird die Baugeschichte dargestellt.
Verschiedene Künstler haben dem alten Gemäuer im 19. Jhdt. zu neuem Glanz verholfen. So auch der Maler Moritz von Schwind.
Martin Luther verbrachte nach der Verhängung der Reichsacht mehrere Monate hier inkognito, schrieb einige Bücher und übersetzte Teile des Neuen Testaments ins Deutsche.
Er hatte hier mehrere Räume zur Verfügung.
Mit einem Besuch des Südturms endet unser Besuch auf der Wartburg.
Der weithin sichtbare Löwe, der das Dach des Palas ziert, ist auch das Wappen der Ludowinger.
Am Abend gönnen wir uns noch „Schweinebraten mit Sauerkraut und Thüringer Klöße“.
1521 erhielt Martin Luther von Kaiser Karl V die „Einladung“ zum Reichstag zu Worms, der der Reformator nachkam. Ein Teil der Strecke wurde 500 Jahre später zum Gedenken an diese schicksalhafte Reise als „Lutherweg 1521“ ausgewiesen. Dieser Pilgerweg führt von Eisenach mit der bekannten Wartburg über Frankfurt/Main nach Worms.
Wir, meine Frau Heidrun und ich, möchten uns auf die Spuren Luthers machen und den etwa 375 km langen Weg von Eisenach nach Worms in Angriff nehmen. Wir sind schon neugierig, was uns in den nächste drei Wochen erwartet.
Diese Zusammenfassung des 1. Abschnittes der Via Francigena von Rom nach Süden beschreibt den Weg der Pilger von Rom in Richtung Jerusalem. Der führt mich auf wesentlichen Teilen der Via Appia Antica und der Via Trajana vorerst nach Süden bis Terracina und dann nach Osten über den südlichen Apennin in Richtung Adria.
Anreise und Rückfahrt: Für die Anreise hatte ich mich wieder für die Bahn entschieden: Graz – Bruck/Mur mit dem Railjet oder mit der S-Bahn und dann Umsteigen in den NightJet bis Rom. Ich kam fast pünktlich am frühen Vormittag in Rom an. Als Rückreisebahnhof habe ich mir Foggia ausgesucht, weil ich dorthin gute Verbindungen aus der Region habe. Von Foggia ging die geplante Fahrt nach Bologna und weiter nach Mestre. Von dort war die Fahrt mit dem Railjet nach Klagenfurt und dem Anschlussbus nach Graz geplant. Durch verschiedene Verspätungen erreichte ich den Bus nicht mehr, fuhr wieder bis Bruck an der Mur und von dort nach Graz. Die ÖBB überwies mir dann 55 % des Fahrpreises.
Der Weg: Allein schon durch die Länge der Strecke, die durch verschiedene Landschaften führt, stellt sich der Weg als vielfältig heraus. Nach dem Start in der Großstadt und der kerzengeraden Via Appia Antica folgen die Hügel um den Albaner See. Der Weg streift die ehemaligen Pontinischen Sümpfe, um wieder hügelauf hügelab dem küstennahen Gebirge bis Formia zu folgen. Dann geht es über den bergigen Apennin, um schließlich in die Küstenebenen an der Adria zu erreichen.
Die tätsächlichen Höhendifferenzen waren nicht extrem, manchmal doch herausfordernd. Zum Leidwesen der Wanderer gab es tageweise viele asphaltierte Strecken. Ich war trotzdem überrascht, wieviele Schotterwege und Wiesenpfade noch zu finden waren. Stark befahrene Straßen sind oft von abgetrennten Fußwegen begleitet. Auf den anderen Wegen waren Fahrzeuge oft eine Abwechslung.
Für meine Wegplanung habe ich mich im Wesentlichen an die Via Francigena Sud gehalten und die Route nach meinen Ideen adaptiert. Auch unterwegs habe ich noch Korrekturen an der Planung vorgenommen. Einige Male war der markierte Weg geändert worden, sodass ich mich per GPS orientierte.
