Archiv für den Monat: September 2025

Lutherweg 7. Tag Mittwoch, 03. September 2025 Grebenau – Alsfeld

Nach ruhiger Nacht ohne Gelsen sind wir schon un 7.10 Uhr auf dem Weg. Vorerst aber nur bis zur nächsten Bäckerei (ca. 1 km), wo wir uns ein gutes Frühstück gönnen. Dann geht’s richtig los.

Es beginnt gleich mit einer Bergwertung, besser Hügelwertung, die uns zu einem schönen Blick auf das Schwarzatal verhilft.

Grebenau

Die Gegend ist sehr hügelig, aber ohne große Höhendifferenzen. Die Getreidefelder, also alle Felder, sind schon abgeerntet.

Hügel um Grebenau

Das kleine Dorf Schwarz ist die erste Siedlung durch die wir heute kommen.

Schwarz
Schwarz – evangelische Kirche

Danach geht es wieder endlos lange durch den Wald. Die Wege sind angenehm begehbar, weisen kaum Steigungen oder Gefälle auf und machen ein gutes Vorankommen möglich.

Forststraße

Am Ende des Tales steht eine riesige Schafherde (zumindest für uns) und lässt sich von uns kaum beim Grasen oder Wiederkäuen stören.

Schafherde

Gut, dass wir uns im Wald aufhalten. Über den Baumkronen weht ein kräftiger Wind, der auf offenem Feld sicher unangenehm ist.

Waldweg
Kurzstopp
Waldweg

In Eifa werden die Pilger dringend aufgefordert sich an die markierte Route zu halten und nicht am Ortsrand nach Westen abzuweichen. Im Zentrum bei der Magdalenenkapelle finden wir dann den Hinweis, dass der Pilgerstempel im Pfarrzentrum zu bekommen sei. Dort führt auch der „alte“ Weg hin. Es wird schon einen Grund haben …..

Hinweis auf die Stempelstelle

Ein letztes Teilstück legen wir noch durch den Wald zurück und stehen plötzlich vor einem Monsterbauwerk. Hier entsteht ein Verteilerzentrum für die NORDWEST Handelsgruppe, eine Händlervereinigung mit einem Umsatz von 4,6 Mrd. €.

Alsfeld – NORDWEST AG

Vom Hügel aus haben wir auch eine schöne Sicht auf Alsfeld, ein Kleinod auf der Deutschen Fachwerkstraße.

Alsfeld

Gleich am Rand der Altstadt fangen die Fachwerkhäuser an. Die Dichte ist einzigartig. Das liegt in der Geschichte der Stadt: Sie war durch ihre Lage an der „kurzen Hessen“ – Straße, einer alten Heer- und Handelsteaße, zu großem Reichtum gekommen. Nach dem 30-jährigen Krieg verlor sie diese Stellung und blieb im Abseits. Für Innovationen blieb kein Geld. Bereits um 1900 erkannten die Stadtväter den Wert der alten Bausubstanz und beschlossen Schutzmaßnahmen. Im 2. Weltkrieg wurden bei einem Luftangriff zwar Häuser beschädigt, aber in keinem Verhältnis zu anderen Städten. Nach dem Krieg setzte sich die Erfolgsgeschichte der Restaurierung der alten Bestände an Fachwerkhäusern fort. 1975 wurde Alsfeld durch den Europarat zur „Europäischen Modellstadt“ erklärt. Heute stehen 400 Objekte in Alsfeld unter Schutz.

Alsfeld – Walburgiskirche 13. Jhdt.
Alsfeld – Walburgiskirche 13. Jhdt.
Alsfeld – Walburgiskirche 13. Jhdt.
Rathaus
Am Marktplatz
Obere Fuldaerstraße
Stadtmauer beim Mainzer Tor

Wir logieren heute in der Pension „Mainzer Tor“ mit angeschlossem Restaurant.

Pension und Restaurant Mainzer Tor
Pension und Restaurant Mainzer Tor
Alsfelder – ein lokales Bier
Vogelsberger Drecksack – saftiges paniertes Schnitzel überzogen mit angeschwenkten Champignons, Zwiebeln und Speckwürfel und zur Krönung mit Käse überbacken

Die gesamte Strecke war ausgezeichnet markiert!

Route auf alpenvereinaktiv.com

Tagesstrecke: 22,6 km; ↑ 287 m; ↓ 290 m

Lutherweg 6. Tag Dienstag, 02. September 2025 Niederjossa –  Grebenau

Heute geht es richtig los. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Butter, Käse, Wurst, Schinken, Marmelade …. brechen wir gegen halb neun auf und verlassen Niederjossa.