Die Markierungen auf dem Weg sind sowohl in den Städten als auch außerhalb der Städte meist ausgezeichnet und eindeutig. Nur nach dem Verlassen der Provinz Latium beim Fluss Gargliano nahe Castelforte endet die Markierung abrupt, sodass man meint, auf einem falschen Weg gelandet zu sein. Das ist aber nicht so: da sind nur die Markierungsverantwortlichen nicht am Laufenden. Da war ich froh, über ein Offline – GPS-App (OsMand+) zu verfügen. Die Netzverfügbarkeit war auch im Hinterland überraschend gut.
Unterkunft und Verpflegung: Im Anhang gibt es auch eine Unterkunftsliste, die aber nur eine Anregung sein kann. Die Aktualität ist sehr unterschiedlich. Vor allem bei kirchlichen Unterkünften ändern sich die Telefonnummern (neuer Pfarrer – neue Nummer) ständig. Es gibt Möglichkeiten, in kirchlichen Einrichtungen und Sozialeinrichtungen unter einfachen Bedingungen zu übernachten. Stellenweise war es nicht einfach, ein geeignetes und kostengünstiges Quartier in entsprechender Entfernung zu finden. Es ist sehr empfehlenswert, am Abend vorher bei den Institutionen anzurufen und sich anzumelden, da größere Herbergen selten sind. Italienisch zu sprechen ist von Vorteil, manchmal sprechen und verstehen die Einheimischen aber einen extremen Dialekt.
Die Qualität der Quartiere ist nicht immer vom Preis abhängig. Herbergen laufen meist unter „donativo“ – frei Spende: je nach Angebot 15 – 20 Euro. Privatquartiere und Pensionen: 35 – 60 Euro.
Viele Quartiere bieten kein oder erst ein spätes Frühstück an. Meist ist das Frühstück so sparsam, dass es besser ist, gleich in die nächste Bäckerei auszuweichen und nach eigenem Bedarf zu bestellen. Die Möglichkeit zum Abendessen war immer gegeben. Ich empfehle auch in Privatquartieren nachzufragen, ob es am Abend im Ort eine Verpflegsmöglichkeit gibt. Notwendige Einkäufe waren fast immer möglich. Die Ladenöffnungszeiten sind sehr unterschiedlich. Unterwegs kann es auch längere Strecken ohne Infrastruktur geben!
Natur und Kultur: Die Via Francigena Sud führt auf dieser Strecke durch uraltes agrarisch genutzes Gebiet, das seit vielen Jahrhunderten nicht nur die ortsansässige Bevolkerung, sondern auch das antike Rom nährt. So ist es nicht verwunderlich, dass es wenig wirklich „unberührte“ Natur gibt. Nichtsdestotrotz gibt es schöne Wanderwege abseits des Verkehrs.
Die kulturellen Highlights auf der Route sind ohne Zahl, seien es die vielen Relikte aus der Römerzeit, seien es die alten Kirchen und Burgen aus dem Mittelalter oder die Paläste aus der Neuzeit. Fast jeder Ort kann mit einem mittelalterlichen Kern oder interessanten Gebäuden der Renaissance aufwarten.
Unterwegs habe ich einige WeitwanderInnen getroffen, die mit mir in Rom gestartet sind, als auch aus dem Süden in Rirchtung Rom unterwegs waren. Alle waren schon sehr wandererfahren. Für Anfänger ist der Weg sicher nicht die erste Wahl.
Statistik: An den 25 Gehtagen habe ich mehr als 550 km zurückgelegt, für die „nackten Nettokilometer“ bleiben nach Abzug der Stadtbesichtigungen und diverser „Ehrenrunden“ 500 km übrig. Dabei fielen etwa 8800 Bergauf- und 8800 Bergab- Höhenmeter an. Die Tagesstrecken lagen zwischen 6,5 und 30,8 km, im Median 23,0 km.