Niederjossa – Jossastraße
Niederjossa
Jossatal mit Niederjossa

Wir wandern entlang der aufgelassenen Bahnlinie Niederaula–Alsfeld, auch Gründchenbahn genannt. Sie wird seit 1994 im regulären Verkehr nicht mehr betrieben.

„Gründchenbahn“

Jedes Dorf hat hier seine Fachwerkhäuser. Viele davon sind wahre Juwele.

Oberjossa
Oberjossa – Lutherwegmuseum

Nach ein paar hundert Metern auf der Straße sind wir schon wieder auf Feldwegen unterwegs.

In der Jossaaue bei Breitenbach am Herzberg

Die Kirche in Breitenbach am Herzberg ist leider geschlossen. Den Pilgerstempel für Breitenbach finden wir an anderer Stelle.

Breitenbach – Evangelische Kirche
Breitenbach – Herrenhaus der Dörnbergs
Breitenbach – Wappen der Dörnbergs

Nun beginnt ein langer, gemütlicher Aufstieg auf den Herzberg. Unterwegs genießen wir die gerade reifenden Brombeeren.

Anstieg zum Herzberg

Schon vor der Ankunft auf der größten Höhenburg Hessens, der Burg Herzberg, wussten wir, dass wir vor einem verschlossen Burgtor stehen würden.

Burg Herzberg

An nächsten Wochenende findet hier ein großes Mittelalterspektakel statt. Deshalb ist in dieser Woche bis dahin die Burg nicht zugänglich.

Burg Herzberg

Die Burg stammt aus dem 13. Jhdt. Ihre Lage an der Heer- und Handelsstraße „Kurze Hessen“ war lange Zeit strategisch wichtig. Im Dreißigjährigen Krieg standen 1631 Tilly und Otto Heinrich Fugger vor der Burg, 1635 belagerte sie Marquis de Grana, und 1637 marschierte General Piccolomini mit 4.000 Mann und „viel grobem Geschütz“ vor der Burg auf. Heute steht die Burg im Besitz der Familie Dörnberg aus dem hessischen Uradel.

Burg Herzberg
Ausblick von der Burg Herzberg

Wir besuchen auch die beschauliche Stätte mit dem Pilgerkreuz nahe der Burg. Auf dem höchsten Punkt des Lutherwegs 1521 in Hessen (506 m) wurde dieses Kreuz errichtet. Es findet sein Pendant im Cruz de ferro auf dem Jakobsweg in Spanien.

Pilgerkreuz
Pilgerkreuz

Hier erinnert auch eine kleine Tafel an den „Mentor des Lutherweges 1521“, Bernd Rausch. Er hat den Lutherweg ins Leben gerufen.

Gedenktafel am Pilgerkreuz

Wege gibt es genug am Herzberg!

Wegweiser

Nun beginnt der eher kurze Abstieg, teilweise auf Forststraßen, teilweise auf Waldwegen.

Forststraße

Kurz vor unserm Ziel holt uns eine Regenwolke ein, die ein paar Wasserspritzer für uns übrig hat. Die Windjacke als Schutz reicht leicht aus.

In leichter Schutzausrüstung

Als wir in Grebenau ankommen, scheint schon wieder die Sonne.

Grebenau

Wir nächtigen heute bei Frau Fughe, Apothekerin in Grebenau, die Pilgern eine Unterkunft zur Verfügung stellt.

Grebenau – Paracelsus-Apotheke
Pilgerzimmer

Nach einer Erholungszeit machen wir uns auf, den Ort zu erkunden.

Grebenau – Altes Rathaus – bis vor kurzem ein Restaurant
Grebenau – Evangelische Kirche (verschlossen)

Das heutige Rathaus ist in einem historisch interessanten Gebäude untergebracht. Im 13. Jhdt. entstand hier eine Wasserburg, die der Sicherung der „Kurzen Hessen“ – Straße diente. Nach der Zerstörung der Burg 1269 wurde das Burggebäude von den Johannitern wieder aufgebaut und um 1278 eine Kommende gegründet.

Grebenau – Rathaus

Organisatorisch haben wir heute unsere flexible Seite zeigen dürfen. Die geplante Mittagspause auf Burg Herzberg fiel der Sperre zum Opfer, die einzige Pizzeria im Ort hat jetzt Montag und Dienstag geschlossen. Die nächsten Restaurants sind mindest fünf Kilometer entfernt und der Pizzadienst fährt Grebenau wegen einer Baustelle im Ort nicht an. Wir haben in einer Fleischerei gegessen, in einer Bäckerei Kaffee und Schwarzwälder Schnitte genossen und uns ein Bier aus dem Edeka – Laden mit aufs Zimmer genommen.

Tagesstrecke: 15,2  km; ↑ 340 m; ↓ 307 m

Route auf alpenvereinaktiv.com

Link zu Lutherweg 5. Tag Bad Hersfeld – Niederjossa