Alle Angaben bezüglich der Quartiere und Distanzen sind ohne Gewähr. Es liegt in der Eigenverantwortung des Benutzers, sich von der Richtigkeit zu überzeugen.
Das ist wohl jetzt der vorletzte Blogbeitrag zur Via Francigena Sud. Der letzte wird die übliche Zusammenfassung in ein paar Tagen sein.
Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, mich bei meiner Bodenstation, meiner lieben Frau Heidrun, zu bedanken. Sie hat es mir ermöglicht, so lange von zu Hause weg zu sein, sie redigiert die täglich die Blogeinträge und hält interessante Informationen zur Strecke für mich bereit.
Die Nächtigung im Hotel war sehr angenehm. Das Frühstück ist zwar vom Buffet, aber halt italienisch. Ich habe genug Zeit, um zum Bahnhof zu kommen. Auch der Frecciarossa ETR 600 kommt pünktlich.
Vorerst ist es bedeckt, aber am Meer klart es zunehmend auf.
Die Strände sind für die Urlauber vorbereitet. Vereinzelt sind auch Badende im Wasser zu sehen.
Wir erreichen pünktlich Ancona und ich kann einen kurzen Blick auf den Monte Guasco werfen, wo sich das älteste Stadtviertel um den Dom befindet.
Dann wird es zäh. Auf der Stecke gibt es ein technisches Problem, das unseren Zug im Tempo 30 oder langsamer fahren lässt. Immer wieder hält der Zug an und in Bologna haben wir knapp eine Stunde Verspätung. Auch danach nimmt der „Rote Pfeil“ nicht wirklich Fahrt auf. Wahrscheinlich ist kein Slot frei.
Ich bin schon gespannt, was sich in Venedig-Mestre ereignen wird, weil ich meinen (letzten) Anschlusszug nach Klagenfurt sicher nicht erreichen werde. Das Zugpersonal ist sehr kooperativ, kann die Situation aber auch nicht ändern.
Aus unerklärlichen Gründen hat der Anschlusszug nach Klagenfurt – Wien über eine Stunde Verspätung. Da ist einmal die Fahrt nach Bruck gesichert. Ich sitze jedenfalls im Railjet 130. Wie es weitergeht, wissen Gott und die ÖBB.
Zwischenzeitlich haben wir viel Zeit gut gemacht, aber in Tarvisio-Boscoverde geht der Zeitgewinn wieder verloren. Jetzt fahre ich in Richtung Leoben oder Bruck weiter, je nachdem, welcher der Anschlusszüge früher in Graz ankommt.
Es ist Bruck geworden. Der Railjet aus Wien hat gewonnen. Der EC aus Frankfurt hat auch viel Verspätung und kommt noch später mit 1h 20 min Verspätung in Graz an.
Nun ist es sich gerade noch ausgegangen, dass ich vor Mitternacht müde, aber gesund, zu Hause angekommen bin.
Ich danke allen, die mich unterwegs mit Kommentaren unterstützt und mich virtuell auf meinem Weg begleiten haben. Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Heute ist das Wetter wieder auf „schön“ eingestellt. Nach Osten hin sind ein paar Wolken zu sehen, sonst herrscht schon blauer Himmel vor. Das erste Café öffnet am Sonntag schon um 4.30 Uhr. Das ist mir doch zu früh. Ich bin dann kurz nach 7.00 Uhr auf dem Weg.
Nach einem Kilometer auf der Straße biege ich auf einen Güterweg ab. Ab jetzt habe ich für mehr als zwei Stunden den Weg für mich allein. Endlos wirkende Getreidefelder bedecken die Hügel.
Der Weg ist einmal besser, einmal schlechter. Selten sind Schatten spendende Bäume da.
Erst als ich zur SS655 komme, sehe ich wieder Autos. Dann ist es wieder ruhig. Die Hügel weichen jetzt einer Ebene.
Eine Gruppe „Sonntagsradler“ kommt mir entgegen und begrüßen mich freudig.
Ich finde am Wegrand wieder interessante Tiere. Eine Gelbstirnige Dolchwespe (Megascolia maculata) sucht auf einer Distelblüte Nahrung.
Diese Goldaugenspringspinne ist fast nicht zu übersehen.
Beim Überqueren des Carabelle kommt mir ein Radfahrer entgegen. Wir versuchen ein paar Informationen auszutauschen. Der Bach rinnt in einem dichten Schilfgürtel dahin.
Jetzt sind es nur mehr ein paar Meter nach Ordona, das in der Römerzeit als Herdonia berühmt war.
Heute hat der Ort wenig Bedeutung. Ich mache einen kleinen Stadtrundgang und will eigentlich das Archäologische Museum besuchen. Das ist heute leider geschlossen. Das riesige Grabungsfeld ist nicht gut zugänglich. Im 3. Jhdt. v. Chr. gab es schon eine starke Befestigungsmauer.
Im späten 3. Jhdt. v. Chr. errang Hannibal in der Nähe mehrmals (212 und 210 v. Chr.) Siege über die Römer, brannte die Stadt nieder und deportierte 210 v. Chr. ihre Bewohner. In der Kaiserzeit war Herdonia eine wichtige Station an einer Kreuzung der Via Traiana. Seit der augusteischen Zeit wurde die Stadt monumental ausgebaut. Die Blütezeit Herdonias endete im 3. Jhdt. bereits wieder. Im 5. Jhdt. wurde es Bischofsitz.
Im einzigen offenen Café treffe ich Luigi aus Trento. Er ist im Aostatal gestartet und will auch nach Santa Maria Leuca. Für die Strecke von Rom nach Ordona ist er nur 12 Tage unterwegs gewesen.
Am Bahnhof in Ordona endet dieser Abschnitt meiner Pilgerreise auf der Via Francigena Sud. Jetzt nehme ich den Zug nach Foggia, nur 20 Minuten Bahnfahrt entfernt.
In Foggia komme ich am Hauptbahnhof an und brauche nicht lange in mein Hotel „Demsi Palace Hotel and Spa ****“. Die nette Dame an der Rezeption meint, dass ich das Zimmer zu einem absolut günstigen Preis bekommen habe (45 € mit Frühstück statt 80 – 90). Dabei war von Pilgerdiscount gar keine Rede. Für mich ist die Bahnhofsnähe wichtig.
Dann versuche ich im Kurzprogramm einige Impressionen von der Stadt zu bekommen. Erster Eindruck: Hier wird die Siesta eingehalten. Alle Geschäfte, Cafés und Kirchen sind geschlossen. Kaum wer ist auf der Straße.
Mitten in der Innenstadt liegen die Quartieri Settecenteschi. Hier fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt.
Am frühen Abend beginnen sich die Straßen zu füllen.
Auch die Cattedrale di Foggia, Cattedrale della Santa Maria Assunta in Coelo ist jetzt geöffnet. Nachdem der Bau von 1170 durch ein Erdbeben 1731 zerstört wurde, wurde die Kirche im Barockstil neu errichtet. Viele Gebäude, die das Erdbeben 1731 überstanden, wurden 1943 Opfer alliierter Bombenangriffe.
Die letzte Nacht habe ich in einem richtigen Pilgerquartier übernachtet. Im ehemaligen Dominikanerkloster sind dafür Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt worden. Es befinden sich da auch noch ein Volkskundemuseum und ein Veranstaltungszentrum. Am Abend gehen wir Pilger gemeinsam zum Abendessen.
Dafür stehen die italienischen Freunde aus Bergamo schon um fünf Uhr auf. Sie sind es vom Berggehen so gewohnt. Ich bin eine Stunde später immer noch früh genug dran, gönne mir ein Frühstück in einer nahen Bäckerei und starte dann. Kurz sehe ich noch die Sonne, dann versteckt sie sich hinter dicken Regenwolken.
Die Mandeln hängen fast in Trauben am Baum.
Die Regenfront zieht von Westen her. Zum Glück bleibt es bei leichtem Nieselregen für ein paar Minuten.
Apulien war schon in der Antike die Kornkammer der Römer. Wie groß wohl deren Felder damals waren?
Fast hätte ich die Abzweigung übersehen. Hätte ich nicht den Regenschutz aus dem Rucksack holen müssen, wäre ich sicher eine Zeit lang in die falsche Richtung gewandert.
Große Flächen sind mit dieser Pflanze bebaut. Ist es wirklich Koriander, wie es mir PlantNet erzählt? Den seifigen Geruch hätte es.
Ich möchte endlich eine lebende Schlange sehen. Alle reden davon, ich finde nur tote Tiere. Die lassen sich allerdings auch leichter untersuchen. Dieses Exemplar ist ca. 120 cm lang. Ich vermute, dass es sich um ein dunkles Exemplar (Melanismus) der Gelbgrünen Zornnatter (Hierophis viridiflavus Lacépède) handelt.
Die Windräder haben heute Pause. Die Windparks heißen hier Oekoparks.
Der Torrente Sannoro hat sich tief in die Landschaft gegraben. Das zeugt von seiner Kraft und Wassermenge bei Hochwasser.
Auch auf dem Land gibt es oft verlassene und verfallene Häuser, die früher landwirtschaftlich genutzt wurden und jetzt nutzlos sind.
Die Straße ist endlos gerade. Statt Getreide werden hier auch Freilandtomaten angepflanzt, je nach Pflanzdatum unterschiedlich hoch.
Der Frecciarossa, der Rote Pfeil, gleitet eher gemütlich durch die Gegend.
Leider nehmen es viele Italiener mit dem Umweltschutz nicht sehr genau und entsorgen ihren Abfall in der freien Natur.
Jetzt steht wieder ein ordentlicher Anstieg an. Der Zielort Castelluccio del Sauri liegt 120 m höher.
Der Ort ist mehreren Straßenzeilen an den Berghang angepasst. Es gibt ein paar Häuser aus der Zeit um 1700.
Das Municipio steht genau am Ende des Hügels.
Aus einem römischen Oppidum hat sich im Mittelalter ein kleiner Ort erhalten, der sich aber zu Anfang des 15. Jhdts. entvölkerte. Dagegen wurden1446 60 Familen aus Albanien hier angesiedelt, die den griechisch-orthodoxen Ritus mitbrachten. Bis zur Regentschaft von Joseph Bonaparte zu Beginn des 19. Jhdts. war die Gemeinde feudalistisch ein Lehen. 1980 wurde der Ort von einem Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen, deshalb auch die vielen neueren Häuser.
Das Schönste am Ort ist die Aussicht.
Heute ist unsere Pilgergruppe auf vier Personen geschrumpft. Wir haben wieder ein Pfarrzentrum in Beschlag genommen. Sonst hätte es ohnehin wenige Alternativen gegeben.
Den gestrigen Tag spüre ich doch ein bisschen und bin über das spätere Frühstück (8 Uhr) froh. Ich habe gestern Jean-Marie aus Frankreich wieder getroffen. Er hat sich auf der Alternativroute durchgekämpft. In der Früh ist es noch etwas dunstig, das Wetter sollte laut Vorschau günstig bleiben.
Ein guter Tag fängt mit einem Berg an. Es geht einmal wieder auf 900 m. Mich wundert, wie leicht das geht.
Die Aussicht ist phänomenal. Man unterschätzt dabei die Entfernungen.
Auch die kleinen Dinge machen Freude.
Die kleine, aber alte Stadt Troia rückt näher. Sie hat nichts mit der von Schliemann in Kleinasien ausgegrabenen Stadt gemeinsam.
Die Stadt liegt auf einem Hügelsporn und ist vor allem langgestreckt. Durch die Mitte zieht sich die Via Roma mit vielen Kirchen und Palästen aus mehreren Jahrhunderten.
Troia wurde auf den Ruinen des antiken Aecae um 1022 gegründet und erlangte als Bischofsstadt Bedeutung. Im Jahre 1229 wurde es von Kaiser Friedrich II. zerstört.
Berühmt ist die 1129 geweihte romanische Kathedrale S. Maria Assunta mit den mächtigen Bronzetoren von 1119, deren Bau 1093 begonnen wurde. Sie ist der älteste und besterhaltene Bau seines Stils in Apulien.
Es war schon vorherzusehen: Das wird die „Königsetappe“ auf der Strecke. Und so ist es auch.
Ich bin wieder recht früh munter geworden, habe meine Sachen zusammengepackt und habe mir ein Café für das Frühstück gesucht. So bin ich tatsächlich um 7 Uhr losgewandert.
Plötzlich zeigt der Wegweiser für die Francigena nach links. Auch der GPS – Pfad weist nach links. Da ist aber nichts als eine besetzte Kuhweide und viel Dreck. Daneben sind noch ein Dickicht aus Sträuchern oder ein Acker im Angebot. Ich wähle vorerst den Acker. Irgendwann endet die Kuhweide und es gibt brusthohes Grad mit Spuren, dass da jemand gegangen sein kann. Ich tippe auf René, einen Holländer, dem ich vorgestern begegnet bin. Also kämpfe ich mich weiter ins Tal vor.
Zum Glück gab es in der letzten Zeit hier weniger Niederschläge, sonst hätte ich hier umkehren müssen. Über ein paar große Steine komme ich gleich ans andere Ufer.
Die Römer hatten dafür an der Via Traiana eine große Brücke, die Ponte Santo Spirito, errichtet, von der noch ein Pylon steht.
Auf der anderen Seite geht es ähnlich wieder den Hang hinauf. Zum Glück gibt es da ein abgeerntetes Getreidefeld, das mir als Weg dient. Oben gibt es die schönste Aussicht.
Noch einmal, ein Tal weiter gibt es das gleiche Szenario. Diesmal ist der Abstieg recht gut begehbar, die Bachüberquerung wieder einfach, nur der Aufstieg hat es wieder in sich.
Jetzt gehe ich nach den Spuren des Traktors in einem Gerstenfeld. Es wird hier Weizen, Gerste, Hafer und Grünfutter angebaut.
Jeder Hügel ist mit Windrädern besetzt. Das hat jetzt für mich den Vorteil, dass die Straßen, die zum Bau notwendig waren, jetzt als Pilgerautobahn zur Verfügung stehen.
An der Straße komme ich zu einer Informationstafel, die die Bedeutung des Ortes „Aequum Tuticum“ beschreibt. Hier auf dieser Hochfläche auf 570 m war einst einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte des römischen Reiches. Hier kamen die Via Aemilia (in Süd-Nord-Richtung) und die Via Minucia (mit West-Ost- oder Südwest-Nordost-Richtung) zusammen. Die Via Aemilia ist durch zwei Meilensteine aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. gut gekennzeichnet.
In der Nähe befindet sich der Weiler „Tre Fontane“. Hier trafen im Mittelalter die Römerstraßen, die Via Francigena und mehrere Schaftranshumanz-Wege aufeinander. Für die Schafe mussten Abgaben bezahlt werden. In der Umgebung lebt noch eine albanische Minderheit, die mit der Ausdehnung des Osmanischen Reiches im 14. Jhdt. ins heutige Italien flüchteten. Die Nachfahren sprechen heute noch einen veralteten albanischen Dialekt aus der Zeit, der im heutigen Albanien nicht verstanden wird.
Es geht immer höher den Berg hinauf, bis ich an der Villaggio San Leonardo vorbei komme.
Diese Siedlung wurde nach einem Erdbeben 1980 für die Unterbringung der Opfer gegründet. Heute ist hier eine Ferienwohnanlage.
Kurz vor dem Sattel komme ich zum Santuario San Vito, das mit einem Hof verbunden ist.
Der höchste Punkt meiner Wanderung ist erreicht. 995 m stehen zu Buche. Ich unternehme noch einen Abstecher ins Gemüse und der 1000er ist voll.
Vom Sattel habe ich eine gute Aussicht auf die Ebene von Bari.
Nun erfolgt der Abstieg in den heutigen Zielort Celle di San Vito.
Der Ort ist sehr klein, dafür umso beschaulicher und netter.
Auch hier gibt es eine sprachliche Besonderheit, eine frankoprovenzalische Sprachinsel. Noch heute wird der Dialekt hier gesprochen. Auch alle Straßentafeln sind zweisprachig ausgeführt.
Ich schlafe heute in der Pension „Fontanelle“, die zum gleichnamigen Restaurant gehört.
Benevento (= guter Wind) wird am Abend seinem Namen gerecht. Es pfeift und bläst aus allen Ecken. In der Früh ist es dann wieder ruhig. Der Sonnenaufgang lässt die Landschaft aufglühen.
Auf dem Weg aus der Stadt komme ich nochmals am Trajanbogen vorbei.
Ein modernes Pfarrzentrum am Rande der Stadt. Ob es mehr Besucher hat als die Kirchen in der Stadt?
Eigentlich hätte der Weg direkt an diesem Gebäudekomplex vorbeiführen sollen. Als ich die Aufschrift an der Uniform des Wachebeamten gesehen habe, verstehe ich, dass ich einen Umweg machen soll: Es ist eine Strafanstalt.
Auch eine Mülldeponie ist bewacht wie eine Kaserne.
Eine Quelle entspringt neben dem Weg und benützt diesen gleich als Bachbett. Leider gibt es keine Ausweichmöglichkeit. So muss ich schauen, wie ich möglichst trocken bleibe.
Der alte Weg geht noch über diese Brücke aus der Römerzeit. Kaiser Flavius Valens soll den Bau dieser Brücke im 4. Jhdt. angeordnet haben. Von der originalen Steinbrücke stehen nur mehr zwei Steher, die Gewölbe sind aus dem Mittelalter.
Der Weg führt heute hügelauf – hügelab, wobei die Steigungen manchmal sehr extrem sind.
Da war der Strom wohl zu schwer
Wiesenwege sind nicht immer die schönsten Wege, vor allem, wenn das Gras so hoch und dicht ist, dass man den Boden nicht mehr sieht. Aber es gibt schlimmeres.
Die Via Traiana hat natürlich ordentliche Brücken gehabt, nicht solche Übergänge wie ich sie jetzt erlebe.
Unterwegs komme ich an einer kleinen Keramikmanufaktur vorbei. Zum Trocknen kommen die Waren einfach ins Freie.
Buonalbergo rückt näher. Die Stadt liegt am Berghang.
Die Stadt ist für Wanderer über steile Treppen erreichbar. Das historische Zentrum ist hervorragend renoviert. Es gibt keine „blinden Flecken“ zwischendurch.
Leider ist hier am Mittwoch Ruhetag. Keine Bar, kein Café, kein Restaurant. Zum Glück hat ein Minimarkt noch offen. Da kaufe ich mir ein bisschen Obst und Wasser.
Beim Weitergehen schaue ich durch ein Gartentor und sehe eine Gartenanlage, die sich über den halben Hang erstreckt.
Nicht weit davon komme ich an der Fontana del Lombardo vorbei und decke mich mit frischem, richtig kaltem Wasser ein. Gleich danach geht es wieder den Hang hinauf.
Jetzt sind es nur noch zwei Kilometer bis zum Zielort. Die Aussicht auf die Hügel ist grandios. Überall gibt es auf den Hügelkämmen Dörfer und Städtchen.
Ich gehe noch bis Casalbore, wo der Torre Normanna aus dem 12. Jhdt. mit einem Castello die Hauptattraktion darstellt. Auch ein schönes Dorfzentrum gibt es hier.
Ich nächtige heute im Convento St. Antonio. Hier gibt es im Pfarrzentrum für Pilger eine Nächtigungsmöglichkeit.